Lehrbuch des Estnischen und Finnischen

Der finnische Potentialis
Dieser hat nicht direkt mit dem Konditional oder Konjunktiv zu tun, wie der
Name auf den ersten Blick auszusagen scheint. Genauso wie der oben
vorgestellte Modus obliquus und die Gerundium-Konstruktion mit dem
„da-Infinitiv“ und dem Inessiv nur im Estnischen vorkommen, ist der
Potentialis, der am besten mit den Wörtern „dürfte“ und „wird“
wiedergegeben werden kann, nur im Finnischen anzutreffen. Auch dieser
kommt nur im Präsens und Perfekt und fast nur in der Schriftsprache vor,
aber auch mit ihm ist es möglich, eine gewisse sprachliche Eleganz
auszudrücken.
Er wird gebildet, indem die Infinitiv-Endungen „-aa“ und „-ää“ durch das
Infix „ne“ ersetzt werden, dem die entsprechenden Personalpronomina
folgen. Bei den Infinitiven, die auf nur einem „a“ oder „ä“ enden, gibt es ein
paar Konsonantenverschiebungen. Im Gegensatz zum estnischen Modus
obliquus wird im Potentialis alles durchkonjugiert.
antaa (geben) - antanen
antanet
antanee
antanemme
antanette
antanevat/annettaneen
ich dürfte/werde wohl geben
usw.
kirjoittaa (schreiben) - kirjoittanen ich dürfte/werde wohl schreiben
kirjoittanet usw.
kirjoittanee
kirjoittanemme
kirjoittanette
kirjoittanevat/kirjoittettaneen
248