Lehrbuch des Estnischen und Finnischen

Die Possessivpronomina
(Die besitzanzeigenden Fürwörter)
Neben dem Bereich der Vokalharmonie, die es im Estnischen wie oben
gesehen nicht gibt, ist dieser der zweite, in dem sich diese beiden
Sprachen am deutlichsten voneinander unterscheiden. Die Formel ist
einfach: Während im Estnischen der Besitz vorn angezeigt wird, ist das im
Finnischen hinten der Fall. Wer sich in den romanischen Sprachen gut
auskennt, hat das im Sardischen und Rumänischen auch schon gesehen:
Deutsch: Sardisch: Rumänisch:
mein Bruder su fradi miu fratele meu
meine Schwester sa sorra mia sora ma
In allen anderen romanischen Sprachen stehen die Possessivpronomina
vorn, aber in Ausrufen werden sie manchmal auch hinten angehängt:
Oh meine Mutter! = O madre mia! (Italienisch und Spanisch)
Oh mein Vater!
= O padre mio! (Italienisch und Spanisch)
Auch im weltberühmten Vaterunser steht das Possessivpronomen
meistens hinten:
Vater unser, der Du bist im Himmel…
Genau gleich wie in den romanischen Sprachen verhält es sich im
Estnischen und Finnischen. Während im ersteren die Genitivformen der
Personalpronomina immer vor den Substantiven und Adjektiven stehen,
auf die sie sich beziehen, werden im Finnischen diese Endungen hinten
angehängt:
-ni, -si, -nsa, -nsä (Einzahl)
me, -nne, -nsa, -nsä (Mehrzahl)
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