03.01.2023 Aufrufe

Lehrbuch des Estnischen und Finnischen

Dies ist das erste und bisher einzige Lehrbuch, in dem Estnisch und Finnisch, die einerseits sich sehr nahe stehen und andererseits sich trotzdem in verschiedenen Bereichen deutlich voneinander unterscheiden, zusammen vermittelt werden.

Dies ist das erste und bisher einzige Lehrbuch, in dem Estnisch und Finnisch, die einerseits sich sehr nahe stehen und andererseits sich trotzdem in verschiedenen Bereichen deutlich voneinander unterscheiden, zusammen vermittelt werden.

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Es verhält sich damit ähnlich wie im Deutschen, wo die heutige lockere<br />

Umgangssprache sich von jener, die noch vor einem halben Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

gesprochen wurde, ebenfalls stark unterscheidet, sogar die Slang-<br />

Ausdrücke unter der Jugend damals <strong>und</strong> heute - <strong>und</strong> von der<br />

Schriftsprache, die vor h<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> noch mehr Jahren in Gebrauch war,<br />

müssen wir schon gar nicht mehr reden. Dazu gehört auch das alte<br />

Runen-Alphabet, das noch bis zum Zweiten Weltkrieg nicht nur zum<br />

Schreiben von Hand, sondern auch zum Drucken von Büchern <strong>und</strong><br />

teilweise sogar Dokumenten verwendet wurde. Meine schweizerische<br />

Grossmutter hat mit diesem noch geschrieben, aber nicht mehr mein<br />

Vater, der es zwar noch gelernt, aber später nie verwendet hat; jedenfalls<br />

habe ich in seinem Nachlass nichts dergleichen gesehen. Allerdings hat<br />

sich eines in Mitteleuropa noch nicht verändert: Im Gegensatz zu<br />

Nordeuropa <strong>und</strong> Estland, wo es heute üblich ist, dass alle sich duzen <strong>und</strong><br />

nur bei sogenannten Respektspersonen (Pfarrern, Ministern, Königen<br />

usw.) eine Ausnahme gemacht wird, wird bei uns immer noch streng<br />

zwischen einem Du <strong>und</strong> einem Sie unterschieden.<br />

Im <strong>Estnischen</strong> <strong>und</strong> <strong>Finnischen</strong> ist es also möglich, die Wörter „Teie“ <strong>und</strong><br />

„Te“, die früher für die Höflichkeitsform verwendet wurden, durch „Sina“<br />

(Sa) <strong>und</strong> „Sinä“ (Sä) zu ersetzen, wobei es dann immer noch das nötige<br />

Taktgefühl braucht, allerdings nicht mehr unter den jungen Leuten. Wer<br />

ihnen nicht von vornherein zeigen kann, dass sehr gute Kenntnisse der<br />

Lan<strong>des</strong>sprache vorhanden sind, bekommt ohnehin sofort alle Antworten<br />

auf Englisch, wie ich das oben im Vorwort angedeutet habe. Das ist heute<br />

möglich, weil das Englische in ganz Nordeuropa, zu dem im politischen<br />

Sinn auch Island gezählt wird, <strong>und</strong> im ganzen Baltikum schon im<br />

Kindergarten locker eingeführt <strong>und</strong> dann ab der ersten Gr<strong>und</strong>schulklasse<br />

richtig unterrichtet wird, aber vor einem halben Jahrh<strong>und</strong>ert war das noch<br />

nicht so. Deshalb traf ich immer wieder auch junge Leute, die kein<br />

Englisch konnten oder im besten Fall noch ein paar Brocken verstanden,<br />

aber nicht aktiv sprechen konnten, aber auch in Schweden, das den Ruf<br />

hat, dass dort alle Englisch können, habe ich das manchmal so erlebt.<br />

Weiter oben habe ich erwähnt, dass die Personalpronomina in beiden<br />

Sprachen mit Ausnahme der dritten Personen auch ausgelassen werden<br />

können, was zum Beispiel bei der Konjugation der Verben „olema“ <strong>und</strong><br />

„olla“ (sein), auf die ich weiter unten noch näher eingehe, gesehen werden<br />

kann:<br />

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