Lehrbuch des Estnischen und Finnischen

Linien stehen mussten, laut ausriefen: „Hakka päälle, pohjan poika!“
(Schlag auf den Kopf, Nordjunge!) Deshalb wurden sie sowohl von den
Verbündeten als auch von den Gegnern auf der anderen Seite als
„Hakkapeliter“ bezeichnet. Auch im Bürgerkrieg von 1918 stachelten sich
beide Seiten auf diese Weise an und in den beiden Kriegen gegen die
Sowjets zwischen 1939 und 1944 waren diese Worte sogar eine Art Kult.
Wie sehr sich das Estnische und das Finnische trotz mancher Ähnlichkeit
halt doch in vielen anderen Bereichen voneinander unterscheiden, zeigt
sich allein bei diesem Wort „hakata“. Im Finnischen hat es drei
Bedeutungen: Abholzen, (ab)hacken, (ab)hauen. Dagegen wird im
Estnischen mit „hakkata“ (da-Infinitiv, der andere lautet „hakkama“) der
Anfang oder Beginn einer Handlung ausgedrückt. Der gleiche Kriegsruf
heisst im Estnischen: Löö peale, põhja poiss! (Lööma, lüüa = schlagen,
erste Person Einzahl: mina löön.)
Zum Imperativ ist am Schluss dieses Kapitels noch etwas zu ergänzen,
das nicht logisch erklärt werden kann: In einem Befehl gibt es in beiden
Sprachen keinen Akkusativ, wenn er nicht verneint wird, sondern nur die
Nominativform. Dagegen steht in einem verneinten Befehl auch hier in
beiden Sprachen immer der Partitiv, der im Estnischen mit dem Akkusativ
sowieso identisch ist:
D: Ich schreibe ein Buch. Schreib das Buch!
E: Mina kirjutan raamatut. Kirjuta raamat! (also nicht „raamatut“)
F: Minä kirjoitan kirjan. Kirjoitta kirja! (also nicht „kirjan“)
D: Schreib das Buch nicht! Ihr Männer, liebet eure Frauen! (Bibel)
E: Ära kirjuta raamatut! Teie mehed, armastage teie abikaased! *
F: Älä kirjoitta kirjaa! Te miehet, rakastakaa teidän vaimonne! *
* In beiden Sprachen steht auch hier der Nominativ, wobei im Finnischen
„vaimot“ und die Endung „-nne“ zu „vaimonne“ verschmelzen.
224