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Lehrbuch des Estnischen und Finnischen

Dies ist das erste und bisher einzige Lehrbuch, in dem Estnisch und Finnisch, die einerseits sich sehr nahe stehen und andererseits sich trotzdem in verschiedenen Bereichen deutlich voneinander unterscheiden, zusammen vermittelt werden.

Dies ist das erste und bisher einzige Lehrbuch, in dem Estnisch und Finnisch, die einerseits sich sehr nahe stehen und andererseits sich trotzdem in verschiedenen Bereichen deutlich voneinander unterscheiden, zusammen vermittelt werden.

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D: Bald werden wir ein Kind haben, bald haben wir ein Kind.<br />

E: Varsti meil on laps.<br />

F: Pian meillä on lapsi.<br />

Es gibt im <strong>Finnischen</strong> formal zwar eine eigene Futurform, die mit<br />

„Konjugierte Form von ‚tulla‘ + Illativ“ umschrieben werden kann, aber sie<br />

kommt fast nur in der Schriftsprache vor <strong>und</strong> auch dort nur selten:<br />

Morgen bin ich in Deutschland.<br />

Huomenna minä tulen ollaan Saksassa.<br />

Bald haben wir ein Kind.<br />

Pian meillä tulee ollaan lapsi.<br />

Weiter oben habe ich geschrieben, dass das Imperfekt für eine<br />

abgeschlossene Handlung viel mehr verwendet wird als das Perfekt <strong>und</strong><br />

dass dies ein gemeinsames Merkmal der skandinavischen, baltischen <strong>und</strong><br />

finno-ugrischen Sprachen ist. Das kommt auch daher, weil das Perfekt in<br />

allen drei Sprachfamilien mehr verwendet wird, wenn eine Handlung in der<br />

näheren Vergangenheit begonnen hat <strong>und</strong> sich in der Gegenwart immer<br />

noch auswirkt. Erstaunlicherweise teilen sie diese Gemeinsamkeit sogar<br />

mit den beiden griechischen Sprachen, also mit dem Alt- <strong>und</strong><br />

Neugriechischen, wo die Hauptzeit für die Vergangenheit jedoch nicht das<br />

Imperfekt ist, das nur für eine länger andauernde Handlung verwendet<br />

wurde <strong>und</strong> wird, sondern eine Spezialzeit, die Aorist genannt wird <strong>und</strong> dem<br />

schriftlateinischen Perfekt noch am nächsten kommt. Ich schreibe<br />

bewusst Schriftlatein, weil das Vulgärlatein, von <strong>des</strong>sen verschiedenen<br />

Varianten im ganzen Römischen Reich die heutigen romanischen<br />

Sprachen abstammen, ein zusammengesetztes Perfekt <strong>und</strong><br />

Plusquamperfekt kannte, die heute in allen romanischen, aber auch<br />

germanischen, baltischen <strong>und</strong> finno-ugrischen Sprachen mit Ausnahme<br />

<strong>des</strong> Ungarischen ebenfalls vorkommen.<br />

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