Lehrbuch des Estnischen und Finnischen

D: In der Stadt ist es schwerer zu leben als auf dem Land.
E: Linnas on raskem elada kui maal.
Die „Aspektpaare“, die eben keine solchen sind, sondern nur zwei
verschiedene Infinitive haben, lauten somit so:
sein
gehen
schreiben
leben
olema, olla
minema, minna
käimä, käiä *
kirjutama, kirjutada
elama, elada
* Dieses Verb heisst zwar auch „gehen“, kommt aber weniger häufig vor
und wird mehr im Sinn von „besuchen gehen“ verwendet. Tatsächlich
heisst das nahe verwandte finnische „käydä“ nur „besuchen“, wobei hinten
noch „luona“ und in der Mitte das entsprechende Objekt hinzugefügt
werden müssen.
Im Finnischen lauten die einzelnen Infinitive für diese vier Verben so:
olla, mennä, kirjoittaa, elää
Auch hier gilt also wieder die Vokalharmonie.
Zur Beruhigung dies: Da auch die Estinnen und Esten wissen, wie schwer
ihre Sprache ist, schauen sie darüber hinweg, wenn jemand den
„falschen“ Infinitiv erwischt. Immerhin ist schon an diesen wenigen
Beispielsätzen zu erkennen, wie stark das Estnische vom Deutschen auch
im Satzbau beeinflusst worden ist:
D: Ich muss hier leben. Mina pean siin elama.
(nicht: elama siin)
D: Ich kann gut schreiben. Mina oskan hästi kirjutada.
(nicht: kirjutada hästi).
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