Leichtathletik INFORMationen 04/2022
Inhalt: Zwei Ostfriesinnen in München + "Meet & Greet" in München + Das Jugendlager feiert Comeback + Vorstandssitzung Herbst 2022 + Staffeln aufs Abstellgleis? + U20-WM in Cali + Leichtathletik kontrovers - Kommentar von Jürgen Mallow + Talentcup Gehen 2022 + Erinnerungen an München
Inhalt: Zwei Ostfriesinnen in München + "Meet & Greet" in München + Das Jugendlager feiert Comeback + Vorstandssitzung Herbst 2022 + Staffeln aufs Abstellgleis? + U20-WM in Cali + Leichtathletik kontrovers - Kommentar von Jürgen Mallow + Talentcup Gehen 2022 + Erinnerungen an München
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Heft <strong>04</strong>/<strong>2022</strong><br />
<strong>Leichtathletik</strong><br />
<strong>INFORMationen</strong><br />
FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong> e. V. – Wir fördern die <strong>Leichtathletik</strong>-Jugend
Liebe Mitglieder, liebe FREUNDE,<br />
das Jahr <strong>2022</strong> war das Jahr der emotionalen Gegensätze für den eingefleischten<br />
<strong>Leichtathletik</strong>fan: nach zwei Jahren erstmals wieder (fast) unbegrenzter Zugang zu<br />
den Liveveranstaltungen. Bei den Hallenevents gab es noch kleine Einschränkungen.<br />
In Leipzig wären gerne noch mehr Zuschauer gekommen, die Hallenkapazität gab<br />
jedoch nicht mehr her. Im Sommer dann in Berlin gerade das Gegenteil: Ich habe<br />
in all den Jahrzehnten, die ich deutsche Meisterschaften in verschiedenen Funktionen<br />
begleite, noch nie eine so schlecht besuchte DM erlebt. Leider sind das Berliner<br />
Olympiastadion und dessen Publikum wohl nur für Großveranstaltungen zu haben;<br />
gerne denken wir dabei noch an die WM 2009 und die EM 2018 zurück.<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Förderverein FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong> e.V.<br />
Geschäftsstelle:<br />
Alfred Maasz<br />
Am Steinlein 2b, 97753 Karlstadt<br />
Telefon: 0 93 53 / 9 98 86, Fax / 99888<br />
E-Mail: geschaeftsstelle@fdlsport.de<br />
Internet: www.fdlsport.de<br />
FB: www.facebook.com/freundederleichtathletik<br />
Instagram: www.instagram.com/fdlsport<br />
Spenden und Anzeigen sind willkommen.<br />
Die Anzeigenpreisliste finden Sie online.<br />
Bankverbindung:<br />
Sparkasse Mainfranken<br />
IBAN: DE25 7905 0000 0<strong>04</strong>7 4317 21<br />
Erscheint viermal jährlich. Der Bezug dieser<br />
Zeitung ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Redaktion (V.i.S.d.P.):<br />
Peter Busse<br />
Dr.-Gemmert-Str. 24<br />
40882 Ratingen<br />
E-Mail: busse-ratingen@t-online.de<br />
Für mit Namen oder Initialen gekennzeichnete<br />
Beiträge sind die Verfasser verantwortlich.<br />
Die FREUNDE sind bemüht alle Artikel in einer<br />
gendergerechten Sprache zu verfassen. Trotzdem<br />
kann auch die Redaktion eine solche Textpassage<br />
übersehen. Sollte das geschehen, bitten<br />
wir dies zu entschuldigen. Wenn bei Artikeln<br />
keine gendergerechte Anpassung vorgenommen<br />
wurde, so geschah dies auf ausdrücklichen<br />
Wunsch des Autors.<br />
Gestaltung und Druck:<br />
color-offset-wälter GmbH & Co. KG<br />
Oberste-Wilms-Straße 18, 44309 Dortmund<br />
Telefon: 02 31 / 97 67 64 - 0<br />
E-Mail: kontakt@color-offset-waelter.de<br />
Internet: www.color-offset-waelter.de<br />
Titelseite:<br />
EM München 1972 - das bedeutete Wiedergutmachung<br />
für viele deutsche Sportler*innen und<br />
das gesamte Team. Trotz wunderschöner Tage<br />
in der bayrischen Landeshauptstadt bleibt der<br />
ernüchternde Fakt: Lediglich Malaika Mihambo<br />
hätte mit ihrer in München erzielten Leistung bei<br />
der WM in Eugene eine Medaille gewonnen.<br />
Gegensätzlich auch die Erfolge unserer Nationalmannschaft. Nach der Bilanz aus<br />
den Weltmeisterschaften in Eugene war das Abschneiden bei der Heim-EM in<br />
München nicht unbedingt zu erwarten. Eine tolle Woche, die wir im Olympiapark<br />
erleben durften. Das FdL-Hotel im Olympischen Dorf war der tägliche Ausgangspunkt,<br />
der manch <strong>Leichtathletik</strong>freund auch zu den Entscheidungen anderer Sportarten<br />
führte und einen Hauch von Olympia `72 in den Olympiapark und die Stadt<br />
zurückbrachte. In absehbarer Zeit ist in Deutschland, nach Berlin 2018 und München<br />
<strong>2022</strong>, wohl kein <strong>Leichtathletik</strong>ereignis dieser Größenordnung in Sicht. Das Indoor<br />
Meeting in Karlsruhe und das ISTAF in Berlin werden die internationalen Premiumveranstaltungen<br />
hierzulande bilden.<br />
16 Medaillen gewannen unsere Athleten in München, zwei bei der WM in Eugene.<br />
Der DLV hat eine umfangreiche Aufarbeitung angekündigt. Zu Redaktionsschluss<br />
waren noch keine Details hierzu bekannt. Warten wir gespannt auf die Reaktion, die<br />
unsere Leichtathleten über die WM 2023 in Budapest zu den Olympischen Spielen<br />
2024 in die Erfolgsspur führen soll. Hoffnungsträger der Zukunft sind dabei auch<br />
einige Nachwuchsathleten, die von ihren internationalen Höhepunkten mit sehr<br />
guten Ergebnissen heimkehrten.<br />
Bei den nationalen Meisterschaften konnten wir nach zweijähriger Abstinenz in diesem<br />
Jahr wieder mit unserem Verkaufs- und Info-Stand unterwegs sein. So mancher<br />
hatte ihn vermisst und konnte sich wieder mit FREUNDE-Artikeln eindecken und den<br />
Kontakt pflegen. Diese Präsenz ist auch für unsere Mitgliedergewinnung wichtig.<br />
Die letzten beiden Jahre gingen hier auch an unserem Verein nicht spurlos vorüber.<br />
Unsere Fördermittel konnten wir aufgrund unserer guten Haushaltslage in diesem<br />
Jahr auf die bisherige Höchstsumme von ca. 60.000 € aufstocken. Eine solide Haushaltsführung<br />
macht uns das möglich, begünstigt natürlich auch noch von Ausfällen<br />
aus den beiden Corona-Jahren, in denen vieles, was bereits genehmigt war, nicht<br />
stattfinden konnte.<br />
Unser Förderverein feiert im nächsten Jahr sein 60-jähriges Bestehen. Einige Herausforderungen<br />
sind zu bewältigen. Peter Busse wird seine langjährige Tätigkeit in<br />
Form der Gestaltung unserer Zeitung beenden. Hier laufen wir Gefahr, das Schicksal<br />
mit den meisten Verbandsorganen zu teilen, die viele nur noch vom Hörensagen<br />
kennen. Hoffen wir auf unseren Aufruf zur Mithilfe, um eine Einstellung unseres liebgewonnenen<br />
Mediums zu verhindern.<br />
Ich wünsche allen FREUNDEN der <strong>Leichtathletik</strong> und ihren Familien ein gesegnetes<br />
Weihnachtsfest, einen guten Start ins neue Jahr 2023 und vor allem beste Gesundheit.<br />
Roland Frey<br />
Vorsitzender<br />
Titelfoto:<br />
Torben Flatemersch<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 2
Zwei Ostfriesinnen in München<br />
Diese Zeitschrift lebt von den Beiträgen der FREUNDE-Mitglieder. Mal schreibt ein Vorstandsmitglied,<br />
mal ein Profi, notfalls auch der Redakteur. Unser EM-Bericht stammt diesmal von<br />
Maike (Jugendtrainerin der Emder LG), die sich in München beim Frühstück im Hotel dazu überreden<br />
ließ und auch gleich einen Aufnahmeantrag ausfüllte.<br />
Die <strong>Leichtathletik</strong>-EM kommt nach München. Nach Amsterdam<br />
2016 und Berlin 2018 war für uns (Maike Mama und Imke<br />
Tochter) klar: Da fahren wir hin. Erstmal den Zeitplan checken,<br />
um zu sehen, welche Tage sich besonders für uns lohnen.<br />
Schnell stand fest, alle Tage haben ihre Highlights. Nur auf den<br />
Sonntagabend müssen wir verzichten, Montag ruft wieder die<br />
Arbeit. Eine Woche München, das wird ein Fest, wow. Schnell<br />
waren Tickets gekauft und das Hotel im alten Olympischen Dorf<br />
reserviert. Das war im Oktober 2021, jetzt musste es nur noch<br />
Sommer werden.<br />
Mit viel Spannung verfolgten wir die Saison unserer Athleten.<br />
Würden alle fit an der EM teilnehmen können? Die WM lief ja<br />
nicht ganz so gut, aber was soll’s, da waren wir zum Anfeuern ja<br />
auch nicht mit dabei.<br />
Der August rückte näher und der bange Blick auf die Wettervorhersagen.<br />
Es wird heiß, T-Shirt und kurze Hose reichen, dann<br />
aber Gewitter, also lange Hose und Regenjacke dazu. Egal, wir<br />
packen von allem was ein. Schließlich gibt es kein schlechtes<br />
Wetter, nur unpassende Kleidung, und wenn das jemand weiß,<br />
dann wir Ostfriesen.<br />
Am 14. August ging die Reise nach München los. Im Zug trafen<br />
wir schon <strong>Leichtathletik</strong>fans, die dasselbe Ziel hatten, also<br />
vergingen die 9 Stunden Fahrt wie im Flug. Schnell im Hotel<br />
einchecken, Koffer ausräumen und los in den Olympiapark.<br />
Wir wollten schließlich noch die Triathlon-Mixed-Staffel sehen.<br />
Nach einem kleinen Rundgang war Feierabend und mit viel<br />
Vorfreude auf unser Highlight, den Zehnkampf, ging es ins Bett.<br />
Vorfreude und Erfolge<br />
Am nächsten Morgen beim Frühstück stellten wir fest, wir sind<br />
nicht die einzigen <strong>Leichtathletik</strong>fans im Hotel. Schnell kam man<br />
ins Gespräch, es wurde diskutiert und gefachsimpelt, sodass<br />
das Frühstück schon mal etwas länger dauerte. Ein Blick auf die<br />
Uhr und schnell zum Stadion, wir wollten ja keine Minute verpassen.<br />
Schon am Montag gab es für Deutschland den ersten<br />
unerwarteten EM-Titel im Marathon der Männer. Die Stimmung<br />
im Stadion war super, aber was am Dienstag folgen sollte,<br />
konnte noch keiner ahnen.<br />
Mit ganz viel Drama um Arthur Abele begann der nächste Wettkampftag<br />
und es blieb genauso. Am Abend wurde die Stimmung<br />
3 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
ei sommerlichen Temperaturen noch heißer. 100-m-Halbfinals,<br />
Diskus der Frauen und Zehnkampf-Abschluss versprachen<br />
Hochspannung pur – und es wurde spannend. Nach Silber und<br />
Bronze für die Frauen mit dem Diskus kam die letzte Disziplin im<br />
Zehnkampf, die 1500 m, eine Spezialität von Niklas Kaul, der auf<br />
Rang 3 lag. War da noch mehr drin? Es hielt keinen Zuschauer<br />
mehr auf seinem Sitz und mit einer La-Ola-Welle und ohrenbetäubendem<br />
Lärm wurde Niklas Runde um Runde getragen<br />
und wurde Europameister. Wir hatten Tränen in den Augen. Der<br />
Abend war aber noch nicht vorbei. Das 100-m-Finale der Frauen<br />
mit Gina Lückenkemper stand noch an. So ein spannendes und<br />
packendes Rennen gab es selten und dann gewinnt die auch<br />
noch das Ding. Freude und Gänsehaut pur.<br />
Mittwoch und Donnerstag waren dann die Frauen im Siebenkampf<br />
dran. Zum Glück ging es etwas später los, sodass wir mal<br />
eine Stunde Schlaf nachholen konnten. Auch wenn die Vormittagssession<br />
nur Qualifikationen hatte, lohnte sich der Gang<br />
ins Stadion. Vor dem Abendprogramm gab es aber noch, auf<br />
dem Central Roof, neben dem Stadion, die Siegerehrungen für<br />
unsere Medaillengewinner/innen. Zuerst die Ehrung im Diskus<br />
der Frauen für Claudine Vita und Kristin Pudenz, dann das Gold<br />
und die Hymne für Niklas Kaul und Gina Lückenkemper. Was für<br />
ein Gänsehautmoment. Als Fan bekamen wir auch noch einige<br />
Autogramme, dann schnell ins Stadion. Diesmal konnten wir<br />
unsere Stimmen etwas schonen und genossen den Abend.<br />
Für Donnerstag war eine Unwetterwarnung ausgegeben, aber<br />
gestartet ist der Tag mit Sonnenschein. Am Vormittag vor<br />
allem der 2. Tag im Siebenkampf und die Weitsprung-Quali der<br />
Frauen. Da die Mittagspause etwas länger war, erklommen wir<br />
den Olympiaberg, welcher für uns Ostfriesen schon fast Hochgebirge<br />
ist. Gegen Abend zog das angekündigte Gewitter auf<br />
und es gab einen ordentlichen Regenschauer. Die nicht überdachten<br />
Tribünen würden aus Sicherheitsgründen geschlossen<br />
und wir durften unter den Dächern warten, bis das Gewitter<br />
vorbei war. Mit einer halben Stunde Verspätung starteten dann<br />
die Wettkämpfe. Gut eingepackt im Regencape nahmen wir<br />
unsere Plätze ein und verfolgten die Sportler bei den Wettkämpfen<br />
mit der Hoffnung auf Medaillen, und wir wurden nicht<br />
enttäuscht. Im Hochsprung der Männer sprang Tobias Potye zu<br />
Silber und auch Malaika Mihambo landete auf dem Silberrang.<br />
Und dann war da ja noch das 5000-m-Rennen der Konstanze<br />
Klosterhalfen. Was für einen Lauf durften wir da im Stadion miterleben!<br />
Wir und das ganze Stadion schrien Koko um die Bahn<br />
und zum Sieg, wieder so ein Gänsehautmoment und ein toller<br />
Abschluss für diesen Abend.<br />
Es kommt immer besser!<br />
Freitag, es regnet wieder. Zum Glück ist vormittags nicht so<br />
viel los und es gibt freie Platzwahl und so saßen wir im Trockenen.<br />
Staffel-Vorläufe verheißen immer eine Menge Spannung.<br />
Die deutschen Staffeln qualifizierten sich alle für die Finalläufe,<br />
was will man mehr. Mittags kam die Sonne raus und wir entschlossen<br />
uns zum Königplatz zu fahren und dort mal beim<br />
Beachvolleyball reinzusehen. Vor der Abendsession standen<br />
noch die Siegerehrungen unserer Silbermedaillengewinner an.<br />
Sehr emotional und freudig wurden die Medaillen überreicht.<br />
An Malaika von Heide Rosendahl und die Blumen von Heike<br />
Drechsler. Die Pflanzen, die bei der Siegerehrung überreicht<br />
werden, werden im Olympia Park im Champions Garden am See<br />
wieder eingepflanzt und können dann dort schön wachsen. Ein<br />
toller Gedanke und eine schöne Geste für die Nachhaltigkeit.<br />
Freitagabend war es dann zum Glück trocken. Es wurde spannend<br />
beim Dreisprung der Frauen. Neele Eckhard-Noack sprang<br />
nur 2 cm an Bronze vorbei, schade. Für das Team D gab es an<br />
diesem Abend aber nichts zu holen, die anderen waren einfach<br />
besser.<br />
Samstag, schon unser letzter Tag, wie die Zeit verfliegt. Ausschlafen<br />
und Zeit zum Frühstück mit den FREUNDEN, die uns<br />
schon fast ans Herz gewachsen sind. An diesem Morgen sind<br />
wir gebeten worden, diesen Artikel zu schreiben. Man hatte<br />
uns wohl die anderen Tage belauscht, obwohl, bei der Lautstärke<br />
waren wir nicht zu überhören. Diesen Artikel schreibe ich<br />
gerade auf der Heimreise. Bei 9 Stunden Fahrt fällt einem eine<br />
Menge ein.<br />
Beim Frühstück wurde wieder heiß und laut diskutiert, sodass<br />
die Zeit wie im Flug verging. Danach hieß es erst mal Koffer<br />
packen, denn am nächsten Morgen sollte es früh für uns Richtung<br />
Heimat losgehen. Für den Nachmittag hatten wir Eintrittskarten<br />
zum Turnen, es stand das Team-Finale der Männer auf<br />
dem Programm. Was ganz anderes, aber toll und die Stimmung<br />
genauso super, wie im Stadion. Leider patzte das deutsche Team<br />
und es reichte nur für Platz 7. Unser Plan danach fiel im wahrsten<br />
Sinne des Wortes ins Wasser. Es gab Starkregen und im Olympiapark<br />
wurde alles geschlossen. Kurze Planänderung, es ging ins<br />
Hotel, noch eine Stunde die Beine hochlegen und hoffen, dass<br />
sich das Wetter wieder beruhigt. Der Regen ließ nach und der<br />
letzte Abend im Stadion konnte beginnen. Stabhochsprung<br />
der Männer mit drei Deutschen im Finale, das roch nach Edelmetall<br />
hinter Duplantis, soviel war klar. Es wurde Silber für Bo<br />
Kanda Lita Baehre. Und dann die Überraschung zum Schluss<br />
von Lea Meyer über die 3000 m Hindernis. Mit ihr rechnete keiner,<br />
nicht mal unsere Experten aus dem Hotel. Sie lief den Lauf<br />
ihres Lebens zu Silber, was für eine Gänsehaut. Unsere Stimmen<br />
waren fast weg vom vielen Schreien, aber das war egal.<br />
Sonntag mussten wir wieder nach Hause. Wir schafften es ganz<br />
knapp zum Finale vor dem Fernseher. Wenn man das aus der<br />
Ferne betrachtet, wären wir doch gerne noch dortgeblieben.<br />
Wir bejubelten die letzten deutschen goldenen Medaillen im<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 4
5 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Speerwurf der Männer durch Julian Weber und der 4x100-m-<br />
Staffel der Frauen genau so laut wie im Stadion.<br />
Das Fazit<br />
Unser Fazit der Reise nach München ist: Es lohnt sich immer, live<br />
dabei zu sein, und das wird sicher nicht das letzte Mal gewesen<br />
sein, dass wir bei solchen Veranstaltungen dabei waren. Dazu<br />
kamen die vielen netten Leute, mit denen man manchmal<br />
nur kurze Worte gewechselt oder auch längere Frühstücksgespräche<br />
geführt hat. Wir behalten alles in toller Erinnerung<br />
und hoffen, uns bald gesund und munter wieder zu treffen.<br />
Jetzt habe ich meinen <strong>Leichtathletik</strong>-Kindern beim Training<br />
aber eine Menge zu erzählen und sie werden gebannt zuhören,<br />
was wir alles erlebt haben.<br />
Text: Maike Diekmann, Fotos: Torben Flatemersch<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 6
„Meet & Greet“ in München<br />
Unter Federführung der FREUNDE wurde auch in München ein Treffen mit befreundeten Supporter<br />
Clubs durchgeführt. Unter den Ehrengästen im Haus des Sports waren Cherry Alexander,<br />
Vizepräsidentin der EA, DLV-Präsident Jürgen Kessing und Jörg Ammon, Präsident des Bayerischen<br />
Landessport-Verbandes (und damit Hausherr).<br />
Die Anwesenheit der vielen Ehrengäste brachte zum Ausdruck,<br />
dass die Initiativen der „European Supporters Platform“, in der<br />
die FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong> eine führende Rolle spielen, von<br />
den höchsten <strong>Leichtathletik</strong>-Organisationen und deren Repräsentanten<br />
mit Respekt und Anerkennung wahrgenommen<br />
werden.<br />
Aus Deutschland nahmen mehr als 30 Mitglieder sowie der<br />
Vorsitzende der FREUNDE Roland Frey, der Ehrenvorsitzende<br />
Hans Schulz und fast alle Mitglieder des Vorstands an dieser<br />
Veranstaltung teil. Großbritannien, die Niederlande, Schweden,<br />
Frankreich und Finnland waren mit Delegationen vertreten.<br />
Obwohl die Bedingungen in München deutlich schwieriger<br />
waren als vor vier Jahren in Berlin, wo die Veranstalter auf das<br />
„Deutsche Haus“ zurückgreifen und die dortige Infrastruktur<br />
nutzen konnten, gelang es den FREUNDEN, eine Veranstaltung<br />
auf die Beine zu stellen, die allseits viel Lob erhielt. Dies war<br />
auch dem großen Engagement von DLV-Vizepräsident Jochen<br />
Schweitzer zu verdanken, der als Ortsansässiger einen Großteil<br />
der Organisation vor Ort übernahm, sowie den Sponsoren<br />
Erdinger und Anselmann (Wein). Damit konnten die Kosten im<br />
ansonsten teuren München auf ein erträgliches Maß reduziert<br />
werden.<br />
Leider war die Veranstaltung nicht so bunt und farbenprächtig<br />
wie noch in Berlin 2018, weil etliche Teilnehmer der Bitte des<br />
Veranstalters nicht nachgekommen waren und sich nicht so<br />
stark mit Fanartikeln oder Nationalfarben ausstaffiert hatten<br />
wie noch vor vier Jahren. So waren die Schweden, die mit<br />
ihren bunten Fan-Utensilien im Stadion oft ein Blickfang sind,<br />
nur spärlich vertreten, die „Oranjehemden“ waren nur mit dreizehn<br />
Fans vor Ort, und auch einige der Briten kamen eher im<br />
„Räuberzivil“. Auch einzelne FREUNDE lehnten es offenbar ab,<br />
für den Verein oder die gastgebende Nation „Flagge zu zeigen“.<br />
Trotzdem wurde die dreistündige Veranstaltung bei bayrischen<br />
Schmankerln wie Weißwurst und Leberkäse von allen<br />
Teilnehmern begrüßt und rege wahrgenommen. Nach vielen<br />
intensiven Fachgesprächen, und nachdem viele neue Freundschaften<br />
geschlossen wurden, ging es gegen 17 Uhr wieder<br />
rechtzeitig ins Stadion zurück.<br />
Unsere Freunde vom „British Athletics Supporters Club“ haben<br />
bereits angekündigt, dass es 2024 in Glasgow (Hallen-WM<br />
01.–03.03.) eine Folge-Veranstaltung geben wird.<br />
Text: Wilfried Walter Fotos: Torben Flatemersch (1), W. Walter (2)<br />
7 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Das Jugendlager feierte Comeback<br />
Seit vielen Jahren unterstützen die FREUNDE das DLV-Jugendlager. Nach zweijähriger Corona-<br />
Zwangspause fand es dieses Jahr pünktlich zur Heim-EM wieder statt. Mehr als 60 Jugendliche<br />
kamen aus ganz Deutschland in München zusammen, wo sie die <strong>Leichtathletik</strong> feierten, Workshops<br />
besuchten und Freundschaften knüpften.<br />
Das Warten hatte endlich ein Ende. Im Rahmen der European<br />
Championships <strong>2022</strong> zog es Jugendathletinnen und -athleten<br />
der Jahrgänge 2005 und 2006 in die Landeshauptstadt Bayerns,<br />
um die sportlichen Geschehnisse hautnah vor Ort erleben zu<br />
können. Sieben Tage <strong>Leichtathletik</strong>, sieben Tage voller Gänsehautmomente<br />
und ganz großer Emotionen – all dies konnten<br />
die Teilnehmenden im August in München miterleben. Gerüstet<br />
mit unzähligen Schildern, Fahnen und der ein oder anderen<br />
Tröte wurde im Olympiastadion durch das DLV-Jugendlager für<br />
mächtig Stimmung gesorgt. Auch den Fernsehkameras entging<br />
das nicht und so wurden zahlreiche Einblendungen generiert.<br />
Die Anreise nach München erfolgte bereits zwei Tage vor Beginn<br />
der Wettkämpfe. So wurde neben dem Kennenlernen auch eine<br />
Stadtrallye durch die Münchener Innenstadt umgesetzt, bevor<br />
eine unvergessliche Woche seinen Lauf nahm. Sie begann mit<br />
der Unterstützung der Marathonläufer und bescherte den<br />
Jugendlichen erste Gänsehautmomente durch das Sensationsgold<br />
von Richard Ringer, der direkt folgenden Autogrammstunde<br />
und einem Gruppenbild mit dem deutschen Männer-<br />
Team. Es sollten sich zahlreiche unvergessliche Momente und<br />
Erfolge anschließen.<br />
Athletentalk mit Christina Hering<br />
Bei dem Athletentalk mit der mehrfachen deutschen Meisterin<br />
über 800 m Christina Hering (LG Stadtwerke München) spitzten<br />
schließlich alle Teilnehmenden die Ohren. Dabei stand die EM-<br />
Starterin Rede und Antwort, gab Tipps und stand für unzählige<br />
Fotos und Autogramme zur Verfügung. Die Jugendlichen interessierte<br />
zum Beispiel, was sie an der Startlinie denke oder wie<br />
sie mit Druck umgehe. Sie erfuhren, dass sich Christina am Start<br />
nochmal richtig pusht und sich denkt „Ich will gewinnen!“ und<br />
dass sie den Druck – oder wie sie es nannte „die Unruhe“ –<br />
mittlerweile einfach akzeptiert hat. Ihre Einstellung zur bevorstehenden<br />
EM: „Finale ist das Ziel, eine Medaille der Traum“ –<br />
einen Traum, den sie in ihrem Finallauf einige Tage später zwar<br />
verfehlt, doch ehrenwert und mutig verfolgt hat.<br />
Organisiert wurde das Gespräch von FREUNDE-Vorstandsmitglied<br />
Fabienne Engels in enger Zusammenarbeit mit unserem<br />
geschätzten Mitglied und ehemaligen Sportjournalisten<br />
Michael Gernandt. Er moderierte das Gespräch über Christinas<br />
Werdegang bis hin zur Heim-EM und band die Jugendlichen<br />
dabei aktiv mit ein, damit sie alle ihre Fragen an die Sportlerin<br />
richten konnten.<br />
Auch andere Sportarten wurden besucht<br />
Doch auch außerhalb des Olympiastadions gab es für den Nachwuchs<br />
einiges zu erleben. Ob das Sportprogramm im Hallenbad,<br />
der Besuch von anderen EM-Sportarten wie Tischtennis<br />
oder Klettern oder die Trainingseinheiten zwischen den Sessions:<br />
Es war für jede und jeden etwas dabei. So hielten auch die<br />
Jugendbotschafter Doping-Prävention und Sportpsychologie<br />
einige Workshops, um den Athleten und Athletinnen wichtige<br />
Themen und Soft Skills zu vermitteln.<br />
Abgeschlossen wurde das Jugendlager mit einer Team-Olympiade<br />
und der Auswertung des EM-Tippspiels, bei denen attraktive<br />
Preise auf die Sieger warteten. Die gesamte Gruppe kann<br />
auf lange, aber spannende Tage in München zurückblicken,<br />
geprägt von Emotionen, Spannung und jeder Menge Freundschaften,<br />
die im Jugendlager entstanden sind.<br />
Das nächstjährige DLV-Jugendlager wird wieder im Rahmen der<br />
Deutschen Meisterschaften in Kassel stattfinden. Die Auswahl<br />
der Teilnehmenden obliegt den Landesverbänden.<br />
Text: Ardit Vidishiqi und Fabienne Engels<br />
Foto: DLV (Laura Rindt)<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 8
Vorstandssitzung<br />
Zur jährlichen Herbsttagung traf sich der FREUNDE-Vorstand Ende November im SportCentrum<br />
Kaiserau, um u. a. über die Fördermaßnahmen für das kommende Jahr zu beraten. Im 60.<br />
Jahr seines Bestehens genehmigte der Verein elf Anträge mit einem Gesamtfördervolumen von<br />
60.000 Euro. Das ist bei etwas mehr als 1.000 Mitgliedern und einem Jahresbeitrag von 60 Euro<br />
für Erwachsene eine stolze Leistung.<br />
Bei sämtlichen Zuwendungsanträgen sind neben förderungswürdigen<br />
Projektzielen angemessene Eigenanteile notwendige<br />
Voraussetzung. Erläuterungen zu den Anträgen des DLV gab<br />
Nachwuchs-Bundestrainerin Elke Bartschat, die anschließend<br />
ebenso wie unsere stellvertretender Vorsitzende Chris Offel<br />
nach Kienbaum zum diesjährigen Fair-Play-Camp fuhr. Mehrheitlich<br />
befürwortete der Vorstand nach Beratung dann folgende<br />
Maßnahmen:<br />
Fair-Play Camp<br />
Zielgruppe des FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong> Fair-Play-Camps<br />
sind die potenziellen Mitglieder der ersten Kaderstufe und<br />
damit die erfolgreichsten Talenten des Alters 15/16 Jahre. Im<br />
Vordergrund stehen alle wichtigen Themen zur Vorbereitung<br />
auf internationale Einsätze und die Bildung von Teamgeist.<br />
Jugendlager<br />
Die Teilnahme am Jugendlager während der DM soll als<br />
Anerkennung sportlicher Leistungen oder geleisteter Jugendarbeit<br />
im Sport dienen. Die 15- bis 17-jährigen Athletinnen und<br />
Athleten werden von den Landesverbänden nominiert.<br />
Hochsprung<br />
Das Hochsprung-Talent-Camp dient der Talentsichtung und der<br />
Trainerfortbildung im Bereich U16. Dabei soll der inzwischen<br />
entwickelte „Sprungbaum“ helfen, ein Informationsnetzwerk<br />
zu den Nachwuchstrainer*innen aufzubauen.<br />
Zudem fördern die FREUNDE die Entwicklung einer leistungsstarken<br />
regionalen Trainingsgruppe U16/18 in Hamburg und<br />
dem norddeutschen Raum,<br />
Stabhochsprung<br />
Das Stabhochsprung-Camp wird vom Nachwuchstrainer-<br />
Team des DLV organisiert und rotierend an den Stützpunkten<br />
Leverkusen, Potsdam sowie Zweibrücken durchgeführt.<br />
Schwerpunkt ist die Vermittlung der technischen Grundlagen<br />
der Disziplin für 13- bis 15-Jährige mit mindestens einem Jahr<br />
Wettkampferfahrung.<br />
Mehrsprung<br />
Letztmalig wird der Deutsche-Talent-Mehrsprung-Cup von<br />
den FREUNDEN gefördert, da Projekte zeitlich beschränkt sind.<br />
9 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Durchgeführt wird der Cup-Wettbewerb für den U16-Bereich<br />
vom DLV Dreisprung-Team. Er wurde als Instrument zur Talentidentifikation<br />
und -entwicklung ins Leben gerufen und wird<br />
ohne weitere FREUNDE-Unterstützung fortgeführt.<br />
Hammerwurf<br />
Um nachhaltig Nachwuchstalente und ihre Trainer*innen zu<br />
unterstützen, findet das FdL-Hammerwurf- Camp statt. Techniktraining<br />
und trainingsmethodische Inhalte stehen im Vordergrund.<br />
Zudem werden das Wettkampfverhalten und sportpsychologische<br />
Aspekte besprochen.<br />
Gehen<br />
Der Geher-Cup für den Nachwuchs von 11 bis 15 Jahren ist ein<br />
allererstes Aufeinandertreffen der talentiertesten Nachwuchsgeher<br />
in einem Lehrgang. Vorträge von Angehörigen des<br />
Bundeskaders über ihre Wege zur Teilnahme an internationalen<br />
Meisterschaften sorgen dabei für Motivationsschübe.<br />
<strong>Leichtathletik</strong>ausbildung<br />
Die FREUNDE geben einen Zuschuss zu einer Auftaktveranstaltung<br />
des DLV an der Sporthochschule Köln zur Verbesserung<br />
der <strong>Leichtathletik</strong>-Ausbildung an Hochschulen,<br />
um schlussendlich Qualität im Sportunterricht, speziell in der<br />
<strong>Leichtathletik</strong>, zu erreichen.<br />
Regionale Talententwicklungsmaßnahme<br />
Zielgruppe eines Projektes des Saarländischen <strong>Leichtathletik</strong><br />
Bundes sind Lehrer*innen der Klassen 4, 5 und 6 an allgemeinbildenden<br />
Schulen. Sie sollen durch die Implementierung von<br />
<strong>Leichtathletik</strong>-AG’s das Laufen, Springen und Werfen anbieten<br />
und Kontakte zu Vereinstrainern knüpfen.<br />
Mehrkampf<br />
Die FREUNDE zahlen dem USC Mainz einen einmaligen Zuschuss,<br />
um die leistungssportlichen Ambitionen der vorhandenen<br />
Talente beim Übergang U16/18 zu unterstützen. Es geht speziell<br />
um das Heranführen und Festigen der Anforderungen beim<br />
materialintensiven Speerwurf und Stabhochsprung.<br />
Weitere Themen der Sitzung<br />
Schatzmeister Paul Paszyna sah bei seinem Bericht zur Kassenlage<br />
der FREUNDE nur zufriedene Gesichter. Das war allerdings<br />
teilweise darauf zurückzuführen, dass in den beiden zurückliegenden<br />
Jahren einige Maßnahmen wegen Corona nicht<br />
durchgeführt werden konnten und daher entsprechende Mittel<br />
nicht abflossen. Diese sollen jedoch nicht angespart, sondern<br />
für erhöhte Förderansätze genutzt werden.<br />
Wilfried Walter und Roland Frey gaben umfangreiche Informationen<br />
zu den kommenden Höhenpunkten im internationalen<br />
und nationalen Bereich, wo es u. a. zu etlichen Verlegungen kam.<br />
So findet die U20-EM 2023 erneut in Jerusalem (7. bis 10. Juli),<br />
die Hallen-DM der Jugend eine Woche nach der HDM am<br />
18./19. Februar auch in Dortmund statt, da die ursprünglich vorgesehene<br />
Glaspalast in Sindelfingen nicht zur Verfügung steht.<br />
Mit etlichen Veranstaltern internationaler Veranstaltungen laufen<br />
noch – teils langwierige – Gespräche und Verhandlungen<br />
wegen der Beschaffung von bevorzugten Eintrittskarten für die<br />
FREUNDE.<br />
Nicht nur wegen solchen aktuellen Entwicklungen beschloss<br />
der Vorstand, zwischen den traditionellen Präsenz-Vorstandssitzungen<br />
im Frühjahr und im Herbst künftig Video-Sitzungen<br />
einzuschieben, die sich in der Corona-Zeit aus Sicht aller Vorstandsmitglieder<br />
als sehr nützlich erwiesen hatten. Überhaupt<br />
soll die Digitalisierung der Vorstandsarbeit durch Beisitzerin<br />
Fabienne Engels weiter vorangetrieben werden.<br />
Christiane Offel konnte mitteilen, dass der bewährte Informations-Stand<br />
der FREUNDE 2023 endlich wieder voll zum Einsatz<br />
kommen wird. Sowohl bei den Deutschen Meisterschaften der<br />
U18/U20 und den Aktiven, in der Halle und im Freien, als auchbei<br />
den U16-Meisterschaften in Stuttgart.<br />
Neuer Wahlmodus<br />
Alljährlich rufen der DLV, die FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong> und das<br />
Fachmagazin LEICHTATHLETIK zur Wahl der „Leichtathletinnen<br />
und Leichtathleten des Jahres“ auf. In diesem Jahr soll dies in<br />
veränderter Form vonstattengehen.<br />
Wie bisher werden 10 zur Wahl stehende Kandidaten je Kategorie<br />
nominiert. Unter diesen kann das Publikum wie gewohnt<br />
online wählen. Neu ist, dass anschließend eine Experten-Jury<br />
aus den Top Drei der Publikumswahl die finale Reihenfolge<br />
bestimmt. Die Jury setzt sich aus Mitgliedern der o. g. Institutionen<br />
zusammen und bezieht darüber hinaus auch die Athletensprecher<br />
mit ein. Von Seiten der FdL werden Fabienne Engels<br />
und Roland Frey für die Kategorien „Aktive“ und „Jugend“ in<br />
dieser Jury vertreten sein. Aufgerufen zur Wahl wird ab dem<br />
14. Dezember über www.leichtathletik.de, die FdL-Homepage<br />
www.fdlsport.de und die Zeitschrift LEICHTATHLETIK. Berücksichtigt<br />
werden soll auf Vorschlag der FdL das komplette Wettkampfjahr,<br />
also auch noch die internationalen Crossmeisterschaften<br />
im Dezember. Daher kann leider der Wahlaufruf nicht<br />
wie in den letzten Jahren in unserer Zeitschrift „<strong>Leichtathletik</strong><strong>INFORMationen</strong>“<br />
erfolgen, weil der Redaktionsschluss hierzu<br />
davor liegt. Das wird uns FREUNDE nicht daran hindern, an dieser<br />
Wahl teilzunehmen, um unsere Favoriten zu unterstützen.<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 10
Staffeln auf’s Abstellgleis?<br />
Hanne Ziemek, vormals im FREUNDE-Vorstand, hat sich vor einem Jahrzehnt gegen Pläne<br />
gestemmt, bei der Jugend die 4×200-m-Staffel zu streichen. Mittelstreckler Timo Benitz<br />
befürchtet ähnliche Bestrebungen hinsichtlich der Langstaffeln und sieht Gesprächsbedarf.<br />
DM Ulm 2009: mit einer Armbewegung rettet sich Carsten<br />
Schlangen vor Stefan Eberhardt über die ins Ziel. Selten hatte<br />
ich so emotional ein 1.500 m-Rennen wahrgenommen. Ab diesem<br />
Tag war mir klar, dass ich irgendwann auch zu den besten<br />
Mittelstreckenläufern gehören möchte. Fünf Jahre später schlug<br />
dann meine Stunde und ich konnte auf eben jener Bahn Carsten<br />
Schlangen auf den letzten Metern abhängen. Warum ich<br />
fünf Jahre zuvor überhaupt auf der Tribüne saß? Die deutschen<br />
Staffelmeisterschaften in der Jugend über 3×1000 m waren der<br />
Grund, damals noch in die DM eingebaut. Obwohl sie für die<br />
Veranstaltung nur eine kleine Randnotiz darstellte, war es für<br />
uns jugendliche Athleten der Höhepunkt des Jahres. Separiert<br />
in eine eigenständige Veranstaltung, den DM der Langstaffeln,<br />
nimmt der DLV den jungen Leuten solcherlei Emotionen und<br />
schadet damit sich selbst wohl am meisten. Die Meinung der<br />
Athleten wird rein gar nicht beachtet. Die große Mehrheit ist<br />
für den alten Modus, nämlich der Integration von Staffelwettkämpfen<br />
in bestehende Meisterschaften.<br />
Am 27. Oktober <strong>2022</strong> wurden weitere Meisterschaftstermine für<br />
2023 veröffentlicht. Die Langstaffeln sind nun am 29. April 2023.<br />
Ein Datum, welches große Verwunderung auslöst. Wirklich<br />
jeder Athlet ist über Ostern im Trainingslager. Die Zeit danach<br />
dient vorrangig der Regeneration. Die Wettkämpfe starten in<br />
der Regel Anfang Mai. Somit ist das aus trainingstechnischer<br />
Sicht ein unmöglicher Termin. Zumal die zugehörigen Landesmeisterschaften<br />
gewöhnlich im Mai ausgetragen werden. Faktisch<br />
gibt es keine Möglichkeit, in der Freiluftsaison die Normen<br />
zu laufen. Es bleibt 2023 also nur die Gelegenheit, die Norm in<br />
der Halle zu laufen. Die Anzahl der Qualifikanten könnte somit<br />
deutlich abnehmen. Es ist für mich einfach schleierhaft, wie ein<br />
solcher Termin von Experten überhaupt ausgewählt werden<br />
kann. Gleichzeitig lässt dieses Datum zu Beginn der Saison auch<br />
keine Topleistungen erwarten. Bleibt dieser Termin in Zukunft<br />
weiterhin im April bestehen, wird über kurz oder lang auch die<br />
Qualität deutlich abnehmen.<br />
Es lässt mich der Gedanke nicht los, ob dieser Termin vielleicht<br />
doch bewusst gewählt wurde. Nimmt die Qualität stark ab,<br />
hätte der DLV irgendwann ein Argument, gewisse Staffelrennen<br />
komplett wegzurationalisieren. Es würde auf jeden Fall ins Bild<br />
passen, da der Verband seit Jahren eine zunehmende Eventisierung<br />
vorantreibt. Und genau da passen weniger gefragte Wettbewerbe<br />
leider nicht ins Konzept.<br />
Eine Rettung der Veranstaltung im April ist aktuell nur durch<br />
eine Aufhebung jeglicher Qualifikation möglich. Denn es kann<br />
nicht davon ausgegangen werden, dass jeder Verein eine entsprechende<br />
Norm aus dem Vorjahr vorweisen kann. Alles<br />
andere wäre grob ungerecht. Die Entscheidung, auch die<br />
Jugendstaffeln an diesem Wettkampftag mit einzubauen, halte<br />
ich zudem für den größten Fehler. Einfacher als dieses Jahr im<br />
Olympiastadion hätte man der nächsten Läufergeneration keinen<br />
Motivationsschub mitgeben können. Es ist eine vertane<br />
Chance des DLV, der sich mit solchen Aktionen selbst das Wasser<br />
abgräbt. Wenn nur ein Athlet oder eine Athletin sein Vorbild bei<br />
den DM der Aktiven findet, wie ich damals Carsten Schlangen,<br />
hätte sich die Integration der Staffelwettbewerbe der Jugend<br />
für alle und besonders für den Verband gelohnt.<br />
11 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
U20-WM in Cali<br />
Nur wenige Tage nach den Weltmeisterschaften in Oregon/USA traf sich der internationale<br />
<strong>Leichtathletik</strong>-Nachwuchs in Cali/Kolumbien zu den 19. <strong>Leichtathletik</strong>-U20-WM. Diese Meisterschaften,<br />
bis 2015 als Junioren-WM bezeichnet, werden seit 1986 im zweijährigen Turnus ausgerichtet.<br />
An dieser Stelle nur einige Schlaglichter.<br />
Eine Riesenshow lieferte der erst 19-jährige Letsile Tebogo<br />
aus Botswana, der erst kürzlich in Oregon seinen eigenen<br />
U20-Weltrekord (9,94 s) eingestellt hatte, im Finale über 100 m<br />
ab. Tebogo verteidigte seinen Titel mit neuem U20-Weltrekord<br />
von 9,91 s. Ähnlich spektakulär verlief das 200-m-Finale, in dem<br />
Tebogo bei Abwesenheit des U20-Weltrekordinhabers Erriyon<br />
Knighton (19,49 s) als klarer Favorit galt. Im Finale aber lieferte<br />
ihm der Israeli Blessing Akwasi Afrifah bis auf die Ziellinie ein<br />
hochspannendes Kopf-an-Kopf-Rennen und siegte schließlich<br />
denkbar knapp mit 6/1.000 s Vorsprung in 19,96 s vor dem<br />
Botswaner. Ihrer Favoritenrolle voll gerecht wurde hingegen<br />
Jamaikas erst 17-jährige Tina Clayton: die im Finale gelaufenen<br />
10,95 s bedeuten die fünftschnellste 100-m-Zeit einer U20-Athletin.<br />
Ihren bereits vierten U20-Titel holte Tina Clayton dann<br />
zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Tia in der 4×100-m-Staffel<br />
– mit neuem WR von 42,59 s.<br />
Den Dreisprung-Titel sicherte sich die erst 15 Jahre alte Sharifa<br />
Davronova aus Usbekistan mit 14,<strong>04</strong> m (PB) gegenüber der<br />
bis zu vier Jahre älteren Konkurrenz. Die deutschen Finalistinnen,<br />
Anna Gräfin Keyserlingk und Ruth Hildebrand, sprangen<br />
mit 13,26 m und 13,21 m (PB) auf die Plätze fünf und sechs.<br />
Der 17 Jahre alte Jaydon Hibbert aus Jamaika krönte sich mit<br />
einer Leistung von 17,27 m zum Dreisprung Weltmeister – das<br />
bedeutet Platz zwei in der ewigen U18-Weltbestenliste. Hierfür<br />
verbesserte er seine PB gleich um 61 cm.<br />
Überragende Höhen gab es im Hochsprung der Frauen. Während<br />
bei den letzten U20-WM bereits 1,91 m zur Goldmedaille<br />
reichten, sprangen diesmal gleich drei Athletinnen über 1,93 m.<br />
Gold ging mit 1,95 m an Karmen Bruus aus Estland.<br />
Wie bei den WM der Erwachsenen dauerte es bis zum letzten<br />
Wettkampftag, bis ein Deutscher eine Goldmedaille gewinnen<br />
konnte. Die deutschen Athleten dominierten den Diskuswurf<br />
bei den Junioren, aber nicht der Weltjahresbeste Mika Sosna<br />
gewann die Goldmedaille, sondern sein Teamkollege Marius<br />
Karges. Im Stabhochsprung sorgten dann die deutschen Athletinnen<br />
für einen Doppelerfolg. Chiara Sistermann kürte sich<br />
mit 4,30 m zur Vize-Weltmeisterin, Janne Ohrt sprang höhengleich<br />
auf den dritten Platz. Lediglich die frischgebackene Weltmeisterin<br />
Hana Moll (USA) konnte im dritten Anlauf 4,35 m<br />
knacken. Auch die deutschen Siebenkämpferinnen gewannen<br />
Silber und Bronze. Hinter der siegreichen Finnin Saga Vanninen<br />
(6.084 Punkte) sicherten sich Serina Riedel (5.874 Punkte) und<br />
Sandrina Sprengel (5.854 Punkte) die Plätze zwei und drei.<br />
Die deutschen Erwartungen übertroffen wurden im Speerwurf<br />
der Männer: Max Dehning (TSV Bayer <strong>04</strong> Leverkusen), als<br />
Nummer drei der Welt angereist, gewann mit einer Weite von<br />
77,27 m (drittbester Wurf seiner Karriere) die Silbermedaille. Am<br />
Schlusstag gewann Äthiopien innerhalb von 65 Minuten allein<br />
4 Goldmedaillen über 1.500 m Frauen, 800 m Männer, 5.000 m<br />
Frauen und 3.000 m Hindernis Männer, dabei teilweise mit<br />
Doppelsiegen.<br />
An den Wettkämpfen in Cali nahmen 1.517 Athleten aus 141<br />
Ländern teil, Deutschland stellte mit 75 U20-Talenten nach den<br />
USA (92) das zweitgrößte Team. Insgesamt wurden 136 Medaillen<br />
vergeben, Deutschland beendete die Wettkämpfe im<br />
Medaillenspiegel auf Platz 8 (1 Gold/4 Silber/3 Bronze).<br />
Text: Wilfried Walter<br />
Fotos: DLV<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 12
Meldungen<br />
Meeting im Rahmen der „European Supporters Platform“<br />
Im Rahmen der EM in München fand – unter Federführung der<br />
FREUNDE – auch eine hochkarätige Besprechung mit Vertretern von<br />
European Athletics (EA) und den Vorsitzenden der Supporter-Organisationen<br />
der führenden europäischen <strong>Leichtathletik</strong>-Nationen<br />
statt. Ziel der Veranstaltung war insbesondere eine vorrangige und<br />
verbesserte Bereitstellung von Tickets für die verschiedenen EA-Veranstaltungen<br />
sicherzustellen. Ausführlich vorgestellt wurde das neue<br />
Konzept der European Team Championships, die 2023 erstmals im<br />
Rahmen der „European Games“ in Chorzov/Silesia (Polen, in der Nähe<br />
von Krakau) abgehalten werden (23.–25.06.2023). Dort wird auch das<br />
nächste Treffen mit den Vertretern von EA stattfinden.<br />
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Hallen-Europameisterschaften<br />
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13 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
WM Helsinki 1983, Fotos: Peter Busse<br />
<strong>Leichtathletik</strong> kontrovers<br />
Das langjährige FREUNDE-Mitglied Jürgen Mallow, ehemaliger DLV-Cheftrainer, zeigt klare<br />
Kante, wenn es um die Zukunft der deutschen <strong>Leichtathletik</strong> geht. Für uns eine zeitgeschichtliche<br />
Betrachtung, keine Polemik, sondern ein Beitrag zum Thema, wie leistungsfähig Vereine sein<br />
konnten und könnten, angereichert mit etwas Ironie, aber auch ernst gemeinten Anregungen.<br />
1983: Die <strong>Leichtathletik</strong> war noch längst nicht so professionell<br />
organisiert wie heute. Die DDR war dem DLV weit überlegen,<br />
wir waren dennoch zufrieden, denn in den meisten Vergleichen<br />
außerhalb des Sports waren „wir“ überlegen. Im DLV gab es<br />
wenige hauptamtliche Trainer, auch die Geschäftsstelle hatte<br />
kaum zehn Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.<br />
1983 fanden in Helsinki die ersten <strong>Leichtathletik</strong>-Weltmeisterschaften<br />
statt, der DLV belegte 26 Endkampfplätze. In der<br />
offiziellen Bilddokumentation des DLV zu dieser WM schrieb<br />
Prof. August Kirsch, Präsident des DLV, im Hinblick auf Pläne,<br />
das Wettkampfprogramm durch weitere Meisterschaften zu<br />
erweitern:<br />
„Die Mitarbeiter des DLV werden sich an der Diskussion, wie<br />
es weitergehen soll, kritisch miteinschalten, denn es gibt kein<br />
Jahr der Regeneration für Beruf, Studium oder Prüfungen<br />
mehr, im Gegenteil, neue Wettbewerbe werden diskutiert ...<br />
Die Verletzungen vor Helsinki (eine von zwei Verletzten war<br />
Birgit Friedmann) und in Helsinki (eine Verletzte) sind beredtes<br />
Zeugnis.“<br />
All das zeigt, wie sehr sich die Zeiten verändert haben: Über 26<br />
Endkampfplätze (ohne DVfL) hätten wir in Eugene bejubelt, wir<br />
wären auch froh gewesen, wenn es nur zwei oder drei Verletzte<br />
gewesen wären. Beruf, Studium, Prüfungen sind zwar auch jetzt<br />
nicht unwichtig, in einer besonderen Definition von Professionalität<br />
werden sie aber als störend im Hinblick auf das Nutzen<br />
von Karrierechancen angesehen.<br />
1983 war auch für den DVfL der DDR ein erfolgreiches Jahr,<br />
in dem u. a. die Karrieren von Heike Daute (Drechsler) mit<br />
dem Titelgewinn und von Thomas Schönlebe (6. über 400 m)<br />
begannen. Wenn ich mich anschließend nur mit dem Leistungsstand<br />
im DLV beschäftige, dann aus einem einzigen Grund, weil<br />
seine damaligen Strukturen eher mit den heutigen vergleichbar<br />
sind.<br />
Es ist jedenfalls spannend, die Ergebnisse dieser WM im Detail<br />
nachzulesen. Aber auch das soll hier nicht ausführlich diskutiert<br />
werden. Noch viel spannender ist nämlich ein Blick in die Ergebnisliste<br />
der Deutschen Meisterschaften, die im Juni im Weser-<br />
Stadion in Bremen ausgetragen wurden. Die Startblöcke waren<br />
veraltet (der hintere Block so hoch, dass Christian Haas zunächst<br />
dort nicht starten wollte). Leistungsfördernde Schuhsohlen und<br />
Bahnbeläge wurden erst viel später entwickelt, welchen Wert<br />
die Siegeshöhe im Stabhochsprung (5,50 m) hatte, kann man<br />
ermessen, wenn man sie mit der des jungen Sergej Bubka in<br />
Helsinki vergleicht: Er sprang dort 5,70 m, den Weltrekord verbesserten<br />
noch im gleichen Jahr zwei Franzosen auf 5,82 m und<br />
5,83 m.<br />
Bei der WM waren bei den Damen die Läufe über 5.000 m (stattdessen<br />
wurde über 3.000 m gestartet), 10.000 m und 3.000 m<br />
Hindernis noch nicht im Programm, es gab für sie auch noch<br />
keine Meisterschaften im Dreisprung, Stabhochsprung und<br />
Hammerwerfen.<br />
Bei den Deutschen Meisterschaften wurden bei den Frauen<br />
über 3.000 m und 10.000 m, bei den Männern über 5.000 m und<br />
10.000 m Meister ermittelt. Am gleichen Wochenende wurden<br />
auch die Staffelmeisterschaften über 4 × 100 m und 4 × 400 m<br />
durchgeführt, für Athleten und Vereine eine Prestigeangelegenheit.<br />
Überhaupt waren 1983 die Staffelwettbewerbe für die Vereine<br />
von großer Bedeutung, bei den Männern wurden sowohl<br />
über 4 × 800 m als auch über 4 × 1.500 m Titel vergeben. Ob es<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 14
da vielleicht einen Zusammenhang mit dem damaligen hohen<br />
Leistungsvermögen gibt?<br />
Das Leistungsniveau dieser Deutschen Meisterschaften war in<br />
den allermeisten Disziplinen sehr beeindruckend. Und das trotz<br />
der „hohen Belastung“. Es gab nicht nur über 100 m Vor-, Zwischen-<br />
und Endläufe, auch die Sprintstaffeln mussten sich für<br />
das Finale erst einmal qualifizieren. Viele 400-m-Läufer und<br />
-Läuferinnen starteten auch noch in der 4×400-m-Staffel für<br />
Frauen<br />
100 m Klösters 11,44 s<br />
ihre Vereine. Es gab einen Weltklasseläufer (Erwin Skamrahl),<br />
der über 200 m und 400 m einmal Gold mit DR und einmal Silber<br />
gewann. Und in der Frauenstaffel des LAV Düsseldorf, die<br />
mit 3:34,06 min die Silbermedaille gewann, traten zwei Siebenkämpferinnen<br />
an, Sabine Braun und Sabine Everts.<br />
Nachstehend die Leistungen der Siegerinnen und Sieger (und,<br />
wo sie besonders gut sind, auch die von Platzierten):<br />
Männer<br />
100 m Haas 10,19 s (im ZWL 10,16 s DR)<br />
200 m<br />
Sussieck<br />
23,20 s<br />
(2. 23,22 s; 3. 23,25 s)<br />
200 m<br />
Skamrahl<br />
20,44 s<br />
DR (2. 20,46 s; 3. 20,63 s)<br />
400 m Bußmann 50,87 s<br />
800 m Schultheiß 2:02,29 min<br />
1.500 m Kraus 4:09,69 min<br />
3.000 m Kraus 9:12,<strong>04</strong> min<br />
10.000 m Teske 32:13,85 min DR<br />
100 m H. Filsinger und Denk 13,11 s (es gab 2-mal Gold)<br />
400 m H. Wagner 56,29 s<br />
4 x 100 m<br />
Bayer LEV 44,74 s<br />
(2. 44,87 s; 3. 44,97 s)<br />
4 x 400 m Bayer LEV 3:33,56 min<br />
Hoch Meyfarth 2,00 m<br />
Weit<br />
Sussieck<br />
Kugel Losch 18,83 m<br />
Diskus Manecke 65,10 m<br />
Speer Thyssen 65,80 m<br />
6,73 m<br />
(richtig: die 200 m-Siegerin)<br />
400 m Weber 45,12 s Skamrahl 45,43 s<br />
800 m<br />
1.500 m<br />
Wülbeck<br />
Becker<br />
1:46,05 min<br />
Ferner 1:46,07 min<br />
5.000 m Nothacker 13:59,34 min<br />
10.000 m Herle 28:22,52 min<br />
110 m H. Schaumann 13,73 s<br />
400 m H. Schmid 48,66 s<br />
3.000 m H. Schwarz 8:29,18 min<br />
4 x 100 m<br />
3:39,63 min<br />
Wessinghage 3:40,80 min<br />
Quelle Fürth 38,95 s (2. 39,02 s;<br />
3. 39,03 s)<br />
4 x 400 m VfL Sindelfingen 3:06,42 min<br />
Hoch Mögenburg 2,31 m (2. 2,28 m; 3. 2,28 m)<br />
Stabhoch Lohre 5,50 m<br />
Weit Hingsen 8,00 m<br />
Drei Bouschen 17,33 m DR<br />
Kugel Föhrenbach 18,89 m<br />
Diskus Wagner 64,92 m Hartmann 64,08 m<br />
Hammer Riehm 77,98 m Ploghaus 76,22 m<br />
Speer Tafelmeier 86,38 m Schreiber 82,86 m<br />
Ein Vergleich der Siegleistungen von 1983 mit denen der diesjährigen<br />
Meisterschaften in Berlin kann nicht im Maßstab 1:1<br />
vorgenommen werden. Es gab kaum Dopingkontrollen, es<br />
bedarf vielfach relativierender Einordnung: Neue Stäbe, veränderte<br />
Speere, Laufbahnbelag, verbesserte Spikes haben<br />
in manchen Disziplinen erhebliche Leistungssteigerungen<br />
ermöglicht. Generell sind Leistungen auf den längeren Strecken<br />
wegen unterschiedlicher, durch die Taktik bestimmter Rennverläufe<br />
nicht vergleichbar, Und dennoch ist es vielleicht überraschend:<br />
39 Jahre später gab es bei 30 vergleichbaren Wettbewerben<br />
<strong>2022</strong> in Berlin nur 13 bessere Leistungen (bei den<br />
Männern 100 m, 200 m, 5.000 m, 3.000 m Hindernis, Stabhochsprung,<br />
Kugelstoß; bei den Frauen 100 m, 200 m, 800 m, 400 m<br />
Hürden, Weitsprung, Diskuswurf, 4 × 100 m), die meisten davon<br />
in Disziplinen, die durch technischen Fortschritt begünstigt<br />
oder (längere Strecken) nicht vergleichbar sind. Die Witterungsbedingungen<br />
waren sehr ähnlich, sommerlich warm. Beide<br />
Meisterschaften wurden am letzten Wochenende im Juni<br />
ausgetragen.<br />
Haben alle recht, die sagen, Vergleiche mit früher bringen uns<br />
nicht weiter?<br />
Wenn wir nach Ursachen für die absolute Leistungsstärke unserer<br />
damaligen Athletinnen und Athleten suchen, entdecken wir<br />
eine große Erfolgsgeschichte, die wir nicht vergessen sollten:<br />
die wichtige Rolle der Vereine im DLV. Sie haben ihren Athletinnen<br />
und Athleten gute und sehr gute Trainer und ebensolche<br />
Trainingsbedingungen zur Verfügung gestellt (wenn man auch<br />
noch anmerken muss, dass es nur sehr wenige Trainingshallen<br />
gab, und die meisten von ihnen hatten keine 200-m-Rundbahn).<br />
Es war noch die Zeit, wo die <strong>Leichtathletik</strong> zwar im Sport-<br />
15 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Brigitte<br />
Kraus<br />
Christian<br />
Haas<br />
unterricht eine wichtige Rolle spielte, aber sonst war alles einige<br />
Nummern kleiner als heute (auch, wenn man sich die Etats<br />
des DLV anschaut). Zugleich ist es die Geschichte der Vereinstrainer.<br />
Unter ihnen waren nur wenige hauptberuflich tätig,<br />
und auch sie arbeiteten nicht in der Komfortzone mit einzelnen<br />
Topathletinnen oder athleten. Als kleines Denkmal (Denk<br />
mal nach…!) hier eine Auswahl dieser Trainer, nicht systematisiert,<br />
sondern einfach, wie sie mir ins Gedächtnis kommen:<br />
Gertrud Schäfer, Hans-Jörg Holzamer, Friedrich Kannegießer,<br />
Rolf Krüsmann, Herbert Stürmer, Ernst Klement, Lutz Müller,<br />
Max Steger, Karl-Heinz Steinmetz, Hans Raff, Dragan Tancic,<br />
Norbert Pixken, Wolfgang Vander, Hans Raff, Günter Schlosser,<br />
Eckard Hutt, Prof. Berno Wischmann – bei den Hauptamtlichen<br />
in Vereinen und DLV sind es u. a. Gerd Osenberg, Bert Sumser,<br />
Paul Schmidt, Jürgen Mallow. DLV-Trainer für die 4 × 400 m der<br />
Männer, die in Helsinki Silber gewann, war Manfred Kinder, auch<br />
er war nicht hauptamtlich für den DLV tätig.<br />
Im gleichen Jahr fand die Junioren-EM in Schwechat bei Wien<br />
statt. Es würde den Rahmen sprengen, wenn ich die dort ihre<br />
Karriere startenden DLV-Juniorinnen und Junioren und die<br />
dafür verantwortlichen Trainer alle aufzählen würde. Aber<br />
eines möchte ich anmerken, weil es viel über den damals herrschenden<br />
Teamgeist aussagt. Nicht vom DLV organisiert, sondern<br />
privat von Günter Eisinger initiiert (derjenige, der später<br />
Ariane Friedrich zu großen Erfolgen führte), traf sich das Team<br />
im Herbst zu einem großen Fest auf der Burg in Friedberg. Auch<br />
diese Veranstaltung war keine Eintagsfliege, sondern wurde<br />
alle zwei Jahre für die jeweiligen Mannschaften angeboten. Die<br />
dabei waren, etwa Ralf Jaros oder Edgar Itt, können berichten,<br />
welche Bedeutung diese Zeit in ihrem Leben hatte.<br />
Es war eine Zeit, in der viele „mit Lust zur Leistung“ kamen. Eine<br />
Zeit, in der jeder die Socken tragen durfte, die er/sie wollte (und<br />
so manches Maskottchen damit verbunden war; wer kennt nicht<br />
die berühmten Ringelstrümpfe …?).<br />
Nun sollte niemand daraus ableiten, dass es möglich wäre<br />
oder gar wünschenswert, das Rad zurückzudrehen. Es war eine<br />
andere Zeit, Surfen und Skaten waren unbekannt, das Internet<br />
noch nicht erfunden (und also gab es auch keine WhatsApp-<br />
Mitteilungen „an alle“, die heute die Kommunikation innerhalb<br />
der DLV-Nationalmannschaft vom analogen Leben fortführen).<br />
Es gab keinen Olympiastützpunkt (OSP), kein „Head of Science“,<br />
kein „change-management“ und keine Eliteschulen des Sports.<br />
Das System der Dualen Förderung gab es noch nicht, ich möchte<br />
es nicht missen, würde es weiterentwickeln. Es gab wie heute<br />
die große Konkurrenz des Fußballs, darüber muss man nicht<br />
lamentieren. Viele „unserer“ damaligen Nationalmannschaftsmitglieder<br />
haben in ihrer Jugend ebenso Fußball gespielt wie<br />
andere in ihrem Alter auch (und vorher waren sie beim Kinderturnen,<br />
manche spielten Handball usw. usf.). Die Kaderförderung<br />
in den Landesverbänden begann in der Regel erst mit 15 oder 16<br />
Jahren, im DLV wurden die damals 17/18-Jährigen in der Förderstufe<br />
III erfasst und meist nur in Regionalgruppen bei wenigen<br />
Wochenend-Lehrgängen zusammengeführt. Die Erfassung (=<br />
Sichtung) dieser Talente erfolgte bei DLV-Sichtungslehrgängen<br />
in den Disziplinblöcken, wobei die Teilnahme der Heimtrainer<br />
obligatorisch war.<br />
Bei allem Wandel, der sicher heute andere Anforderungen an<br />
den DLV stellt, würde ich dennoch eine Anregung zum Nachdenken<br />
daraus ableiten: Wie wäre es, wenn ein großer Teil der<br />
Mittel für die Trainerfinanzierung den Vereinen gegeben wird,<br />
in denen die Arbeit für den Spitzensport stattfindet? Denn eines<br />
gilt unverändert: Die Qualität des Trainings, die Qualität der Trainer<br />
und Trainerinnen sind die entscheidende Größe für Erfolg<br />
oder Misserfolg im Einzelnen und für einen Verband.<br />
Die Basis sichert diese Erfolge, wenn man sie immer weiter<br />
schwächt und glaubt, alles zentral leiten und leisten zu können,<br />
wird sie immer schwächer und der Verband immer mehr<br />
überfordert.<br />
Wer soll das bezahlen? Die Anzahl der zentralen Trainer könnte<br />
deutlich verringert werden, ihre Aufgaben wären vorrangig<br />
Sicherung und Weitergabe von Know-how, Organisation von<br />
gemeinsamen Maßnahmen (Trainingslager und Erfahrungsaustausch),<br />
Vorschläge für die Kaderbildung und für Nominierungen<br />
erarbeiten, den Kern eines erfahrenen Betreuerteams bei internationalen<br />
Meisterschaften bilden. Sie sollten nicht nur organisieren<br />
und verwalten, sie können durchaus auch praktische<br />
Arbeit leisten (etwa bei der Vorbereitung der Nationalstaffeln).<br />
Das wäre wirklich „change-management“, eine große Wertschätzung<br />
für die Arbeit der Vereine und ihrer Trainer. Es würde<br />
vermutlich Kräfte an der Basis freisetzen und zahlreiche weitere<br />
positive Nebeneffekte auslösen. Es würde Verantwortung dorthin<br />
delegieren, wo sie wirklich liegt und wahrgenommen wird.<br />
Etwas vereinfacht: Es würde den DLV vom Kopf auf die Füße<br />
stellen.<br />
Text: Jürgen Mallow<br />
Klaus<br />
Tafelmeier<br />
Christina<br />
Sussiek<br />
Fotos: Peter Busse (2), Theo van de Rakt (s-w)<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 16
Buchbesprechung<br />
Die Deutsche <strong>Leichtathletik</strong> in 100 Portraits<br />
Karl-Heinz Keldungs, Jurist<br />
und seit vielen Jahren<br />
ehrenamtlich in der deutschen<br />
<strong>Leichtathletik</strong> tätig,<br />
stellt in diesem Buch 100<br />
deutsche Leichtathletinnen<br />
und Leichtathleten, welche<br />
bei Olympischen Spielen,<br />
Welt- und Europameisterschaften<br />
besonders erfolgreich<br />
waren, in kurzen Portraits<br />
vor.<br />
Die Kurzportraits – von<br />
Hanns Braun bis Malaika<br />
Mihambo – gehen dabei<br />
an vielen Stellen über die<br />
übliche Gliederung hinaus,<br />
indem etwas ausführlicher auf die Personen eingegangen<br />
und einzelne Biografien (private und berufliche Entwicklungen,<br />
vollstreckte Trainerkarrieren u. a.) fortgeschrieben werden.<br />
Hinzu kommt die Bezugnahme auf besondere gesellschaftspotische<br />
Ereignisse und damit verbundene persönliche Schicksale<br />
(u. a. Olympiaboykotte, Flucht aus der ehemaligen DDR).<br />
Das Thema Doping fließt nur im Zusammenhang mit Sperren<br />
ein oder wenn Doping nach der Karriere von den Athletinnen<br />
und Athleten selbst eingeräumt wurde. Insgesamt werden acht<br />
Dopingfälle beschrieben.<br />
Neben den Biografien der großen westdeutschen Leichtathletinnen<br />
und Leichtathleten werden ebenfalls die erfolgreichen<br />
Athletinnen und Athleten aus der ehemaligen DDR<br />
präsentiert. Auch wenn sich für manchen Leser die Frage stellen<br />
wird, warum der eine oder andere Name fehlt, ist diese subjektiv<br />
zusammengestellte Auswahl durchaus gelungen. Denn<br />
irgendwo musste der Autor die Grenze ziehen und auf die Darstellung<br />
mancher noch erwähnenswerter Biografien verzichten.<br />
Besonders hervorzuheben sind die Schilderungen außergewöhnlich<br />
spannender Rennverläufe (u. a. der 400-m-Endlauf<br />
von Carl Kaufmann gegen Otis Davis in Weltrekordzeit<br />
und mit Zielfotoentscheidung bei den Olympischen Spielen<br />
1960 in Rom oder der Endlauf der 100-m-Sprintstaffel der<br />
Frauen bei den Olympischen Spielen 1972 in München) oder die<br />
Beschreibungen packender Endkämpfe (u. a. der Zweikampf<br />
zwischen Klaus Wolfermann und Janis Lusis im Speerwurf bei<br />
den Olympischen Spielen 1972 in München oder der Siegeswurf<br />
von Robert Harting im letzten Versuch des Diskuswettbewerbs<br />
bei der WM 2009 in Berlin). Auf diese Weise vermag der Leser<br />
nochmals in die spannendsten Wettkämpfe deutscher Leichtathletinnen<br />
und Leichtathleten einzutauchen. Unvergessen<br />
bleiben nicht nur die Weltrekordläufe vom „weißen Blitz“<br />
Heinz Fütterer sowie der 100-m-„Weltrekord-Wiederholungslauf“<br />
von Armin Harry 1960 in Zürich, sondern zahlreich vermerkte<br />
Kommentare der einen oder anderen Athleten. So u. a.<br />
Jannis Lusis nach seiner Niederlage gegen Klaus Wolfermann<br />
(„Ich habe um 2 Zentimeter die Goldmedaille verpasst, aber<br />
einen Freund gewonnen“) oder von Dieter Baumann bei seinem<br />
Olympiasieg 1992 („300 m vor dem Ziel wusste ich, dass<br />
ich gewinne, ich wusste nur nicht wie“). Auch der Kommentar<br />
eines Mitkonkurrenten im Jahr 1939 zum 800-m-Weltrekordlauf<br />
von Rudolf Harbig ist denkwürdig: „Der Mann ist nicht<br />
zu schlagen. Im Tempo kann ihm keiner fortlaufen, im Sprint<br />
schlägt er alle“. Wer erinnert sich nicht gerne an die zahlreichen<br />
langgezogenen „Williii-Rufe“ im Stadion, wenn der ehemalige<br />
800-m-Weltmeister Willi Wülbeck auf den zwei Stadionrunden<br />
unterwegs war? Desgleichen und anderes Lesenswertes findet<br />
sich in diesem Buch, vom Autor äußerst kenntnisreich<br />
zusammengetragen.<br />
Interessant erscheint ebenfalls, welche anderen Sportarten<br />
viele der aufgeführten Athletinnen und Athleten vor ihrer<br />
<strong>Leichtathletik</strong>karriere betrieben haben. An erster Stelle finden<br />
sich hier die beiden Mannschaftssportarten Fußball und Handball,<br />
gefolgt von Turnen. Bezeichnend erscheint auch, dass<br />
nach der <strong>Leichtathletik</strong>karriere der eine oder andere im Bobsport<br />
als Anschieber seine Karriere fortsetzte (Willi Holdorf,<br />
Klaus Wolfermann, Torsten Voss).<br />
Dass von den 100 aufgeführten Personen 32 den Rudolf-Harbig-<br />
Gedächtnispreis („für besonders verdiente Athleten“) verliehen<br />
bekommen haben und 39 Mal die Sportlerin oder der Sportler<br />
des Jahres (zuzüglich 19 Mal in der ehemaligen DDR) aus<br />
dem Kreis zu finden sind, bedarf kaum noch einer besonderen<br />
Erwähnung.<br />
Das Buch wendet sich an sporthistorisch interessierte Leser<br />
sowie im besonderen Maße an alle <strong>Leichtathletik</strong>-Enthusiasten.<br />
Aber nicht nur diesen wird ein interessanter und fesselnder<br />
Streifzug durch die deutsche <strong>Leichtathletik</strong>geschichte vom<br />
Beginn des 20. Jahrhunderts bis zum Ende des Jahres 2021<br />
geboten. Im Anhang runden zahlreiche Statistiken dieses Werk<br />
ab, so zu den deutschen Siegerinnen und Siegern bei Olympischen<br />
Spielen sowie Welt- und Europameisterschaften und den<br />
Leichtathletinnen und Leichtathleten des Jahres. Aufgrund der<br />
übersichtlichen und in alphabetischer Reihenfolge dargelegten<br />
Portraits lässt sich das Buch auch sehr gut als Nachschlagewerk<br />
nutzen.<br />
Text: Dr. Peter Wastl<br />
Keldungs, Karl-Heinz. (<strong>2022</strong>). Die Deutsche <strong>Leichtathletik</strong> in 100<br />
Portraits. Hildes-heim: Arete Verlag. 208 Seiten. 20 Euro; ISBN<br />
978-3-96423-081-2.<br />
17 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
→ Mit uns beginnt Begeisterung.<br />
LAUFEN<br />
STABHOCHSPRUNG<br />
HOCHSPRUNG<br />
DISKUSWURF<br />
HÜRDEN<br />
KUGELSTOSSEN<br />
WEITSPRUNG<br />
E <br />
Alle Produkte finden Sie<br />
in unserem Shop unter:<br />
www.sportschaeper.de<br />
-<br />
Wir<br />
Kontaktieren Sie uns.<br />
beraten Sie gerne.<br />
Schäper Sportgerätebau GmbH<br />
Nottulner Landweg 107, 48161 Münster<br />
Telefon: +49 (25 34) 62 17 - 10<br />
Telefax: +49 (25 34) 62 17 - 20<br />
E-Mail: info@sportschaeper.de<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 18
Meldungen<br />
Deutsche Meisterschaften 2023<br />
Die Hallen-Meisterschaften finden am 18. und 19. Februar in der<br />
Dortmunder Helmut-Körnig-Halle statt. Die FREUNDE haben<br />
Zimmer im Radisson Blu Hotel, An der Buschmühle 1, 44139<br />
Dortmund, www.radissonblue.com/hotel.dortmund reserviert.<br />
Das Standardzimmer kostet 109 Euro pro Nacht (Einzelbelegung)<br />
bzw. 129 Euro bei Doppelbelegung, jeweils inkl.<br />
Frühstück.<br />
Buchungen bitte unter reservations.dortmund@radissonblue.com,<br />
Reservierungsnummer: 1582732 bzw. Stichwort:<br />
„FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong>“ oder Telefon 0231-10 86 0; buchbar<br />
bis zum 19. Januar 2023.<br />
Eintrittskarten können in der Geschäftsstelle der FREUNDE bei<br />
Alfred Maasz, freunde.der.leichtathletik@t-online.de oder Telefon<br />
09353-99 886 bestellt werden. Wir bieten Dauerkarten im<br />
Block N, auf Höhe der Ziellinie, für 55,50 Euro an.<br />
Für den FREUNDE Abend steht eine entsprechende Lokalität<br />
noch nicht fest. Wir werden diese rechtzeitig bekanntgegeben.<br />
Im Kasseler Auestadion finden am 8. und 9. Juli die Deutschen<br />
Meisterschaften statt. Wir haben im Credé Hotel, Knorrstraße<br />
13, 34134 Kassel, www.hotel-crede.de ein begrenztes Kontingent<br />
an Zimmern reserviert. Die Kosten liegen bei 79 Euro pro<br />
Nacht im Einzelzimmer, im EZ comfort bei 89 Euro sowie ebenfalls<br />
89 Euro im Doppelzimmer. Das Frühstück kann individuell<br />
zusammengestellt werden und ist nicht in den Zimmerpreisen<br />
enthalten.<br />
Eine Buchung erfolgt unter Reservierungsnummer: <strong>2022</strong>35589<br />
bzw. Stichwort: „FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong>“ unter<br />
info@hotel-crede.de oder Telefon 0561-503 326 58. Buchbar bis<br />
zur Erschöpfung unseres reservierten Kontingents bzw. dem 7.<br />
Juni. Dauerkarten (Premiumplätze im Zielbereich) können für<br />
65,50 Euro ab sofort ebenfalls bei Alfred Maasz in der FREUNDE-<br />
Geschäftsstelle reserviert werden.<br />
Auch in Kassel steht für den FREUNDE Abend noch keine Lokalität<br />
fest. Wir werden darüber frühzeitig berichten.<br />
Weitere Informationen gerne bei: Thomas Kuntke, freightconsultantkuntke@gmx.de oder Telefon 0171-756 1153.<br />
FREUNDE-Talentcamp Gehen <strong>2022</strong><br />
Mitte Oktober kamen Geher*innen und Trainer*innen aus<br />
ganz Deutschland zusammen, um an dem von Bundestrainerin<br />
Manja Berger organisierten Nachwuchslehrgang im Bundesleistungszentrum<br />
Kienbaum teilzunehmen.<br />
Kurz nach der Anreise traf man sich bereits für eine erste<br />
Trainingseinheit. Diese bestand hauptsächlich aus koordinativen<br />
und dynamischen Übungen des Geh-ABC. Mit zahlreichen aktiven<br />
Kennenlern-Spielen ging es nach der abendlichen Stärkung<br />
in der Halle weiter. Erschöpft gingen alle um 22 Uhr zu Bett.<br />
Am nächsten Tag hielt Hagen Pohle (der 2009 zusammen mit<br />
Gesa Krause von den FREUNDEN als bester B-Jugendlicher<br />
seines Jahrgangs auszeichnet worden war und Ende 2021<br />
nach 15 erfolgreichen Jahren als Geher seine aktive Laufbahn<br />
beendete) einen Vortrag über die Regeln des Gehens. Es wurde<br />
auf viele Regeln eingegangen, die vielen noch unbekannt<br />
waren. Danach erfolgte die erste Trainingseinheit des Tages.<br />
Manja Berger teilte Athletinnen und Athleten auf das Alter und<br />
die Leistung angepasste Rundenvorgaben zu. Auf einer ausgemessenen<br />
Strecke im Wald gingen alle im lockeren Tempo<br />
fünf bis 15 Kilometer. Dabei wurden sie von einigen Trainer*innen<br />
begleitet.<br />
Danach ging es weiter mit einem inspirierenden Vortrag von<br />
Lena Sonntag, die über ihren Weg zu den U20-Weltmeisterschaften<br />
in Cali berichtete. Gestärkt und motiviert liefen die<br />
Geher*innen und ihre Trainer*innen in die Halle. Das Spättraining<br />
kostete alle viel Energie, da sie einen Kraftzirkel von 8<br />
Übungen 4-mal wiederholen mussten. Trotz des ermüdenden<br />
Trainings herrschte ausgezeichnete Stimmung, da Manja Berger<br />
anschließend noch die Kegelbahn gebucht hatte. Der Abend<br />
endete mit guter Laune.<br />
Am abschließenden Sonntag standen Mini-Yoga, Übungen<br />
mit der Koordinationsleiterin und ein Cooper-Test auf dem<br />
Programm. Alles wurde erfolgreich gemeistert. Nach den<br />
drei wunderbaren, aber auch schweißtreibenden Tagen des<br />
FREUNDE-Talentcamps Gehen verabschiedete und bedankte<br />
sich die Gruppe bei der Bundestrainerin und trat die Heimreise<br />
an. Für alle war es eine sehr schöne und erlebnisreiche<br />
Erfahrung.<br />
Bericht von den Teilnehmern Nell Kollmeyer Coelho (TV Preungesheim,<br />
Jg. 2009) und Lasse Rohrssen (VfL Altenstadt, Jg. 2007)<br />
19 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Wir über uns – Geburtstage<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 20
In eigener Sache<br />
Für die Zukunft dieser Zeitschrift sieht es finster aus. Mit Eintritt<br />
in das Rentenalter 2008 hatte ich zugesagt, 10 Jahre daran<br />
mitzuarbeiten – soweit die Gesundheit es zuließe. In den ersten<br />
Jahren gemeinsam mit Siegmund Lipiak, danach allein<br />
als verantwortlicher Redakteur. Gegen Ende der angepeilten<br />
Dekade übernahm ein Redaktionsteam die Regie und ich<br />
wurde ein Autor unter vielen. Aus beruflichen Gründen des<br />
Hauptkoordinators musste diese Lösung nach einiger Zeit aufgegeben<br />
werden. Ich wurde wieder stärker aktiv, um einen<br />
Nachfolger einzuarbeiten. Aus privaten Gründen kommt es<br />
jetzt jedoch nicht dazu. Vorerst und damit die Zeitung nicht<br />
sofort eingestellt werden muss, mache ich jetzt bis zum 80sten<br />
im kommenden September weiter. Danach aber ist definitiv<br />
Feierabend, ich bin dann irgendwo länger fernab im Urlaub;<br />
weitere gelegentliche Beiträge keineswegs ausgeschlossen.<br />
steht sowie zwei Anschriftenänderungen. Die Druckerei möchte<br />
wissen, ob diesmal der Text für das Foto auf der Titelseite entfällt<br />
und zudem fehle noch die Vorlage für die Anzeige auf Seite<br />
24. Ein Autor meldet nach Übersendung der Korrekturfahne<br />
umfangreiche Ergänzungswünsche: Manchmal muss solch ein<br />
Wunsch einfach abgelehnt werden, weil weder Platz noch Zeit<br />
ausreichen. Das hört nicht auf bis zur Druckfreigabe.<br />
Was wird gesucht?<br />
Zumindest Erfahrungen in der Redaktion einer Schülerzeitung<br />
(wie bei mir) sind hilfreich. Gefragt ist allerdings nicht der stets<br />
gespitzte Stift, sondern mehr das Organisationstalent mit kommunikativen<br />
Fähigkeiten. Die 24 Seiten unserer Zeitschrift müssen<br />
und sollten auch nicht selbst geschrieben, sondern alle drei<br />
Monate mit möglichst lesenswerten Artikeln gefüllt werden.<br />
Manche Mitglieder bieten Texte an, andere sind darum zu bitten.<br />
Vorstandsmitglieder mit bestimmten Aufgaben, Betreuer<br />
unserer Förderprojekte kann man dazu auffordern, Beiträge zu<br />
liefern. Manche Mitglieder geben Anregungen, andere haben<br />
Ideen und nennen Namen und Kontakte.<br />
Dann beginnt irgendwann die Arbeit, die natürlich Zeitaufwand<br />
und schließlich auch Termindruck bedeutet. Man hat<br />
inzwischen ein inhaltliches Konzept für die nächste Ausgabe<br />
und ein Datum für den Redaktionsschluss. Es werden Termine<br />
mit unseren beiden verdienstvollen Korrekturlesern Susanne<br />
Hahn und Carsten Blumenstein sowie den Ansprechpartnern<br />
unserer Druckerei in Dortmund vereinbart.<br />
Wenn man Glück hat, liegen bereits einige Artikel vor. Passt<br />
die Länge oder muss gekürzt werden? Gibt es möglicherweise<br />
Überschneidungen mit anderen Beiträgen? Muss etwas aktualisiert<br />
oder umgeschrieben werden? Ist etwas unverständlich<br />
oder schlicht fehlerhaft? Wen kann man da mal kurz anrufen?<br />
Gibt es schon eine Einleitung und sind vernünftige Fotos in ausreichendem<br />
Druckformat vorhanden? Da glüht dann schon mal<br />
das Telefon.<br />
Ein Autor ist krank geworden oder einfach abgetaucht. Jeder<br />
Kontaktversuch scheitert. Dann ist Not am Mann. Wer kann einspringen<br />
oder gibt es einen Reservebeitrag, der angeschoben<br />
werden kann? Jemand liefert statt der zugesagten 7000 Zeichen<br />
für zwei Seiten nur 3000 ab? Gibt es vielleicht noch passende<br />
Fotos zu dem Thema, um die Seiten sinnvoll zu füllen?<br />
Zwei Tage vor Redaktionsschluss fragt der Vorsitzende nach, ob<br />
Platz für eine aktuelle Meldung vorhanden ist. Die Geschäftsstelle<br />
meldet einen Sterbefall, der noch auf der Geburtstagsliste<br />
Und warum das alles?<br />
Weshalb das jemand seit bald 15 Jahren macht? Weil es keine<br />
sture Arbeit ist mit ständigem Ärger, sondern weit überwiegend<br />
Freude und zahllose Kontakte mit anderen <strong>Leichtathletik</strong>verrückten<br />
bedeutet. Ich habe ehemalige und aktive Athleten, Trainer,<br />
Funktionäre, Journalisten, Statistiker, Fotografen, ehrenamtliche<br />
Helfer und Enthusiasten kennengelernt (natürlich m/w/d),<br />
die mein Leben bereichert haben. Durch den Redakteursstatus<br />
war es leicht, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Ohnehin sind<br />
Leichtathleten überdurchschnittlich freundliche und kommunikative<br />
Menschen. Das gilt insbesondere auch für junge Leute!<br />
Mit anderen Worten: Die Aufgabe, die vier Ausgaben unserer<br />
Zeitung zu organisieren und zu koordinieren, macht vierteljährlich<br />
jede Menge Arbeit, aber noch mehr Spaß.<br />
Neugierig geworden? Anrufen kostet nichts! Einarbeitung, eine<br />
längere Übergangsphase und weitere künftige Unterstützung<br />
sind selbstverständlich.<br />
Peter Busse: 02102/83985 oder busse-ratingen@t-online.de<br />
21 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Erinnerungen an München<br />
In den letzten Heften waren Beiträge veröffentlicht, die uns Mitglieder von ihren Erlebnissen<br />
und Eindrücken bei den Olympischen Spielen 1972 zugesandt hatten. Die Artikel von der Fotografin<br />
und DLV-Medienpreisträgerin Iris Hensel und dem ehemaligen Mehrkämpfer Wolfgang<br />
Gangnus erreichten die FREUNDE-Redaktion nach der EM in München, hatten aber ihren Ausgang<br />
ebenfalls vor 50 Jahren.<br />
München – 1972, Jerusalem – <strong>2022</strong>, München – <strong>2022</strong><br />
Tja, was gab es in diesem Jahr alles für Rückblicke auf die Olympischen<br />
Spiele 1972. Aus den verschiedensten Perspektiven<br />
wurde berichtet und sie belebten auch meine Erinnerungen an<br />
diese so intensiven zwei Wochen vor 50 Jahren.<br />
Durch das DLV-Jugendlager – beherbergt im Klenze-Gymnasium<br />
– hatten wir die Chance, alle <strong>Leichtathletik</strong>wettkämpfe zu<br />
fairen Preisen im Stadion zu erleben. Damals konnte man sich<br />
übrigens noch ganz entspannt ohne große Gitterzäune in den<br />
Kurven mit Stehplätzen bewegen. Spät abends in der Straßenbahn<br />
hatten andere Fahrgäste dann schon die Nacht-Ausgaben<br />
der Zeitungen mit den großen Buchstaben in der Hand und<br />
man erfuhr auf dem Weg, wo es am Tage in anderen Sportarten<br />
„GOLD, GOLD, GOLD“ gab.<br />
Um von der Vielfalt der Olympischen Spiele mehr zu erfahren,<br />
bin ich dann als „Nordlicht“ auf die Süddeutsche Zeitung<br />
gekommen, habe einen ganzen Stapel in den Koffer gepackt<br />
und zu Hause nachgelesen. Mancher Text war da schon von<br />
Michael Gernandt, den ich nun – 50 Jahre später – auf der<br />
Pressetribüne mit dem jetzigen <strong>Leichtathletik</strong>-Fachmann der<br />
Süddeutschen, Johannes Knuth, fotografieren konnte.<br />
Dieses Jahr war ich vor Beginn der Europameisterschaften im<br />
wunderschönen Olympiapark noch zum Fotografieren bei der<br />
U18-EM. Sie fand in diesem Jahr in Jerusalem statt – ja, 50 Jahre<br />
nach den unfassbaren Geschehnissen in München traf sich die<br />
Jugend Europas in Israel. Und dann wurde mir irgendwann<br />
bewusst: Die Athleten, die ich hier fotografiere, sind so alt wie<br />
ich damals in München. Da liefen bei mir immer wieder Bilder<br />
im Kopf ab. Damals – die vielen menschlichen Begegnungen,<br />
auch international, es wurden sogar Freundschaften fürs Leben<br />
daraus.<br />
Die vielen stimmungsvollen Tage bis zum Medaillenregen<br />
am 3. September und der sportlichen Sensation durch Ulrike<br />
Meyfarth am 4. September waren am Morgen des 5. September<br />
abrupt vorbei. Es waren erst spärliche Nachrichten, die wir<br />
ja damals nur über Kofferradio erfahren konnten. Wir saßen auf<br />
den Luftmatratzen oder Fensterbänken, sprachlos, warteten,<br />
hofften auf irgendetwas Gutes, weil doch nicht sein konnte, was<br />
man da hörte.<br />
Irgendwann war die Nachrichtenlage so, dass wir begriffen<br />
haben, dass Menschen bereits gestorben sind und nichts mehr<br />
war wie vorher. All das geht mir durch den Kopf, als ich im Juli<br />
<strong>2022</strong> täglich morgens um 6.00 Uhr und nachts die 30 Bus-<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 22
stationen quer durch Jerusalem zwischen Unterkunft und Stadion<br />
pendele. Und es tut gut zu sehen, wie die jungen Athleten<br />
aller Länder nach den vielen Abstandsregeln der Corona-Zeit<br />
irgendwie noch herzlicher miteinander umgehen – den Vergleich<br />
gestehe ich mir nach 25 Jahren Beobachtung dieser Jahrgänge<br />
zu.<br />
Den einen Athleten oder die andere Athletin habe ich dann<br />
6 Wochen später in München auch in den Zuschauerrängen entdecken<br />
können. So wie ich 1972 konnten sie jetzt auch einen<br />
Speerwerfer feiern. Damals standen wir in der Kurve und haben<br />
Klaus Wolfermann bejubelt und in diesem Sommer hockte ich<br />
– etwas weiter unten in der Kurve – und durfte den Erfolg von<br />
Julian Weber im Bild festhalten. Die abfotografierten Bilder von<br />
Klaus Wolfermann habe ich damals mit einer Kodak Instamatic<br />
gemacht. Das war so ein Plastikkasten mit Kassette und Made in<br />
England. Ambitionen zum Fotografieren hatte ich damals noch<br />
nicht, aber man wollte ja ein paar Erinnerungen haben.<br />
Als ich am 21. August <strong>2022</strong> kurz vor Mitternacht auf dem Parkplatz<br />
hinter dem Stadion in meinem Auto saß, war ich sehr froh,<br />
dass alles friedlich abgelaufen war.<br />
Text und Fotos: Iris Hensel (Grosskrotzenburg)<br />
(Geplatzte) Münchener Träume<br />
Meine sportliche Laufbahn begann und endete in Dortmund,<br />
wo ich in den 50er und 60er Jahren wohnte. Ich versuchte mich<br />
in fast allen leichtathletischen Disziplinen. Der Höhepunkt meiner<br />
sportlichen Laufbahn war 1964 als Zehnkämpfer. „Gangnus<br />
schlägt Liedtke“ lautete die immerhin dreispaltige Schlagzeile in<br />
der Lokalzeitung. Aber ich reiste auch gern und schaffte es 1960<br />
preisgünstig (per Anhalter), die Olympischen Spiele in Rom zu<br />
besuchen. Dort hatte ich sogar das Glück, Emil Zatopek und<br />
seine Frau Dana kennen zu lernen. Auch deshalb sollte das nicht<br />
mein einziger Olympiabesuch gewesen sein. Tokio (1964) und<br />
Mexiko (1968) lagen aus finanziellen Gründen außer Reichweite.<br />
München 1972 musste es nun sein!<br />
Allerdings hatten sich meine finanziellen Möglichkeiten nicht<br />
wesentlich gebessert. Da kam das Angebot des Olympischen<br />
Organisationskomitees wie gerufen. Das Komitee suchte Hilfskräfte<br />
bei freier Kost und Logis. Meine Vorstellungen gingen<br />
in Richtung Platzanweiser im Olympiastadion. Ich schrieb<br />
schnell meine Bewerbung. Zeitnah kam die positive Antwort.<br />
Man brauchte mich! Aber mein Glück währte nur Bruchteile<br />
von Sekunden. Ich sollte als Einweiser fernab des Stadions für<br />
(besonders renitente bayrische?) Autofahrer eingesetzt werden.<br />
Ich war enttäuscht, empört, dass man mir als frisch examiniertem<br />
Diplompsychologen so etwas anbot. In Minutenschnelle<br />
formulierte ich meine Absage. München 1972 war für mich<br />
gestorben!<br />
Doch dann: 50 Jahre später Europameisterschaften in München.<br />
Das war die Chance, mich von meinem Münchener Trauma zu<br />
befreien und alles zu einem guten Ende zu bringen. Jedoch war<br />
ich älter geworden und mein künstliches Hüftgelenk meldete<br />
sich sehr deutlich. Ein Facharzt schaute sich alles gründlich an,<br />
schüttelte den Kopf und meinte, dass das Problem ohne eine<br />
erneute Operation zu lösen sei, nur durch längere Schonung<br />
des Gelenks. Das bedeutete ein striktes Reiseverbot. Ich nahm<br />
das Urteil widerstandslos an. Und so erlebte ich die wunderbare<br />
EM im Fernsehsessel, die Hüfte sachgerecht gelagert, mit dem<br />
Gefühl, letztlich – den Umständen entsprechend – alles richtig<br />
gemacht zu haben.<br />
Dr. Wolfgang Gangnus (Hannover)<br />
23 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Kann man<br />
das Gedankenkarussell<br />
stoppen?<br />
Einfach entspannen: 7Mind –<br />
die Meditations-App für weniger Stress.<br />
Die 7Mind-App hilft, das innere Wohlbefinden zu fördern und stressbedingten Krankheiten<br />
vorzubeugen. Das digitale Achtsamkeitstraining im Wert von rund 75 Euro ist für BARMER-Versicherte<br />
12 Monate kostenlos nutzbar. Mehr Infos unter: www.barmer.de/7mind-testen