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12.12.2022 Aufrufe

8 Kolumne Ein Himmelreich für ein Klubhaus Foto: Amt für Hochbauten, Beat Bühler Der SV Höngg ist der höchste Fussballklub der Stadt Zürich. Seine Sportanlage Hönggerberg liegt auf 520 Metern über dem Meer – und damit deutlich über dem städtischen Leichtathletik-Oval Letzigrund und der Stadionbrache Hardturm, auf der bisher nur Luftschlösser und Zirkuszelte in den Himmel wachsen. Einige Höngger sind nicht bereit, ihre Vormachtstellung kampflos aufzugeben. Einige der hartnäckigsten Gegner des Zürcher Stadionbaus zwei Stockwerke tiefer sitzen an privilegierter Lage und verteidigen ihre Fernsicht mit allen juristischen Mitteln. Dies bekam auch der Präsident des SV Höngg, Martin Gubler, zu spüren: Als er sich vor der Stadionabstimmung in den Geist der Fussballer stellte und auf dem Höngger Sportplatz ein Plakat montierte – «Ja zum Stadion» –, wurde er von der Amtsstelle in die bürokratischen Schranken gewiesen. Ein Gemeinderat soll ihm sogar mit der Ausbürgerung gedroht haben. Die renitenten Quartierbewohner können aufatmen. Am 4. November lief die Beschwerdefrist gegen den Gestaltungsplan der neuen Arena ab. Und pünktlich vor Kontrollschluss gingen bei der Stadt zwei Beschwerden ein. Noch im Sommer hatten die Projektplaner mit einem Baubeginn 2023 oder 2024 gerechnet. Nun drohen weitere Verzögerungen: Ausgang offen – wie bei einem Jassabend des Gemeinderats. Es ist die Fortsetzung einer scheinbar endlosen Geschichte, in der das Stimmvolk zwar schon dreimal Ja sagte – zuletzt im September 2020 mit 60 Prozent –, in der aber immer wieder Beschwerden den Baubeginn verhindern. Am 4. November lief die Beschwerdefrist gegen den Gestaltungsplan der neuen Arena ab. Und pünktlich vor Kontrollschluss gingen bei der Stadt zwei Beschwerden ein. Doch zurück ins Höngger Idyll. Dort entstehen Infrastrukturbauten auch auf Sportanlagen deutlich schneller als 100 Höhenmeter talwärts. Im vergangenen Februar konnte der SV Höngg nach rund zweijähriger Bauphase das neue Garderoben- und Clubgebäude einweihen. Dabei kommen moderne und energieeffiziente Errungenschaften zum Einsatz. In der städtischen Mitteilung heisst es: «Die knapp gehaltenen versiegelten Flächen sowie eine naturnahe und ausgleichende Vegetation leisten einen Beitrag zur lokalen Hitzeminderung und zur Biodiversität. Auch bezüglich CO2-Bilanz schneidet der Neubau vorzüglich ab.» Damit hat der stolze Klub mit 32 Teams und rund 700 Mitgliedern ein in jeder Beziehung wasserdichtes Dach über dem Kopf. Was dies bedeutet, macht ein Blick in die Klub-Chronik deutlich: Dort wird berichtet, dass sich die Fussballer früher in der Turnhalle Bläsi – in der Nähe des Meierhofplatzes – umziehen mussten. Zwischen Fussballfeld und Kabine lagen 1,5 Kilometer und ein Aufstieg, der für einen Fussballer schon fast wie die Anfahrt auf die Alp d’Huez in den französischen Alpen anmutet – noch härter wurde es, wenn die Turnhalle Bläsi während der Schulferien verbarrikadiert war. In besagter Chronik wird das Ausmass des Schlamassels exakt geschildert: «In früheren Zeiten wurde die Turnhalle Bläsi in den Sportwochen wegen Reinigungsarbeiten geschlossen. Die zwei Garderoben und der angrenzende Schwingerraum mit Sägemehl waren jedoch die einzigen Umkleidemöglichkeiten für alle Mannschaften, die den Weg zum Sportplatz Rohr (auf dem Berg) zu Fuss oder mit Auto in Angriff nahmen. Der Spielbetrieb des Fussballverbandes begann aber oft schon im Februar mit den Cupspielen. So mussten die beiden Mannschaften (auch 2. Liga) nach dem Spiel dreckig und verschwitzt, wie sie waren, ins Dorf runter und sich in der Bäckerei Isliker umziehen. Waschen konnten sich die Spieler der Gäste in zwei Duschen in der Bäckerei und das Höngger Team im Badezimmer der Familie im dritten Stock.» Heute ist der Familienanschluss nicht mehr garantiert. Dennoch herrscht beim SV Höngg beste Laune. Die erste Mannschaft hält sich tapfer in der 1. Liga, das neue Garderobengebäude ist ein Bijou in der städtischen Fussballlandschaft – und auch die rekursfreudigen Quartierbewohner können beruhigt in die Zukunft blicken: Ihre Fernsicht wird nicht von einem Fussballstadion auf dem Hardturm-Areal getrübt – zumindest nicht bis im Jahr 2050. Thomas Renggli

Sportamt 9 Sportpreise 2022 Die Gewinner*innen der diesjährigen Sportpreise stehen fest: Das Frauen- und Männerteam des FC Zürich, die Schwimmerin Julia Ullmann und Radsport-Förderer Alois Iten erhalten die Sportpreise der Stadt Zürich 2022. Kategorie Einzelsport/Team Das Women’s Super League-Team des FC Zürich Frauen und das Super League-Team des FC Zürich werden je mit dem Sportpreis der Stadt Zürich geehrt. Die Frauen des FC Zürich holten 2022 zum 12. Mal das Double aus Schweizer Meistertitel und Cupsieg. Und die Männer des FC Zürich gewannen in der Saison 2021/2022 ihren 13. Meistertitel. FC Zürich Frauen (Fussball) FC Zürich Frauen (Fussball) FC Zürich Männer (Fussball) Julia Ullmann (Schwimmen) Alois Iten (Radsport) Kategorie Nachwuchs Den Nachwuchspreis erhält die Schwimmerin Julia Ullmann von den Limmat Sharks Zürich. An den Europameisterschaften der Junior*innen 2022 gewann sie mit persönlicher Bestzeit EM- Bronze über 100 Meter Schmetterling. Im gleichen Jahr erreichte sie an den Europameisterschaften der Elite über dieselbe Distanz das Halbfinale. Kategorie Sportförderung Mit dem Sportförderpreis wird Alois Iten ausgezeichnet, der sich seit Jahrzehnten für den Radsport in der Stadt Zürich und dessen Nachwuchs engagiert. Er ist Gründungsmitglied und Präsident der Interessengemeinschaft Offene Rennbahn Oerlikon und Gesamtverantwortlicher der Dienstagabendrennen auf der Offenen Rennbahn. Seit 1988 zeichnet die Stadt Zürich herausragende Sportler*innen aus Spitzen- sowie Nachwuchssport aus. Zudem ehrt die Stadt Personen oder Organisationen für ihr Engagement in der Sportförderung. Die Sportpreise sind in erster Linie eine ideelle Ehrung. Zusätzlich ist der Sportpreis in der Kategorie Einzelsport/Team mit 10 000 Franken und der Nachwuchspreis mit 5000 Franken dotiert. Das Preisgeld wird durch das Migros Kulturprozent der Genossenschaft Migros Zürich gestiftet. > Mehr Informationen: sportamt.ch/sportpreis Kaltes Vergnügen Für Winterfeste gibt es im Seebad Utoquai ein kaltes Vergnügen: Noch bis Ende März 2023 können interessierte Laien und erfahrene Winterschwimmer*innen dem Trendsport Winterschwimmen kontrolliert und unter Aufsicht nachgehen. Immer samstags und sonntags von 11 bis 14 Uhr. Voraussetzungen zur Nutzung des Angebots: sportamt.ch/seebad-utoquai Wer lieber über das Eis gleitet, kommt am Sonntag, 8. Januar 2023, auf seine Kosten. Während dem «Gratis aufs Glatteis»-Tag sind der Eintritt und die Schlittschuhmiete in den Kunsteisbahnen Dolder, Heuried und Oerlikon gratis. Einfach vorbeikommen. sportamt.ch/gratis-aufs-glatteis > Mehr Informationen: sportamt.ch Sport schenken Ob für Wasserratten oder Hockeyfans – die Gutscheine des Sportamts sind vielfältig einsetzbar. So zum Beispiel in allen städtischen Hallen- und Sommer bädern, auf den Kunsteis - bahnen Dolder, Heuried und Oerlikon sowie für alle Angebote im Onlineshop. Jetzt Gutschein bequem zuhause ausdrucken und verschenken. > Mehr Informationen: sportamt.ch Sportamt der Stadt Zürich sportamt.ch > sportamt.ch/newsletter > sportamt.ch

8 Kolumne<br />

Ein Himmelreich für<br />

ein Klubhaus<br />

Foto: Amt für Hochbauten, Beat Bühler<br />

Der SV Höngg ist der höchste Fussballklub der Stadt Zürich.<br />

Seine Sportanlage Hönggerberg liegt auf 520 Metern über<br />

dem Meer – und damit deutlich über dem städtischen Leichtathletik-Oval<br />

Letzigrund und der Stadionbrache Hardturm, auf der<br />

bisher nur Luftschlösser und Zirkuszelte in den Himmel wachsen.<br />

Einige Höngger sind nicht bereit, ihre Vormachtstellung kampflos<br />

aufzugeben. Einige der hartnäckigsten Gegner des Zürcher Stadionbaus<br />

zwei Stockwerke tiefer sitzen an privilegierter Lage und verteidigen ihre<br />

Fernsicht mit allen juristischen Mitteln. Dies bekam auch der Präsident<br />

des SV Höngg, Martin Gubler, zu spüren: Als er sich vor der Stadionabstimmung<br />

in den Geist der Fussballer stellte und auf dem Höngger<br />

Sportplatz ein Plakat montierte – «Ja zum Stadion» –, wurde er von der<br />

Amtsstelle in die bürokratischen Schranken gewiesen. Ein Gemeinderat<br />

soll ihm sogar mit der Ausbürgerung gedroht haben.<br />

Die renitenten Quartierbewohner können aufatmen. Am 4. November<br />

lief die Beschwerdefrist gegen den Gestaltungsplan der neuen Arena<br />

ab. Und pünktlich vor Kontrollschluss gingen bei der Stadt zwei<br />

Beschwerden ein. Noch im Sommer hatten die Projektplaner mit einem<br />

Baubeginn 2023 oder 2024 gerechnet. Nun drohen weitere Verzögerungen:<br />

Ausgang offen – wie bei einem Jassabend des Gemeinderats. Es ist<br />

die Fortsetzung einer scheinbar endlosen Geschichte, in der das Stimmvolk<br />

zwar schon dreimal Ja sagte – zuletzt im September 2020 mit<br />

60 Prozent –, in der aber immer wieder Beschwerden den Baubeginn<br />

verhindern.<br />

Am 4. November lief die Beschwerdefrist<br />

gegen den Gestaltungsplan der<br />

neuen Arena ab. Und pünktlich vor<br />

Kontrollschluss gingen bei der Stadt<br />

zwei Beschwerden ein.<br />

Doch zurück ins Höngger Idyll. Dort entstehen Infrastrukturbauten<br />

auch auf Sportanlagen deutlich schneller als 100 Höhenmeter talwärts.<br />

Im vergangenen Februar konnte der SV Höngg nach rund zweijähriger<br />

Bauphase das neue Garderoben- und Clubgebäude einweihen. Dabei<br />

kommen moderne und energieeffiziente Errungenschaften zum Einsatz.<br />

In der städtischen Mitteilung heisst es: «Die knapp gehaltenen versiegelten<br />

Flächen sowie eine naturnahe und ausgleichende Vegetation leisten<br />

einen Beitrag zur lokalen Hitzeminderung und zur Biodiversität. Auch<br />

bezüglich CO2-Bilanz schneidet der Neubau vorzüglich ab.»<br />

Damit hat der stolze Klub mit 32 Teams und rund 700 Mitgliedern<br />

ein in jeder Beziehung wasserdichtes Dach über dem Kopf. Was dies<br />

bedeutet, macht ein Blick in die Klub-Chronik deutlich: Dort wird<br />

berichtet, dass sich die Fussballer früher in der Turnhalle Bläsi – in der<br />

Nähe des Meierhofplatzes – umziehen mussten. Zwischen Fussballfeld<br />

und Kabine lagen 1,5 Kilometer und ein Aufstieg, der für einen Fussballer<br />

schon fast wie die Anfahrt auf die Alp d’Huez in den französischen<br />

Alpen anmutet – noch härter wurde es, wenn die Turnhalle Bläsi<br />

während der Schulferien verbarrikadiert war. In besagter Chronik wird<br />

das Ausmass des Schlamassels exakt geschildert: «In früheren Zeiten<br />

wurde die Turnhalle Bläsi in den Sportwochen wegen Reinigungsarbeiten<br />

geschlossen. Die zwei Garderoben und der angrenzende Schwingerraum<br />

mit Sägemehl waren jedoch die einzigen Umkleidemöglichkeiten<br />

für alle Mannschaften, die den Weg zum Sportplatz Rohr (auf<br />

dem Berg) zu Fuss oder mit Auto in Angriff nahmen. Der Spielbetrieb<br />

des Fussballverbandes begann aber oft schon im Februar mit den Cupspielen.<br />

So mussten die beiden Mannschaften (auch 2. Liga) nach dem<br />

Spiel dreckig und verschwitzt, wie sie waren, ins Dorf runter und sich in<br />

der Bäckerei Isliker umziehen. Waschen konnten sich die Spieler der<br />

Gäste in zwei Duschen in der Bäckerei und das Höngger Team im<br />

Badezimmer der Familie im dritten Stock.»<br />

Heute ist der Familienanschluss nicht mehr garantiert. Dennoch<br />

herrscht beim SV Höngg beste Laune. Die erste Mannschaft hält sich<br />

tapfer in der 1. Liga, das neue Garderobengebäude ist ein Bijou in der<br />

städtischen Fussballlandschaft – und auch die rekursfreudigen Quartierbewohner<br />

können beruhigt in die Zukunft blicken: Ihre Fernsicht<br />

wird nicht von einem Fussballstadion auf dem Hardturm-Areal<br />

getrübt – zumindest nicht bis im Jahr 2050.<br />

Thomas Renggli

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