Lehrbuch des Estnischen und Finnischen

Dies ist das erste und bisher einzige Lehrbuch, in dem Estnisch und Finnisch, die einerseits sich sehr nahe stehen und andererseits sich trotzdem in verschiedenen Bereichen deutlich voneinander unterscheiden, zusammen vermittelt werden. Dies ist das erste und bisher einzige Lehrbuch, in dem Estnisch und Finnisch, die einerseits sich sehr nahe stehen und andererseits sich trotzdem in verschiedenen Bereichen deutlich voneinander unterscheiden, zusammen vermittelt werden.

03.01.2023 Aufrufe

nachher zwar fleissig verschwiegen wurde, aber deshalb nicht weniger wahr ist. Sie konnten sich nur deshalb nicht beteiligen, weil der Transport wegen des gerade ausgelösten Kriegs rund um Polen zu schwierig gewesen wäre und weil der damalige Diktator Horthy, der mit Hitler verbündet war, nicht so viele Männer ziehen lassen wollte. Sogar in den paar Jahrzehnten, als die Kommunisten regierten, waren die Finnen die Einzigen aus dem Westen, die jederzeit ohne Visum nach Ungarn einreisen konnten, und noch heute finden jedes Jahr Freundschaftsländerspiele im Eishockey statt, nach meinem Wissen immer abwechslungsweise in Helsinki und Budapest. Wie mir ein Ungar selber einmal sagte, fühlen sie sich mit den Finnen und Esten immer so stark verbunden, dass ihre erfolgreichen Sportler wie etwa Leichtathleten, Fussballer oder Formel-1-Rennfahrer auch in Ungarn immer populär und beliebt waren. Nur wenn ihre Nationalmannschaften in Ernstkämpfen direkt aufeinander treffen, kann diese Freundschaft nicht ausgelebt werden, aber im Eishockey ist das in letzter Zeit sowieso nur einmal vorgekommen: Als die Ungarn es endlich wieder einmal geschafft hatten, bei einer Weltmeisterschaft in die oberste Liga aufzusteigen, aber unglücklicherweise in die gleiche Vorrundengruppe mit den Finnen gelost wurden, gab es im nächsten Jahr keine Geschenke, weil die Finnen die Punkte selber brauchten, aber auch mit einem Geschenk wären die Ungarn sowieso wieder abgestiegen. Es geht aber noch weiter: Da ich weiter oben geschrieben habe, es sei lange geglaubt worden, dass auch das Türkische sich zusammen mit dem Ungarischen, Estnischen und Finnischen aus der gleichen Ursprache entwickelt habe, fühlten sich tatsächlich immer wieder viele Türken mit den Ungarn, Esten und Finnen verbunden, obwohl sie schon seit Jahrhunderten einer ganz anderen Kultur und Religion angehören. Vor vielen Jahren hatte meine Mutter eine türkische Bekannte, die ihr sagte, sie würde bei den Eishockey-Weltmeisterschaften so sehr für die Finnen Partei ergreifen, dass sie manchmal sogar weine, und was mich selber betrifft, bin ich ausgerechnet mit den Türken instinktiv immer gut ausgekommen, solange ich den Bereich Religion und die damit verbundenen Probleme - um sie vorsichtig einmal so auszudrücken - aus dem Spiel liess. Wenn ich ihnen sage, wir seien zwar nur weit draussen miteinander verwandt, aber doch verwandt, fühlen sie sich sogar geschmeichelt. Aus finnischer Sicht lautet die Formel so: Die Esten und Karelier - und dazu die immer unterschlagenen Ischoren und Wepsen 480

zwischen Narwa und dem Onegasee - sind unsere Schwestern und Brüder, die Samen und Ungarn sowie die anderen finno-ugrischen Völker sind unsere Kusinen und Cousins…und die Türken und alle anderen Turkvölker sind unsere weit entfernten Verwandten. Zu diesen gehören auch die wenig bekannten Gagausen, die überwiegend in Moldawien und in der Ukraine leben und sich schon vor Jahrhunderten als einzige Türken zum Christentum bekehrt haben, aber auch die Karäer, die vor allem in Litauen und Polen sowie in der Ukraine leben und ebenfalls schon vor Jahrhunderten den jüdischen Glauben angenommen haben. Dazu kommt auch dies: Wenn immer wieder gesagt und geschrieben wird, dass die Türken in ihrem Wesen gar keine Europäer, sondern Asiaten sind, und deshalb den Westen im tiefsten Grund sogar verachten, trifft das sicher nicht auf die Esten, Finnen, Samen und Ungarn zu: Für diese und auch für die weniger bekannten finno-ugrischen Völker wie die Ost-Karelier, Liven, Ischoren oder Wepsen haben sie immer Sympathien empfunden, was die ganze Weltgeschichte bis heute gezeigt hat. Da hier auch von Ungarn die Rede ist, muss ich noch eine besondere Freundschaft erwähnen, die schon seit Jahrhunderten besteht und mir von beiden Seiten bestätigt worden ist und die immer wieder lobend erwähnt wird: Die Freundschaft zwischen den Ungarn und Polen - und nicht nur wegen der römisch-katholischen Religion, der die meisten angehören, und einer zum Teil gemeinsamen Geschichte. Es hat ganz einfach immer gepasst, wie das heute so modern heisst. An dieser Freundschaft haben nicht einmal die beiden Weltkriege etwas geändert, als die Ungarn und Polen teilweise in feindlichen Lagern kämpften. Sogar dann soll bewusst darauf geschaut worden sein, dass ungarische und polnische Truppen nie direkt aufeinander schossen, und nach unserem Wissensstand ist das auch früher nie geschehen. Gerade auch heute, da beide Länder sowohl der NATO als auch der Europäischen Union angehören, hat sich diese Freundschaft wieder vertieft; das drückt sich am meisten darin aus, dass genau darauf geschaut wird, dass man möglichst auf der gleichen Linie politisiert. Zum Schluss noch dies: Es passt zu dieser Freundschaft, dass nicht nur die Ungarn sich mit den Esten und Finnen besonders verbunden fühlen, sondern auch die Polen, obwohl sie Slawen sind - aber eben keine Russen. -------------------------------------------------- 481

nachher zwar fleissig verschwiegen wurde, aber <strong>des</strong>halb nicht weniger<br />

wahr ist. Sie konnten sich nur <strong>des</strong>halb nicht beteiligen, weil der Transport<br />

wegen <strong>des</strong> gerade ausgelösten Kriegs r<strong>und</strong> um Polen zu schwierig<br />

gewesen wäre <strong>und</strong> weil der damalige Diktator Horthy, der mit Hitler<br />

verbündet war, nicht so viele Männer ziehen lassen wollte.<br />

Sogar in den paar Jahrzehnten, als die Kommunisten regierten, waren die<br />

Finnen die Einzigen aus dem Westen, die jederzeit ohne Visum nach<br />

Ungarn einreisen konnten, <strong>und</strong> noch heute finden je<strong>des</strong> Jahr<br />

Fre<strong>und</strong>schaftsländerspiele im Eishockey statt, nach meinem Wissen<br />

immer abwechslungsweise in Helsinki <strong>und</strong> Budapest. Wie mir ein Ungar<br />

selber einmal sagte, fühlen sie sich mit den Finnen <strong>und</strong> Esten immer so<br />

stark verb<strong>und</strong>en, dass ihre erfolgreichen Sportler wie etwa Leichtathleten,<br />

Fussballer oder Formel-1-Rennfahrer auch in Ungarn immer populär <strong>und</strong><br />

beliebt waren. Nur wenn ihre Nationalmannschaften in Ernstkämpfen<br />

direkt aufeinander treffen, kann diese Fre<strong>und</strong>schaft nicht ausgelebt<br />

werden, aber im Eishockey ist das in letzter Zeit sowieso nur einmal<br />

vorgekommen: Als die Ungarn es endlich wieder einmal geschafft hatten,<br />

bei einer Weltmeisterschaft in die oberste Liga aufzusteigen, aber<br />

unglücklicherweise in die gleiche Vorr<strong>und</strong>engruppe mit den Finnen gelost<br />

wurden, gab es im nächsten Jahr keine Geschenke, weil die Finnen die<br />

Punkte selber brauchten, aber auch mit einem Geschenk wären die<br />

Ungarn sowieso wieder abgestiegen.<br />

Es geht aber noch weiter: Da ich weiter oben geschrieben habe, es sei<br />

lange geglaubt worden, dass auch das Türkische sich zusammen mit dem<br />

Ungarischen, <strong>Estnischen</strong> <strong>und</strong> <strong>Finnischen</strong> aus der gleichen Ursprache<br />

entwickelt habe, fühlten sich tatsächlich immer wieder viele Türken mit den<br />

Ungarn, Esten <strong>und</strong> Finnen verb<strong>und</strong>en, obwohl sie schon seit<br />

Jahrh<strong>und</strong>erten einer ganz anderen Kultur <strong>und</strong> Religion angehören. Vor<br />

vielen Jahren hatte meine Mutter eine türkische Bekannte, die ihr sagte,<br />

sie würde bei den Eishockey-Weltmeisterschaften so sehr für die Finnen<br />

Partei ergreifen, dass sie manchmal sogar weine, <strong>und</strong> was mich selber<br />

betrifft, bin ich ausgerechnet mit den Türken instinktiv immer gut<br />

ausgekommen, solange ich den Bereich Religion <strong>und</strong> die damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Probleme - um sie vorsichtig einmal so auszudrücken - aus<br />

dem Spiel liess. Wenn ich ihnen sage, wir seien zwar nur weit draussen<br />

miteinander verwandt, aber doch verwandt, fühlen sie sich sogar<br />

geschmeichelt. Aus finnischer Sicht lautet die Formel so: Die Esten <strong>und</strong><br />

Karelier - <strong>und</strong> dazu die immer unterschlagenen Ischoren <strong>und</strong> Wepsen<br />

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