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«Wir haben nie etwas gefordert»<br />
Interview<br />
Mit Peter Zahner sprach Thomas Renggli<br />
Die Swiss Life Arena ist ein neues Wahrzeichen der Sportstadt Zürich.<br />
Peter Zahner, CEO der ZSC Lions, erklärt, wie aus dem Projekt eines der schönsten<br />
Stadien der Schweiz wurde, weshalb die Eissituation aber trotzdem angespannt bleibt.<br />
Peter Zahner, man sieht immer wieder<br />
junge Buben und Mädchen frühmorgens<br />
im Dunkeln mit grossen Eishockey-Taschen<br />
durch die Gegend wandeln. Was hat es<br />
damit auf sich?<br />
Durch teilweise frühe Trainingszeiten können<br />
wir die Eisbelegung ausgeglichen gestalten<br />
– aber auch Kindern und Jugendlichen,<br />
die tagsüber zur Schule müssen, einen<br />
angemessenen Trainingsbetrieb bieten.<br />
Viele Jugendliche und Lehrer befürworten<br />
diesen Zeitplan. Es zeigt sich nämlich, dass<br />
Schülerinnen und Schüler, die am Morgen<br />
schon trainiert haben, im Unterricht wacher,<br />
fitter und aufnahmefähiger sind als solche,<br />
die erst 30 Minuten vor der ersten Schulstunde<br />
aufstehen.<br />
Steht Ihnen genügend Eis zur Verfügung?<br />
Mit der Eröffnung der Swiss Life Arena hat<br />
sich die Situation entschärft. Davor war sie<br />
prekär: Eine Analyse hat ergeben, dass wir<br />
auf den Leistungsstufen pro Woche im<br />
Durchschnitt ein Eistraining weniger hatten<br />
als die Mitbewerber aus Bern, Biel oder Zug.<br />
Bei den Frauen kamen die teilweise sehr<br />
späten Trainingszeiten hinzu: Wenn man von<br />
21.30 bis 23.00 Uhr trainieren muss, kommt<br />
man kaum vor Mitternacht ins Bett.<br />
Wer spielt alles in der neuen Halle?<br />
Fix haben die erste Mannschaft der ZSC<br />
Lions sowie jene der U20- und und der<br />
U17-Elite ihren Platz in der Halle. Sie<br />
absolvieren alle Trainings und alle Spiele hier<br />
und verfügen über eigene Garderoben. Wir<br />
wollen aber, dass alle anderen Mannschaften<br />
immer wieder hier trainieren – und dass<br />
Entdecken Sie weitere<br />
Highlights in der historischen<br />
Zeitachse des ZSS!<br />
> zss.ch/jubilaeum/geschichte<br />
jedes Team ein- bis dreimal in der Arena<br />
spielen kann. Wir möchten, dass auch ein<br />
siebenjähriger Junior diesen Traum erleben<br />
darf. Es wäre falsch, eine solche Infrastruktur<br />
zu betreiben und sie nicht allen zu öffnen.<br />
Schliesslich haben wir die Arena nicht nur für<br />
den Profibetrieb gebaut, sondern auch für<br />
die Junioren-, Frauen- und Partnerteams.<br />
Welche Rolle spielte der Zürcher Stadtverband<br />
für Sport bei Bau und Planung der<br />
Swiss Life Arena?<br />
Der ZSS, aber auch der Kantonalverband für<br />
Sport haben uns politisch immer unterstützt.<br />
Wir erhielten die Gelegenheit, an ihren<br />
Anlässen zu referieren. So kamen wir direkt<br />
oder indirekt an die Stimmbürgerinnen und<br />
Stimmbürger heran und konnten den<br />
politischen Prozess unterstützen.<br />
Und welche die Gemeinderätliche Gruppe<br />
Sport?<br />
Auch sie unterstützte uns – vor allem<br />
informell: durch einen regelmässigen<br />
Austausch über das Vorgehen, Strömungen<br />
und mit konkreten Tipps. Aber gebaut<br />
haben wir das Stadion selbst.<br />
Sie verrichteten intensive Überzeugungsarbeit.<br />
Wie gingen sie vor?<br />
Es stimmt, dass der politische Kampf in<br />
meinen Händen lag. Wir wollten nicht,<br />
dass das Stadionprojekt verpolitisiert wird.<br />
Behörden und Politik mussten immer eine<br />
Ansprechperson haben – und jederzeit klar<br />
informiert werden. Dies gab Ruhe. Insgesamt<br />
habe ich mich mit rund 80 Gemeinderätinnen<br />
und Gemeinderäten getroffen – mit<br />
allen Stadtpartei- und Fraktionspräsidenten.<br />
Das war wichtig und zeitraubend, aber es hat<br />
auch Spass gemacht. Ich sprach vor allem<br />
mit den Gegnern. Das Ziel bestand aber<br />
nicht darin, sie zu überzeugen, dass sie Ja<br />
sagen – dies galt nur für die Unschlüssigen.<br />
Bei den Gegnern musste ich gewährleisten,<br />
Peter Zahner (61) ist CEO der ZSC Lions AG.<br />
dass sie mit ihrer Meinung zurückhielten und<br />
keine aktive Opposition bildeten. Als die<br />
Leute merkten, dass ich sie nicht bekehren<br />
wollte, enthielten sie sich der Stimme und<br />
argumentierten nicht aktiv gegen uns.<br />
Welchen Rat geben Sie den Fussballern,<br />
damit auch sie irgendwann in einer neuen<br />
Arena spielen können?<br />
Ich kehre die Frage um: Weshalb waren wir<br />
erfolgreich? Wir haben nicht gefordert,<br />
sondern wir sagten, was wir bringen. Vor<br />
allem machten wir von Anfang an klar, dass<br />
wir keine Steuergelder wollen. Und wir<br />
hatten eine klare Struktur und immer eine<br />
Ansprechperson. Ich hoffe aber, dass sich<br />
der demokratische Prozess beim Fussballstadion<br />
doch noch durchsetzt – und nicht<br />
immer neue Rekurs-Möglichkeiten den Vor -<br />
gang blockieren. Solche Rekurse, die man<br />
mit einem simplen Schreiben einreichen kann,<br />
müssten Behörden innerhalb einer Woche<br />
behandeln und dann rasch entscheiden.