Wärmetransportphänomene - Lehrstuhl für Thermodynamik - TUM
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Kapitel 8<br />
Impuls- und Wärmeübertragung in<br />
der Plattengrenzschicht<br />
In diesem Kapitel wird die sog. Grenzschicht-Theorie nach Prandtl am Beispiel der Strömung<br />
über eine ebene Platte vorgestellt. Erst im Rahmen dieser Näherung gelang es, Lösungen <strong>für</strong><br />
die Verteilungen von Geschwindigkeit und Temperatur bei laminarer Strömung zu finden,<br />
woraus sich wiederum die <strong>für</strong> die Arbeit des Ingenieurs unentbehrlichen Korrelationen <strong>für</strong><br />
Reibungsbeiwert cf und Nußelt-Zahl Nu in Abhängigkeit von Reynolds- und Prandtl-Zahl<br />
bestimmen lassen.<br />
8.1 Grenzschichtgleichungen <strong>für</strong> Zwangskonvektion<br />
Bis Anfang des 20. Jahrhunderts waren – trotz erheblicher Anstrengungen der besten Mathematiker<br />
– nur sehr wenige Lösungen der Navier-Stokes Gleichungen (siehe z.B. Gleichungen<br />
(7.7) und (7.8) mit (7.6) ) bekannt. Wegen unüberwindlicher mathematischer Schwierigkeiten<br />
konnten <strong>für</strong> viele strömungsmechanische Probleme, bei denen die Reibungskräfte bzw. die aus<br />
der Viskosität resultierenden Randbedingungen ( ” Haftbedingung“) eine Rolle spielen, keine<br />
Lösungen gefunden werden.<br />
Ludwig Prandtl gelang 1904 ein entscheidender Durchbruch: gestützt auf ein tiefgreifendes<br />
Verständnis der physikalischen Zusammenhänge führte er den Begriff der ” Grenzschicht“ ein.<br />
Dieser Ansatz setzt voraus, dass bei grossen Reynolds - Zahlen – also deutlicher Dominanz<br />
der Trägheits- über die Zähigkeitskräfte – schon in geringer Entfernung von festen Wänden<br />
der Einfluss der Reibung zu vernachlässigen ist, die Strömung dort also potentialtheoretisch<br />
beschrieben werden kann. Nur innerhalb einer dünnen, wandnahen Grenzschicht sind die<br />
Zähigkeitskräfte von gleicher Größenordnung wie die Reibungskräfte.<br />
Diese Modellvorstellung hat zur Folge, dass in den hydrodynamischen Differentialgleichungen<br />
Glieder geringerer Größenordungen vernachlässigt werden können. So resultiert aus den<br />
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