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Lehrbuch des Estnischen und Finnischen

Dies ist das erste und bisher einzige Lehrbuch, in dem Estnisch und Finnisch, die einerseits sich sehr nahe stehen und andererseits sich trotzdem in verschiedenen Bereichen deutlich voneinander unterscheiden, zusammen vermittelt werden.

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eine Verwandtschaft festzustellen, aber was den Wortschatz <strong>und</strong> auch wie<br />

oben gesehen die Grammatik betrifft, können diese drei Sprachen<br />

unmöglich von der gleichen Urmutter abstammen. Eine Sprache besteht<br />

nicht nur aus Wörtern, die sich im <strong>Estnischen</strong> <strong>und</strong> <strong>Finnischen</strong> sowieso zu<br />

fast h<strong>und</strong>ert Prozent von denen im Ungarischen unterscheiden - zu den<br />

wenigen Ausnahmen gehören die drei fast identischen Wörter für das Blut,<br />

die Hand <strong>und</strong> das Wasser (veri, vér - käsi, kéz - vesi, víz) <strong>und</strong> nicht nur<br />

aus einer Grammatik, die innerhalb von gleichen Sprachfamilien wie zum<br />

Beispiel bei den romanischen, germanischen oder slawischen Sprachen<br />

Ähnlichkeiten aufweisen, sondern auch aus einer Denkart, <strong>und</strong> wenn<br />

diese mit einer anderen nicht identisch oder wenigstens ähnlich ist, kann<br />

unmöglich eine gleiche Abstammung vorliegen. Wer heute eine<br />

germanische Sprache redet, tut das immer noch mit der gleichen<br />

Denkweise, wie sie die antiken Germanen vor 2‘000 Jahren hatten, <strong>und</strong><br />

wer eine romanische Sprache mit seinen zahlreichen Konjunktivformen<br />

redet, hat immer noch die gleiche Denkweise wie die antiken Römer.<br />

Die einzige Ausnahme sind die beiden griechischen Sprachen: Das<br />

heutige Neugriechische hat zwar immer noch zu mehr als achtzig Prozent<br />

den gleichen Wortschatz wie das Altgriechische, aber die Grammatik hat<br />

sich in den letzten 2‘000 Jahren schon so weit wegentwickelt, dass sie<br />

nicht nur eine eigene neue Sprache geworden ist, sondern auch eine<br />

eigene Denkart hervorgebracht hat. Das beste Beispiel dafür sind das<br />

altgriechische Perfekt, Plusquamperfekt <strong>und</strong> Futur; diese sind im<br />

Neugriechischen verschw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> durch je zwei Varianten ersetzt<br />

worden, die mit dem slawischen Aspektsystem praktisch identisch sind.<br />

Dagegen hat auch das Hebräische, die andere biblische Sprache - die<br />

paar aramäischen Teile im Alten Testament lasse ich jetzt weg -,<br />

weitestgehend die gleiche Denkart bewahrt, weil die modernen<br />

Verbformen <strong>des</strong> Neuhebräischen aus einer Partizipial-Konstruktion der<br />

antiken Sprache entnommen <strong>und</strong> neu zusammengeschustert wurden.<br />

So wie ich aufgr<strong>und</strong> meiner schon seit mehr als vier Jahrzehnten<br />

währenden intensiven Beschäftigung mit Sprachen aus aller Welt daran<br />

zweifle, dass die heute noch vorkommenden zehn sogenannten<br />

indogermanischen oder indoeuropäischen Sprachfamilien - die<br />

germanischen, romanischen, slawischen, baltischen, keltischen,<br />

iranischen <strong>und</strong> meisten indischen Sprachen sowie als einzige Vertreter<br />

auch noch das Albanische, Griechische <strong>und</strong> Armenische - von einer<br />

einzigen Ursprache abstammen, sage ich das Gleiche auch über die finno-<br />

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