Lehrbuch des Estnischen und Finnischen

Die häufigsten Verben in allen Zeiten
Bevor ich den zweiten Bereich der Verben behandle, gilt es gleich jetzt
etwas vorwegzunehmen: Im Estnischen gibt es nicht nur einen Infinitiv,
sondern für jedes Verb deren zwei, und zwar wird zwischen einem „ma-
Infinitiv“ (mit der Endung „-ma“) und einem „da-Infinitiv“ (mit der Endung „-
da“) unterschieden, wobei im zweiten nicht immer ein „-da“ steht. Das ist
der einzige Punkt, in dem diese Sprache deutlich schwieriger ist als das
Finnische, aber es gibt immer nur eine Konjugation; es verhält sich also
nicht so wie bei den slawischen Sprachen mit dem umfangreichen
Aspektsystem, wie ich es oben erklärt habe. Zudem ist die Unterscheidung
nicht schwer:
Der „ma-Infinitiv“ wird verwendet, wenn eine Verpflichtung oder der Beginn
einer Bewegung ausgedrückt werden:
D: Morgen muss ich in Tallinn sein. Ich muss nach Tallinn gehen.
E: Homme mina pean olema Tallinnas. Mina pean minema Tallinnasse.
D: Ich muss hier leben. Ich fange zu schreiben an.
E: Mina pean siin elama. Mina hakkan kirjutama.
Der „da-Infinitiv“ wird verwendet, wenn ein Wille, ein Streben, eine
Fähigkeit oder eine gefühlsmässige Deutung ausgedrückt werden:
D: Morgen will ich in Tallinn sein. Ich will nach Tallinn gehen.
E: Homme mina tahan olla Tallinnas. Mina tahan minna Tallinnasse.
D: Ich kann gut schreiben.
E: Mina oskan hästi kirjutada.
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