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reisen EXCLUSIV 4-2022 Winter

“Die Lust-Auf-Urlaub-Ausgabe” Oman Abu Dhabi Jordanien Malediven Madeira Kanada Ski fahren und vieles mehr

“Die Lust-Auf-Urlaub-Ausgabe”

Oman
Abu Dhabi
Jordanien
Malediven
Madeira
Kanada
Ski fahren
und vieles mehr

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<strong>Winter</strong>/Frühjahr 2023<br />

Deutschland € 7,90 · Schweiz SFR 13,50 · Österreich € 9,00<br />

Die<br />

Lust auf<br />

Urlaub<br />

Ausgabe<br />

ICH. HIER.<br />

WÜSTE<br />

Oman, Abu Dhabi<br />

Jordanien<br />

INSEL<br />

Malediven<br />

Madeira<br />

AKTIV<br />

Kanada<br />

Ski fahren


WE CONNECT<br />

MORE COUNTRIES<br />

THAN ANY OTHER AIRLINE<br />

For updates please visit turkishairlines.com


EDITORIAL<br />

Foto: Privat; Illustration: eakgaraj/Shutterstock.com, , SpicyTruffel/Shutterstock.com<br />

HALLO, SCHÖNE UNBEKANNTE<br />

Als ich meinen Mann kennenlernte, waren die Arten, wie wir reisten, sehr unterschiedlich.<br />

Wenn nicht grundverschieden. Er liebt den Strand, die Wärme, das Meer. Kurzum:<br />

Spanien. Ich mag die Berge, die Einsamkeit und das Stürmische. Kurzum: Kanada. Und<br />

während ich diese Zeilen gerade niederschreibe, fällt mir auf, dass ich, seitdem wir<br />

zusammen sind, mit ihm nur einmal auf dem spanischen Festland war. Ein einziges Mal. Er aber<br />

war mit mir schon viermal in Kanada. Das klingt jetzt verdammt ungerecht. Oder eben ganz schön<br />

privilegiert. Je nach Perspektive.<br />

Aber sind wir ehrlich. Ich als Reiseredakteurin muss doch wissen, wo es schön ist (Achtung,<br />

ironischer Unterton). Ich muss doch ein Näschen für atemberaubende Landschaften haben, für<br />

prächtige Naturschönheiten, für einsame Strände, oder? Ansonsten wäre ich auf diesem Posten<br />

doch falsch besetzt.<br />

Mittlerweile glaube ich ja, dass wir in diesem Job einen sehr verklärten Blick auf die Welt des<br />

Urlaubs haben. Wir, die immer auf der Suche nach einer Geschichte sind, müssen natürlich berufsbedingt<br />

dorthin <strong>reisen</strong>, wo nicht schon der gesamte Bekanntenkreis gewesen ist. Wo eben<br />

keine Bustouren hinführen. Am besten ein blinder Fleck auf der Landkarte. Ein Hauch Abenteuer,<br />

eine neue Welt. Papua-Neuguinea oder Guam – das klingt wie Musik in unseren Reisejolly-Ohren.<br />

Costa del Sol jedoch klingt wie ein überdudelter Schlager aus den 1970er-Jahren.<br />

Was für ein hochnäsiges Getue. Wenn ich auf die meistgeklickten Artikel unserer Website gucke,<br />

sind es doch nicht die Ziele, die kaum einer kennt, die die Menschen interessieren. Das Internet<br />

funktioniert so eben auch nicht. Inspiration ist in der virtuellen Welt des World Wide Webs schwer<br />

zu fi nden. Denn es ist vor allem eines: wide. Bedeutet viel zu undurchschaubar. Man muss wissen,<br />

wonach man sucht, um es zu fi nden. Oder sich im Netz verlieren, um dann irgendwann dort zu<br />

landen, wo es eventuell auch schön sein könnte. Doch sind wir ehrlich. Wenn jeder in den Yukon,<br />

ein Territorium in Kanada, <strong>reisen</strong> wollen würde, dann wäre der Duft der Einsamkeit und des Abenteuers<br />

dort bereits verfl ogen.<br />

Worauf ich hinauswill? Dieses Magazin, das wir noch drucken, obwohl die Anzeigenkunden fernbleiben<br />

und die Papierpreise in Mount-Everest-artige Höhen schießen, soll Inspiration sein, auch<br />

mal unbekanntes Territorium kennenzulernen. Und auch Werkzeug dafür sein, das schon Bekannte<br />

noch etwas besser kennenzulernen. Das gönnen wir uns. Noch. Solange es eben geht. Und<br />

danke, dass du dazu beigetragen hast, dass es noch geht. Immerhin hältst du ja jetzt ein Magazin<br />

in den Händen. Das nennen wir Unterstützung. Diese Ausgabe wiederum beinhaltet Spanien<br />

(okay, Mallorca!) und Kanada. Man möchte es in der Ehe eben beiden recht machen (ja, auch hier<br />

war ein Flüsterton der Ironie).<br />

PS: Dieses Bild zeigt meinen Mann und mich in Neufundland, Kanada. Er sieht richtig glücklich<br />

aus. Das ist doch der Beweis für eine gute Wahl.<br />

Jennifer Latuperisa-Andresen<br />

Instagram @fraumuksch<br />

winter/frühjahr 2023<br />

3


INHALT<br />

90 YUKON<br />

42<br />

ABU DHABI


106<br />

MALEDIVEN<br />

»Umwege erweitern<br />

die Ortskenntnis.«<br />

Kurt Tucholsky<br />

Unsere Cover-Schönheit ist das<br />

Naladhu Resort auf den Malediven,<br />

das mit nur 20 Villen seine<br />

Gäste beglückt.<br />

WASSER<br />

PORTUGAL<br />

WINTER<br />

28 Freitauchen<br />

Luft anhalten – und zwar ganz schön lange.<br />

Eins werden mit dem Meer: Wie das geht<br />

erklärt uns Reporterin Bianca.<br />

68 Madeira<br />

Wie die Insel im Atlantik mit verschlungenen<br />

Wanderwegen, edlen Tropfen und appetitlichen<br />

Happen Hochstimmung verbreitet.<br />

90 Yukon<br />

Knackig kalt sind die <strong>Winter</strong> im<br />

kanadischen Yukon. Reporterin Verena<br />

schreckte das nicht ab.<br />

Fotos: Rich Stapleton, Andreas Dauerer, Naladhu Private Island Maledives, Kapreski/Shutterstock.com<br />

32 Landgang Grönland<br />

Von wegen eisig! Bei Grönland wird einem<br />

warm ums Herz. Insbesondere wenn sich die<br />

SH Vega zwischen Eisbergen und<br />

Eisbären bewegt.<br />

38 Sagenhafte Seen<br />

Diesen stillen Gewässern wohnt ein Zauber<br />

inne. Fahrt doch selbst hin zum Nachseen.<br />

ARABISCHE HALBINSEL<br />

42 Abu Dhabi<br />

Beeindruckend still, atemberaubend aufregend<br />

– Abu Dhabi ist beides: eilig wie heilig.<br />

52 Oman<br />

Wo der Weihrauch wächst: Redakteurin Marie<br />

erkundete die Region Dhofar rund um Salala.<br />

62 Jordanien<br />

Mannomann, war Reporterin Simone von<br />

Amman begeistert. Angefangen beim Kronleuchter<br />

im schicken neuen Ritz-Carlton bis<br />

zur Henna-Kunst auf ihren Händen.<br />

76 Portugals beste Hotels<br />

Gewusst, wohin! Wir haben die schönsten<br />

Hotels Portugals für euch recherchiert,<br />

getestet und für gut befunden.<br />

78 Six Senses Douro Valley<br />

Sich grün betten: Grün wegen der Aussicht,<br />

des nachhaltigen Konzepts und des eigenen<br />

Kräutergartens. Grün ist toll!<br />

84 W Algarve<br />

Wow! Ein Wort reicht völlig, um das hippe,<br />

verrückte, coole und neue Hotel an der<br />

Algarve zu beschreiben.<br />

106 Malediven<br />

Perfekt für ungestörte Tage! Urlaub auf der<br />

Privatinsel Naladhu verspricht traumhafte<br />

Sonnenuntergänge und eine große Portion<br />

Entspannung.<br />

98 Französische Alpen<br />

Dicke Flocken locken in das größte zusammenhängende<br />

Skigebiet der Welt.<br />

102 Abfahrt mit Promis<br />

So ein Zirkus! Wenn die Skilehrer<br />

prominente Profi s sind, dann ist man<br />

unterwegs mit Franz Klammer oder<br />

Hubert Strolz.<br />

STANDARDS<br />

03 Editorial<br />

06 Reisenews<br />

08 Take away<br />

09 Kolumne<br />

10 Esskalation<br />

12 Für kleine Weltenbummler<br />

14 Nachgelesen<br />

15 Autoren<br />

16 Städtetipp La Palma<br />

18 Events<br />

19 Da wollen wir hin<br />

21 Vorfreude<br />

26 Nachgefragt<br />

60 Drei Kochbuchtipps<br />

66 Luxusspiele für unterwegs<br />

114 Gewinnspiel & Impressum<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

5


eisenews<br />

Die neue Concorde heißt Boom Overture. Dabei<br />

handelt es sich um ein Überschall-Flugzeug. Der flinke<br />

Flieger – immerhin mit einer Spitzengeschwindigkeit<br />

von Mach 1,7 oder 2.099 Kilometer pro Stunde – soll<br />

alsbald 80 Business-Class-Gäste um die Welt transportieren.<br />

American Airlines hat schon Interesse<br />

gezeigt. Immerhin soll auch der Treibstoffverbrauch<br />

geringer sein. Möglich also, dass bald die Strecke von<br />

London nach New York in nur dreieinhalb Stunden<br />

machbar ist. Noch ist das Zukunftsmusik.<br />

SCHALL & SCHNELL<br />

6<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr 2023


HÜ & HOTT<br />

Eines der schönsten Familienhotels in Österreich<br />

– das Forsthofgut – hat nun auch einen Reitstall.<br />

Bedeutet: Ponys und Pferden näherkommen,<br />

striegeln und füttern, ausmisten, longieren in<br />

der Reithalle und lange Ausritte auf winterlich<br />

verschneiten Pfaden oder im Frühlingswald, all<br />

das ist möglich. Neben Reitstunden für Anfänger<br />

und Geübte ist auch Ponyreiten für die Kleinsten<br />

möglich. www.forsthofgut.at<br />

ROLLT & ROCKT<br />

Fotos: <strong>2022</strong> Boom Supersonic (2), PR (2), Forsthofgut/p@matter-digital.com, Tourismusverband Sächsische Schweiz e. V./Sebastian Thiel<br />

WANDERN & TOLL<br />

Jean-Michel Basquiat war der jüngste<br />

Künstler (bis heute), der jemals auf<br />

der documenta ausstellte, war der<br />

erste afroamerikanische Künstler,<br />

der erfolgreich wurde. Er war Warhol-Freund<br />

und Musiker. Leider starb<br />

er 1988 im Alter von 28 Jahren. Seine<br />

Werke sind Millionen wert. Aber ihr<br />

könnt mit einem Basquiat auf einem<br />

Samsonite-Koffer durch die Welt<br />

gondeln. Das ist schon ziemlich cool.<br />

Ab 489 Euro.<br />

www.samsonite.de<br />

Wie die Relikte einer prähistorischen Zivilisation ragen die<br />

Tafelberge in den <strong>Winter</strong>himmel über der Sächsischen Schweiz.<br />

Die Sandsteinkolosse mit ihren verwitterten Gipfeln sind die<br />

Reste eines kreidezeitlichen Meeres, das vor über 100 Millionen<br />

Jahren die Region bedeckte. Diese merkwürdige Landschaft<br />

unweit von Dresden gehört zu den beliebtesten Wandergebieten<br />

Deutschlands. Geheimtipp: nicht im Sommer kommen. Am besten<br />

wandert es sich in der etwa 400 Quadratkilometer großen<br />

Nationalparkregion an den kälteren Tagen. Wilder, stiller und<br />

geheimnisvoller wird es nimmer. www.saechsische-schweiz.de<br />

7


takeaway<br />

ZEITLOS .<br />

Ist sie nicht schön? Ihr<br />

Name: Ludwig 33 noir. Es ist<br />

eine wunderbar zarte Uhr<br />

für das Damenhandgelenk.<br />

Und raffiniert ist sie obendrein<br />

mit ihren Zeigern in<br />

Gold. Gefertigt ist sie in der<br />

Tradition der kunst Glashütte. € 1.520<br />

Uhrmachernomos-glashuette.com.<br />

Unser kleiner Geheimtipp für schlaflose Nächte<br />

dank Zeitzonenwechsel. Leaf Nutrition hat wirksame<br />

Pillen, die helfen. Der Name: Passion Sleep.<br />

Das Gute: keine Chemie. Leaf setzt auf Natur.<br />

Deshalb sind die Inhaltsstoffe Passionsblume,<br />

Baldrian und L-Tryptophan die beruhigenden<br />

Begleiter für die Nacht. www.leafnutrition.de<br />

FOTOGEN.<br />

GEGEN JETLAG.<br />

Für alle, die das kreative Potenzial der Handykamera<br />

ausschöpfen möchten, ist dieser clevere<br />

Ratgeber »Smart Photos« von Jo Bradford Sinn<br />

sinnvoll. 52 praxiserprobte Projektideen laden<br />

dazu ein, sich Zeit für Kreativität zu nehmen und<br />

sich mit den verschiedenen Aspekten von guten<br />

Fotos zu beschäftigen. Denn oftmals wirken bestimmte<br />

Aufnahmetechniken kompliziert,<br />

werden in diesem Buch aber<br />

in einfachen Schritten<br />

erklärt. Von Light-Painting<br />

bis Collage, von<br />

Langzeitbelichtung bis<br />

Unterwasserfotografie.<br />

Jede Menge Likes sind<br />

garantiert. 144 S., € 18,<br />

erschienen bei Prestel.<br />

ROLLIG.<br />

TANZEN.<br />

ODER.<br />

TRÄUMEN.<br />

Rollergirls sind die Skateboarder des<br />

21. Jahrhunderts. Und weil die coolen<br />

Girls auch trendy Skates tragen wollen,<br />

gibt es jetzt eine Kooperation von<br />

Impala und Karl Lagerfeld. So haben<br />

die Rollschuhe – ja, richtig gelesen –<br />

ein ikonisches KL-Monogramm-Motiv<br />

in einem holografischen Druck, der<br />

mit schwarzer Hardware und schwarzen<br />

Glitzerrollen kombiniert ist. € 179.<br />

Stell dir vor, wie du an den felsigen Ufern<br />

der Pazifikküste auf das Wasser blickst<br />

und die Wellen unter dir an die Steine<br />

schlagen. Dabei hilft dir der entspannende<br />

Podcast von Destination Canada.<br />

Wie das? Aufdrehen oder runterkommen<br />

– und so die zwei Seiten Kanadas<br />

entdecken. Hörer können entweder mit<br />

Natursounds und meditativen Entdeckungstouren<br />

in die Weite und Stille der<br />

Natur Kanadas eintauchen oder per<br />

Klick auf verschiedene Playlists die Vibes<br />

der Metropolen spüren. Gewählt werden<br />

kann auf der Spotify-Microsite zwischen<br />

den beiden Optionen »Turn it up« und<br />

»Take a breath« und den dazugehörigen<br />

Podcasts und Playlists. Kanadische<br />

Musikjournalisten haben Playlists mit den<br />

Songs und Sounds der Städte Vancouver,<br />

Calgary, Toronto und Montréal zusammengestellt.<br />

Der Bereich »Take a breath«<br />

ist eine meditative und ruhige Audioreise<br />

durch Kanadas prächtige Natur. Man<br />

muss übrigens kein Spotify-Abo haben,<br />

um das zweitgrößte Land der Welt auf<br />

die Ohren zu bekommen!<br />

www.canada.withspotify.com/de/<br />

Fotos: PR (4), carlesmedina<br />

Fotos:xxx<br />

winter/frühjahr 2023


KOLUMNE<br />

Unsere Kolumnistin Ala Zander<br />

hat nicht nur ein Gespür für neue<br />

Trends und It-Brands, sondern<br />

auch für die angesagtesten<br />

Hotspots. Wer immer am Puls der<br />

Zeit sein möchte, reist ihr einfach<br />

hinter. Beispielsweise in dieses<br />

neue Traumhotel in Griechenland.<br />

Ein Kosmos für sich. Danke fürs<br />

Finden, Ala!<br />

Wer meine Reise-Kolumnen regelmäßig liest oder mir gar<br />

auf Instagram folgt, der weiß: Ich liebe Griechenland.<br />

Guten Stil pflegt man dort seit der Antike und den ziehen<br />

die Griechen auch heute noch konsequent durch.<br />

Jede Menge guten Stil bietet auch das in diesem Sommer neu eröffnete<br />

Cosme Hotel auf der kleinen Kykladen-Insel Paros. Das griechische Hotellerie-Ehepaar<br />

Kalia und Antonis Eliopoulos können Luxus, so viel<br />

steht fest. Antonis war bereits als junger Mann visionär genug, um aus<br />

einem verfallenen Weingut auf Santorini das damals erste Fünf-Sterne-<br />

Hotel der heute so berühmten Insel zu machen.<br />

Mit dem vor einigen Jahren auf Paros eröffneten Parilio Hotel begann<br />

für das erfolgreiche Athener Unternehmerpaar die Eroberung<br />

des zauberhaften Inselchens, das bei Kykladen-Kennern schon lange<br />

als eine der schönsten Inseln überhaupt gilt.<br />

Mit der Fähre nur 30 Minuten vom Partywahnsinn auf Mykonos<br />

entfernt, findet auf Paros, Gott sei Dank, kein wirklich spannendes<br />

Nachtleben statt, und man genießt vor allem Natur, Kultur und das<br />

geniale Essen. Im Gegensatz zum mehrfach ausgezeichneten Design-<br />

Hotspot Parilio liegt das neue Cosme Hotel direkt am Strand, was auf<br />

Paros grundsätzlich eher selten der Fall ist. In einer kleinen, ruhigen<br />

Bucht gelegen, ist man dennoch nur einen kurzen Spaziergang vom<br />

malerischen Örtchen Naoussa entfernt, wo sich zahlreiche Restaurants<br />

und Shops befinden.<br />

Nomen est omen, denn irgendwie fühlt man sich im Cosme schnell<br />

wie auf einem anderen Stern. Da verwundert es nicht, dass es sogar<br />

eine kleine Sternwarte auf dem Hotelgelände gibt, wo man mit einem<br />

Teleskop den nächtlichen Sternenhimmel erkunden kann. Man muss<br />

das Hotel nicht verlassen, um rund um die Uhr beschäftigt zu sein:<br />

Es gibt ein professionell ausgestattetes Gym, ein elegantes Spa, einen<br />

Infinitypool, der einen davon abhält, an den Strand zu wollen, und ein<br />

vom griechischen Starkoch Yiannis Kioroglou geführtes Open-Air-Restaurant.<br />

Die 40 Suiten selbst sind allerdings so wunderschön eingerichtet,<br />

dass man auch diese am liebsten gar nicht mehr verlässt und<br />

sich der totalen Entspannung und Erholung hingibt. Keine Frage: Das<br />

neue Cosme Hotel ist ein Kosmos für sich und sich in diesem zu verlieren,<br />

kann ich nur wärmstens empfehlen.<br />

Fotos: George-Sfakianakis, George Fakaros/www.fakaros.com, Privat<br />

9


esskalation<br />

Wer weiß, wie man Skrei ausspricht, wird merken,<br />

dass die Überschrift keinen Sinn ergibt. Denn Skrei<br />

wird nicht wie der deutsche Schrei ausgesprochen,<br />

sondern eher wie das englische grey. Und – das<br />

ist auch wichtig zu wissen – der Skrei stirbt nicht<br />

aus. Der ist noch putzmunter unterwegs. Denn die<br />

norwegische Regierung achtet sehr darauf, dass der<br />

<strong>Winter</strong>kabeljau nicht überfischt wird. Dieser hat für<br />

die norwegische Küche eine immense Bedeutung.<br />

Und so findet man zwischen Privathaushalten und<br />

Gourmetrestaurants den Skrei auf dem Teller. Solltet<br />

ihr also in der passenden Jahreszeit dort sein, unbedingt<br />

probieren.<br />

DER LETZTESkrei<br />

10 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


GINvoll<br />

Fotos: PR (2), Max Kneefel, MEDIASHOZS, Max Burnett@Studio_M, hlphoto/Shutterstock.com, Lars Goran Qvarnstrom/Shutterstock.com<br />

EINE PORTION<br />

Kunst, bitte!<br />

Die CapitalKitchen in<br />

Amsterdam tischt ganz<br />

schön auf. Und zwar<br />

Kunst. Das bahnbrechende<br />

Design des neu eröffneten<br />

Restaurants wurde<br />

vom multitalentierten<br />

Künstler Maarten Spruyt<br />

entworfen. Er hatte freie<br />

Hand und durfte die Inneneinrichtung<br />

nach<br />

seinen eigenen Vorstellungen<br />

gestalten. Herausgekommen<br />

ist eine<br />

Kunstwelt zum Staunen.<br />

Ob man da noch auf sein<br />

Menü achten kann?<br />

www.capitalc.amsterdam/<br />

kitchen/<br />

STINKT UND knallt<br />

Können wir alle noch eine neue Gin-Kreation<br />

ertragen? Wenn sie von Mirabeau<br />

kommt, dann schon. Ob als Longdrink<br />

oder als Aperitif, der mehrfach ausgezeichnete<br />

Mirabeau Dry Gin ist der perfekte<br />

Cocktail-Partner für jede Jahreszeit.<br />

Der außergewöhnlich weiche, ausgewogene<br />

Gin wird mit Mirabeau Rosé sowie<br />

einer Reihe von der Côte d’Azur inspirierten<br />

Botanicals hergestellt – verfeinert<br />

mit einer exotischen Note. Zitronen und<br />

Koriander verleihen ihm die feine Zitrusfrische,<br />

Iriswurzeln und Engelwurz leicht<br />

blumige und erdige Noten, unterlegt mit<br />

den floralen Anklängen der nur sparsam<br />

zugesetzten Blüten von Rosen, Jasmin<br />

und Lavendel. Lorbeer, Thymian und<br />

Rosmarin vollenden die Aromapalette mit<br />

typisch provenzalischen Kräuternoten.<br />

Zugegeben, wir sind Fans von lokalen Bieren, gerne hergestellt in<br />

kleinen Brauereien. Das bringen wir gerne mit. Für die Verwandtschaft<br />

oder für Freunde oder auch mal für Redaktionskollegen.<br />

Nur dieses Bier hat für verblüffte Gesichter gesorgt. Der Name ist<br />

schuld: »Stinky Bay«. Dabei handelt es sich um ein India Pale Ale,<br />

das in der Stinky Bay Brewing Company gebraut wird und um<br />

Klassen besser schmeckt, als es der Name vermuten lässt. Für<br />

diesen stand übrigens eine zerklüftete Bucht an der nordwestlichen<br />

Spitze Jerseys Pate.<br />

DIE BESTE BARTENDERIN<br />

der Welt<br />

… kommt nicht aus New York. Auch nicht aus<br />

London. Nicht einmal aus Berlin. Ihre Wirkungsstätte<br />

ist die 360° Bar & Lounge im Vila Vita<br />

Marburg. Mit ihrem Cocktail »154 barmaids portrait«<br />

mixte sich Linh Nguyen an die Weltspitze.<br />

Die Marburgerin mit vietnamesischen Wurzeln<br />

überzeugte die Jury mit der richtigen Mischung<br />

aus dem Kirschbitterlikör Marendry, Rum sowie<br />

Sweet & Sour und setzte die trockenen Töne<br />

des Alkohols mit der exotischen Süße weiterer<br />

Zutaten und Goldglitter gekonnt in Szene. Wer<br />

probieren will, muss immerhin nicht um den<br />

halben Erdball fliegen. Glückwunsch!<br />

www.vilavitamarburg.de<br />

AUS DEM<br />

WASSER<br />

gefischt<br />

Seit ihrer Einführung<br />

2016 ist die Karaffe Fish<br />

& Fish von Paola Navone<br />

zu einem echten<br />

Bestseller geworden. Die<br />

Herings-Karaffe ist ein<br />

Hingucker in vier verschiedenen<br />

Farben. Vom<br />

belgischen Label Serax,<br />

pro Karaffe € 34<br />

winter/frühjahr 2023<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

11


kleine weltenbummler<br />

Hex, hex<br />

Einmal den Sprechenden Hut aufsetzen und gespannt<br />

warten, ob man ein Gryffindor, ein Slytherin, ein Hufflepuff<br />

oder ein Ravenclaw ist. Sich im Speisesaal von Hogwarts<br />

umschauen oder seine Quidditch-Fähigkeiten beim Werfen<br />

eines Quaffels ausprobieren. Fans der Bücher und Filme<br />

wissen genau, wovon die Rede ist: von Harry Potter. In<br />

Wien kann man ab Dezember <strong>2022</strong> in die Welt des Zauberlehrlings<br />

eintauchen. Die Harry-Potter-Ausstellung ist ein<br />

interaktives Erlebnis, das die legendären Szenen, Charaktere,<br />

Schauplätze und Tierwesen aus den Filmen zeigt. Tolle<br />

Requisiten, zauberhafte Kostüme und eine Magierwelt, die<br />

nicht nur Fans begeistert. www.harrypotter-ausstellung.at<br />

Spiel, Satz, Sieg<br />

Sportlich fröhlich, so können die Kleinen unterwegs sein. Der Rucksack<br />

Allan ist kompakt genug, damit jedes Kind ihn tragen kann, aber<br />

geräumig genug, um alle wichtigen Dinge zu verstauen. Damit es die<br />

Dinge für den Kindergarten oder das Spielzeug für den Wochenendtrip<br />

auch schön haben. Von Liewood, € 54.<br />

12 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


Du hast die<br />

Haare schön<br />

Entwirrt zerzauste Kinderhaare<br />

und ist vor allem Gold wert in<br />

der Mützenzeit: Das Leichtkämmspray<br />

von boep macht<br />

Kinderhaare auf ganz sanfte<br />

Weise zahm. Dürfen natürlich<br />

auch Erwachsene nutzen.<br />

150 ml, um € 15.<br />

Flosse an Flosse<br />

Hineinkuscheln und ins Land der Träume abtauchen! Wenn<br />

es doch immer so einfach wäre. Aber mit der hübschen türkisfarbenen<br />

Bettwäsche Blavingad von Ikea ist man nicht allein.<br />

Vielleicht hilft das Pinguinezählen? Davon sind jedenfalls<br />

jede Menge auf der Bettwäsche. Zwei Pinguine, vier Pinguine,<br />

sechs Pinguine .... Um € 15<br />

Fotos: PR (4), ALLEGRIA/Matthias Buchegger (2), NYC & Company<br />

Bestens vorbereitet auf den Österreich-Trip: Das Buch »Wundersame<br />

Welterbe« nimmt mit auf eine Reise durchs Nachbarland<br />

zu den zwölf Welterbestätte des Landes. So wandelt<br />

man mit Kaiserin Maria Theresia durch die Gärten von<br />

Schloss Schönbrunn und entdeckt mit Albert von Rothschild<br />

in den Buchenurwäldern seltene Tiere. Für kleine Fragekönige<br />

und Erwachsene, die auch nicht immer alles wissen können.<br />

Österreichische UNESCO-Kommission, Lukas Wieselberg und<br />

Stephanie Godec, Falter Verlag, 80 S., € 18,50<br />

Wildes New York<br />

Mit Kindern in New York unterwegs? Dann lohnt ein Abstecher<br />

in den Bronx Zoo, einen der größten Zoos der Welt. 1899<br />

eröffnet beherbergt er rund 4.000 Tiere und ist perfekt für<br />

Familien, die das hektische Manhattan ein paar Stunden hinter<br />

sich lassen möchten. Doch es gibt nicht nur wilde Tiere zum<br />

Bestaunen, sondern auch zum Streicheln. Im Streichelzoo<br />

spazieren Ziegen, Schafe und Faultiere umher. Außerdem kann<br />

man sich im Treetop Adventure, einem Kletterpark, austoben.<br />

winter/frühjahr 2023<br />

13


nachgelesen<br />

Zahlen – so heißt es ja immer – lügen nicht. Spannend also, wenn wir auf das statistische<br />

Werk des renommierten Datenjournalisten Tin Fischer schauen. Wer jetzt denkt, Spannung<br />

und Statistik sei ein Oxymoron, dem sei hiermit gesagt: keineswegs. Denn dank des wunderbar<br />

illustrierten Buches »Einer von Hundert wird 100« lernen wir etwas dazu, erweitern<br />

unseren Horizont und staunen nicht selten, auch über unsere eigene Sicht auf die Welt. So<br />

lernen wir, dass die meisten 10-Jährigen die Welt in Inseln zeichnen, sich die meisten Backpacker<br />

in Asien tummeln, aber dann schon in den Metropolen Europas (London, Paris und<br />

Amsterdam). Wir erfahren, dass die Besteigung des Mount Everest ein Midlife(Crisis)-Projekt<br />

ist und wo man in Europa am ältesten wird. Beispielsweise auf Korsika. Doch sollten wir nun<br />

den Eindruck erweckt haben, dass sich das Buch der Grafiken nur auf Reisen beschränkt.<br />

Mitnichten. Wir lernen auch, wann die Rushhour des Lebens ist, wie viele von uns Menschen<br />

mit dem gleichen Bildungsgrad heiraten und welche Lebensmittel als Tattoos am beliebtesten<br />

sind. Schaut doch mal? Hättet ihr etwa gedacht, dass doch einige Menschen eine Pizza<br />

auf der Haut tragen wollen?<br />

Einer von Hundert wird 100<br />

Erschienen bei Hoffmann und<br />

Campe im Oktober 2021, S. 208,<br />

€ 25, ISBN: 978-3-455-01069-5<br />

Häufigkeit von<br />

Tattoo-Fotos<br />

mit Essens-<br />

Hashtag auf<br />

Instgram<br />

DIE WELT<br />

IN ZAHLEN<br />

#pizzatattoo<br />

34 412<br />

#pineappletattoo<br />

34 099<br />

#coffeetattoo<br />

26 126<br />

#cupcaketattoo<br />

21 986<br />

14<br />

#cherrytattoo<br />

19 347<br />

#peachtattoo<br />

9 741<br />

#lemontattoo<br />

7 132<br />

#beertattoo<br />

13 088<br />

#strawberrytattoo<br />

9 166<br />

#sushitattoo<br />

6 160<br />

#candytattoo<br />

8 462<br />

#watermelontattoo<br />

4 161<br />

#bananatattoo<br />

11 803<br />

#tacotattoo<br />

3 858<br />

#icecreamtattoo<br />

11 035<br />

#avocadotattoo<br />

8 233<br />

#caketattoo<br />

3 354<br />

#appletattoo<br />

10 254<br />

#winetattoo<br />

7 200<br />

#kiwitattoo<br />

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Grafi k von Mario Mensch aus dem Buch »Einer von Hundert wird 100«, S. 86


AUTOREN<br />

Eisbären sind wirklich<br />

der Arktis<br />

die Könige<br />

Verena Wolff<br />

Martin Häußermann<br />

Martin ist gerne flott<br />

unterwegs – mit dem<br />

Fahrrad, dem Motorrad<br />

oder auch auf Ski. Ihn<br />

zieht es immer wieder in<br />

die Berge, gerade im <strong>Winter</strong>.<br />

Er liebt es, im eigenen<br />

Rhythmus durch den<br />

Schnee zu gleiten, und<br />

hat diese Fähigkeiten in<br />

den letzten vier Jahrzehnten<br />

an Hunderte Kinder<br />

und Jugendliche weitergegeben.<br />

Die Bretter, die<br />

für ihn die Welt bedeuten,<br />

schnallte er sich für diese<br />

Ausgabe gleich mehrfach<br />

unter und carvte über die<br />

schönsten Skihänge Kärntens,<br />

Vorarlbergs sowie<br />

Frankreichs.<br />

»Ich liebe den <strong>Winter</strong> und<br />

ich liebe den Skisport.<br />

Perfekt wird es, wenn<br />

das Basislager ein tolles<br />

Fünf-Sterne-Hotel ist, das<br />

von der Familie eines<br />

aktiven Weltcupfahrers<br />

betrieben wird. Außerdem<br />

konnte ich mir natürlich die<br />

Chance, mit ehemaligen<br />

Olympiasiegern die Piste<br />

runterzujagen, nicht entgehen<br />

lassen. Auch wenn man<br />

dafür manchmal sehr früh<br />

aufstehen muss.«<br />

Dr. Bianca Klement<br />

Bianca taucht gerne ab.<br />

Auch ohne Sauerstoff.<br />

Deswegen haben wir sie<br />

eine Geschichte über das<br />

Apnoetauchen schreiben<br />

lassen. Und uns gleich an<br />

den Kultfilm »Im Rausch<br />

der Tiefe« erinnert gefühlt.<br />

Bianca ist promovierte<br />

Kulturwissenschaftlerin<br />

und hat – Überraschung –<br />

ein großes Faible für das<br />

Meer, fremde Welten und<br />

die Natur.<br />

»Nirgendwo fühle ich mich<br />

so mit der Natur verbunden<br />

wie unter Wasser. Viele der<br />

schönsten und aufregendsten<br />

Orte befinden sich unter<br />

der Meeresoberfläche. Das<br />

Tauchen öffnet mir für einen<br />

kurzen Moment die Tür in<br />

diese faszinierende Welt<br />

und dafür bin ich jedes Mal<br />

dankbar.«<br />

Dr. Martin Wein<br />

Martin ist meinungsfest.<br />

Das liegt daran, dass sich<br />

der Doktor der Geschichte<br />

in zahlreichen Themen<br />

bestens auskennt.<br />

Umwelt, Energie und<br />

Gesellschaftsthemen sind<br />

darunter. Und eben die<br />

Reise. Gelernt hat er den<br />

Redakteursjob von der<br />

Pike auf in Wilhelmshaven<br />

an der Nordsee. Heute<br />

reist er wie ein Weltmeister<br />

um den Erdball. Gerne<br />

ist er auch in den kühleren<br />

Gefilden unterwegs.<br />

Deswegen hat er uns eine<br />

Geschichte aus Grönland<br />

mitgebracht.<br />

»Eisbären sind wirklich die<br />

Könige der Arktis. Wenn<br />

man auf einer Grönland-<br />

Reise eines begreift, dann<br />

dies: Wir müssen alles dafür<br />

tun, damit auch sie die<br />

Klimakrise überleben.«<br />

Andreas Dauerer<br />

Andreas ist eigentlich<br />

Künstler. Jedes seiner<br />

Bilder wirkt so, als hätte<br />

er sich stundenlang Gedanken<br />

darüber gemacht,<br />

wie genau dieser Winkel<br />

auf den Menschen wirken<br />

könnte. Und das lieben<br />

wir an ihm. Auch dass er<br />

anders denkt und anders<br />

schreibt, ist eine Wohltat<br />

fürs Magazin. Genormte<br />

Texte möchten wir nicht<br />

so gerne. Da favorisieren<br />

wir seinen verschnörkelten<br />

Stil, den er für uns<br />

über Madeira und Abu<br />

Dhabi Beweis gestellt hat.<br />

»In Madeira habe ich mich<br />

verliebt. Gemäßigte Temperaturen,<br />

eine ehrliche, raue<br />

Küste, schier unendlich<br />

viele Wanderwege und eine<br />

Küche, die jeden Tag eine<br />

andere Überraschung bereithält.<br />

Und in Abu Dhabi<br />

macht’s die Mischung: Die<br />

Emirate zeigen sich modern<br />

und aufgeschlossen, Hochkultur<br />

neben Badestränden,<br />

internationale Großveranstaltungen<br />

neben Adrenalinkicks<br />

– und eine begeisternde<br />

Wüstenlandschaft,<br />

die einen träumen lässt.«<br />

Fotos: privat<br />

Verena hat das Dutzend<br />

bald voll – das Dutzend<br />

Besuche im Yukon. Und<br />

trotz der zahlreichen<br />

Reisen – die meisten<br />

davon im <strong>Winter</strong> – hat<br />

das Territorium im hohen<br />

Norden Kanadas für sie<br />

nichts von seiner Faszination<br />

verloren. Eine Wüste<br />

gibt es da und Eisstraßen,<br />

Nordlichter und Mitternachtssonne.<br />

Und, sehr<br />

verstreut im Territorium,<br />

echte Typen. Wie Terry<br />

Lee, der im Saloon in<br />

Dawson City einen Drink<br />

mit einem echten, abgestorbenen<br />

Zeh serviert.<br />

»Wer den <strong>Winter</strong> im Yukon<br />

erleben möchte, aber keine<br />

Lust auf 50 Grad minus hat,<br />

sollte im Frühjahr hinfahren.<br />

Dann ist noch alles tiefgefroren<br />

und verschneit, aber<br />

die Tage sind nicht mehr so<br />

eisig – und deutlich länger<br />

als im tiefsten <strong>Winter</strong>. Und:<br />

Der Zeh ist gar nicht so<br />

schlimm. Fühlt sich an wie<br />

ein Stück Treibholz.«<br />

Instagram @verenawolff<br />

winter/frühjahr 2023<br />

Insta @martinunterwegs<br />

Instagram @seamorenature<br />

Instagram @andreasdauerer<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

15


städtetipp<br />

PALMA DE MALLORCA<br />

MALLORCAS HAUPTSTADT IST LÄSSIGER, ALS SO MANCHER VERMUTEN<br />

WÜRDE. WIR EMPFEHLEN DRINGEND, SICH MEHR ANZUSEHEN ALS DIE<br />

KATHEDRALE VON AUSSEN. HIER KOMMEN UNSERE TIPPS.<br />

HOCH HINAUS<br />

Seit Mai darf man wieder hoch. Gemeint ist die Dachterrasse der Kathedrale La Seu. Warum sollte<br />

man die mehr als 200 Stufen hochkraxeln? Weil die Aussicht schon wunderbar ist. Der Blick fällt je<br />

nach Aussichtspunkt auf Stadt, Hafen oder Bucht. Im Sommer empfiehlt es sich, nicht die Mittagszeit<br />

zu wählen, denn Schatten sucht man dort oben vergebens. Jede halbe Stunde können 100 Menschen<br />

eine Karte zum Besichtigen erwerben. 20 Euro kostet ein Ticket für Erwachsene.<br />

16 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


Wow<br />

Mural-Heaven – das ist die 2B Art Gallery im Herzen<br />

Palmas. Moderne Kunst aus dem Jetzt wird hier<br />

angeboten. Inspirierende Arbeiten von den größten<br />

Namen der Street-Art-Szene: Nick Walker, Buff<br />

Monster, Ben Eine, The London Police, Dotmaster,<br />

El Pez, Dadara, SheOne, Lucy Sparrow, Nerone und<br />

viele mehr. Zusätzlich werden auch noch sogenannte<br />

Art Toys verkauft. Echte Hingucker, worüber<br />

sich die Geister scheiden.<br />

Tut-tut<br />

Ein wunderbarer Tagesausflug mit einem nostalgischen Gefährt.<br />

Wir empfehlen, mit der historischen Schmalspurbahn »Roter<br />

Blitz« von Palma nach Sóller zu tuckern. Dann dort im Städtchen<br />

inmitten des Tramuntana-Gebirges flanieren und wieder den<br />

Zug zurück nehmen. Herrlich entschleunigend.<br />

Hi Hipster<br />

Santa Catalina ist das Hipsterviertel in Palma.<br />

Hier befindet sich neben den trendigen Bars,<br />

den innovativsten Restaurants und echt coolen<br />

Shops noch die traditionelle Markthalle, die<br />

durchaus auch zum Schlendern einlädt. Denn<br />

der ein oder andere gute inseleigene Vino wird<br />

hier ebenfalls ausgeschenkt.<br />

Fotos: Jennifer Latuperisa-Andresen (3), Art<br />

Sanchez, Toa Heftiba<br />

GESUNDER HAPPEN<br />

Am Abend begeistert das Botànic Restaurant im Hotel Can<br />

Bordoy zum einen durch sein bezauberndes Interieur und zum<br />

anderen durch sein großartiges Kulinarik-Konzept: der Plant<br />

Forward Kitchen. Gemüse und Grünes werden ins Rampenlicht<br />

gerückt. Verwendet werden ausschließlich Bio-Produkte aus<br />

lokalem und regionalem Anbau. Und schön ist es dort obendrein.<br />

Kaiseki<br />

winter/frühjahr 2023<br />

17


events<br />

2023 wird ein aufregendes Jahr. Indien wird höchstwahrscheinlich<br />

China als bevölkerungsreichstes Land überholen. Die Fußball-WM<br />

der Frauen findet im Sommer in Australien und Neuseeland statt<br />

und die Bundesgartenschau in Mannheim. Was es sonst noch Tolles<br />

gibt, findet ihr hier …<br />

MAGIE DER HÖHE.<br />

2023 feiert Wien ein besonders lebenslustiges<br />

Jubiläum. Vor 150 Jahren fand in der österreichischen<br />

Hauptstadt die Weltausstellung statt. Sie brachte<br />

der Stadt die Rotunde am Prater, eine Kunsthalle, die<br />

Wasserversorgung und zahlreiche Luxushotels. Das<br />

ganze Jahr über feiert Wien das Jubiläum mit Festen,<br />

Ausstellungen und Konzerten. www.wien.info<br />

MAGIE DER TÖNE.<br />

Soll es das nun wirklich<br />

gewesen sein? Sir Elton<br />

John verabschiedet sich<br />

von der Bühne. Die »Farewell<br />

Yellow Brick Road Tour«<br />

soll die wirklich letzte seiner<br />

fast 60-jährigen Bühnenkarriere<br />

sein. Im Mai sagt<br />

der Rocket Man noch<br />

einmal leise »farewell« – in<br />

Hamburg, Berlin und Köln.<br />

Bunte Sonnenbrillen und<br />

glitzernde Sakkos inklusive.<br />

www.eventim.de<br />

MAGIE DER FARBEN.<br />

Sein Gemälde »Der Schrei«<br />

ist weltbekannt. Weniger<br />

bekannt dürfte sein, dass der<br />

norwegische Maler Edvard<br />

Munch Berlin als seine zweite<br />

Heimat bezeichnete. Das mag<br />

auch daran liegen, dass sich<br />

die deutsche Hauptstadt zum<br />

Ende des 19. Jahrhunderts für<br />

alles begeisterte, was irgendwie<br />

nordisch war. Der Maler<br />

freute sich über die Aufmerksamkeit<br />

für seine Werke so<br />

sehr, dass er 15 Jahre lang, bis<br />

1907, immer wieder für längere<br />

Zeit in Berlin lebte. Die Ausstellung<br />

»Magic of the North –<br />

Edvard Munch in Berlin« zeigt<br />

ab dem 15. September 2023<br />

(Berlinische Galerie) rund 80<br />

Werke, Gemälde, Drucke und<br />

Fotografien des Norwegers.<br />

www.berlinischegalerie.de<br />

Fotos: Martin Dworschak/Shutterstock.com, German Vizulis/Shutterstock,com, katatonia82/Shutterstock.com<br />

18<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


da wollen wir hin<br />

7 PINES RESORT Sardinien<br />

Im Nordosten Sardiniens in der Baia Sardinia, unweit der berühmten Costa Smeralda,<br />

hat dieses Jahr das neue 7 Pines Resort eröffnet. Ganz schön grün ist es hier: Das 76<br />

Zimmer große Luxusresort ist umgeben von 15 Hektar Küsten- und Naturschutzgebiet.<br />

Bei der Innenausstattung wurde sehr darauf geachtet, dass die Insel sich in der Architektur<br />

sowie in den verwendeten Materialien und Stoffen wiederfindet. Beispielsweise<br />

wurde das hier typische Wacholderholz eingesetzt. Und auch bei den Aktivitäten wird<br />

es aufregend. Wie klingt eine Inselerkundung im Ferrari 488 Spider? Oder ein Törn mit<br />

dem Oldtimer-Segelboot? Es klingt nicht nur nach einem traumhaften Urlaub. Und unbedingt<br />

einkehren sollte man in den lässigen Cone Club.<br />

Ab € 400 pro Nacht fürs Zimmer, u. a. buchbar über die Website des 7 Pines Resort<br />

Sardinia. www.7pines.com/de/sardinia<br />

Fotos: PR (2)<br />

winter/frühjahr 2023<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

19


ÜBERALL DORT, WO ES PODCASTS GIBT<br />

HOTEL DER WOCHE<br />

HOTEL DER WOCHE<br />

northernterritory.com/de


VORFREUDE<br />

Drei Tipps, die einem den Atem rauben. Auf verschiedenste Art<br />

und Weise. Ob dem Himmel so nah auf Island, im unterirdischen<br />

Labyrinth der längsten Höhle der Welt in Kentucky oder beim<br />

Hengstauftrieb im Brixental. Wir freuen uns auf das Reisejahr 2023.<br />

AUS HEITEREM HIMMEL<br />

Bei einem Roadtrip rund um Island lassen viele die<br />

Westfjorde links liegen – dabei findet sich hier eine der<br />

wildesten und zerklüftetsten Regionen des Landes! Steile<br />

Klippen fallen senkrecht ins Meer, Nebel umhüllt die<br />

schneebedeckten Gipfel. Ohne Frage: Die eindrucksvolle<br />

Natur ist hier das Highlight. Und damit man diese auf<br />

noch spektakulärere Art erleben kann, hat seit September<br />

<strong>2022</strong> eine Stahlplattform am Rand des 638 Meter hohen<br />

Bolafjall-Berges eröffnet, die einen geradewegs in die<br />

unwirkliche Szenerie über dem Fjordsystem Ísafjarðardjúp<br />

hineinspazieren lässt. Von hier reicht der Blick hinüber<br />

nach Hornstrandir, zur wohl legendärsten und unberührtesten<br />

Halbinsel Islands. www.westfjords.is/en<br />

Foto: Bolungarvik/Visit Westfjords<br />

winter/frühjahr 2023<br />

21


22<br />

winter/frühjahr 2023


VORFREUDE | Mammoth Cave Nationalpark, Kentucky<br />

LICHT INS DUNKLE<br />

Das längste Höhlesystem der Welt liegt im Herzen von Kentucky. Mit einer Länge von mehr<br />

als 675 Kilometern trägt die »Mammut-Höhle« ihren Namen völlig zu Recht. Sie zählt zum<br />

Unesco-Weltnaturerbe und wurde 1990 zudem zum Biosphärenreservat erklärt. Im Mammoth<br />

Cave National Park in den USA liegen noch einige weitere gigantische Höhlen und noch heute<br />

werden hier spektakuläre Entdeckungen gemacht. Am besten erschließt man sich man sich die<br />

Mammoth Cave bei einer geführten Tour mit einem Park-Ranger. Von einer einstündigen<br />

Wanderung durch die beleuchteten Gänge und Hallen hin zu sechsstündigen, abenteuerlichen<br />

Touren bis in die letzten unbeleuchteten Winkel der Höhle kann man hier aus einem Dutzend<br />

Angeboten wählen. Zu hören gibt’s allerhand Spannendes über die Geschichte, denn schon vor<br />

6.000 Jahren lebten Ureinwohner in dem Höhlensystem und hinterließen wichtige Artefakte.<br />

www.nps.gov/maca/<br />

Foto: Ko Zatu/Shutterstock.com<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

23


VORFREUDE | Hengstauftrieb, Brixental<br />

24<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


ZÄHNE ZEIGEN<br />

Bevor sie den Sommer in Freiheit auf der Alm genießen dürfen, heißt es, ihren Platz in der Gruppe zu<br />

finden. Und das ist ein imposantes Spektakel, bei dem es den Zuschauern schon einmal angst und<br />

bange werden kann. Beim Hengstauftrieb im Brixental liegt Spannung in der Luft, wenn die Kraftpakete<br />

aufeinandertreffen und in Rangkämpfen die Position des Leithengstes austragen. Erst wenn jeder seine<br />

Position in der Gruppe ausgemacht hat, dürfen sie raus aus dem Gatter und rein in die Freiheit. 2023<br />

wird der Tiroler Noriker Hengstauftrieb auf der Stallbachkaralm in Aschau am 11. Juni stattfinden.<br />

Ein wirklich beeindruckendes Schauspiel der Tierwelt! www.brixental.com<br />

Foto: Mathäus Gartner<br />

winter/frühjahr 2023<br />

25


nachgefragt<br />

Wie sind deine Urlaubskindheitserinnerungen?<br />

Petra Nienhaus, verantwortlich für die Pressearbeit<br />

eines Jugend- und Familiendiensts<br />

»Früher als Kind bin ich mit meinen Eltern zehn Jahre<br />

hintereinander in den Sommerferien ins Sauerland<br />

in eine Ferienwohnung nach Bad Berleburg gefahren.<br />

Damals fand ich das langweilig. Meine Freundinnen<br />

sind mit ihren Familien nach Italien oder Spanien gefahren.<br />

Mittlerweile, ich bin jetzt 51 Jahre alt, sehe ich<br />

das anders. Ich habe jeden Morgen mit meinem Vater<br />

eine kleine Wanderung in der Umgebung gemacht.<br />

Die Gespräche von damals möchte ich nicht missen.<br />

Nachmittags sind wir dann mit der ganzen Familie in<br />

die Städte gefahren. Mit dem Wissen von heute (und<br />

der Altersweisheit) erinnere ich mich total gerne an<br />

diese Urlaube im Sauerland.«<br />

Anika Spangenberg, Unternehmerin<br />

»Meine schönsten Reisen mit meinen Eltern und meinem<br />

kleinen Bruder waren die Sommer in Fort Lauderdale<br />

in Florida. Das Hotel damals, Lago Mar, hat das<br />

Flair von großer, weiter Welt verkörpert und mich sehr<br />

beeindruckt. Von dem riesengroßen Aquarium in der<br />

Lobby bis hin zu den superflauschigen Teppichen in den<br />

Zimmern und dem ganzen unverwechselbaren Miami-Style.<br />

Wir haben ein paar Tage am Strand verbracht,<br />

haben ein Boot gemietet, waren auf den Florida Keys, in<br />

den Sümpfen und auch in den großen Shoppingmalls.<br />

Und natürlich in Disney World. Meine Eltern haben uns<br />

schon früh gezeigt, dass die Welt groß ist und es viel zu<br />

entdecken gibt.«<br />

Marcus Lockau, Freelancer im Online-Marketing<br />

»Ich habe als Kind nicht so viele Reisen gemacht. Wir<br />

haben die Landesgrenzen eigentlich niemals verlassen.<br />

Meine intensivste Erinnerung ist wohl, wie wir<br />

schwitzend im Auto mit heruntergelassenen Fenstern<br />

Richtung Idar-Oberstein gefahren sind und dort<br />

die Edelsteine bewundert haben. Und wie mich der<br />

Ort beeindruckt hat, so als Ruhrpottkind. Heute noch<br />

habe ich die Kirche vor Augen, diese Felsenkirche, die<br />

aus diesem Massiv hervorlugt. Dann haben wir ausgiebige<br />

Wanderungen gemacht. Haben unsere Knifte dort<br />

gegessen und sind schwimmen gegangen. Das sind<br />

warme Erinnerungen, die ich heute noch, Jahrzehnte<br />

später, vor Augen habe.«<br />

Franziska Lenz, Scrum-Masterin<br />

»Meine schönste Urlaubserinnerung ging für mich<br />

nach Samoa. Die Heimat meiner Mutter. Ich muss<br />

damals etwa fünf Jahre alt gewesen sein. Das erste<br />

Zusammentreffen mit unserer Großfamilie in einer<br />

völlig fremden Kultur war das Aufregendste, was bis<br />

dahin in meinem kurzen Leben passiert ist. Plötzlich<br />

mit zwölf Cousinen und Cousins an menschenleeren<br />

Stränden zu spielen und blaue Seesterne zu sammeln,<br />

und zu lernen, wie man an Palmen hochklettert. Wenn<br />

der Alltag dort mit Kokosnüssen und Papaya zum<br />

Frühstück startet und so ganz anders abläuft als im<br />

gewohnten Deutschland, sorgt das für ein neues, offeneres<br />

Weltbild und hat den Keim für meine Reisebegeisterung<br />

gesetzt.«<br />

Samoa<br />

Sauerland<br />

Florida<br />

26<br />

Idar-Oberstein<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> herbst <strong>2022</strong><br />

Fotos: Privat (4), Thomay Kelley; Michael Pechardo,<br />

Evgeni Tcherkassi,Shutterstock.com/Daniel Koglin


WASSER<br />

SEGELREVIER<br />

Das Schöne am Segeln ist einfach das Segeln an sich. Wenn sich Wind<br />

und Wellen mit dem Gefühl von Freiheit, Abenteuer und Erholung<br />

mischen und man Teil der Natur wird. In kaum einem anderen Land geht<br />

das so gut wie in den beliebten Segelrevieren Kroatiens: Istrien, Kvarner,<br />

Dalmatien. Wenn sich dazu noch Kultur und Genuss mit Speis und Trank<br />

vereinen, ist man in Kroatien bestens angekommen. Unser Favoritenrevier:<br />

Der Archipel des Nationalparks Kornati umfasst insgesamt<br />

89 Inseln und Riffe. Ein Traum. Ehrlich. www.croatia.hr/de-DE<br />

SCHLAG AUF<br />

SCHLAG<br />

Wer paddelt, sieht die Welt aus<br />

einer ganz anderen Perspektive.<br />

Große, begradigte Flüsse sind<br />

meist stinklangweilig, kleinere<br />

hingegen, die sich quer durch<br />

die Natur winden, können große<br />

Abenteuer versprechen. Wenn<br />

das Wasser unterm Po rau wird,<br />

dann sind Olaf Obsommer und<br />

Norbert Blank, passionierte<br />

Paddler und Profi fotografen,<br />

in ihrem Element. Der Bildband<br />

»The World of Kayak«<br />

erzählt von einfachen Touren<br />

über wilde Expeditionen. Von<br />

Wildwasser bis Seekajak, von<br />

Kajak über Kanadier bis hin zu<br />

den Ursprüngen des Kajakfahrens<br />

bei den Inuit in Grönland.<br />

Am Ende habt ihr die Qual der<br />

Wahl, aus 60 Kajakdestinationen<br />

weltweit auszusuchen, um sie<br />

dann enthusiastisch nachzupaddeln.<br />

Erschienen bei Bruckmann,<br />

224 Seiten, € 39,99.<br />

300 Meter vom Lister Strand entfernt stehen im Wattenmeer seltsame<br />

Gebilde, sie sehen aus wie kleine Tische. »Dort ziehen wir unsere<br />

Austern, die Sylter Royal, bis zur Konsumreife heran«, erklärt<br />

Christoffer Bohlig von Dittmeyer’s Austern-Compagnie, »…in der<br />

Regel haben sie dann ein Gewicht von 80 bis 100 Gramm.« Im Lister<br />

Restaurant des Unternehmens kann man sie probieren – pur oder<br />

variantenreich zubereitet. Zum Beispiel überbacken mit Kräuterbutter,<br />

Pernodbutter oder Champagnerkraut. Und wer Lust hat, kann sogar<br />

eine Führung zu den Austernfeldern buchen. Allerdings nicht im<br />

Januar oder Februar, da überwintern die Meeresfrüchte in einer Halle.<br />

www.sylter-royal.de<br />

Hallo Auster!<br />

Fotos: PR, xbrchx/Shutterstock.com, Sylter Royal<br />

winter/frühjahr 2023<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

27


text<br />

BBianca Klement<br />

APNOE<br />

TAUCH DICH<br />

GLÜCKLICH<br />

»FREITAUCHEN MACHT GLÜCKLICH – MIT NUR EINEM ATEMZUG«,<br />

SO SCHWÄRMTE EINST NATALIA MOLCHANOVA. DIE RUSSIN WAR DIE<br />

ERSTE FRAU, DIE OHNE ATEMHILFE TIEFER ALS 100 METER GETAUCHT<br />

IST. APNOE, SO WIE DER SPORT HÄUFIG BEZEICHNET WIRD, IST DIE<br />

KUNST, SO LANGE, SO WEIT ODER SO TIEF WIE MÖGLICH MIT NUR<br />

EINEM ATEMZUG UNTER WASSER ZU BLEIBEN – OHNE TAUCHFLASCHE.<br />

ALLES, WAS BENÖTIGT WIRD, SIND MASKE UND FLOSSEN, UND AUCH<br />

DIE SIND NICHT UNBEDINGT ERFORDERLICH.<br />

28<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> winter/frühjahr 2023


WASSER | Freitauchen<br />

Für Menschen, die das Reisen lieben, ist Apnoe eine Möglichkeit,<br />

ein vollkommen fremdes Terrain zu erkunden: die Unterwasserwelt.<br />

Bei keinem anderen Sport kommen Meeresbewohner so nah an die<br />

Taucherbrille. Denn beim Freitauchen werden keine störenden Blasen<br />

verursacht und auch kein Lärm. Wer sich dem Sport hingibt, wird Teil<br />

des Ozeans. Unaufgeregt können Korallen beobachtet werden. Wer<br />

genauer hinsieht, erspäht, wie orangefarbene Clownfische zwischen<br />

Anemonen hindurchhuschen, oder kann die lila-blauen Lippen von<br />

Riesenmuscheln aus nächster Nähe ansehen.<br />

Tiefer – weiter – länger<br />

Es gibt viele Gründe, Freitauchen einmal auszuprobieren: Man bekommt<br />

ein besseres Körpergefühl, muss keine kiloschwere Ausrüstung<br />

mit sich rumschleppen und kann sich lautlos unter Wasser bewegen.<br />

Freitauchen eignet sich für jeden. Es ist egal, ob du 17 oder 70<br />

Jahre alt bist, ob du ein Sportcrack bist oder eher eine Couch-Potato.<br />

Mit einem erfahrenen Coach an der Seite lässt sich der Sport binnen<br />

kurzer Zeit lernen. Die Zeit, in der du deinen Atem anhalten kannst,<br />

lässt sich schneller als vermutet verdoppeln oder sogar verdreifachen.<br />

Solange man einige wichtige Grundregeln beachtet, ist Freitauchen<br />

ein sicherer Freizeitspaß. Dennoch gilt Apnoe als Extremsport<br />

und die Rekorde, die in der aktiven Wettbewerbsszene aufgestellt<br />

werden, sind in der Tat atemberaubend. Bei Meisterschaften gibt es<br />

Disziplinen mit oder ohne Flossen, mit Gewichten, im Pool oder im<br />

Freiwasser. Alexey Moltschanow, Sohn der Apnoe-Legende Natalia<br />

Moltschanowa, hält mit 130 Metern den Weltrekord im Tieftauchen<br />

mit konstantem Gewicht (CWT). Alenka Artnik schafft es mit einem<br />

Atemzug in eine Tiefe von 122 Metern. Und der Rekord in Statik, also<br />

nach einem Atemzug so lange wie möglich die Luft anzuhalten, liegt<br />

momentan bei unglaublichen elf Minuten und 54 Sekunden.<br />

Doch für viele Taucher geht es nicht um Rekorde, sondern darum,<br />

im Wasser zu sein, die Natur zu erforschen und sich selbst besser<br />

kennenzulernen. Denn Apnoe ist nicht nur ein physischer Sport,<br />

sondern eine Symbiose aus körperlichem und mentalem Training.<br />

Mit einem Atemzug 20, 60 oder 100 Meter tief zu tauchen oder<br />

minutenlang, ohne zu atmen, unter der Wasseroberfläche zu verweilen,<br />

gelingt nur dann, wenn Körper und Geist im Einklang sind.<br />

29


»MAN SOLLTE IMMER MIT.<br />

POSITIVEN.GEDANKEN ABTAUCHEN«,.<br />

SAGT ADAM STERN..<br />

Beim Apnoe gilt es, mentale Barrieren zu überwinden und Selbstvertrauen<br />

zu gewinnen. Wer öfter abtaucht und intensiver trainiert, bekommt<br />

eine höhere CO 2<br />

-Toleranz. Denn tatsächlich ist es nicht der<br />

Sauerstoffmangel, der den Reiz, zu atmen, ausmacht, sondern der<br />

steigende Kohlenstoffdioxidgehalt im Blut. Der Fortschritt kommt<br />

von ganz alleine. Man darf nichts erzwingen, denn Druck und Stress<br />

jeglicher Art sorgen für Anspannung, und die ist kontraproduktiv.<br />

Vielleicht ist der Sport deshalb gerade bei Menschen beliebt, die einen<br />

stressigen Alltag haben. Beim Apnoe lernt man, Geduld zu üben, und<br />

lässt sich bewusst auf das Jetzt ein. Training bedeutet auch, gezielt zu<br />

entspannen und loszulassen.<br />

Apnoe ist eine mentale Herausforderung<br />

Egal ob Wettbewerb oder Spaßtauchen, im Vordergrund steht das<br />

Wohlbefinden. »Jeder Tauchgang, den man macht, sollte sich gut anfühlen«,<br />

sagt Adam Stern. Adam ist mehrfacher australischer Rekord-<br />

30<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


WASSER | Freitauchen<br />

Fotos: Willyam Bradberry/Shutterstock.com, Alex Stemmers/Shutterstock.com, Dudarev Mikhail/Shutterstock.com, Adam Stern, KK-Foto/Shutterstock.com,<br />

Hoang Trung Hon/Shutterstock.com, Sorapop Udomsri/Shutterstock.com<br />

halter und gehört zu den wenigen Top-Athleten, die mit einem Atemzug<br />

tiefer als 100 Meter tauchen können. Er weiß, dass eine positive<br />

Einstellung die wichtigste Basis ist. Adam ist in der Szene so etwas<br />

wie ein Popstar. Mit seinen YouTube-Videos hat er bereits Tausende<br />

für die Philosophie und Techniken des Freitauchens begeistert. Regelmäßig<br />

organisiert er an den schönsten Tauchspots der Welt seine<br />

Deep Weeks – internationale Freitauchevents, bei denen Apnoe-<br />

Novizen mit Superstars der Szene wie Alexey Molchanov oder William<br />

Trubridge gemeinsam trainieren und von Profis lernen können. »Man<br />

sollte immer mit positiven Gedanken abtauchen«, sagt Adam. Denn<br />

je relaxter man ist, desto weniger Energie wird verbrannt und desto<br />

länger kann man unter Wasser bleiben. Leistungsdruck, Ängste, Sorgen<br />

und Hektik sorgen für Stress und im schlimmsten Fall negative<br />

Gedanken. Die Muskeln spannen sich an, der Kopf rattert und man<br />

verbrennt mehr Sauerstoff.<br />

Wasser ist unser Element<br />

Wasser ist für uns Menschen kein fremdes Element – immerhin bestehen<br />

unsere Körper bis zu 80 Prozent aus dem kühlen Nass. Sobald du<br />

eintauchst und das kalte Wasser über das Gesicht streicht, verändert<br />

sich deine Wahrnehmung, und Ur-Instinkte werden geweckt. Genau<br />

wie bei Delfinen, Walen oder Robben sorgt der aktivierte Tauchreflex<br />

dafür, dass sich Herzschlag und Stoffwechsel verlangsamen. Je häufiger<br />

du tauchst, desto besser gewöhnt sich dein Körper daran, sich mit<br />

dem Atemreiz zu arrangieren. Mit jedem Meter und jeder Sekunde,<br />

die man länger durchhält, gewinnt man an Selbstvertrauen und Sicherheit.<br />

Das Schönste am Freitauchen ist, dass man es überall dort, wo<br />

Wasser ist, ausüben kann. Als Hotspots gelten Dahab, Kaş oder Bali.<br />

Doch niemand muss in die Ferne <strong>reisen</strong>, um Freitauchen zu lernen. In<br />

ganz Deutschland gibt es zahlreiche Tauchschulen, die Apnoe-Kurse<br />

anbieten. In heimischen Seen oder im Pool können Atemtechniken<br />

erlernt werden oder wie man sich schneller entspannt und wie man<br />

sich effizient im Wasser bewegt. Auch der VDST, der Verband Deutscher<br />

Sporttaucher, informiert und bildet in heimischen Gewässern<br />

nach höchsten Sicherheitsstandards aus.<br />

INFO<br />

Informationen gibt’s unter:<br />

www.vdst.de<br />

Informationen rund ums Freitauchen<br />

und zu den Deep Weeks<br />

von Adam Stern findest du unter:<br />

www.freedivingfamily.com<br />

winter/frühjahr 2023<br />

31


text<br />

BMartin Wein<br />

EISBÄREN<br />

VORAUS<br />

EINE EXPEDITIONSKREUZFAHRT AUF DER »VEGA« NACH OSTGRÖNLAND.<br />

HAT NICHT NUR IHRE GANZ EIGENEN REIZE, SONDERN LÄUFT AUCH NACH.<br />

BESONDEREN PLÄNEN. DENN IM GRÖSSTEN FJORDSYSTEM DER WELT MÜSSEN.<br />

BESUCHER ERST DIE EISBÄREN FRAGEN, BEVOR SIE AN LAND GEHEN..<br />

32<br />

winter/frühjahr 2023


WASSER | Grönland<br />

Doppelt schön! Auf einer Kreuzfahrt auf der Vega nach<br />

Ostgrönland stehlen sich die eisige Landschaft und die<br />

Eisbären gegenseitig die Show.<br />

»See, what others don’t« – in Ittoqqortoormiit hat das etwas schadenfroh<br />

klingende Motto des neuen Kreuzfahrtanbieters »Swan Hellenic«<br />

auf jeden Fall seine Berechtigung. 485 Kilometer ist der werftneue<br />

Polarkreuzer »SH Vega« vom Dörfchen Bolungarvík in den bereits<br />

reichlich abgelegenen isländischen Westfjorden über die kabbelige Dänemarkstraße<br />

hierher an Grönlands Ostküste geschaukelt. Die nächste<br />

Siedlung auf der größten Insel der Welt selbst liegt 780 Kilometer<br />

entfernt im Süden. Dazwischen türmen sich 3.000 Meter hohe Berge.<br />

Kaum ein Ort liegt weiter entfernt von anderen Menschen als Ittoqqortoormiit.<br />

Nur zwei bis drei Monate im Jahr – von Juli bis September – ist<br />

die Stadt vom Wasser aus erreichbar. Zu allen anderen Zeiten versperrt<br />

Treibeis den Zugang. In diesem engen Zeitfenster kommen zwei<br />

Versorgungsschiffe mit achschub für den örtlichen Supermarkt und<br />

einige kleine Kreuzfahrtschiffe wie die »Vega. ine Pier oder einen<br />

Ponton gibt es in Ittoqqortoormiit nicht. Angelandet werden Waren<br />

und Besucher in schwarzen Schlauchbooten an einen Kiesstrand. Für<br />

Mette Barselajsen sind es hektische Stunden. In der kleinen Touristinfo<br />

in einem roten Holzhaus in der Nähe des Supermarktes verkauft die<br />

Grönländerin im selbst gestrickten Wollpullover Postkarten, bestickte<br />

Tücher und weiße Robbenbabys aus Plüsch. Vor der Tür probieren<br />

Mutige marinierten Moschusochsen.<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

33


che. Mit dem Helikopter von Air Greenland könne man zum winzigen<br />

Flugplatz Constable Point und von dort per Flugzeug sogar in Urlaub<br />

fliegen, erzählt sie. Aber die Flugpreise sind nach der Pandemie auch<br />

in der Arktis in die Höhe geschossen. achdem ihr hemann <br />

von einem Ausflug in die unwirtliche mgebung nicht zurückkehrte,<br />

sucht Ruth nun ein neues Zuhause. Und damit ist sie nicht allein.<br />

Denn ausgerechnet die wärmeren Temperaturen infolge der Klimakrise<br />

machen das Leben in Ittoqqortoormiit zunehmend unbequem. Das<br />

is ist nicht mehr so tragfähig für Hundegespanne und Schneescooter.<br />

Die Jagd wird schwieriger und die isbären in der mgebung immer<br />

hungriger. Schon 100 Menschen haben das Dorf in den letzten Jahren<br />

verlassen. Ittoqqortoormiit blickt in eine ungewisse Zukunft.<br />

An Bord der luxuriösen »Vega lenken der beheizte nfinitpool auf<br />

dem Sonnendeck, das Barbecue in der Mittagssonne oder das Fünf-<br />

Gang-Dinner am Abend ein wenig ab von der weiten und manchmal<br />

unheimlichen Leere der riesigen Landschaften ringsum. Seemeile für<br />

Seemeile gleitet das Schiff nun zwischen Kap Tobin und Kap Brewster<br />

hinein in den Kangertittivaq, dem größten Fjordsystem auf dem Planeten.<br />

Ganz Dänemark ohne Bornholm würde darin Platz finden. Auf<br />

dem Schiff sprechen alle vom Scoresbsund, zu hren des britischen<br />

Walfängers William Scoresby. Scoresby war im frühen 19. Jahrhundert<br />

als rster in der Gegend aufgekreuzt und davon so ergriffen, dass er<br />

hinterher Theologie studierte.<br />

34<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

»Ja, man könnte glauben, ttoortoormiit sei absichtlich so weit<br />

ab vom Schuss gegründet worden, damit Besucher auf der mindestens<br />

30-stündigen Anreise ausreichend Zeit haben, den Namen wenigstens<br />

halbwegs korrekt auszusprechen«, scherzt Mette zwischen zwei<br />

Kunden. Tatsächlich habe der Name aber seine Begründung. Als eine<br />

dänische xpedition vor Jahren die ersten Verwaltungsbauten aus<br />

Fertigholzteilen aufstellte, staunten die aus dem Süden als Siedler angeworbenen<br />

Inuit nicht schlecht. »Platz der großen Häuser« heißt Ittoqqortoormiit<br />

deshalb übersetzt noch heute. Dabei ducken sich die<br />

bunten Häuschen aus Sicht großstadtgewöhnter Touristen stets ehrfurchtsvoll<br />

vor den vergletscherten Bergrücken im Hintergrund und<br />

dem eisigen Wind. Denn auch im August werden die Temperaturen<br />

nicht zweistellig.<br />

Für die inwohner bietet ttoortoormiit neben dem Supermarkt<br />

einen Kindergarten, eine Schule, ein Altenheim, einen Heliport,<br />

ein dieselbetriebenes lektrizitätswerk, eine Müllkippe und ein<br />

Kunstrasenfußballfeld. Die Trockentoiletten in den Häusern werden<br />

regelmäßig geleert. Internet kommt via Satellit und ist noch teurer als<br />

die importierte Ritter-Sport-Schokolade.<br />

Ruth Aaii macht das nichts aus. zog die Deutsche aus<br />

Nordrhein-Westfalen zu ihrem Mann nach Ostgrönland. Sie kaufte<br />

ein Gespann Schlittenhunde, bot Rundfahrten für Touristen an, wurde<br />

einheimisch. Sonntags übernimmt sie das Orgelspiel in der Holzkirwinter/frühjahr<br />

2023


WASSER | Grönland<br />

Jeden Sonntag spielt Ruth Aaqqii in der hübschen Holzkirche von Ittoqqortoormiit Orgel.<br />

Die Deutsche zog der Liebe wegen ins 340-Seelen-Örtchen.<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

35


WASSER | Grönland<br />

AUSGERECHNET DIE WÄRMEREN.<br />

TEMPERATUREN INFOLGE DER KLIMAKRISE.<br />

MACHEN DAS LEBEN IN ITTOQQORTOORMIIT.<br />

ZUNEHMEND UNBEQUEM..<br />

»Vega«-Zeit heißt entspannen<br />

an Deck samt beheiztem Pool<br />

oder auf einen Ausflug mit dem<br />

Beiboot zu den gigantischen<br />

Eiskolossen unternehmen.<br />

36 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr 2023


Hilfe erbeten! Göttlichen<br />

Zuspruch gibt es in der<br />

kleinen Holzkirche des<br />

Ortes. Die Einwohner in<br />

Ittoqqortoormiit haben<br />

es oft nicht leicht.<br />

Fotos: Martin Wein (6), Jennifer Latuperisa-Andresen (2)<br />

Ob Scoresby Hammeken seine Abstammung auf den alten Haudegen<br />

zurückführt, lässt er offen. Jedenfalls gilt der Grönländer in ttoortoormiit<br />

als der beste isbärenäger im Dorf. n den nächsten Tagen<br />

soll er Mensch und Bär in respektvoller Distanz halten. Bei der ersten<br />

Ausfahrt mit den Schlauchbooten in der Abenddämmerung bewundern<br />

Briten, Amerikaner, Kanadier, Südafrikaner und Australier im<br />

wielicht einträchtig die vielen isschollen, zwischen denen die luftgefüllten<br />

Gummischläuche hindurchknirschen. Scoresby beobachtet<br />

lieber die Felswand dahinter. »Ich sehe fünf, nein sieben Bären«, nuschelt<br />

er in gebrochenem nglisch. in isbär wäre die Krönung einer<br />

Grönlandreise – und jetzt gleich sieben? »Ach, hier an den Gletschern<br />

gibt es eine ganze Menge von ihnen. Von den Schollen aus jagen sie<br />

Robben«, sagt Scoresby. Carol, die impulsive englische Reisebüroverkäuferin<br />

mit Dauerwelle, fällt ihm mit lautem Freudengeheul in die<br />

Arme. Scoresby Hammeken bleibt nüchtern. Im Januar will er allein<br />

wiederkommen. isbären dürfen sie im Dorf edes Jahr schieen,<br />

aber nur im <strong>Winter</strong>. Mütter und Jungtiere sind tabu.<br />

Am nächsten Morgen wollen die Passagiere auf der Insel Danmark<br />

Ø in der geschützten Bucht, als Hekla Havn bekannt, an Land gehen.<br />

Doch hier hält ein isbär wenig Abstand. ielstrebig marschiert das<br />

imposante Tier Scoresby und seinen Helfern entgegen, noch bevor der<br />

erste Gast einen Fuß an Land gesetzt hat. Auch ein Schuss aus der<br />

Signalpistole irritiert ihn nicht. »Der isbär hat immer recht, sagen<br />

sie auf Spitzbergen. nd auch in Hekla Havn geht der inheimische in<br />

Seelenruhe schwimmen und fischen, während sich die Gäste zurückziehen<br />

und lieber auf der »Vega« vor ihm in Sicherheit bringen.<br />

Am Nachmittag rücken bei der Weiterfahrt die turmhohen Basaltwände<br />

der Fjordufer immer näher zusammen. Schließlich reckt sich der<br />

Buckel einer roten Sandsteinwand aus einem Meer aus isbergen des<br />

benachbarten Gletschers wie ein grönländischer Ayers Rock. Auf der<br />

anderen Seite der Insel grasen Moschusochsen in den niedrigen Blaubeersträuchern.<br />

ismöwen und iderenten beobachten aufmerksam<br />

die »Vega« sowie ihre Gäste in den wendigen Schlauchbooten. Diesmal<br />

lässt sich kein Bär blicken, aber am nächsten Morgen im spektakulären<br />

stford zieht der König der Arktis trotz einer bizarren islandschaft<br />

und der uralten roten Sandsteinwände im Sonnenschein wieder alle<br />

Aufmerksamkeit auf sich. Andere Schiffe sind weit und breit nicht zu<br />

sehen, auch wenn der Schiffstracker im nternet zwei weitere xpeditionskreuzer<br />

in den Weiten des Kangertittivaq anzeigt. »See, what others<br />

don’t« ist hier kein leeres Versprechen.<br />

INFO<br />

ANREISE. Ittoqqortoormiit ist von Island oder Westgrönland<br />

mit Air Greenland über den winzigen Flugplatz Constable Point<br />

(Nerlerit Inaat) erreichbar. Einfacher ist die Anreise per Kreuzfahrtschiff.<br />

DAS SCHIFF. Die »Vega« ist der jüngste Neubau der wiederbelebten<br />

internationalen Reederei Swan Hellenic, die von<br />

Düsseldorf aus operiert. Der 115 Meter lange Expeditionskreuzer<br />

hatte seine Jungfernfahrt im Juli <strong>2022</strong>. Er ist 115 Meter lang und<br />

bietet maximal 152 Gästen Platz, in Außenkabinen mit Fünf-Sterne-Standard.<br />

Skandinavisches Design und zeitlose Eleganz<br />

prägen das gesamte Schiff. Mit steilem Bug, der internationalen<br />

Eisklasse PC5 und zwölf Zodiacs ist es speziell für den Einsatz in<br />

Arktis und Antarktis konzipiert.<br />

ISLAND HEART OF THE ARTICS. Swan Hellenic verbindet<br />

den Besuch von Ostgrönland von Reykjavík aus mit einer Umrundung<br />

Islands. Nächster Reisetermin: Mitte August 2023. Preis für<br />

13 Tage inkl. Flug nach Island, Transfers, Vollpension, Ausflügen<br />

und Trinkgeldern ab € 8.454. www.swanhellenic.com<br />

37


text<br />

BJennifer Latuperisa-Andresen<br />

SAGENHAFTE<br />

SEEN<br />

ZAHLREICH GLITZERN UND<br />

FROHLOCKEN SIE UND SIND<br />

ZUDEM SEHR OFT UNERGRÜNDLICH<br />

TIEF. KEIN WUNDER ALSO, DASS<br />

VIELE DEUTSCHE SEEN<br />

SAGENUMWOBEN SIND.<br />

38<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr 2023


H20 | Apnoe<br />

Eben noch war das Wasser des Waldsees still wie<br />

ein Spiegel. Jetzt kräuselt es sich plötzlich, wirft<br />

Wellen, die ans Ufer schwappen. Moment mal. Ist<br />

das jetzt wirklich der Wind – oder lauern dort in<br />

der Tiefe Fabelwesen mit magischen Kräften? Wir<br />

haben sechs besonders schöne Seenswürdigkeiten<br />

ausgesucht. Und vielleicht verraten wir euch auch,<br />

was ihr zwischen Ufer und Grund noch so alles<br />

erleben könnt.<br />

GRÄFIN ALT UND KALT<br />

WO GENAU? Rachelsee, Bayern<br />

GRÖSSE: 6 Hektar groß, bis zu 13 Meter tief<br />

Auf dem Schloss Rammelsberg lebte und herrschte einst eine gierige Gräfin.<br />

Als sie starb und ihr bleischwerer Sarg zu Grabe getragen wurde, passte das<br />

den Raben wohl gar nicht und so stürzte sich das schwarze Gefieder auf den<br />

Sarg. Das wiederum hatte zur Folge, dass der Sarg ganz leicht wurde, so als<br />

wäre der Leichnam der Gräfin nicht mehr dort drin. Der Unfrieden im Schloss<br />

jedoch bestand weiter fort. Denn – so munkelt man – der ruhelose Geist der<br />

einstigen Gräfin zog dort polternd und erbarmungslos durch die Gemächer.<br />

Einem Geistlichen gelang es dann, den Geist in den See zu verbannen.<br />

Seitdem wohnt der Geist der Gräfin im Rachelsee im Bayerischen Wald. Sie<br />

bekam daraufhin auch den neuen Namen Rachelhex. Und diese wiederum<br />

wird am stillen Gewässer häufiger gesehen.<br />

NOCH HEUTE: Wenn es mucksmäuschenstill ist, kann man am Ufer das<br />

Klackern der eisernen Schuhe der Gräfin hören.<br />

DIE WAHRHEIT: Und die Gräfin gab es wirklich. Um Maria Genoveva von<br />

Drexel, im Volksmund die »Wöcklin von Ramelsberg« genannt, rankten sich<br />

schon zu ihren Lebzeiten Geschichten. Hintergrund war, dass ihr Gatte meist<br />

abwesend war und sich die Wöcklin auf ihren Gütern durch große Strenge<br />

Respekt zu verschaffen suchte.<br />

GEFANGEN, DEN LANGEN<br />

WO GENAU? Kaiserwoog, Kaiserslautern<br />

GRÖSSE: Er existiert heute nicht mehr.<br />

Im Jahr 1497 soll ein Fischer im sogenannten Kaiserwoog einen Hecht<br />

gefangen haben. Nicht irgendeinen Hecht. Erstens war er riesengroß und<br />

zweitens trug er eine Kette mit einer griechischen Inschrift. Diese besagte,<br />

dass Barbarossa höchstpersönlich den Fisch 267 Jahre zuvor ausgesetzt<br />

habe. Der damalige Kurfürst gab daraufhin ein Fest, bei dem natürlich der<br />

Hecht verspeist wurde.<br />

SAGENHAFT: Man munkelt, dass der Fisch eine Länge von 19 Schuh hatte.<br />

Das wären umgerechnet fast sechs Meter.<br />

EINS STEHT FEST: Der Hecht ist unumstößlich mit Kaiserslautern verbunden.<br />

Er ist deshalb auch Teil des Stadtwappens.<br />

ERST KAPELLE, DANN WELLE<br />

WO GENAU? Ukleisee, Schleswig-Holstein<br />

GRÖSSE: 32 Hektar groß und 17 Meter tief<br />

Ein Hauch Rache umweht den Ukleisee in der Holsteinischen Schweiz. Denn<br />

die Geschichte, die sich um den See rankt, handelt von einer betrogenen<br />

Liebe. Ein Ritter liebte einst eine Bauerstochter, betrog sie aber mit einer<br />

steinreichen Gräfin. Das wiederum brach dem Mädchen so das Herz, dass<br />

es vor Kummer starb. Als der Ritter dann aber die Gräfin heiraten wollte, erschien<br />

der Geist der Bauerstochter, und die Kapelle versank samt Brautpaar<br />

im Erdboden. Aus der daraus resultierenden Senke entstand der See.<br />

NOCH HEUTE: In der Abenddämmerung soll ein Läuten der Hochzeitsglocken<br />

der Kapelle zu hören sein.<br />

DIE WAHRHEIT: Der See entstand nach dem Abschmelzen der einst<br />

mehrere Hundert Meter dicken Gletscher, indem Eisblöcke unter den mitgeführten<br />

Gesteinsmassen erst später abtauten und wassergefüllte Senken<br />

hinterließen.<br />

39


H20 | Grönland<br />

DIE GLOCKE ANNE SUSANNE<br />

WO GENAU? Straussee, Brandenburg<br />

GRÖSSE: 136 Hektar groß und bis zu 20 Metern tief<br />

Am See stand einst ein Kloster, in dessen Kirche eine Glocke hing. Und eben diese Glocke trug den Namen<br />

Anne Susanne. Eines Tages soll das Kloster samt Kirche und Glocke im See versunken sein. Anne Susanne<br />

wiederum geriet den Fischern später ins Netz. Doch als diese dann nach ihr greifen wollten, versank sie in der<br />

Tiefe. Und die Männer schworen Stein und Bein, dass sie beim Absinken folgende Worte vernahmen: »Anne<br />

Susanne kommt nimmer zu Lanne!«<br />

NOCH HEUTE: In klaren Sommernächten soll man im See eine Marmortreppe sehen, die zum Kloster hinabführt.<br />

DIE WAHRHEIT: Sollte man unter Wasser tatsächlich eine Glocke entdecken, dann ist das völlig richtig. Da<br />

der Straussee ein beliebtes Tauchrevier ist, hat man zum Anne-Susanne-Gedenken dort eine Glocke aufgestellt.<br />

DIE TOLLE FRAU HOLLE<br />

WO GENAU? Frau-Holle-Teich, Nordhessen<br />

Frau Holle lebt in der Anderswelt. Eben dort, wo sie fleißig Kissen schüttelt und es schneien lässt. Aber wie<br />

kommt man in diese Welt? Der Sage nach ist der Teich bei Eschwege der Eingang zur Anderswelt. Hier soll sie<br />

in einem silbernen Schloss am Grund des Sees leben, umgeben von Gärten. Mittags nimmt sie gern ein Bad<br />

am Seeufer. Es heißt, sie verführte dabei manchen Jäger oder Waldgänger. Auch galt die Sage, dass nicht der<br />

Storch die kleinen Kinder bringt, sondern sie aus dem Holle-Teich kommen und die Seelen der Verstorbenen<br />

dorthin zurückkehren. Aus dieser Sage resultierte, dass einst viele Frauen im Teich schwammen, wenn sie<br />

fruchtbar werden wollten.<br />

DIE SAGE: Frau Holle ist selbstverständlich ein Teil der deutschen Sagen der Gebrüder Grimm aus dem<br />

19. Jahrhundert.<br />

DIE WAHRHEIT: Sicher ist jedoch, dass dieser Teich weitaus älter ist. Am Frau-Holle-Teich wurden tatsächlich<br />

Golddukaten gefunden, die aus der Zeit des Kaisers Domitian (81 bis 96 n. Chr.) stammen. Auch Feuersteingeräte<br />

aus der Steinzeit wurden am Teich gefunden.<br />

NIX DÜMMLEIN, DIE MÜMMLEIN<br />

WO GENAU? Mummelsee, Schwarzwald<br />

GRÖSSE: circa 4 Hektar groß und bis zu 18 Meter tief<br />

Im Mummelsee leben unter der strengen Obhut eines Königs schöne Nymphen, die Mümmlein. Manchmal<br />

verlieben sich Männer in diese Fabelwesen. Keine gute Idee. Denn wenn sie die Mümmlein daran hindern<br />

möchten, zurück ins Wasser zu gehen, kennt der König keine Gnade und reißt die Nymphen gewaltsam ins<br />

Wasser. Eine rote Welle zeugt danach vom Tod des Mümmleins.<br />

SAGENHAFT: Wer sich traut, Steine in den Mummelsee zu werfen, wird mit einem Unwetter vom Nymphenvater<br />

bestraft.<br />

WAHRHEIT: Ein Grund dafür, dass der Mummelsee so unheimlich wirkt, ist die Tatsache, dass hier keine<br />

Fische leben. Das von der Hornisgrinde in den See fließende Moorwasser enthält zu viel Schwefel und zu wenig<br />

Sauerstoff. Hier könnten keine Fische überleben.<br />

Illustrationen: insemar.vector.art/Shutterstock.com, bogadeva1983/Shutterstock.com, andik76/Shutterstock.com<br />

40<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr 2023


ARABISCHE<br />

HALBINSEL<br />

TUNNELBLICK<br />

Ein langer Traum könnte bald wahr werden. Spanien und Marokko wollen einen alten Plan umsetzen und<br />

unter der Meerenge von Gibraltar einen Tunnel bauen. Das berichtet das spanische Nachrichtenportal ElDiario.<br />

Die 40 Kilometer lange Strecke soll in der spanischen Stadt Tarifa beginnen und bei der marokkanischen<br />

Hafenstadt Tanger enden. Vorbild für das ehrgeizige Projekt ist der Kanaltunnel zwischen Calais und Dover.<br />

Europa und Afrika würden damit näher zusammenrücken. Bis es so weit ist, wird aber noch viel Zeit vergehen.<br />

Gerechnet wird mit einer Bauzeit von 15 Jahren, der Tunnelbau soll mindestens fünf Milliarden Euro kosten.<br />

DAS IST<br />

ZUCKER,<br />

ZUCKER!<br />

Die verwöhnenden Zuckerpeelings<br />

der französisch-marokkanischen<br />

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die feuchte Haut aufgetragen,<br />

sanft einmassiert und mit<br />

fl ießendem Wasser abgespült<br />

hinterlassen die Peelings<br />

streichelzarte geschmeidige<br />

Haut, die lang anhaltend<br />

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Fotos: Casablanca Stock/Shutterstock.com, givaga/Shutterstock.com, PR<br />

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Pharaonen«heit<br />

eine luurise chiffsreise<br />

des Reiseveranstalters<br />

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Göttliche Rundreise<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

41


text & fotos<br />

BAndreas Dauerer<br />

ABU DHABI<br />

Wüstenkick<br />

Ein Besuch im größten Emirat wird schnell zur<br />

Achterbahn der Sinne. Aufregende Architektur, vielfältige<br />

Freizeitaktivitäten und eine Hauptstadt, die sich ungemein<br />

offen zeigt, gepaart mit Kulturschätzen, die ihresgleichen<br />

Suchen. Der ideale Ort für eine Familienauszeit. Autor<br />

Andreas Dauerer hat es für uns getestet – ohne Kinder,<br />

dafür mit erhöhter Adrenalinausschüttung.<br />

42 winter/frühjahr 2023


ARABISCHE HALBINSEL | Abu Dhabi<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

Marmor, so weit das Auge reicht, tonnenschwere Kronleuchter<br />

mit Tausenden von Steinen und eine Architektur, die Besucher<br />

staunend zurücklässt: Die Scheich-Zayid-Moschee ist innen wie<br />

außen ein absolutes Highlight.<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

43


ARABISCHE HALBINSEL | Abu Dhabi<br />

Ort der Kontraste: Abu Dhabis Skyline<br />

unter flirrender Hitze.<br />

Gerade einmal 90 Autominuten trennen Abu Dhabi vom glitzernden<br />

Dubai. Obwohl die beiden Metropolen einige Gemeinsamkeiten haben,<br />

unterscheiden sie sich am nde doch ziemlich. Das Signifikan<br />

teste? Den überbordenden Größenwahn und das übertriebene Chichi<br />

und Bling-Bling – weshalb Touristen ja auch nach Dubai <strong>reisen</strong> – gibt<br />

es in Abu Dhabi zwar auch, aber man muss regelrecht danach suchen,<br />

um es zu finden. der, das wäre die entspanntere Variante, man lässt<br />

es einfach sein und genießt seinen Urlaub.<br />

Abu Dhabi also. Im Gegensatz zum bekannteren Dubai war ich noch<br />

nie da. Heiß ist es, das ist kein Geheimnis, aber so heiß?! Über den<br />

griechischen Werbespruch, der Deutsche über die <strong>Winter</strong>monate nach<br />

Griechenland locken soll, können die eute hier nur müde lächeln. o<br />

German will freeze in Greece. Das mag schon stimmen. Im größten<br />

mirat, und natürlich gilt das für alle anderen der Vereinigten Arabi<br />

schen mirate, wäre ich mehrmals am Tag dankbar, wenn ich genau<br />

das tun dürfte. ur einen Moment lang ein bisschen frieren. Diesem<br />

Wunsch entsprechen die Emirati, indem sie das Leben drinnen mal<br />

eben um die Hälfte herunterkühlen. Statt herrschen dann modera<br />

te 20 Grad. Bei einem solchen Unterschied kann man schon mal ein<br />

wenig frösteln, wie ich finde. nteressant aber, dass ich mich sogar<br />

dabei ertappe, mich ein wenig darauf zu freuen. Im ersten Moment,<br />

das gebe ich zu, mit etwas schlechtem Gewissen, schließlich bedeutet<br />

der ununterbrochene Einsatz von Klimaanlagen ein noch größeres Defizit<br />

der eigenen Klimabilanz. Auf der anderen Seite wissen wir aber<br />

auch, dass man bei Temperaturen, die nur in der tiefsten winterlichen<br />

acht unter Grad fallen, anders eigentlich nicht überleben kann.<br />

Deshalb ist ein Besuch in Abu Dhabi immer auch ein bisschen eine<br />

Schnitzeljagd, wie man unbeschadet von Klimaanlage zu Klimaanlage<br />

hüpft oder welche Vorbereitungen man treffen muss, um sich gegen<br />

die unerbittliche Sonne samt trockener Hitze tagsüber zu wappnen.<br />

Fernab vom Wetter – und über das muss man jetzt eigentlich nicht<br />

mehr sprechen, denn es bleibt einfach immer gleich heiß – könnte Abu<br />

Dhabi für Fans schneller Autos bekannt sein. Schlielich findet hier<br />

das letzte Formel-1-Rennen der Saison auf dem Yas Marina Circuit<br />

statt.<br />

Der erste Eindruck der Hauptstadt Abu Dhabi ist auch genau jener:<br />

Alles ist supermodern, gut organisiert und ziemlich unkompliziert.<br />

Gute Hotels findet man in Hülle und Fülle, ene mit weniger als vier<br />

Sternen haben hingegen Seltenheitswert. Wer hierherkommt, den<br />

umweht also ganz automatisch dieser Hauch von Luxus. Mit den öffentlichen<br />

Bussen geht es kostengünstig durch die Stadt und über die<br />

angrenzenden Inseln. Ansonsten nimmt man das Taxi, die Preise sind<br />

im Vergleich zu Deutschland in einem sehr moderaten Rahmen. inen<br />

privaten Fahrer bekommt man für 100 bis 150 Euro am Tag. Je nachdem<br />

wie viele Personen dabei sind, kann sich das schnell rechnen. Vie<br />

le Fahrer kommen aus epal. Sie freuen sich über ein »amaste und<br />

ein »Resham Firiri, zumindest hatten alle, mit denen ich gefahren<br />

bin, ein ächeln auf den ippen. rsteres ist ein Gru, etzteres ein<br />

traditionelles Lied, das ich einmal bei einer Annapurna-Umrundung<br />

aufgeschnappt habe. Vielleicht liegts aber auch an meiner stümper<br />

haften Aussprache oder der melodischen achlässigkeit, sie würden<br />

es dir niemals ins Gesicht sagen. Dazu sind sie zu höflich. Mein Fah<br />

rer heute heit orbu, kommt aus der Gegend um Pokhara. Was ihn<br />

hierhergeführt hat? Geld verdienen. Und einen Teil davon der Familie<br />

nach Hause schicken. Prekär ist die Situation für ihn nicht, sagt der<br />

Anfang Jährige. Aber Reichtümer wird er hier auch nicht anhäufen.<br />

Für den Moment aber ist alles gut.<br />

44<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr 2023


Dschungelfieber: Die<br />

historische Jugendstilhalle<br />

des Bahnhofs<br />

Atocha ist heute ein<br />

tropischer Palmengarten.<br />

Nicht nur Umsteigende<br />

finden hier eine<br />

kleine Auszeit von der<br />

trubeligen Metropole.<br />

Verzehrte Wahrnehmung?<br />

Der spektakuläre<br />

Präsidentenpalast Qasr<br />

Al Watan im Spiegelbild<br />

einer Kunstinstallation.<br />

45


ARABISCHE HALBINSEL | Abu Dhabi<br />

Ein Traum in Weiß: Die Außenfassade des 2015 eröffneten Qasr Al Watan besteht hauptsächlich aus Granit und Kalk.<br />

Dort findet man auch das halb offene Kunstwerk »Die Macht der Worte«.<br />

46<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


Der weiße<br />

Granit, die gelben<br />

und blauen Steine,<br />

die schiere Dimension,<br />

die einen ganz klein<br />

werden lässt.<br />

Dann brausen wir los, erster Stopp asr Al Watan. Der Präsidentenpalast.<br />

igentlich wäre damit auch schon alles gesagt, aber man<br />

muss den Palast dann doch mit eigenen Augen gesehen haben. Er ist<br />

von A bis Z einfach nur überbordend und, so ehrlich darf ich sein,<br />

ungemein toll anzusehen. Ausladend und einladend gleichzeitig. Der<br />

weiße Granit, die gelben und blauen Steine, die schiere Dimension,<br />

die einen ganz klein werden lässt. Vielleicht war das auch die dee<br />

hinter diesem repräsentativen Prunkbau. Dass man sich ein bisschen<br />

kleiner fühlt. In der Eingangshalle allein könnte man Fußball spielen.<br />

Aber so guckt man nach vorne und hinten, hinauf in die Kuppeln,<br />

alles funkelt und strahlt. Hinein in den Plenarsaal, behangen mit einem<br />

tonnenschweren Kronleuchter made in Germany. Zum Putzen,<br />

das verrät der Guide, kann man sogar hineinsteigen. Der Bankettsaal<br />

ist gro wie ein Theater und ich frage mich allmählich, wie es wohl<br />

aussieht, wenn hier wirklich Staatsgäste empfangen werden. hne<br />

lebendige Kulisse wirkt es doch ein bisschen steril. Das ändert sich<br />

edoch in der öffentlich zugänglichen Bibliothek. Hier sind tatsächlich<br />

eine Handvoll Studenten im hinteren Raum dabei, ihre Bücher auszuleihen.<br />

Bildung ist wichtig, das wissen die Herrscher, und deshalb ist<br />

sie auch im Emirat kostenfrei. Überhaupt ist einiges hier anders. Die<br />

Emirati bekommen eine Wohnung oder ein Haus und auch die Krankenversicherung<br />

wird vom Staat übernommen. Weil nun die fossilen<br />

Energiequellen international immer mehr gemieden werden, versucht<br />

das Land gezielt, den Tourismus zu fördern. Dafür braucht es gut ausgebildetes<br />

Personal, damit nicht alles extern eingekauft werden muss.<br />

Draußen verweile ich noch ein bisschen und gucke abwechselnd auf<br />

die ultramoderne Skyline mit ihren dünnen Hochhaustürmen, die die<br />

flirrende uft durchstoen, und auf das Gebäude aus Tausendundeiner<br />

acht, das selbst bei Grad eine leganz an den Tag legt, die ihresgleichen<br />

sucht.<br />

Zweiter Stopp: Happiness Island. Oder einfach nur Saadiyat, ins Kulturviertel,<br />

ich möchte den Louvre sehen. Ja, richtig gehört, Louvre.<br />

Die arabische Dependance kooperiert eng mit dem Pariser Stammhaus,<br />

das auch über die Hälfte der . xponate als eihgabe zur<br />

Verfügung stellt. Den übrigen Teil steuert das mirat selbst bei. Herausgekommen<br />

ist ein überaus feiner Ritt durch die Kunstgeschichte.<br />

Der Vorteil s ist nicht überladen und so haben selbst Kinder Spa<br />

dabei, durch das Museum zu streifen. Wobei man hier dank Jean ouvel<br />

auch das Gebäude uasi als übergroes Kunstwerk sehen sollte.<br />

Die uaderförmigen Räume sollen an traditionelle Wüstenbauten<br />

erinnern und sind sowohl am Ufer als auch im und über dem Wasser<br />

gebaut. Allumspannend dazu die 180-Meter-Durchmesser-Kuppel<br />

als netzartige Metallkonstruktion, die ganz verspielt zwischen Beton,<br />

Sonnenstrahlen und Meer um die Blicke der Besucher konkurriert. Der<br />

Louvre ist noch einer der wenigen Bauten, die bereits fertiggestellt<br />

wurden. Frank Gehr plant ein neues Guggenheim, dazu orman<br />

Foster das aedationalmuseum und aus dem Architektenbüro von<br />

Zaha Hadid soll ein Theaterkomplex entstehen, um nur einige zu nennen.<br />

In den kommenden Jahren dürfte sich also hier noch einiges tun.<br />

Dritter Stopp: Yas Island. Hier kommen Motorsportbegeisterte und<br />

Adrenalinjunkies voll auf ihre Kosten. Wenn keine Formel-1-Boliden<br />

auf dem Yas Marina Circuit um die Wette rasen, kann hier der Ottonormalverbraucher<br />

nämlich auch mal auf Vettels oder Hamiltons<br />

Spuren wandeln. Entweder indem man sich als Beifahrer in einem<br />

der schnellen Tourenwagen auf die Rennstrecke begibt oder man traut<br />

sich nach einer intensiven Einführung selbst hinter das Steuer und<br />

testet seine Rennfahrerualitäten in einem professionellen Rahmen.<br />

Vorausgesetzt, man besitzt neben dem Führerschein auch ein bisschen<br />

Kleingeld, billig ist dieser ervenkitzel nämlich nicht. Günstiger wird<br />

es, wenn man nur mal auf dem Podium stehen oder die Aufenthaltsräume<br />

der Teams sehen möchte. mmerhin bekommt man so einen<br />

kleinen Einblick, wie der Formel-1-Zirkus von den Dimensionen her<br />

aussieht. Dann sollten Besucher aber zwingend die MiniRaserVariante<br />

in Betracht ziehen – schließlich sind wir ja auf einem Racetrack,<br />

wie das eudeutsch so schön heit. Also rein in die Rennkleidung<br />

und hinein auf die Kartbahn nebenan, um ein bisschen Rennfeeling<br />

unter arabischer Sonne zu genießen. Leider hilft der Fahrtwind hier<br />

nur bedingt, aber dem Spafaktor tut das definitiv keinen Abbruch.<br />

Auch nicht, wenn man von einem Teenager mit Flaumbart über drei<br />

Sekunden abgenommen bekommt. In Rennk<strong>reisen</strong>, so sagte mir der<br />

Rennleiter, seien das Welten. Seis drum. Man soll ja gönnen können<br />

und das tue ich gerne. ach Minuten unter der Kunstlederhaut bin<br />

ich allerdings froh, aus dieser zu schlüpfen und anschließend unter<br />

der Dusche dem Körper ein bisschen Kühlung angedeihen zu dürfen.<br />

winter/frühling 2023<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

47


Poesie<br />

aus Geometrie und<br />

Licht kreiert von<br />

Jean Nouvel.<br />

48<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


ARABISCHE HALBINSEL | Abu Dhabi<br />

Trotz hoher Temperaturen<br />

beeindruckt der Abu<br />

Dhabi Louvre mit kühler<br />

Architektur und einer fein<br />

kuratierten Ausstellung<br />

quer durch die Kunstgeschichte.<br />

winter/frühjahr 2023<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

49


ARABISCHE HALBINSEL | Abu Dhabi<br />

Al Jahili Fort in Al-Ain:<br />

Eines der ältesten<br />

Bauwerke Abu Dhabis<br />

mit sensationeller<br />

Fotoausstellung des<br />

englischen Abenteurers<br />

Wilfred Thesiger.<br />

50<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


Egal ob Formel 1, Ferrari World oder im Luftkanal: Auf der Insel Yas geht es vor allem um den Adrenalinkick.<br />

Vorbei ist der Tag hingegen noch lange nicht. ur einen Steinwurf<br />

weit entfernt liegt unser vierter Stopp, die Ferrari World. Gewissermaen<br />

ein Vergnügungspark rund um die rote italienische delmarke,<br />

die ganz früher sogar in Gelb gefahren ist – das lernt man unter<br />

anderem beim Rundgang. nverhofft finde ich mich in der Formula<br />

Rossa wieder, einer Achterbahn, bei der man die Beschleunigung eines<br />

FormelWagens nachempfinden kann. Von null auf hundert in<br />

unter drei und auf in knapp fünf Sekunden. Vielleicht ist es ganz<br />

gut, dass ich vorher nichts gegessen habe, aber während man in gefühlten<br />

Sekunden durch den Parkour fliegt, bekomme ich nur kurz<br />

Bedenken, ob unser Wagen auch fest mit der Schiene verankert ist<br />

und nicht in Richtung aufgehenden Mond fliegt. Auf der anderen Seite<br />

ist es doch immer wieder erstaunlich, was man dem eigenen Körper<br />

so antun möchte, nur um sich einen Kick zu geben. Für diejenigen,<br />

die mehr möchten, kein Problem. In den Flying Aces geht es mit vergleichsweisen<br />

moderaten 120 km/h durch den welthöchsten Loop,<br />

während man beim Turbo Track erst in Richtung Himmel rast, um<br />

dann rückwärts zurückzufallen. twas familientauglicher dürfte der<br />

Fling Carpet sein, wo man Aladinlike durch italienische Städte gleitet.<br />

Womöglich wäre etzt ein perfekter eitpunkt, um an der italienischen<br />

Piazza mitten in Abu Dhabi udeln oder eine Pizza zu essen. n<br />

der Anmutung ziemlich schräg, aber das ssen schmeckt.<br />

Wer etzt glaubt, dass das alles gewesen sein könnte, der irrt. atürlich<br />

gehe ich nach der Rennfahrerwelt noch in den Lufttunnel nebenan.<br />

Fünfter Stopp The Clmb. ur fliegen ist schöner, heit es doch und<br />

dieses Gefühl macht jede Menge Laune, so ganz ohne sich aus dem<br />

Flugzeug stürzen zu müssen und dennoch ein etz und doppelten Boden<br />

zu haben. Die ersten Flugversuche sind dann auch entsprechend<br />

ungelenk, aber meine Lernkurve zeigt steil nach oben. Wenn dann die<br />

Profis durchziehen, könnte man meinen, dass hier Tom Cruise den<br />

nächsten Actionfilm dreht. Wem es etzt noch nicht reicht, der könnte<br />

in die Waterworld weiterziehen. Oder aber beseelt ins Bett fallen und<br />

der Frage nachgehen, ob man dafür nach Arabien <strong>reisen</strong> muss. Freilich<br />

nicht. Und wieder doch. Denn diese Dinge machen einfach Spaß<br />

und das darf, nein, muss auf Reisen auch mal sein. Selbstverständlich<br />

fährt niemand wieder nach Hause, ohne sich die wunderschöne<br />

Scheich-Zayid-Moschee anzuschauen. Sie ist ein architektonischer<br />

Leckerbissen, hat den größten gewebten Teppich im Gebetsraum und<br />

ist noch einmal einen Tick beeindruckender als der Präsidentenpalast.<br />

Am besten zum Sonnenaufgang oder -untergang hingehen. Dann ist es<br />

auch nicht ganz so voll. Die Wiege von Abu Dhabi erfährt man dann in<br />

der zweitgrößten Stadt Al-Ain. Im kleinen Fort Al Jahili lebte einst der<br />

bedeutendste Herrscher Scheich aid bin Sultan Al ahan. r gilt<br />

als Wegbereiter des Aufbruchs in die Moderne und war maßgeblich an<br />

der lförderung im and beteiligt. Die Bevölkerung schätzte ihn vor<br />

allem, weil er nie die Verbindung zu seinem Volk verlor, fast einer von<br />

ihnen zu sein schien. Im Fort gibt es eine interessante Fotoausstellung<br />

vom britischen Abenteurer Wilfred Thesiger, der sich mit dem Scheich<br />

anfreundete und zwischen und zahlreiche xpeditionen<br />

durch die Wüste Rub alChali mit zwei Kindergefährten unternahm.<br />

Damals war dieses nterfangen alles andere als ungefährlich und die<br />

Fotos sind beeindruckende Zeugnisse in Schwarz-Weiß von einer Zeit,<br />

die es nun im 21. Jahrhundert nicht mehr gibt. Irgendwann geht es<br />

dann aber auch von Al-Ain wieder zurück in die bunte, heiße Welt<br />

von Abu Dhabi. ns eben und ins Hier und Jetzt. Von Klimaanlage<br />

zu Klimaanlage. Vielleicht am nde zu der von Bait l Khetar in der<br />

adaStrae, um das beste Schawarma der Stadt zu probieren. s ist<br />

nach hr, als ich in die Grad warme acht hinaustrete. in<br />

warmleiser Wind weht mir ins Gesicht und ich spaziere die 20 Minuten<br />

einfach zurück ins Hotel. Fast schon verrückt. Aber nur fast.<br />

INFO<br />

Eine gute Anlaufstelle ist das offizielle Tourismusbüro.<br />

www.visitabudhabi.ae/de<br />

ANREISE. Mit der Etihad gibt es zahlreiche Direktverbindungen<br />

aus Deutschland, etwa München, Frankfurt oder Berlin nach Abu<br />

Dhabi. www.etihad.de<br />

ÜBERNACHTEN. Gute bis sehr gute Hotels gibt es in Abu Dhabi<br />

zur Genüge. Das Corniche Sofitel etwa an der Corniche Rd. liegt<br />

zentral, um sowohl die wichtigsten Sehenswürdigkeiten anzufahren<br />

als auch abends ein wenig die Innenstadt zu erkunden. Ein<br />

Luxury-Zimmer mit Kingsize-Bett und Meerblick, ab ca. € 185 im<br />

Doppelzimmer mit Frühstück. www.sofitelabudhabicorniche.com<br />

Auf Saadiyat und für Badefans ist das Park Hyatt zu empfehlen.<br />

Direkter Strandzugang und herrliche Beachbar. Preise für ein<br />

Doppelzimmer mit Meerblick ab ca. € 490, die 100 Quadratmeter<br />

große Park Suite ab ca. € 1.000 inkl. Frühstück.<br />

www.hyatt.com<br />

ESSEN. Auch hier gilt: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten und für<br />

jeden Geldbeutel ist etwas dabei. Den besten Fisch gibt es im<br />

Beach House vom Park Hyatt auf Saadiyat. Einen Hauch von<br />

Allem bekommt man dagegen im Vendôme im Emirates Palace,<br />

das Megabuffet, das keine Wünsche offen lässt. Ansonsten haben<br />

nahezu alle guten Hotels auch eine exzellente Küche, sodass<br />

Tipps hier beinahe überflüssig sind.<br />

winter/frühjahr 2023<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

51


text & fotos<br />

BMarie Tysiak<br />

Das Erbe des<br />

Weihrauchs<br />

52


ARABISCHE HALBINSEL | Oman<br />

Im Süden des Sultanats Oman liegt die Wiege des<br />

Weihrauchs. Das hat der Region einst Reichtum und<br />

Ruhm geschenkt. Wir haben unsere Redakteurin<br />

Marie Tysiak nach Salala geschickt, um zu<br />

sehen, was vom alten Zauber übrig blieb und<br />

was heutzutage Magie versprüht.<br />

Wo der Weihrauch wächst: Im Wadi Dawkah kann man<br />

Boswellia-Bäume aus nächster Nähe begutachten. Der<br />

Handel mit dem Harz des Baumes machte die Region<br />

Dhofar von der Antike an bis ins Mittelalter weltberühmt<br />

– und reich.<br />

winter/frühjahr 2023<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

53


Karge, schroffe andschaften ziehen unter mir vorbei. Manchmal hat<br />

ein reiender Fluss tiefe Furchen in die Wüste geschnitten, doch nun<br />

liegen die sogenannten Wadis ausgetrocknet da, manche der Täler<br />

weitaus breiter als der Rhein. s ist Trockenzeit im man, seit Wo<br />

chen hat es nicht mehr geregnet. Schlielich erhebt sich ein Felsen<br />

meer aus der bene, minutenlang erstrecken sich die Gebirgsketten<br />

wie zerknittertes Papier bis an den Horizont. Bis das Arabische Meer<br />

erst unerreichbar fern und dann allmählich ganz nah in geraden wei<br />

en inien an den kilometerlangen und unberührten Sandstrand rollt.<br />

icht nur Surfer bekommen bei diesen perfekten Wellen ganz groe<br />

Augen. Touchdown Salala, das sich weitläufig in einer Küstenebene<br />

verteilt. Die Hauptstadt der Region Dhofar ganz im Süden des andes<br />

wird bei der Aussprache auf der zweiten Silbe betont, und so klingt<br />

Salala wie eine Verheiung ein rt, der nur in Träumen existiert.<br />

Doch Salala gibt es wirklich, und die Geschichte der Stadt hat<br />

tatsächlich etwas Sagenhaftes an sich. Schon Jahre vor Christus<br />

stand hier ein befestigter Hafen, denn genau an diesem rt als ein<br />

ziger auf der gesamten arabischen Halbinsel bringt ährlich die Mee<br />

resströmung den indischen Monsun her. Die Wolken bleiben vor dem<br />

DhofarGebirge im nland haften, und es nieselt von Mitte Juni an drei<br />

Monate ohne nterbrechung. Resultat Die ufttemperatur knackt die<br />

Prozent. Diese Jahreszeit wird Charif genannt, die der Region um<br />

Salala ihr tropisches Klima beschert. in wahrer Segen für die atur,<br />

die sich schnell in ein Tiefgrün hüllt und dadurch zu leuchten beginnt.<br />

Wasserfälle rauschen die Berge hinab, der ebel hängt tief in den Tä<br />

lern. Dank der fruchtbaren Böden sprieen Bananen, Kokospalmen<br />

und Tropenfrüchte im berfluss. n diesem Paradies lieen sich schon<br />

vor über . Jahren verschiedene Völker nieder, erst fand<br />

54 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr 2023


ARABISCHE HALBINSEL | Oman<br />

Wilde Wucht: Das<br />

Dhofar-Gebirge reicht bis<br />

ans Meer. Sonnengeküsste<br />

und menschenleere<br />

Strände gibt es zuhauf.<br />

55


ARABISCHE HALBINSEL | Oman<br />

Prachtexemplar: Vermutlich<br />

brachten einst arabische<br />

Händler den Baobab, wie der<br />

Afrikanische Affenbrotbaum<br />

auch genannt wird, mit in<br />

den Oman. Im Wadi Hanna<br />

findet man eine Vielzahl der<br />

jahrhundertealten Bäumen.<br />

56<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


Wasser marsch: Im Wadi Darbat<br />

fällt gleich an mehreren Stellen der<br />

Fluss bis zu 20 Meter die Berge<br />

hinab. Ein Spektakel, besonders<br />

zur Regenzeit im Sommer.<br />

man in der Wüste die berreste einer Stätte der ubier, eines Volkes<br />

aus ordafrika, dessen xistenz man bisher noch nicht auf der Arabi<br />

schen Halbinsel nachweisen konnte.<br />

Dann in der Antike wurde der sagenhafte rt Salala weltberühmt.<br />

n den Bergen im Hinterland fand man heraus, dass das Harz des knor<br />

rigen BoswelliaBaumes, der nur aufgrund dieser besonderen klimati<br />

schen Bedienungen hier prächtig gedeiht, herrlich duftet und gleichzei<br />

tig Krankheiten und Schmerzen lindert. Das Heilmittel wurde schnell<br />

in fast allen Weltreligionen in Ritualen unentbehrlich Weihrauch. Der<br />

Handel mit dem Wunderharz, der von Salala über die Weihrauchstrae<br />

in die ganze Welt ging, brachte der Region Dhofar ungeahnten Reich<br />

tum. Schiffe transportieren vom gröten Hafen der Arabischen Halb<br />

insel das getrocknete Boswellienharz bis nach China, Kamele trugen<br />

kiloweise Weihrauch durch die Wüste Richtung uropa.<br />

och heute wird Weihrauch genau auf diese Weise von den Bäu<br />

men, tief in der Wildnis des Hinterlandes versteckt, gewonnen. m<br />

Wadi Dawkah, wo sich unzählige Weihrauchbäume in der bene ver<br />

teilen, kann man sich das Prozedere live anschauen, rntezeit beginnt<br />

im Frühahr. Alle paar Wochen wird die Baumrinde dann angeschnit<br />

ten, um nach einigen Wochen endlich das reine Harz zu gewinnen.<br />

Domestizieren kann man Weihrauch schwer, die wertvollen Bäume,<br />

manche mehrere Jahrhunderte alt, befinden sich alle in Privatbesitz.<br />

ach wie vor gilt der Weihrauch aus Dhofar als der beste der Welt.<br />

un bin ich also angekommen in Salala. Mein Taxi passiert aun<br />

drShops und bsthändler, Kamele grasen zwischen Palmen gleich am<br />

Straenrand. Die Hafenstadt ist heute nicht mehr weiter sehenswert,<br />

bis auf einige Ausgrabungsstätten und den Weihrauchsouk vielleicht.<br />

Doch es sind zwei komplett unterschiedliche Gründe, warum Salala vor<br />

einigen Jahren auf der touristischen andkarte aufgeploppt ist und sich<br />

langsam, aber sicher als Destination entwickelt Sonnenreiche Strände<br />

und das Tor zu einer wundersamen atur im Hinterland locken im<br />

<strong>Winter</strong> uropäer, kühlere Temperaturen und Regen im Sommer sind<br />

das gröte Glück für Besucher von anderen cken der sonst brutal hei<br />

en und trockenen Arabischen Halbinsel. uvor war nur der orden<br />

rund um Maskat bereits touristisch erschlossen, bis nach Salala, ge<br />

trennt durch zehn Autostunden Wüste, schafften es nur die wenigsten.<br />

Jetzt wird der kleine Provinzflughafen zum Beispiel über das Dreh<br />

kreuz Katar gut international angebunden.<br />

s sind nun zwei völlig unterschiedliche Tpen Reisender, die dennoch<br />

ein Wunsch vereint der nach stilvollem uxus. nd so säumen heute<br />

eine Handvoll uxushotels die breiten Sandstrände rund um Salala.<br />

Bei deutschen Reisenden besonders beliebt ist das Al Baleed Resort<br />

Salalah b Anantara gleich neben der Ausgrabungsstätte des alten<br />

Hafens und dem Weihrauchmuseum, nur einen Katzensprung vom<br />

Flughafen entfernt. immer und Villen, viele davon mit eigenem<br />

Pool, reihen sich hinter den Privatstrand und setzen neue Standards<br />

für uxusurlaub. ch passiere eine groe Palmenallee, bevor ich vor<br />

dem modernen Bau aussteige. Während mein Koffer sogleich in mei<br />

ne Villa gebracht wird, geleitet mich ein freundlicher Herr mit einem<br />

»Salam alaikum zu einem Sessel und mit Blick auf den langen nfini<br />

tpool, der sich in Terrassen bis zum Meer erstreckt, reicht man mir<br />

ein Glas frische Weihrauchlimonade und ein kühles Tuch.<br />

Die kommenden Tage verbringe ich zwischen Pool und Meer und<br />

bei allerlei Ausflügen Meine Guides Mahad und Kahlid führen mich<br />

tief ins nland mit dem Allradwagen über die Sanddünen der Wüste<br />

Rub alChali der gröten Sandwüste der rde. u den versteckten<br />

Stränden mit Delfinen ganz im Süden, nur wenige Kilometer von der<br />

Grenze zum Jemen entfernt. n die Bergwelt des Jabal Samhan, wo<br />

ahrtausendealte Affenbrotbäume über die andschaft wachen und der<br />

Arabische eopard bis heute lebt. nd zum Wadi Darbat, das mich<br />

nachhaltig beeindruckt. Tieftürkis fliet hier der Fluss in mehreren<br />

Wasserfällen und sammelt sich schlielich in einem riesigen Becken.<br />

Kamele genieen das kühle ass. m Sommer zur Regenzeit, wenn das<br />

Wasser weitaus höher steht, schippern Ausflugsboote über den See.<br />

Jetzt, zur Trockenzeit, sind kaum Besucher da. ur wenige Ausflügler<br />

machen ein Picknick im Schatten eines groen Baumes eine sehr<br />

beliebte Freizeitaktivität im man.<br />

Durch meine beiden Guides bekomme ich einen tiefen inblick in<br />

die Kultur und Geschichte des andes. Für mich ist es die erste Reise<br />

nach Arabien, wie man die Halbinsel umgangssprachlich nennt. ch<br />

lerne, dass das Königreich man bis über Jahrzehnte vom ge<br />

liebten Sultan abus bin Said geführt wurde, der aus Salala stammt.<br />

s ist unter anderem seiner Politik zu verdanken, dass der man heu<br />

te als eines der aufstrebendsten änder auf der Arabischen Halbinsel<br />

gilt und als eines der liberalsten. Gerne bezeichnet man den man<br />

auch als »Schweiz von Arabien, denn die Regierung hält sich aus den<br />

winter/frühjahr winter/frühling 2023 2023<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

57


ARABISCHE HALBINSEL | Oman<br />

Wüstenmeer: Im Inland<br />

stößt man schnell auf<br />

die eindrucksvollen<br />

Sanddünen der Wüste<br />

Rub al-Chali, die zum<br />

Sonnenuntergang<br />

magisch strahlen. Die<br />

Wüste bedeckt rund ein<br />

Drittel der gesamten<br />

Arabischen Halbinsel<br />

und ist damit die größte<br />

Sandwüste der Welt!<br />

meisten politischen Konflikten, wie zum Beispiel im Jemen, raus.<br />

ach dem Tod des Sultans regiert nun sein Cousin das dünn besiedel<br />

te and auch er möchte weiter den Tourismus und die Annäherung<br />

zum Westen fördern und betreibt eine Politik des Ausgleichs. Doch<br />

man darf natürlich nicht vergessen Der man ist nach wie vor ein<br />

tiefreligiöses and, Staatsreligion ist der slam. Auch meine Guides<br />

beten fünfmal am Tag, egal, wo wir gerade sind. Während im orden<br />

die meisten Menschen baditen sind, leben in der Region Dhofar im<br />

Süden vorrangig Sunniten. Tradition wird im man grogeschrieben.<br />

mmerhin die Mehrheit der Bevölkerung stellen manis. Der übrige<br />

Teil der Bevölkerung sind inwanderer, die hauptsächlich zum Arbei<br />

ten herkommen vorrangig aus Bangladesch, ndien, Südostasien und<br />

uropa.<br />

um Abschluss meiner Reise in der Region Dhofar lädt mich<br />

Mahad zu seiner Familie ein. s ist ein herzerwärmendes, sehr beson<br />

deres rlebnis. Während Mahad in den Bergen im nland lebt, wo er<br />

mit seiner Frau, seinen Brüdern und den über Kamelen inmitten<br />

der atur lebt, hat seine Tante in eine Familie geheiratet, die nicht<br />

weit von Salala wohnt. Traditionell ziehen die Frauen nach der Hoch<br />

zeit mit zu der Familie des Mannes, der wiederum, wie auch Mahad,<br />

mit den ltern und Geschwistern ein groes Mehrgenerationenhaus<br />

teilt. Drauen werden wir herzlich begrüt, es ist schon dunkel. Stolz<br />

zeigt man uns die iege, die man extra für uns geschlachtet hat und<br />

die nun auf heien Steinen nach traditioneller Art gegrillt wird. Die<br />

Männer, Hand auf der Brust, verbeugen sich leicht vor mir zur Be<br />

grüung, die Hand wird nur den Männern gereicht, alles andere wäre<br />

unsittlich. Jemand kommt und sprüht mir Parfüm auf meine Kleidung<br />

eine gastfreundliche Geste im man. Der süe Duft kitzelt in der<br />

ase. n einer cke wird Weihrauch in dem dafür tpischen Tongefä<br />

verbrannt, der Rauch vertreibt die Mücken. berall liegen Teppiche<br />

verteilt, auf denen Männer zum Gespräch Platz genommen haben. ch<br />

wei gar nicht, wo ich zuerst hinschauen und grüen soll.<br />

Als Frau darf ich auch die Frauen drinnen begrüen, die sich ge<br />

meinsam ein Tanzfest im Fernsehen anschauen und sichtlich interes<br />

siert sind, ob ich denn schon verheiratet bin und Kinder habe. Fünf<br />

Kinder sind im man selbstverständlich, und so flitzen auch hier viele<br />

Kinder umher. Meistens heiratet ein Mann eine Frau, im Gegensatz<br />

zum Rest der Arabischen Halbinsel, allerdings oft aus dem pragmati<br />

schen Grund, dass sich die wenigsten Männer zwei Frauen und somit<br />

auch zwei Familien leisten können. s soll ein Abend voller ssen,<br />

Musik und vielen Selfies werden. achbarn stoen dazu, und der Fa<br />

milienälteste erzählt von der eit, als er noch mit den Kamelen durch<br />

die Wüste gezogen ist Mahad übersetzt fleiig. Sein Wunsch für die<br />

ukunft des Tourismus im man sei, dass man sich gegenseitig mit<br />

Respekt begegnet. n einer Welt wie dieser sei dies wichtiger denn e.<br />

Wir könnten kaum aus unterschiedlicheren Welten kommen, doch in<br />

diesem Moment fühle ich mich tief verbunden mit dem alten Araber<br />

und bin froh, diese Reise nach Salala angetreten zu haben. Der alte<br />

Herr verabschiedet mich mit einem »Salam alaikum. ch nicke und<br />

bedeute, dass ich ihm ebenso Frieden wünsche.<br />

INFO<br />

Salala in der Region Dhofar ist mit Oman Air von Maskat oder<br />

mit Qatar Airways von Katar gut angebunden. Die beste Reisezeit<br />

ist von November bis April. Mehr Informationen zum Oman und<br />

der Region Dhofar bietet das Fremdenverkehrsamt von Oman.<br />

www.experienceoman.om<br />

ÜBERNACHTEN. Al Baleed Resort Salalah by Anantara,<br />

136 Zimmer und Villen in Salala mit privatem Strand. Deluxe<br />

Room für zwei Personen ab € 350 die Nacht inkl. Frühstück.<br />

www.anantara.com<br />

Alila Hinu Bay, 112 Zimmer und Suiten in der historischen<br />

Fischersiedlung Mirbat mit privatem Strand. Zimmer für zwei<br />

Personen ab ca. € 440 die Nacht inkl. Frühstück und Aktivitäten.<br />

www.alilahotels.com<br />

58<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr 2023


Klein, aber fein: Das Fischerdorf Mirbat<br />

war einst ein wichtiger Hafen für die<br />

Ausfuhr von Weihrauch, aus dieser Zeit<br />

stammt auch das süße Fort.<br />

Allrounder: Mahad vom Reiseanbieter Bin Samoa International zeigt<br />

als Guide und Fahrer die schönsten Ecken rund um Salala – und<br />

auch, wie man einen Weihrauchbaum richtig anritzt. Den Rest seiner<br />

Zeit verbringt er mit seiner Familie und den 100 Kamelen in seinem<br />

Zuhause inmitten der Dhofar-Berge.<br />

winter/frühling 2023 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 59


Pikant bis süß. Kompliziert bis easypeasy.<br />

Familienessen bis Gruß aus der Küche.<br />

Diese Kochbücher sind unsere Favoriten.<br />

Komm,<br />

Wir können sie backofenwarm empfehlen.<br />

1<br />

AUF DEN SPUREN<br />

DES HUMMUS<br />

Aubergineneintopf mit<br />

Kichererbsen, elf Falafelund<br />

zig verschiedene<br />

Hummus-Rezepte – wer<br />

über Kichererbsen kichert,<br />

sollte dieses Buch<br />

nicht zur Hand nehmen.<br />

Wer aber an der Hummus-Route<br />

interessiert<br />

ist, also an den Ländern<br />

und Orten, die ihre Hummus-Rezepte<br />

seit Jahrtausenden<br />

verfeinern,<br />

wird das Buch lieben. 30<br />

Persönlichkeiten haben<br />

mitgewirkt an 70 Rezepten,<br />

die einen in eine<br />

andere Welt entführen.<br />

Erschienen im Christian<br />

Verlag, von u. a. Ariel<br />

Rosenthal, € 39,99<br />

koch!<br />

2<br />

MIDDLE EAST<br />

SWEETS<br />

Jetzt heißt es tapfer<br />

sein. Aus zwei Gründen.<br />

Erstens: Dieses Buch ist<br />

auf Englisch. Zweitens:<br />

Wer es intensiv nutzt,<br />

braucht nachher eine<br />

Diät. Gewürzte Kekse,<br />

mit Sahne gefüllte Pfannkuchen,<br />

aromatisches<br />

Gebäck und köstliche<br />

Kuchen (die wirklich auf<br />

jeder Party ein Hit sind).<br />

Die Rezepte sind leicht<br />

nachkochbar, die Zutaten<br />

nicht schwierig zu<br />

beschaffen und die Geschmackskombinationen<br />

sind einfach wunderbar.<br />

Erschienen bei Phaidon,<br />

von Salma Hage,<br />

€ 34,95<br />

3<br />

EIN TELLER<br />

VOLL SONNE<br />

Hallo Provence! Du<br />

kannst uns gerne das<br />

ganze Jahr über auf unseren<br />

Tellern begrüßen.<br />

Es tut auch in der kalten<br />

Jahreszeit gut, wenn<br />

ein Parfüm von frischen<br />

Kräutern in der Luft liegt.<br />

Wie wäre es mit einem<br />

Zucchini-Gratin? Oder<br />

familienfreundliche<br />

Mehrkorn-Galettes?<br />

Doch leider hat uns das<br />

Dessert vom Hocker<br />

gehauen. Das lässt die<br />

Seele leuchten. Da empfi<br />

ehlt sich Fondant au<br />

chocolat von Seite 46.<br />

Mmmmh. Erschienen bei<br />

gestalten, von Pauline<br />

Chardin, € 45<br />

Text: Jennifer Latuperisa-Andresen; Fotos: Africa Studio/Shutterstock.com, Jennifer Latuperisa-Andresen<br />

60<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr 2023


LIFESTYLE<br />

2<br />

1<br />

3<br />

61


ARABISCHE HALBINSEL | Jordanien<br />

B text<br />

Simone Sever<br />

Muezzin ruft,<br />

Engel flüstern<br />

Mitten in der tiefschwarzen Nacht landet unsere<br />

Reporterin in der jordanischen Hauptstadt. Sie tritt<br />

ein in den elegant erleuchteten Kosmos des neuesten<br />

Ritz-Carlton Hotels in Amman. In der 14. Etage<br />

unter ihrem Balkon breitet sich eine Art aladinscher<br />

Lichterteppich bis zum Horizont aus, der Muezzin ruft<br />

melodisch und einfühlsam zum Gebet, und unsere<br />

Autorin ist wahrlich angekommen und verzaubert<br />

von einer für sie noch recht fremden Welt.<br />

62 winter/frühjahr 2023


Der kristallene Lüster, der in gefühlten zehn<br />

DMeter Höhe über meinem Haupt schwebt und<br />

Ddie opulente Eingangslobby des Ritz-Carlton<br />

DAmman erstrahlen lässt, würde wohl zu Hau-<br />

Dse mein gesamtes Wohnzimmer füllen, ohne<br />

Dnoch Platz für ein Blatt Papier zu lassen. Das<br />

Dprächtige Preciosa-Meisterstück, mit mehr als<br />

D15.000 Kristalltropfen, ist ehrlich gesagt Grund<br />

Dgenug für eine Reise hierher. Dennoch ist das<br />

Dnatürlich längst nicht alles, was das Ritz-Car-<br />

Dlton zu bieten hat. Die Innenarchitektur mit<br />

Deinem Hauch, durch die ich gerade schreite,<br />

Draubt mir beinahe den Atem: Weißer Marmor<br />

Dmit golddurchzogenen geometrischen Mustern<br />

Dzu meinen Füßen, Muranoglas-Skulpturen,<br />

Ddie wie eine bildschöne Kreuzung zwischen<br />

Vase und Tintenfisch anmuten, Kunstwerke<br />

so schlicht und dennoch pompös, so lokal geprägt<br />

und gleichzeitig so universell, dass man<br />

in den Reliefs versinken mag. Farbenfrohe Blumengestecke<br />

betören. Ja, auch mitten in der<br />

Nacht. Um drei Uhr Ortszeit. Gerade gelandet<br />

stehe ich nun überwältigt und müde in einem<br />

märchenhaften und eleganten Sesamöff<br />

ne-dich-Schatztruhen-Szenario. Nach einem<br />

schnellen unkomplizierten Check-in falle ich<br />

schon bald in meinem weitläufigen immer<br />

über die Auswahl an Pralinés und Eclairs – die<br />

edem Pariser Confiseur gerecht würden und<br />

die man mir zur Begrüßung appetitlich drapiert<br />

hat – her. Eclairs mit Pistazien. Eclairs<br />

mit Himbeere. Eclairs mit Blattgold. Luxus<br />

lässt sich leicht zaubern und so es kann verdammt<br />

gut schmecken.<br />

Der nächste Morgen bringt Licht ins Dunkel.<br />

Wieder ruft der Muezzin und das, was in<br />

der Nacht leuchtete, liegt nun wie ein steinerner<br />

weißer Großstadtteppich vor mir. Amman<br />

ist längst erwacht. Der Herzschlag Jordaniens<br />

ist deutlich spürbar.<br />

LIEBE AUF DEN ERSTEN BISS<br />

Mein Herz spürt bereits die Liebe. Die Liebe,<br />

die durch meinen Magen rauscht während des<br />

Frühstücksbuffets im Restaurant »Ambros. s<br />

erwartet mich ein Kaleidoskop arabischer Verführungen:<br />

Baba Ghanoush, Hummus, Labaneh,<br />

Mutabbal, Shakshuka, in Rote Bete eingelegter<br />

Rettich oder Blumenkohl, der nicht nur<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

63


ARABISCHE HALBINSEL | Jordanien<br />

Das in Fels gemeißelte Mausoleum von Petra und die herzlichen Einwohner sind Autorin Simone Sever nicht nur unter die Haut<br />

gegangen, sie nahm sie auch gleich als Andenken auf der Haut mit nach Hause – in Form von Hennamalerei.<br />

64<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


Bitte zugreifen! Bei den<br />

Köstlichkeiten, die im<br />

Ritz-Carlton auf den Tisch<br />

kommen, lässt man sich das<br />

nicht zweimal sagen. Und<br />

das ist nur ein kleiner<br />

Ausschnitt der Mezze-Tafel.<br />

Dschungelfieber: Die<br />

historische Jugendstilhalle<br />

des Bahnhofs<br />

Atocha ist heute ein<br />

tropischer Palmengarten.<br />

Nicht nur Umsteigende<br />

finden hier eine<br />

kleine Auszeit von der<br />

trubeligen Metropole.<br />

Fotos: Simone Sever (4), Mariott International (2), Julien Menichini<br />

ein pinkfarbener Hingucker ist, sondern auch noch exzellent mundet.<br />

Sitzen. Genießen. Beobachten. Arabische Familien, Paare, Geschäftsmänner,<br />

Europäer … der Breakfast Club ist international. Im stylishen<br />

»Soleil«, so erfahre ich, wird à la carte aufgetischt: Mezze Breakfast,<br />

Smoked Salmon Bagel, Bircher Müsli … Das werde ich mir morgen<br />

früh auf der Zunge zergehen lassen.<br />

DIE KUNST DES GUTEN GESCHMACKS<br />

Wer durch die feudalen Hallen des Fünf-Sterne-Hauses schreitet, denn<br />

hier schreitet man, gehen wäre deutlich zu untertrieben, der findet<br />

neben der Kunst des guten Geschmacks auch Kunst, die die ohnehin<br />

schon schönen Wände und Nischen noch einzigartiger gestaltet. Allein<br />

1.508 Werke eines einzigen Künstlers, des ägyptischen Impressionisten<br />

Hassan Jalal, holen Farben, Formen und Landschaften Jordaniens<br />

in jeden Winkel des Hauses und auch in die Zimmer und Suiten. Die<br />

von Jordanien inspirierten Werke Jalas sind einzig für das Ritz-Carlton<br />

Amman geschaffen. in Hotel mit einer Kunstsammlung, die edem<br />

Museum gerecht würde.<br />

Auch in meinem sechzig Quadratmeter großen Zimmer, das durch<br />

ein riesiges Kingsize-Bett dominiert wird, zieren seine Werke die Wände.<br />

Kurz lege ich mich aufs Bett. Während draußen der Muezzin erneut<br />

so sanft singt, schließe ich die Augen und erträume mir meinen Jordanientrip<br />

mit meinen drei besten Freundinnen.<br />

TRAUMLAND JORDANIEN<br />

Zwei Zimmer. Vier Weiber. Jede Menge Spaß und echte Abenteuer.<br />

Das wäre was. Und so beginnt unser perfekter Mädelstag – wie könnte<br />

es anders sein – im Spa des Ritz-Carlton bei einer entspannenden<br />

Ölmassage. Zwei von uns entscheiden sich für das Grapefruitöl, die<br />

anderen beiden haben sich für Rose entschieden. Bald schon liegen wir<br />

relaxed Liege an Liege am Outdoorpool und während am wolkenlosen<br />

blauen Himmel ein leichter Wind weht, ordern wir uns ein Fläschchen<br />

Whispering Angel. Schnell sind wir uns einig: Unsere Hände wollen<br />

wir uns mit Henna kunstvoll bemalen lassen. Chefconcierge Rafaat<br />

hilft bei der Suche und am frühen Abend, bevor wir zum Dinner gehen,<br />

kommen die lokalen Hennakünstlerinnen zu uns auf die Zimmer, um<br />

uns Hände, Finger und auch Fußgelenke zu verzieren. Wir reden nicht<br />

viel mit den jungen Frauen, denn wir sprechen lediglich die Sprache<br />

der Bilder gemeinsam. Aber die sprechen wir perfekt und so sind die<br />

Resultate sehenswerte und wunderschöne Kunstwerke. Jordanien auf<br />

unserer Haut.<br />

DIE SCHATZKAMMER<br />

Zum Dinner haben wir uns einen Tisch im 20. Stockwerk, im »Roberto’s«<br />

bestellt. Austern, Champagner, Beef Tartar, Pasta mit und ohne<br />

Trüffel talien meets Jordanien. in Drink an der ausgezeichneten<br />

Bar ist Pflicht. Am Freitagabend legen hier die angesagtesten DJs der<br />

Stadt auf und wir vier tanzen. Wir könnten die Nacht durchtanzen,<br />

doch morgen früh wartet das echte Abenteuer. Auf den Spuren von<br />

»Indiana Jones und dem letzten Kreuzzug« wollen wir Petra, diese tausendfach<br />

auf Fotos und in Filmen bestaunte Wüstenstadt besuchen.<br />

Um sechs Uhr in der Früh wartet ein Wagen und aufgeregt schwatzend<br />

und vom Hotel bestens mit Frühstückspaketen ausgestattet<br />

machen wir uns samt Fahrer auf in die dreieinhalb Stunden entfernt<br />

liegende Unesco-Weltkulturerbestätte.<br />

Es ist ein fesselndes Erlebnis: dieser erste Moment, in dem wir<br />

durch die Felsenschlucht die Umrisse der Schatzkammer »The Treasury«,<br />

dieses in den Fels gemeißelten Palasts von Petra, entdecken. Acht<br />

erstaunte Augen, mindestens zwei davon wässrig. Vier verblüffte Gesichter.<br />

Hände, die sich fest aneinanderhalten. Ein Moment, der uns vier<br />

Freundinnen für immer verbindet. »Welcome, welcome to my house«,<br />

lacht uns einer der Fremdenführer entgegen. Wir sind im Moment gefangen<br />

und inhalieren jede einzelne Nanosekunde. Bald schon lernen<br />

wir, dass es noch deutlich mehr zu sehen gibt als nur »The Treasury«,<br />

etwa das schöne und mineralhaltige Gestein, das mit Farbverläufen so<br />

ungewohnt und edel in Höhlen rund um die Schatzkammer lockt. Diese<br />

Höhlen wurden einst als Krafträume für Karawanen<strong>reisen</strong>de genutzt<br />

und erinnern uns deutlich an die Werke Jalals im Ritz-Carlton Amman.<br />

urück im RitzCarlton Amman sitzen wir am Abend im offenen<br />

Innenhof im »Sarab Garden«. Am Brunnen mit Wasserfall haben zwei<br />

ägyptische Pharaonenhunde die Wache übernommen. Wir bestellen<br />

uns Shishapfeifen. Eine Premiere für die meisten von uns. Und während<br />

wir bald schon das eine oder andere Mal den Rauch in den falschen<br />

Hals bekommen, haben wir gut Lachen im erleuchteten Dunkel<br />

der jordanischen Nacht.<br />

Ich werde von meinem eigenen Lachen geweckt. Welch ein wunderschöner<br />

Traum nd als würden mir die ngel etwas zuflüstern,<br />

schaue ich auf meine Hände. Sie sind mit den schönsten Hennamustern<br />

verziert. Jordanien geht wirklich unter die Haut!<br />

INFO The Ritz-Carlton Amman. Zahran Street 5th circle Amman,<br />

11892, Jordanien, www.ritzcarlton.com<br />

Doppelzimmer ab € 290 die Nacht.<br />

winter/frühjahr 2023<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

65


eist<br />

du<br />

viel,<br />

reis<br />

mit<br />

Spiel<br />

MANCHMAL TUT ES GUT, AUF<br />

REISEN NOCH EINE ANDERE<br />

GEMEINSAME BESCHÄFTIGUNG<br />

ZU HABEN, ALS DEN BLICK<br />

VOM BALKON IN DIE FERNE<br />

SCHWEIFEN ZU LASSEN.<br />

HIER SIND EIN PAAR<br />

LUXUSOPTIONEN FÜR<br />

UNTERWEGS.<br />

AUSLEGEWARE<br />

Das sorgt für noch mehr Urlaubslaune:<br />

Die sehr edle und knatschgelbe Spielekiste<br />

von Bethge spielt im Urlaub schnell<br />

die erste Geige. Denn die Frage, wie<br />

die Abendplanung ausschauen könnte,<br />

erübrigt sich: Es wird gespielt. Bei<br />

Domino, Schach, Dame und Mühle geht<br />

es jeden Abend ums Ganze und die<br />

Mit<strong>reisen</strong>den fordern sich gegenseitig<br />

zum Match. Im hübschen Leder-Case<br />

ist die Spielekiste dann auch wieder<br />

schnell im Gepäck verstaut. € 1.890<br />

GEDÄCHTNISTRAINING<br />

Wohin die Reise geht? In den Wilden<br />

Westen! Stilecht reist man mit dem<br />

Memory-Spiel von Hermès. Auf der<br />

Rückseite das typische Hufeisenmotiv<br />

und auf der Vorderseite originelle<br />

Motive rund ums Cowboy- und<br />

Cowgirl-Leben. Perfekt für regnerische<br />

Urlaubstage oder wenn einen<br />

die Spiellaune überkommt. Ein Spaß<br />

für Groß und Klein. Memory-Spiel<br />

Western and Company, € 95<br />

Fotos: PR (3), HNK/Shutterstock.com<br />

SPITZENKLASSE<br />

Lange Wartezeiten am Flughafen,<br />

schlafl ose Nächte im Flieger oder<br />

einfach zwischendurch am Strand<br />

oder Pool – das edle Backgammon<br />

von Brunello Cucinelli überbrückt<br />

auf Reisen spielend die Langeweile.<br />

Fast könnte man sagen,<br />

es macht süchtig. Es sieht<br />

nämlich zudem auch sehr<br />

hübsch aus, dank feinstem<br />

Wallnussholz und<br />

Edelstahl. Ist auch kein<br />

Schnapper. € 5.290<br />

66<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


PORTUGAL<br />

TELLER Story<br />

Ach, wie hübsch! Kennt ihr schon Motel<br />

a Miio? Das ist modern interpretierte<br />

portugiesische Keramik. Allerdings eine<br />

deutsche Idee. Die Gründerinnen Anna<br />

von Hellberg und Laura Castien<br />

haben sich während eines gemeinsamen<br />

Portugal-Urlaubs in die handgefertigte<br />

Pottery verliebt. Mittlerweile haben<br />

die beiden neben dem erfolgreichen<br />

Onlineshop 24 Shops in Europa.<br />

Die Kollektionen werden fair und<br />

umweltfreundlich in Portugal produziert<br />

und bemalt. Jedes einzelne Stück ein<br />

Unikat. www.motelamiio.com<br />

SEIFEN-<br />

WECHSEL<br />

Eine dufte Sache sind die Seifen<br />

von Essências de Portugal.<br />

Eine Manufaktur, die bereits<br />

in dritter Generation detailverliebte<br />

Seifenstücke herstellt.<br />

Unser Favorit ist der einzigartige<br />

Duft von Johannisbeere<br />

und Feige, denn es erinnert<br />

uns an warme Sommernächte.<br />

Ein kleines Kunstwerk, das ein<br />

Hauch Sommer versprüht, für<br />

nur € 7,90. Über<br />

www.goldstueck.com<br />

Fotos: Visit Lisboa, PR, Motel a Miio<br />

Die Kabeljau-Fischerei<br />

hat in Lissabon eine lange<br />

Geschichte. Insbesondere<br />

in Form des tockschs.<br />

Grund genug, dieser Spezialität<br />

in Lissabon ein eigenes<br />

Museum zu widmen. Und in<br />

dem geht es um die Seefahrt<br />

nach Neufundland und<br />

wie es dazu kam, dass der<br />

Bacalhau seinen besonderen<br />

Platz in der gastronomischen<br />

raditionPortugals<br />

einnimmt. Unser Highlight:<br />

Die simulierte Fahrt auf<br />

einem traditionellen Dory-<br />

Boot. Hautnah miterleben,<br />

wie gefährlich die Jagd<br />

nach dem Kabeljau für die<br />

Fischer war. Das Interpretationszentrum<br />

am Platz<br />

Terreiro do Paço ist täglich<br />

von 10 bis 1 Uhr geffnet.<br />

Wow Bacalhau<br />

winter/frühjahr 2023<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

67


text & fotos<br />

BAndreas Dauerer<br />

Wein(en) unterm<br />

Lorbeerbaum<br />

DIE PORTUGIESISCHE BLUMENINSEL IST SCHON<br />

ALLEIN WEGEN DER GEMÄSSIGTEN TEMPERATUREN<br />

EIN GANZJÄHRIGER AUSFLUGSTIPP. IM WINTER ZEIGT<br />

SIE SICH ZWAR NICHT MEHR GANZ IM PRALLBUNTEN<br />

BLÜTENGEWAND, DAFÜR KANN MAN IHREN EIGENHEITEN<br />

ETWAS RUHIGER AUF DIE SPUR KOMMEN.<br />

68<br />

winter/frühjahr 2023


PORTUGAL | Madeira<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

69


Foto: Andriy Petryna/Shutterstock.com<br />

Die Banane zu hässlichem Fisch verhält sich so wie die<br />

Ankunft Reisender ohne Gepäck: Da passt einfach etwas<br />

nicht ganz zusammen – und hat doch Tradition. Zumindest,<br />

wenn wir von Madeira auf der einen und einer Anreise<br />

mit der TAP auf der anderen Seite sprechen. Nun<br />

gut, ich möchte der Airline gar nichts Böses andichten, aber sie hat<br />

sich dazu entschlossen, mir wiederholt diese Streiche zu spielen, und<br />

hey, wenn jemand eine Reise tut, so kann er anschließend auch etwas<br />

erzählen. Ein Stück weit angenehmer wird das Reisen natürlich, wenn<br />

man nach Ankunft auch den eigenen Koffer in Händen hält, aber selbst<br />

auf der Insel soll es ja Geschäfte geben, die einem bei der temporären<br />

Ausweichkleidung helfen. Doch nun zur angesprochenen Espada (Degenfisch).<br />

Jenem wirklich gruseligen Fisch, der auf Madeira über die<br />

ganze Insel verteilt sehr gerne in Maracujasoße und eben mit jener<br />

Banane, etwas unbeholfen quer darüber drapiert, kredenzt wird. »Eigentlich<br />

hat das Ganze rein gar nichts mit Tradition zu tun«, schimpft<br />

Ricardo und rudert gleichzeitig mit seinen Armen, wohl um dem Gesagten<br />

etwas mehr Nachdruck zu verleihen. Der Enddreißiger muss<br />

es wissen, schließlich ist er in der Inselhauptstadt Funchal geboren,<br />

im Osten Madeiras aufgewachsen und natürlich gab es auch in der<br />

mütterlichen Küche immer frischen Fisch. »Der hatte aber Gräten und<br />

meine Mutter pflegte zu sagen in Fisch ohne Gräten, der hat nicht<br />

nur kein Rückgrat, sondern er schmeckt auch nicht.« Tatsächlich ist<br />

der Tiefseefisch weitgehend grätenlos und erinnert eher an eine Mu<br />

räne. Wenn er dann aber so auf der eisgekühlten Markttheke liegt, mit<br />

aufgerissenem Maul und seinen spitzen Zähnen, dann kann das schon<br />

ein wenig Furcht einflössend werden. Wenn da nur nicht die geplatz<br />

ten Augen wären, die einen gleichzeitig milchtrüb anblicken. Weil der<br />

Fisch tief unten mit Netzen gefangen wird, halten sie den Druckunterschied<br />

beim schnellen Einholen nicht stand. Sie platzen und auch die<br />

Haut bekommt die Schwarzfärbung, weshalb der Fisch auch spada<br />

preta genannt wird. »Aber«, räumt Ricardo ein, »das mit der Banane<br />

und dem Fisch, das ist a auch schon wieder über Jahre her. Wahr<br />

scheinlich darf man deshalb auch schon ein bisschen von Tradition<br />

sprechen, und, wenn ich ganz ehrlich bin, so schlecht schmeckt die<br />

Espada auch wieder nicht.« Dann hätten wir das ja schon mal geklärt.<br />

70 winter/frühjahr 2023<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


PORTUGAL | Madeira<br />

»Die Schönheit<br />

eines Strandes<br />

liegt immer im<br />

Auge des<br />

Betrachters.«<br />

Die karge Strandschönheit von Ponta do Sol.<br />

Außerhalb der Saison muss man sich um die<br />

besten Plätze nicht streiten.<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 71


PORTUGAL | Madeira<br />

Wunderbare Wanderungen<br />

entlang der Levadas sind auf<br />

der Blumeninsel schlichtweg<br />

ein Muss.<br />

72<br />

winter/frühjahr 2023


Heute führt Ricardo vor allem Touristen mit einem alten Defender<br />

über die nsel. nd lässt sie ganz beiläufig an seinem Wissen teil<br />

haben. Wenn man ihn so sieht auf dem Fahrersitz, keine Kurve zu<br />

eng, kein Manöver in den winzigen Gassen zu aufwendig – und doch<br />

präzise –, dann meint man den Prinzen Madeiras beinahe höchstselbst<br />

neben einem zu haben. Auf unserer Fahrt hinauf zu den Gipfeln im<br />

Norden wird mein Körper einmal kräftig durchmassiert. Natürlich<br />

fahren wir überwiegend offroad, sonst würde man den Defender nicht<br />

benötigen. Nachdem wir kurz vor Ponta do Sol nach Norden abbiegen,<br />

dauert es keine zehn Minuten und wir stecken in dichtem Nebel<br />

fest. in paar unge Rothühner kreuzen unseren Weg und flattern mit<br />

einer Art gelassener Aufgeregtheit schließlich ins immergrüne Dickicht<br />

aus Farnen, Sträuchern und Eukalyptus. Immer wieder ist es<br />

der einschleppte Eukalyptus, der hier nicht nur wild wächst, sondern<br />

für die Papierindustrie auch gezielt angebaut wird. Es ist eine Krux<br />

so viel abgeholzt zu haben, dass man mit dem Aufforsten nicht mehr<br />

nachgekommen ist. Ein Ausweg schien eben jener Eukalyptus, schnell<br />

wachsend, schnell zu ernten, schnell zu monetarisieren. Nicht nur<br />

hier, sondern auch am Festland, wo er einer völlig verfehlten Forstpolitik<br />

unter anderem als Brandbeschleuniger diente. Der Baum nämlich<br />

saugt viel Wasser aus dem Boden, sodass die Umgebung wenig Schutz<br />

vor Feuer bietet.<br />

Wir lassen den Defender unterdessen stehen und spazieren entlang<br />

der Levada do Alecrim. Es ist einer von unzähligen Wanderwegen entlang<br />

von Levadas, jener künstlich angelegten Bewässerungssysteme,<br />

die seit dem . Jahrhundert die ganze nsel mit utzwasser versor<br />

gen. ine ruhige Wanderung, wenig Höhenmeter, dafür mit einer dich<br />

ten Vegetation über unseren Köpfen, die uns vor der Sonne schützt.<br />

Baumheide, Farne, MadeiraHeidelbeeren oder Strauchgänsedisteln<br />

säumen den Weg und immer wieder hören wir das leichte Plätschern<br />

der Levada und Zirpen verschiedener Vogelarten. Nach einer knappen<br />

Stunde und vereinzelten Blicken hinunter ins immergrüne Tal stehen<br />

wir an einem Wasserfall, halten die Füße ins kühle Wasser und ge-<br />

Das ist ja spitze! Markante<br />

Steinhäufchen sieht man in<br />

Casais do Baixo bei Porto<br />

Moniz an der Nordwestküste<br />

Madeiras im und am Meer.<br />

herbst 2020 73


nießen die kleine Pause. Nachdem wir den gleichen Weg wieder<br />

zurückgegangen sind, kommt das Beste zum Schluss: der Laurisilva.<br />

in Ausflug zum intakten orbeerwald ist ein Muss für eden<br />

Inselbesucher. Am besten erwandert man sich ihn um die Gegend<br />

von Ribeira da Janela und den Wanderwegen PR bis PR. Aber<br />

natürlich kann man es sich auch gemütlich machen und direkt zum<br />

Posto Florestal do Fanal fahren. Besonders mystisch wird die Szenerie<br />

in den frühen Morgenstunden. Dann ziehen Nebelschwaden<br />

durch die knorrigen, windgegerbten Äste und man könnte fast glauben,<br />

dass es spukt. Aber auch unter der Mittagssonne machen die<br />

uralten Lorbeerbäume eine gute Figur. Im Gegensatz zum Eukalyptus<br />

halten sie die Feuchtigkeit und das ist nicht nur für den Power-Wanderer<br />

überaus angenehm, sondern auch für den schnellen<br />

Besucher, um sich ein wenig vor der mediterranen Sonne zu schützen.<br />

Die Blicke hinunter auf Porto Moniz wandern über aberwitzig<br />

viele Grünschattierungen, die allmählich mit unzähligen Blautönen<br />

zuerst im Meer und schlielich im Horizont mit dem Himmel verschmelzen.<br />

Der ideale Zeitpunkt, um den berühmten Madeira-Wein<br />

aus der Tasche zu ziehen und mit dem süßlich-herben Tropfen den<br />

Magen zusätzlich zu wärmen.<br />

Apropos Wärme. Madeira, die Garteninsel mit den schroffen Küstenabschnitten,<br />

den unzähligen Bewässerungskanälen, der wunderbaren<br />

Fauna im Meer, eignet sich rein klimatisch schon ganz wunderbar<br />

als Ganzjahresdestination. Für Outdoorbegeisterte ebenso<br />

wie für diejenigen, die inmitten einer reichhaltigen Natur ein bisschen<br />

Ruhe finden und bei Temperaturen zwischen und Grad<br />

weder frieren noch übermäßig schwitzen müssen. Dass für jeden<br />

etwas dabei ist, deutet sich bereits in Funchal selbst an. Quirlig,<br />

lebendig auf der einen und mit seinen vielen grünen Flecken und<br />

Parks immer wieder Ruhepol auf der anderen Seite. Das Wichtigste<br />

kann man sich an einem Tag erarbeiten. Gemütlich entlang der<br />

Avenida Arriaga in Richtung Kathedrale schlendern, auf dem Weg<br />

die blauweien Azuleos am Hotel Ritz gucken, die einiges von<br />

Madeiras Geschichte erzählen, die bunten Türen um die Rua de<br />

Santa Maria gucken und dann noch mit der Seilbahn hinauf nach<br />

Monte, um sich die botanischen Gärten anzusehen – und schon<br />

hat man die Hälfte der traditionellen Touristenhotspots durch.<br />

Wenn auffaule dann mit den Carreiros de Monte, enen alten<br />

Korbschlitten, in gut drei Minuten wieder unten an der Promenade<br />

stehen, hat man als Tourist ja quasi das abgehakt, was man an<br />

einem Tag so machen kann in Funchal. Den Abend lässt man in<br />

einem Restaurant ausklingen und natürlich kann jetzt gefahrlos<br />

auch die Poncha probiert werden. Ein Gemisch aus Zuckerrohrsaft,<br />

itrone und Honig, das, e nach dem, wer und wo es kredenzt<br />

wird, schon mal für eine kleine Schlagseite sorgen kann, also rein<br />

alkoholtechnisch. Das Auto bleibt also diesmal stehen und während<br />

die Sterne über mir längst funkeln, mache ich mich beseelt<br />

und auch ein klein wenig erschöpft auf den Weg in mein Hotel.<br />

Irgendwie, und ich weiß nicht, ob das am leuchtenden Firmament<br />

oder an der Poncha liegt, bin ich mir seltsamerweise ganz sicher,<br />

dass nicht nur mein Bett, sondern vor allem mein Koffer schon auf<br />

mich wartet.<br />

74<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

herbst 2020


PORTUGAL | Madeira<br />

Die berühmten Reetdachhäuser<br />

in Santana (links) und die raue<br />

Nordatlantikküste mit Blick auf<br />

Ponta do Castelo, den östlichen<br />

Zipfel der Insel.<br />

INFO<br />

Allgemeine Infos finden Sie im Internet unter<br />

visitmadeira.com<br />

LITERATUR Madeira: Die schönsten Levadaund<br />

Bergwanderungen. 70 Touren mit GPS-<br />

Tracks von Rolf Goetz aus dem Rother Bergverlag.<br />

Das Buch enthält einen bunten Querschnitt<br />

mit den schönsten Wanderwegen über die Insel.<br />

Preis: €16,90<br />

ANREISE Es gibt diverse Direktflüge zum Flughafen<br />

Cristiano Ronaldo in Funchal– etwa aus<br />

Berlin, München oder Frankfurt a. M. Alternativ<br />

geht’s mit Umsteigen in Lissabon.<br />

ÜBERNACHTEN Das Savoy Next ist die jüngere<br />

Alternative der Savoy Gruppe in Funchal. Besonders<br />

empfehlenswert sind die Ocean Studios<br />

inkl. Kitchenette direkt am Wasser mit Blick auf<br />

das Meer. Preise ab ca. € 290 inkl. Frühstück.<br />

UNTERWEGS Am besten erkundet man die<br />

Insel mit einem Mietwagen. So ist man unabhängig<br />

und sehr flexibel. Bitte aufpassen: Google<br />

Maps mag die kürzesten Verbindungen anbieten,<br />

die sind mitunter aber halsbrecherisch eng und<br />

auch nicht immer asphaltiert. Hier sollte man<br />

in jedem Fall im Vorfeld auch in der Unterkunft<br />

fragen, welche Route empfehlenswert ist.<br />

ESSEN & TRINKEN Tausendsassa Júlio Pereira<br />

betreibt gleich zwei hervorragende Restaurants,<br />

die gerade einmal 100 Meter voneinander entfernt<br />

mitten in Funchal liegen: Kampo und Ákua.<br />

In ersterem wird überwiegend Fleisch serviert,<br />

im letzterem geht’s vornehmlich um das Meer.<br />

Egal in welchem man landet, raffinierte portugiesische<br />

Inselküche ist stets garantiert und<br />

eine Reservierung sei in jedem Fall empfohlen.<br />

kampo.pt / akuafunchal.pt<br />

Eine sehr gute Adresse ist zudem das Design<br />

Center von Chef Nini Andrade Silva (niniandradesilva.com/en/design-centre/)<br />

mit Blick über<br />

den Hafen oder die Quinta do Furão in Santana<br />

ca. 40 Autominuten im Nordwesten. Das Weingut<br />

füllt für Blandy’s ab und hier sollte man neben<br />

den berühmten Madeira-Weinen unbedingt<br />

auch den Rum probieren. quintadofurao.com<br />

winter/frühjahr 2023<br />

75


text<br />

Ulrike Herder<br />

DIE SCHÖNSTEN<br />

HOTELS<br />

IN PORTUGAL<br />

Sieben Hotels, die man unverzüglich in sein Herz schließt,<br />

weil sie einfach großartig sind. Von stylishen Herbergen in der<br />

Stadt über kuschelige Hideaways in den Bergen bis zu<br />

Wellnessoasen an der Küste.<br />

76


PORTUGAL<br />

Fotos: Kapreski/Shutterstock.com, Pine Cliffs Hotel, Sam McAllister,/sam.travel, Belmond (2)<br />

Pine Cliffs Luxury Resort, Algarve<br />

Es duftet. Nach Weite. Nach Meer. Nach Urlaub. Aber<br />

primär riecht es wunderbar frisch nach Pinien. Kein<br />

Wunder also, dass das Luxushotel Pine Cliffs Resort<br />

heißt. Der Name ist eben Programm. Das Spektakulärste<br />

am Haus? Der Aufzug zum Strand – wie fancy<br />

ist das denn bitte? Oder auch die acht Pools. Die allein<br />

garantieren schon, dass der einwöchige Urlaub keinesfalls<br />

eintönig wird. Aber ganz ehrlich - hier möchte man<br />

auch länger als nur sieben Tage verweilen. Denn es<br />

wird viel geboten. Wellness auf höchstem Niveau. Golf<br />

mit neun Löchern, aber einer spektakulären Aussicht,<br />

die eventuell die Konzentration stört. Auch das stilvolle<br />

Auge ist schnell überzeugt: weiß getünchte, blumengeschmückte<br />

Ville, zwischen denen sich Innenhöfe mit<br />

Brunnen, gepflastert mit handgemalten Fliesen und<br />

Wandmalereien lokaler Kunsthandwerker, verstecken.<br />

Moderner Stil trifft auf authentisch portugiesisches<br />

Flair! Und während die Kids im größten Kinderclub der<br />

Region eine richtig gute Zeit haben, darf es für die Erwachsenen<br />

ein Gläschen Champagner sein. Am besten<br />

in der beeindruckenden Champagne Mirador Bar. Die<br />

Lage ist sensationell auf den Klippen, wo die mit Magnumflaschen<br />

dekorierte Bäume den atemberaubenden<br />

Blick auf den Atlantik umrahmen.<br />

Reid’s Palace, ein Belmond Hotel, Madeira<br />

Auf den zerklüfteten Klippen über dem Atlantischen Ozean liegt das<br />

Reid’s Palace, ein unverwechselbares Hotel, das allein durch seine<br />

lachsfarbene Fassade ins Auge fällt. Seit über 125 Jahren residieren<br />

hier elegante Reisende, früher trafen sich hier die europäischen Königshäuser,<br />

um zu urlauben. Im Jahr 1996 übernahm die Luxuskette Belmond<br />

das Hotel und verpasste dem Palast ein neues Gesicht, wobei<br />

der ursprüngliche Charakter und Charme erhalten blieben. Heute trifft<br />

man Frischvermählte, junge Familien und langjährige Belmond-Fans auf<br />

der Terrasse bei einem fruchtigen Glas Poncha oder beim Essen im mit<br />

einem Michelin-Stern ausgezeichneten Restaurant William. Ein echter<br />

Hingucker ist der Salzwasserpool auf Meereshöhe, von dem aus man<br />

über eine Leiter, oder für die Mutigen von einem Sprungbrett, direkt ins<br />

Meer gelangt.<br />

winter/frühjahr 2023<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

77


HOTEL<br />

text<br />

Jennifer Latuperisa-Andresen<br />

ATMEN UND<br />

ATMEN LASSEN<br />

Rechts neben Porto liegt die Spitzenklasse Portugals.<br />

Da wäre der Wein, die Küche, die Landschaft, der Service und<br />

das Hotel der Träume. Die Rede ist vom Six Senses Douro Valley.<br />

Das mussten wir uns einfach ansehen.<br />

78


PORTUGAL<br />

Zugegeben. Ich bin nicht Portugals größter Fan. Irgendwie bin ich<br />

jahrelang, trotz mehrfacher Versuche, mit diesem Land nicht warm<br />

geworden. Augenscheinlich wunderschön, war es für mich eher die<br />

transzendentale Erfahrung, die nicht so richtig passte. Doch das sollte<br />

sich ändern. Und zwar eine Stunde östlich von Porto entfernt. Im Douro<br />

Valley. Ein Fleckchen Erde, das randvoll mit Geschichte scheint.<br />

Und fässerweise Wein beherbergt. Dafür aber nicht touristisch überlaufen<br />

und wunderbar authentisch geblieben ist. Die Menschen und<br />

Örtchen wirken auch ein bisschen kauzig. Aber auf sympathische Weise.<br />

Schließlich sind wir nicht in Disneyland.<br />

Aber im Schlaraffenland. umindest fühlt sich mein Aufenthalt im<br />

Six Senses Douro Valley genauso an. Pittoresk gelegen unmittelbar am<br />

Douro – dem Fluss, der sich dramatisch durch das Tal schlängelt. Man<br />

spürt direkt, dass man hier auf eine lange, überlieferte Vergangenheit<br />

zurückblickt. Das Anwesen des Luxushotels stammt aus dem 15. Jahrhundert<br />

und hat als Weingut schon eine bewegte Historie hinter sich.<br />

Dabei ist es in eine Szenerie eingebettet, die märchenhafter kaum sein<br />

könnte. Mein Zimmer hat riesige bodentiefe Fenster. Davor steht ein<br />

gemütliches Sofa. Einladend. Der perfekte Ort, um anzukommen. Mit<br />

einem Gläschen Wein den Ausblick genießen. Denn vor dem Fenster<br />

liegt eine Postkartenszenerie. In der Ferne die bewaldeten Hügel und<br />

vor einem das Tal des Douro. Das allein ist schon Wellness für die<br />

Augen. Aber wie erwähnt: An der Schönheit Portugals hatte ich nie<br />

meine Zweifel. Aber hier irgendwie stimmten auch die Zwischentöne.<br />

Ich fühlte mich sofort gut aufgehoben. Urlaubsstimmung beim Knopfdruck<br />

namens Check-in.<br />

SIX SENSES DOURO VALLEY Portugal<br />

winter/frühjahr 2023<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 79


HOTEL<br />

Yummy, yummy I got love<br />

in my tummy – in den servierten<br />

Köstlichkeiten des<br />

Traumhotels steckt viel<br />

Liebe, das schmeckt man<br />

sofort. Egal ob morgens,<br />

mittags oder abends.<br />

Und ich möchte behaupten, so geht es allen Gästen hier. Die Stimmung<br />

ist überraschend entspannt. Geradezu heimelig. Hierher kommt<br />

nicht, wer seine dicksten Klunker zum Abendessen ausführen mag.<br />

Understatement urlaubt hier. Der Fokus liegt, wie bei Six Senses üblich,<br />

nicht auf dem Darstellen, sondern auf dem Finden. Und gesucht<br />

werden Entspannung, Selfcare und Wellbeing. Womit wir auch schon<br />

beim zentralen Thema wären.<br />

Die Marke Six Senses steht neben Nachhaltigkeit auch für ein Spa<br />

der Extraklasse. Das ist im Douro Valley nicht anders. Mit sehr viel Gefühl<br />

und Know-how wird der Körper auf Wunsch entgiftet, relaxt oder<br />

motiviert. Ein Spa-Menü, das Anwendungen für jeden Geschmack und<br />

edes Wohlbefinden bereithält. Doch es muss nicht immer das klassische<br />

Wellnesstreatment sein.<br />

Druck, Temperatur, wohltuende Farben und Klänge. Das alles<br />

macht den neuen beheizten Innenpool, der mit vielen modernen Elementen<br />

bestückt wurde, nicht nur zu einem besonderen, sondern auch<br />

therapeutischen Erlebnis. Ein Hoch auf die leistungsstarken Düsen,<br />

die einem das letzte Wehwehchen aus dem Rücken pressen, oder die<br />

entspannenden Klänge, die man im Pool vernimmt, wenn man die Ohren<br />

unter Wasser taucht. Generell breiten sich Schallwellen im Wasser<br />

viel schneller aus als in der Luft. Das ist der Grund, warum im Ozean<br />

die Klänge der Buckelwale Tausende Kilometer zurücklegen können!<br />

Geht man im Six Senses Douro Valley mit dem Kopf unter Wasser,<br />

spürt man das, denn der Kopf ist voll Gewebe, das Wasser enthält und<br />

die Schallwellen überträgt. So kann man Klänge und Musik auch unter<br />

Wasser hören. Weiter verstärkt wird der tief greifende therapeutische<br />

ffekt durch die Hinzugabe von warmem Wasser.<br />

Hoch über dem Szenario der Poolerfahrung befindet sich der oga-Raum.<br />

Wahlweise kann man beim bewussten Atmen hinaus in<br />

die Natur schauen oder in den Poolbereich. Das ist natürlich nicht so<br />

wichtig zu wissen. Spannender hingegen ist, dass das Niveau einer<br />

ogaStunde auf die eweiligen Teilnehmer angepasst wird. iemand<br />

erwartet hier eine Leistung wie Vrischikasana. Wobei man auf den<br />

Unterarmen abgestützt die Beine in die Höhe stemmt, um mit den<br />

ehenspitzen den Scheitel zu berühren. Ja, das geht Trainierte ogis<br />

praktizieren das. Die Körperstellungen hier machen tatsächlich<br />

so viel ust auf oga, dass man für sich selbst am nde der Stunde<br />

vornimmt, auch irgendwann eine herausfordernde Asana erreichen zu<br />

können. Doch neben Dehnungen gibt es auch Lachyoga. Und das hat<br />

Suchtpotenzial. Die Befreiung von Stress durch Lachen. Und das ist<br />

bekanntlich ansteckend. Das Einzige, was es zu beachten gilt, kein<br />

Frühstück vor dem oga. Das mag die ogaTrainerin überhaupt nicht.<br />

Aber dieser Verzicht ist wirklich eine Herausforderung.<br />

Das Küchenteam bringt nicht nur köstliches Essen auf den Tisch, sondern<br />

auch die Six-Senses-Werte der ökologischen Nachhaltigkeit, des<br />

Wohlbefindens und der Regionalität. Die Küchenchefs des Six Senses<br />

Douro Valley stehen für die traditionelle Küche Portugals. Das erkennt<br />

man an den Menüs. Die immerhin inspirieren die Gäste auch dazu,<br />

mal etwas zu probieren, was sie sonst nicht bestellen würden. Spezialitäten<br />

wie gesalzenen Kabeljau, Sardinen, Muscheln oder auch Schnecken.<br />

Dabei kommen viele Kräuter aus dem eigenen Garten ins Spiel.<br />

Wer ganz nah dran sein will, an der Kreation der Delikatessen, dem<br />

sei eine Buchung des Chef’s Table empfohlen. Am Chef’s Table werden<br />

maximal vier Gäste direkt vom Chefkoch am groen Tisch der offenen<br />

Küche bewirtet. Fragen stellen ist deutlich erwünscht, genau über die<br />

Schulter schauen ebenso.<br />

Ein sehr wichtiger Teil des Hotels ist natürlich auch die im Herzen<br />

des Hotels gelegene Wine Library. Hier gibt es Speisen zum Teilen,<br />

darunter Ceviche, Tartar und Klassiker der portugiesischen Hausmannskost<br />

sowie Petiscos. Doch das Beste ist der Wein. 700 Weine<br />

stehen auf der Karte. Außergewöhnlich und praktisch ist der 24-StundenWeinservice.<br />

n der Wine ibrar befinden sich Selbstbedienungsautomaten<br />

mit einigen wirklich seltenen Weinen und Portweinen.<br />

Hier kann direkt ins Glas abgefüllt werden. Die Zugangskarten für die<br />

Zapfsäulen werden dem Gast beim Einchecken ausgehändigt. Und so<br />

geht das Probieren der feinen Tropfen kinderleicht und unkompliziert.<br />

Es gibt auch schöne Aktivitäten, die das Hotel anbietet, die sich<br />

auf das Thema Wein beziehen. So eine Sommelier-Tour durch die umliegenden<br />

Weingüter ist nicht nur eine beschwipste Angelegenheit,<br />

sondern auch lehrreich zugleich. Wer zur richtigen Jahreszeit da ist,<br />

sollte die Harvest Experience buchen! Es ist doch ein einmaliges Erlebnis,<br />

zur Weinlese im September und Oktober barfuß in die Lagares<br />

(Granitsteinbecken) zu steigen und die Trauben selbst zu zerstampfen.<br />

Und wenn böse Zungen nun behaupten, ich hätte mir Portugal<br />

schön getrunken, den muss ich enttäuschen. Die Liebe ging zwar<br />

durch den Magen. Sie blieb aber im Gedächtnis und Herzen hängen.<br />

Richtig schön, dieses Portugal. Six Senses Douro Valley sei Dank.<br />

INFO<br />

Six Senses Douro Valley. Quinta de Vale Abraão, Samodães<br />

5100-758 Lamego, Portugal, www.sixsenses.com/DouroValley<br />

Eine Nacht im Doppelzimmer ohne Frühstück ab € 700.<br />

Fotos: Six Senses Hotels Resorts Spas (3), Chris Caldicott, John Athimaritis, Kapreski/Shutterstock.com<br />

80<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


PORTUGAL<br />

Pool-Position: Wer sich die Vineyard Rooftop Suite (unten) gönnt, hat einen eigenen kleinen Plunge-Pool mit Blick auf die umliegenden<br />

Weingärten. Aber auch am Hauptpool lässt es sich unter der portugiesischen Sonne bestens entspannen.<br />

winter/frühjahr 2023 81


Bela Vista Hotel & Spa, Algarve<br />

Das herrschaftliche Gebäude aus dem 19. Jahrhundert am wunderschönen<br />

Strand Praia da Rocha wurde 1934 von einem Privathaus in das erste Hotel<br />

an der Algarve umgewandelt. Obwohl es heute von monströsen Betonbauten<br />

umgeben ist, hat es sich seine erstklassige Lage an einem der besten<br />

Strände Portugals bewahrt. Sobald man durch das hohe, schmiedeeiserne<br />

Eingangstor tritt, ist man von seinem jahrhundertealten Charme fasziniert.<br />

Man betritt ein Schmuckkästchen, das mit alten Artefakten übersät ist wie<br />

bemalte Holzdecken und wundervolle Wandfliesen. Bei der jüngsten Renovierung<br />

hat die renommierte Designerin Graça Viterbo in den Zimmern kräftige<br />

Farben und auffällige Materialien verwendet, die dem Gast ein Gefühl von<br />

»Miami trifft Mittelmeer« vermitteln sollen. Eines ist sicher: Hier kann man<br />

herrlich entspannen. Ob am Pool, eingerahmt mit stattlichen Palmen und im<br />

L’Occitane-Spa. Und im Genuss schwelgen: Küchenchef João Oliveira kredenzt<br />

innovative portugiesische Gerichte wie Austern mit grünen Tomaten<br />

und Alentejano-Brot.<br />

Casa de São Lourenco, Serra da Estrela<br />

Von wegen verfilzt. Traditionen zu ehren und sie in ein<br />

neues Jahrhundert zu heben, das ist wohl vorbildliche<br />

Nachhaltigkeit. Und genau das ist im malerischen Bergdorf<br />

Manteigas in der Serra da Estrela geschehen. Die<br />

alpine Region war einst bekannt für Wolle. Heute jedoch<br />

werfen die Maschinen in den historischen Lagerhäusern<br />

bunten Zwirn aus. Und zwar Wolle der nächsten Generation.<br />

Die Rede ist vom Wollfilz Burel, der so dicht gewebt<br />

wird, dass er Wasser abweisen kann. Warum wir<br />

das erzählen? Weil Isabel Costa, die Frau, die diese Fabrik<br />

wiederbelebt hat, auch ein wunderschönes Hotel auf<br />

dem Bergrücken oberhalb des Tals erschuf – ein Hotel,<br />

das eine Ode an den Filz darstellt. Der Stoff findet sich<br />

im ganzen Hotel: angefangen in der Lobby, die mit Filz<br />

ausgekleidet ist. Dazu kombiniert sie freche Stühle im<br />

Scandi-Stil, die vor Fenstern stehen, die den Blick über<br />

das Tal schweifen lassen. Tagsüber ist die Casa oft leer<br />

gefegt, denn dann kraxeln die Gäste mit ortsansässigen<br />

Guides in schmalen Pfaden die Berge hinauf und tanken<br />

reichlich frische Bergluft.<br />

82 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr 2023


PORTUGAL<br />

Fotos: Relais & Châteaux , Relais & Châteaux/Francisco de Almeida Dias, Design Hotels<br />

Torel Avantgarde, Porto<br />

Die zweitgrößte portugiesische Stadt bietet eine ganze Reihe skurriler Boutiquehotels. Doch nur wenige schaffen tatsächlich den Spagat<br />

zwischen Einzigartigkeit und Effekthascherei. Das Torel Avantgarde, das dritte Hotel der Marke Torel in Porto, ist eines dieser Ausnahmehotels.<br />

Von außen unscheinbar eröffnet sich im Inneren eine Kunstwelt für sich. Schon die Lobby lässt staunen, denn die Wände sind komplett<br />

mit Kork versehen. Portugal ist der weltweit größte Exporteur von Kork. Skulpturen des portugiesischen Künstlers Paulo Neves und eine mit<br />

Blumen bedeckte Decke ergänzen das außergewöhnliche Interieur. Hinzu kommt der sagenhafte Blick auf den Douro-Fluss, der perfekt eingerahmt<br />

von einem der beiden Pools grandiose Kameraperspektiven bietet. Auch die Zimmer sind spektakulär anders – und auch hier kann man<br />

den Douro beispielsweise aus der Badewanne, die so groß ist, dass sie fast als Minipool durchgeht, ausgiebig beobachten. Das hoteleigene<br />

Restaurant Digby (benannt nach Sir Kenelm Digby, dem Erfinder der modernen Weinflasche) serviert ein ganz hervorragendes Mittagsmenü,<br />

das schon bei der Vorspeise Großes verspricht: Garnelen und Muscheln mit einem leckeren Currydressing, dazu einen Wein aus dem nahe gelegenen<br />

Douro-Tal. Überhaupt sind alle Zimmer und Suiten des Hauses nach großen Berühmtheiten benannt und keines gleicht dem anderen.<br />

winter/frühjahr 2023<br />

83


HOTEL<br />

text<br />

Simone Sever<br />

WILD. WUNDERBAR.<br />

WAHNSINN: W ALGARVE<br />

Im Juli <strong>2022</strong> eröffnete mit einer krachenden Party<br />

das neueste Haus der W Collection, das W Algarve in Albufeira.<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>-Autorin Simone Sever war bei der fulminanten<br />

Feier des neuen und extrem lässigen Hotels an der Südküste<br />

Portugals unter den Gästen und tanzte nicht nur mit<br />

Stargast Rita Ora durch die Nacht.<br />

84<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> herbst <strong>2022</strong>


PORTUGAL<br />

W HOTEL Algarve<br />

Wild war es. Wunderbar. in Wahnsinn. W eben Die röffnungsfeier<br />

des neuesten W scape auf den ikonischen Klippen der portugiesi<br />

schen Algarveküste hat die acht und die lokale Hotelszene erhellt.<br />

icht nur die Fassade, die Balkone und eine Wasserfontäne wurden<br />

zu neonfarbenen rleuchtungen. Durch die kunterbunt erstrahlten<br />

Gärten tanzte neben den geladenen Gästen aus Politik, Gesellschaft,<br />

Fashion und Kultur eine Schar schriller Paradiesvögel. ine Mischung<br />

so verheiungsvoll wie die Drohnenshow, die den schwarzen acht<br />

himmel des W Algarve spektakulär in Szene setzte.<br />

CHILLEN. CHIC. SHAZAM.<br />

Die WJünger und Gäste der letzten acht liegen erschöpft am Pool.<br />

Die Beats am Wet Deck sind chillig und helfen bei der ntspannung.<br />

ch shazame fast eden Titel und habe bald schon meine WAlgar<br />

vePlalist zusammengestellt. Während ich im geschnürten weien<br />

inteiler aus recceltem Material icht und Schatten gleichermaen<br />

suche, hat eine dunkelhaarige Schönheit ihren Auftritt. m Gold glän<br />

zenden Badeanzug schreitet sie mit brokatbesticktem berwurf Rich<br />

tung Pool und zieht dabei alle Blicke auf sich. Trs chic Ja, Stle gehört<br />

zum W Algarve wie die goldene Bucht von Armao de Pera zur por<br />

tugiesischen Küste. m azurfarbenen Pool treibt währenddessen ein<br />

unger Mann mit gebräuntem Sixpack und schwarzer Sonnenbrille auf<br />

einem aufgeblasenen rosa inhorn, in der Hand einen grünen Smoo<br />

thie. Angst vor den anerkennenden Blicken hat hier niemand. Muss<br />

auch keiner<br />

winter/frühjahr 2023<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 85


HOTEL<br />

Prêt-à-porter: Das W Algarve ist von der Lobby bis zu den Zimmern bis ins kleinste Detail luftig-leicht durchdesignt und<br />

superhip. Zum Glück muss man als Gast nicht die gleichen Standards befolgen.<br />

86


PORTUGAL<br />

LÄSSIG. LEICHT. LIFESTYLE.<br />

n der Market Kitchen, wo ein üppiges Frühstücksbuffet egliche Diät<br />

vergessen lässt, sitzt die WGästeschar in ihrem lässigen Stle inmit<br />

ten des edlen WDesigns in einer markttpisch angehauchten Atmo<br />

sphäre. Fashion zum Frühstück an edem Tisch. Knallgelbe geflochtene<br />

Sessel laden auf einem mit rnamenten geschmückten schwarzwei<br />

en Holzboden in die Polster. ch mag gar nicht mehr aufstehen, so<br />

beuem sitze ich im icht der Sonne, das durch die bodentiefen Fens<br />

ter den Raum erhellt. Design follows function Sessel, Sofas, Stühle,<br />

euchten, iegen, alles zeugt von eichtigkeit. Der detailreiche WAl<br />

garveStil ist nicht nur trend, frech und faszinierend, sondern auch<br />

hochwertig. Das sieht man nicht nur, das spürt man auch. icht ganz<br />

so farbenfroh, dennoch mindestens so beuem und stlish kommt das<br />

nterieurdesign im Paper Moon daher. Das mediterrane Pendant zum<br />

ursprünglichen Mailänder Restaurant Paper Moon Giardino ist in<br />

klusive spektakulärer Terrasse auf dem Hoteldach zu finden. Hier wird<br />

am Abend zum Sunset preisgekrönte italienische Küche in weiem<br />

Ambiente serviert, während die Sonne den Abendhimmel langsam<br />

und malerisch in warme Rot und rangetöne einfärbt. Doch es hält<br />

kaum emanden auf seinem Platz, denn im weichen icht des Abend<br />

himmels sind die Selfies gleich doppelt so schön.<br />

chen Champagner aus der Minibar auf meinem riesigen Balkon gön<br />

nen und die Schattenspiele bestaunen, die die portugiesischen Häkel<br />

muster, die zwischen Bad und Schlafbereich das Fenster schmücken,<br />

auf den Boden werfen. der ich kann im nächtlichen eonlicht die<br />

perlmuttschimmernden Wandfliesen als Hintergrund für mein Gu<br />

teachtSelfie nutzen. Auch dieses icht ist schmeichelnd. Hier sieht<br />

man einfach überall gut aus n den immern spiegelt sich nicht nur<br />

die landschaftliche Schönheit der Algarve, sondern durch die vielen<br />

Details auch die reiche Tradition Portugals, die akzentuiert und zur<br />

Perfektion gebracht wird.<br />

WHATEVER. WHENEVER. W STYLE<br />

ch habe vergessen, einen Wellnesstermin zu buchen. Kein Problem,<br />

an der Rezeption wei man mir zu helfen. Whatever whenever, und<br />

das das WHotelMotto geht auf. Bereits eine knappe Stunde<br />

später liege ich im hoteleigenen Awa Spa auf der Massageliege und<br />

diesmal beamen mich musikalische Sphärenklänge in eine Traumwelt.<br />

Maniküre, Pediküre, danach ein xpressighttimeStling. Die frisch<br />

lackierten ägel machen sich besonders gut mit einem Cocktail in<br />

der Hand an der Beaut Bar. W Stle eben. Der Abend kann kommen.<br />

Fotos: Mariott International/Yves Garneau (3), Mariott International, Kapreski/Shutterstock.com<br />

BETTFISCH. BADORNAMENTE. BALKONFLIESEN.<br />

s gibt sie immer noch, diese Freunde, die seit Jahren erzählen, dass<br />

Hotels nicht luxuriös oder besonders schön sein müssen. Man sei a<br />

schlielich egal ob Strandurlaub oder Cittrip den ganzen Tag un<br />

terwegs. un, das sehe ich anders. Komplett anders nd das W Al<br />

garve beweist mir, dass ich recht habe. Wer die rosa, hellblauen oder<br />

blassgrünen pastellfarbenen Türen, die eher Toren gleichen, zu einem<br />

der insgesamt immer und Residenzen mit der hölzernen<br />

immerkarte öffnen darf, der wird staunen. Die sechzig uadratme<br />

ter groen Wonderful, Fabulous oder Spectacluar Guest Rooms geben<br />

augenblicklich zu verstehen, dass das uxushotel Home awa from<br />

Home einem Wohlfühlplaneten gleichen. Wer möchte darauf freiwillig<br />

verzichten<br />

m Ankleidebereich werde ich mit Spiegeln und wunderbarem<br />

icht verwöhnt, sodass ich mein utfit of the Da oder the ight von<br />

Kopf bis Fu und bis ins Detail erkennen kann. m Bad ist genügend<br />

Platz für zwei. benso wie auch in der geräumigen Regendusche. So<br />

gar an einen Schminktisch wurde gedacht. Danke dafür ndlich kann<br />

ich meine agellacke und ippenstifte übersichtlich vor mir ausbrei<br />

ten. ch kann auf dem breiten KingsizeBett uer liegen genauso<br />

wie der kunterbunte Bettfisch, der ein farblicher Knaller ist. nd kann<br />

mich auf dem stlishen Sofa in die Kissen kuscheln, mir ein Fläsch<br />

SOUND. STIMMUNG. W SPIRIT.<br />

Die Wächte sind lang. Die utfits der Gäste hot. Die DJs, die den<br />

Sound der acht kreieren, angesagt. Der Spot der Stunde die lebhafte<br />

W ounge, die mit einer faszinierenden wellenförmigen nstallation<br />

aus Glaspaneelen zum Dancefloor avanciert. Die Stimmung ist eksta<br />

tisch auch ohne Rita ra, die in der röffnungsnacht performte. uft<br />

holen. Tanzpause. Platz nehmen am über Meter langen Tresen der<br />

Bar. Dort schweben wie uftblasen im Wasser türkisfarbene mundge<br />

blasene Glasleuchten von der Decke. ch kann den W Spirit in dieser<br />

acht deutlich sehen, hören und fühlen und lasse ihn mir mit einem<br />

SignatureCocktail auf der unge zergehen. Der W Spirit des W Algar<br />

ve schmeckt ganz ausgezeichnet<br />

INFO<br />

W Hotel Algarve. Estrada da Gale, Sesmarias Albufeira 8200-385,<br />

www.marriott.com, www.whotels.com<br />

Fünf-Sterne-Design Hotel mit 134 Zimmer und Suiten sowie 83<br />

Residenzen. Doppelzimmer ab € 215 die Nacht.<br />

winter/frühjahr 2023<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

87


Das Ivens, Lissabon<br />

Das Ivens ist so etwas wie eine versteckte Oase in<br />

Lissabon. Inspiriert ist die Luxusherberge von der Reise<br />

von Ivens und Capelo, den portugiesischen Entdeckern<br />

aus dem 19. Jahrhundert, die Afrika besuchten.<br />

Die Lobby mit ihren tropischen Pflanzen, Papageien,<br />

Aras, Käfern, Samtsesseln und goldenen Details versetzt<br />

unverzüglich in eine andere Welt. Man muss sich<br />

zwischenzeitlich schon dran erinnern, in Portugal und<br />

nicht in Afrika zu sein. Auch die 87 Zimmer spielen mit<br />

ihren Farbnuancen der Tapeten und Teppiche auf die<br />

afrikanische Flora und Fauna an. Das hauseigene Restaurant<br />

Rocco zählt bereits jetzt zu den besten Restaurants<br />

in Lissabon und ist bei Kreativen, Künstlern<br />

und Bohemiens äußerst beliebt.<br />

Bela Vista Hotel & Spa, Algarve<br />

Das herrschaftliche Gebäude aus dem 19. Jahrhundert am<br />

wunderschönen Strand Praia da Rocha wurde 1934 von<br />

einem Privathaus in das erste Hotel an der Algarve umgewandelt.<br />

Obwohl es heute von monströsen Betonbauten<br />

umgeben ist, hat es sich seine erstklassige Lage an einem<br />

der besten Strände Portugals bewahrt. Sobald man durch<br />

das hohe, schmiedeeiserne Eingangstor tritt, ist man von<br />

seinem jahrhundertealten Charme fasziniert. Man betritt<br />

ein Schmuckkästchen, das mit alten Artefakten übersät<br />

ist wie bemalte Holzdecken und wundervolle Wandfliesen.<br />

Bei der jüngsten Renovierung hat die renommierte Designerin<br />

Graça Viterbo in den Zimmern kräftige Farben und<br />

auffällige Materialien verwendet, die dem Gast ein Gefühl<br />

von „Miami trifft Mittelmeer“ vermitteln sollen. Eines ist<br />

sicher: Hier kann man herrlich entspannen. Ob am Pool,<br />

eingerahmt mit stattlichen Palmen und im L’Occitane-Spa.<br />

Und im Genuss schwelgen: Küchenchefs João Oliveira kredenzt<br />

innovative portugiesische Gerichte wie Austern mit<br />

grünen Tomaten und Alentejano-Brot.<br />

Quinta da Comporta, Comporta<br />

Portugals bestgehütetes Geheimnis liegt gut eine Autostunde<br />

entfernt südlich von Lissabon. Verschlafene Fischerdörfchen<br />

und Surferhütten an einer Küste, die unberührter und idyllischer<br />

nicht sein könnte. Doch so langsam, aber sicher erwacht Comporta<br />

aus dem touristischen Dornröschenschlaf. Der portugiesische<br />

Architekt und Designer Miguel Câncio Martins hat dort<br />

ein Luxusrefugium erbaut, das sich nahtlos in die Landschaft<br />

einfügt. Wege schlängeln sich durch die sandige Landschaft,<br />

vorbei an weißen, scheunenartigen Gebäuden – viele von ihnen<br />

ehemalige Getreidespeicher –, zwischen denen Reisfelder<br />

und der Pool hervorlugen. Auch die Inneneinrichtung passt sich<br />

der Landschaft an und ist bewusst naturnah und puristisch modern<br />

gehalten. Sehr instagramable. Auch im Spa gibt es einen<br />

lokalen Bezug: Reis kommt bei vielen Behandlungen und auch<br />

in der eigenen Kosmetik zum Einsatz. Auf der Speisekarte des<br />

Restaurants geht es royal und lokal zu: hauseigener Black Pig<br />

Gin, der zusammen mit Passionsfrucht und Honigwaben köstlich<br />

schmeckt, ebenso wie die gepufften Cracker, die mit Tintenfischtinte,<br />

Safran und Roter Bete aromatisiert und gefärbt sind.<br />

Fotos: Mariott International/Francisco Nogueira, Quinta da Comporta, Manolo Yllera<br />

88<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr 2023


WINTER<br />

MONDSÜCHTIG<br />

Der Stille lauschen, pure Natur und arktische Nächte genießen, und all das zu zweit in einem kuscheligen<br />

Iglu – das geht im Magical Pond Village im finnischen Lappland, etwa acht Kilometer entfernt von<br />

dem bekannten Skiresort Ruka. Mitten in der Natur gruppieren sich hier 20 Glas-Iglus um einen See.<br />

Jedes der kleinen Iglus ist liebevoll im Scandi-Stil eingerichtet, mit allem Komfort ausgestattet und<br />

einem großes Panoramafenster zum Sternebeobachten ausgestattet. Mit etwas Glück verzaubert die<br />

Aurora borealis die Polarnacht. Für den perfekten Wow-Moment. www.magicalpond.com/de/<br />

OHREN-<br />

WÄRMER<br />

Schweizer Traditionsmarke<br />

trifft auf Cowboy-Look. Creative<br />

Director Rhuigi Villaseñor<br />

bei Bally hat eine Kopfbedeckung<br />

entworfen, die uns an<br />

Texas erinnert, aber perfekt für<br />

kalte Gefi lde ist. Ein Howdy für<br />

alle Skifahrer und ein Yee-haw<br />

für alle, die im hohen Norden<br />

im Tiefschnee unterwegs sind.<br />

Shearling-Hut in Farbe Elfenbein,<br />

€ 799, www.bally.com<br />

Fotos: PR, Visit Finland, IJsbeelden Festival<br />

Man muss nicht in die Arktis oder nach Kanada<br />

<strong>reisen</strong>, um in eisige Welten einzutauchen.<br />

Es reicht, über die Grenze zu unseren niederländischen<br />

achbarn zu fahren. Dort ndet<br />

nämlich vom 17. Dezember <strong>2022</strong> bis zum<br />

5. März 2023 Europas größtes Eisskulpturenfestival<br />

statt. In der Hansestadt Zwolle können<br />

sich Besucher auf eine Weltreise durch<br />

550.000 Kilo Eis und Schnee begeben. Das<br />

»IJsbeelden Festival« steht in diesem Jahr unter<br />

dem Motto »What a wonderful world« und<br />

zeigt glitzernde, bis zu sechs Meter hohe eisige<br />

Kunstwerke. Wie das ganze Eis und Schnee<br />

nach Zwolle kommt? Monatelang wird<br />

Regenwasser aufgefangen, um daraus<br />

275.000 Kilogramm Eis und<br />

275.000 Kilogramm Schnee herzustellen,<br />

die dann von 45 Eiskünstlern aus aller<br />

Welt mit Hammer und Meißel,<br />

Kettensägen und Gasbrennern zu<br />

Kunstwerken verwandelt werden.<br />

www.ijsbeelden.nl/de<br />

Eisige Reise<br />

winter/frühjahr 2023<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

89


WINTER IM YUKON<br />

Gestatten, Yukon-Legende Frank Turner. Er lebt auf der Ranch Muktuk mit seinen 130 Huskys. 24-mal<br />

hat Frank am legendären Yukon Quest teilgenommen, dem härtesten Schlittenhunderennen der Welt.<br />

Seine Alaskan Huskies werden auf der Ranch geboren, zu Schlittenhunden ausgebildet und verbringen<br />

dort auch ihre Renn-Rente.<br />

90


WINTER | Yukon<br />

B text<br />

Verena Wolff<br />

Entschleunigtes<br />

Leben<br />

in unendlicher<br />

Weite<br />

Der Yukon ist fast doppelt so groß wie<br />

Deutschland – doch nur knapp 40 000 Menschen<br />

leben in dem kanadischen Territorium im hohen Norden.<br />

Meist in aller Ruhe, in der Natur und mit der Natur. Doch<br />

es gibt einige schräge Bräuche und Veranstaltungen, die<br />

Menschen und Tiere an ihre Grenzen bringen.<br />

winter/frühjahr 2023<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

91


Würden sie nur Brokkoli<br />

bekommen, wären sie nicht<br />

so schnell unterwegs.<br />

Die Energie auf dem Gelände der Sky High Wilderness Ranch ist fast<br />

mit den Händen greifbar. Lautes Gebell, aufgeregte, vor Muskeln<br />

strotzende Hunde, so weit das Auge reicht. Und ich mittendrin, die<br />

Frau, die Angst vor den Vierbeinern hat, seit sie als Kind zweimal gebissen<br />

wurde. Von einem Rauhaardackel. Diese Hunde sind ein ganz<br />

anderes Kaliber. Huskys. Schlittenhunde. Kniehoch, mit einem Gebiss,<br />

das zum Jagen gemacht ist. Einem wilden Wolf deutlich ähnlicher<br />

als einem zahmen Schoßhund. Aber: Sie sind angekettet, jeder mit<br />

einer langen Leine an seiner oder ihrer mit Namen versehenen Hütte<br />

im Schnee. 108 Hunde leben auf der Ranch. Und Jocelyne LeBlanc. Sie<br />

versichert mir: »Die wollen nur eines: rennen.«<br />

Jocelyne ist nicht nur Mitbesitzerin dieses Paradieses für die Hunde,<br />

ein paar Dutzend Kilometer von Whitehorse entfernt. Sie ist auch<br />

Musherin, Chefin über ihr eigenes, speziell ausgewähltes Hundeteam.<br />

Beim Yukon Quest ist sie 2010 mit 15 Tieren gestartet. Und angekommen.<br />

13 Tage hat sie für die 1.000 Meilen zwischen Fairbanks in<br />

Alaska und Whitehorse im Yukon gebraucht, der Sieger neun. »Aber<br />

das macht nichts – das Ziel ist immer, dass Mensch und Tier gesund<br />

ankommen«, sagt Jocelyne, während ihr Blick über die Hundehütten<br />

streift. Sie stellt im Geist schon die kleinen Teams aus jeweils vier<br />

Hunden zusammen, die die Gäste bald ziehen werden. Auch mich, die<br />

Schisserin.<br />

Der Yukon Quest gilt als eines der härtesten Hundeschlittenrennen<br />

der Welt, 1.600 Kilometer durch die winterliche Wildnis im hohen<br />

Norden. Durch dichte Wälder mit kurzen Nadelbäumen und über<br />

zugefrorene und tief verschneite Flüsse. Die Temperaturen liegen im<br />

arktischen <strong>Winter</strong>, wenn es besonders dunkel und besonders kalt ist,<br />

gerne zwischen 30 und 50 Grad minus. Noch viel schlimmer als die<br />

Kälte aber ist der eisige Wind, der oft ohne Erbarmen bläst. Die Musher<br />

fahren mit ihren Teams Tag und Nacht, melden sich an den Checkpoints<br />

und machen nur dann Pausen, wenn es unbedingt sein muss.<br />

Und die Hunde sie brauchen.<br />

Die Hunde sind immer im Training<br />

So ein Ausflug mit Touristen ist da eher lockeres Geplänkel, denke<br />

ich mir, als Jocelyne ihre ebenso ungewöhnliche wie beeindruckende<br />

Geschichte erzählt. Aber das stimmt nicht. Ob sie hart für den Yukon<br />

Quest trainiert oder zwei Stunden mit kleinen Gespannen auf dem<br />

Fish Lake ihre Runden dreht: Immer ist die gleiche Sorgfalt im Umgang<br />

mit den Hunden und mit dem Material gefordert, immer geht es<br />

darum, die Hunde im Training und bei Laune zu halten. Kaum taucht<br />

Jocelyne im Dunstkreis der Huskys auf, wird das aufgeregte Gebell<br />

und Gejaule lauter. Die Hunde ahnen, dass etwas Gutes kommt. Entweder<br />

es gibt Futter. Oder sie können, noch besser, rennen. Ich halte<br />

mich erst einmal raus aus der Affäre und suche mir einen Beobachter<br />

platz am Rande des Geschehens. Schlittenhunde sind ohnehin keine<br />

Rassen, die besonders scharf darauf sind, ausgiebig von Menschen geknuddelt<br />

und gestreichelt zu werden.<br />

Aber auch das ist nur bedingt richtig, wie sich schnell herausstellt.<br />

Jocelyne und ihre Mitarbeiter suchen die Hunde für unsere Gruppe heraus.<br />

Jeweils vier Tiere werden vor einen Schlitten gespannt. »Immer<br />

abwechselnd ein Männchen und ein Weibchen, sonst gibt es Stress<br />

beim Rennen«, sagt sie. Die langen Schlitten mit den dichten Planen<br />

darauf stehen schon bereit, die Hunde werden im Team geholt und<br />

direkt in die Leinen gespannt. Itchy, Folsom, Loky, Moxy – das ist<br />

mein tierisches Pfotenschaft. Reine Muskelpakete, die schon längst<br />

unterwegs wären, würde ich nicht mit aller Kraft und meinem ganzen<br />

Gewicht auf der Metallspange hinter dem Schlitten stehen. Diese<br />

Bremse verhakt sich im Schnee, darum muss man sie mit viel Gefühl<br />

loslassen, um den Hunden quasi den Startschuss zum Rennen zu geben.<br />

»Let’s go« kann man ihnen dabei noch zurufen, »hooooo«, wenn<br />

es langsamer gehen soll. So weit die Theorie.<br />

Direkt hinter mir steht das nächste Gespann und jault und bellt<br />

eifrig – etwa in Höhe meiner Kniekehlen, keinen Meter entfernt. Das<br />

fühlt sich mittelmäßig angenehm an. Andererseits registriert mein<br />

Hirn aber auch, dass die Hunde sich nicht von der Stelle bewegen,<br />

mich anspringen oder versuchen, an mir zu schnüffeln. Genau das,<br />

was mir im Alltag regelmäßig Angst einjagt. Das hier sind Arbeitshunde<br />

– und sie wollen nichts anderes, als ihren Job zu verrichten und<br />

hinterher dafür belohnt zu werden. Mit Streicheleinheiten, mit gutem<br />

Fleisch, mit speziell auf sie abgestimmtem Futter. »Eins dürft ihr mir<br />

glauben«, sagt Jocelyne. »Würden sie nur Brokkoli bekommen, wären<br />

sie nicht so schnell unterwegs.«<br />

Nach einer kurzen Einweisung (immer einen Fuß auf der Bremse!)<br />

geht es endlich los. Jocelyne hat das Führungsgespann und niemand<br />

darf sie überholen. Das wissen die Hunde, aber die ganz kecken unter<br />

ihnen versuchen es trotzdem. Jocelyne setzt sich in Bewegung, die drei<br />

Gespanne vor mir auch. Das sieht zwar ganz geschmeidig aus, aber es<br />

fühlt sich an, als würde man zum ersten Mal mit einem Fahrschüler<br />

im Auto sitzen und ihm erklären, wie die Kupplung funktioniert. Sehr<br />

ruckelig. Für Bandscheibengeschädigte ist das hier nicht die richtige<br />

Sportart. Die unbändige Kraft der Hunde zeigt sich beim Losrennen.<br />

Wer nicht beide Hände fest am Schlitten hat, landet schon beim Start<br />

rücklings im Schnee.<br />

92<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr 2023


WINTER | Yukon<br />

Muktuk Adventures wird<br />

geleitet von Manuela<br />

Albicker. Sie ist gebürtige<br />

Schwarzwälderin, arbeitet<br />

aber bereits seit zehn<br />

Jahren auf der Ranch.<br />

93


der Permafrostboden<br />

taut jeden Sommer auf<br />

und sorgt dafür, dass<br />

die Holzhäuser sich in<br />

Bewegung setzen.<br />

Dawson City, die Goldgräberstadt<br />

am Klondike, ist die<br />

perfekte Western-Kulisse. Man<br />

hat das Gefühl, sofort die Musik<br />

von »Spiel mir das Lied vom<br />

Tod« im Kopf zu haben.<br />

94<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


WINTER | Yukon<br />

Spektakulärer Start und weiche Landung<br />

Aber: Es lässt sich ganz gut an, dieses Hundeschlittenfahren durch<br />

die winterlichen Weiten des Yukon. Jenem Territorium im Norden Kanadas,<br />

das fast doppelt so groß ist wie Deutschland und in dem trotzdem<br />

nur 40.000 Menschen leben – die große Mehrheit davon in und<br />

um Whitehorse. Wir verlassen die Ranch und wollen auf den dick zugefrorenen<br />

Fish Lake. Die Hunde reagieren routiniert auf die Signale,<br />

der Schlitten gleitet ruhig durch den Schnee. Ich habe den Bogen raus,<br />

denke ich zufrieden – bis plötzlich und eher unerwartet die Fliehkräfte<br />

ins Spiel kommen. Wir überqueren eine Straße, es geht einen kleinen<br />

Hügel hinunter und in eine scharfe Kurve – die die Hunde irgendwie<br />

in einem anderen Radius nehmen als ich. Im hohen Bogen lande ich,<br />

Gesicht zuerst, im Schnee. Schnell ist einer von Jocelynes Mitarbeitern<br />

da und wirft die Metallbremse in den Schnee, die ich natürlich im<br />

Stürzen losgelassen habe. Bei einem Rennen kann das ein unverzeihlicher<br />

Fehler sein. Aber hier unter der kalten <strong>Winter</strong>sonne bleibt mein<br />

Team sofort stehen und wartet geduldig, bis sich die Schein-Musherin<br />

aus dem Schnee geschält hat und wieder auf dem Schlitten steht. Auch<br />

die Teams hinter mir bleiben ruhig stehen und harren der Dinge. Tiefenentspannte<br />

Hunde, die machen nicht mal mir Angst.<br />

Es bleibt der einzige Unfall auf der Tour auf und über den Fish<br />

Lake, bei der auch im März der Wind noch eisig um unsere Ohren<br />

pfeift. Die dicke Mütze schadet nicht, die warmen Handschuhe sind<br />

ohnehin Standardprogramm. Der lange, gut gepolsterte Anorak hat<br />

zumindest dafür gesorgt, dass ich nicht überall nass bin. Und wenn<br />

die Schlitten dann mal schön gleichmäßig fahren auf dem zugefrorenen<br />

und mit Schnee überpuderten See, dann kann man schon verstehen,<br />

was für Jocelyne und die vielen anderen Musher die Faszination<br />

am Schlittenhunderennen ausmacht. Allein mit sich und der Natur,<br />

ein Teil zu sein der hier tatsächlich noch unberührten Natur. Das Gespann<br />

von Hunden und Mensch, komplett aufeinander angewiesen<br />

und den Elementen ausgesetzt. Dass da der Flow nicht lange auf sich<br />

warten lässt, glaube ich sofort.<br />

Was heute Sport und für manche sogar Berufung ist, war früher<br />

eine Notwendigkeit. Man brauchte die Schlitten, um die Post und Medizin<br />

auch in die entlegensten Orte in Kanada und Alaska zu bringen<br />

– aus diesen unendlichen Wegen sind die Routen der großen Rennen<br />

entstanden: der Yukon Quest grenzübergreifend von Whitehorse im<br />

Yukon nach Fairbanks in Alaska und der Iditarod von Anchorage nach<br />

Nome, beides in Alaska.<br />

Ein Seniorenheim für Schlittenhunde<br />

Auch Manuela Albicker hat mal für den Yukon Quest trainiert. Als<br />

junge Zimmergesellin kam sie vor Jahren aus Baden-Württemberg in<br />

den Yukon – um Holzhäuser zu bauen. Doch ihr Arbeitgeber entschied<br />

sich anders, und sie stand ohne Arbeit am Flughafen in Whitehorse.<br />

Jemand sagte ihr, Frank Turner suche immer Freiwillige, die auf seiner<br />

Farm helfen – so bekam sie zumindest schon mal Kost und Logis. Dass<br />

Frank Turner einer der legendärsten Musher war, den der Yukon je<br />

gesehen hatte, wusste die junge Frau zu diesem Zeitpunkt noch nicht.<br />

Manuela gehörte schnell zum Team, das sich um die weit mehr als 100<br />

Hunde in Muktuk kümmerte, und gelernt ist gelernt, macht später<br />

auch das Büro. Und sie baute Holzhäuser auf dem Gelände der riesigen<br />

Schlittenhundefarm, in denen Touristen ihre Ferien verbringen<br />

können. Dann das Training, das volle Konzentration erfordert. Gestartet<br />

ist Manuela nie. Nur in ihr neues Leben im Yukon, das sie inzwischen<br />

kaum mehr verlassen mag. Muktuk gehört ihr, doch sie züchtet<br />

keine Hunde für die Rennen. »Wir kümmern uns hauptsächlich um<br />

die Tiere, die im Rentenalter sind und nicht mehr aktiv bei Rennen<br />

starten«, erzählt sie. Doch auch das ist ein Vollzeitjob.<br />

Der eisige Yukon im hohen Norden zieht die Menschen an – aus<br />

vielen Ländern und aus den verschiedensten Gründen. Und viele,<br />

die einmal kommen, gehen nicht wieder weg. Sie lieben die Weite<br />

des Landes, die Jahreszeiten, das eher einfache Leben. Nur eine<br />

Straße führt ganz in den Norden, der 737 Kilometer lange Dempster<br />

Highway. Im Sommer ist das eine Schotterpiste, im <strong>Winter</strong> fährt man<br />

über Schnee und Eis. Durch weite, weiße Landschaften, die wie überdimensionierte<br />

Filmkulissen scheinen. Es geht durch den Tombstone<br />

Territorial Park und entlang mehrerer Gebirgsketten, über den Polarkreis<br />

und schließlich in die Northwest Territories. Tagelang könnte<br />

man diese Straße entlangfahren, nie schnell, aber immer auf der Lauer.<br />

Ist irgendwo ein Elch zu sehen? Sind die Bären schon aufgewacht?<br />

Großtierglück haben wir nicht – ein Schneehuhn hat Erbarmen und<br />

bewegt sich in der grellweißen Umgebung. Sonst wäre auch das weiße<br />

Federvieh nicht zu sehen gewesen.<br />

Dawson wurde im Goldrausch<br />

zum »Paris des Nordens«<br />

Tief verschneit müssen auch viele hoffnungsvolle Goldsucher die<br />

andschaft angetroffen haben, als sie um die vorletzte Jahrhundertwende<br />

im Yukon ankamen. Es war August 1896, als George Carmack,<br />

Skookum Jim und Dawson Charlie ihre Bratpfanne im Kiesbett des<br />

Bonanza Creek abspülten und dabei einen Goldbrockenfanden. ine<br />

Nachricht, die sich schnell Richtung Süden verbreitete. Die Menschen,<br />

die beim Goldrausch in Kalifornien gutes Geld gemacht hatten, und<br />

die, die dort zu spät kamen, machten sich nun also auf den Weg nach<br />

Norden. Auf der Suche nach Reichtum und Glück. Oder wenigstens<br />

einem von beiden.<br />

Lang und beschwerlich sind milde Beschreibungen für den Weg,<br />

den sie dabei auf sich nahmen. Eine Tortur muss es gewesen sein, eine<br />

Tonne Proviant über den Chillkoot Pass zu ziehen, denn ein Jahr lang<br />

mussten die Vorräte reichen. Wer das nicht hatte, wurde schon ausgebremst,<br />

ehe er den Klondike überhaupt gesehen hatte. In Dawson<br />

ließen sich die Goldsucher damals nieder, bis zu 40.000 sollen dort<br />

gelebt haben. Heute ist es ein Örtchen mit kaum mehr als 1.000 Einwohnern,<br />

mit vielen bonbonbunten und vielen sehr schiefen Häusern<br />

– der Permafrostboden taut jeden Sommer ein bisschen auf und sorgt<br />

dafür, dass sich die Holzhäuser in Bewegung setzen. Der lange, kalte<br />

<strong>Winter</strong> allerdings ist fast wichtiger für den Ort, denn bis heute ist der<br />

Yukon ein wichtiger Transportweg. Und: zugefroren trägt er mehr, als<br />

wenn er im kurzen arktischen Sommer ein reißender Fluss ist. Die Eis-<br />

winter/frühjahr 2023<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

95


... einMal<br />

den whisky<br />

mit Zeh, bitte<br />

brücke, die sie hier jedes Jahr bauen, muss 40 Tonnen tragen – einen<br />

dieser riesigen nordamerikanischen Lastwagen also. An der dünnsten<br />

Stelle ist die Brücke im Fluss etwa 1,50 Meter dick – je länger der<br />

<strong>Winter</strong>, umso mehr Eis hat sie.<br />

»Für die Tr’ondek Hwech’in First Nations, die Ureinwohner dieser<br />

Region, ist der Yukon schon seit vielen Tausend Jahren der Highway,<br />

um das Land zu be<strong>reisen</strong> – mit dem Hundeschlitten«, sagt Jesse Cook,<br />

der im Auftrag von »Klondike Experience« Besucher durch die Landschaft<br />

führt. Dass es hier Gold gibt, haben sie wohl gewusst – aber<br />

es war ihnen nicht wichtig. »Für sie lebensnotwendig war das Land,<br />

das Wasser und die Natur, die ihnen Nahrung gab.« Der Goldrausch<br />

war so schnell vorbei, wie er begonnen hatte. 1899 hatten mehr als<br />

8.000 Menschen die Stadt schon wieder verlassen, 1902 lebten nur<br />

noch 5.000 in dem Ort, der zu seiner Hochzeit »Paris des Nordens«<br />

genannt wurde. Die »Motherload, den wirklich riesigen Goldfund,<br />

vermuten sie aber noch immer am Klondike, vielleicht in den Bergen<br />

– Claims gibt es jedenfalls noch jede Menge. Und kuriose Bräuche.<br />

Gepökelter Zeh im Saloon<br />

Im Saloon nimmt ein Spektakel allabendlich seinen Lauf: »Drink it fast<br />

or drink it slow, but your lips must touch the toe.« In der Hochsaison<br />

kann Terry Lee gar nicht nachhalten, wie oft er diesen Spruch an einem<br />

Abend sagt. Auf dem Tisch in einem Salzhaufen: ein großer Zeh.<br />

Schon lange abgestorben, wie ein Stück Holz fühlt er sich an und sieht<br />

auch so aus. Dunkelbraun, verschrumpelt, eklig. Dieser Zeh wird nun<br />

also in ein hochprozentiges Getränk eigener Wahl versenkt und dann<br />

schreitet Zeremonienmeister Terry zur Sache. Ganz genau schaut er<br />

hin, ob der Zeh auch wirklich die Lippen des Trinkenden berührt.<br />

Angst vor Hunden? Pillepalle! Angst den Zeh zu verschlucken? Schon<br />

eher. »Das passiert gar nicht so selten«, sagt er. Kostet allerdings<br />

2.500 Dollar Strafe. Wenigstens mangelt es nicht an Nachfolgezehen.<br />

»Immer wieder fahren sich Menschen mit dem Rasenmäher über die<br />

Füße«, berichtet er. Auch beim Yukon Quest friert so mancher Zeh ab.<br />

Wie sie auf einen so widerlichen Brauch gekommen sind? Zwei<br />

Brüder sollen während der Prohibition Rum vom Yukon nach Alaska<br />

geschmuggelt haben, immer im Schneesturm, damit ihnen die Polizei<br />

nicht auf die Schliche kam und sie keine Spuren hinterließen. Einem<br />

fror die Zehe ab, der andere hackte sie kurzerhand ab und konservierte<br />

sie in Alkohol. »Hüttenkoller«, sagt Terry Lee mit einem Achselzucken.<br />

»Jahrzehnte später fand ein Mann namens Captain Dick die Zehe in einem<br />

Haus, das er gerade in Dawson gekauft hatte. Im Saloon kam man<br />

auf die lukrative Idee des Sourtoe – und Captain Dick hat die Prozedur<br />

ahrzehntelang geleitet. ehntausende Menschen haben die fixe dee<br />

zum Brauch werden lassen. Ich war Nummer 97 XXX.<br />

Verwunderlich ist es nicht, dass sie hier im Norden auf solche<br />

Ideen kommen. Im <strong>Winter</strong> ist es lange dunkel, sehr lange. Nachts tanzen<br />

oft die Nordlichter am Himmel, selbst sagenumwoben. Und im<br />

Sommer ist es fast rund um die Uhr hell. »Da friert und taut auch das<br />

Gehirn«, sagt Lee. »Und macht alle ein bisschen verrückt.«<br />

Fest steht – es braucht einen besonderen Typ Mensch, der hier<br />

oben nicht nur überleben kann, sondern auch glücklich wird. Einen,<br />

der keine Angst vor Hunden und anderen wilden Tieren hat. Denn im<br />

Yukon gibt es weitaus mehr Bären, Elche und Karibu als Menschen.<br />

Menschen, die kein Problem damit haben, allein zu sein. Denn oft<br />

ist der nächste Nachbar Hunderte Kilometer entfernt. Menschen, die<br />

eine robuste Gesundheit haben – denn auch die ärztliche Versorgung<br />

außerhalb von Whitehorse ist aufwendig. Und wenn das Wetter nicht<br />

mitspielt, manchmal sogar nahezu unmöglich. Menschen wie Manuela<br />

Albicker, Jesse Cook oder Jocelyne LeBlanc, die sich mit den Gegebenheiten<br />

arrangiert haben und ihr bestes Leben mitten in der unberührten<br />

Natur des Yukon leben, in eisigen Temperaturen, manchmal<br />

ohne Strom oder flieendes Wasser. nd dabei nicht wirklich etwas<br />

vermissen. Musherin Jocelyne bringt ihr Lebensideal auf den Punkt,<br />

als sie auf die Frage antwortet, was die schlimmste Erfahrung beim<br />

Yukon Quest war: »Das feierliche Schlussbankett.«<br />

INFO<br />

Der Yukon ist eines der drei kanadischen Territorien und mit etwa<br />

482.000 Quadratkilometern fast doppelt so groß wie Deutschland.<br />

Im Westen grenzt es an Alaska, im Osten an die Northwest<br />

Territories und im Süden an die Provinz British<br />

Columbia. www.travelyukon.com<br />

ANREISE. Das ganze Jahr über fliegen Lufthansa und Air Canada<br />

von Deutschland aus nach Vancouver. Von dort aus mit Air<br />

Canada und Air North weiter bis Whitehorse. Im Sommer fliegt<br />

Condor direkt aus Frankfurt a. M. nach Whitehorse.<br />

Mehr Infos über Kanada findet ihr auf: www.kanadastisch.de<br />

Fotos: Verena Wolff (3), Destination Canada, Leonard Laub, Rich Stapleton<br />

96<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


WINTER | Yukon<br />

Ich seh den Sternenhimmel,<br />

Sternenhimmel, Sternenhimmel<br />

oh oh! Klarer Himmel über dem<br />

Yukon bedeutet auch große<br />

Chance für Nordlichter. Kopf in<br />

den Nacken bei Dunkelheit lohnt<br />

sich dementsprechend immer.<br />

winter/frühjahr 2023<br />

97


WINTER | Französische Alpen<br />

text & fotos<br />

BMartin Häußermann<br />

Ski la<br />

France<br />

Talabfahrt: Am Rand<br />

von Val Thorens<br />

verläuft ein breiter,<br />

flacher Hang, der<br />

auch für Kinder und<br />

Anfänger bestens<br />

geeignet ist.<br />

98<br />

winter/frühjahr 2023


Les Trois Vallées, die Skischaukel durch<br />

drei französische Alpentäler, ist das größte<br />

zusammenhängende Skigebiet der Welt – mit<br />

600 Kilometer gespurten Pisten, 50 Kilometer<br />

markierten Tourenabfahrten und über 150 Liften.<br />

Jenseits aller Superlative erfreut das Skirevier<br />

mit landschaftlicher Vielfalt und<br />

exzellenter Küche.<br />

Es ist wie eine Reise in die eigene sportliche Vergangenheit.<br />

Les Trois Vallées war in meiner Jugend das ultimative Ziel<br />

für Skifahrer. Nirgendwo in den Alpen fand man vor 30 Jahren<br />

so viel Abwechslung auf den Pisten. Ich rede hier nicht<br />

von Schirmbars oder anderen Volksbelustigungen, sondern von der<br />

Möglichkeit, an einem Skitag nicht zweimal die gleiche Piste fahren<br />

zu müssen. Das bietet kein Skigebiet in der Schweiz, auch nicht in<br />

Österreich. Und noch nicht einmal, wenn sie Grenzen überschreiten<br />

wie Les Portes du Soleil (580 Pistenkilometer), das Hochsavoyen und<br />

den Schweizer Kanton Wallis verbindet, oder das mondäne Zermatt,<br />

wo man bis zu 360 Kilometer Piste fahren kann, wenn man bis ins italienische<br />

Cervinia hinabwedelt. Die drei Täler in Savoyen sind schlicht<br />

das größte zusammenhängende Skigebiet der Welt.<br />

Ideal also für ambitionierte <strong>Winter</strong>sportler wie uns, die den lieben,<br />

langen <strong>Winter</strong> als Vereinsskilehrer Kinder und Jugendlichen die<br />

Technik und – noch viel wichtiger – den Spaß am Skilauf vermittelten.<br />

Denn am Ende der Saison wollten wir uns nochmals so richtig die Skikante<br />

geben. Und da gab es kein besseres Revier als Les Trois Vallées.<br />

Für uns damals gleichbedeutend mit Val Thorens, einer Skistation aus<br />

der Retorte, wie sie in den französischen Alpen durchaus üblich<br />

ist. Das Flair und die Heimeligkeit eines gewachsenen <strong>Winter</strong>sportorts<br />

durfte man da nicht erwarten, stattdessen mehrstöckige<br />

Betonbunker, in denen man sich auf der Suche nach dem eigenen<br />

Appartement schon mal verlaufen konnte. Diese Appartements<br />

konnten wir uns gerade leisten, weil wir sie immer voll belegten und<br />

auch selbst kochten. Ein Raclette-Abend zum Abschluss der Skiwoche<br />

war das höchste unserer kulinarischen Gefühle. Aber, wie gesagt, es<br />

ging nicht um Alpenromantik und Haute Cuisine, sondern ums Skifahren.<br />

Dafür nahmen wir auch eine mühsame Anreise in Kauf. Gut<br />

700 Autokilometer aus der Region Stuttgart, das war – und ist – schon<br />

ein Wort. Reisende aus dem Norden Europas nehmen gerne auch das<br />

Flugzeug nach Genf und lassen sich dann die letzten 200 Kilometer<br />

mit dem Bus shutteln.<br />

Wer ins andere Tal nach Courchevel reist, kann dies auch im kleinen<br />

Privatflugzeug tun. Die nfrastruktur ist gegeben, der sogenannte<br />

Altiport thront über dem Ort auf einer Höhe von gut 2.000 Metern<br />

über dem Meeresspiegel. Neben einem gut gefüllten Portemonnaie<br />

braucht der Fluggast auch starke Nerven. Denn die Start- und Lande-<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

99


Glückstreffer: Skistar Alexis<br />

Pinturault (weiße Jacke) ist<br />

zufällig mal wieder zu Hause<br />

und posiert mit unserem<br />

Autor für ein Foto.<br />

bahn ist nur gut einen halben Kilometer lang und hat über etwa zwei<br />

Drittel der Strecke eine Steigung von 18,5 Prozent, was ihr einen Eintrag<br />

ins Guinessbuch der Rekorde bescherte. Gelandet wird bergauf,<br />

gestartet bergab. Das ist schon beim Zuschauen spektakulär, wenn ein<br />

startendes Flugzeug am Ende der Bahn erst mal etwas absackt, um dann<br />

wieder hochzuziehen. Da sackt dem geneigten Passagier möglicherweise<br />

auch das Herz in die Hose. Außer, man heißt James Bond. Der war<br />

schon zweimal da. Der Altiport diente als Kulisse bei den beiden Streifen<br />

»Der Morgen stirbt nie« und »Goldeneye«. Und er liegt in Sichtweite<br />

des Hotels Annapurna, wo ich dieses Mal Quartier bezogen habe.<br />

Dieses Hotel ist das exakte Gegenteil zu den anonymen Appartementbauten<br />

in Val Thorens, die ich bisher kennengelernt habe. Es<br />

ist ein inhabergeführtes Fünf-Sterne-Haus, das eine familiäre Atmosphäre<br />

versprüht. nd das liegt ganz offensichtlich an der igentümerfamilie,<br />

es wird heute von Sandra Pinturault in dritter Generation<br />

geführt. Gebaut haben es ihre Großeltern Christiane und André Pinturault,<br />

die ihr Haus nach einem Achttausender im Himalaya benannt<br />

haben. Das geschah zu Ehren des Bergsteigers Maurice Herzog, ein<br />

enger Freund der Familie, der den Annapurna schon bezwungen hat.<br />

Dennoch ist es ungewöhnlich in Frankreich, wo Hotels französische<br />

Namen bekommen, schließlich ist man stolz auf die Muttersprache.<br />

Die Pinturaults kratzte das nicht, ebenso wenig wie die Tatsache, dass<br />

man in Courchevel 1974 ein Fünf-Sterne-Hotel für dieses Dorf nicht<br />

für angemessen hielt. Ein örtlicher Bergführer erzählt: »Am Ort wollte<br />

man sogar den Bau des Hauses boykottieren.« Örtliche Fachkräfte seien<br />

nicht bereit gewesen, am Bau dieses Hauses mitzuarbeiten. Doch<br />

André Pinturault habe nicht aufgegeben und höchstpersönlich Bauarbeiter<br />

im benachbarten Ausland angeworben. Er halte den Gründer für<br />

einen visionären Unternehmer, seine Nachkommen für ebenbürtig.<br />

Wie wichtig Familie für die Pinturaults ist, ist manchmal auch für<br />

den Besucher zu erkennen, wenn sie sich im Hotelrestaurant am großen<br />

Tisch versammeln. Was da gesprochen wird, weiß man nicht, doch<br />

die Atmosphäre ist erkennbar entspannt. Seniorchef Claude, der das<br />

Szepter 2017 an seine Tochter übergeben hat, freut sich sichtlich, dass<br />

alle da sind. Auch sein Sohn Alexis und dessen Ehefrau Romane, die<br />

schon aus beruflichen Gründen echte Weltenbummler sind. Denn der<br />

31-jährige Alexis startet für Frankreich im alpinen Skiweltcup, wurde<br />

Weltmeister mit der Mannschaft (2017) und in der alpinen Kombination<br />

(2019) und holte bei den Olympischen Spielen in Sotschi (2014)<br />

und Pyeongchang (2018) eine Silber- sowie zwei Bronzemedaillen.<br />

Immer mit dabei ist Romane, die ebenfalls als Rennläuferin aktiv war,<br />

nun aber seine Pressemanagerin ist.<br />

Wegen eines Sponsorentermins sind die beiden nach Abschluss<br />

der Weltcupsaison für ein paar Tage in Courchevel, wo Alexis das Skifahren<br />

gelernt hat. Und tatsächlich geht er an diesem Tag mit einigen<br />

ausgewählten Gästen auf die Piste. Auch Romane betätigt sich als Skiguide.<br />

Das ist, so sagt man mir hinterher, die absolute Ausnahme. Absolut<br />

normal ist es für ihn, wirklich jedem für ein Foto zur Verfügung<br />

zu stehen. Die Gelegenheit lasse auch ich mir nicht nehmen. Und<br />

Alexis Pinturault bestätigt alles, was sonst so über ihn geschrieben<br />

wird ein Profi bis in die Haarspitzen, aber eben auch angenehm zurückhaltend,<br />

überaus freundlich – und ehrlich besorgt um seine Gäste.<br />

Das gilt für alle Mitarbeiter im Annapurna, das sogar einen Skiconcierge<br />

beschäftigt. Während der Gast noch damit beschäftigt ist,<br />

seine Skischuhe anzuziehen, schnappt der schon mal dessen Bretter<br />

samt Stöcke und legt die vor dem Hinterausgang abfahrbereit in den<br />

Schnee. Damit eder sein Material sofort findet, steckt daneben ein<br />

Pflock mit der eweiligen immernummer. Davon haben wir damals<br />

in Val Thorens noch nicht einmal geträumt und ich habe dies auch<br />

sonst noch in keinem Skihotel auf diesem Globus erlebt. Eigentlich<br />

braucht man das als aktiver Skifahrer auch nicht, und doch zaubert<br />

es einem ein Lächeln ins Gesicht. Ebenso wie die kleine Plauderei mit<br />

dem Concierge, der so ganz nebenbei die aktuelle Schneesituation und<br />

den Wetterbericht kennt. Angenehm macht die Situation, dass dieser<br />

freundliche Mensch nicht als devoter Dienstbote auftritt, sondern als<br />

selbstbewusster und kenntnisreicher Dienstleister, mit dem man auf<br />

Augenhöhe kommuniziert.<br />

Zwei Stunden lang bin ich dann mit der Gästegruppe auf der Piste<br />

unterwegs. Das Tempo ist eher geruhsam, weil die Gruppe doch<br />

sehr heterogen ist und man selbstverständlich auf die Schwächsten<br />

Rücksicht nimmt. Die haben in Courchevel auch keine große Mühen,<br />

denn die Pisten sind bestens präpariert und ob ihres Schwierigkeitsgrads<br />

auch für weniger Geübte gut zu bewältigen. Und doch komme<br />

ich auf meine Kosten. Denn neben der Piste gibt es auch einige<br />

schöne Tiefschneehänge, die mir Alexis dann auch prompt ans Herz<br />

legt, schließlich kennt er das Gelände hier wie seine Westentasche.<br />

nd hier offenbart sich dann auch die groe Stärke dieses Reviers.<br />

Da kommt jeder auf seine Kosten. Wenn man es richtig anstellt, ist<br />

keiner über- oder unterfordert. Überforderung könnte höchstens beim<br />

ssen eintreten. Schon das Frühstücksbuffet ist einem FünfSterne<br />

Haus mehr als würdig und füllt die Tanks für einen langen Skitag.<br />

Und doch bekommt die Gruppe Lust auf eine zünftige Mittagspause in<br />

der Skihütte. Wobei dieser Begriff das Cave des Creux vielleicht etwas<br />

unzureichend beschreibt, zumindest im Hinblick auf die Qualität der<br />

Speisen. Dennoch ist die Küche des Annapurna, in der Starkoch Jean<br />

Rémi Caillon das Sagen hat, in Courchevel wohl das Nonplusultra.<br />

Da muss man schon sehr viel Ski fahren, um die genüsslich zugeführten<br />

Kalorien auch nur ansatzweise zu verbrennen. Gerade deshalb,<br />

und weil ich mich bei dem feinen Dinner erinnere, welch einfache<br />

Küche uns als junge Skifahrer ein Genuss war, beschließe ich,<br />

meine Zeitreise abzurunden. Morgen geht es wieder nach Val Thorens.<br />

Auf Skiern, versteht sich.<br />

100 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr winter/frühling 2023


WINTER | Französische Alpen<br />

Hallo, Aussicht: Das Hotel Annapurna bettet sich<br />

schön inmitten von Bergen. Pool und Piste haben<br />

die Gäste von ihren Zimmern aus fest im Blick.<br />

INFO<br />

SCHLAFEN. Das Hotel Annapurna ist ein Fünf-Sterne-Hotel<br />

mit exzellenter Küche und toller Atmosphäre. Es hat ein eigenes<br />

Sportgeschäft samt Skiverleih. Das Annapurna bietet 72 Zimmer<br />

und Suiten, der Übernachtungspreis beginnt bei € 690 im<br />

Doppelzimmer, für eine Junior Suite sind mindestens € 1.180 pro<br />

Nacht anzulegen:<br />

Hotel Annapurna, 734, Route de l’Altiport, 73120 Courchevel,<br />

Tel: +33 4 79 08 04 60; www.annapurna-courchevel.com,<br />

info@annapurna-courchevel.com<br />

REGION. Les Trois Vallées ist das größte zusammenhängende<br />

Skigebiet der Welt. Erobern kann man es aus den Orten Val<br />

Thorens, Les Menuires, Méribel und Courchevel. Weitere Informationen<br />

und Quartiersuchen unter: www.les3vallees.com<br />

winter/frühling 2023<br />

101


Ein<br />

Hauch<br />

von<br />

Olympia<br />

B text<br />

Martin Häußermann<br />

Tirol oder Kärnten? Warth oder Bad Kleinkirchheim?<br />

Hubert Strolz oder Franz Klammer? Du hast die Wahl – und<br />

immerhin die Gelegenheit, mit ehemaligen Olympiasiegern<br />

die Piste unsicher zu machen. Wir haben’s ausprobiert.<br />

102 winter/frühjahr 2023


WINTER | Promiskifahren<br />

Es ist noch dunkel. Zu nachtschlafender Zeit verlassen wir im vollen<br />

Skioutfit das Hotel Pulverer. Schlielich haben wir einen Termin mit<br />

einem lmpiasieger. Franz Klammer wartet an der Kaiserburgbahn<br />

in Bad Kleinkirchheim. Passt irgendwie ganz gut, schlielich haben<br />

die sterreicher Klammer schon zum Skikaiser gekrönt. Der gebürtige<br />

Kärntner gewann bei den lmpischen Spielen in nnsbruck<br />

die Goldmedaille in der Abfahrt und viermal die berühmtberüchtigte<br />

Streif, das legendäre Abfahrtsrennen in Kitzbühel, und fünfmal den<br />

Abfahrtsweltcup. Mit solchen sportlichen rfolgen ist man in sterreich<br />

nichts Geringeres als ein Volksheld oder eben Kaiser.<br />

Als solcher tritt er aber ganz und gar nicht auf. Mit einem fröhlichen<br />

und deutlich hörbaren »Guten Morgen betritt Franz Klammer<br />

das Skirestaurant »um Sepp in der Talstation der Kaiserburgbahn,<br />

wo es Kaffee und Kipferl also Hörnchen zur Stärkung gibt, weil<br />

selbst das erste Hotel am Platz um diese hrzeit noch kein Frühstück<br />

serviert. rstaunlich, wie wach und fit man um diese hrzeit<br />

schon sein kann. Der Mann ist bewundernswert geerdet und heimatverbunden.<br />

Das ist auch der Grund, warum er hier steht. r wolle<br />

seiner Heimat etwas zurückgeben, sagt er. Schlielich hat er in Bad<br />

Kleinkirchheim richtig das Skifahren gelernt und die Grundlage für<br />

seine überragenden sportlichen rfolge gelegt. un wirbt er für den<br />

beschaulichen <strong>Winter</strong>sportort in den Kärntner ockbergen. atürlich<br />

mit seinem Gesicht, das auf Plakaten, Aufstellern und Websites Aufmerksamkeit<br />

erregt. atürlich auch mit seinem amen, den Marketingstrategen<br />

zu einem fast originellen Slogan verarbeitet haben<br />

»s klammert und franzt in Bad Kleinkirchheim. Aber er engagiert<br />

sich auch persönlich, indem er viermal pro Jahr beim »Ski vor dabei<br />

ist. Für einen bolus von uro gibt es neben dem Minifrühstück<br />

und einem späteren Brunch in der »Klammerstubn im Bergrestaurant<br />

Kaiserburg vor allem eine iftkarte, die es ermöglicht, zwei Stunden<br />

vor allen anderen Skifahrern gemeinsam mit Franz Klammer Spuren<br />

in die frisch präparierten Pisten zu ziehen.<br />

Also klammern wir uns an Franz, um nun endlich auf den Berg<br />

zu kommen. nsere Gruppe ist mit einem guten Dutzend Menschen<br />

angenehm übersichtlich. Das offizielle Programm lässt bis zu Teilnehmer<br />

zu. Als Verstärkung für den lmpiasieger sind immer auch<br />

Skilehrer der örtlichen Ski und Sportschule Krainer dabei. Bevor wir<br />

die Ski anschnallen, absolvieren wir sehr vorbildlich bei Sonnenaufgang<br />

ein kurzes, aber intensives Aufwärmprogramm. Auch Franz<br />

unter Skisportlern ist man beim Du macht fleiig mit. Das kennt<br />

er aus seiner Rennsportvergangenheit sehr gut und hat wohl auch seinen<br />

Teil dazu beigetragen, dass er vergleichsweise wenig Probleme mit<br />

Verletzungen hatte.<br />

bwohl er bereits mit dem Hochleistungssport abgeschlossen<br />

hat, ist er heute immer noch sportlich sehr aktiv. m Sommer spielt<br />

er Golf und fährt Rennrad, im <strong>Winter</strong> steht er auf dem Ski. nd wie.<br />

Wer Franz Klammer auf der Piste folgen will, muss sich beeilen. icht<br />

ohne Grund steht in der Ausschreibung »Geeignet nur für Könner.<br />

Zwei Könner für<br />

sich: Die ehemaligen<br />

Olympiasieger<br />

Hubert Strolz und<br />

Franz Klammer.<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

103


WINTER | Promiskifahren<br />

Aufwärmphase! Was<br />

haben Bad Kleinkirchheim<br />

und Warth<br />

gemeinsam? Beide<br />

haben jeweils einen<br />

Olympiasieger<br />

hervorgebracht, der<br />

seine Heimat liebt.<br />

Franz kann es immer noch. r beherrscht den engen Parallelschwung,<br />

der zu seiner aktiven eit noch en vogue war, ebenso wie die heute<br />

aktuelle Carvingtechnik. Franz Klammers Gefühl für Schnee hat nicht<br />

nachgelassen, obwohl er schon fröhlich auf die zugeht. Skitechnik<br />

demonstrieren kann er sehr gut. Warum ist er dann nicht Trainer ge<br />

worden und hat sein Können weitergegeben Die Antwort ist ebenso<br />

schlicht wie ehrlich »ch kann es zwar immer noch und wei auch<br />

wies geht, aber richtig erklären kann ich das nicht.<br />

Hubert Strolz kann das. Auch er war ein groes As im Skizirkus.<br />

Seine gröten rfolge erzielte er, als Franz Klammer schon seine Karri<br />

ere beendet hatte. m Jahr holte er bei den lmpischen Spielen<br />

in Calgar die Goldmedaille in der Kombination, Silber im Riesen<br />

slalom und gewann obendrein noch den Kombinationsweltcup. ach<br />

Jahren im Skiweltcup und häufigem Auf und Ab hörte er mit<br />

dem Hochleistungssport auf, um sein Wissen und Können künftig an<br />

andere weiterzugeben. nter anderem an seinen Sohn Johannes, der<br />

in diesem Jahr geboren wurde und heute skisportlich in die Fustap<br />

fen des Vaters getreten ist.<br />

Vor allem aber auch an Gäste. Denn Hubert Strolz ist Skilehrer<br />

an der Ski und Snowboardschule Warth, der er einige Jahre auch als<br />

Skischulleiter vorstand. Er hätte dank seiner methodisch-didaktischen<br />

Fähigkeiten auch Trainer werden können mit seiner Ausstrahlung,<br />

Ruhe und Besonnenheit vielleicht auch Funktionär. Das hätte aber<br />

bedeutet, das eben aus dem Koffer, das er während seiner eit als<br />

aktiver Rennläufer hatte, fortzusetzen.<br />

r zieht die bodenständige Variante vor. Schlielich bezeichnet der<br />

gebürtige Walser seine Heimat als Paradies. Wer in seinem eben schon<br />

die halbe Welt bereist und die tollsten Pisten befahren hat, darf sich ein<br />

solches rteil erlauben. Heute lebt Hubert Strolz ein eben, wie es im<br />

Alpenraum nicht unüblich ist. m Sommer betreibt er seinen BioBau<br />

ernhof und im <strong>Winter</strong> arbeitet er als Skilehrer und Skiführer. Genauso,<br />

wie das auch sein Vater schon getan hat. Wer mit Hubert Strolz das<br />

Paradies erleben, Ski fahren oder eine Skitour unternehmen will, kann<br />

das über die Skischule Warth telefonisch oder per Mail buchen. in<br />

Vormittag (zwei Stunden) kostet rund uro, für einen kompletten<br />

Skitag (sechs Stunden Skifahren) werden ab uro fällig.<br />

Wir treffen Hubert Strolz am ift unterhalb des Warther Horns.<br />

n Dienstkleidung sozusagen. r trägt den einheitlichen Skianzug der<br />

Skischule Warth mit blauer Jacke und gelber Hose. Dazu einen awi<br />

nenrucksack und Tourenski obwohl wir mit ihm eigentlich nur zwei<br />

Stunden die Pisten seiner Heimat erkunden wollen. Aber für Hubert<br />

macht das keinen nterschied. r fegt die AuenfeldPiste hinunter,<br />

dass wir uns mit unseren pistengerechten Carvingski ganz schön strecken<br />

müssen, um hinterherzukommen. Der Profi fordert seine Grup<br />

pe, überfordert sie aber nicht. mmer wieder bleiben wir stehen, um<br />

Fotos zu machen. Hubert benennt die Berge, Touren und Abfahrten,<br />

die er kennt wie seine Westentasche.<br />

So beschaulich wie einst ist das Skidorf Warth heute nicht mehr.<br />

Durch den Bau der iftanlage Auenfeldet in der <strong>Winter</strong>saison <br />

wurde das Skigebiet WarthSchröcken mit dem Gebiet echürs ver<br />

bunden. So werden den Snowboardern und Skifahrern Kilometer<br />

präparierte Pisten erschlossen, von den vielen Geländevarianten gar<br />

nicht zu reden zum Beispiel die legendäre PfarrerMüllerTour. Sol<br />

che nternehmungen abseits der Piste sind allerdings echten Könnern<br />

vorbehalten, idealerweise begleitet von einem Profi wie Hubert. Mit<br />

ihm reden wir während einer iftfahrt noch über seinen Sohn Johan<br />

nes. Der war zunächst, weil die entsprechenden rgebnisse fehlten,<br />

aus dem Kader des sterreichischen Skiverbandes geflogen. Doch Jo<br />

hannes blieb dran, trainierte allein weiter, präparierte seine Ski eigen<br />

händig und kam wieder zurück. Vaterstolz schwingt mit, als Hubert<br />

die Geschichte seines Sohns erzählt, die bei den lmpischen Spielen<br />

auch ein Happ nd hatte. r gewann Jahre nach dem Sieg<br />

seines Vaters wieder olmpisches Gold in der Kombination. nd mit<br />

der Mannschaft holte er in Peking gleich noch eine zweite Goldmedail<br />

le. Vielleicht kann man in ferner ukunft in WarthSchröcken a mal<br />

mit einem Doppel-Olympiasieger Ski fahren gehen.<br />

INFO<br />

Franz Klammer: Ski vor 9: Termine 2023: 3. Januar, 7. Februar,<br />

14. Februar, 21. Februar. Buchung über Bad Kleinkircheim<br />

Touristik: www.badkleinkirchheim.at/de/highlights-im-winter/<br />

ski-vor-9-mit-franz-klammer/<br />

Hubert Strolz: Buchung über Skischule Warth-Schröcken,<br />

www.skischule-warth.com, info@skischule-warth.com,<br />

Telefon +43 5583 3443<br />

SCHLAFEN. In Bad Kleinkirchheim wohnten wir im Hotel<br />

Pulverer, fraglos das erste Haus am Platz. Es eignet sich nicht<br />

nur als Domizil für einen Skiurlaub, sondern dank der eigenen<br />

Therme auch sehr gut für einen Wellnessurlaub. Das hauseigene<br />

Gourmetrestaurant ist in jedem Fall einen Besuch wert.<br />

Thermenwelt Hotel Pulverer, Thermenstraße 4,<br />

A-9546 Bad Kleinkirchheim. www.pulverer.at<br />

In Warth-Schröcken wohnten wir im Hotel Jägeralpe. Das familiengeführte<br />

Vier-Sterne-Superior-Haus mit direktem Pisten- und<br />

Liftzugang eignet sich perfekt für <strong>Winter</strong>sportler. Hotel Jägeralpe,<br />

Hochkrumbach 5, A-6767 Warth am Arlberg. www.jaegeralpe.at<br />

Fotos: Martin Häußermann (3), Warth-Schröcken Tourismus/Ratko Medienagentur – ratko.at, Petra Rapp<br />

104<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr2023


HOTEL<br />

PRETTY in Pink<br />

Bangkok ist die Stadt der Rooftop-Bars. Und ein Highlight ist die Cru at Red Sky Bar auf dem<br />

Dach des Centara Grand & Bangkok Convention Centre. In schwindelerregender Höhe, also im<br />

59. Stockwerk, wird neben Köstlichkeiten und tollem Champagner natürlich auch ein<br />

360°-Panoramablick auf die atemberaubende Skyline von Bangkok geboten. Unvergessliche<br />

Sonnenuntergänge inklusive. Allein das Ankommen ist ein Erlebnis. Hinauf geht es nämlich im<br />

gläsernen Aufzug. Unsere Cocktailempfehlung: Swollow’s Nest. www.champagnecru.com<br />

ECHT DUFTE<br />

Die Loisium Hotels sind ein<br />

Gesamterlebnis aus moderner<br />

Architektur, authentischem<br />

Lebensgefühl, inspirierendem<br />

Weinerlebnis, kreativer<br />

Kulinarik und entspanntem<br />

Nichtstun. Ein Wohlgefühl entsteht<br />

dort, das man gern mit<br />

nach Hause nehmen möchte.<br />

Gut ist doch, wenn man<br />

bereits beim Duft anfangen<br />

kann. Beim Check-in werden<br />

die Gäste von einem dezenten<br />

Hauch aus Lavendel und<br />

Rosmarin begrüßt. Gemeinsam<br />

mit Saint Charles Apothecary<br />

wurde nun der erste Signature-Duft<br />

der Hotelgruppe entwickelt.<br />

Jetzt kann es daheim<br />

riechen wie im Lieblingshotel.<br />

www.loisium.com<br />

Fotos: PR (2), Centara Hotels & Resorts, Michael Königshofer<br />

Orlando Bloom liebt »German<br />

Frühstück« – soll heißen<br />

Würstchen mit Sauerkraut.<br />

Wo er das zuletzt gegessen<br />

hat? Im Purs Fine Hotels &<br />

Restaurants. Und das liegt –<br />

hört, hört – in Andernach,<br />

einer der ältesten Städte<br />

Deutschlands. Orlando kam<br />

mit seiner Frau Katy Perry,<br />

und sie schliefen in der edlen<br />

Suite im Convent. Die Wahl<br />

el auf diese wunderschne<br />

uite, weil ihnen der til<br />

des Belgiers Axel Vervoordt<br />

gefällt, der das Hotel komplett<br />

ausgestattet hat. Die anderen<br />

Pluspunkte sind das grandiose<br />

Zwei-terne-Michelin-ssen,<br />

die grandiose Aussicht über<br />

die Stadt oder der private<br />

einkeller. Die Promiwelt<br />

wohnt in Andernach.<br />

www.purs.com<br />

Promi-Alarm<br />

winter/frühjahr 2023<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

105


HOTEL<br />

NANU,<br />

NALADHU<br />

NALADHU Malediven<br />

Ein Haus am Meer. Die<br />

Residenz ist das Familiendomizil<br />

Naladhus. Direkt<br />

am Ozean gelegen und<br />

mit großem privaten Pool<br />

bietet es Platz für sechs<br />

Personen.<br />

106


text<br />

Jennifer Latuperisa-Andresen<br />

Betrachtungen aus einer maledivischen<br />

Privatvilla: über den Indischen Ozean,<br />

die Freude der Einsamkeit, die erfüllten<br />

Wünsche und die Faszination des<br />

Floating Breakfast.<br />

winter/frühjahr 2023<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 107


HOTEL<br />

Schwungvoll im<br />

Urlaub – mehr als die<br />

Schaukel für zwei<br />

Personen braucht<br />

es nicht zum<br />

Glücklichsein.<br />

DDie Sonne kitzelt dezent meine rechte Wange, während ich einsam<br />

und allein auf der Veranda meiner Privatvilla schaukele. Ja, richtig ge<br />

lesen. ch, Jahre, schaukele auf einer Art Dabed. Das Meer rauscht.<br />

in wogendes und tobendes Strandleben um mich herum gibt es<br />

nicht. Gelächter Fehlanzeige, Geplätscher wiederum reichlich. eben<br />

mir rauscht der private, doch sehr grozügige acht Meter lange Pool.<br />

Vor mir schlägt das Meer klitzekleine Schaumwellen. ugegeben, das<br />

ahne ich nur. ch habe zwar eine uadratmeter groe Beachvilla<br />

bezogen, die auch einen DergehörtmirStrandabschnitt hat. Aber der<br />

Strand ist unfassbar breit und daran schliet sich noch mein kleiner<br />

Villengarten an, der bis an die Veranda stöt, auf der ich wie eben<br />

erwähnt, schaukele. nd das beruhigt. Man kann kaum in Worte fas<br />

sen, wie sehr es beruhigt. Mein Stresslevel vor dem Abflug in dieses<br />

maledivische Paradies namens Naladhu war hoch. Ich würde sagen, es<br />

hatte bereits meine Schädeldecke gekitzelt.<br />

Wäre dies etzt ein Film, würde ich kurz die Rückspultaste drü<br />

cken. ur Ankunft in diesem Traumhaus. Der herzliche mpfang auf<br />

den Malediven ist edem bereits hier gewesenen rlauber bekannt.<br />

Man hat das Gefühl, das gesamte Personal hat sich am Steg versam<br />

melt, um exklusiv und natürlich nur einen selbst so herzlich und<br />

einzigartig mit Trommeln, Kokosnusswasser und kühlen Tüchern zu<br />

empfangen. nd dieses Gefühl ist toll. s macht indruck. s heit<br />

willkommen. nd so geht es mir natürlich auch. nd dann werde ich<br />

von meiner ganz persönlichen Kuwaanu (meine Butlerin) durch diese<br />

Villa geführt, deren bodentiefe Fenster gleichzeitig Türen sind. Die<br />

darf man schieben und damit öffnen und so wohnt es sich halb drau<br />

en, obwohl drinnen. Das wiederum ist ein ebensgefühl, dass ich in<br />

Filmen immer so bewundere. Für das sich Köln einfach schon wetter<br />

technisch nicht eignet, aber das mich sogleich mit Glück erfüllt. Allein<br />

zu wissen, dass ich vom Bett direkt in den Pool rollen könnte, ist in<br />

diesem Moment die schönste Sache der Welt.<br />

nd dann nach einer langen Reise ging es natürlich sofort ins<br />

ass. Sehnsuchtsziel ummer eins für edes Stadtkind auerhalb der<br />

Nord- oder Ostsee-Reichweite. Das Meer ist badewannenwarm. Aber<br />

etwas unruhiger, als ich es erwartet habe. Doch ich halte mich wacker<br />

über Wasser, obwohl meine Knochen, meine Augen und wahrscheinlich<br />

mein Geist doch sehr müde sind. Doch keine Sekunde verpassen lautet<br />

die Devise. Denn immerhin befiehlt es der eigene Anstand, es auszu<br />

kosten. Den Geschmack von Salz. Die Sonne auf der asenspitze und<br />

das schlichte Wissen, mit beiden Beinen eben im ndischen zean zu<br />

stehen.<br />

Der Puderzuckerstrand blendet. r blinkt, er blitzt, er funkelt. r<br />

ist hell und fein. nd er ist irgendwie Sinnbild für dieses schöne Re<br />

sort, in dem ich urlaube. Naladhu. Das klingt so, als hätte Abba es<br />

besingen können und als könnte es ein Snonm für irvana sein.<br />

nd ein bisschen hat es etwas von beiden. Heit edoch übersetzt,<br />

ganz wahrheitsgemä, schöne kleine nsel. Doch zuerst die Fakten.<br />

Die Resortinsel ist über . uadratmeter gro. Das klingt gröer,<br />

als sie ist. Denn die nsel ist klein. Sie ist privat. s gibt nämlich nur<br />

Villen. Davon liegen zehn am Strand und zehn gen zean. Diese<br />

wiederum sind keine Over-Water-Villen im klassischen Sinne. Sie sind<br />

zwar direkt am Meer. Aber das auberwörtchen lautet AM. Denn das<br />

ist keine agunenseite, sondern die schiere offene See und wer dort<br />

auf seiner Veranda sitzt und seinen sonnenmilchverwöhnten Bauch<br />

bräunt hat zwischen sich und ndonesien nur Salzwasser und Fische.<br />

m es einfach auszudrücken. nd das ist schon faszinierend.<br />

Apropos Fisch. aladhu hat nur ein Restaurant, namens The<br />

iving Room, und damit nur eine Speisekarte. Doch das Konzept<br />

ist so frei, dass man zum Frühstück kommen kann, wann man mag.<br />

Stunden Pancakes und Bacon. Wenn man es will. nd im iving<br />

Room, so heit das Restaurant, wenn man einen ssenswunsch hat,<br />

den Küchenchef Tolga Dagli einfach darüber vorher informiert, und<br />

der kocht dann die besten Spaghetti Bolognese, die die Malediven e<br />

gesehen haben. Wahrscheinlich würde er indischen Daal oder eine vietnamesische<br />

Ph genauso mühelos zaubern. Alles ist möglich. ch<br />

habe selbstverständlich keine Bolo auf den Malediven bestellt. Wo<br />

108 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

winter/frühjahr 2023


Für alles offen – die meisten bodentiefen Fenster lassen sich verrücken. So wird die 300 Quadratmeter große Villa noch großzügiger.<br />

Das Leben verschwimmt im drinnen und draußen. Privatsphäre garantiert, selbstverständlich!<br />

herbst 2020<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

109


HOTEL<br />

Wenn das Frühstück angeschwommen kommt ...<br />

110


kommen wir denn dahin Fangfrischer Fisch lautet hier die Devise.<br />

nd der ist wirklich vorzüglich.<br />

Wer mag, kann ihn auch selbst angeln. So ein Hochseeangelaus<br />

flug ist auch ein rlebnis. Denn die Tour führt vorbei an vielen an<br />

deren nseln (auch Resorts) und man kann so schauen, wie denn die<br />

rlaubsnachbarn so wohnen. nd ob die eigene rlaubsinsel oder<br />

Villa auch wirklich die Schönheitskönigin der nseln ist. nd mit die<br />

ser Gewissheit sowie hoffentlich auch mit einem köstlichen Fischfilet<br />

kehrt man dann zurück zur nsel des Glücks.<br />

Doch aladhu ist nicht fernab von der Welt. s ist zwar ein abge<br />

sperrter Bereich und eine nsel für sich, aber in Bootstaxiähe ist das<br />

Anantara Dhigu. in familienorientiertes Resort. Wer ust hat, kann<br />

auch dort dinieren. nd auch da fühlt man sich besonders. Denn als<br />

Gast von aladhu darf man dort, sowie im anderen benachbarten Re<br />

sort Anantara Veli, alles austesten. Andersherum ist das nicht erlaubt.<br />

Wie elitär. Aber auch durchaus angenehm hüstel. Aber nicht nur<br />

die Restaurants dürfen genutzt werden, sondern auch die Aktivitäten.<br />

Die Surfschule beispielsweise. Doch fürs Wellenreiten bin ich einfach<br />

zu ungeschickt. ch habe schon Probleme, über eine ein Meter breite<br />

Mauer zu balancieren. Sicherer durchs eben geht, wer seine Fähig<br />

keiten richtig einschätzen kann. Deshalb lehne ich dankend ab, finde<br />

es aber prima, dass es andere Gäste auch im hohen Alter noch wagen.<br />

Da reizt mich schon eher der Ausflug zu den Haien. Schnorcheln<br />

mit den Giganten des Meeres. der Abtauchen zu den Meeresbewoh<br />

nern mit reichlich ahnfleisch. Gott eptun ist mir aber nicht wohl<br />

gesonnen. eider ist das Wetter zu schlecht und die Haie müssen ohne<br />

mich ihre Kreise ziehen. Die wissen gar nicht, was sie verpassen. m<br />

ehrlich zu sein, hatte ich kurz die Sorge, sie könnten mich für eine<br />

Robbe halten und anknabbern. Als dieser Spa auf den ich mich aber<br />

sehr freute abgesagt wurde, war ich sehr enttäuscht. Wann kommt<br />

man schon mal dazu, einem Hai Hi zu sagen. a, beim nächsten Mal.<br />

Neptun war wohl schlecht gelaunt.<br />

Dann gehe ich eben zurück zu meinem Buch. Vielleicht in die frei<br />

stehende Badewanne. Oder an den Strand? Doch lieber in den Pool?<br />

n dem wird mir morgens ein Frühstück serviert. Das schaukelt dann<br />

auf mich zu, während ich im Badeanzug versuche, fürs Foto eine gute<br />

Figur abzugeben. nklusive ggs Benedict und Champagner. Floating<br />

Breakfast nennt sich das und ist in vielen nselresorts ein Hit. Auch<br />

wenn ehrlich gesagt reichlich unpraktisch. Also nehme ich mir<br />

mein Müsli vom schwimmenden Tablett und verlasse das kühle ass.<br />

Wohin Auf die Schaukel. Die beruhigt so ungemein und entspannt.<br />

So wie aladhu. Ach, ich ahne, wie schön es klingen würde, wenn<br />

Abba es sängen.<br />

INFO<br />

Naladhu. Eine Übernachtung in einem Beach House für zwei<br />

Personen kostet € 1.654 inkl. Frühstück. www.naladhu.com<br />

ANREISE Sehr bequem ab allen deutschen Flughäfen, mit<br />

Umstieg in Istanbul (wirklich toller neuer Flughafen) kann man<br />

mit Turkish Airlines fl iegen. Die Abfl ugzeiten sind jeweils spät<br />

am Abend und lassen so zu, dass man den Urlaub vollkommen<br />

auskosten kann. www.turkishairlines.com<br />

Ab Flughafen sind es lediglich 30 Minuten Bootstransfer nach<br />

Naladhu.<br />

Fotos: Naladhu Privat Island Maledives (6), Naladhu Privat Island Maledives/Victor Romero (2), Kapreski/Shutterstock.com<br />

winter/frühjahr 2023<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

111


GEHEN SIE MIT UNS<br />

AUF REISEN!<br />

<strong>Winter</strong>/Frühjahr 2023<br />

ICH. HIER.<br />

WÜSTE<br />

Oman, Abu Dhabi<br />

Jordanien<br />

Deutschland € 7,90 · Schweiz SFR 13,50 · Österreich € 9,00<br />

Die<br />

Lust auf<br />

Urlaub<br />

Ausgabe<br />

INSEL<br />

Malediven<br />

Madeira<br />

AKTIV<br />

Kanada<br />

Ski fahren<br />

8 x <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

zum Aktionspreis von 44 Euro<br />

(statt 63,20 Euro) plus Geschenk.<br />

✔ 30 % Rabatt<br />

✔ Geschenk nach Wahl*<br />

✔ kostenfreie Zustellung<br />

✔ jederzeit kündbar nach Ablauf<br />

der Bezugsdauer (acht Ausgaben)<br />

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SICHERN!<br />

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oder anrufen: + 49 (0) 2236 84880<br />

*Angebot gültig innerhalb Deutschlands, solange der Vorrat reicht.<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> erscheint in der ella Verlag und Medien GmbH, Emil-Hoffmann-Str. 55–59, 50996 Köln.<br />

Robuste Reisetasche<br />

Praktischer Begleiter: die<br />

Reisetasche von GO Travel<br />

für unterwegs. Fassungsvermögen:<br />

46 l,<br />

Größe: 58 x 31 cm.<br />

In Schwarz.<br />

DER GROSSE FLAUSCHANGRIFF<br />

Handtuch-Set von MÖVE<br />

Die weichen Handtücher aus dem Jacquard-Programm MÖVE<br />

Brooklyn gibt es wahlweise im klassischen Design Fischgrat oder Glencheck –<br />

und das gleich im Doppelpack. Da muss man sich nur noch für die gewünschte<br />

Farbkombination Nature/Black oder Nature/Cashmere entscheiden.<br />

Größe 50 x 100 cm, hochwertiges Frottier<br />

mit einem Saum in feiner Schachbrettoptik.<br />

112


ENTDECKEN<br />

..<br />

SIE<br />

DIE KUCHE<br />

DES NORDENS.<br />

Kochbuch<br />

PACIFIC FOOD<br />

Die passionierte Köchin Heidi Köster<br />

hat in die Töpfe dieser Welt geschaut<br />

und über 100 Rezepte mitgebracht –<br />

rund um den Pazifik, von Hongkong<br />

bis Ecuador, von Yap bis L.A.<br />

336 Seiten, Gräfe und Unzer Verlag<br />

Fotos: PR<br />

Kochbuch<br />

SKANDINAVIEN<br />

Eine nicht nur kulinarische Reise zu den nordischen<br />

Regionen Island, Dänemark, Schweden,<br />

Finnland und Norwegen. 208 Seiten, Gräfe und<br />

Unzer Verlag.<br />

Beauty Case<br />

Das Beauty Case von GO Travel<br />

macht stets eine gute Figur, egal<br />

ob im Flugzeug oder im Hotel. Mit<br />

vielen praktischen Fächern. Wahlweise<br />

in den Farben Rot, Lila oder<br />

Schwarz erhältlich.


CHECKOUT<br />

GO CAMPING!<br />

Impressum<br />

Der Weg ist das Ziel und um dieses zu erreichen, werden einfach ein paar Zwischenstopps eingebaut.<br />

Praktischerweise hat man das Dach über dem Kopf ja direkt dabei. Die Rede ist vom Camping. Und<br />

wie es der Zufall so will, verlosen wir das Beginner-Paket. Was das bedeutet? Für drei Nächte könnt ihr<br />

euch einen Hannes Camper abholen und die Reisefreiheit testen.<br />

Getreu dem Motto »Miete. Meer. Freiheit« steht Hannes Camper für eine unkomplizierte Anmietung<br />

von über 100 Reisemobilen an acht Standorten in Deutschland. Das Besondere: Die Flotte umfasst<br />

hauptsächlich Kastenwagen der beliebten Sechs-Meter-Klasse und bietet Reisenden somit die ideale<br />

Kombination aus Komfort und Fahrvergnügen. Egal ob Städtetrip oder autarkes Camping inmitten der<br />

Natur – mit einem Hannes Camper habt ihr sicher das passende Gefährt an ihrer Seite. Komplettes<br />

Campingzubehör und Endreinigung inklusive.<br />

Wir verlosen drei Nächte im Camping-Van Premium Hannes – ein absoluter<br />

High-End-Kastenwagen, vom Hannes-Camper-Team entwickelt und zu einem<br />

Design-Schmuckstück ausgebaut. Schicke Details sind u. a. Fahrradträger,<br />

große Markise und Klimaanlage. Anmietung ab allen Standorten, die angeboten<br />

werden, möglich. Für die Teilnahme am Gewinnspiel beantwortet bitte eine<br />

Frage unter <strong>reisen</strong>exclusiv.com/gewinnspiel-camper<br />

Einsendeschluss ist der 30.03.2023<br />

Fotos: Hannes Camper (3)<br />

erscheint viermal im Jahr bei der<br />

ella Verlag und Medien GmbH<br />

Emil-Hoffmann-Str. 55–59<br />

50996 Köln<br />

Tel.: 02236 84880<br />

Fax: 02236 848824<br />

info@<strong>reisen</strong>exclusiv.com<br />

www.<strong>reisen</strong>exclusiv.com<br />

Chefredakteurin<br />

Jennifer Latuperisa-Andresen<br />

Art Director<br />

Alessandro Riggio<br />

Redaktion<br />

Ulrike Herder, Marie Tysiak,<br />

Frank Störbrauck<br />

Mitarbeitende dieser Ausgabe<br />

Jan Malte Andresen<br />

Andreas Dauerer<br />

Bianca Klement<br />

Simone Sever<br />

Martin Häußermann<br />

Martin Wein<br />

Verena Wolff<br />

Ala Zander<br />

Anzeigenleitung<br />

Susanne Gorny, sg@ella-verlag.com<br />

Anzeigen<br />

Andrea Vogel, av@ella-verlag.com<br />

Marketing & Kooperationen<br />

Claudia Scholz, cs@ella-verlag.com<br />

Korrekturen<br />

Bärbel Philipp, textperlen.de<br />

Titelbild Naladhu Private Island<br />

Druck Bonifatius, Paderborn<br />

Vertrieb<br />

VU Verlagsunion KG, Hamburg<br />

114<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


KANADA<br />

AUFS OHR BEI SPOTIFY!<br />

PLAYLISTS<br />

ZUM TANZEN<br />

PODCASTS<br />

ZUM LAUSCHEN<br />

ZUM IN KANADA VERLIEBEN<br />

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Finde das<br />

Außergewöhnliche<br />

Willkommen im Red Centre. Uluru - im Herzen der<br />

Wüste – ist das Wahrzeichen Australiens. Besonders bei<br />

Sonnenuntergang entwickelt dieser Ort eine einzigartige<br />

Magie, wenn er im roten Licht erglüht. Doch auch der<br />

Anblick der beeindruckenden Felsformationen im Uluru<br />

Kata Tjuta National Park – wie die als Olgas bekannten<br />

36 Bergkuppen – gehört zu der außergewöhnlichen<br />

Erfahrung vor Ort. Eine Reise hierher wohnt ewig<br />

im Herzen.<br />

northernterritory.com/de

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