Unternehmen Österreich 4/2022
Das Magazin des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes
Das Magazin des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
UNTERNEHMEN<br />
||<br />
OSTERREICH<br />
Das Magazin des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes <strong>Österreich</strong><br />
www.wirtschaftsverband.at<br />
4 | <strong>2022</strong><br />
Explodierende Energiekosten<br />
WER KANN DAS<br />
BEZAHLEN?<br />
Es geht auch anders<br />
Die EU-Staaten schöpfen<br />
rigoros Übergewinne der<br />
Energie-Profiteure ab. Die<br />
türkis-grüne Regierung<br />
legt nur ein Minimum vor.<br />
COFAG-Günstlinge<br />
Kurz-Freund Martin Ho,<br />
René Benko, Starbucks<br />
etc.: Nun steht fest, wer<br />
die größten Gewinner<br />
der Corona-Krise sind.<br />
<strong>Österreich</strong>ische Post AG / Sponsoring.Post 04Z035977<br />
„Sozialdemokratischer Wirtschaftsverband <strong>Österreich</strong>, Mariahilfer Straße 47/5/5, 1070 Wien“
Arbeitsplätze<br />
schaffen.<br />
<strong>Österreich</strong>s Industrie sichert direkt und indirekt 2,4 Millionen Jobs. Ohne ehrliche<br />
und faire Strukturreformen, ohne Investitionen in Bildung, Infrastruktur sowie Forschung<br />
und Entwicklung stehen diese Arbeitsplätze auf dem Spiel. Handeln wir jetzt!<br />
Foto: dieindustrie.at/Mathias Kniepeiss<br />
www.iv-net.at
Stephan Schaschel, iStock by Getty Images<br />
!<br />
WAS WIR (NICHT) WOLLEN<br />
Es sind schwierige Zeiten für<br />
Unternehmer:innen, in <strong>Österreich</strong><br />
und in ganz Europa. Nach den<br />
herausfordernden Pandemiejahren<br />
nun also Fachkräftemangel,<br />
Energiepreisexplosion und die<br />
daraus resultierende Inflation. Da<br />
fragt sich so manch einer, wie es<br />
weitergeht.<br />
Die Auslöser für die Krise sind<br />
von <strong>Österreich</strong> schwer zu beeinflussen,<br />
der Umgang damit<br />
allerdings schon: Während andere<br />
Länder, allen voran Deutschland,<br />
ZUGZWANG<br />
Unterstützungspakete schnüren,<br />
die den Wirtschaftstreibenden tatsächlich<br />
helfen, schaut die österreichische<br />
Bundesregierung weiter<br />
tatenlos zu. Wenn <strong>Österreich</strong> der<br />
deutschen Gaspreisbremse nichts<br />
Gleichwertiges entgegensetzen<br />
kann, werden österreichische<br />
<strong>Unternehmen</strong> mit ihren deutschen<br />
Mitbewerbern nicht konkurrieren<br />
können. <strong>Österreich</strong> kommt in Zugzwang,<br />
weil unsere Betriebe nicht<br />
nur einen gemeinsamen Markt<br />
haben, sondern natürlich auch im<br />
Wettbewerb auf den Weltmärkten<br />
zu deutschen Betrieben stehen.<br />
Eine europäische Lösung scheiterte<br />
an der lächerlichen Höhe<br />
des Vorschlags der Kommission,<br />
somit braucht es dringend eine<br />
österreichische Lösung, die die<br />
Unternehmer:innen entlastet<br />
und deren Wettbewerbsfähigkeit<br />
erhält!<br />
> 06<br />
> INHALT<br />
Aktuell. SWV-Erfolg: Die Wirtschaftskammer setzt<br />
sich nun auch gegenüber der Bundesregierung für<br />
eine nationale Energiepreisbremse nach deutschem<br />
Vorbild ein .......................................................................04<br />
Es ist genug! Die Energiepreise schießen durch die<br />
Decke. Wie kann dem national und international Einhalt<br />
geboten werden? Die EU legte bereits verbindliche<br />
Vorgaben vor, Türkis-Grün nahm bisher nur die absolute<br />
„Light-Variante“ in Angriff ..............................................06<br />
Günstlinge der COFAG. Endlich transparent:<br />
Bereits in der letzten Ausgabe hat „<strong>Unternehmen</strong><br />
<strong>Österreich</strong>“ über die dubiosen Machenschaften der<br />
COFAG berichtet. Nun steht fest, wer die großen<br />
Gewinner der Überförderungen sind. ........................... 14<br />
Nahversorger am Limit. Die regionalen Feinkostläden<br />
ersetzen heute den einstigen Fleischhauer, den<br />
Bäcker, Post und Trafik in kleinen Orten. Wie lange<br />
können sie noch durchhalten? ......................................16<br />
> 18<br />
Porträt<br />
Mit Leib & Seele<br />
Standlerin<br />
Marisa Schaschel ist<br />
in Klagenfurt Liebhabern<br />
regionaler Spezialitäten<br />
ein Begriff. Sie erzählt<br />
von den gestiegenen<br />
Preisen und ihren treuen<br />
Stammkunden.<br />
Impressum | Herausgeber: Sozialdemokratischer Wirtschaftsverband <strong>Österreich</strong>, Mariahilfer Straße 47/5/5, 1060 Wien, Gerichtsstand: Wien, ZVR-Zahl: 42108716 |<br />
Medien inhaber: echo medienhaus ges. m. b. h., FN 73819h, HG Wien, Windmühlgasse 26, 2. Stock, 1060 Wien, www.echo.at. Eigentümerin der echo medienhaus ges. m. b. h.<br />
ist die FFPG Beteiligungs GmbH. Gesellschafter der FFPG Beteiligungs GmbH sind KR Anton Feistl (25 %), Anton Feistl jr. (25 %) und Christian Pöttler (50 %) | Geschäftsführung:<br />
Mag. Thomas Strachota, Christian Pöttler | <strong>Unternehmen</strong>sgegenstand: Herausgabe diverser Publikationen und Periodika sowie allgemeine Verlags aktivitäten |<br />
Hersteller: echo medienhaus ges. m. b. h. | Redaktion: echo medienhaus ges. m. b. h., Dr. in Helga Häupl-Seitz (Chefredaktion), Dora Jandl, Stefan Hezucky BSc, Windmühlgasse 26,<br />
2. Stock, 1060 Wien | Grafik: Karim Hashem | Fotoredaktion: Mag. a Claudia Knöpfl er (Ltg.) | Lektorat: Nikolaus Horak (Ltg.), Mag. a Angela Fux, Julia Gartner, MA, Martina Heiß-Othman,<br />
Marie-Therese Kampelmühler, MA, Agnes Unterbrunner, MA | Coverfoto: iStock by Getty Images | Druckerei: Leykam Druck GmbH, Bickfordstraße 2, A-7201 Neudörfl | Verlags- &<br />
Herstellungs ort: Wien | Blattlinie: Informationen des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes <strong>Österreich</strong>. Namentlich gekennzeichnete Beiträge und Gastkommentare müssen nicht<br />
mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen. Entgeltliche Einschaltungen werden mit „entgeltliche Einschaltung“ oder „bezahlte Anzeige“ gekennzeichnet.<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 4 | <strong>2022</strong> 03
aktuell<br />
Ausbildung<br />
Fachkräfte<br />
gewinnen durch<br />
eine qualifizierte<br />
Lehre mit verantwortungsbewussten<br />
Ausbildner:innen<br />
und modernen<br />
Bildungseinrichtungen.<br />
Lösungen für den<br />
Fachkräftemangel<br />
Langfristige Planung. Bereits seit Monaten warnen Wirtschaftstreibende<br />
und Expert:innen vor einem der größten aktuellen Probleme der<br />
österreichischen Wirtschaft: dem Fachkräftemangel.<br />
In immer mehr Branchen fehlen Mitarbeiter:innen,<br />
immer öfter müssen Öffnungszeiten<br />
und Leistungen eingeschränkt werden. Demografisch<br />
kommt der härteste Part erst: In den<br />
kommenden Jahren werden mehr Menschen in<br />
Pension gehen als neu ins Erwerbsleben einsteigen.<br />
Lösungs vorschläge gibt es mittlerweile einige, gerade<br />
jene vonseiten der Industriellenvereinigung oder<br />
anderen ÖVP-nahen Organisationen setzen dabei<br />
auf kurzsichtige Druckmittel. Vor allem Arbeits lose<br />
sollen mit noch größeren Repressalien, etwa einem<br />
Zuverdienstverbot, für die unzulängliche Arbeitsmarktpolitik<br />
der ÖVP bestraft werden.<br />
Probleme an der Wurzel packen<br />
Es braucht langfristige Lösungen, die einerseits die<br />
Probleme an der Wurzel packen und andererseits positiv<br />
am gesellschaftlichen Klima arbeiten und keine<br />
weitere Spaltung vorantreiben. Der SWV fordert<br />
deshalb das Wirtschaftsparlament auf, zu handeln:<br />
n Es braucht den Ausbau von Kinderbetreuungsund<br />
Bildungseinrichtungen: Pro fehlendem bzw.<br />
fehlender Mitarbeiter:in in der Kinderbetreuung<br />
müssen in etwa 18 Personen die Betreuungsleistung<br />
zu Hause übernehmen. Das führt dazu, dass<br />
vor allem Frauen in Teilzeit gehen müssen bzw.<br />
dem Arbeits markt gar nicht zur Verfügung stehen.<br />
Derzeit erleben wir sogar einen Rückgang bei<br />
den Betreuungsangeboten! Betreuungseinrichtungen<br />
und -zeiten müssen ausgebaut werden, insbesondere<br />
für Selbstständige schafft das eine große<br />
Erleichterung. Zudem soll die Ganztagsschule in<br />
<strong>Österreich</strong> zum Standardmodell ausgebaut werden.<br />
n Digitalisierung und Automatisierung müssen<br />
gefördert werden: Fehlende Arbeitskräfte können<br />
nicht allein durch den Zuzug von qualifizierten<br />
Arbeitskräften ausgeglichen werden. In Bereichen,<br />
in denen Tätigkeiten automatisiert werden können,<br />
werden Kapazitäten von Mitarbeiter:innen<br />
für andere Tätigkeiten frei.<br />
n Eine Entscheidungsbasis schaffen. Um Maßnahmen<br />
frühzeitig einleiten zu können, benötigen wir<br />
eine bessere Datenbasis über die demografischen<br />
Entwicklungen. Die Wirtschaftskammer muss daher<br />
die demografischen Auswirkungen der jeweils<br />
nächsten fünf Jahre entlang der einzelnen Sparten<br />
erheben und auswerten.<br />
n Die Rot-Weiß-Rot-Karte vereinfachen. Bürokratische<br />
Hürden müssen abgebaut werden, damit<br />
qualifizierte Mitarbeiter:innen einfacher angeworben<br />
werden können. Zudem sollen die Bemühungen<br />
verstärkt werden, qualifizierte Arbeitskräfte<br />
aus anderen EU-Ländern und auch aus dem außereuropäischen<br />
Ausland zu werben.<br />
•<br />
iStock by Getty Images (3)<br />
04 <strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 4 | <strong>2022</strong>
aktuell<br />
ERFOLG: WKO für<br />
Energiepreisbremse<br />
A<br />
uf Initiative von SWV-Präsident<br />
und WKO-Vizepräsident Christoph<br />
Matznetter wurde im vergangenen Wirtschaftsparlament<br />
am 24. 11. <strong>2022</strong> ein<br />
Initiativantrag von SWV, ÖVP-Wirtschaftsbund<br />
und Industriellenvereinigung eingebracht<br />
und beschlossen. „Wir freuen uns sehr, dass<br />
wir hier eine breite Mehrheit hinter unseren Forderungen<br />
versammeln konnten. Die Wirtschaftskammer<br />
setzt sich jetzt auch gegenüber der Bundesregierung<br />
für eine nationale Energiepreisbremse nach<br />
deutschem Vorbild ein. Außerdem fordern wir eine<br />
Aussetzung der geplanten Erhöhung der CO 2<br />
-Steuer<br />
im Jänner 2023“, so Matznetter.<br />
Der Druck auf die Bundesregierung wird damit<br />
immer größer – auch andere Parteien und Landeshauptleute<br />
haben sich dieser Forderung bereits<br />
angeschlossen. Fraglich bleibt, wann die Bundesregierung<br />
das Heft des Handelns endlich in die<br />
Hand nehmen wird. „ÖVP und Grüne müssen bei<br />
der CO 2<br />
-Steuer einlenken und auch bei einer nationalen<br />
Gaspreisbremse nicht auf anstehende Landtagswahlen<br />
und potenzielle Wahlzuckerln schielen,<br />
sondern endlich im Sinne der österreichischen<br />
Unternehmer:innen und der gesamten Bevölkerung<br />
ins Tun kommen“, fordert Matznetter. <br />
•<br />
Selbstständige nicht abgesichert<br />
Existenzbedrohend. Gerade die Pandemie hat uns gezeigt, dass<br />
körperliche und psychische Erkrankungen ernst zu nehmen sind.<br />
Die persönliche Gesundheit ist sowohl<br />
individuell als auch innerfamiliär oder<br />
für den:die Arbeitgeber:in zentral. Umso<br />
skandalöser ist es deshalb, dass es für<br />
Selbstständige noch immer keine ausreichende<br />
Versicherung gibt, sollten sie länger<br />
krank sein: Während ASVG-Versicherte meist bis<br />
zu 52 Wochen Unterstützungsleistungen beziehen<br />
können (die nach Bruttoentgelt berechnet werden),<br />
erhalten Unternehmer:innen diese nur für 20 Wochen<br />
und auch nur in der Höhe von 32,12 Euro pro Tag.<br />
Ab der 21. Woche gibt es kein Krankengeld mehr,<br />
erst nach einer Wartezeit von 26 (!) Wochen kann<br />
wieder Krankengeld bezogen werden.<br />
26 Wochen keine Unterstützung<br />
„Diese Schlechterstellung der Unternehmer:innen<br />
muss endlich beseitigt werden. Es ist eine Sauerei,<br />
dass Selbstständige bei langer Krankheit 26 Wochen<br />
lang keine Unterstützung erhalten, sondern<br />
sich dann auch gleichzeitig noch fürchten müssen,<br />
dass ihr Betrieb unter die Räder kommt!“, ärgert<br />
sich SWV-Präsident Christoph Matznetter. Dadurch<br />
werden die Existenz von Wirtschaftstreibenden<br />
und der Weiterbestand ihrer Betriebe gefährdet.<br />
Vor allem für Einpersonenunternehmer:innen<br />
und Selbstständige mit wenigen Mitarbeiter:innen<br />
ist diese halbjährige Unterbrechung der Unterstützungsleistung<br />
katastrophal. Gerade in Anbetracht<br />
der derzeit ohnehin schwierigen Situation für<br />
Unternehmer:innen müssen gesundheitliche Probleme<br />
ökonomisch abgesichert sein!<br />
•<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 4 | <strong>2022</strong><br />
05
cover<br />
Nie dagewesen. Der Krieg in der<br />
Ukraine ist nur ein Grund für die explodierenden<br />
Energiepreise. Hauptverursacher<br />
sind ein nicht funktionierender Markt,<br />
Unsicherheiten der EU-Länder in puncto<br />
Versorgung und hemmungslose Beutezüge<br />
von Finanzhaien im Strom- und Gasmarkt.<br />
iStockphoto<br />
Das Leben in <strong>Österreich</strong> wird spürbar teurer, allen<br />
voran Gas und Strom. Weil in den meisten<br />
Waren Energie steckt, steigt mit Gas- und<br />
Strompreisen (indirekt) auch der Preis anderer<br />
Produkte. Mit gravierenden Folgen: Laut Fiskalrat<br />
vom Juni <strong>2022</strong> können derzeit 35 Prozent<br />
der österreichischen Haushalte ihre Konsumausgaben<br />
nicht mehr decken. Vielen der Betroffenen droht ein „kalter<br />
Winter“, weil sie ihre Energierechnungen teils jetzt<br />
schon nicht mehr bezahlen können. Ebenso sind viele kleine<br />
Betrie be, die seit jeher hohe Energiekosten hatten, wie<br />
Bäcke reien, die Gastronomie oder Putzereien, um nur eini ge<br />
der vielen zu nennen, vom Zusperren bedroht – zwei- bis<br />
dreifache Kostenerhöhungen können auch sie sich nicht<br />
mehr leisten.<br />
Die Engpässe haben vielfältige Ursachen<br />
Wer meint, dass der Krieg in der Ukraine der Hauptverursacher<br />
ist, irrt. Natürlich spüren wir derzeit die Engpässe<br />
durch die mangelnden russischen Lieferungen, die als Antwort<br />
auf die europäischen Sanktionen Druck machen wollen.<br />
Doch die Ursachen für die derzeitigen Engpässe sind<br />
vielfältiger – und leider teilweise hausgemacht. Warum? Es<br />
stimmt: „40 % der Erdgaslieferungen in der EU kommen<br />
vom russischen Energiekonzern Gazprom, in <strong>Österreich</strong> sind<br />
es sogar 90 Prozent. Bereits 2021 hat die Gazprom immer<br />
›<br />
Energie<br />
Wie kom<br />
wer pr<br />
06 <strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 4 | <strong>2022</strong>
cover<br />
preise<br />
men sie zustande,<br />
ofitiert?<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 4 | <strong>2022</strong><br />
07
cover<br />
PREISEXPLOSION. „Die sichere, leistbare und nachhaltige Versorgung darf<br />
nicht einfach unregulierten Märkten überlassen werden“,<br />
so AK-Energieexperte Josef Thoman.<br />
weniger Gas geliefert und den Marktpreis manipuliert“,<br />
weiß AK-Energieexperte Josef Thoman. „Nach<br />
Ausbruch des Kriegs in der Ukraine stieg die<br />
Unsicherheit in den EU-Ländern, die speicher waren zu diesem Zeitpunkt fast<br />
Gas-<br />
leer.“ Die einzelnen EU-Länder, unterstützt<br />
von Spekulanten in diversen<br />
Märkten, überboten einander beim<br />
Füllen ihrer Speicher. Der Wettbewerb<br />
innerhalb<br />
der EU-Staaten<br />
ist historisch:<br />
„Vor mehr<br />
als 20 Jahren<br />
wurden der bis<br />
dahin staatlich<br />
kontrollierte<br />
Energiesektor<br />
liberalisiert.<br />
„ Was wir derzeit<br />
beobachten, ist eine<br />
nie da gewesene<br />
Umverteilung von den<br />
Energie verbraucher:innen<br />
hin zu den Energieunternehmen.“<br />
Josef Thoman<br />
Ziel war es durch Wettbewerb zwischen den <strong>Unternehmen</strong><br />
effizienter zu werden. Eine zentrale Rolle<br />
spielen dabei die Börsen“, so Thoman. Aber: Börsenpreise<br />
von Energieträgern werden stündlich ermittelt,<br />
dementsprechend unbeständig sind sie und dementsprechend<br />
wenig haben sie Bezug zu den realen<br />
Produktionskosten. Abfedern können das<br />
nur langfristige Verträge für den Einkauf.<br />
Ein weiterer Faktor für die Energieex-<br />
plosion ist ein Preismechanismus, der<br />
eigent lich die erneuerbare Energie stärken,<br />
fördern und Verbraucher:innen vor<br />
hohen Strompreisen schützen sollte. In<br />
der aktuellen Ausnahmesituation wendet er<br />
sich jedoch gegen den Markt selbst: das Merit-<br />
Order-Prinzip.<br />
Merit-Order: eine fatale Koppelung<br />
Ausschlaggebend für die Energierechnungen von<br />
Haushalten und <strong>Unternehmen</strong> sind die Großhandelspreise<br />
von Strom und Gas an den Börsen. Grundlage<br />
dafür ist das in Europa mit der Strommarktliberalisierung<br />
und der Etablierung von Strombörsen eingeführte<br />
Merit-Order-Prinzip. Übersetzt bedeutet Merit-Order<br />
„Reihenfolge der Vorteilhaftigkeit“. In der aktuel-<br />
DIE GEWINNER<br />
Derzeit können Ökostromanbieter<br />
wie die<br />
Verbund AG ihren zuvor<br />
günstig aus erneuerbaren<br />
Energiequellen produzierten<br />
Strom teuer an der Börse<br />
verkaufen. Anschließend<br />
kaufen sie den Strom zu<br />
aktu ellen Marktpreisen zurück.<br />
Die Mehrkosten zahlen<br />
die Endverbraucher:innen.<br />
08<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 4 | <strong>2022</strong>
cover<br />
iStock by Getty Images (2) Markus Zahradnik<br />
len Situation wirft das die Frage auf: Vorteilhaft für<br />
wen? Das Merit-Order-Prinzip koppelt Strom- und<br />
Gaspreis aneinander. So sinnvoll das Prinzip bisher<br />
schien: In der aktuellen Ausnahmesituation wird es<br />
zur sprichwörtlichen Achillesferse für die österreichischen<br />
Energiekund:innen. Denn rund 85 Prozent<br />
des in <strong>Österreich</strong> produzierten Stroms stammen aus<br />
Wasser-, Solar- oder Windkraft – preisbestimmend<br />
ist jedoch jene Energiequelle, die gerade noch benötigt<br />
wird, um die 100 Prozent des Strombedarfs zu<br />
decken – in aller Regel ein deutlich teureres Gaskraftwerk.<br />
Das bedeutet: Auch wenn sich die Produktionskosten<br />
von erneuerbaren Energien kaum verändert<br />
haben, steigt der Strompreis insgesamt an, weil der<br />
Preis für an der Börse gehandeltes Gas steigt.<br />
Problem auch europäischer Gasmarkt<br />
Ein zentrales Problem sieht Josef Thoman, Energieexperte<br />
der Arbeiterkammer Wien, auch darin, dass<br />
auf dem europäischen Gasmarkt der Wettbewerb<br />
nicht besonders gut funktioniere. Durch eine stark<br />
Russland-orientierte Infrastrukturpolitik besitze die<br />
russische Gazprom besonders viel Marktmacht. „Gazprom<br />
treibt die Preise politisch motiviert nach oben.<br />
Dies wird durch spekulative Geschäfte marktfremder<br />
Akteure, wie Banken und Hochfrequenzhandel,<br />
weiter verstärkt“, fasst Thoman zusammen. Nach<br />
Corona zog 2021 die Konjunktur eben wieder an,<br />
und mit ihr stiegen Börsenpreise für Energie. Viele<br />
Versorger hatten sich offenbar nicht ausreichend über<br />
langfristige Verträge abgesichert. Gazprom erhöhte<br />
die Liefermengen nicht, und so begann der Börsenpreis<br />
für Gas zu steigen. „Was wir derzeit beobachten,<br />
ist eine nie da gewesene Umverteilung von den<br />
Energieverbraucher:innen hin zu den Energieunternehmen.“<br />
Für den AK-Experten ist Energie kein Gut<br />
wie jedes andere, sondern ein zentrales Element der<br />
Daseinsvorsorge. „Die sichere, leist bare und nachhaltige<br />
Versorgung darf nicht einfach unregulierten<br />
Märkten überlassen werden“, so Josef Thoman.<br />
Die Gewinner der Energiekrise<br />
Das Merit-Order-Prinzip führt darüber hinaus zu<br />
enormen „Zufallsgewinnen“ für die Energie konzerne.<br />
„Während sich die Energiekosten für erneuerbaren<br />
Strom kaum verteuert haben, sind die Verkaufspreise<br />
explodiert“, so Thoman. Der Grund: Derzeit können<br />
Ökostromanbieter wie etwa die Verbund AG ihren<br />
zuvor günstig aus erneuerbaren Energiequellen produzierten<br />
Strom teuer an der Börse verkaufen. Gleichzeitig<br />
wird auch den eigenen Endverbraucher:innen<br />
der hohe Börsepreis verrechnet. Auch Energiekonzerne,<br />
die Erdöl und Erdgas ausfindig machen, wie<br />
die OMV in der Nordsee, profitieren massiv von den<br />
›<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 4 | <strong>2022</strong><br />
09
cover<br />
Die Gewinner<br />
Auch Energiekonzerne,<br />
die nach Erdöl und<br />
Erdgas suchen, wie die<br />
OMV in der Nordsee,<br />
profitieren massiv von<br />
den stark steigenden<br />
Energiekosten.<br />
stark steigenden Preisen, denn die Explorationskosten<br />
für Erdgas und Erdöl blieben ja unverändert. In den<br />
Bilanzen von Verbund AG und OMV schlägt sich das<br />
zu Buche: So steigerte der Verbund den Gewinn im<br />
ersten Halbjahr <strong>2022</strong> um 152 Prozent auf 817 Millionen<br />
Euro, die OMV von 2,2 auf 5,6 Milliarden Euro.<br />
<br />
Wie lösen EU-Staaten das Problem?<br />
Eine Regeländerung der Merit-Order müsste EUweit<br />
Zustimmung finden. Eine weitere Möglichkeit<br />
wäre die Entkoppelung von Strom- und Gaspreis.<br />
Damit wäre der Gaspreis nicht mehr preisbestimmend.<br />
Ebenso könnten kurzfristig Gaskraftwerke<br />
mit staatlich subventioniertem Gas gefördert werden,<br />
damit die Strompreise sinken. Innerhalb der EU gibt<br />
es einige Staaten, die bereits Maßnahmen ergriffen<br />
haben:<br />
Spanien und Portugal steuern mit einer Strompreisbremse<br />
dagegen. Die beiden Länder haben seit<br />
Mitte Juni <strong>2022</strong> den Preis für Elektrizität, die mit<br />
Gas erzeugt wird, gedeckelt. „Iberische Ausnahme“<br />
heißt diese Regelung, die Madrid und Lissabon Brüssel<br />
abgerungen haben. Der Hintergrund: Wegen der<br />
Trockenheit wird wenig Elektrizität aus Wasserkraft<br />
erzeugt, aber viel aus Gas. Außerdem ist die iberische<br />
Halbinsel weitgehend vom Stromsystem Resteuropas<br />
abgeschottet; Spanien & Portugal sind über<br />
eine Strompreisbörse verbunden. Der Strompreis in<br />
Spanien und Portugal sank durch die Deckelung in<br />
den Monaten Juni bis August um rund 20 Prozent.<br />
Nun wird in Madrid überlegt, auch die gekoppelten<br />
Wärmekraftwerke energieintensiver Betriebe wie die<br />
Keramik-, Backstein- oder Papierindustrie, die ihre<br />
Produktion heruntergefahren oder gänzlich eingestellt<br />
haben, zu deckeln.<br />
Frankreich hat bereits 2021 seine Gaspreise gedeckelt<br />
bzw. auf dem Niveau von Oktober 2021 eingefroren<br />
und einen Tarifschutzschild eingezogen:<br />
Der Strompreis darf heuer um maximal vier Prozent<br />
steigen; nächstes Jahr maximal um 15 %. Der Effekt:<br />
Heizkosten steigen um maximal 20 bis 25 Euro pro<br />
Monat statt um bis zu 250 Euro pro Monat ohne<br />
Tarif schutzschild. Das kostet den Staat zwar heuer<br />
ca. 16 Mrd. Euro, dafür liegt die Inflation unter dem<br />
Niveau von Deutschland und <strong>Österreich</strong>.<br />
Andere Länder wie Rumänien, Italien, Spanien,<br />
Ungarn, Griechenland, Großbritannien, Deutschland<br />
oder Tschechien haben längst Übergewinnsteuern eingeführt,<br />
um die „Zufallsgewinne“ wieder der Bevölkerung<br />
zuführen zu können. ›<br />
10<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 4 | <strong>2022</strong>
cover<br />
Die „Variante light“ der türkis-grünen Regierung<br />
Bis zum letzten Moment zauderte die türkis-grüne Regierung, der Vorgabe der EU nach einer Übergewinnsteuer<br />
nachzukommen. Letztendlich präsentierte sie eine minimale Variante, die viele Fragen<br />
offen lässt. Vor allem die nach der Effektivität dieses Steuermodells.<br />
Zur Abschöpfung der Übergewinne<br />
legte die türkis-grüne Bundesregierung ihr<br />
Steuermodell vor:<br />
Für Mineralölfirmen ist der Steuersatz<br />
mit 40 Prozent niedrig angesetzt. Er kann<br />
sogar im Fall von Neuinvestitionen in<br />
erneuerbare Energieformen auf 33 Prozent,<br />
den EU-Mindestsatz, fallen.<br />
Bei erneuerbaren Stromerzeugern liegt<br />
die Grenze, ab der eine Abschöpfung der<br />
Erlöse aus dem Stromverkauf laut EU-Plan<br />
erfolgen soll, bei 180 Euro pro Megawattstunde.<br />
<strong>Österreich</strong> sieht eine Abschöpfung<br />
ab 140 Euro pro Megawattstunde vor.<br />
Investitionen in erneuerbare Energien können<br />
die Grenze auf 180 Euro anheben.<br />
Die Einnahmengrenze liegt damit immer<br />
noch weit über den Gestehungskosten<br />
der erneuerbaren Stromerzeugung, selbst<br />
wenn man einen Gewinnaufschlag einkalkuliert.<br />
So liegen die Erzeugungskosten für<br />
Photovoltaikanlagen bei 20–60 Euro, bei<br />
Windkraft bei 30–80 Euro und bei Wasserkraft<br />
bei 25 Euro pro Megawattstunde<br />
Strom. Zum Vergleich: Der Vorkrisenbörsepreis<br />
lag bei ca. 50 Euro pro MWh. Gerade<br />
bei der Wasserkraft führt die große Zahl<br />
an abgeschriebenen Wasserkraftwerken<br />
in <strong>Österreich</strong> zu den deutlich niedrigeren<br />
Gestehungskosten. Zudem sollen nur<br />
90 Prozent der über der Grenze liegenden<br />
Einnahmen besteuert werden.<br />
Der betroffene Zeitraum:<br />
Für Öl- und Gaskonzerne gelten alle Übergewinne<br />
ab 1. Juli <strong>2022</strong> bis Ende 2023.<br />
Für Stromerzeuger ab 1. Dezember<br />
<strong>2022</strong> bis Ende 2023. Der Referenzgewinn<br />
ist der Durchschnittsgewinn der Jahre<br />
2018 bis 2021. Liegt der Gewinn der<br />
Öl- und Gaskonzerne mehr als 20 Prozent<br />
über dem Referenzgewinn, greift die<br />
Besteuerung:<br />
Wenn eine Firma in erneuerbare Energie<br />
investiert, werden die Gewinne, die über<br />
den 20 Prozent liegen, mit 33 Prozent<br />
besteuert. 2–4 Milliarden Euro sollen so<br />
an Einnahmen generiert werden. Die österreichische<br />
Abschöpfungsgrenze liegt damit<br />
etwas unter dem EU-Minimum. Trotzdem<br />
ist sie unverständlich hoch angesetzt,<br />
womit ein großer Teil der Übergewinne im<br />
Stromsektor von der Steuer unangetastet<br />
bleibt. Zudem ist es fraglich, ob es die 40<br />
Prozent und die 140 Euro nicht nur am Papier<br />
gibt. Denn alle werden in erneuerbare<br />
Energien investieren.<br />
Kritik von ÖGB und AK<br />
Deutlich höhere Steuersätze hätten sich<br />
hingegen ÖGB und AK gewünscht. „Die<br />
Regierung bleibt bei der Umsetzung der<br />
Übergewinnsteuer deutlich unter ihren<br />
Möglichkeiten“, erklärten ÖGB-Präsident<br />
Wolfgang Katzian und AK-Präsidentin<br />
Renate Anderl. „Die Arbeiterkammer und<br />
der ÖGB haben eine umfassende Übergewinnsteuer<br />
vorgeschlagen, was jetzt<br />
kommt, ist eine Übergewinnsteuer light“,<br />
so Anderl. „Das AK-ÖGB-Modell hätte bis<br />
zu zehn Milliarden Euro gebracht.“ Die nun<br />
von der türkis-grünen Regierung präsentierte<br />
Variante brächte, wenn überhaupt,<br />
nur die Hälfte. Das sei viel zu wenig, um<br />
die Kostenexplosion zu stoppen.<br />
Die temperaturen<br />
stürzen in die Tiefe, die<br />
Energiepreise explodieren.<br />
Viele können sich das<br />
Heizen nicht mehr leisten.<br />
Während Deutschland eine<br />
Preis bremse eingeführt hat,<br />
gehen <strong>Österreich</strong>er:innen<br />
leer aus.<br />
iStock by Getty Images (2)<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 4 | <strong>2022</strong><br />
11
cover<br />
Was die EU vorgibt<br />
Die Übergewinnsteuer auf EU-Ebene wurde durchgesetzt.<br />
Sie sieht Folgendes vor:<br />
n Energieunternehmen müssen künftig einen Teil ihrer<br />
Krisengewinne an den Staat abgeben; das Geld soll<br />
direkt an bedürftige Verbraucher (Haushalte & <strong>Unternehmen</strong>)<br />
fließen. Ursula von der Leyen, Präsidentin<br />
der Europäischen Kommission, rechnet EU-weit mit<br />
ca. 140 Mrd. Euro an Mehreinnahmen.<br />
n Diese Maßnahmen richten sich besonders an<br />
Energie unternehmen, die nicht primär mit Gas produzieren<br />
und deswegen über Gebühr von der Strompreisentwicklung<br />
profitieren (Produktionskosten aus<br />
Sonne, Wind, Atomkraft oder Kohle sind relativ stabil<br />
geblie ben). Die Verordnung im Detail:<br />
n Für Stromerzeuger gilt: Der Gewinn der Erzeuger<br />
liegt bei einem max. Preis von 180 Euro/MWh. Jeder<br />
Preis darüber kann von EU-Mitgliedsländern eingetrieben<br />
werden. Der Deckel ist jedoch flexibel, d. h.<br />
Länder können auch mehr abschöpfen.<br />
n Rohöl-, Kohle-, Erdgas- und Raffiniersektor: Sondersteuer<br />
von 33 % auf Profite des laufenden Jahres,<br />
die 20 % über dem Durchschnittsgewinn der vergangenen<br />
vier Jahre (d. h. 2018–2021) liegen. Auch hier<br />
können sie einen national höheren Steuersatz festlegen.<br />
Mitgliedsländer dürfen ebenso entscheiden, ob sie die<br />
Regelung für das Wirtschaftsjahr <strong>2022</strong> und/oder auch<br />
2023 anwenden.<br />
Wie <strong>Österreich</strong> damit umgeht<br />
Bis zum letzten Moment wartete die türkis-grüne<br />
Regierung, die EU-Vorgaben umzusetzen. Ihr Steuermodell<br />
ist eine Minimalvariante. SWV, ÖGB und<br />
Arbeiter kammer & SPÖ laufen dagegen Sturm. Sie<br />
haben weitreichende Vorschläge (siehe Kasten rechts)<br />
entwickelt, wie man sowohl EPU und KMU als auch<br />
den Haushalten finanziell unter die Arme greifen kann.<br />
Die Zeit drängt: Stopp der Kostenexplosion! <br />
•<br />
das deutsche modell. Deutsche Haushalte und KMU werden vom Staat<br />
massiv bei den Energiekosten unterstützt. Auch für Industriekunden gibt es<br />
weitreichende Erleichterungen der hohen Preise.<br />
iStock by Getty Images (2)<br />
12<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 4 | <strong>2022</strong>
cover<br />
Mit voller Kraft voraus<br />
ÖGB, AK und SPÖ, aber auch WKÖ und IV<br />
fordern die Entkopplung des Strompreises<br />
vom Gaspreis. also die Umsetzung des<br />
iberischen Modells auf EU-Ebene. Zur<br />
aktuellen Entlastung gibt es bereits jetzt<br />
wirkungsvolle Steuermodelle.<br />
ÖGB & AK haben bereits im August<br />
ein Modell für eine umfassende Übergewinnsteuer<br />
vorgelegt. Es sieht vor, dass die<br />
Übergewinne im Energiesektor in den Jahren<br />
<strong>2022</strong> bis 2024 mit 60 bis 90 Prozent besteuert<br />
werden. Investitionen in erneuerbare<br />
Energien sollen davon ausgenommen sein.<br />
Das ÖGB-AK-Modell würde für die Jahre<br />
<strong>2022</strong> bis 2024 bis zu 10 Milliarden Euro<br />
bringen. Diese Einnahmen sind dringend<br />
notwendig, um Anti-Teuerungsmaßnahmen<br />
zu finanzieren.<br />
SPÖ und SWV setzen sich unter<br />
anderem für das deutsche Modell ein:<br />
Deutsche Haushaltskunden und KMU<br />
zahlen für 80 Prozent des geschätzten<br />
Jahresverbrauchs zwölf Cent pro Kilo-wattstunde.<br />
Für Industriekunden sind für 70 Prozent<br />
des Verbrauchs 7 Cent verankert. Für<br />
die Fernwärme ist ein Deckel von 9,5 Cent<br />
verankert. Die Preisbremse – ein wahrer<br />
Schutzschild für alle – soll bis April 2024 gelten<br />
und für die Industrie ab Jänner greifen.<br />
Faire Preise, sei es bei den Haushaltskunden<br />
oder für unsere <strong>Unternehmen</strong>,<br />
fordert auch SWV-Präsident Christoph<br />
Matznetter: „Der Erhalt von Arbeitsplätzen<br />
und das wirtschaftliche Überleben der<br />
Selbstständigen muss für die Politik absoluten<br />
Vorrang haben.“ Der diesbezügliche<br />
SWV-Antrag im Wirtschaftsparlament der<br />
WKÖ forderte alle politischen Entscheidungsträger<br />
auf, die unten angeführten Entlastungs-<br />
und Vorsorgemaßnahmen rasch<br />
umzusetzen, „damit unsere Unter nehmen<br />
weiter am Standort <strong>Österreich</strong> erfolgreich<br />
wirtschaften können.“ Die Forderungen im<br />
Detail:<br />
n Die Senkung der Mineralölsteuer sollte<br />
nach deutschem Vorbild sofort in Angriff<br />
genommen werden – Treibstoff und damit<br />
auch Transporte dürfen nicht zu Luxusgütern<br />
werden.<br />
n Die temporäre Senkung der Umsatzsteuer<br />
auf Energie sowie Aussetzung<br />
der Erhöhung der CO 2-Steuer.<br />
n Preissenkende Maßnahmen wie die Änderung<br />
der Preisberechnung bei Strom oder<br />
die Einführung einer Gaspreis bremse – wie<br />
sie aktuell in Deutschland ausgearbeitet<br />
wird.<br />
n Verlängerung und Ausweitung des Energiekostenzuschusses,<br />
um die Betriebe<br />
bei den Mehrkosten, die über den<br />
heurigen Herbst und Winter entstehen,<br />
zu entlasten.<br />
n Eine „Investitionsprämie NEU“ kann<br />
dazu beitragen, dass die Betriebe rascher<br />
auf alternative Energieträger umrüsten<br />
können.<br />
n Die Genehmigungsverfahren für den<br />
Ausbau erneuerbarer Energien müssen<br />
stark beschleunigt werden – auch eine<br />
Genehmigungsfreistellung muss diskutiert<br />
werden!<br />
n Die rasche Einführung einer Kontrahierungspflicht<br />
für Strom- und Gaskunden bis<br />
zumindest fünf Millionen kWh bei Strom<br />
und zehn Millionen kWh bei Gas.<br />
n Eine (kurzfristige) Ausweitung der Befugnisse<br />
der bei der E-Control ange siedelten<br />
Schlichtungsstelle.<br />
„<br />
Schon allein die horrenden<br />
Bezüge der Geschäftsführung<br />
und die überzogenen<br />
Honorare für<br />
externe Berater anstatt das<br />
Finanzministerium zu beauftragen,<br />
sprechen Bände<br />
zum Konstrukt Cofag.“<br />
Christoph Matznetter<br />
SWV & SPÖ einig<br />
„Energie und Wärme sind<br />
zentrale Elemente der Daseinsvorsorge.<br />
Sie müssen für<br />
alle Menschen in <strong>Österreich</strong><br />
leistbar sein“, so Christoph<br />
Matznetter.<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 4 | <strong>2022</strong><br />
13
aktuell<br />
Offengelegt: die Günst<br />
ENDLICH TRANSPARENT. Bereits in der letzten Ausgabe hat „<strong>Unternehmen</strong><br />
<strong>Österreich</strong>“ über die dubiosen Machenschaften der COFAG berichtet.<br />
Nun steht fest, wer die großen Gewinner der Überförderungen sind.<br />
Eigentlich wollte man ja gar nichts veröffentlichen.<br />
Dafür schaffte die Regierung<br />
die aufwendige Umgehungsstruktur, indem<br />
sie die Corona-Direkthilfen in die neugegründete<br />
COFAG auslagerte. Die EU<br />
verpflichtete die österreichische Bundesregierung<br />
allerdings zur Veröffentlichung von Förderungen<br />
von über 100.000 Euro ein Jahr nach der Genehmigung.<br />
Sie wurden in die EU-Transparenzdatenbank<br />
eingespeist. Durch eine neue EU-Vorgabe muss die<br />
COFAG nun schon niedrigere Schwellwerte an Förderungen<br />
veröffentlichen. Öffentlicher Druck sorgte<br />
dafür, dass die Regierung jetzt auch Förderungen über<br />
10.000 Euro publizieren muss. Und siehe da: Durch die<br />
Senkung der Schwelle verdoppeln sich die Höhen bekannter<br />
Fördersummen an manche <strong>Unternehmen</strong> beinahe.<br />
Besonders dreist: Sogar Milliardäre wie René Benko<br />
oder <strong>Unternehmen</strong> wie die größte Kaffeehauskette der<br />
Welt, Starbucks, wurden reichlich bedient, wie das<br />
Onlinemagazin „kontrast.at“ recherchierte.<br />
Die tatsächlichen COFAG-Gewinner.<br />
Während EPU und KMU um sprichwörtliche „Brosamen“<br />
an Unterstützungen umständlich ansuchen mussten,<br />
wurden anderen Millionen ohne Weiteres gewährt.<br />
Ein Beispiel ist das börsennotierte Cateringunternehmen<br />
Do & Co. Der Konzern bekam statt wie bisher<br />
angenommen nicht etwa 10,6 Mio. Euro, sondern<br />
18,6 Mio. Euro. Das sind immerhin 75 Prozent mehr.<br />
Gastronom und Kurz-Freund Martin Ho holte sich<br />
2,78 Mio. Euro ab, der Milliardär René Benko bekam<br />
für seine Firmen 10,2 Millionen. Unerklärlich: Benko<br />
verfügt über ein geschätztes Vermögen von 4,9 Milliarden<br />
Euro und es ging ihm auch in den Krisenjahren<br />
prächtig. Er zahlte sich mit seiner Signa-Gruppe eine<br />
Dividende von 100 Millionen Euro aus. Er schickte die<br />
Mitarbeiter:innen der Kika-Leiner-Gruppe 2020 für<br />
sieben Wochen in Kurzarbeit und beantragte zusätzlich<br />
Steuergeld – für seine Kika-Leiner-Gruppe 9,2 Millionen,<br />
für die Signa Luxury Collection eine Million. Von<br />
den deutschen Steuerzahler:innen erhielt Benko übri-<br />
Gastronom und Kurz-Freund Martin Ho kassierte<br />
knapp 2,8 Millionen, Milliardär René Benko 10,2 Mio.<br />
Istockphoto<br />
14 <strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 4 | <strong>2022</strong>
linge der COFAG<br />
gens noch 680 Millionen Euro für seine GALERIA<br />
Karstadt Kaufhof GmbH.<br />
Satte Gewinne<br />
Andere Konzerne profitierten von den Corona-<br />
Hilfen, weil sie für jede Filiale oder jedes Hotel<br />
separat um Zuschüsse ansuchen konnten. 19 Mio.<br />
bekam etwa Media Markt in Summe. Die Elektro-<br />
Handelskette gehört zur deutschen Holding<br />
Ceconomy, die sowohl den Umsatz als auch den<br />
Gewinn im Geschäftsjahr 2020/21 deutlich steigern<br />
konnte. Das gilt auch für einzelne Media Markt-<br />
Filialen, deren Gewinn laut Bilanzen im Krisenjahr<br />
2020 von 20 bis hin zu 130 Prozent stieg. Für das<br />
Geschäftsjahr, in dem Media Markt von <strong>Österreich</strong>s<br />
Regierung Millionen Staatshilfen erhielt,<br />
zahlte der Konzern an seine Aktionäre eine Dividende<br />
von 63 Millionen aus.<br />
Ebenfalls jeden einzelnen Hotelstandort rechnete<br />
etwa die Falkensteiner-Hotelgruppe ab: 13 Millionen<br />
Euro an staatlichen Zuschüssen flossen in Summe<br />
an die Hotelgruppe.<br />
Auch Starbucks wurde mit 900.100 Euro von<br />
<strong>Österreich</strong>s Regierung unterstützt – und das, obwohl<br />
Starbucks selbst im gesamten Jahr 2019 nur<br />
2.850 Euro Steuern zahlte (bei einem Umsatz von<br />
14,6 Millionen Euro). Der Grund: Die Kaffeehauskette<br />
verschiebt ihre Gewinne in die Niederlande<br />
über Steuertricks mit Lizenzgebühren. Der US-Konzern<br />
erhielt damit 280 Mal so viel aus dem Steuertopf,<br />
wie er in einem ganzen Jahr eingezahlt hat.<br />
Die Betreiber von Skiliften stiegen ebenfalls<br />
nicht schlecht aus: Die Planai-Hochwurzen-Bahnen<br />
beispielsweise konnten ihren Gewinn im Lockdown-Jahr<br />
2020 laut Bilanz um ganze 12 Prozent<br />
steigern – in der Zeit erhielten sie auch 800.000<br />
Euro Steuergeld.<br />
Bemerkenswert ist auch die Großzügigkeit der<br />
Regierung gegenüber einer Branche, deren gesellschaftliche<br />
Relevanz zweifelhaft ist: dem Wettund<br />
Glücksspielgewerbe. Insgesamt flossen über<br />
23,2 Millionen Euro an Wettbüros und Lotterien.<br />
Der größte Profiteur war wenig überraschend<br />
die Novomatic von Multimilliardär Johann Graf:<br />
2,2 Millionen Euro erhielten Grafs Firmen Admiral<br />
Sportwetten, Admiral Casinos und HTM Hotelund<br />
Tourismusmanagement. Zusätzlich ließ sich<br />
Graf Personalkosten für 3.200 Mitarbeiter:innen<br />
durch Kurzarbeitsgelder ersetzen. Selbst schüttete<br />
sich Graf hingegen 50 Millionen Dividende im<br />
Jahr 2020 aus.<br />
Politische Verantwortung<br />
Während das Finanzministerium aufgrund des<br />
Rechnungshof-Rohberichts entstandene Überförderungen<br />
abwickelt – mehr als 3.000 „Korrekturen“<br />
von <strong>Unternehmen</strong> gibt es mittlerweile – stellt<br />
sich nach wie vor die Frage der politischen Verantwortung<br />
der türkis-grünen Regierung, die solche<br />
Machenschaften erst ermöglicht hat.<br />
•<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 4 | <strong>2022</strong><br />
15
porträt<br />
Regionale Nahversorger<br />
kämpfen ums Überleben<br />
lebensnotwendig. In vielen kleinen Orten gibt es außer einem einzigen<br />
Nahversorger keine weitere Einkaufsmöglichkeiten mehr. Aufgrund<br />
der exorbitant gestiegenen Energiekosten droht ihnen das Aus.<br />
Josef Heidenbauer, Chef der Nah&Frisch-<br />
Filialen Würmla und Katzelsdorf in Niederösterreich,<br />
bringt es auf den Punkt:<br />
„Wir sind oft die einzigen Nahversorger.<br />
Etwa für die Älteren, die kein Auto haben,<br />
oder die Kinder, die sich vor der Schule<br />
oder dem Schulbus noch einen Proviant<br />
mitnehmen. Früher gab es noch zumindest einen<br />
Fleischhacker, einen Bäcker und einen Wochenmarkt<br />
mit frischem Obst und Gemüse. Eine Post und eine<br />
Trafik. Heute gibt es das alles in den kleinen Orten<br />
nicht mehr, dafür sind wir jetzt zuständig.“<br />
Standort für die Grundversorgung<br />
Seit Oktober 2020 in Würmla und Jänner <strong>2022</strong><br />
zusätzlich in Katzelsdorf in Niederösterreich bietet<br />
er neben dem täglichen Sortiment auch verstärkt<br />
regionale Angebote bei Wurst, Käse und Fleisch<br />
an. Dazu zählt auch frisch gebackenes Brot und<br />
Gebäck. Insgesamt gibt es rund 4.500 verschiedene<br />
Produkte. „Ich biete in beiden Filialen alles<br />
an, um eine tägliche Versorgung zu gewährleisten,<br />
inklusive, wenn gewünscht, Zustellung. Dazu gehört<br />
auch ein Trafikbereich mit Lotto, ein Bankomat<br />
und, was noch viel wichtiger ist, wir sind auch<br />
Post Partner. Wenn es das nicht gäbe, wären alle<br />
gezwungen beispielsweise von Würmla kilometerweit<br />
nach Neulengbach oder St. Pölten zu fahren“,<br />
so Josef Heidenbauer.<br />
Schon bislang schwierig<br />
Stammkunden wissen das zu schätzen; andere kaufen<br />
bei ihm gelegentlich ein und fahren zum wöchentlichen<br />
Einkauf in die weiter entfernten Supermärkte,<br />
Heidenbauer<br />
16<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 4 | <strong>2022</strong>
Nah&Frisch<br />
Josef Heidenbauer<br />
in denen die Angebote oft preisgünstiger<br />
sind. „Es war schon<br />
vorher nicht leicht, nun ist es<br />
dramatisch geworden“, so Heidenbauer.<br />
So hätten manche Erzeuger<br />
in einem Jahr bereits zum<br />
dritten Mal ihre Preise erhöht.<br />
„Eine Erhöhung, die wir nicht<br />
weitergeben können, weil sie<br />
von unseren Kund:innen nicht bezahlt würden“, so<br />
Heidenbauer. „Wenn man von einer Gewinnspanne<br />
von 20 Prozent ausgeht, fällt das dann schon ins Gewicht.“<br />
Die wahre Katastrophe seien allerdings die<br />
explodierenden Energiepreise.<br />
Nicht mehr zu schaffen<br />
„Die Feinkost braucht extrem<br />
viel Energie – allein die<br />
Kühltruhen für die Wurstund<br />
Milchprodukte müssen<br />
genau auf den optimalen<br />
Kältegrad eingestellt sein,<br />
sonst wird beispielsweise die<br />
„Wenn es bei diesen<br />
Energiepreiserhöhungen<br />
bleibt,die laut<br />
EVN nächstes Jahr<br />
weiter steigen sollen,<br />
werden zwei Drittel<br />
der Nahversorger<br />
zusperren müssen.“<br />
Josef Heidenbauer<br />
n Nah&Frisch in Würmla<br />
Hauptstraße 9<br />
3042 Würmla<br />
Tel.:02275/204 04<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo, Mi, Fr: 6–12.30 & 15–18.00 Uhr<br />
Di ,Do, Sa: 6–12.30 Uhr<br />
n Nah&Frisch in Katzelsdorf<br />
Hauptplatz 3<br />
3434 Katzelsdorf<br />
Tel.: 02273/801 34<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo. bis Fr.: 6 –12.30 Uhr<br />
www.nahundfrisch.at/kaufmann/<br />
heidenbauer-josef<br />
Bauernmilch sauer. Auf der anderen<br />
Seite haben wir die Backöfen<br />
für das frische Gebäck, was ebenfalls<br />
kostenintensiv ist. Ich zahle<br />
derzeit pro Filiale rund 1.000 Euro<br />
im Monat. Wie mir die EVN nach<br />
meiner Nachfrage mitgeteilt hat,<br />
werden meine Energiekosten im<br />
nächsten Jahr zwei- bis dreimal<br />
so hoch werden. Das heißt für mich, dass ich mit<br />
rund 30.000 Euro mehr pro Filiale rechnen muss.<br />
Unmöglich, das bei so kleinen Geschäften leisten zu<br />
können“, so Heidenbauer. Und er ergänzt noch:„Ein<br />
Kollege, der ein Nah&Frisch-Geschäft im nördlichen<br />
Waldviertel nahe der tschechischen Grenze betreibt,<br />
hat mir erzählt, dass er nun rund 27.000 Euro<br />
mehr an Energiekosten bezahlen muss. Er wartet<br />
ein paar Monate ab, ob sich noch wer was einfallen<br />
lässt, dann sperrt er zu. Wenn es bei diesen Energiepreiserhöhungen<br />
bleibt, die laut EVN nächstes Jahr<br />
weiter steigen sollen, werden zwei Drittel der Nahversorger<br />
zusperren müssen. Darunter werde dann<br />
auch ich fallen.“<br />
•<br />
Josef Heidenbauer mit seinen<br />
Lehrlingen Jessica und Luc.<br />
17
porträt<br />
Wollen Teuerung nicht<br />
an Kunden weitergeben<br />
GENUSSREICH. Der Stand von Marisa Schaschel ist in Klagenfurt<br />
weithin bekannt – zählt er doch zu den besten, die regionale<br />
Kärntner Spezialitäten anbieten. Wie geht sie mit den<br />
gestiegenen Preisen um und wie kommt sie damit zurecht?<br />
Seit mittlerweile 25 Jahren betreibt<br />
Marisa Schaschel ihren<br />
Stand im Klagenfurter Shoppingcenter<br />
Südpark. Vorher boten sie<br />
und ihr Mann, gelernter Fleischhauer<br />
und Bauer, ihre selbst erzeugten<br />
Produkte an einem mobilen<br />
Stand vor einer großen Möbelhauskette<br />
an. „Das war auf die Dauer so unbequem, dass<br />
ich nach einer Alternative Ausschau gehalten<br />
habe“, so Marisa Schaschel. Mit der Eröffnung<br />
des Südpark-Areals nutzte sie die Gelegenheit,<br />
einen festen Stand zu mieten. Die Vielzahl ihrer<br />
Stammkunden siedelte ebenfalls mit.<br />
Regionales Angebot von Bauern<br />
Zunächst verkaufte sie weiter die selbst erzeugten<br />
Produkte, nach der Scheidung 2008<br />
knüpfte sie neue Kontakte: „Ich arbeite mit<br />
vier, fünf Bauern zusammen. Sie beliefern<br />
mich mit Wurst und Fleisch, Käse, Brot und<br />
Most-Produkten.“ Besonders stolz ist sie darauf,<br />
zusätzlich frische, handgefertigte Kasnudeln<br />
anbieten zu können: „Die Kärntner<br />
Spezialität braucht eine lange Vorbereitungszeit,<br />
unsere frischen Kas- und Fleischnudeln<br />
werden deshalb sehr gerne gekauft“, so Schaschel.<br />
Dank ihrer treuen Stammkunden hat<br />
sie bislang keine Ein bußen gehabt. „Ich gebe<br />
allerdings die Teuerung auch nicht an meine<br />
Kunden weiter“, sagt Marisa Schaschel, „denn<br />
die drastisch gestiegenen Energiekosten bereiten<br />
allen Kopfzerbrechen.“<br />
Energiekosten belasten Produzenten<br />
„Meine Stromrechnung hat sich bisher um<br />
rund ein Drittel erhöht, meine Bauern trifft<br />
es viel härter. Allein für die Nutztierhaltung<br />
müssen sie derzeit ein Vielfaches der ursprünglichen<br />
Energiekosten bezahlen“, weiß sie. „Na-<br />
Schaschel<br />
18<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 4 | <strong>2022</strong>
porträt<br />
STAND SÜDPARK 1.<br />
Marisa Schaschel (r.) ist mit Leib &<br />
Seele Standlerin – weil sie auf ihre<br />
angebotenen Produkte stolz ist.<br />
„<br />
Auch ich leide unter den<br />
gestiegenen Energiekosten.<br />
Besonders trifft es aber meine<br />
Produzenten, die Bauern. Solange<br />
ich das ausgleichen kann, gebe<br />
ich die Teuerung nicht an meine<br />
Kund:innen weiter.“<br />
Marisa Schaschel<br />
türlich müssen sie die Preise ihrer Produkte anheben. Noch kann ich<br />
das ausgleichen, aber wenn es so weitergeht, muss auch ich irgendwann<br />
die Teuerung weitergeben.“<br />
Ihr Sohn Stephan, der ins <strong>Unternehmen</strong> seiner Mutter eingestiegen<br />
ist und „als zweites Standbein“ den Käsegroßhandel „Dein Gourmet“<br />
in Klagenfurt gegründet hat, erzählt: „Die Transportkosten, das<br />
Kühlhaus – das alles trifft auch meinen Betrieb schwer. Noch laufen<br />
die Bestellungen sehr gut, aber ich merke auch, dass das Geldbörserl<br />
der Kund:innen schmäler wird. Wo früher, in den Zeiten vor Corona,<br />
großzügig eingekauft wurde, überlegen sich jetzt schon viele, was und<br />
wie viel sie von den Käsesorten nehmen möchten. So gesehen sind wir<br />
dreifach betroffen bzw. in einer richtigen Zwickmühle: Erstens haben<br />
wir hohe Energiekosten, zweitens müssen wir die Preiserhöhung<br />
der Produzenten stemmen und drittens die immer geringer werdende<br />
Kaufkraft der Kundschaft bewältigen“, so Stephan Schaschel. •<br />
■ Bauernspezialitäten<br />
Marisa Schaschel, Stand Südpark 1<br />
9020 Klagenfurt<br />
Mo. bis Fr.: 7–19 Uhr<br />
Sa.: 7–17 Uhr<br />
■ Dein Gourmet Team<br />
Stephan Schaschel GmbH<br />
Georg-Lora-Straße 33/2<br />
9020 Klagenfurt<br />
Tel.: 0664/ 99160431<br />
www.dein-gourmet.at<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 4 | <strong>2022</strong> 19
aus den bundesländern<br />
Einen humorvollen Vortrag<br />
hielt Physiker, Wissenschaftler<br />
und Autor Werner Gruber (r.).<br />
NÖ: Thomas Schaden WIEDERGEWÄHLT<br />
Vorrang für die kleinen<br />
Betriebe – weil sie unsere Wirtschaft<br />
tragen: Unter diesem Leitgedanken<br />
stand die 26. ordentliche<br />
Landeskonferenz des Sozialdemokratischen<br />
Wirtschaftsverbandes<br />
(SWV) NÖ im Niederösterreich-<br />
Haus der SPÖ.<br />
Eingeleitet wurde die Konferenz<br />
vom Landesparteivorsitzenden<br />
der SPÖ, LHStv. Franz<br />
Schnabl, und dem Präsidenten<br />
des SWV <strong>Österreich</strong>, NAbg. Dr.<br />
Christoph Matznetter. KommR<br />
Thomas Schaden, Präsident des<br />
SWV NÖ und Vizepräsident der<br />
WKNÖ stellte sich der Wiederwahl<br />
und wurde mit 97,6 Prozent<br />
bestätigt.<br />
„Vielen Dank für euer Vertrauen<br />
– dieses ist eine wertvolle Basis<br />
für unsere gemeinsame Arbeit für<br />
alle EPU und KMU“, bedankte<br />
sich Thomas Schaden für die<br />
Wahl. „Wir lassen nicht locker,<br />
wenn es um die soziale Absicherung<br />
und Fairness bei Steuern<br />
und im Wettbewerb geht. Unsere Stärke ist<br />
die Beratung der Unternehmer:innen in allen<br />
Belangen.“<br />
Auch die Stellvertreter:innen von Thomas<br />
Schaden wurden gewählt: KommR in Monika<br />
Das Team: KommR Manfred Rieger, KommR in Martina<br />
Klengl, SPÖ NÖ-Landesparteivorsitzender LHStv. Franz<br />
Schnabl, KommR in Monika Retl, KommR Christian Klug,<br />
SWV NÖ-Präsident KommR Thomas Schaden, Mag.<br />
Johann Hameder, LL.M, M.Sc., und der Präsident des<br />
SWV <strong>Österreich</strong>, NAbg. Dr. Christoph Matznetter(v. l. n. r.)<br />
Retl aus Bad Fischau, KommR in Martina<br />
Klengl aus Ternitz, KommR Christian Klug<br />
aus Eschenau, Mag. Johann Hameder, LL.M.,<br />
M.Sc. aus Herzogenburg und KommR<br />
Manfred Rieger aus Rekawinkel.<br />
TIROL: Optimale Voraussetzungen schaffen<br />
Aufzeigen. Tirols SWV-<br />
Präsident Michael Kirchmair<br />
Der Arbeits- und Fachkräftemangel<br />
wird die Tiroler Wirtschaft noch<br />
über Jahre begleiten. Die demografische<br />
Entwicklung bringt es mit<br />
sich, dass weniger erwerbsfähige<br />
Personen am Arbeitsmarkt zur Verfügung<br />
stehen. Daher ist es erforderlich,<br />
an sämtlichen verfügbaren<br />
Stellschrauben zu drehen – von der<br />
Lehrausbildung über die Einbindung<br />
von Frauen, Älteren und Menschen<br />
mit Migrationshintergrund<br />
in den Arbeitsprozess bis hin zur<br />
gesundheitlichen Prävention in den<br />
Betrieben. Es ist im Regierungsprogramm<br />
verankert, Maßnahmen<br />
gegen den Arbeitskräftemangel in<br />
sämtlichen Branchen anzugehen.<br />
Das neue Regierungsteam ist gut<br />
beraten, möglichst schnell in die<br />
Umsetzung zu kommen, um keine<br />
Unterbrechungen in den Tiroler<br />
Wertschöpfungsketten zu riskieren.<br />
Einiges lässt sich im Land selbst<br />
regeln, ein Teil der erforderlichen<br />
Maßnahmen geht allerdings nur<br />
über den Bund. Hier zählt die Tiroler<br />
Wirtschaft darauf, dass die neue<br />
Tiroler Landesregierung entsprechenden<br />
Druck nach Wien aufbaut.<br />
SWV Niederösterreich,Tirol, Kärnten, Steiermark<br />
20<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 4 | <strong>2022</strong>
aus den bundesländern<br />
KTN: VERANTWORTUNG für den Landtag<br />
Beziehe Position! Unternehmer<br />
und Kandidat Andreas Preiml (M.) im<br />
Gespräch mit der Kärntner Jugend.<br />
Deine Stimme für Wirtschaft & Wohlstand<br />
Die letzten zehn Jahre SPÖ-geführte Regierung in Kärnten, allen<br />
voran durch das Kernteam Peter Kaiser, haben gezeigt, wer „Wirtschaft<br />
kann“ und wem es auch gelingt, ein gedeihliches Umfeld für<br />
die Unternehmer:innen und somit auch deren Mitarbeiter:innen<br />
zu schaffen. Sie haben in den letzten Jahre erfahren, wie der Bankrott<br />
des Landes durch das Hypo-Desaster geregelt wurde und die<br />
Abschaffung des Pflegeregresses und die Unterstützung bei der<br />
Kinder betreuung die Familien entlastet. Ab März 2023 liegt die<br />
Entscheidung wieder in den Händen der Wähler:innen!<br />
Einen der Kandidaten von den 72 auf der Liste aufgestellten möchten<br />
wir an dieser Stelle besonders hervorheben: unseren Andreas<br />
Preiml, seines Zeichens Unternehmer, Familienmensch und Sportler.<br />
Er war in der SJG bereit, Verantwortung zu übernehmen, seit<br />
kurzem stellt er sich der Herausforderung als Sprecher der Sparte 7<br />
(<strong>Unternehmen</strong>sberater, Buchhalter und IT).<br />
Mehr über Andreas’ politisches Engagement findet ihr auf seiner<br />
Webseite: www.andreaspreiml.at<br />
STMK: Abgesichert im Krankenstand<br />
Arbeitsunfähigkeitsversicherung<br />
für Unternehmer:innen: Versicherungsmodelle<br />
– maßgeschneidert für Ihr Gewerbe.<br />
Jede:r Selbstständige weiß, wie<br />
wichtig der persönliche Einsatz ist.<br />
Besonders ein mehrwöchiger Krankenstand<br />
kann Selbstständige sehr schnell<br />
in finanzielle Bedrängnis bringen. Es<br />
gibt also gute Gründe für eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung:<br />
● Mit der Arbeitsunfähigkeitsversicherung<br />
ist gewährleistet, dass die Zahlungsverpflichtungen<br />
auch weiter erfüllt<br />
werden können und die Betriebsunterbrechung<br />
zu keiner Geschäftsaufgabe<br />
führen muss.<br />
● Fortlaufende Ausgaben und der entgangene<br />
Gewinn werden im Rahmen der<br />
Versicherungssumme ersetzt.<br />
● Die Prämie ist steuerlich voll absetzbar.<br />
Über den SWV Steiermark wird<br />
Mitgliedern ermöglicht, eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung<br />
für Gewerbetreibende<br />
mit Versicherungsmodellen,<br />
die maßgeschneidert für das jeweilige<br />
Wir gratulieren<br />
unserem Vizepräsidenten<br />
KommR Günter Uhl<br />
sehr herzlich zu<br />
seinem 30-jährigen<br />
Firmenjubiläum!<br />
V. l. n. r.: Dir. Ernst<br />
Lenz, KommR<br />
Günter Uhl mit<br />
Gattin und Landespräsident<br />
KommR<br />
Karlheinz Winkler<br />
Gewerbe sind, abzuschließen. Wir beraten<br />
Sie gerne!<br />
Sozialdemokratischer Wirtschaftsverband<br />
Steiermark<br />
Hans-Resel-Gasse 27, 8020 Graz<br />
Tel: 0316/71 46 40, E-Mail: ratundtat@<br />
wvstmk.at, www.wirtschaftsverbandsteiermark.org/service/versicherung<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 4 | <strong>2022</strong><br />
21
aus den bundesländern<br />
BGLD: Mehr Schutz für Kleinstunternehmer:innen<br />
Seit längerem sehen sich<br />
Unternehmer mit besonderen<br />
Herausforderungen konfrontiert.<br />
Bereits über zwei Jahre Covid-<br />
19-Krise, der Krieg in der Ukraine<br />
seit Ende Februar <strong>2022</strong><br />
sowie die explodierenden Energiepreise<br />
und eine Regierung, die<br />
sich nicht wirklich für EPUs und<br />
KMUs einsetzt.<br />
Bei der Sitzung am 22. November<br />
<strong>2022</strong> wurden von 4 Anträgen<br />
an das Wirtschaftsparlament des<br />
Wirtschaftsverbands Burgenland<br />
drei Anträge angenommen.<br />
● Aussetzen der Erhöhung der<br />
CO 2<br />
-Steuer bis sich das Preisniveau<br />
stabilisiert hat.<br />
● Alles unternehmen für eine<br />
sichere und leistbare Energieversorgung.<br />
● Sofortige Auszahlung noch<br />
offener Verlustersätze (II & III),<br />
sowie noch offener Fixkostenzuschüsse.<br />
Jetzt geht es darum, dass sich<br />
die Wirtschaftskammer bei den<br />
zuständigen Stellen rasch für die<br />
Realisierung dieser Forderungen<br />
einsetzt!<br />
Ein weiterer Antrag „Mehr Schutz<br />
für Kleinstunternehmer:innen<br />
bei Krankheit durch ein generelles<br />
Krankengeld ab dem vierten<br />
Tag der Erwerbsunfähigkeit sowie<br />
lückenlose Absicherung für<br />
Selbstständige bei langer Krankheit“<br />
wurde leider mehrheitlich<br />
abgelehnt.<br />
Wir, der SWV Burgenland,<br />
werden aber weiterhin diese<br />
wichtige Forderung verfolgen,<br />
um endlich eine Gleichstellung<br />
von selbstständigen und unselbstständigen<br />
Erwerbstätigkeiten<br />
zu erreichen.<br />
KommR Rene Kummer<br />
Präsident Bmstr. Ing. Gerald<br />
Schwentenwein<br />
Michael Wlaschits<br />
NÖ: Entlastung kleinerer Pensionen JETZT!<br />
SWV-Senioren-Beauftragter<br />
KommR Herbert Kraus<br />
Die Bezieher:innen niedriger<br />
Pensionen und viele andere Pensionisten<br />
bekommen von der Regierung<br />
auch während der extremen Teuerung<br />
nicht die nötige Unterstützung.<br />
ÖVP und Grüne bleiben die nachhaltige<br />
Entlastung kleiner und mittlerer<br />
Pensionen schuldig“, kritisiert<br />
der Leiter des Referats Senioren im<br />
Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband<br />
(SWV) Niederösterreich,<br />
KommR Herbert Kraus. „Erstens ist<br />
es ein Problem, dass die Pensionen für<br />
Ausgleichszulagenbezieher:innen und<br />
andere Pensionsbezieher:innen bei einer<br />
Inflation von über 10 Prozent lediglich<br />
mit einem Wert von 5,8 prozentuell<br />
nur relativ wenig angehoben<br />
werden. Der andere Teil der Erhöhung<br />
ergibt sich zu einem erheblichen Teil<br />
durch eine Einmalzahlung, die aber<br />
nicht in den künftigen Pensionsberechtigungen<br />
Eingang findet. Zweitens<br />
liegt die Höhe der Ausgleichszulage<br />
auch in Zukunft deutlich unter<br />
der Schwelle der Armutsgefährdung.<br />
Dass Pensionist:innen trotz jahrzehntelanger<br />
Erwerbstätigkeit von Armut<br />
bedroht sind, ist ein unhaltbarer Zustand“,<br />
legt Kraus dar. Eine Pensionserhöhung<br />
um 8,4 Prozent wäre<br />
notwendig.<br />
WK Burgenland. Niederösterreich<br />
22<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 4 | <strong>2022</strong>
INSERAT<br />
Qualität und Tradition im Griechenbeisl<br />
Im ältesten Restaurant Wiens (seit 1447) werden<br />
Tradition und Qualität großgeschrieben.<br />
Vom Wiener Schnitzel zur Schweinsstelze, vom<br />
Apfelstrudel zum Kaiserschmarrn, alles wird frisch<br />
aus saisonalen, regionalen Produkten zubereitet.<br />
Kein Wunder, dass von Mozart über Mark Twain<br />
und Pavarotti, alles was Rang und Namen hat hier<br />
speiste und sich verewigte. Diese Geschichte macht<br />
man im Griechenbeisl erlebbar.<br />
Die acht großzügigen Speisezimmer bieten<br />
Abgeschiedenheit und Intimität. Familien, Reisende,<br />
Paare und Geschäftspartner finden hier den idealen<br />
Ort, an dem von einem jungen Team mit Liebe<br />
traditionell wienerisch gekocht wird.<br />
Genießen Sie ein Wiener Schnitzel mit<br />
kleinem Bier um €22,90.<br />
Einlösbar mit dem Code GB20Mozart23<br />
von Montag bis Freitag zwischen<br />
12 – 16 Uhr (bis 15.März 2023).<br />
GRIECHENBEISL<br />
Fleischmarkt 11, 1010 Wien<br />
T: +43 1 5331977<br />
office@griechenbeisl.at<br />
griechenbeisl.at<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 4 | <strong>2022</strong> 23
STOPPT DIE<br />
ENERGIEPREIS-<br />
EXPLOSION!<br />
Wir brauchen eine<br />
Gaspreisbremse nach<br />
deutschem Vorbild, um<br />
wettbewerbsfähig zu<br />
bleiben!