03.01.2023 Aufrufe

Lehrbuch des Estnischen und Finnischen

Dies ist das erste und bisher einzige Lehrbuch, in dem Estnisch und Finnisch, die einerseits sich sehr nahe stehen und andererseits sich trotzdem in verschiedenen Bereichen deutlich voneinander unterscheiden, zusammen vermittelt werden.

Dies ist das erste und bisher einzige Lehrbuch, in dem Estnisch und Finnisch, die einerseits sich sehr nahe stehen und andererseits sich trotzdem in verschiedenen Bereichen deutlich voneinander unterscheiden, zusammen vermittelt werden.

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Die Verben (Tätigkeitswörter)<br />

Erst jetzt, nach so vielen Deklinationstabellen, bei denen einem fast<br />

schwindlig werden kann, halte ich es für möglich, mit diesem Gr<strong>und</strong>wissen<br />

ausgerüstet in die Welt der Verben (Tätigkeitswörter) einzusteigen, aber<br />

es wird jetzt wenigstens etwas leichter. Ausgerechnet jetzt, da wir die Welt<br />

der Verben betreten? Das werden sich wohl manche fragen. In den<br />

meisten Sprachen sind gerade die Verben nicht leicht zu meistern, weil<br />

sie ein umfangreiches Konjugationssystem <strong>und</strong> mehr als zehn Zeiten<br />

kennen. So weisen die meisten romanischen Sprachen auch wegen <strong>des</strong><br />

oben erwähnten Konjunktivs nicht weniger als vierzehn auf, das<br />

Katalanische sogar achtzehn <strong>und</strong> das Surselvische in den Bündner<br />

Bergen als Rekordhalter zwanzig; allerdings kommen sechs heute nicht<br />

einmal mehr in der gehobenen Schriftsprache noch vor, also sind es<br />

ebenfalls vierzehn. Eine ähnlich hohe Anzahl Zeiten weist auch das<br />

Neugriechische auf, während die ost- <strong>und</strong> westslawischen Sprachen mit<br />

Russisch <strong>und</strong> Polnisch als den beiden bekanntesten Vertretern eigentlich<br />

nur acht verschiedene Zeiten hätten, wenn das sogenannte Aspektsystem<br />

die Zahl nicht verdoppeln würde. Mit dem Aspektsystem wird ausgedrückt,<br />

ob eine Handlung als unvollendet oder vollendet empf<strong>und</strong>en wird, zum<br />

Beispiel im Russischen:<br />

ja pischú = ich schreibe (gerade), ja djélaju = ich mache (gerade)<br />

ja napischú = ich werde schreiben, ja sdjélaju = ich werde schreiben<br />

ja pisál = ich schrieb, ich habe geschrieben<br />

ja djélal = ich machte, ich habe gemacht<br />

(es bleibt offen, ob die Handlung vollendet wurde)<br />

ja napisál = ich schrieb, ich habe geschrieben, ich hatte geschrieben<br />

ja sdjélal = ich machte, ich habe gemacht, ich hatte gemacht<br />

(hier ist die Handlung definitiv abgeschlossen)<br />

Dabei gibt es noch eine weibliche Variante (napisála, sdjélala) <strong>und</strong> eine<br />

sächliche (napisálo, sdjélalo), in der Mehrzahl gibt es für alle drei<br />

Geschlechter nur je eine Variante: pisáli, napisáli; djélali, sdjélali. Da fast<br />

je<strong>des</strong> slawische Verb ein sogenanntes Aspektpaar aufweist <strong>und</strong> die<br />

beiden oben vorgestellten Vorsilben „na-„ <strong>und</strong> „s-“ längst nicht die einzigen<br />

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