Wärmetransportphänomene - Lehrstuhl für Thermodynamik - TUM
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Kapitel 7<br />
Grundbegriffe von Wärmeübergang<br />
und Konvektion<br />
In diesem und den nächsten Kapiteln wird der Wärmeaustausch zwischen einem Fluid (Gas<br />
oder Flüssigkeit) und einer begrenzenden Wand behandelt. Im Inneren des Fluids findet dabei<br />
der Wärmeaustausch im Wesentlichen in der Form statt, dass die von der Wand abgegebene<br />
Wärme durch das vorbeiströmende Medium mitgenommen oder – bei kühlerer Wand –<br />
herantransportiert wird. Die Strömung kann dabei durch Pumpen oder Gebläse – also durch<br />
Zwangskonvektion – erzeugt werden, oder sie entsteht durch Dichteunterschiede aufgrund von<br />
Temperatur- oder Konzentrationsgradienten als freie bzw. natürliche Konvektion. In beiden<br />
Fällen konzentriert sich der Wärmeübergangswiderstand auf eine dünne Grenzschicht unmittelbar<br />
an der Körperoberfläche. In der Grenzschicht wird die Intensität des konvektiven<br />
Transports sowohl durch Wärmeleitung wie durch Advektion (Heran- oder Hinwegführung)<br />
bestimmt. Es stellt sich somit heraus, dass der durch den Newtonschen Ansatz<br />
˙Q = α A(TW − T∞)<br />
definierte Wärmeübergangskoeffizient α, den wir bei Wärmeleitungsproblemen als eine vorgegebene<br />
Randbedingung unterstellt hatten, von den Wärmetransportvorgängen in der Grenzschicht<br />
abhängt. Der Wärmeübergangskoeffizient ist also nicht einfach ein Stoffwert des<br />
Fluids, sondern eine ” Eigenschaft“ der Strömung (!) entlang der Körperoberfläche. Grob<br />
vereinfachend kann man sagen, dass α von der Dicke der Grenzschicht abhängt. Historisch<br />
wurde die Grenzschichtdicke durch Prandtl 1 so definiert, dass an ihrem Außenrand 99% des<br />
Geschwindigkeitswertes u∞ im Freistrom erreicht werden sollen, während an der Körperoberfläche<br />
als wichtigste Randbedingung die sog. ” Haftbedingung“ u(x, 0) = 0 zu erfüllen ist.<br />
Die Bestimmung oder Abschätzung des Wärmeübergangskoeffizienten α bzw. der Nußelt-Zahl<br />
Nu – ein entdimensionierter Wärmeübergangskoeffizient – <strong>für</strong> verschiedene Strömungstypen<br />
1 Ludwig Prandtl, Physiker, ∗ Freising 4.2. 1875, † Göttingen 15.8. 1953; Direktor des Kaiser-Wilhelm-Inst.<br />
<strong>für</strong> Strömungsforschung in Göttingen, Begründer der modernen Aero- und Hydrodynamik. Seine Untersuchungen<br />
zur Theorie der Unterschall- und Überschallströmung (u.a. mithilfe von Windkanälen) führten zu wichtigen<br />
Verbesserungen im Schiff- und Flugzeugbau. c○Bib. Inst. & F.A. Brockhaus AG<br />
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