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Lehrbuch des Estnischen und Finnischen

Dies ist das erste und bisher einzige Lehrbuch, in dem Estnisch und Finnisch, die einerseits sich sehr nahe stehen und andererseits sich trotzdem in verschiedenen Bereichen deutlich voneinander unterscheiden, zusammen vermittelt werden.

Dies ist das erste und bisher einzige Lehrbuch, in dem Estnisch und Finnisch, die einerseits sich sehr nahe stehen und andererseits sich trotzdem in verschiedenen Bereichen deutlich voneinander unterscheiden, zusammen vermittelt werden.

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Lettisch) oder Pedeli (Estnisch) in zwei Hälften geteilt, wobei die estnische<br />

viel grösser ist. Da dieser Fluss ausgerechnet hier seine Richtung<br />

wechselt <strong>und</strong> nicht mehr vom Osten nach dem Westen fliesst, sondern<br />

nach dem Norden abbiegt, gibt es nicht eine südliche <strong>und</strong> nördliche Hälfte,<br />

sondern eine westliche <strong>und</strong> eine östliche. Solange diese Stadt, in der<br />

neben Deutsch, Lettisch <strong>und</strong> Estnisch auch noch Russisch <strong>und</strong> Jiddisch<br />

gesprochen wurden, unter der Herrschaft von Fremden stand, kam es<br />

nicht darauf an, wo die einen oder anderen wohnten. Das änderte sich<br />

erst, als Estland <strong>und</strong> Lettland im Jahr 1918 unabhängig wurden. Infolge<br />

<strong>des</strong> Streits wegen der Diskussionen, wem diese Stadt, die weit im<br />

Lan<strong>des</strong>inneren strategisch wegen der Eisenbahnlinie von Riga nach Tartu<br />

wichtig war, zufallen sollte, kam es fast zu einem Krieg. Dank der<br />

Vermittlung eines ranghohen britischen Offiziers <strong>und</strong> Diplomaten namens<br />

Stephen Tallents, der seinen Sitz gerade in Riga hatte, wurde der<br />

Kompromiss beschlossen, die Stadt zu teilen, wodurch aber der grössere<br />

Teil mitsamt dem Bahnhof <strong>und</strong> dem eigentlichen Stadtzentrum zu Estland<br />

kam. Man kann ja viel gegen den früheren britischen Imperialismus<br />

einwenden, aber min<strong>des</strong>tens hier ist dank der Briten ein Bruderkrieg<br />

verhindert worden, nachdem kurz zuvor noch Esten <strong>und</strong> Letten zum Teil<br />

innerhalb von gleichen Kompanien gegen die Roten gekämpft hatten, zu<br />

denen allerdings auch viele Letten selber gehörten. Das ist auch eine<br />

Erklärung dafür, warum die Beziehungen vor allem zwischen den Esten<br />

<strong>und</strong> Briten seit dieser Zeit immer gut gewesen sind, <strong>und</strong> hat mit dazu<br />

beigetragen, dass die Annexion <strong>des</strong> Baltikums durch die Sowjets von<br />

Grossbritannien offiziell nie anerkannt worden ist, genauso wenig wie von<br />

den USA, Kanada, Frankreich <strong>und</strong> dem franquistischen Spanien,<br />

jedenfalls soweit das bekannt geworden ist. Da die Grenzen in den 22<br />

Jahren der Unabhängigkeit bis zum Jahr 1940 geschlossen waren,<br />

mussten sich die Letten dort wegen <strong>des</strong> fehlenden Bahnhofs <strong>und</strong> eines<br />

Stadtzentrums eine neue wirtschaftliche Infrastruktur aufbauen, aber nach<br />

der Annexion durch die Sowjets wurde diese Grenze wieder aufgehoben.<br />

In den 13 ersten Jahren der neuen Unabhängigkeit bestand diese Grenze<br />

wieder, <strong>und</strong> erst seit dem gemeinsamen Beitritt zur Europäischen Union<br />

im Jahr 2004 <strong>und</strong> erst recht zum Schengen-Raum drei Jahre später ist es<br />

wieder so wie während Jahrh<strong>und</strong>erten bis zum Jahr 1918.<br />

Valga oder Valka ist <strong>des</strong>halb bemerkenswert, weil dieser Grenzort schon<br />

seit dem Mittelalter als einziger offiziell zweisprachig ist, <strong>und</strong> da dort seit<br />

Jahrh<strong>und</strong>erten auch noch Deutsche <strong>und</strong> Russen wohnen - wenn auch nur<br />

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