03.01.2023 Aufrufe

Lehrbuch des Estnischen und Finnischen

Dies ist das erste und bisher einzige Lehrbuch, in dem Estnisch und Finnisch, die einerseits sich sehr nahe stehen und andererseits sich trotzdem in verschiedenen Bereichen deutlich voneinander unterscheiden, zusammen vermittelt werden.

Dies ist das erste und bisher einzige Lehrbuch, in dem Estnisch und Finnisch, die einerseits sich sehr nahe stehen und andererseits sich trotzdem in verschiedenen Bereichen deutlich voneinander unterscheiden, zusammen vermittelt werden.

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immer heisst, dass Estnisch <strong>und</strong> Finnisch einander so nahe stehen, dass<br />

eine gegenseitige Verständigung ohne weiteres möglich ist, <strong>und</strong> auch der<br />

estnische Pfarrer, der eigentlich in New York wohnte, aber für die oben<br />

erwähnten Gottesdienste mit den Exil-Esten immer extra nach Zürich<br />

reiste, mir das so sagte, trifft das nur in einem beschränktem Mass zu. So<br />

haben vor allem die Esten Mühe, das Finnische in all seinen Einzelheiten<br />

richtig zu verstehen, <strong>und</strong> wer den Spezialwortschatz, den ich für dieses<br />

Buch ganz unten zusammengestellt habe, intensiv durchliest, kann sich<br />

gut vorstellen, warum das so ist. Dazu kommen noch zum Teil krasse<br />

grammatikalische Unterschiede, weil das Finnische im Gegensatz zum<br />

<strong>Estnischen</strong> noch bis in unsere Zeit alte Zöpfe bewahrt hat, welche die<br />

Schwestersprache schon vor langer Zeit über Bord geworfen hat.<br />

Wie gross die Unterschiede sind, hat sich auch vor wenigen Jahren<br />

gezeigt, als der damals amtierende estnische Staatspräsident mit einer<br />

finnischen Journalistin ein Gespräch führte. Als sie ihn fragte, ob er gut<br />

genug Finnisch verstehe, verneinte er das, so dass das Interview dann auf<br />

Englisch geführt wurde. Allerdings war er nicht in Estland selber<br />

aufgewachsen, wo das Finnische den Leuten ebenfalls viel in den Ohren<br />

klingt, sondern als Sohn von Exil-Esten in Schweden. Dort ist Finnisch -<br />

aber nicht Estnisch - zwar als eine inoffizielle Amtssprache anerkannt <strong>und</strong><br />

kann auch in den Bahnhöfen <strong>und</strong> Hotels in den Mittelungen ans Publikum<br />

gelesen werden, aber zu hören ist diese Sprache nur selten, obwohl<br />

schon seit Jahrzehnten mehrere Zehntausend Finnen dort leben,<br />

allerdings auch viele schwedischsprachige. Das habe ich selber mehrmals<br />

erlebt, wenn ich mit dem Schiff von Finnland nach Schweden reiste: Auf<br />

dem Schiff selber war noch viel Finnisch zu hören, aber sobald alle im<br />

Hafen von Stockholm angekommen <strong>und</strong> ausgestiegen waren, tauchte<br />

diese Sprache buchstäblich ab.<br />

Die gleiche Beziehung zwischen dem <strong>Estnischen</strong> <strong>und</strong> <strong>Finnischen</strong> zeigt<br />

sich auch zwischen dem Lettischen <strong>und</strong> Litauischen. Auch diese beiden<br />

baltischen Sprachen stehen im Ruf, dass die Sprecher sich gegenseitig<br />

zu fast h<strong>und</strong>ert Prozent verstehen, aber auch das stimmt nicht, weil etwa<br />

zwei Drittel <strong>des</strong> Wortschatzes nicht übereinstimmen. Was beim<br />

<strong>Estnischen</strong> der Fall ist, trifft auch auf das Lettische zu: Die Letten haben<br />

insgesamt viel mehr Mühe, das viel archaischere Litauische zu verstehen,<br />

als es umgekehrt ist. Dagegen ist die Grammatik in beiden Sprachen zu<br />

mehr als neunzig Prozent identisch, was sie also zu noch engeren<br />

Nachbarn macht als die benachbarten slawischen Sprachen sogar<br />

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