Lehrbuch des Estnischen und Finnischen

D: Du bist Ursula und ich liebe dich, ich gebe dir das Herz und gehe immer
mit dir.
E: Sina oled Ursula ja mina armastan sind, mina annan sinule südad ja
lähen alati sinuga. (Schriftsprache)
E: Sa oled Ursula ja armastan sind, annan sule südad ja lähen alati
sinuga. (Umgangssprache)
F: Sinä olet Ursula ja minä rakastan sinua, minä annan sinulle sydän ja
menen aina kanssasi. (Schriftsprache)
F: Sä oot Ursula ja rakastan sua, annan sulle sydän ja menen aina
kanssasi. (Umgangssprache)
Da das Verb „gehen“ eines der häufigsten ist und deshalb in diesem Buch
noch viele Male vorkommt, weise ich hier auf den kleinen Unterschied hin:
Während im Estnischen zwar die beiden Infinitive „minema“ und „minna“
vorkommen - warum es zwei gibt, werde ich weiter unten erklären -, aber
nur mit „lähen“ usw. konjugiert wird, bedeutet das finnische „mina lähden“
usw. mehr „ich gehe weg“ oder „ich fahre weg“. Allerdings ist die
Konjugation von „minema“ und „minna“, die im Estnischen in allen Zeiten
identisch ist, nicht ganz verschwunden, sondern taucht in den
Befehlssätzen wieder auf, wie wir weiter unten noch sehen werden.
Immerhin kann ich diese zwei schon verraten: Geh! = Mine! Geht = Minge!
Was die lockere estnische und finnische Umgangssprache betrifft, von der
hier nur ein kleiner Teil sichtbar ist, werde ich in eigenen Kapiteln auf diese
beiden noch näher eingehen. Für die Fremdsprachigen empfiehlt sich ihre
Anwendung und damit auch die oben aufgeführten Kurzformen der
Personalpronomina weniger, weil das zum Teil lächerlich scheinen mag,
es sei denn, jemand spricht die Sprache schon sehr gut. Diese
Unterschiede zu kennen ist aber trotzdem wichtig, weil meine Mutter, die
ihren ständigen Wohnsitz schon seit den 50er-Jahren in der Schweiz
hatte, bei ihren Besuchen in späteren Jahrzehnten ein Finnisch sprach,
das an der ganzen Entwicklung im Land selber vorbeigegangen war. Das
weiss ich von einem Cousin, der ihr das zwar nie direkt so sagte, aber
sehr wohl mir.
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