KUNSTBLITZ_Winter_2023
Magazin für Kunst und Kultur
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Magazin für Kunst und Kultur<br />
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong><br />
kostenlos<br />
Januar - März|<strong>2023</strong><br />
www.kunstblitz.de<br />
20 Judith Samen<br />
24 Guido reni<br />
FEMME FATALE SEITE 32<br />
50 Allee-Center-Art <strong>2023</strong>
GEFÄHRDETES PARADIES<br />
Alexandra Müller-Jontschewa<br />
4. März bis 18. Juni <strong>2023</strong><br />
Panorama Museum Bad Frankenhausen<br />
Di bis So 10 - 17 Uhr<br />
Tel.: 034671 619-0<br />
www.panorama-museum.de<br />
Die Heimsuchung des heiligen Antonius, 1995 (Ausschnitt)
UNTER UNS<br />
Liebe Leser*innen,<br />
was wird uns das Jahr <strong>2023</strong> bringen? Wir<br />
liegen sicherlich nicht falsch, wenn wir<br />
sagen, dass die meisten von uns sich Der<br />
Frieden in der Welt wünschen. Wir hoffen,<br />
dass das Sterben durch den Kriege (in der<br />
Ukraine und in andere Länder der Welt)<br />
endlich ein Ende findet. Wir hoffen auch,<br />
dass friedliche Demonstranten in Iran nicht<br />
mehr von eine korrupte Regierung ermordet<br />
werden, dass Diktatoren, wie in Nordkorea<br />
endlich zur Vernunft kommen. Werden unsere<br />
Wünsche in Erfüllung gehen? Das können<br />
wir leider nicht vorhersagen, aber wir<br />
sollten weiterhin die Hoffnung nicht aufgeben<br />
und als als Menschen die Kunst und<br />
Kultur schätzen,, sollten wir alles dafür tun,<br />
um unsere Hoffnungen endlich in Realität<br />
umsetzen zu können. Wir wissen, dass Sie<br />
dabei sein werden!<br />
Patrizio Medagli<br />
Für Künstler*innen hinweisen wir auf die<br />
nächsten Ausstellungen aus der Reihe „Die<br />
leichteste ART, der KUNST zu begegnen“.<br />
In Magdeburg kommt wieder die „Allee-<br />
Center-ART“ und in Wildau (bei Berlin) die<br />
„ART A10“, Künstler*innen können sie sich<br />
ab sofort bewerben. Wie in den vergangenen<br />
Veranstaltungen ist auch in diesem<br />
Jahr die Teilnahme an der Ausstellung für<br />
Künstler*innen kostenlos! Da die Ausstellung<br />
einen ähnlichen Charakter wie eine<br />
Kunstmesse hat, lohnt es sich wirklich, daran<br />
teilzunehmen.<br />
AUSSTELLUNGEN<br />
Was wir mit Sicherheit sagen können ist,<br />
dass zurzeit sehr sehenswerten Ausstellungen<br />
auf Sie warten und wir haben uns für<br />
Sie umgeguckt. Auf unsere Seiten berichten<br />
ausführlich darüber.<br />
Darüber hinaus wird derzeit verhandelt, um<br />
diesen Ausstellungszyklus nach Berlin zu<br />
holen. Sobald die Termine und Details feststehen,<br />
werden wir Sie darüber informieren.<br />
Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre!<br />
3
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | INHALT<br />
6 GABRIELE MÜNTER - MENSCHENBILDER<br />
BUCERIUS KUNST FORUM<br />
12 SUNSET.<br />
KUNSTHALLE BREMEN<br />
18 ADOLF HÖLZEL, LESENDE<br />
MUSEUM WIESBADEN<br />
20 JUDITH SAMEN<br />
KUNSTRAUM GEWERBEPARK-SÜD<br />
24 GUIDO RENI<br />
STÄDEL MUSEUM<br />
32 FEMME FATALE<br />
HAMBURGER KUNSTHALLE<br />
GUIDO RENI (1575–1642)<br />
BACCHUS UND ARIADNE, UM 1614–16<br />
ÖL AUF LEINWAND, 96 X 86 CM<br />
LOS ANGELES COUNTY MUSEUM OF ART, LOS<br />
ANGELES<br />
FOTO: LOS ANGELES COUNTY MUSEUM OF ART,<br />
LOS ANGELES<br />
IMPRESSUM Herausgeber und Eigentümer: Patrizio Medagli Verantwortlich<br />
für den redaktionellen Inhalt: Patrizio Medagli Redaktion:<br />
Patrizio Medagli, Helga Wicher, Giuliana Medagli, Anke Elster.<br />
Redaktion Postadresse: Vohwinkeler Str. 154, 42329 Wuppertal<br />
(Germany) Telefon 0202 738217, info@derkunstblitz.com, www.<br />
derkunstblitz.com. Verlag: Weinheimer Verlags-GmbH Konzeption/<br />
Layout: Eduardo Rahmani, Gertenbachstraße 20, 42899 Remscheid,<br />
Tel: 02191 5658298, Fax: 02191 54598, info@bvg-menzel.de, www.<br />
bvg-menzel.de Bildmaterial: A10 Center Wildau, Albertina Wien,<br />
Kunstraum Gewerbepark-Süd, Hamburger Kunsthalle, Städel Museum,<br />
Museum Wiesbaden, Kunsthalle Bremen, Bucerius Kunst Forum,<br />
Allee-Center-Art. Titelseite/Quelle: Allee-Center-Art, Hamburger<br />
Kunsthalle, Kunstraum Gewerbepark-Süd, Städel Museum.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr<br />
übernommen. Der Nachdruck ist – auch auszugsweise – nur<br />
mit Quellenangabe gestattet. Mit Namen oder Initialen gezeichnete<br />
Beiträge geben die Meinung des Verfassers, aber nicht unbedingt die<br />
der Edition ARTistica wieder<br />
40 PORTRAIT JIMMY ROBERT<br />
42 RUTH BAUMGARTE<br />
ALBERTINA, WIEN<br />
50 ALLEE-CENTER-ART <strong>2023</strong><br />
58 ART A10 IM A10 CENTER<br />
4<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
Oskar Zwintscher<br />
Weltflucht und<br />
Moderne<br />
3 Mär — 23 Jul 23<br />
Förderer und Partner<br />
Kulturpartner<br />
Oskar Zwintscher, Selbstporträt, 1900. © Kunsthalle Bremen — Der Kunstverein in Bremen. Foto: Marcus Meyer<br />
5
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | BUCERIUS KUNST FORUM<br />
GABRIELE MÜNTER: SCHLAFENDES MÄDCHEN (BRAUN, BLAU), 1934<br />
Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München<br />
© VG Bild-Kunst, Bonn 2022<br />
6<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
GABRIELE MÜNTER<br />
MENSCHENBILDER<br />
11. FEBRUAR BIS 21. MAI <strong>2023</strong><br />
7
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | BUCERIUS KUNST FORUM<br />
Das Bucerius Kunst Forum präsentiert<br />
mit Gabriele Münter. Menschenbilder<br />
die erste umfassende thematische<br />
Ausstellung der bedeutenden deutschen Expressionistin.<br />
Die Schau legt erstmals den<br />
Fokus allein auf die Porträts, mit denen sich<br />
die Künstlerin in den Jahren 1899/1900 bis<br />
1940 intensiv beschäftigte. Anhand von rund<br />
100 Gemälden, Druckgrafiken, Zeichnungen,<br />
Fotografien und Hinterglasmalerei veranschaulicht<br />
die Schau den enormen Facettenreichtum<br />
ihres Werkes und ihren einzigartigen<br />
Pioniergeist. Neben Werken der Gabriele<br />
Münter- und Johannes Eichner-Stiftung und<br />
der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und<br />
Kunstbau München versammelt die Schau<br />
Leihgaben bedeutender Sammlungen wie<br />
dem Milwaukee Art Museum, der National<br />
Gallery of Ireland, dem Museum Ludwig,<br />
Köln oder dem Israel Museum sowie privater<br />
Leihgeber:innen.<br />
Ihr Leben lang hat sich Gabriele Münter<br />
(1877 – 1962) für Menschen und deren Darstellung<br />
interessiert. Als Kind hielt sie Personen<br />
in Bleistiftzeichnungen und während<br />
ihrer Reise durch die USA (1899/1900) mit<br />
ihrer Kamera fest. Bei ihrem künstlerischen<br />
Debüt 1907 im Salon d’Automne in Paris wa-<br />
GABRIELE MÜNTER: MANN IM SESSEL (PAUL KLEE), 1913<br />
Bayerische Staatsgemäldesammlung, Pinakothek der Moderne, München<br />
© VG Bild-Kunst, Bonn 2022 / Foto: bpk / Bayerische Staatsgemäldesammlungen<br />
8<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
GABRIELE MÜNTER: DAME IM SESSEL, SCHREIBEND (STENOGRAPHIE. SCHWEIZERIN IN PYJAMA), 1929<br />
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Dauerleihgabe der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München<br />
© VG Bild-Kunst, Bonn 2022<br />
9
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | BUCERIUS KUNST FORUM<br />
GABRIELE MÜNTER: BILDNIS MARIANNE VON WEREFKIN, 1909, Gabriele Münterund<br />
Johannes Eichner-Stiftung, München © VG Bild-Kunst, Bonn 2022<br />
ren die Mehrzahl ihrer ausgestellten Werke<br />
Porträts. „Bildnismalen ist die kühnste und<br />
schwerste, die geistigste, die äußerste Aufgabe<br />
für den Künstler. Über das Portrait hinaus<br />
zu kommen, kann nur der fordern, der<br />
noch nicht bis zu ihm vorgedrungen ist“,<br />
formulierte sie selbst einmal. Während ihrer<br />
Zeit als Gründungsmitglied des Blauen Reiters<br />
schuf sie unvergleichliche Bildnisse in<br />
farbgewaltiger, expressiver Formensprache.<br />
Auch als sie in Skandinavien im Exil lebte und<br />
nach ihrer Rückkehr 1920 interessierten sie<br />
die Menschen am meisten. Die Zeichnungen<br />
in ihren Skizzenbüchern sind unübertroffen,<br />
sowohl in der ausdrucksstarken Wiedergabe<br />
des Menschen in wenigen Strichen als auch<br />
in der Komposition.<br />
Die Ausstellung Gabriele Münter. Menschenbilder,<br />
die in Kooperation mit der Gabriele<br />
Münter- und Johannes Eichner-Stiftung und<br />
der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und<br />
Kunstbau München entstanden ist, gliedert<br />
sich in sechs Kapitel: Selbstbildnisse, Porträts,<br />
Kinderporträts, Figurenbildnisse, Menschen<br />
in Zeichnungen und Gruppenporträts.<br />
Jedes Kapitel ist chronologisch aufgebaut<br />
und beginnt mit Münters frühen Fotografien,<br />
welche bisher in der Rezeption meist ausgeklammert<br />
wurden. Doch diese zeigen schon<br />
in frühen Jahren ihren Blick für Menschen,<br />
Situationen und Kompositionen und ihre<br />
künstlerische und visuelle Begabung. Zusammen<br />
mit den farbintensiven Porträts in Malerei,<br />
den Druckgrafiken und Zeichnungen der<br />
folgenden Jahrzehnte lassen sich Gabriele<br />
Münters künstlerische Entwicklung und ihre<br />
Experimentierfreudigkeit nachvollziehen. Der<br />
Umgang mit Farbe und Formen, für den sie<br />
berühmt wurde, sowie ihr ausgeprägtes Zeichentalent<br />
werden ebenso sichtbar wie die<br />
Vielseitigkeit ihrer Bildsprache.<br />
In ihren Porträts schafft es Münter, das Wesen<br />
der Porträtierten durch den jeweils gewählten<br />
Malstil, die Komposition und die<br />
Abstraktion zu erfassen. Sie bringt in der<br />
10<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
GABRIELE MÜNTER: KLEINES MÄDCHEN AUF<br />
EINER STRASSE, ST. LOUIS, 1900<br />
Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung,<br />
München<br />
© VG Bild-Kunst, Bonn 2022<br />
GABRIELE MÜNTER: SELBSTBILDNIS, 1935, 1935, Gabriele Münterund<br />
Johannes Eichner-Stiftung, München © VG Bild-Kunst, Bonn 2022<br />
Gattung des Porträts auch zum Ausdruck,<br />
was sie inhaltlich oder formal bewegt. In ihren<br />
Gruppenporträts übersetzt sie zwischenmenschliche<br />
Beziehungen und die Gruppendynamik<br />
in ein Strukturgefüge und bezieht<br />
auch die Landschaft als Bedeutungsträger in<br />
die Komposition mit ein.<br />
Die offene Architektur der Ausstellung gewährt<br />
immer wieder Blicke in andere Kapitel,<br />
in denen sich Parallelen und die Vielschichtigkeit<br />
ihres Œuvres erkennen lassen. Kathrin<br />
Baumstark, Direktorin des Bucerius Kunst<br />
Forums und Kuratorin der Ausstellung, war<br />
es bei dieser fokussierten monografischen<br />
Schau wichtig, Münter als eigenständige<br />
Künstlerin unabhängig vom Kontext des<br />
Blauen Reiters und Wassily Kandinskys zu<br />
betrachten und ihre enorme künstlerische<br />
Bandbreite losgelöst von ihrer Biografie<br />
zu zeigen. Somit verdeutlicht das Bucerius<br />
Kunst Forum Münters singuläre Bedeutung<br />
als zentrale Künstlerfigur des deutschen Expressionismus.<br />
Bucerius Kunst Forum<br />
Alter Wall 12<br />
20457 Hamburg<br />
Tel.: 040 3609960<br />
www.buceriuskunstforum.de<br />
11
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | KUNSTHALLE BREMEN<br />
Sunset.<br />
Ein Hoch auf die sinkende Sonne<br />
BIS 2. APRIL <strong>2023</strong><br />
CASPAR DAVID FRIEDRICH, FRAU VOR DER UNTERGEHENDEN SONNE, UM 1818<br />
Öl auf Leinwand, 22 x 30 cm<br />
Foto: Museum Folkwang Essen / ARTOTHEK<br />
12<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
CLAUDE MONET, DAS PARLAMENT, SONNENUNTERGANG, 1904<br />
Öl auf Leinwand, 81 x 92 cm<br />
Foto: Kunstmuseen Krefeld – Volker Döhne / ARTOTHEK<br />
Obwohl ein alltägliches Phänomen,<br />
zieht uns die untergehende<br />
Sonne immer wieder in ihren<br />
Bann. Auch aus der Kunst ist das Motiv<br />
nicht wegzudenken. Und dennoch steht<br />
es unter Kitsch-Verdacht. Mit der Ausstellung<br />
„Sunset“ (26. November 2022 bis<br />
2. April <strong>2023</strong>) präsentiert die Kunsthalle<br />
Bremen rund 120 hochkarätige Werke von<br />
der Romantik bis in das 21. Jahrhundert.<br />
In der Ausstellung geht es nicht nur um die<br />
Frage des Kitsches, sondern auch um das<br />
Potential des Themas, in zutiefst menschliche<br />
Sphären vorzudringen. So sind die gezeigten<br />
Werke vielfältig: Die Arbeiten unter<br />
anderem von Tacita Dean, Claude Monet,<br />
Dieter Roth, William Turner und Félix Vallotton<br />
sind berührend, humorvoll und apokalyptisch<br />
– mal abstrakt, mal atemberaubend<br />
schön.<br />
13
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | KUNSTHALLE BREMEN<br />
WOLFGANG MATTHEUER, DER BLAUE SOMMERABEND, 1985<br />
Öl auf Leinwand, 170 x 200 cm<br />
Berlin Hyp AG, © VG Bild-Kunst, Bonn 2022<br />
Das Motiv des Sonnenuntergangs erlangte<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts an Popularität,<br />
als Fotografie und druckgrafische Verfahren,<br />
später Film und das Internet für eine<br />
massenhafte Verbreitung von Sonnenuntergangsbildern<br />
sorgten. In der Ausstellung<br />
„Sunset. Ein Hoch auf die sinkende Sonne“<br />
(26. November 2022 bis 2. April <strong>2023</strong>) werden<br />
rund 120 Sonnenuntergänge in Form<br />
von Gemälden, Zeichnungen, Graphiken,<br />
Fotografien, Videos und Installationen präsentiert.<br />
Die Darstellungsweisen reichen<br />
weit über wunderschöne und kitschige Abbildungen<br />
hinaus. Denn in der Kunst wurde<br />
das Motiv unter anderem auch kritisch<br />
aufgegriffen. Wie beispielsweise in dem<br />
Plakat „Keine Freiheit ohne Verschwendung“<br />
von Klaus Staeck aus dem Jahr der zweiten<br />
Ölpreiskrise 1979. Vor einem spektakulär<br />
schillernden Himmel sind ein Sportwagen<br />
14<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
Alltagsfotografie – sind Berge und Meeresküsten<br />
wie in William Turners Gemälde<br />
„Strand von Calais bei Niedrigwasser“ (1830)<br />
oder in dem großformatigen Gemälde „Das<br />
Loisachtal in den bayerischen Alpen“ (1871)<br />
des Bremer Malers Johann Wilhelm Julius<br />
Köhnholz. Für „Sunset“ verlässt das Gemälde<br />
von Köhnholz erstmals nach hundert<br />
Jahren wieder das Depot der Kunsthalle.<br />
2015 wurde es zudem aufwendig<br />
restauriert.<br />
EINE PHASE DER SELBSTBEGEGNUNG<br />
Die Betrachtung des Sonnenuntergangs<br />
bringt zwangsweise etwas melancholisches,<br />
ANNA ANCHER, TRAUER (SORG), 1902<br />
Öl auf Leinwand, 86,5 x 73,8 cm<br />
© Art Museums of Skagen, Foto: Kirsten Bojstrup passepartout<br />
WERKSTATT<br />
Individuelle Lösungen für Ihre perfekte Präsentation.<br />
und ein Linienflugzeug zu sehen. Zwischen<br />
den CO2-Schleudern steht ein gutgelauntes<br />
junges Paar. Die Enkel*innengeneration der<br />
beiden wird den Begriff Flugscham prägen.<br />
So ist das Staeck’sche Plakat auch nach<br />
vierzig Jahren unverändert aktuell.<br />
KLASSISCHE SUNSET-SEHNSUCHTSORTE<br />
Die klassischen Sehnsuchtsorte des Sonnenuntergangs<br />
– in der Kunst und in der<br />
Rahmen Passepartouts Zubehör<br />
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15
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | KUNSTHALLE BREMEN<br />
JOHANN WILHELM JULIUS KÖHNHOLZ, DAS LOISACHTAL IN<br />
DEN BAYERISCHEN ALPEN,<br />
um 1871<br />
Öl auf Leinwand, 120 x 151 cm<br />
Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen<br />
wehmütiges und selbstreflexives mit sich.<br />
So finden sich in der Kunst zahlreiche Menschen,<br />
die andächtig in die Sonne schauen<br />
wie bei „Frau vor der untergehenden Sonne“<br />
(um 1818) von Caspar David Friedrich oder<br />
in dem wandfüllenden Gemälde von Heike<br />
Kati Barath.Da der Sonnenuntergang ein<br />
Bild der Vergänglichkeit sein kann, eignet er<br />
sich insbesondere dazu Erinnerungen und<br />
Gedanken an Abwesende wachzurufen. Im<br />
Gemälde „Trauer“ (1902) von der dänischen<br />
Künstlerin Anna Ancher untermalt der Sonnenuntergang<br />
eben diesen Moment zweier<br />
Frauen am Kreuz.<br />
DER SONNENUNTERGANG GEHT IN SERIE<br />
Die Popart liebt den Sonnenuntergang. Bei<br />
Ed Ruscha findet man ihn mehrfach, wie in<br />
seinem monumentalen Panoramagemälde<br />
„The Back of Hollywood“ (1977). Andy Warhol<br />
hat 1972 eine eindrucksvolle Sunset-Serie<br />
gestaltet, die für ein luxuriöses Hotel in<br />
Auftrag gegeben wurde. Als Vorläufer können<br />
in diesem Zuge auch die Werke von Félix<br />
Vallotton gesehen werden. Ab 1910 malte<br />
Vallotton bis zu seinem Tod rund 40 Sonnenuntergänge<br />
– niemals Sonnenaufgänge.<br />
DAS GROSSE GANZ KLEIN<br />
Die ferne Größe des Sonnenuntergangs lässt<br />
sich auch im Kleinen und Nahen finden, zum<br />
Beispiel im Treibgut am Strand oder in den<br />
Lamellen eines Pilzes. Dieter Roth wartet<br />
Ende der 1960er Jahre mit einer buchstäblichen<br />
Verwurstung des Sonnenuntergangsmotivs<br />
auf. In einer ganzen Reihe von Arbeiten<br />
positioniert er jeweils zwischen zwei<br />
verschiedenfarbigen Blättern eine Wurstscheibe<br />
so, dass sie an der Horizontkante der<br />
Papiere wie ein halb vollzogener Sonnenuntergang<br />
erscheint.<br />
TRÜBE AUSSICHTEN<br />
Die Sensibilität für den Klimawandel verändert<br />
auch den Blick auf die Kunstgeschichte.<br />
Eine Gemäldeserie des Britischen Parlamentes<br />
von Claude Monet ist dafür ein schreck-<br />
16<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
CHRISTIAN MORGENSTERN, BURGRUINE, 1838<br />
Öl auf Leinwand, 23 x 35 cm<br />
Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen<br />
lich schönes Beispiel. Aus heutiger Sicht werden<br />
die trübe Lichtstimmung als Dokument<br />
früher Umweltverschmutzung interpretiert.<br />
Die Melancholie von Monets Bild wohnt<br />
auch Tacita Deans Filmarbeit „The Green Ray“<br />
von 2001 inne. Der grüne Strahl ist ein sehr<br />
selten wahrnehmbares optisches Phänomen,<br />
das bei Sonnenuntergang sichtbar werden<br />
kann. Ein heller grüner Schein erglimmt am<br />
oberen Rand der Sonnenscheibe. Unsere allerorts<br />
verbauten Sichtverhältnisse, Smog<br />
und die zunehmende Lichtverschmutzung<br />
rücken das Glück ihn zu erhaschen heutzutage<br />
in die Liga eines Wunders.<br />
120 WERKE IN ZEHN RÄUMEN UND EINE<br />
AUSSENINSTALLATION<br />
In der Ausstellung „Sunset. Ein Hoch auf die<br />
sinkende Sonne“ (26. November 2022 bis 2.<br />
April <strong>2023</strong>) werden in zehn Sälen insgesamt<br />
rund 120 Kunstwerke präsentiert. Die Gemälde,<br />
Zeichnungen, Graphiken, Fotografien,<br />
Videos und Installationen stammen<br />
unter anderem von Anna Ancher, Heike Kati<br />
Barath, Tacita Dean, Max Ernst, Caspar David<br />
Friedrich, Emil Nolde, Claude Monet, Ed<br />
Ruscha, Norbert Schwontkowski, Wolfgang<br />
Tillmans, William Turner, Günther Uecker,<br />
Félix Vallotton und Andy Warhol.<br />
Die Ausstellung strahlt auch nach außen:<br />
Die eigens für die Show entwickelte LED-<br />
Installation „SW-235° 16:16 h“ des Schweizer<br />
Lichtkünstlers Daniel Hausig ist an der<br />
Fassade der Kunsthalle zu sehen. Farbige<br />
Lichtszenen und Sequenzen wandern über<br />
die Fenster der Kunsthalle. Und im Café<br />
Sylvette leuchtet anlässlich der Ausstellung<br />
eine Neonarbeit von Fiete Stolte.<br />
Kunsthalle Bremen<br />
Am Wall 207<br />
28195 Bremen<br />
Tel.: 0421 329080<br />
www.kunsthalle-bremen.de<br />
17
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | MUSEUM WIESBADEN<br />
Jubiläen, Neuerwerbungen und ein<br />
Sensationsfund für das Museum Wiesbaden:<br />
Adolf Hölzel, Lesende<br />
2022 war ein bewegtes Jahr für die<br />
Sammlungspräsentation des 20. Jahrhunderts<br />
im Wiesbadener Landesmuseum.<br />
Neben Sonderausstellungsprojekten<br />
zu großen Namen wie Frank Stella oder Ernst<br />
Wilhelm Nay, gibt es Neues in der Sammlung<br />
zu entdecken: Ankäufe und Schenkungen von<br />
Dietrich Helms, Ida Kerkovius und Winston<br />
Roeth. Ein besonderes Ereignis für die museale<br />
Sammlung ist die Wiederentdeckung eines<br />
verschollenen Glasfensters von Adolf Hölzel.<br />
Das bislang im Werkverzeichnis als verschollen<br />
geführte, originale Glasfenster „Lesende“<br />
(1926) des Stuttgarter Künstlers Adolf Hölzel,<br />
einer der Pioniere der abstrakten Kunst, ist für<br />
das Museum Wiesbaden ein Sensationsfund.<br />
Mit diesem bedeutenden Ankauf ist nach der<br />
Restitution des Hölzel-Gemäldes Prozession<br />
im Jahr 2020 an die Erben von Ernst und<br />
Gertrud Flersheim wieder ein spätes Werk<br />
des Künstlers in der Sammlung. Das vielteilige<br />
Glasfenster (über 650 Scheiben) wurde<br />
zunächst aufwendig restauriert. Das Werk<br />
verbindet - wegweisend erleuchtet durch<br />
den Einsatz sparsamer LED-Technik - die Jugendstilabteilung<br />
im ersten Stock mit dem<br />
Aufbruch der Moderne im Erdgeschoss des<br />
Museums Wiesbaden. Das Glasbild „Lesende“<br />
ist eines von nur vier Fenstern, die Hölzel für<br />
zumeist industrielle Auftraggeber ausführte<br />
- 1918 in Hannover für den Festsaal der<br />
Firma Bahlsen, 1928/29 für das Rathaus in<br />
Stuttgart und 1932, erneut in Hannover, für<br />
den Konferenzsaal der Pelikan-Werke. 1926<br />
beauftragte Dr. Willi Fulda in der Lausitz<br />
(Schlesien) das schmales Glasfenster „Lesende“<br />
für die Bibliothek des von ihm geleiteten<br />
„Lauta“-Werks. Jetzt wird es nun im Museum<br />
Wiesbaden präsentiert, nachdem es über ein<br />
Kölner Auktionshaus aus Privatbesitz erworben<br />
werden konnte.<br />
Ebenso hat sich in den Galerieräumen des<br />
Museums einiges getan: In den neu eingerichteten<br />
Jawlensky-Räumen findet man<br />
nicht nur Werke der mit dem Maler viele<br />
Jahre liierten Marianne von Werefkin, sondern<br />
auch seiner Weggefährtinnen Natalia<br />
Gontscharowa, Maria Marc, Gabriele Münter<br />
oder Ida Kerkovius. Von letzterer wird der<br />
erst seit 2021 in der Sammlung befindliche<br />
18<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
ADOLF HOELZEL, LESENDE<br />
Foto Bernd Ficker<br />
Bauhaus-Teppich Hommage à Kandinsky mit<br />
den geometrischen Abstrakten Köpfen Jawlenskys<br />
kombiniert. Schließlich wird der vor<br />
wenigen Wochen verstorbene und dem Museum<br />
Wiesbaden über drei Jahrzehnte sehr<br />
verbundene Objektkünstler, Maler und Zeichner<br />
Dietrich Helms (1933-2022) durch die<br />
erstmalige Präsentation eines seiner seltenen<br />
frühen Rauten-Bilder geehrt.<br />
Dieses ist 1956 unter dem Eindruck der kurz<br />
zuvor von ihm besuchten Lehrveranstaltung<br />
Ernst Wilhelm Nays in der Landeskunstschule<br />
Hamburg entstanden und wurde vom Künstler<br />
2018 dem Museum Wiesbaden überlassen.<br />
Helms wird im Kontext des De Stijl-Künstlers<br />
Friedrich Vordemberge-Gildewart gezeigt,<br />
dessen schriftlichen Nachlass er nicht nur erforscht<br />
hat; er war auch daran beteiligt, dass<br />
dieser 1997 von der schweizerischen Stiftung<br />
Vordemberge-Gildewart dem Museum Wiesbaden<br />
in Gänze (inkl. der Briefwechsel mit so<br />
bedeutenden Künstlern wie Hans Arp, Theo<br />
van Doesburg oder Piet Mondrian) übergeben<br />
wurde.<br />
Aus dem Bereich der Malerei der Gegenwart<br />
ist neben Eva Hesse, Ellsworth Kelly, Robert<br />
Mangold, Albert Oehlen, Andy Warhol und<br />
Gerhard Richter eine Arbeit des amerikanischen<br />
Malers Winston Roeth zu erwähnen,<br />
die der Künstler anlässlich seiner Ausstellung<br />
„Speed of Light“ 2020 dem Museum geschenkt<br />
hat. Eine Arbeit auf Holz, die im Pendant zur<br />
Farbmalerei von Otto Ritschl für einen besonderen<br />
Schwerpunkt des Hauses steht.<br />
19
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | KUNSTRAUM GEWERBEPARK-SÜD<br />
Judith Samen<br />
„Vom Rohen kosten“<br />
22.01. - 19.03.<strong>2023</strong><br />
Verletzlichkeit ist eins der großen<br />
Themen unserer Zeit, genauso wie<br />
das Überschreiten von Grenzen. Dies<br />
wird auch in der Ausstellung „Vom Rohen<br />
kosten“ von Judith Samen deutlich, die am<br />
Sonntag, 22. Januar, um 11 Uhr im Kunstraum<br />
Gewerbepark-Süd, Hofstraße 64, eröffnet<br />
wird. Judith Samens Kunst bewegt<br />
sich zwischen Inszenierung und Authentizität<br />
des menschlichen Daseins. Körperlichkeit,<br />
Nahrungsmittel, sowie Elemente<br />
aus Kunstgeschichte und Alltag greift sie in<br />
ihrer Arbeit auf. Auf der Suche nach ungesehenen<br />
und berührenden Bildschöpfungen<br />
formuliert sie Werke zwischen Poesie und<br />
Drastik. Sie verbindet Verletzlichkeit und<br />
Humor, Vergänglichkeit und tiefes Körperempfinden<br />
mit Tragik und Komik. Dabei<br />
dehnt sich scheinbar Gewohntes zum Absurden<br />
hin aus. Ihre künstlerische Strategie<br />
umfasst Irritation als Mittel, um Betrachterinnen<br />
und Betrachter offen herauszufordern.<br />
Samens Arbeiten sind von weiblicher Körpererfahrung<br />
geprägt; Vergänglichkeit,<br />
Mutter-Sein und andere existenzielle Fragen<br />
des Lebens werden aus dieser Perspektive<br />
erschlossen. In der Tradition der<br />
Fluxus-Bewegung verwischt Judith Samen<br />
Grenzen zwischen Kunst und Alltag. Dazu<br />
nutzt sie den realitätsrepräsentativen Charakter<br />
der Fotografie. Ihr Werk umfasst Fo-<br />
20<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
21<br />
© „PERFORMANCE OHNE PUBLIKUM“, 2022, TISCH, STEAK, NAGEL UND BILD O.T. (HOLDMYHEART), 2020, 109 X 74 CM,<br />
INSTALLATIONSANSICHT: MARTINA SAUTER
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | KUNSTRAUM GEWERBEPARK-SÜD<br />
© „PERFORMANCE OHNE PUBLIKUM“, 2022, TISCH, STEAK, NAGEL 2020, (DETAIL) 109 X 74 CM,<br />
INSTALLATIONSANSICHT: MARTINA SAUTER<br />
tografien, Rauminstallationen, Zeichnungen,<br />
Videos und performatives Handeln.<br />
Die Ausstellung „Vom Rohen kosten“ wurde<br />
für das Deutsche Fleischermuseum in Böblingen<br />
mit aktuellen Werken entwickelt, wo<br />
sie zuerst 2022 in einem historischen Fachwerkhaus<br />
präsentiert wurde. Für die zweite<br />
Station in Hilden hat Judith Samen die<br />
Ausstellung weiterentwickelt und mit neuen<br />
Arbeiten an die herausfordernde Räumlichkeit<br />
der alten Industriehalle angepasst.<br />
Eröffnet wir die Ausstellung von Bürgermeister<br />
Claus Pommer. Die Einführung<br />
übernimmt Prof. Dr. Guido Reuter. Musikalisch<br />
begleitet wird die Veranstaltung von<br />
Forges am Kontrabass.<br />
Nach der Eröffnung ist die Ausstellung bis<br />
zum 19. März dienstags bis freitags von 14<br />
Uhr bis 18 Uhr sowie samstags, sonntags<br />
und an Feiertagen von 11 Uhr bis 16 Uhr für<br />
Besucherinnen und Besucher geöffnet. Der<br />
Eintritt ist frei.<br />
Kunstraum Gewerbepark-Süd<br />
Hofstraße 64<br />
Telefon: 02103-721232 / 72-1237<br />
kulturamt@hilden.de<br />
www.hilden.de<br />
22<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
FONDATION BEYELER<br />
29. 1. – 21. 5. <strong>2023</strong><br />
RIEHEN / BASEL<br />
Wayne Thiebaud, Girl with Pink Hat, 1973 (Detail), Öl auf Leinwand, 91,4 × 74,9 cm,<br />
San Francisco Museum of Modern Art Schenkung von Jeannette Powell,<br />
© Wayne Thiebaud Foundation / 2022, ProLitteris, Zurich, Foto: Katherine Du Tiel<br />
23
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | STÄDEL MUSEUM<br />
GUIDO RENI (1575–1642) HIPPOMENES UND ATALANTE, UM 1615–18<br />
Öl auf Leinwand, 206 x 297 cm, Museo Nacional del Prado, Madrid, Foto: Museo Nacional del Prado, Madrid<br />
24<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
Guido Reni<br />
der Maler des Göttlichen<br />
BIS 5. MÄRZ <strong>2023</strong><br />
25
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | STÄDEL MUSEUM<br />
AUSSTELLUNGSANSICHT „GUIDO RENI. DER GÖTTLICHE“, Foto: Städel Museum – Norbert Miguletz<br />
In einer groß angelegten Ausstellung<br />
entdeckt das Städel Museum ab dem 23.<br />
November 2022 den einstigen Malerstar<br />
des italienischen Barock wieder: Guido Reni<br />
(1575–1642). Zu seiner Zeit war Reni einer<br />
der erfolgreichsten und gefeiertsten Maler<br />
Europas, begehrt bei den bedeutendsten<br />
Auftraggebern, zu denen etwa der Borghese-Papst<br />
Paul V., der Herzog von Mantua<br />
oder die englische Königin zählten. Im 19.<br />
Jahrhundert aufgrund anderer ästhetischer<br />
Vorlieben kaum geschätzt und später durch<br />
die einseitige Konzentration auf seinen<br />
zeitweisen Rivalen Caravaggio in die zweite<br />
Reihe verdrängt, hat er heute im allgemeinen<br />
Bewusstsein nicht mehr den Platz,<br />
den er verdient.<br />
Erstmals seit über 30 Jahren führt das<br />
Städel Museum in Zusammenarbeit mit<br />
dem Museo Nacional del Prado in Madrid<br />
rund 130 seiner faszinierenden Gemälde,<br />
Zeichnungen und Druckgrafiken zusammen<br />
und eröffnet einen neuen Blick auf<br />
Guido Reni. Der Maler war zutiefst religiös<br />
und zugleich abergläubisch, sagenhaft<br />
erfolgreich und hoffnungslos spielsüchtig,<br />
wie eine zeitgenössische Biografie mitteilt.<br />
Den ehrenvollen Beinamen Il divino<br />
(dt. „Der Göttliche“) erhielt Reni schon zu<br />
Lebzeiten – dieser bezieht sich auf seinen<br />
26<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
Ruhm als Künstlerstar, der sich im Wissen<br />
um sein Können gelegentlich auch divenhaft<br />
verhielt. „Der Göttliche“ verweist aber<br />
auch auf seine Themen: Reni ist der Maler<br />
des Göttlichen. Mit seiner Kunst prägte er<br />
die europäische Bildwelt tiefgreifend und<br />
übersetzte wie kein anderer die Schönheit<br />
des Göttlichen in Malerei – gleich ob es sich<br />
um den christlichen Himmel oder die antike<br />
Götterwelt handelte. Die enorme Wirkung<br />
seines Schaffens zeigt sich etwa in den unzähligen<br />
Varianten seiner Darstellungen des<br />
Hauptes Christi und Mariens mit zum Him-<br />
GUIDO RENI (1575–1642)<br />
KOPFSTUDIE FÜR CHRISTUS, 1620<br />
Rote Kreide auf Papier, 34,4 × 26,7 cm<br />
Windsor, Windsor Castle, Royal Collection Trust<br />
Foto: © His Majesty King Charles III 2022<br />
GUIDO RENI (1575–1642)<br />
BACCHUS UND ARIADNE, UM 1614–16<br />
ÖL AUF LEINWAND, 96 X 86 CM<br />
Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles<br />
Foto: Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles<br />
mel gewandtem Blick, deren Reproduktionen<br />
sich noch heute als Einlegeblätter in<br />
katholischen Gebetsbüchern finden. Diese<br />
beispiellose Rezeptionsgeschichte hat Renis<br />
Image lange negativ geprägt und die<br />
eigentlichen Qualitäten sowie andere faszinierende<br />
Aspekte seiner Kunst aus dem<br />
Bewusstsein verdrängt.<br />
Die Ausstellung wird gefördert durch die<br />
Gemeinnützige Kulturfonds Frankfurt<br />
RheinMain GmbH und den Städelschen<br />
Museums-Verein e. V.<br />
27
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | STÄDEL MUSEUM<br />
AUSSTELLUNGSANSICHT „GUIDO RENI. DER GÖTTLICHE“, Foto: Städel Museum – Norbert Miguletz<br />
Neben Hauptwerken aus der Sammlung<br />
des Städel Museums wie dem bedeutenden<br />
Frühwerk Himmelfahrt Mariens (um<br />
1598/99) oder dem jüngst restaurierten<br />
Gemälde Christus an der Geißelsäule (um<br />
1604) präsentiert die Ausstellung herausragende<br />
Arbeiten aus über 60 internationalen<br />
Museen und privaten Sammlungen, u. a. aus<br />
dem Museo Nacional del Prado, Madrid, der<br />
Pinacoteca Nazionale in Bologna, den Uffizien<br />
in Florenz, dem J. Paul Getty Museum<br />
und dem LACMA in Los Angeles, dem Metropolitan<br />
Museum of Art in New York und<br />
dem Louvre in Paris. Zudem ist eine Reihe<br />
von neu entdeckten und noch nie ausgestellten<br />
Werken Renis im Städel Museum zu<br />
sehen. Ergänzt wird diese Auswahl punktuell<br />
durch Gegenüberstellungen mit Werken<br />
von Vorbildern und Zeitgenossen, mit denen<br />
sich der Maler auseinandergesetzt hat (darunter<br />
Raffael, Parmigianino oder Annibale<br />
Carracci), sowie durch rare historische Dokumente,<br />
wie sein Rechnungsbuch der Jahre<br />
1609–1612.<br />
„Mit der Ausstellung ‚Guido Reni. Der Göttliche‘<br />
im Städel Museum kann seit mehr<br />
als 30 Jahren der einstige Malerstar des<br />
italienischen Barock in Deutschland wieder<br />
entdeckt werden. Dank unserer großzügigen<br />
Leihgeber und Förderer können wir allein<br />
28<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
mehr als 130 Gemälde, Zeichnungen und<br />
Radierungen aus seiner Hand präsentieren –<br />
die größte Anzahl, die jemals an einem Ort<br />
versammelt wurde. Guido Renis Stellenwert<br />
in der europäischen Barockmalerei ist<br />
überragend. Die Rezeptionsgeschichte hat<br />
lange den Blick auf andere faszinierende<br />
Aspekte seiner Kunst verstellt. Denen werden<br />
wir uns in der Ausstellung widmen und<br />
GUIDO RENI (1575–1642)<br />
DAVID MIT DEM HAUPT DES GOLIATH, UM 1605/06<br />
Öl auf Leinwand, 228 x 163 cm<br />
Orléans, Musée des Beaux-Arts<br />
Foto: © Orléans, Musée des Beaux-Arts<br />
GUIDO RENI (1575–1642)<br />
BEKEHRUNG DES SAULUS, UM 1616–19<br />
Öl auf Leinwand, 222 x 160 cm<br />
Real Monasterio de San Lorenzo de El Escorial, Patrimonio<br />
Nacional<br />
Foto: Patrimonio Nacional, Real Monasterio de San<br />
Lorenzo de El Escorial, 10033839<br />
zeigen, warum er im 17. Jahrhundert der<br />
erfolgreichste und meistgerühmte Maler<br />
Italiens war“, so Philipp Demandt, Direktor<br />
des Städel Museums.<br />
Sylvia von Metzler, Vorsitzende des Vorstands<br />
des Städelschen Museums-Vereins<br />
e. V.: „Mit Engagement und Leidenschaft<br />
unterstützen unsere über 9.000 Mitglieder<br />
das Städel Museum bei all seinen Vorhaben<br />
– so auch im Jahr 2014 mit der Erwerbung<br />
von Guido Renis Meisterwerk Himmelfahrt<br />
Mariens zum 200. Jubiläum des Museums.<br />
Wir sind sehr stolz, dass dieses Gemälde<br />
nun den Ausgangspunkt der großen Guido-<br />
29
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | STÄDEL MUSEUM<br />
Reni-Ausstellung bildet. Es ist ein Werk von<br />
beeindruckender Qualität und Programmatik<br />
sowie das erste einer Reihe weiterer<br />
Gemälde desselben Themas, die Reni schuf.<br />
Dass die Himmelfahrt Mariens des Städel<br />
Museums nun erstmals zusammen mit ihren<br />
Pendants aus dem Madrider Prado und<br />
der Londoner National Gallery gezeigt wird,<br />
ist ein einzigartiger Moment.“<br />
„Reni war ein Visionär. Die herausragenden<br />
Qualitäten seiner Kunst wurden bereits<br />
von seinen Zeitgenossen hochgeschätzt.<br />
In direkter, erstmaliger Gegenüberstellung<br />
von Renis eigenhändigen Gemälden und<br />
Arbeiten auf Papier greifen wir auf die<br />
Forschungsarbeit der letzten Jahre zurück<br />
und stellen auch jüngste Entdeckungen vor.<br />
Dabei spielen seine künstlerische Position<br />
und Entwicklung genauso eine Rolle wie<br />
die Vielfalt seiner Bildthemen, insbesondere<br />
seine sakralen Sujets. Guido Reni ist der<br />
Maler der Himmelsvision: Wie kein anderer<br />
verlieh er dem Göttlichen anschauliche Gestalt.<br />
Mit der Ausstellung zeigen wir, wie der<br />
‚göttliche Guido‘ zu seinem transzendenten<br />
Stil fand“, sagt Kurator Bastian Eclercy.<br />
GUIDO RENI (1575–1642)<br />
CHRISTUS AN DER GEISSELSÄULE, UM 1604<br />
Öl auf Leinwand, 192,7 x 109 cm (ohne Anstückungen)<br />
Frankfurt am Main, Städel Museum<br />
Foto: Städel Museum<br />
Städel Museum,<br />
Schaumainkai 63,<br />
60596 Frankfurt am Main<br />
www.staedelmuseum.de<br />
Tel.: +49(0)69-605098-200,<br />
info@staedelmuseum.de<br />
30<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
Judith Samen<br />
Von Rohem kosten<br />
22.1.-19.3.<strong>2023</strong><br />
Di-Fr 14-18 Uhr<br />
Sa+So 11-16 Uhr<br />
Kunstraum<br />
Gewerbepark-Süd<br />
Hofstraße 64<br />
Hilden<br />
Installationsansicht: Martina 31 Sauter
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | HAMBURGER KUNSTHALLE<br />
„FEMME<br />
FATALE“<br />
Mit der epochenübergreifenden<br />
Ausstellung FEMME FATALE.<br />
Blick – Macht – Gender widmet<br />
sich die Hamburger Kunsthalle erstmalig<br />
dem vielfältig bearbeiteten, schillernden<br />
wie klischeebehafteten Vorstellungsbild der<br />
Femme fatale. Das Stereotyp der erotischverführerischen<br />
und begehrenswerten Frau,<br />
die Männer in ihren Bann, aber letztendlich<br />
auch in ihr Unglück zieht, war lange von<br />
männlichen Blickmustern und einem binären<br />
Verständnis von Geschlecht geprägt. Im<br />
Fokus der Schau stehen die künstlerischen<br />
Erscheinungsformen des Themas vom frühen<br />
19. Jahrhundert bis in die Gegenwart.<br />
Zugleich soll der Mythos in seinen Ursprüngen<br />
und Wandlungen kritisch befragt werden:<br />
Welche historischen Transformationen<br />
und späteren Aneignungsprozesse hat das<br />
Vorstellungsbild der Femme fatale durchlaufen?<br />
Welche Rolle spielt es heute? Wie<br />
Blick – Macht – Gender<br />
Bis 10. April <strong>2023</strong><br />
verhandeln aktuelle Künstler*innen dessen<br />
Blick-, Macht- und Gender-Konstellationen<br />
und verändern damit die Perspektive<br />
darauf? Um diesen Fragen nachzugehen,<br />
versammelt die Ausstellung medienübergreifend<br />
etwa 200 Exponate. Zu sehen sind<br />
Gemälde präraffaelitischer Künstler*innen<br />
(Evelyn de Morgan, Dante Gabriel Rossetti,<br />
John William Waterhouse) ebenso wie<br />
Werke des Symbolismus (Fernand Khnopff,<br />
Gustave Moreau, Franz von Stuck), des<br />
Impressionismus (Lovis Corinth, Max Liebermann),<br />
des Expressionismus und der<br />
Neuen Sachlichkeit (Dodo, Oskar Kokoschka,<br />
Jeanne Mammen, Edvard Munch, Gerda<br />
Wegener). Mit Positionen der frühen feministischen<br />
Avantgarde (VALIE EXPORT, Birgit<br />
32<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
JOHN WILLIAM WATERHOUSE (1849–1917) CIRCE OFFERING THE CUP TO ULYSSES, 1891<br />
Öl auf Leinwand, 148 cm × 92 cm ©<br />
Gallery Oldham<br />
33
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | HAMBURGER KUNSTHALLE<br />
Jürgenssen, Maria Lassnig, Betty Tompkins)<br />
sowie aktuellen Arbeiten mit intersektionalen<br />
und (queer-)feministischen Ansätzen<br />
(Jenevieve Aken – Fellow der Philipp Otto<br />
Runge Stiftung – Nan Goldin, Mickalene<br />
Thomas, Zandile Tshabalala) wird der Bogen<br />
in die Gegenwart geschlagen.<br />
Zu den Gemälden, Zeichnungen, Druckgrafiken,<br />
Fotografien, Skulpturen, Installationen<br />
und Videoarbeiten zählt eine Fülle<br />
hochrangiger internationaler Leihgaben<br />
ebenso wie Hauptwerke der Hamburger<br />
Kunsthalle. Highlights sind unter anderem<br />
Gustave Moreaus symbolistisches<br />
Hauptwerk Ödipus und die Sphinx (1864),<br />
Edvard Munchs Gemälde Vampir im Wald<br />
(1916–1918), Sonia Boyces vieldiskutierte<br />
Videoinstallation Six Acts (2018) sowie<br />
Nan Goldins aktuelle Videoarbeiten Sirens<br />
(2019–2021) und Salome (2019).<br />
Das »klassische« Bild der Femme fatale<br />
speist sich vor allem aus biblischen, mythologischen<br />
und literarischen Frauenfiguren<br />
(wie Judith, Salome, Medusa, Salambo<br />
oder die Sirenen), die in der Kunst zwischen<br />
1860 und 1920 als »verhängnisvolle Frauen«<br />
vielfältig rezipiert wurden. Zwischen<br />
Ideal- und Angstbild changierend, sind die<br />
Bilder oftmals geprägt von der Stilisierung<br />
ihrer Protagonistinnen und einer gleichzeitigen<br />
Dämonisierung weiblicher Sexu-<br />
34<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
LOVIS CORINTH (1858–1925) SALOME II, 1899/1900<br />
Öl auf Leinwand, 127 × 147 cm Museum der bildenden Künste Leipzig © bpk / Museum der bildenden<br />
Künste, Leipzig / Ursula Gerstenberger<br />
35
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | HAMBURGER KUNSTHALLE<br />
MAX LIEBERMANN (1847–1935) SIMSON UND DELILA , 1902<br />
Öl auf Leinwand, 151,2 x 212 cm, Städel Museum, Frankfurt am Main<br />
© Städel Museum, Frankfurt am Main<br />
alität. Dieses Frauenbild wurde um 1900<br />
vermehrt auch auf reale Personen, insbesondere<br />
Schauspieler*innen, Tänzer*innen<br />
oder Künstler*innen (wie Sarah Bernhardt,<br />
Alma Mahler oder Anita Berber) projiziert.<br />
Auffallend ist die Gleichzeitigkeit einer voranschreitenden<br />
Frauenemanzipation und<br />
dem verstärkten Auftreten des Bilds der<br />
Femme fatale. Als ein Gegenbild, das<br />
Aspekte der Femme fatale subtil aufgreift,<br />
nimmt die Ausstellung daher auch das in<br />
den 1920er-Jahren aufkommende Ideal<br />
der Neuen Frau in den Blick. Ebenso entscheidend<br />
ist die Zäsur, die ab den 1960er-<br />
Jahren von feministischen Künstler*innen<br />
mit ihrer radikalen Dekonstruktion des Mythos<br />
– und damit auch den entsprechenden<br />
Blickweisen und Bildtraditionen – gesetzt<br />
wurde. Aktuelle künstlerische Positionen<br />
wiederum widmen sich Fragen nach Gen-<br />
36<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
CARL JOSEPH BEGAS (1794–1854) DIE LURELEY , 1835<br />
Öl auf Leinwand, 124,3 × 135,3 cm<br />
© BEGAS HAUS – Museum für Kunst und Regionalgeschichte Heinsberg<br />
deridentitäten, weiblicher Körperlichkeit<br />
und Sexualität ebenso wie der #MeToo-Bewegung<br />
und dem male gaze. Sie verhandeln<br />
Spuren und Anverwandlungen des Bildes<br />
oder etablieren explizite Gegenerzählungen.<br />
Die Ausstellung wird durch ein besonders<br />
umfangreiches Vermittlungsprogramm<br />
begleitet: Neben einem diversen Angebot<br />
an Führungen inkl. Livestreams von<br />
Kurator*innengesprächen gibt es erstmalig<br />
ein Chatbot Modul, mit dem Besucher*innen<br />
in einen Dialog mit sechs Femme fatale-Figuren<br />
aus den Kunstwerken der Ausstellung<br />
treten können. Ein textbasiertes Dialogsystem<br />
auf Basis künstlicher Intelligenz ermöglicht<br />
dabei spielerisch die Vermittlung<br />
von Hintergrundgeschichten zu den Werken<br />
oder Künstler*innen. Das gemeinsam mit der<br />
Stadtteilschule am Hafen entwickelte Modul<br />
spricht speziell eine jüngere Zielgruppe<br />
37
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | HAMBURGER KUNSTHALLE<br />
DANTE GABRIEL ROSSETTI (1828–1882) HELENA VON TROJA,<br />
1863, Öl auf Mahagoniholz, 32,8 x 27,7 cm © Hamburger Kunsthalle<br />
/ bpk Foto: Elke Walford<br />
an. Ebenso bietet die Hamburger Kunsthalle<br />
zum ersten Mal Audiodeskriptionen<br />
an. Zu ausgewählten Exponaten werden<br />
ergänzend Tastkopien bereitgestellt, die<br />
über das Fühlen von Konturen Menschen<br />
mit Blindheit und Seheinschränkungen<br />
eine zusätzliche Möglichkeit geben, sich<br />
die Ausstellung eigenständig zu erschließen.<br />
In der App der Hamburger Kunsthalle<br />
stehen weitere Audiotouren zur Verfügung:<br />
Für Erwachsene in deutscher und in englischer<br />
Sprache, für Kinder ab 8 Jahren und<br />
in Leichter Sprache (jeweils deutsch). Am 4.<br />
Donnerstag jeden Monats widmet sich der<br />
Salon fatal als Lesung, Performance, Podiumsdiskussion,<br />
Konzert oder Workshop mit<br />
wechselnden Gästen gesellschaftsrelevanten<br />
Themen wie Sexualität oder der Konstruktion<br />
von Schönheitsidealen und knüpft<br />
damit an die Inhalte<br />
der Ausstellung an. Das Metropolis Kino<br />
zeigt in Kooperation mit der Hamburger<br />
Kunsthalle eine Filmreihe zum Thema der<br />
Femme fatale – von Stummfilmen bis zu<br />
aktuellen Produktionen.<br />
FERNAND KHNOPFF (1858–1921) WHO SHALL DELIVER ME?<br />
(CHRISTINA GEORGINA ROSSETTI) , 1891 Conté-Stift und Farbstift<br />
auf Papier, 21,9 x 13 cm © THE HEARN FAMILY TRUST<br />
Hamburger Kunsthalle<br />
Glockengießerwall 5<br />
20095 Hamburg<br />
Tel. +49(0)40-428131-200<br />
Fax +49(0)40-428 131 884<br />
info[at]hamburger-kunsthalle.de<br />
38<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
39
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | PORTRAIT JIMMY ROBERT<br />
Jimmy Robert<br />
In seinen Arbeiten setzt sich der in Guadeloupe<br />
geborene französische Künstler Jimmy Robert<br />
(*1978) mit verschiedenen Formen von<br />
Bewegung auseinander. Vom öffentlichen<br />
Raum bis hin zur performativen Kunst oder als<br />
Codierung verschiedener Subkulturen – Bewegung<br />
ist nicht neutral, sondern sagt immer<br />
etwas über eine Person und den Ort aus. Sie<br />
wird geleitet, vereinheitlicht und zu einem<br />
gesellschaftlichen Merkmal im öffentlichen<br />
Raum.<br />
Auch die Kunsthalle als öffentliches Gebäude<br />
gibt durch ihre Architektur verschiedene Bewegungen<br />
vor: Dem Flanieren in der Parkanlage<br />
aus dem 19. Jahrhundert und dem Hinaufsteigen<br />
über die Steintreppe in den Jugendstilbau<br />
folgen im Inneren der Aufstieg zu den Ausstellungsräumen<br />
über die repräsentative Marmortreppe<br />
in den Hauptsaal und das Wandeln<br />
durch die sich anschließenden Ausstellungsräume.<br />
Hier beginnt die Ausstellung mit einer installativen<br />
Neuproduktion, die Jimmy Robert in<br />
Kollaboration mit dem Studio Diogo Passarinho<br />
entworfen hat. Durch große Spiegelwände<br />
setzt sie zunächst den/die Betrachter*in den<br />
Mittelpunkt.<br />
Die labyrinthische Architektur und ihre Elemente<br />
formulieren eine Bühne und ihr Backstage,<br />
eine Garderobe, einen neuen Raum<br />
und ein Trompe-l’oeil. Sie vermittelt eine intime<br />
Leere im Ausstellungsraum der öffentlichen<br />
Institution, in der die Besucher*innen zunächst<br />
sich selbst gegenüberstehen und evoziert die<br />
Fragen, was es bedeutet, gesehen zu werden<br />
oder sich auf einer Bühne zu bewegen?<br />
In diesem Setting stellt der Titel der Ausstellung<br />
All dressed up and nowhere to go (in Schale<br />
geworfen, aber es gibt keinen Ort, wo man<br />
hingehen könnte) die Frage nach Zugehörigkeit,<br />
nach der Position, die man durch Kleidung<br />
und Bewegung einnimmt, und gleichzeitig<br />
nach dem eigenen Blick und dem der<br />
anderen.<br />
Kleidung als Kostüm, An- und Auskleiden, Bühne<br />
und Backstage sind Ideen, die sich durch<br />
Jimmy Robert, All dressed up and nowhere to go,<br />
Exhibition Architecture by Diogo Passarinho Studio<br />
© Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, Photo Nick Ash.<br />
Jimmy Robert, All dressed up and<br />
nowhere to go, © Staatliche Kunsthalle<br />
Baden-Baden, Photo Nick Ash.<br />
40<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
„Der Körper ist der Ort, an dem Innen<br />
und Außen aufeinandertreffen“<br />
die Installation als auch die vor<br />
Ort entstandene Fotoserie ziehen.<br />
Performance, die einen wichtigen<br />
Teil im Oeuvre des Künstlers einnimmt,<br />
wird hier zeitlich und<br />
räumlich seziert und als Installation<br />
und als Ort eines zeitlich versetzten<br />
Geschehens erfahrbar.<br />
Die Ausstellung zeigt anhand früher<br />
bis aktueller Performance-,<br />
Foto- und Filmarbeiten das multimediale<br />
Werk des Künstlers der<br />
letzten 20 Jahre und macht das<br />
Netzwerk der immer wiederkehrenden<br />
Themen sichtbar.<br />
Im Fokus stehen dabei Körper,<br />
Blick und Raum. Meist ist es der<br />
eigene Körper, den der Künstler<br />
immer wieder in Bezug zu äußeren<br />
Strukturen setzt, sich daran<br />
an- und einpasst und diese nacherzählt.<br />
Dadurch werden die Dynamiken<br />
von Sichtbarkeit und<br />
Zuschreibung erst bewusst: Welche<br />
Geschichte und Sozialisierung<br />
haben Blicke, welche haben<br />
Orte? Wie strukturieren der Blick<br />
und der Ort das Sein?<br />
Für Robert ist der Körper der Ort,<br />
an dem innen und außen aufeinandertreffen.<br />
Er ist den Politiken des Blickes<br />
von außen ausgesetzt, ein politischer Körper,<br />
der auf Gender, Race und Sexualität hin<br />
beurteilt wird. Performance- und Filmarbeiten<br />
wie Brown Leatherette (2002), Cruising<br />
(2019), und Imitations of Lives (2019) zeigen<br />
diesen Zusammenfluss von sozialem Raum,<br />
Architektur und Körper. Sie konstruieren das<br />
Gefüge von Akteur*in und Betrachter*in, Raum<br />
und Bewegung in Bezug zu dem Ort und seiner<br />
Geschichte.<br />
Jimmy Robert, Creole Earring II, 2021, © Jimmy Robert, Courtesy of the artist, The Hunterian, University of<br />
Glasgow. Acquired with Art Fund support.<br />
41
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | ALBERTINA, WIEN<br />
RUTH BAUMGARTE, AFRIKANISCHE VISION, 1998-1999<br />
Öl auf Leinwand, 120 × 140 cm, Kunststiftung Ruth Baumgarte<br />
Ruth Baumgarte<br />
Bis 05.03. <strong>2023</strong><br />
VISIONS OF LIGHT<br />
AND COLOR<br />
42<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
Mit der deutschen Malerin Ruth<br />
Baumgarte (1923–2013) präsentiert<br />
die ALBERTINA eine Künstlerinnenposition<br />
des 20. Jahrhunderts: Das<br />
Werk der großen Koloristin wird erstmals in<br />
Österreich gezeigt.<br />
Im Mittelpunkt der Schauinder Pfeilerhalle<br />
steht Baumgartes umfassender Werkkorpus,<br />
dem Reisender Künstlerin in afrikanische<br />
Länder wie Ägypten, Südafrika, Kenia, Tansania,<br />
Uganda, Äthiopien, Sudan und Simbabwe<br />
zugrunde liegen. Die insgesamt 38<br />
Ölgemälde besitzen bei ihrer Betrachtung<br />
eine gerade zu magische Qualität. Der simbabwische<br />
Dichter Chirikure Chirikure sagt<br />
über die Künstlerin:„Die Länder Afrikas und<br />
seine Völker waren für sie keine Modelle,<br />
die es auf der Leinwand festzuhalten galt,<br />
sondern ein integraler Bestandteil ihrer Lebensreise.“<br />
Ab den 1950er-Jahren bis ins hohe Alter<br />
43
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | ALBERTINA, WIEN<br />
RUTH BAUMGARTE<br />
FRÜHES SELBSTBILDNIS, 1947<br />
Öl auf Hartfaser<br />
47,4 × 40 cm<br />
Kunststiftung Ruth Baumgarte<br />
RUTH BAUMGARTE<br />
MISSVERSTÄNDNIS, 1993<br />
Öl auf Karton<br />
137 × 98 cm<br />
Kunststiftung Ruth Baumgarte<br />
reist die Künstlerin über vierzig Mal nach<br />
Afrika, wo sie die Menschen aufmerksam<br />
beobachtet, sich empathisch in sie einfühlt.<br />
Sie interessiert sich für die fremden<br />
Kulturen eines damals für europäische<br />
Kunstschaffende noch unerschlossenen<br />
Kontinents.<br />
Zentral für das Verständnis von Ruth<br />
Baumgartes Kunst ist das Verhältnis von<br />
Mensch und Natur, die Verschmelzung von<br />
Figur und Landschaft. Auf Basis schneller<br />
Skizzen, die sie vor Ort anfertigt, schafft<br />
sie später – wieder zuhause in ihrem Atelier<br />
in Deutschland – farbintensive Gemälde,<br />
Aquarelle und Zeichnungen. Zu sehen war<br />
das Werk Baumgartes zuletzt im Museum<br />
für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund,<br />
im Ludwig Museum im Marmorpalast,<br />
Staatliches Russisches Museum, Sankt<br />
Petersburg sowie im Ludwig Museum Koblenz.<br />
In Österreich wird die Künstlerin erstmals<br />
gezeigt.<br />
44<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
45
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | ALBERTINA, WIEN<br />
RUTH BAUMGARTE<br />
DER STROM DER ZEIT, 1995 – 1997<br />
Öl auf Leinwand 120 x 80 cm Kunststiftung Ruth<br />
Baumgarte<br />
RUTH BAUMGARTE<br />
SCHATTEN, DIE HINTER DEINEN RÜCKEN FALLEN, 1995<br />
Öl auf Karton<br />
129,3 × 95,5 cm<br />
Kunststiftung Ruth Baumgarte<br />
Eine große Koloristin unserer Zeit<br />
„Dynamische Farbströme überziehen gleich<br />
einer glühenden Lava die Bilder. Neben den<br />
strahlenden, geradezu das Auge blendenden<br />
hellen Bereichen treten tief leuchtende<br />
Farbpartien von nicht geringerer Intensität<br />
auf, die die selbe Sättigung wie das intensive<br />
Rot, Gelb und Orange aufweisen. Durch<br />
ihre zahlreichen Reisen nach Afrika, begegnet<br />
Ruth Baumgarte jenen intensiven Farbimpressionen,<br />
denen sie in der deutschen<br />
Heimat nicht begegnen konnte. Formal und<br />
koloristisch war Afrika mit seinem grellen<br />
Licht und der hohen Farbintensität für sie,<br />
was Tunis ein halbes Jahr hundert zuvor<br />
für Paul Klee und August Macke war: die<br />
Befreiung ihrer Malerei aus der mitteleuropäischen<br />
Tradition“, so ALBERTINA Generaldirektor<br />
Klaus Albrecht Schröder.<br />
„Ruth Baumgarte hat ihre Afrikabilder zu<br />
einem Zeitpunkt angefertigt, als Fragen<br />
46<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
Das Fachgeschäft für für Künstlerbedarf in in Wuppertal<br />
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47
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | ALBERTINA, WIEN<br />
RUTH BAUMGARTE<br />
RÜCKKEHR, 1994<br />
Öl auf Leinwand<br />
130 × 130 cm<br />
Privatbesitz<br />
RUTH BAUMGARTE<br />
FEUERWENDE, 1995 – 1997<br />
Öl auf Leinwand<br />
120 x 120 cm<br />
Kunststiftung Ruth Baumgarte<br />
nach künstlerischer Aneignung und kultureller<br />
Enteignung im Sinn aktueller Diskurse<br />
noch nicht existierten. Trotzdem erkennt sie<br />
intuitiv, dass politische Asymmetrien, die<br />
sich als Culture Clash manifestieren, nicht in<br />
oberflächlicher Harmonie aufgelöst werden<br />
können, sondern in spannungsgeladenen<br />
Farbkompositionen gestalterisch gleichsam<br />
als Formproblem bewältigt werden müssen.<br />
So entsteht ein spannungsreicher Kosmos,<br />
der, ausgehend von flammenden Rottönen<br />
und sattem Orange-Ockerüber Gelb, Rosa<br />
und Violett zu entschiedenen Violett-Blau-<br />
Tönen in die Tiefe verfließt“, so Kuratorin<br />
und ALBERTINA MODERN-Direktorin Angela<br />
Stief zum Werk der Künstlerin.<br />
Albertina<br />
Albertinaplatz 1<br />
1010 Wien<br />
www.albertina.at<br />
48<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
49
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | ALLEE-CENTER-ART<br />
ALLEE-CENTER-ART<br />
<strong>2023</strong><br />
Wer hätte das gedacht, dass der<br />
vorsichtige Versuch, der Kunst<br />
beim Shoppen zu begegnen, ein<br />
Dauerbrenner werden würde. 2014 hat es<br />
die „Allee-Center-ART“ erstmals gewagt,<br />
zwischen internationalen Fashion-Kollektionen,<br />
edlen Chocolate-Shops oder den<br />
Düften der Haute Couture Kunst zu platzieren.<br />
Nicht irgendwelche Kunst, sondern<br />
großartige Werke der Bildenden Kunst, der<br />
Fotografie und der Malerei aus Sachsen-<br />
Anhalt. Würden die besten Künstler der<br />
50<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
„Die leichteste ART, der KUNST zu begegnen“<br />
Allee-Center Magdeburg, 17. April bis 6. Mai <strong>2023</strong><br />
Petra Kann (Center Managerin)<br />
Region das Angebot von der „leichtesten<br />
ART, der KUNST zu begegnen“ annehmen<br />
oder eher die Nase rümpfen? Würden sie<br />
Expositionen wie diese als Möglichkeit sehen,<br />
Menschen zu inspirieren, die nie einen<br />
Fuß in eine Galerie setzen? Oder würden<br />
sie es eher als Staffage im Konsumtempel<br />
empfinden?<br />
Allein die Tatsache, dass wir nun zum achten<br />
Mal die „Allee-Center-ART“ veranstalten,<br />
beantwortet die Fragen. Aber auch<br />
der exzellente Ruf, den die Ausstellungen<br />
51
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | ALLEE-CENTER-ART<br />
in Künstlerkreisen genießen, spricht dafür.<br />
Salvadore Dali hat uns vorgegeben, das<br />
nicht derjenige der wahre Künstler ist, der<br />
Inspiration findet, sondern der, der andere<br />
inspiriert. Und wo, liebe Leserinnen und<br />
Leser, kann ein Künstler mehr inspirieren<br />
als in einer Ladenstraße, die täglich rund<br />
30.000 Menschen durchqueren? Das haben<br />
die Künstler schon in der Antike erkannt, die<br />
ihre Werkstätten stets in den belebtesten<br />
Straßen betrieben und ihre Werke auf Basaren<br />
anboten. Und heute? Heute ist, so sagt<br />
es Jean Paul, „die Kunst zwar nicht das Brot,<br />
aber der Wein“.“<br />
Ich freue mich sehr, dass auch in diesem<br />
Jahr bei uns wieder äußerst namhafte<br />
Künstlerinnen und Künstler ausstellen<br />
und hunderttausende Menschen inspirieren<br />
werden. Petra Kann (Center Managerin)<br />
Endlich kehrt diese so beliebte Ausstellung<br />
(von Publikum und der Kunstszene) nach<br />
Magdeburg zurück!<br />
52<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
BRIGITTA PULEY<br />
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53
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | ALLEE-CENTER-ART<br />
Künstler/innen, die sich für die Ausstellung<br />
bewerben möchten, können bis spätestens<br />
zum 19.02.<strong>2023</strong> maximal 10 Fotos der Werke,<br />
die sie in der Allee-Center-ART <strong>2023</strong><br />
präsentieren wollen (eine kurze Biographie<br />
ist außerdem erforderlich), per E-mail an<br />
folgende Adresse senden:<br />
art-a10@derkunstblitz.com<br />
Es gibt keine Altersbeschränkung. Einzel-<br />
Bewerbungen von Künstler/innen sind<br />
ebenso möglich, wie die Bewerbung von<br />
Künstlergruppen.<br />
-------------------------------------------<br />
DIE TEILNAHME AN DER VERANSTALTUNG<br />
IST FÜR DIE KÜNSTLER/INNEN KOSTENLOS!<br />
------------------------------------------<br />
Wer heute noch keinen PC besitzt oder keine<br />
Internetverbindung nutzt, kann die Bewerbung<br />
in Form einer Mappe per Post an<br />
die nachstehende Adresse senden:<br />
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong><br />
„Allee-Center-ART <strong>2023</strong>“<br />
Krutscheider Weg 82<br />
42327 Wuppertal<br />
54<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
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55
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | ALLEE-CENTER-ART<br />
Hierbei ist zu beachten, dass das eingesandte<br />
Bewerbungsmaterial (Mappen sowie das<br />
Bildmaterial) von uns nicht an die Bewerber/innen<br />
zurück gesendet wird.<br />
Die Voraussetzung zur Teilnahme beschränkt<br />
sich nicht auf einen erfolgreichen Abschluss<br />
an einer anerkannten Kunstakademie; auch<br />
Autodidakten, die Kunst auf hohem Niveau<br />
präsentieren, sind willkommen. Allerdings<br />
weisen wir ausdrücklich darauf hin, dass nur<br />
Profikünstler in die Endauswahl kommen<br />
(keine Hobbymaler, keine Kunsthandwerker).<br />
Die Arbeiten werden, wie es bei einer professionellen<br />
Kunstmesse der Fall ist, auf geeigneten<br />
Stellwänden oder in Glasvitrinen<br />
präsentiert (Skulpturen). Sie sind während<br />
der Ausstellungszeit über das Center versichert.<br />
Die Kunstwerke können zum Verkauf<br />
angeboten werden; der Verkaufspreis der<br />
Arbeiten entspricht hierbei dem Versicherungswert.<br />
Im Verkaufsfall erhält der/die<br />
Künstler*in den gesamten Verkaufspreis<br />
ohne Abgabe einer Provision<br />
Ziel der Ausstellung ist es, die regionale<br />
Kunstszene zu unterstützen und ihre künstlerische<br />
Produktion bekannter zu machen.<br />
56<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
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57
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | A 10 CENTER, WILDAU<br />
ART A10 <strong>2023</strong><br />
im A 10 Center<br />
„Die leichteste Art der Kunst zu begegnen“<br />
A10 Center Wildau, 19. Oktober bis 5. November <strong>2023</strong><br />
58<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
MICHAEL DITTRICH Center Manager<br />
Im vergangenen Jahr kehrte diese Ausstellungsreihe<br />
nach Wildau zurück; die zweijährige<br />
Pause in den Jahren 2020-2021<br />
(aufgrund der Einschränkungen durch das<br />
Corona-Virus) haben eine Lücke hinterlassen,<br />
die endlich gefüllt wurde. Da lag es<br />
fast auf der Hand, dass der „ART A10 2022“<br />
beim Publikum sehr gut ankam. Die regionale<br />
Kunstszene erwies schon 2015, als die<br />
erste dieser Ausstellungsreihe in Wildau begann,<br />
Begeisterung und Akzeptanz gegenüber<br />
der Kunstaktion.<br />
Kein Wunder, dass die Künstler*innen der<br />
Region Berlin/Brandenburg darauf freuen,<br />
ihre neuen Arbeiten auf der „ART A10 <strong>2023</strong>“<br />
zeigen zu können.<br />
Und auch in diesem Jahr wird während der<br />
Ausstellung der „Kunstpreis Brandenburg“<br />
vergeben. Eine zusätzliche Motivation für<br />
die Kunstszene der Region Berlin/Brandenburg,<br />
die sich für mehrere Ausstellungsteilnehmer<br />
sehr gelohnt hat.<br />
Im vergangenen Jahr erhielten die drei Gewinner<br />
insgesamt 5.000 Euro: 3.000 Euro<br />
59
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | A 10 CENTER, WILDAU<br />
Die Arbeiten werden, wie es bei einer professionellen<br />
Kunstmesse der Fall ist, auf gefür<br />
den ersten Preis (verliehen an Tatyana<br />
Mutig), der zweite Preis war mit 1.500 Euro<br />
dotiert (verliehen an Mario Lehmann) und<br />
der Publikumpreis wurde mit 500 Euro an<br />
Kristine Narvida verlihen.<br />
DIE KUNSTWERKE KÖNNEN<br />
ERWORBEN WERDEN.<br />
Mehrere Kunstwerke bereichern mittlerweile<br />
die privaten Sammlungen aufmerksamer<br />
Sammler, die sich auch darauf freuen, neue<br />
Schätze auf der ART A10 <strong>2023</strong> zu entdecken.<br />
Über die verkaufte Kunstwerken müssen die<br />
Künstler*innen keine Provision abgeben.<br />
Wie kann man an der Ausstellung teilnehmen?<br />
Künstler/innen, die sich für die Ausstellung<br />
bewerben möchten, können bis spätestens<br />
zum 31.07.<strong>2023</strong> maximal 10 Fotos der Werke,<br />
die sie in der ART A10 <strong>2023</strong> präsentieren<br />
wollen (eine kurze Biographie ist außerdem<br />
erforderlich), per E-mail an folgende Adresse<br />
senden:<br />
art-a10@derkunstblitz.com<br />
Es gibt keine Altersbeschränkung. Einzel-<br />
Bewerbungen von Künstler/innen sind<br />
ebenso möglich, wie die Bewerbung von<br />
Künstlergruppen.<br />
-------------------------------------------<br />
DIE TEILNAHME AN DER VERANSTALTUNG<br />
IST FÜR DIE KÜNSTLER/INNEN KOSTENLOS!<br />
-------------------------------------------<br />
Wer heute noch keinen PC besitzt oder keine<br />
Internetverbindung nutzt, kann die Bewerbung<br />
in Form einer Mappe per Post an<br />
die nachstehende Adresse schicken:<br />
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong><br />
„ART A10 <strong>2023</strong>“<br />
Krutscheider Weg 82<br />
42327 Wuppertal<br />
Hierbei ist zu beachten, dass das eingesandte<br />
Bewerbungsmaterial (Mappen sowie<br />
das Bildmaterial) von uns nicht an die Bewerber/innen<br />
zurück gesendet wird.<br />
Die Voraussetzung zur Teilnahme beschränkt<br />
sich nicht auf einen erfolgreichen<br />
Abschluss an einer anerkannten Kunstakademie;<br />
auch Autodidakten, die Kunst auf<br />
hohem Niveau präsentieren, sind willkommen.<br />
Allerdings weisen wir ausdrücklich darauf<br />
hin, dass nur Profikünstler in die Endauswahl<br />
kommen (keine Hobbymaler, keine<br />
Kunsthandwerker).<br />
60<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
DIE KÜNSTLER*INNEN DIE AN DER ART A10 2022 TEILGENOMMEN HABEN.<br />
eigneten Stellwänden oder in Glasvitrinen<br />
präsentiert (Skulpturen). Sie sind während<br />
der Ausstellungszeit über das Center versichert.<br />
Die Kunstwerke können zum Verkauf<br />
angeboten werden; der Verkaufspreis der<br />
Arbeiten entspricht hierbei dem Versicherungswert.<br />
Im Verkaufsfall erhält der/die<br />
Künstler*in den gesamten Verkaufspreis<br />
ohne Abgabe einer Provision.<br />
Ziel der Ausstellung ist es, die regionale<br />
Kunstszene zu unterstützen und ihre<br />
künstlerische Produktion bekannter zu<br />
machen.<br />
61
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | A 10 CENTER, WILDAU<br />
PUBLIKUMSPREIS<br />
die Stimmen werden<br />
abgegeben.<br />
KRISTINE NARVIDA„DASEIN“ 2019<br />
Öl auf Leinwand, 100x80 cm<br />
TATYANA MUTIG „WOLKEN“<br />
Öl auf Leinwand, 100x70 cm, 2020<br />
62<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
DIETER<br />
SCHWALM<br />
Ölbilder, Zeichnungen<br />
und Skulpturen<br />
Web:www.arte-artistica.com<br />
Dieter Schwalm Tel. 0202 7866160<br />
d.schwalm@arte-artistica.com<br />
63
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | A 10 CENTER, WILDAU<br />
MARIO LEHMANN „DER KUSS“, Acryl, 70x100 cm, 2021<br />
64<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
65
DER <strong>KUNSTBLITZ</strong> | NOTIZEN<br />
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Am 16. März 2013 öffnete das zur Nationalgalerie<br />
gehörende Museum Berggruen<br />
Anfänger und Fortgeschrittene.<br />
Dienstag<br />
wieder die<br />
(19:00<br />
Pforten<br />
bis 21:30<br />
für<br />
Uhr)<br />
seine berühmte<br />
Mittwoch Sammlung (11:00 der bis Klassischen 13:15 Uhr Moderne. & 19:00 bis Der 21:30 Uhr)<br />
westliche Stülerbau wurde um das benachbarte<br />
Kommandantenhaus am Spandauer<br />
Damm und den neu angelegten Bettina-<br />
Berggruen-Garten erweitert.<br />
Name und Entstehung der Sammlung gehen<br />
auf den Kunsthändler und Sammler Heinz<br />
Berggruen zurück (1914-2007). Über einen<br />
Zeitraum von mehr als vierzig Jahren trug<br />
er Meisterwerke von Pablo Picasso, Henri<br />
Matisse, Paul Klee und Alberto Giacometti PABLO PICASSO, LE CHANDAIL JAUNE (DER GELBE<br />
PULLOVER), 1939<br />
zusammen. Unter dem Titel „Picasso und<br />
© Succession Picasso / VG Bild-Kunst, Bonn 2022<br />
seine Zeit“ wurde die Sammlung Berggruen / Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie,<br />
Museum Berggruen / Jens Ziehe<br />
1996 erstmals im westlichen Stülerbau präsentiert<br />
und im Jahr 2000 von der Stiftung<br />
Preußischer Kulturbesitz für die Nationalgalerie<br />
erworben. Heute ist die Sammlung<br />
G. Medagli<br />
im Museum Berggruen - ergänzt durch San Francisco Museum of Art angestellt<br />
weitere bedeutende Leihgaben der Familie war. Nach dem Krieg gründete er in Paris<br />
- einer der wichtigsten Standorte der Klassischen<br />
Moderne.<br />
die Berggruen auch privat zu sammeln be-<br />
eine Galerie, die viele der Künstler vertrat,<br />
Berggruen Weitere als Informationen Gallerist und Kunstsammler über die Malkurse gann. 1980 finden zog sich Sie Berggruen im Internet aus seiner<br />
Heinz Berggruen unter: www.derkunstblitz.com/kurse/malkurs.htm<br />
wurde 1914 in Berlin- Galerie zurück und konzentrierte sich auf<br />
Wilmersdorf geboren. 1936 emigrierte er die Erweiterung seiner Sammlung. Hierbei<br />
aus dem nationalsozialistischen Deutschland<br />
in die USA, wo er zunächst als freier die heute das Herzstück der Sammlung des<br />
interessierten ihn vor allem jene Künstler,<br />
Kontakt:<br />
Kulturjournalist arbeitete und seit 1939 am Museums ausmachen.<br />
art@arte-artistica.com oder telefonisch unter: 0157 88159041.<br />
ARTistica Malschule - Vohwinkeler Str. 154 - 42329 Wuppertal<br />
66<br />
WINTER | <strong>2023</strong>
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