03.01.2023 Aufrufe

Lehrbuch des Estnischen und Finnischen

Dies ist das erste und bisher einzige Lehrbuch, in dem Estnisch und Finnisch, die einerseits sich sehr nahe stehen und andererseits sich trotzdem in verschiedenen Bereichen deutlich voneinander unterscheiden, zusammen vermittelt werden.

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auch noch mit dem Ungarischen gemeinsame Züge teilt, aber mehr blieb<br />

unbekannt. Wer nicht so wie ich noch Kontakte mit Exil-Esten hatte, die<br />

sich zum Beispiel in Zürich mehrmals im Jahr zu einem Gottesdienst in<br />

der Lutherischen Kirche trafen, konnte also nur darüber rätseln, wie diese<br />

Sprache klang. Erst im Jahr 1980, als im Rahmen der Olympischen<br />

Sommerspiele von Moskau die Segelwettbewerbe vor der Küste der<br />

estnischen Hauptstadt Tallinn durchgeführt wurden, erlebte das Estnische<br />

dank <strong>des</strong> Bürgermeisters dieser Stadt gleichsam seine internationale<br />

Feuertaufe. Er liess es sich nicht nehmen, nicht nur auf Russisch, sondern<br />

auch auf Estnisch ein längeres Interview zu geben, <strong>und</strong> meine Mutter, die<br />

es im Gegensatz zu mir gehört hatte, sagte mir nachher, dass sie praktisch<br />

alles verstanden hatte.<br />

Was die oben erwähnten Gottesdienste mit Exil-Esten betrifft, erinnere ich<br />

mich noch gut daran, wie eindrücklich es war, die überwiegend älteren<br />

Leute am Ende der Gottesdienste beim Abspielen der in Estland<br />

verbotenen alten Nationalhymne, die heute wieder die gleiche ist, weinen<br />

zu sehen. Wer konnte schon wissen, dass die Gulag-Sowjetunion, die ich<br />

bewusst so nenne <strong>und</strong> die damals noch so allmächtig <strong>und</strong><br />

unzerstörbar schien, nur zwanzig Jahre später nicht mehr existieren<br />

würde? Leider ist anzunehmen, dass die meisten, die ich in der Kirche<br />

sah, die Befreiung ihres Lan<strong>des</strong> nicht mehr miterleben konnten, jedenfalls<br />

nicht in diesem irdischen Leben.<br />

Auch in einem anderen Bereich erlebte ich auf eine besondere Weise, wie<br />

sehr sich die Besetzung Estlands durch die Sowjets auf den Kontakt zu<br />

Finnland auswirkte. Als ich mit elf Jahren wieder einmal in Helsinki war,<br />

wo ich in meinen ersten paar Lebensjahren mehrere Monate verbracht<br />

hatte, sah ich im Fernsehen einen besonderen Spielfilm, der anders war<br />

als die anderen, die ich dort sah, weil es keine Untertitel zu lesen gab.<br />

Noch heute werden in Finnland <strong>und</strong> im Rest von Nordeuropa die meisten<br />

Spielfilme in der Originalsprache ausgestrahlt, einerseits weil die kleineren<br />

Völker weniger gute Synchronsprecher zur Verfügung haben als etwa die<br />

Deutschen, Franzosen oder Italiener, <strong>und</strong> andererseits weil es für gut<br />

gehalten wird, dass vor allem das Englische auch auf diese Weise besser<br />

gelernt werden kann. So erlebte ich als meinen sprachlichen Höhepunkt<br />

bei einem weiteren Besuch viele Jahre später, dass ein walisischer<br />

Spielfilm in der Originalsprache gezeigt <strong>und</strong> dieser mit finnischen<br />

Untertiteln versehen wurde, von denen ich immerhin mehr als neunzig<br />

Prozent schnell genug lesen <strong>und</strong> verstehen konnte. Wieder zurück zu<br />

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