03.01.2023 Aufrufe

Lehrbuch des Estnischen und Finnischen

Dies ist das erste und bisher einzige Lehrbuch, in dem Estnisch und Finnisch, die einerseits sich sehr nahe stehen und andererseits sich trotzdem in verschiedenen Bereichen deutlich voneinander unterscheiden, zusammen vermittelt werden.

Dies ist das erste und bisher einzige Lehrbuch, in dem Estnisch und Finnisch, die einerseits sich sehr nahe stehen und andererseits sich trotzdem in verschiedenen Bereichen deutlich voneinander unterscheiden, zusammen vermittelt werden.

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Haus = maja (E), mâja (L)<br />

Junge = poeg (E), puika (L)<br />

Allerdings könnte das estnische „maja“ auch vom lettischen „mâja“<br />

abstammen, weil es von diesen vier Wörtern als einziges ausschert,<br />

während die drei anderen mit den entsprechenden finnischen fast<br />

identisch sind (maksaa, poika, laiva). Auch das lettische „grâmata“ für ein<br />

Buch stammt vom <strong>Estnischen</strong> „raamat“ ab <strong>und</strong> hat nichts mit Grammatik<br />

zu tun, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Andererseits hat das<br />

Lettische die nördliche Nachbarsprache dahingehend beeinflusst, dass<br />

auch dort in der Umgangssprache selbst dann, wenn es nicht unbedingt<br />

nötig ist, das Personalpronomen in Verbindung mit einem Verb immer<br />

mitverwendet wird.<br />

Im Lettischen, das genauso wie das Estnische vom Deutschen <strong>und</strong><br />

Schwedischen, also von den Sprachen der jahrh<strong>und</strong>ertelangen Herrscher,<br />

stark beeinflusst wurde, lauten die Personalpronomina im Nominativ so:<br />

ich = es, du = tu, er = vinsh, sie = vinja, wir = mûsu, ihr = jûs,<br />

sie (m.) = vini, sie (f.) = vinjas, Sie = Jûs<br />

Wie sehr sich das Estnische <strong>und</strong> Finnische von den baltischen Sprachen<br />

unterscheiden, zeigt sich am deutlichsten in der Anzahl der Fälle: Im<br />

heutigen Lettischen gibt es nur noch fünf, neben den vier auch im<br />

Deutschen bekannten noch den Lokativ. Dagegen kommt im Litauischen<br />

noch ein Instrumental vor, der im <strong>Estnischen</strong> am ehesten mit dem<br />

Komitativ <strong>und</strong> im <strong>Finnischen</strong> mit dem Instruktiv verglichen werden kann,<br />

<strong>und</strong> als Zugabe genauso wie im Latein, im Rumänischen <strong>und</strong> in den<br />

meisten slawischen Sprachen auch noch ein Vokativ, der immer dann<br />

verwendet wird, wenn jemand angesprochen <strong>und</strong> jemandem zugerufen<br />

wird; allerdings gibt es diesen Vokativ genauso wie im Latein, aber im<br />

Gegensatz zum Rumänischen <strong>und</strong> zu den slawischen Sprachen nur beim<br />

männlichen Geschlecht.<br />

Es ist hier noch zu ergänzen, dass das Livische, von dem ich oben im<br />

Vorwort geschrieben habe <strong>und</strong> das offiziell noch bis zum Jahr 2013 in<br />

Lettland selber gesprochen wurde, bis der letzte alte Fischer, der es noch<br />

beherrschte, gestorben war, das Lettische min<strong>des</strong>tens so stark beeinflusst<br />

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