Tabu
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EINE UNABHÄNGIGE KAMPAGNE VON MEDIAPLANET<br />
Lesen Sie mehr auf www.gesunder-koerper.info<br />
TABU<br />
NICHT VERPASSEN:<br />
Drogen, Dealer, Knast<br />
Dominik Forster hat eine<br />
Vergangenheit die er nutzt, um<br />
zu helfen: Drogenprävention an<br />
Schulen<br />
Seite 07<br />
Inkontinenz – Raus aus dem<br />
Schattendasein!<br />
Zwei Betroffene sprechen über<br />
ihr Leben und ermutigen, das<br />
Schweigen zu brechen<br />
Seite 08<br />
Tod und TikTok – passt das<br />
zusammen?<br />
Luis Bauer, TikTok-Star und<br />
Bestatter, spricht über die<br />
Begeisterung des Todes<br />
Seite 11<br />
“Sobald Sextalk konkret<br />
und/oder persönlich wird,<br />
fehlen vielen die Worte.“<br />
Ariane Alter und Kevin Ebert aus dem Aufklärungspodcast<br />
“Im Namen der Hose“ im Interview<br />
Julia, 31<br />
Heilerzieherin aus Köln<br />
welt-aids-tag.de<br />
Schuldgefühle?i<br />
Da spiel ich nicht mit!i<br />
Leben mit HIV.i<br />
Anders als du denkst?i
2<br />
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VERANTWORTLICH FÜR DEN<br />
INHALT IN DIESER AUSGABE<br />
Viktoria<br />
Rubinstein<br />
<strong>Tabu</strong>s begegnen uns<br />
ständig Was tun wir<br />
dann? Nichts, denn<br />
darüber “spricht<br />
man nicht.“ Seien Sie<br />
mutig und sprechen<br />
Sie über vermeintlich<br />
unaussprechliches.<br />
Sind <strong>Tabu</strong>s tatsächlich „der Klebstoff,<br />
der die Gesellschaft zusammenhält“,<br />
... wie eine Zeitung im Sommer 2022 titelte, oder sind sie, wie der Aphoristiker<br />
Peter Rudl sagte, “finstere Löcher, die ab und an ordentlich gelüftet gehören“?<br />
IN DIESER AUSGABE<br />
facebook.com/MediaplanetStories<br />
@Mediaplanet_germany<br />
Please recycle<br />
06<br />
Erektile Dysfunktion<br />
Erektionsstörungen sind behandelbar<br />
Senior Project Manager: Viktoria Rubinstein, Business<br />
Development Manager: Sarra Gläsing, Geschäftsführung:<br />
Richard Båge (CEO), Philipp Colaço (Managing Director),<br />
Alexandra Lassas (Content and Production Manager),<br />
Henriette Schröder (Sales Director), Grafikdesign:<br />
Lea Hartmann, Mediaplanet-Kontakt: de.redaktion@<br />
mediaplanet.com, Cover: Max Hofstetter/BR<br />
Alle Artikel, die mit „In Zusammenarbeit mit“ gekennzeichnet<br />
sind, sind keine neutrale Redaktion der Mediaplanet Verlag<br />
Deutschland GmbH.<br />
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige<br />
Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich<br />
und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen<br />
gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.<br />
Gianna Bacio<br />
Sexualpädagogin<br />
und Autorin<br />
Text<br />
Gianna Bacio<br />
Fest steht, dass mit <strong>Tabu</strong>s Verhaltensweisen<br />
gemeint sind, die<br />
aufgrund des gesellschaftlichen<br />
Regelwerkes oder der Kultur verboten<br />
bzw. zu vermeiden sind, stillschweigend,<br />
nicht etwa per Gesetz vorgeschrieben.<br />
Nach einer Umfrage aus<br />
dem Jahr 2008 sind Sexualität mit 64%,<br />
Finanzen mit 61% und Beziehungsprobleme<br />
mit 49% aller Befragten die<br />
größten <strong>Tabu</strong>themen unserer Gesellschaft.<br />
Aha! Das sind also die Top drei<br />
der Dinge, über die wir kaum oder nur<br />
ungerne sprechen. Allesamt Themen, die<br />
irgendwie schambehaftet sind, versehen<br />
mit der unsichtbaren Headline: „Was<br />
mögen denn die anderen denken?“<br />
Wer sind denn diese anderen? Im Zweifel<br />
sind es Menschen, die diese Themen<br />
genauso betreffen. Aber anstatt dass wir<br />
uns darüber austauschen, geben wir<br />
durch unser Schweigen Raum für die Verbreitung<br />
von Vorurteilen, Mythen oder<br />
schlichtweg Unwissen.<br />
Unsere<br />
Gesellschaft<br />
profitiert in<br />
vielerlei Hinsicht,<br />
wenn <strong>Tabu</strong>s<br />
gebrochen werden.<br />
Nehmen wir mein Lieblingsthema: Sexualität.<br />
Hätte es <strong>Tabu</strong>brecher:innen wie<br />
Masters&Johnson oder Helen O’Conell<br />
nicht gegeben, würden wir immer noch<br />
glauben, Masturbation sei ungesund oder<br />
die Klitoris sei nur der kleine Knubbel<br />
oberhalb der Vulva. Man denke nur an<br />
all das fehlende Bewusstsein und nicht<br />
zuletzt an all die verpassten Orgasmen.<br />
Wir haben es unseren Vorreiter:innen zu<br />
verdanken, dass wir inzwischen überwiegend<br />
und zumindest in unserer westlichen<br />
Kultur weitestgehend frei und<br />
selbstbestimmt leben können. Gleichzeitig<br />
gibt es noch so viel zu tun, wenn wir<br />
wirklich liberal und unbeschwert über<br />
die Themen, die uns bewegen, sprechen<br />
möchten. Immer noch bestehen viele<br />
<strong>Tabu</strong>s, hin und wieder werden sie in<br />
Ironie verpackt, aber oft genug bleiben<br />
sie das, was sie lange Zeit waren: eine<br />
unausgesprochene soziale Norm, die<br />
nicht sonderlich hinterfragt wurde.<br />
Unsere Gesellschaft profitiert in vielerlei<br />
Hinsicht, wenn <strong>Tabu</strong>s gebrochen<br />
werden. Es braucht also mehr Menschen<br />
wie die eben Genannten, damit wir<br />
in Zukunft noch freier leben können.<br />
Menschen, die mutig sind, den ersten<br />
Schritt zu wagen. Solche, die für ihre<br />
Themen einstehen, die mutig gegen den<br />
Strom schwimmen und sich trauen, den<br />
Mund aufzumachen. Wir alle können<br />
diese Menschen sein, und umso schöner,<br />
dass im Folgenden Betroffene und Experten<br />
<strong>Tabu</strong>s und deren Stigmatisierung<br />
thematisieren. Im besten Falle werden<br />
Sie nach dem Lesen der Publikation<br />
sensibler mit den Themen umgehen,<br />
eigene Denkmuster reflektieren und sich<br />
mit dem ein oder anderen Vorurteil auseinandersetzen.<br />
Viel Spaß beim Lesen und Überdenken!<br />
Ihre Gianna Bacio<br />
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HIV und Aids besiegen –<br />
dabei sein!<br />
Die Deutsche AIDS-Stiftung klärt auf und hilft: in Deutschland<br />
und im besonders betroffenen südlichen Afrika.<br />
Mit Ihrer Unterstützung!<br />
ONLINE SPENDEN<br />
aids-stiftung.de/spenden
Lesen Sie mehr auf gesunder-körper.info 3<br />
Jung und Alt möchten offen<br />
über HIV reden können.<br />
Über HIV zu sprechen, ist oft noch<br />
schwierig. Dabei gibt es HIV schon<br />
seit 40 Jahren. Was heißt es für<br />
Betroffene, sehr viele Jahre über<br />
HIV zu schweigen? Warum ist<br />
eine Enttabuisierung so wichtig?<br />
Darüber sprechen wir mit Dr.<br />
Kristel Degener, der geschäftsführenden<br />
Vorstandsvorsitzenden der<br />
Deutschen AIDS-Stiftung.<br />
Text Andrea Babar<br />
Frau Dr. Degener, wer etwas in sich „hineinfrisst“<br />
und nicht darüber redet, kann davon<br />
seelisch und körperlich krank werden.<br />
Was bedeutet das für Menschen mit HIV?<br />
Auch wenn die Infektion behandelbar ist,<br />
bleibt der Mensch HIV-positiv. Je länger<br />
jemand seine Infektion verschweigt oder<br />
verschweigen muss, umso mehr wird das<br />
„Geheimnis“ ein Teil der Biografie. Gerade<br />
ältere HIV-positive Menschen bedrückt es<br />
oft schon sehr lange, nicht offen über HIV<br />
sprechen zu können. Auch als Seniorinnen<br />
und Senioren überlegen sie sich gut, ob<br />
und wem sie über ihre Infektion erzählen.<br />
Gerade im Alter schauen die meisten<br />
Menschen zurück auf ihr Leben. Was heißt<br />
das für Frauen und Männer mit HIV?<br />
Wir wissen von vielen, wie froh und auch<br />
dankbar sie sind, dass sie wegen der medizinischen<br />
Fortschritte so alt werden durften.<br />
Allerdings können alte Wunden schmerzhaft<br />
wieder aufbrechen. Denn im Alter bekommen<br />
Erinnerungen häufig ein größeres Gewicht.<br />
Erlebnisse, gute wie schlechte, wollen geteilt<br />
werden. Dafür braucht es ein empathisches<br />
und vorurteilsfreies Gegenüber.<br />
Was kann die Deutsche AIDS-Stiftung tun?<br />
Als Deutsche AIDS-Stiftung ist es seit jeher<br />
unser Anliegen, mit Mythen und Vorurteilen<br />
über HIV aufzuräumen. Deshalb engagieren<br />
wir uns in Aufklärung und Prävention und<br />
für einen „Lebensort Vielfalt“. Gleichzeitig<br />
braucht es weiter geschützte Räume für<br />
Menschen mit HIV. Vor Kurzem konnten<br />
wir den Grundstein legen für ein neues<br />
Wohnhaus der Stiftung. In Hannover entsteht<br />
ein vorurteilsfreies Zuhause für ältere HIVpositive<br />
Menschen. Dort stehen informierte<br />
und zugewandte Fachleute zur Seite.<br />
Dr. Kristel Degener<br />
Geschäftsführende Vorstandsvorsitzende der<br />
Deutschen AIDS-Stiftung<br />
Wann wird es ein offenes Klima geben,<br />
das es Menschen mit HIV einfacher<br />
macht, über sich zu sprechen?<br />
Noch haben leider zu viele Mitmenschen alte<br />
Bilder von HIV und HIV-positiven Menschen<br />
im Kopf und irrationale Ängste. Damit sich<br />
das ändern kann, engagieren wir uns unter<br />
anderem zusammen mit Partnern in der<br />
Welt-Aids-Tags-Kampagne zum 1. Dezember.<br />
In der Kampagne räumen HIV-positive Menschen<br />
mit Vorurteilen auf. An jedem Tag<br />
im Jahr ist es wichtig, HIV weiter zu enttabuisieren.<br />
Und niemand sollte aus Angst vor<br />
Diskriminierung zögern, einen HIV-Test zu<br />
machen.<br />
Eine Gesellschaft, in der HIV kein <strong>Tabu</strong> mehr<br />
ist, bleibt Ziel und Wunsch der Deutschen<br />
AIDS-Stiftung!<br />
Je länger jemand<br />
seine Infektion<br />
verschweigt oder<br />
verschweigen muss,<br />
umso mehr wird das<br />
„Geheimnis“ ein Teil<br />
der Biografie.<br />
Für mehr Informationen über die<br />
AIDS-Stiftung, scannen Sie den<br />
QR-Code oder besuchen Sie<br />
unsere Webseite unter<br />
www.aids-stiftung.de<br />
„Das Reden hat<br />
mir wirklich<br />
geholfen!“<br />
Lange sprach Oliver mit niemandem<br />
über seine HIV-Infektion – bis er fast<br />
daran kaputtging. Jetzt sagt er der<br />
ganzen Welt: „Ich bin HIV-positiv!“<br />
Text Holger Wicht<br />
Mit Anfang 20 wusste Oliver nur wenig über HIV. Weil er Sex<br />
mit Männern hat, ließ er sich trotzdem regelmäßig testen. Das<br />
positive Ergebnis kam aber völlig überraschend. „Ein ziemlicher<br />
Schock“, erinnert sich Oliver.<br />
Auf Anraten eines Freundes, „der nur das Beste für mich wollte, da bin ich<br />
sicher“, behielt er die Diagnose für sich. „Der Rat war fürsorglich gemeint<br />
und sollte mich vor Zurückweisung schützen. Aus heutiger Sicht war es<br />
aber total falsch. Dieses Nicht-darüber-Reden hat mich krank gemacht.“<br />
Eine schlechte Erfahrung an seiner Uni belastete den Psychologiestudenten<br />
besonders. Mitstudierende aus dem Fachbereich Zahnmedizin erzählten<br />
stolz und spöttisch, wie sie eine HIV-positive Patientin runtergemacht<br />
hatten. Die hatte vor ihrer Behandlung nicht auf ihre Infektion hingewiesen –<br />
was auch nicht nötig ist, weil die üblichen Hygienestandards bei HIV völlig<br />
ausreichen. „Den Ekel, den ich da spürte, nahm ich persönlich und projizierte<br />
ihn auf mich. Und weil ich mit niemandem darüber sprach und alles<br />
in mich hineinfraß, ekelte ich mich irgendwann vor mir selbst.“<br />
Oliver rutschte in eine Depression, geriet sogar in Suizidgefahr. „Ich habe<br />
gemerkt, ich muss mir dringend Hilfe suchen, ich kann so nicht weiterleben.“<br />
Eine Psychotherapie brachte die Wende. Vor allem aber baute ihn<br />
der Kontakt mit anderen HIV-Positiven auf, er fuhr zu Jung-Positiven-Treffen<br />
und holte all die Gespräche nach, die er schon Jahre vorher gebraucht hätte.<br />
Er sah: Mit HIV kann man heute gut leben. Unter Therapie ist HIV auch<br />
nicht mehr übertragbar.<br />
„Der Austausch hat mir wahnsinnig geholfen, ein entspanntes Verhältnis<br />
zu meiner Infektion aufzubauen. Nach und nach habe ich gelernt, dass<br />
offen über HIV zu sprechen mir selbst die Macht gibt mitzubestimmen,<br />
wie andere mich sehen.“ Deswegen macht Oliver jetzt komplett Schluss mit<br />
dem Schweigen. Im Rahmen der Welt-Aids-Tags-Kampagne von Bundeszentrale<br />
für gesundheitliche Aufklärung, Deutsche Aidshilfe und Deutsche<br />
AIDS-Stiftung sagt er allen: „Ich bin positiv!“<br />
Mit seinem öffentlichen Coming-out möchte er deutlich machen:<br />
Darüber reden hilft. Er hofft, dass er damit Menschen dazu motiviert, ihr<br />
Wissen über HIV upzudaten und Vorurteile auf den Prüfstand zu stellen.<br />
Mehr von Oliver und zum Leben mit HIV unter www.welt-aids-tag.de<br />
FOTO: KATJA RUGE/DEUTSCHE AIDSHILFE<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Gilead Sciences GmbH entstanden.<br />
Ein Leben mit HIV,<br />
aber ohne Vorurteile<br />
Text Charlie Schröder<br />
Moderne HIV-Therapien sorgen in der<br />
Regel dafür, dass Menschen, die mit<br />
HIV leben, zuverlässig unter der<br />
Nachweisgrenze bleiben. Zu einem<br />
nachhaltigen Behandlungserfolg gehört<br />
aber noch mehr: Neben einer individuell passenden<br />
Therapie sind auch eine umfassende medizinische<br />
Versorgung, die bestmögliche Lebensqualität und<br />
eine offene Gesellschaft, die Menschen mit HIV nicht<br />
diskriminiert, wichtig.<br />
Diskriminierung und Stigma<br />
Der letzte Termin in der Zahnärzt*innenpraxis oder HIVbedingte<br />
Absagen von Operationen – noch immer sind<br />
Menschen, die mit HIV leben, zahlreichen Ungleichbehandlungen<br />
ausgesetzt. Diskriminierung im Gesundheitssystem<br />
kann beispielsweise dazu führen, dass<br />
Menschen nicht zu ihren Kontrolluntersuchungen gehen<br />
oder Vorsorgemaßnahmen nicht wahrnehmen – und<br />
kann daher direkten Einfluss auf die Gesundheit haben.<br />
Vorurteile und Stigmatisierung führen außerdem dazu,<br />
dass Menschen mit HIV ihre Infektion in vielen Lebensbereichen<br />
verheimlichen. In der Umfrage „Positive<br />
Stimmen 2.0” sagte fast die Hälfte der Befragten, im Job<br />
nie über ihre HIV-Infektion zu sprechen, rund ein Viertel<br />
der Befragten fühlte sich schuldig oder schämte sich,<br />
HIV-positiv zu sein.<br />
Gemeinsam sind wir stark<br />
Der Zusammenschluss mit Menschen, die ihre Erfahrungen<br />
gegenseitig nachvollziehen können, kann dabei<br />
helfen, das eigene Selbstbewusstsein zu stärken. Im<br />
Freundeskreis, beim Sport oder in der Kneipe: Vielleicht<br />
findet man in der Community Vorbilder für einen entspannten<br />
Umgang mit HIV oder eine Empfehlung für<br />
eine*n Zahnärzt*in, für die oder den der Umgang mit<br />
HIV völlig normal ist. Denn auch die mentale Gesundheit<br />
spielt – neben der individuell passenden Therapie<br />
– eine entscheidende Rolle, wenn man einen nachhaltigen<br />
Behandlungserfolg erreichen möchte. Die eigene<br />
mentale Verfassung ist auch ein guter Anlass für ein<br />
Ärzt*innengespräch. Denn ein ehrlicher Austausch über<br />
psychische Probleme und die Aussicht auf Unterstützung<br />
können zu mehr Lebensqualität beitragen.<br />
Gemeinsam mit der Community kann man aber auch<br />
selbst aktiv werden und etwas an den Verhältnissen verändern:<br />
Gesellschaftliche Vorurteile und Stigmatisierung<br />
können durch Aufklärung, positive Vorbilder und realistische<br />
Einblicke in das Leben mit HIV weiter verringert<br />
werden. Die Selbsthilfe und Aidshilfen bieten<br />
dazu Unterstützung!<br />
FOTO: WILLIE B. THOMAS, GETTYIMAGES, AGENTURFOTO. MIT MODELS GESTELLT.<br />
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und mehr zum Nachhaltigen<br />
Behandlungserfolg<br />
erfahren.<br />
Bewegende Emotionen<br />
und Erlebnisse gibt es im<br />
Podcast Zwei+ Leben und<br />
Lieben mit HIV zu hören.
4<br />
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit<br />
der Vinergy GmbH entstanden.<br />
Besserer Sex<br />
mit dem passenden Kondom<br />
Text Eva Krause<br />
Nichts darf stören in der Liebe. Das gilt<br />
besonders für das Thema Verhütung.<br />
Lag die Verantwortung häufig bei den<br />
Frauen, so wünschen diese sich immer<br />
öfter eine hormonfreie Methode. Dabei<br />
sind Kondome nach wie vor am sichersten,<br />
günstig und überall erhältlich. Sie<br />
schützen nicht nur vor ungewollter<br />
Schwangerschaft, sondern auch vor Geschlechtskrankheiten<br />
wie Chlamydien.<br />
Trotzdem fehlt es bei vielen Männern an<br />
der Akzeptanz. Ein wesentlicher Grund<br />
ist die falsche Größe. Umfragen zufolge<br />
nutzen nur zwölf Prozent der Männer<br />
ein passendes Kondom.<br />
Manchen Männern ist schon der Kondomkauf<br />
in der Drogerie ein Graus. Aus<br />
Scham wählen sie ein größeres, obwohl<br />
sie ein kleines bräuchten. Doch nichts ist<br />
schlimmer als ein rutschendes Kondom.<br />
Dann bleibt beim Sex eine ständige Unsicherheit.<br />
Engt das Kondom hingegen<br />
zu sehr ein, kann das zu ernsthaften<br />
Erektionsproblemen führen. Im ungünstigsten<br />
Fall geht es dann ganz ungeschützt<br />
zur Sache.<br />
Eva und Jan Vinzenz Krause beschäftigen<br />
sich seit über 15 Jahren mit dem<br />
Thema, weil sie Paaren sicheren Sex<br />
ermöglichen wollen, der mit Kondom<br />
so schön ist wie ohne. In ihrer Vinergy<br />
GmbH entwickeln sie hauchdünne, gefühlsechte<br />
Kondome unter dem Label<br />
MISTER SIZE in sieben Größen. Mehrere<br />
Mess-Tools helfen bei der exakten Vermessung.<br />
Denn was richtig sitzt, stört<br />
auch nicht beim Sex.<br />
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Lasst uns mehr<br />
über Sex reden!<br />
Die TV-Moderatorin Ariane Alter (36) und der Journalist Kevin Ebert (28) hosten<br />
den BR-Sexpodcast „Im Namen der Hose“ von PULS. Hier sprechen sie über Sex,<br />
Sextabus und darüber, wie sich Letztere brechen lassen.<br />
Text Doreen Brumme<br />
Ari, Kevin, als Sexpodcaster*in<br />
redet ihr über ein<br />
Thema, das für mehr als<br />
ein Viertel der Frauen (28<br />
Prozent) und mehr als ein<br />
Fünftel der Männer (22 Prozent) hierzulande<br />
(noch) ein <strong>Tabu</strong>thema ist. 1<br />
Seid ihr <strong>Tabu</strong>brecher?<br />
Ari: Auf jeden Fall. Das merke ich schon<br />
an den Reaktionen in meinem Umfeld.<br />
Da bekomme ich immer noch und immer<br />
wieder zu hören: „Ariane, ... du redest da ja<br />
über ... (räusper, räusper) ... Sex ..., wie fühlst<br />
du dich damit?“ Kaum zu glauben, wie<br />
vielen es noch immer schwerfällt, nur das<br />
Wort „Sex“ auszusprechen! Sextalk ist für<br />
viele ganz sicher noch immer tabu. Ich stelle<br />
zwar fest, dass über durchschnittlichen<br />
Sex, also das, was unter „normalem Sex“<br />
oder „Vanillasex“ verstanden wird – die<br />
klassische Eissorte steht hier für gewöhnlichen,<br />
einfachen Sex ohne Extras –,<br />
öfter als früher geredet wird. Aber alles,<br />
was „anders“ ist, wird noch immer tabuisiert.<br />
Und nicht nur das: Der „andere<br />
Sex“ wird oft nur voyeuristisch betrachtet<br />
und die, die ihn praktizieren, werden<br />
gerne als Freaks hingestellt. Ich beobachte<br />
das immer wieder auf der alljährlichen<br />
Demo zum Christopher Street Day<br />
(CSD) in Berlin: Da gibt’s Leute, die Spaß<br />
daran haben, sich in Lack und Leder<br />
zu kleiden und als Hund an der Leine<br />
zum Gassigehen ausführen zu lassen<br />
– für mich ist das nichts, aber soll doch<br />
jeder seine Vorlieben ausleben – ich meine,<br />
keine Ahnung, was zum Beispiel Kevin so<br />
treibt, aber das geht mich auch nichts an!<br />
Ähm, Kevin: Was treibst du eigentlich so?<br />
Kevin: Ich bin eine Natural-Born-Vanilla-<br />
Schote, Ari!<br />
Ari: (lacht) Aha. Zurück zum CSD! Von<br />
den Medien werden oft gerade die Menschen<br />
mit der Vorliebe, als Hund Gassi zu<br />
gehen, aus dem bunten CSD-Sexstrauß<br />
hervorgehoben und regelrecht vorgeführt.<br />
Dabei ist auch deren Praxis nur eine von<br />
vielen Spielarten von Sex.<br />
Kevin: Sex ist heute sicher präsenter denn<br />
je. Kein Film kommt ohne Sex aus, manche<br />
Storys drehen sich allein darum ... Games<br />
of Thrones zum Beispiel ...<br />
Ari: Nee, nee, Kevin, da geht’s auch ums<br />
Einander-Abschlachten ...<br />
Kevin: Stimmt. Doch bei all dem Sex überall<br />
in Politik, Wirtschaft und Kultur gehen<br />
wir dennoch nicht offen damit um: Sobald<br />
Sextalk konkret und/oder persönlich wird,<br />
fehlen vielen die Worte. Ein Grund ist<br />
sicher der: Spräche man konkret über Sex,<br />
müsste man auch eigene Zweifel, Sorgen,<br />
Ängste, Vorurteile, Wissenslücken und<br />
Schwächen thematisieren.<br />
Macht euer beruflicher Sextalk auch<br />
etwas mit euch?<br />
Kevin: Wir sprechen „Im Namen der<br />
Hose“ ja nicht nur einfach so über Sex.<br />
Wir haben Experten an der Seite, die<br />
ihr fundiertes Fachwissen mitbringen:<br />
Gynäkolog*innen, Urolog*innen, Psycholog*innen.<br />
Das füllt Wissenslücken – bei<br />
uns und den Hosis (so nennen wir unsere<br />
Zuhörer*innen). Und unsere Sextalks<br />
drumherum fordern einen immer wieder<br />
zum Nachdenken auf. Bevor ich als Host<br />
laut sage, was ich denke, muss ich mich<br />
mit dem Thema auseinandersetzen, eine<br />
Haltung dazu entwickeln. Ich merke an<br />
mir, dass ich inzwischen Dinge viel häufiger<br />
geradeheraus beim Namen nenne,<br />
bereit bin, ehrlich über Schwächen zu<br />
reden ... (Sex)-Talk ist für mich viel selbstverständlicher<br />
als früher. Und ich setze<br />
auch mal um, was ich im Job von unseren<br />
Profis lerne: Ich habe beispielsweise<br />
im Zuge der Recherche zum Thema<br />
„Schlussmachen“ auch Schluss gemacht.<br />
Ari: Mich bewegt unser berufliches Thema<br />
auch insofern persönlich, als ich an<br />
den Reaktionen unserer Hosis sehe, wie<br />
groß das Bedürfnis vieler ist, über Sex,<br />
Sexualität und Beziehungen offen zu<br />
sprechen, sich auszutauschen. Ich spüre,<br />
dass das <strong>Tabu</strong>isieren des Themas viele<br />
schmerzt. Das macht was mit mir. Und so<br />
versuche ich, in meinem Leben offener<br />
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<br />
Wie wichtig ist Ihnen sexuelles Vergnügen? Wie offen und transparent sprechen Sie darüber?<br />
Sexuelle Vorlieben gehören zu den klassischen <strong>Tabu</strong>-Themen und Produkte, die dieses Bedürfnis erfüllen,<br />
werden oft als anstößig gesehen.<br />
<br />
<br />
Wir von TENGA wollen Menschen dabei helfen, unabhängig von Alter, Persönlichkeit und Vorliebe ihre<br />
Sexualität frei zu entfalten und diese offen zu kommunizieren. Unsere Produkte sollen keinen Ersatz für<br />
zwischenmenschliche Intimität sein, sondern helfen durch Selbstbefriedigung die Selbstpflege zu verbessern.<br />
TENGA Produkte stehen für die Befriedigung der Bedürfnisse von Mann und Frau. Dabei<br />
richtet sich die Eigenmarke TENGA (japanisch: hochwertig und elegant) an die männliche Lust<br />
und die Marke iroha (Name des alten japanischen Alphabets: Synonym für „Anfänger“) an das weibliche<br />
Vergnügen. Beide Produktreihen zeichnen sich durch einen stilvollen und diskreten Look aus.<br />
Vom klassischen TENGA Vacuum Cup bis zu unserem neuesten Modell, den TENGA Bobble, erfüllen<br />
die Produkte unterschiedliche Sexualbedürfnisse. Zusätzlich bietet die iroha Reihe eine Vielzahl<br />
an batterie- oder akkubetriebenen Vibratoren.<br />
Mit diesem Konzept hat TENGA den japanischen Markt erobert, und eine Vielzahl der Einweg- und Mehrwegmasturbationshilfen<br />
sind dort in Drogeriemärkten, Apotheken und Supermärkten zu finden. In vielen<br />
weiteren asiatischen Ländern ist unsere Marke auf dem Vormarsch. Auch in Europa werden die Produkte<br />
nicht mehr nur in Sexshops angeboten, sondern erreichen zukünftig die Zielgruppe beim alltäglichen Einkauf.
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 5<br />
damit umzugehen. Also nicht so, dass<br />
ich in jedem Gespräch mit Freundinnen<br />
gleich mit dem Sex ins Haus falle. Doch<br />
ich bemühe mich, unverklemmt zu sein.<br />
Zugegeben, das gelingt mir mit Gleichaltrigen<br />
und Jüngeren besser als mit<br />
Älteren. Meine Eltern beispielsweise wissen,<br />
worum es „Im Namen der Hose“ geht.<br />
Aber wir reden da jetzt nicht bei jedem<br />
Treffen drüber. Kevin, hören deine Eltern<br />
unseren Podcast?<br />
Kevin: Ich glaube nicht ... Aber da reden<br />
wir auch nicht drüber. Sex war in unserer<br />
Eltern-Kind-Beziehung nie ein großes<br />
Thema.<br />
Was bewegt ihr mit eurem Podcast?<br />
Ari: Gemessen an den Reaktionen unserer<br />
Hosis bringen wir Sex auf den Tisch:<br />
auf den Küchentisch von WGs, auf den<br />
Nachttisch von Paaren. Damit landen<br />
unsere Themen mitten im (Sex)-Leben.<br />
Und regen zur Auseinandersetzung an.<br />
Kevin: Wir werden als Infoquelle und als<br />
<strong>Tabu</strong>brecher gehört. Über das Podcastformat<br />
gehen unsere Stimmen und damit<br />
unsere Themen direkt ins Ohr. Das schafft<br />
große Nähe.<br />
Seid ihr so was wie Dr. Sommer aus der<br />
BRAVO?<br />
Kevin: In gewisser Weise schon. Wir<br />
klären wie das Dr.-Sommer-Team über Sex<br />
auf. Und viele unserer Themen resultieren<br />
aus Anfragen unserer Hosis. Doch ich sehe<br />
uns eher als die älteren Geschwister, die<br />
um Information und Rat gefragt werden<br />
können. Wir sind ja keine Sexprofis.<br />
Was ist euer bester Tipp, wenn es um<br />
Sex, Sexualität und Beziehung geht?<br />
Kevin: Reden. Reden. Reden. Das klingt<br />
jetzt banal, ist für mich aber der einzig<br />
richtige Weg. Gerade Menschen mit Penis<br />
fällt das Reden immer noch schwer.<br />
Während viele über das, was sie möchten,<br />
reden können, können sie oft noch nicht<br />
ausdrücken, was sie nicht möchten. Ich<br />
weiß jedoch aus eigener und der Erfahrung<br />
meiner Freund*innen, dass es gut ankommt,<br />
direkt zu sagen, was man will und was<br />
nicht. Eine Aussage wie „Du, ich will das<br />
gerade nicht“ oder „Ich habe das noch<br />
nie gemacht“ sorgt für klare Verhältnisse.<br />
So eine klare, direkte Kommunikation ist<br />
übrigens auch das beste Rezept, wenn die/<br />
der Partner*in Mundgeruch hat, es um Sex<br />
während der Periode und die Verwendung<br />
von Sextoys geht oder man sich beim Sex<br />
eine Pilzerkrankung geholt hat.<br />
Ari: Und auch das Neinsagen ist wichtig!<br />
Jeder hat mal keine Lust auf Sex, und<br />
das ist ok. Dennoch ist das Nein zu Sex<br />
oft noch ein <strong>Tabu</strong>. Wem das Neinsagen<br />
schwerfällt, der kann mit kleineren Neins<br />
üben. Es wird von Mal zu Mal leichter,<br />
versprochen!<br />
Was brauchen wir als Gesellschaft,<br />
um Sex zu enttabuisieren und besser<br />
mit unserer Sexualität umzugehen?<br />
Kevin: Wir sind noch weit davon entfernt,<br />
dass jede*r sagen kann, was sie oder<br />
ihn zum Thema bewegt. Ich weiß von so<br />
einigen, dass sie gerne mal gleichgeschlechtlichen<br />
Sex ausprobieren würden,<br />
ohne gleich die Seiten von heterosexuell<br />
zu homosexuell wechseln zu wollen. Das<br />
laut zu wünschen, ist ein großes <strong>Tabu</strong>,<br />
insbesondere für Menschen mit Penis.<br />
Sex zu enttabuisieren, das braucht eine<br />
adäquate Sexbildung. Unser Umgang<br />
mit Sexualität, Sex und Beziehungen<br />
resultiert schließlich aus dem, was wir<br />
von klein auf dazu gelernt haben. Solange<br />
in Elternhaus, Kita und Schule<br />
nicht offen über die Vielfalt von Sexualität<br />
gesprochen wird, natürlich altersgemäß,<br />
findet Sexualkunde weiterhin<br />
wie einst bei mir auf dem Schulhof oder<br />
daheim übers Pornogucken statt. Damit<br />
nehmen wir uns als Gesellschaft aber<br />
die Chance auf einen offenen, unvoreingenommenen,<br />
gleichberechtigten und<br />
selbstbestimmten Umgang mit Sex. Vom<br />
Spaß dabei ganz zu schweigen. Denn an<br />
dem, was bei dieser Ersatzaufklärung<br />
rüberkommt, ist 'ne Menge falsch.<br />
Ari: Ich rate jeder*m, die/der sich dabei<br />
ertappt, eine bestimmte Sexualität zu verurteilen,<br />
wenn du die Chance hast mit jemandem<br />
mit dieser Vorliebe zu sprechen,<br />
tu es. Denn die/derjenige, die sich einmal<br />
die Woche für zwei Stunden an der Hundeleine<br />
herumführen lässt, ist während der<br />
anderen 166 Wochenstunden vielleicht<br />
genauso durchschnittlich wie man selbst.<br />
Lasst uns eher Gemeinsamkeiten suchen,<br />
als Unterschiede. Lasst uns einfach mehr<br />
über Sex reden!<br />
1<br />
https://www.brigitte.de/liebe/persoenlichkeit/die-grosse-brigitte-studie-zeigt---ehrlich-macht-stark--13178324.html<br />
namealter<br />
flyebert<br />
FOTO: MAX HOFSTETTER/BR<br />
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6<br />
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Erektionsschwäche<br />
ist behandelbar,<br />
„Mann“ muss sie aber ansprechen<br />
FOTO: SHUTTERSTOCK_1377724994<br />
Text Prof. Dr. med. Frank Sommer<br />
Prof. Dr. med. Frank Sommer<br />
Urologe und Präsident der Deutschen<br />
Gesellschaft für Mann und Gesundheit<br />
(DGMG)<br />
Viele Männer glauben noch immer, dass nachlassende<br />
Manneskraft ein durch den natürlichen Alterungsprozess<br />
bedingtes Schicksal ist. Während sich junge<br />
Männer häufig über ihre Sexualität austauschen, wird Mann mit<br />
zunehmendem Alter schweigsamer. Der Grund: Fast jeder fünft<br />
Mann ist heutzutage von Erektionsstörungen betroffen, und das<br />
in einer Altersspanne zwischen 30 und 80 Jahren – also längst<br />
kein Problem nur bei alten Männern.<br />
Die Ursachen für Erektionsstörungen liegen zum einen<br />
in den Gefäßveränderungen, z. B. der mit dem Alter zunehmenden<br />
Arteriosklerose. Schwächelt die Durchblutung der<br />
feinen Gefäße der Schwellkörper, wird der Penis nicht mehr<br />
richtig fest. Hinzu kommt, dass nicht wenige der Betroffenen<br />
Diabetiker sind, einen zu geringen Testosteronspiegel haben<br />
oder als übergewichtig gelten. Jeder dieser Befunde ist für sich<br />
genommen bereits ein weiteres Risiko für die Manneskraft. Interessant<br />
ist der Zusammenhang zwischen Gefäßerkrankungen<br />
und frühen Erektionsstörungen aber vor allem deshalb, weil sich<br />
über die Erektionsschwäche auch Herzinfarkt und Schlaganfall<br />
bereits vier bis acht Jahre vorher ankündigen können – der Penis<br />
als Antenne des Herzens.<br />
Zum anderen führen Alltagsstress und psychische Belastungen<br />
nicht selten schon bei jüngeren Männern zu Erektionsproblemen.<br />
Doch auch exzessiver Pornokonsum kann zu situationsbezogenen<br />
Erektionsstörungen führen, wenn z. B. der partnerschaftliche<br />
Sex aufgrund fehlender Reize als zu wenig lustfördernd<br />
empfunden wird.<br />
Diese Auswahl an möglichen Ursachen für Erektionsprobleme<br />
zeigt, wie wichtig es ist, damit zu einem Facharzt / einer Fachärztin<br />
zu gehen und über seine Probleme zu sprechen. Doch sind<br />
Erektionsstörungen überhaupt behandelbar?<br />
Ein klares „Ja“, Erektionsstörungen sind behandelbar. Das Ziel<br />
einer Therapie sollte dabei sein, eine spontane, erfüllende,<br />
wieder sehr gute Sexualität zu erleben. Darüber hinaus sollten<br />
defekte Strukturen wieder verbessert werden. Daher ist es so<br />
wichtig, dass betroffene Männer mit einer erektilen Dysfunktion<br />
zuerst einmal eine mehrstündige, umfangreiche Untersuchung<br />
erhalten: z. B. Nervenmessungen und die Bestimmung<br />
der Zusammensetzung des Schwellkörpers. Hier gilt es zu<br />
unterscheiden, wie viel Gewebeanteil erektionsfördernd<br />
und wie viel Gewebeanteil im Penis erektionshemmend ist.<br />
Darüber hinaus sollte die Durchblutung des Penis erfasst<br />
werden. So wird gemessen, wie viel Blut im Schwellkörper<br />
gehalten werden kann oder wie gut die Potenzmuskulatur im<br />
Becken ausgeprägt ist.<br />
Fast jeder fünfte Mann<br />
ist heutzutage von<br />
Erektionsstörungen betroffen,<br />
und das in einer Alterspanne<br />
zwischen 30 und 80 Jahren –<br />
also längst kein Problem nur<br />
bei alten Männern.<br />
Nur wenn all diese Tests gemacht wurden, lassen sich<br />
die Ursachen von Erektionsstörungen korrekt diagnostizieren.<br />
Je nachdem welche Ursache dahintersteckt, kann schließlich<br />
eine individuelle Therapie für die Betroffenen erfolgen.<br />
Die viel besagte „blaue Pille“, auch als Potenzpille bekannt,<br />
ist hier sicher für die meisten Männer eine schnelle Hilfe –<br />
aber bitte nicht als alleinige Therapie und vor allem nicht ohne<br />
eingehende Diagnostik vorweg, ohne die eine Heilung nicht<br />
möglich ist.<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Hormosan Pharma GmbH entstanden.<br />
Raus aus dem <strong>Tabu</strong>: Erektionsstörungen<br />
Was vielen nicht bewusst ist: Erektionsstörungen können praktisch in jedem<br />
Mannesalter auftreten und sind viel häufiger als man(n) denkt.<br />
Text Miriam Rauh<br />
Oft fällt es Männern schwer,<br />
über Erektionsprobleme zu<br />
sprechen, dabei sind sie damit<br />
nicht allein. Laut einer 2020<br />
veröffentlichten Erhebung des Universitätsklinikums<br />
Hamburg-Eppendorf<br />
gaben im 12-monatigem Erhebungszeitraum<br />
von Oktober 2018 bis September<br />
2019 rund 21 Prozent der Männer aus der<br />
Altersgruppe zwischen 56 und 65 Jahren<br />
an, von Erektionsstörungen betroffen<br />
gewesen zu sein. In der Altersgruppe der<br />
66 bis 75-jährigen waren es sogar 34 Prozent<br />
und auch in der jungen Altersgruppe<br />
zwischen 18 und 25 Jahren bereits 7<br />
Prozent. 1<br />
Der Gang zum Arzt ist aufgrund vielfältiger<br />
Ursachen essentiell<br />
Was also tun bei wiederkehrenden Erektionsproblemen?<br />
Der vertrauensvolle<br />
Gang zum Hausarzt oder Urologen ist<br />
ein wichtiger erster Schritt. Denn nur<br />
durch die fachkundige, medizinische<br />
Abklärung können ernste zugrundeliegende<br />
Erkrankungen ausgeschlossen<br />
werden. Je nach Ursache gibt es unterschiedliche<br />
Therapieansätze, die von<br />
Lebensstiländerung, über Psycho/<br />
Paartherapie bis hin zur medikamentösen<br />
Therapie der Erektionsstörungen<br />
bzw. der zugrundeliegenden<br />
Erkrankung(en) reichen.<br />
Der vertrauensvolle Gang<br />
zum Hausarzt oder Urologen<br />
ist ein erster wichtier Schritt.<br />
Durch die fachkundige Aufklärung<br />
kann zudem eine zunehmende Verunsicherung<br />
der Betroffenen vermieden<br />
werden, was schlimmstenfalls zu einem<br />
Teufelskreis aus Erwartungsdruck und<br />
Versagensangst führen kann.<br />
Das Schweigen brechen<br />
Ebenfalls sehr wichtig und häufig unterschätzt:<br />
Betroffene sollten mit ihrer<br />
Partnerin oder ihrem Partner reden.<br />
Es ist nicht schwer, sich auszumalen,<br />
dass eine Erektionsstörung nicht nur die<br />
Lebensqualität der Betroffenen, sondern<br />
auch die des Menschen an seiner Seite<br />
deutlich mindern kann. Wird zudem<br />
versucht, das Problem zu vertuschen,<br />
kann dies auch die beste Beziehung auf<br />
die Probe stellen.<br />
Neben dem persönlichen Annehmen<br />
und Eingehen auf die Situation ist<br />
gerade in Beziehungen eine aktive,<br />
gemeinsame Auseinandersetzung mit<br />
der Problematik nötig. Wird dies übergangen,<br />
kann es leicht zu Missverständnissen<br />
kommen. Partner:innen können<br />
schlimmstenfalls an ihrer Attraktivität<br />
oder auch an der sexuellen Treue der<br />
Betroffenen zweifeln. Um bleibende<br />
Schäden in der Partnerschaft zu vermeiden,<br />
sollten Betroffene deshalb<br />
keinesfalls schweigen, sondern über<br />
Ihren Schatten springen und das <strong>Tabu</strong><br />
brechen!<br />
Weitere Informationen rund um das<br />
Thema Männergesundheit finden Sie<br />
auf unserer Webseite unter:<br />
www.maennersache-hormosan.de<br />
1<br />
https://de.statista.com/statistik/daten/<br />
studie/1177722/umfrage/sexuelle-probleme-untermaennern-in-deutschland-nach-alter/
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 7<br />
„Niemand hat vor, süchtig zu werden. Menschen<br />
nehmen nicht einfach so Suchtmittel. Hinter jedem<br />
süchtigen Menschen stecken Lebensumstände,<br />
die ausschlaggebend für Konsum sind.“<br />
Dominik Forster setzt sich an Schulen für Suchtprävention ein, weil er selbst davon betroffen war.<br />
Text Julia Forster<br />
Dominik Forster ist in der Nürnberger<br />
Südstadt geboren und aufgewachsen.<br />
Er will Fußballprofi<br />
werden und verbringt jede freie Minute<br />
auf dem Bolzplatz. Mit neun Jahren hat<br />
er einen schweren Unfall: dreifacher<br />
Schädelbasisbruch mit Innenohrabriss.<br />
Die Ärtz*innen prophezeien, dass er im<br />
besten Fall schwerbehindert sein wird.<br />
Forster überlebt und regeneriert sich.<br />
Er gilt als Wunder. Dominik schafft den<br />
Sprung auf die weiterführende Schule<br />
nicht. Hauptschule. Brennpunkt. Forster<br />
wird zum Außenseiter. Wird geschlagen<br />
und angespuckt. Jeden Tag. Vier Jahre<br />
lang. Seinen Eltern erzählt er davon<br />
nichts. Warum? Weil er bemerkt, dass<br />
diese mit ihren eigenen Problemen zu<br />
kämpfen haben. Die Mutter ist nervenkrank<br />
und medikamentenabhängig. Der<br />
Vater völlig überfordert mit der Autovermietung<br />
und der kranken Frau. Er<br />
beginnt zu trinken. „Ich wollte meinen<br />
Eltern nicht zur Last fallen.“<br />
Mit 17 Jahren beschließt Forster, “cool“<br />
zu werden. Forster findet zum deutschsprachigen<br />
Rap und kopiert das, was<br />
die Künstler von Aggro Berlin in ihren<br />
Texten erzählen. „Geld, Sex, Gewalt und<br />
Drogen – Ich bin geboren für das Leben<br />
ganz oben.“ So heißt es in Sidos Songtexten.<br />
In diesem Alter konsumiert Dominik<br />
zum ersten Mal Drogen und Alkohol. Mit<br />
Ende 21 sitzt er in der Hochsicherheitsjugendhaft<br />
für zwei Jahre, sechs Monate<br />
ein, verurteilt wegen eineinhalb Kilo<br />
Speed. „Im Jugendknast gibt es nur Opfer<br />
oder Täter.“ Auf Droge konnte Forster<br />
in der kriminellen Welt bestehen. Ohne<br />
Drogen allerdings war er wieder das<br />
Mobbingopfer an der Schule, nur umgeben<br />
von 330 psychopathischen Straftätern.<br />
Schwer traumatisiert wird Forster aus der<br />
Haft entlassen.<br />
Warum holen sich die<br />
wenigsten Hilfe? Weil in<br />
unserer Gesellschaft eine<br />
Suchterkrankung verhöhnt ist.<br />
Die Gesellschaft wartet nicht auf einen<br />
Kriminellen, der Drogen verkauft hat. Mit<br />
Vorstrafe bekommt man keinen Job, mit<br />
Schufa keine Wohnung. Ohne Wohnung<br />
kein Hartz IV und ohne Hartz IV ist man<br />
obdachlos. Das Einzige, was einem dann<br />
übrig bleibt, ist, wieder kriminell zu werden.<br />
Einem Sozialarbeiter und dem besonderen<br />
Projekt „Von Deutschland nach Italien<br />
über die Alpen“ und der Liebe seines<br />
Lebens ist es zu verdanken, dass Forster<br />
den Absprung schafft. „Ohne die beiden<br />
wäre ich früher oder später rückfällig geworden.<br />
Ich wäre in einer Junkiebude an<br />
meinem eigenen Erbrochene erstickt. Da<br />
bin ich mir sicher.“<br />
Die Problematik ist allgegenwärtig.<br />
Warum fällt es den Menschen dann so<br />
schwer, sich einzugestehen, dass man ein<br />
Problem hat, und warum holen sich die<br />
wenigsten Hilfe? Weil in unserer Gesellschaft<br />
eine Suchterkrankung verhöhnt<br />
ist. Sich einzugestehen, dass man Hilfe<br />
braucht, ist gleichzusetzen mit Scheitern.<br />
Zum Psychologen zu gehen, ist nichts<br />
anderes, als wegen eines gebrochenen<br />
Arms ins Krankenhaus zu fahren.<br />
Heute ist Dominik Forster erfolgreicher<br />
Unternehmer und Bestsellerautor.<br />
Forsters Aufgabe und Mission ist es, die<br />
Drogenproblematik an Schulen in den<br />
Griff zu bekommen. Das Projekt wird von<br />
verschiedenen Institutionen gefördert.<br />
Dass Menschen mit Drogen oder Süchten<br />
in Berührung kommen, könne man nicht<br />
verhindern. Forsters Power-Programm<br />
bereitet die Schüler*innen auf diese<br />
Konfrontation vor und bietet mit der<br />
Natürlich-high-Methode eine Alternative<br />
zum Konsum.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter<br />
www.dominik-forster.de<br />
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Im Interview: Monika Grewe-Laufer (53)<br />
Was war die erste Situation, in der Ihnen<br />
bewusst wurde, dass etwas nicht stimmt?<br />
Ich hatte eine Unterleibsoperation Anfang<br />
Oktober 2016, bei der irgendetwas nicht so verlief, wie<br />
es normal gewesen wäre. Als nach der Operation der<br />
Blasenkatheter entfernt wurde, hatte ich kein Gefühl<br />
mehr für meine Blase und deren Füllungszustand.<br />
Plötzlich war nichts mehr wie vor der Operation: Ich<br />
habe bis heute nicht das Gefühl, zur Toilette gehen zu<br />
müssen. Und wenn ich gehe, dann ohne zu wissen, ob<br />
meine Blase tatsächlich entleert ist.<br />
Wie verlief daraufhin die Untersuchung beim Arzt?<br />
Die Klinikärzte sahen zunächst keine Notwendigkeit,<br />
einen Urologen hinzuzuziehen, sie konsultierten<br />
stattdessen einen Psychologen. Erst Tage nach meiner<br />
Entlassung war ich erstmals bei einem Urologen. Dieser<br />
schickte mich auch zu anderen Fachkollegen und zum<br />
Neuro-Urologen eines Beckenbodenzentrums. Es wurden<br />
viele verschiedene Untersuchungen durchgeführt,<br />
bis ich meine Diagnose bekam.<br />
Haben Sie im Anschluss mit Ihrer Familie und<br />
Freunden darüber gesprochen? Wie haben sie das<br />
aufgefasst?<br />
Mein Mann unterstützte mich von Anfang an. Unsere<br />
drei Kinder bekamen meine Inkontinenz auch bald<br />
mit. Mein Leben veränderte sich grundlegend. Ich<br />
habe meinen geliebten Beruf als Gymnasiallehrerin<br />
aufgeben müssen und war dann immer nur zu Hause<br />
oder bei Ärzten. Unserer ältesten Tochter war ich „so<br />
peinlich“, dass sie mich damals partout nicht bei ihrem<br />
Abschlussball des Tanzkurses dabeihaben wollte. Ich<br />
denke heute, dass sie mit der Situation überfordert<br />
war. Ich war damals häufig wirklich „missmutig“<br />
Texte Vito Schwarz<br />
gestimmt und frustriert, weil ich mich so hilflos<br />
und allein fühlte. Der „erweiterten Familie“ und Freunden<br />
traute ich mich nicht von meiner Inkontinenz<br />
zu erzählen, nachdem meine Kollegen spontan sehr<br />
distanziert reagiert hatten. Ich denke bis heute, dass<br />
dieses Thema absolut nichts für jede Gemeinschaft und<br />
für jeden Anlass ist; es ist eben ein sehr intimes.<br />
Wie gehen Sie im Alltag mit Ihrer Inkontinenz um,<br />
und was hilft Ihnen dabei?<br />
Ich habe wegen der Blasenentleerungsstörung einen<br />
Dauerkatheter. Ansonsten trage ich saugfähige Pants,<br />
die ich mehrfach am Tag wechsele. Sehr gut hilft mir<br />
auch eine Akupunkturbehandlung. Problematisch ist<br />
die Pflege der Haut, die unter der Inkontinenz extrem<br />
leidet. Ich brauche bei allen Tätigkeiten die Möglichkeit,<br />
regelmäßig eine Pause einlegen zu können.<br />
Zu Hause ist die Inkontinenz für mich kein Problem<br />
mehr. Aber vieles außerhalb der Wohnung ist oft stresssig:<br />
Ständig trage ich eine Tasche mit Wechselkleidung<br />
und Vorlagen herum. Ich sitze ungern auf Polstermöbeln.<br />
Ich besuche keine Konzerte, Kinos oder Theater<br />
und öffentliche Sportstätten mehr. Bei öffentlichen<br />
Toiletten und Toiletten in Restaurants gibt es Probleme,<br />
wenn diese eng und verschmutzt sind und kaum Möglichkeiten<br />
bieten, sich umzuziehen. Längere Autofahrten<br />
und Urlaubsreisen sind für mich auch ein Problem.<br />
Reisen ins Ausland unternehme ich nicht mehr, und wir<br />
gehen nur noch selten aus.<br />
Schwierig sind termingebundene Arztbesuche und<br />
Behördengänge: Ich plane z. B., wie viel ich bis wie<br />
lange vor einem Termin trinken kann und in welchem<br />
Zeitfenster ich eine Toilette aufsuchen muss.<br />
Welchen Rat möchten Sie anderen Betroffenen<br />
geben, und was kann die Gesellschaft beisteuern?<br />
Zuallererst ist wichtig, mit dem Hausarzt über seine<br />
Inkontinenz zu sprechen und die Ursachen unbedingt<br />
auch urologisch abklären zu lassen. Dabei darf man sich<br />
nicht „abwimmeln“ lassen! Beckenbodenzentren bieten<br />
auch eine sehr gute, fachübergreifende Anlaufstelle.<br />
Mir hat es sehr geholfen, mich einer Selbsthilfegruppe<br />
anzuschließen und an Treffen teilzunehmen. Ich bin<br />
über die Inkontinenz Selbsthilfe e. V., welche ein Forum<br />
für den Austausch Betroffener bietet, darauf aufmerksam<br />
geworden. Hilfreich kann es sein, mit engen Vertrauten<br />
und auch mit Vertrauenspersonen bei der Arbeit<br />
darüber zu sprechen und sich zu informieren, z. B. bei<br />
der Woche der Inkontinenz. Ich empfehle, sich einen<br />
Euro-Toilettenschlüssel für unterwegs zu besorgen.<br />
Ich fände es gut, wenn der Ausbildungsgang der Ärzte<br />
einen anderen Schwerpunkt auf die Inkontinenz legen<br />
könnte: Ich habe verschiedene Ärzte und Therapeuten<br />
unterschiedlicher Fachrichtungen getroffen, die<br />
sich mit Inkontinenz nicht auskannten, die sich vor<br />
mir zu ekeln schienen und eine Behandlung so kurz<br />
wie möglich durchführten. Und ich wünsche mir von<br />
Apotheken und Versorgern, dass z. B. Hilfsmittel an die<br />
Betroffenen grundsätzlich neutral verpackt ausgeliefert<br />
würden und dass Beratungen immer diskret ablaufen,<br />
was häufig nicht der Fall ist.<br />
Ich wünsche mir, dass grundsätzlich offener und<br />
respektvoller mit dem Thema und mit den Betroffenen<br />
umgegangen wird, dass man ihnen mit weniger Vorurteilen<br />
begegnet. Inkontinenz ist keine Krankheit des<br />
fortgeschrittenen Alters, sondern kann ein Symptom<br />
vieler anderer Erkrankungen sein und jedes Lebensalter<br />
betreffen! Und Inkontinenz ist häufig behandelbar. Man<br />
darf sich nicht aufgeben!<br />
Neurogene Blasenentleerungsstörung<br />
Eine Diagnose mit zwei unterschiedlichen Wegen, der Erkrankung zu begegnen. Beide sind von einer neurogenen Blasenentleerungsstörung<br />
mit Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie betroffen und schildern uns im Interview unverblümt ihre Geschichten – Ein<br />
ganz persönlicher Einblick in das Leben mit Inkontinenz.<br />
Im Interview: Stephan Bl. (58)<br />
Was war die erste Situation, in der Ihnen<br />
bewusst wurde, dass etwas nicht stimmt?<br />
Es war 1999 bei einem Vorbereitungskurs zu<br />
einer Fortbildung. Nach dem Wasserlassen während<br />
einer Pause hörte der Urin nicht mehr auf zu tröpfeln.<br />
Ich war gezwungen, mich in einer nahe gelegenen<br />
Apotheke mit Vorlagen bzw. Windeln zu versorgen.<br />
Nach zwei Tagen war der Spuk vorbei. 2017 trat das<br />
Phänomen wieder auf. Es dauerte aber sechs Monate,<br />
bis ich wieder ohne Windeln auskam. Die Situationen<br />
waren beide psychisch stark belastend. Vor zweieinhalb<br />
Jahren trat meine Inkontinenz wieder auf, nur massiver,<br />
und dauert bis heute an. Mal ist es nur ein stetes Tröpfeln,<br />
die meiste Zeit aber habe ich einen schwallartigen<br />
Urinverlust.<br />
Gab es denn eine direkte Diagnose beim Arzt?<br />
Die darauffolgenden Untersuchungen bei meiner<br />
Urologin verliefen ausgesprochen entspannt. Nach drei<br />
Monaten Behandlung überwies sie mich zur Urodynamik.<br />
Kurz vor dem Termin wurde mir dieser aufgrund<br />
der Corona-Verordnung abgesagt. Erst im Frühjahr 2022<br />
kam es dann zur Untersuchung. Die Urologin erklärte<br />
mir alles und beantwortete meine Fragen verständlich.<br />
Die Diagnose stand: neurogene Blasenentleerungsstörung<br />
mit Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie. Sodann<br />
wurde ich von ihr über Vor- und Nachteile weitreichender<br />
Behandlungsmethoden aufgeklärt und wir versuchten,<br />
medikamentös eine Besserung zu erzielen.<br />
Schlussendlich entschied ich mich für die Behandlung<br />
mit Botox, die im Dezember dieses Jahres durchgeführt<br />
wurde. Sie wies mich ins Selbstkatheterisieren ein, um<br />
zu sehen, ob ich in der Lage bin, mir einen Katheter<br />
durch die Harnröhre bis in die Blase zu legen.<br />
Ich wollte mich zuallererst mit der Selbstkatheterisierung<br />
vertraut machen. Wie habe ich mich zu organisieren<br />
und welche Hindernisse sind zu beseitigen?<br />
Nachdem ich das Experiment an zwei aufeinanderfolgenden<br />
Tagen durchgeführt habe, weiß ich jetzt, dass<br />
ich mir für unterwegs eine kleine Kulturtasche zum<br />
Aufhängen besorge, in die alle Utensilien hineinpassen.<br />
Ja, das Wasserlassen wird umständlicher und dauert<br />
länger. Dafür bekomme ich für die Zeit von etwa neun<br />
bis zwölf Monaten weitestgehend die Kontrolle über<br />
meine Blase zurück, was nicht heißt, dass ich ab dann<br />
nicht mehr inkontinent bin. Ich bin es noch! Ob die<br />
Behandlung mit Botox die Wahl für mehrere Jahre sein<br />
wird, kann ich jetzt noch nicht sagen. Vielleicht bleibe<br />
ich dabei, vielleicht ersehne ich mir doch die Schließmuskelprothese<br />
oder aber ich kehre zur Windel zurück.<br />
Leben ist Evolution, das ist meine persönliche Evolution.<br />
Wurden Sie in der Situation von Ihrer Familie und<br />
von Freunden aufgefangen?<br />
Meine Frau wusste von Anfang an Bescheid und nahm<br />
es als normal an. Nachdem klar war, dass meine Inkontinenz<br />
nicht vorübergehend ist, habe ich das im engsten<br />
Kreis der Familie kommuniziert. Ich habe großes Glück,<br />
von Menschen umgeben zu sein, die andere nicht nach<br />
Krankheiten beurteilen.<br />
Wie gehen Sie im Alltag mit Ihrer Inkontinenz um?<br />
Ich bin nun mal inkontinent und muss auf irgendeine<br />
Art und Weise damit klarkommen. Ich habe die Wahl,<br />
ob ich es mir im Alltag schwer oder leicht mache. Ich<br />
habe mich für Letzteres entschieden. Dass ich Windel<br />
trage, mache ich nicht zum Geheimnis, aber ich posaune<br />
es auch nicht in die Welt hinaus. Dadurch nehme ich<br />
mir viel Stress. Ich muss nicht immer hinterher sein,<br />
um z. B. Windelverpackungen oder Ersatzwindeln vor<br />
unserem Besuch zu verstecken.<br />
Die Hilfsmittel helfen mir, zum größten Teil unfallfrei<br />
zu bleiben und vor allem aktiv das Leben zu genießen!<br />
Verlasse ich das Haus für zwei Stunden und mehr, habe<br />
ich immer eine Ersatzwindel dabei. Ich lasse mir durch<br />
die Inkontinenz nicht den Spaß am Leben nehmen.<br />
Welche Situationen sind für Sie dabei besonders<br />
belastend?<br />
Situationen, in denen trotz Versorgung noch was daneben<br />
geht und ich mit nasser Hose in der Öffentlichkeit<br />
stehe. Das kann immer wieder mal passieren. Sei es<br />
aus falscher Einschätzung um die noch vorhandene<br />
Aufnahmekapazität der bereits benutzten Windel oder<br />
dem falschen Anlegen dieser.<br />
Welchen Rat möchten Sie anderen Betroffenen<br />
mit auf den Weg geben, und was sollte sich Ihrer<br />
Meinung nach in der Gesellschaft ändern, damit<br />
Betroffene mehr Mut haben, über ihr Leiden zu<br />
sprechen?<br />
Macht euch im Kopf frei! Es muss euch egal sein, was<br />
andere darüber denken. Es ist deren Problem und<br />
nicht eures. Es hat nichts mit Verlust von Stärke oder<br />
einem Rückfall ins Babyalter gemein. Akzeptiert die<br />
Krankheit und geht damit ganz normal um. Ihr werdet<br />
merken, dass eure Mitmenschen nicht wirklich was<br />
davon mitbekommen. Das macht stark. Tragt notfalls<br />
noch eine Gummihose über eurer Windel. Die haben<br />
mich das eine oder andere Mal vor einen „Unfall“ in<br />
der Öffentlichkeit gerettet. Manchmal knistert es beim<br />
Gehen, die Windeln tragen je nach Saugkraft mal mehr<br />
oder weniger auf und sind eventuell unter der Jeans<br />
zu erkennen. Meine Erfahrung dazu ist: Es wird nicht<br />
bemerkt! Sollte dann doch mal wer was merken, so<br />
könnt ihr sicher sein, dass diese Person mit allergrößter<br />
Wahrscheinlichkeit selbst inkontinent ist und daher mit<br />
einer solchen Situation entsprechend umzugehen weiß.<br />
Die Inkontinenz Selbsthilfe e. V.<br />
ist ein ehrenamtlich tätiger Selbsthilfeverein, der<br />
die Möglichkeit zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch<br />
unter Betroffenen bietet und sich für deren<br />
Interessen einsetzt. Informieren Sie sich auf unserer<br />
Webseite unter: www.inkontinenz-selbsthilfe.com
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 9<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der IGEFA Handelsgesellschaft GmbH & Co. KG entstanden.<br />
Inkontinenzprodukte – richtig, wichtig!<br />
Janine Homburg arbeitet seit acht Jahren als Marketing-Managerin der Marke Kolibri<br />
und stand uns im folgenden Interview als Expertin für Produktwissen rund um die<br />
Inkontinenzartikel zur Verfügung.<br />
Text Charlie Schröder<br />
Hallo Janine, das Thema<br />
Inkontinenz ist mit<br />
viel Scham behaftet.<br />
Wie gehst du damit um?<br />
Hallo! Als ich vor acht<br />
Jahren in das Inkontinenzteam<br />
unseres<br />
Unternehmens kam, war das Thema relativ<br />
neu für mich. Mir war nicht bewusst, dass es<br />
jeden Menschen treffen kann und mittlerweile<br />
über zehn Millionen Menschen in<br />
Deutschland davon betroffen sind. Man<br />
wird mit vielen Fragen konfrontiert – und<br />
wohl die wichtigste: Woher bekomme ich<br />
Informationen und Hilfe? Und seien wir ehrlich,<br />
ich laufe hierzu nicht durch die Nachbarschaft<br />
und frage. Unsere Mission ist es,<br />
über das Thema aufzuklären und unser<br />
Wissen über Produkte zu Blasenschwäche<br />
und Inkontinenz zu teilen.<br />
Woher bekomme ich Rat und erste Antworten?<br />
Dank des Internets finden sich schnell viele<br />
Antworten. Achtung jedoch bei der Qualität!<br />
Wir haben zum Beispiel einen kleinen<br />
Ratgeber auf unserer Webseite eingebaut.<br />
Unter anderem stehen dort FAQs zur Inkontinenz.<br />
Es werden grundlegende Begrifflichkeiten<br />
erklärt oder Fragen aufgezeigt, die<br />
der Arzt stellen wird.<br />
Was muss ich bei den Produkten beachten?<br />
Wichtig: Wenn man Symptome feststellt,<br />
bitte konsultiert einen Arzt. Dieser kann<br />
den Grad der Inkontinenz bestimmen. Denn<br />
je nach Grad gibt es auch andere Produktarten.<br />
Einlagen, ähnlich den Monatsbinden,<br />
eignen sich bei leichter Blasenschwäche/<br />
Inkontinenz. Vorlagen hingegen sind bei<br />
mittlerer bis schwerer Inkontinenz zu empfehlen.<br />
Sie bieten in Kombination mit<br />
Fixierhosen einen optimalen Schutz und<br />
man fühlt sich rundum sicher. Für besonders<br />
aktive Menschen eignen sich Pants: Anziehen,<br />
fertig, los! Letztendlich sind die<br />
wichtigsten Parameter für das richtige<br />
Produkt die Menge an Urinverlust und der<br />
Körperbau.<br />
Über zehn<br />
Millionen<br />
Menschen sind<br />
in Deutschland<br />
von Inkontinenz<br />
betroffen. Wichtig<br />
ist, wenn man<br />
Symptome<br />
feststellt,<br />
einen Arzt zu<br />
konsultieren.<br />
Janine, was müssen wir noch beachten?<br />
Als kurzfristige Lösung sollten keine normalen<br />
Slipeinlagen oder Binden, die für die<br />
monatliche Periode entwickelt wurden,<br />
verwendet werden. Sie sind nicht geeignet,<br />
größere Mengen Urin zu halten. Dafür sind<br />
eben spezielle Inkontinenzprodukte entwickelt<br />
worden. Sie binden auch große Flüssigkeitsmengen<br />
im Kern, diskret und geruchsneutral.<br />
Auslaufbündchen geben an den Seiten einen<br />
zusätzlichen Schutz, sodass nichts auslaufen<br />
kann. Und wenn man sich bei der Wahl des<br />
Produktes unsicher ist, haben wir auf unserer<br />
Webseite einen Produktfinder zur Unterstützung.<br />
Darüber bekommt man auch ganz<br />
bequem ein kostenfreies Muster nach Hause.<br />
Mit welchen Kosten muss ich monatlich<br />
rechnen?<br />
Als Betroffener erhält man Unterstützung<br />
durch die Krankenkassen. Dafür muss man<br />
ein Rezept einreichen. Bei der Abwicklung<br />
helfen wir aber auch gerne weiter.<br />
Hast du zum Abschluss noch einen Tipp<br />
für Betroffene?<br />
Sicher. Zur Vorbeugung empfiehlt sich regelmäßiges<br />
Sporttreiben, insbesondere das Beckenbodentraining.<br />
Außerdem unterstützt<br />
eine hochwertige Hautpflege die besonders<br />
beanspruchten Hautpartien.<br />
Vielen Dank für das Interview!<br />
Gerne, ich freue mich, dass ich einen Beitrag<br />
zur offenen Kommunikation zu diesem<br />
wichtigen Thema beitragen konnte, und<br />
hoffe, dass wir in Zukunft viel offener damit<br />
umgehen.<br />
Janine Homburg<br />
Marketing-Managerin Kolibri<br />
Weitere Informationen zu uns und<br />
unseren Produkten finden Sie auf<br />
kolibri.info<br />
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Scheut „Mann“ sich vor einer BPH-Therapie<br />
aus Angst vor Impotenz und Ejakulationsproblemen?<br />
Urologen empfehlen ihren Patienten mit Prostataproblemen dringend, die Ursachen abklären zu lassen und eine möglichst<br />
frühe Behandlung zu suchen, um gravierendere Probleme zu vermeiden.<br />
Text Grainne Paar<br />
Dr. Durmaz<br />
Urologe aus Nürnberg<br />
Als niedergelassener Urologe sehen<br />
Sie täglich Patienten, die an den<br />
Symptomen einer vergrößerten<br />
Prostata (BPH) leiden. Wann ist<br />
der richtige Zeitpunkt für einen Mann,<br />
seinen Urologen zu konsultieren?<br />
Männer sollten Rat bei ihrem Arzt einholen,<br />
sobald sie unangenehme Symptome haben,<br />
wie z. B. Schwierigkeiten, den Urinstrahl zu<br />
initiieren, einen schwachen Strahl haben oder<br />
oft die Toilette aufsuchen müssen. Diese Symptome<br />
werden häufig von einer vergrößerten<br />
Prostata verursacht, welche die Harnröhre<br />
einengt und blockiert. 1<br />
Das Aufschieben der Behandlung kann bei Männern<br />
andauernde Symptome zur Folge haben, die<br />
sich negativ auf ihre Lebensqualität auswirken.<br />
Sie gehen außerdem das Risiko ein, dass sich<br />
diese Symptome mit der Zeit verschlimmern<br />
und sie am Ende sogar unfähig werden, Wasser<br />
zu lassen. Aus diesem Grund ist eine frühe<br />
Identifikation und Behandlung einer BPH so<br />
wichtig. Es gibt minimalinvasive Behandlungsmöglichkeiten,<br />
die in klinischen Studien belegt<br />
haben, dass sie die sexuellen Funktionen<br />
erhalten.* 2 Je früher der Patient sich und seine<br />
Symptome dem Arzt vorstellt, desto mehr Behandlungsoptionen<br />
stehen zur Verfügung.<br />
Welche Kriterien führen dazu, dass Sie dem<br />
Patienten eine bestimmte BPH-Behandlungsoption<br />
empfehlen?<br />
Das ist ganz individuell und unterschiedlich.<br />
Zunächst muss man herausfinden, was dem<br />
Patienten wichtig ist. Basierend auf diesen<br />
Erkenntnissen wird gemeinsam ein Behandlungsplan<br />
erstellt. Für sexuell aktive Männer<br />
beispielsweise ist die retrograde Ejakulation,<br />
die eine medikamentöse Therapie auslösen<br />
könnte, ein großes Thema. Viele Patienten<br />
haben aber auch Angst vor konventionellen,<br />
chirurgischen Eingriffen wie z. B. der Transurethralen<br />
Resektion der Prostata (TURP),<br />
weil sie das mögliche Risiko der Impotenz oder<br />
Inkontinenz nach solchen Eingriffen fürchten. 1<br />
Das Aufschieben<br />
der Behandlung<br />
kann bei Männern<br />
andauernde Symptome<br />
zur Folge<br />
haben.<br />
Haben Patienten eine Wahlmöglichkeit<br />
zwischen verschiedenen chirurgischen<br />
Optionen oder bestimmt ihr Zustand,<br />
welcher Eingriff für sie geeignet ist?<br />
Behandlungspläne können sehr komplex ausfallen,<br />
viele Faktoren spielen eine Rolle bei<br />
der Entscheidung für die beste Behandlungsalternative<br />
für den Patienten. Aber natürlich,<br />
der Patientenwille spielt eine Rolle. Es gibt verschiedene<br />
chirurgische Behandlungsoptionen<br />
für Patienten. Neben der TURP gibt es einige<br />
neuere Behandlungsalternativen. Beispielsweise<br />
Behandlungen mit Wasserdampf, Laser<br />
oder anderen Methoden. Der Prostatische Urethrale<br />
Lift (PUL) ist ein minimalinvasiver Eingriff,<br />
der gemäß klinischen Studien erwiesenermaßen<br />
die sexuellen Funktionen erhält. *2<br />
Viele Männer, bei denen BPH diagnostiziert<br />
wurde, könnten geeignete Kandidaten für diese<br />
Behandlungsalternative sein.<br />
Über die Benigne Prostatahyperplasie<br />
(BPH)<br />
Benigne Prostatahyperplasie (BPH), auch<br />
bekannt als vergrößerte Prostata, ist weit<br />
verbreitet. Es betrifft über 40% aller Männer in<br />
ihren 50ern und über 70% aller Männer in ihren<br />
60er-Jahren. Die BPH kann unangenehme<br />
Symptome im Harntrakt verursachen. Die vergrößerte<br />
Prostata kann die Harnröhre verengen<br />
bzw. sogar blockieren. Undiagnostiziert oder<br />
unbehandelt kann die BPH einen Einfluss auf<br />
die Lebensqualität bewirken. 3,4<br />
BPH-Behandlungsoptionen:<br />
• Kontrolliertes Abwarten<br />
• Medikamententherapie<br />
• Minimalinvasive Eingriffe<br />
• Chirurgische Eingriffe<br />
* Kein Auftreten von neu erworbenen, erektilen<br />
oder ejakulatorischen Dysfunktionen in der<br />
LIFT-Zulassungsstudie.<br />
1<br />
AUA BPH Guidelines 2003, 2020<br />
2<br />
Roehrborn, J Urol 2013<br />
3<br />
Berry, J Urol 1984<br />
4<br />
Speakman, BJU Int 2015<br />
Mit freundlicher Unterstützung von Teleflex. Teleflex, das Teleflex-Logo und Urolift sind Marken oder eingetragene Marken von Teleflex Incorporated oder ihrer Tochtergesellschaften in den USA und/oder anderen Ländern.<br />
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Erhalt der sexuellen Funktion 1-3*<br />
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*Keine Fälle von neuen, dauerhaften Erektions- oder Ejakulationsstörungen in der LIFT-Zulassungsstudie.<br />
Quellen: 1. Roehrborn J Urology 2013 LIFT Study 2. Roehrborn et a. Can J Urol 2017 3. Shore Can J Urol 2014<br />
Indiziert für die Behandlung der Symptome einer vergrößerten Prostata bis zu 100cc bei Männern ab 50 Jahren. Wie bei jedem medizinischen Verfahren können die Ergebnisse individuell<br />
variieren. Die häufigsten Nebenwirkungen sind vorübergehend und umfassen Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen, Blut im Urin, Beckenschmerzen, dringenden Harndrang und/<br />
oder die Unfähigkeit, den Harndrang zu kontrollieren 1 . Seltene Nebenwirkungen, einschließlich Blutungen und Infektionen, können zu einem ernsten Ergebnis führen und erfordern<br />
möglicherweise einen Eingriff. Weitere Informationen finden Sie in der Gebrauchsanweisung.<br />
Teleflex and the Teleflex logo and UroLift are trademarks or registered trademarks of Teleflex Incorporated or its affiliates in the U.S. and/or other countries.<br />
All other trademarks or registered trademarks are the property of their respective owners. © 2022 Teleflex Incorporated. All rights reserved. MCI-2022-0456-DE · 07 22
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 11<br />
Influencer oder Sinnfluencer?<br />
Wie der Tod die Menschen fesselt<br />
Text Johannes Bauer<br />
luis.bauer._<br />
BestattungenBurger<br />
FOTO: BESTATTUNGEN BURGER<br />
Immer mehr Menschen holen<br />
sich Wissen und Meinungen<br />
von Plattformen wie TikTok,<br />
Instagram und YouTube. Welche<br />
Mode ist gerade angesagt?<br />
Wie repariere ich mein Smartphone?<br />
Und was esse ich, um<br />
mich gesund zu ernähren? Leuchtet ein,<br />
habe ich auch schon oft gemacht – wie<br />
sicherlich viele von uns. Doch dass Leute<br />
sich Videos eines jungen Bestatters zu<br />
Gemüte führen würden, diese tausendfach<br />
liken und teilen würden, hätte ich<br />
mir in meinen kühnsten Träumen nicht<br />
vorstellen können. Was hat sich in der<br />
Gesellschaft diesbezüglich gewandelt?<br />
Ich erzähle nun ein wenig aus dem Nähkästchen,<br />
denn mein Sohn Luis – auch<br />
bekannt als „Der TikTok-Bestatter Luis<br />
Bauer“ nimmt in seinen TikTok-Videos<br />
kein Blatt vor den Mund. Genau dafür<br />
lieben ihn die Leute und feiern ihn. Über<br />
1,3 Millionen Follower zählt der Kanal<br />
(@bestattungenburger) inzwischen auf<br />
TikTok und ist digitales Zeugnis dafür,<br />
dass das Interesse an diesem Thema nie<br />
verschwunden war.<br />
Luis ist von Kindesbeinen an als Sohn<br />
eines Bestattungsunternehmers mit den<br />
Themen Sterben und Bestatten vertraut.<br />
Schon bald war ihm klar, dass er in die<br />
Fußstapfen seines Vaters steigen würde.<br />
Warum Formeln in Mathematik und Chemie<br />
lösen, wenn er trauernden Familien<br />
durch seine Arbeit helfen konnte. Für<br />
seine Klassenkameraden nichts Neues. Im<br />
Gegenteil: Sie waren neugierig, als er vom<br />
Gymnasium ins väterliche Bestattungsinstitut<br />
wechselte. Genau das inspirierte ihn<br />
auch, für junge Menschen eine Plattform<br />
zu schaffen, auf der er zum einen zeigen<br />
konnte, was er als Bestatter den ganzen<br />
Tag so tat, und zum anderen die Möglichkeit<br />
für Austausch, Anteilnahme und<br />
Trost bieten konnte.<br />
Seine Rechnung ging vom ersten Tag an<br />
auf. Unzählige Fragen wurden und werden<br />
unter den Videos gepostet. Unzählige<br />
persönliche Geschichten werden per Nachricht<br />
an ihn adressiert. Inzwischen ist die<br />
Zahl der Kommentare so groß, dass er sie<br />
nicht mal ansatzweise beantworten könnte.<br />
Und da sind manchmal auch sehr heftige<br />
Schicksale mit dabei. Deswegen stehen<br />
wir in engem Austausch, denn solche<br />
Schicksale muss man persönlich auch<br />
richtig einsortieren und verarbeiten. Da<br />
hilft Sprechen viel. Doch sehr schnell<br />
wurde mir klar, dass Luis eine tiefe<br />
Erfüllung darin gefunden hatte, anderen<br />
Menschen auf dieser Ebene helfen zu<br />
können. Eben nicht nur als Influencer,<br />
sondern bewusst als Sinnfluencer.<br />
Er hat inzwischen seine eigenen Mechanismen<br />
gefunden, um mit den Schicksalen<br />
anderer Menschen umzugehen<br />
und die Arbeit vom Privaten zu trennen.<br />
Diese Fähigkeit ist gerade in unserem<br />
Beruf extrem wichtig. Für Luis ist es sehr<br />
wichtig, authentisch und ehrlich in seinen<br />
Videos zu sein. Denn genau das schätzen<br />
und erwarten die Menschen auch. „Da<br />
kannst du wirklich über alles berichten:<br />
Was passiert mit Wasserleichen? Wie<br />
funktioniert eine Einbalsamierung? Die<br />
Leute wollen eben genau wissen, was<br />
danach geschieht oder was mit einem Verstorbenen<br />
aus ihrem Umfeld passiert ist.“<br />
Das Interesse der Öffentlichkeit an Tod<br />
und Abschied und somit auch an Luis ist<br />
so groß wie noch nie. Doch er sieht sich<br />
dennoch nur als Plattform oder Kanal,<br />
den wir nutzen, um sich mit dem oftmals<br />
schweren Thema zu befassen und für<br />
das Leben gestärkt zu werden. Denn das<br />
ist seine und unsere Mission, in der wir<br />
unterwegs sind. Online, in den sozialen<br />
Medien und natürlich auch im „Real Life“.<br />
Das ist Luis – trotz all der Aufmerksamkeit<br />
und dem medialen Rummel – enorm<br />
wichtig. „Denn am Ende bin ich auch<br />
nur ein Mensch, der durch seine Arbeit<br />
anderen Menschen hilft. Und das ist ein<br />
zutiefst befriedigendes Gefühl.“<br />
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Tod zu verändern und dem Thema offener zu begegnen, ist mymoria gestartet.<br />
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