03.01.2023 Aufrufe

Lehrbuch des Estnischen und Finnischen

Dies ist das erste und bisher einzige Lehrbuch, in dem Estnisch und Finnisch, die einerseits sich sehr nahe stehen und andererseits sich trotzdem in verschiedenen Bereichen deutlich voneinander unterscheiden, zusammen vermittelt werden.

Dies ist das erste und bisher einzige Lehrbuch, in dem Estnisch und Finnisch, die einerseits sich sehr nahe stehen und andererseits sich trotzdem in verschiedenen Bereichen deutlich voneinander unterscheiden, zusammen vermittelt werden.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

gut halten konnten, war eine neue Erfindung, die dort im wahrsten Sinn<br />

<strong>des</strong> Wortes ihre Feuertaufe erlebte <strong>und</strong> zur „Vernichtung“ von Tausenden<br />

von Panzersoldaten führte: Das waren die sogenannten Molotow-<br />

Cocktails, die so bezeichnet wurden, weil es der damalige sowjetische<br />

Aussenminister Molotow war, der als Stellvertreter Stalins den<br />

berüchtigten Hitler-Stalin-Pakt unterzeichnet hatte, durch den Finnland<br />

genauso wie das Baltikum <strong>und</strong> Ost-Polen, das heute zu Weissrussland<br />

gehört, dem sowjetischen Interessenbereich zugeschlagen worden war,<br />

<strong>und</strong> weil er auch nachher immer wieder auf Befehl Stalins Drohungen<br />

gegen Finnland ausgestossen hatte. Meine Mutter sagte mir einmal, dass<br />

sie gegen diesen Molotow viel mehr Hass empfand als gegen Stalin<br />

selber, aber ich konnte das nie nachvollziehen, weil er ja nur Stalins<br />

Handlanger gewesen war. Wie wichtig es ist, auf der Seite der „Gewinner“<br />

eines Kriegs zu stehen, hat sich gerade auch hier gezeigt: Während der<br />

deutsche Aussenminister Ribbentrop, der den oben erwähnten Pakt als<br />

Hitlers Stellvertreter unterzeichnet hatte, nach dem Krieg als einer von<br />

mehreren Dutzend Kriegsverbrechern hingerichtet wurde, durfte Molotow<br />

in allen Ehren nicht nur alt, sondern gar sehr alt werden.<br />

Warum ich das alles geschrieben habe, liegt wie oben erwähnt darin, dass<br />

ein solches Wissen ebenfalls zum Rüstzeug gehört, wenn jemand die<br />

Sprache eines Volkes wirklich gut lernen will. Ohne dieses Wissen sind<br />

die Sprachenkenntnisse immer nur ein Stückwerk, aber eine Sprache ist<br />

nicht nur eine Sprache, sondern immer auch Politik. Das war auch in der<br />

Geschichte immer so: Wenn ein Land erobert wurde, zwangen die<br />

Eroberer den Eroberten <strong>und</strong> damit auch den neuen Unterdrückten nicht<br />

nur ihre Herrschaft, sondern immer auch ihre Sprache auf. Gerade in den<br />

drei baltischen Staaten hat sich das von 1940 bis 1991 deutlich <strong>und</strong><br />

schmerzlich genug gezeigt, aber auch in Finnland wurde das Finnische<br />

erst im Jahr 1902 nach jahrzehntelangen Kämpfen um die<br />

Gleichberechtigung als zweite offizielle Lan<strong>des</strong>sprache neben dem<br />

Schwedischen anerkannt. Dabei spielte für diesen langen Kampf sicher<br />

auch eine entscheidende Rolle, dass fast alle Finnen, die in dieser Zeit<br />

bekannt waren oder später bekannt wurden, keine „echten“ Finnen waren,<br />

sondern Finnlandschweden, die zudem teilweise auch der noch alles<br />

dominierenden Oberschicht angehörten, als bekannteste Beispiele der<br />

Nationaldichter Runeberg, der Komponist Sibelius, der erste Präsident<br />

Stahlberg <strong>und</strong> der spätere Generalfeldmarschall Mannerheim.<br />

412

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!