03.01.2023 Aufrufe

Lehrbuch des Estnischen und Finnischen

Dies ist das erste und bisher einzige Lehrbuch, in dem Estnisch und Finnisch, die einerseits sich sehr nahe stehen und andererseits sich trotzdem in verschiedenen Bereichen deutlich voneinander unterscheiden, zusammen vermittelt werden.

Dies ist das erste und bisher einzige Lehrbuch, in dem Estnisch und Finnisch, die einerseits sich sehr nahe stehen und andererseits sich trotzdem in verschiedenen Bereichen deutlich voneinander unterscheiden, zusammen vermittelt werden.

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Generation, die noch heute nur wenig bis gar kein Englisch können, weil<br />

sie in den estnischen Schulen noch Russisch als erste Fremdsprache<br />

lernen mussten. Tatsächlich ist diese Sprache noch heute in Estland<br />

verbreitet, vor allem im Nordosten mit der Stadt Narwa als eigentlichem<br />

Russenzentrum direkt neben der Grenze zu Russland. Dagegen wird<br />

Deutsch nur noch von wenigen ganz alten Leuten verstanden, woran auch<br />

die immer noch nicht vergessenen deutschen Ortsnamen nichts ändern:<br />

Reval für Tallinn <strong>und</strong> das noch geläufigere Dorpat für Tartu, die schon seit<br />

Jahrh<strong>und</strong>erten bekannte Universitätsstadt im Südosten <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>.<br />

Bevor wir ins ganze Grammatikgestrüpp einsteigen, führe ich gleichsam<br />

als Aufmunterung zuerst die vier Vorteile auf, die das Estnische <strong>und</strong><br />

Finnische gegenüber vielen anderen <strong>und</strong> vor allem europäischen<br />

Sprachen aufweisen:<br />

1. Beide Sprachen werden mit dem lateinischen Alphabet geschrieben.<br />

Das zu wissen ist auch <strong>des</strong>halb wichtig, weil das Estnische sowie das<br />

Lettische <strong>und</strong> Litauische die einzigen Sprachen sind, die in der Epoche<br />

der Gulag-Sowjetunion das lateinische Alphabet verwendeten oder<br />

genauer verwenden durften. Das Gleiche galt in Bezug auf das Alphabet<br />

auch für das Armenische <strong>und</strong> Georgische, die nicht durch das kyrillische<br />

Alphabet ersetzt wurden. Alle anderen Sprachen mussten so geschrieben<br />

werden, also auch die mit dem <strong>Estnischen</strong> <strong>und</strong> <strong>Finnischen</strong> nahe<br />

verwandten Schwestersprachen Karelisch, Ischorisch <strong>und</strong> Wepsisch, von<br />

denen die beiden letzteren zwischen dem Pejpus-See <strong>und</strong> dem Onegasee<br />

heute nur noch von wenigen gesprochen werden. Dagegen durfte das<br />

Livische, das an der lettischen Küste gesprochen wurde <strong>und</strong> seit dem Jahr<br />

2013, als der letzte alte Fischer gestorben war, der es noch als<br />

Muttersprache geredet hatte, offiziell als ausgestorben gilt, bis zum<br />

Schluss ebenfalls mit dem lateinischen Alphabet geschrieben werden.<br />

Gerade auch die mangelhafte Förderung durch den Sowjetstaat, der im<br />

Westen fälschlicherweise immer im Ruf stand, alles Mögliche an<br />

Schutzmassnahmen für die Minderheitensprachen zu tun, hat<br />

entscheidend zum Aussterben dieser Sprache beigetragen. Ein Beweis<br />

dafür sind die oben erwähnten Ischoren <strong>und</strong> Wepsen, denen es noch bis<br />

heute, also auch nach dem offiziellen Ende der Gulag-Sowjetunion,<br />

ähnlich ergeht, <strong>und</strong> die Karelier oder genauer Ost-Karelier - als West-<br />

Karelier galten immer die Finnen westlich <strong>des</strong> Ladogasees - konnten ihre<br />

Sprache nur dank der grossen Zahl von mehr als 100‘000 Sprechern<br />

retten. Entgegen anders lautender Meldungen ist das Volk der Liven, das<br />

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