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Porträt 15<br />

Team Glarnerland erfüllte sich die damals 10-Jährige einen<br />

ersten Traum. Es folgte die Aufnahme in das Förderprojekt<br />

des Schweizerischen Fussballverbandes in Biel, zu dem es<br />

pro Jahrgang die acht vielversprechendsten Talente schaffen.<br />

Drei Jahre lebte sie bei einer Gastfamilie – weit weg<br />

von zu Hause. Hinzu kam die Integration beim FC Zürich,<br />

was mittlerweile heisst: fünf Trainings bei den U16-Buben<br />

und am Freitagabend das Abschlusstraining mit den FCZ-<br />

Frauen und den Partien am Wochenende. Bei den Frauen<br />

spielte sie zuerst für die U17, übersprang die U19 und kam<br />

sogleich in die U21, wo sie zu imponieren verstand, sodass<br />

die Champions League zum Thema wurde.<br />

Anspruchsvoller Alltag<br />

Verbunden mit dem sportlichen Aufstieg sind die Rückkehr<br />

von Biel ins Elternhaus und der Eintritt in die Kunstund<br />

Sportklasse des Gymnasiums Rämibühl in Zürich.<br />

Derzeit sieht ein charakteristischer Tag so aus: 5.30 Uhr<br />

aufstehen, 6.20 Uhr aus dem Haus – der Vater oder die<br />

Mutter fahren sie mit dem Auto nach Uznach –, gefolgt<br />

von einer Zugfahrt nach Zürich-Stadelhofen. Diese Zeit<br />

nutzt Leela für Hausaufgaben und um zu lernen. Ab 7.45<br />

Uhr folgen fünf Lektionen Schule oder Morgentraining<br />

mit anschliessend zwei Lektionen Schule, Mittagspause,<br />

essen, drei weiteren Sequenzen in der Schule. Danach<br />

geht’s mit dem Tram ins Heerenschürli zum Training der<br />

U16-Buben des FCZ. Schliesslich wird auf dem Nachhauseweg<br />

nach Maseltrangen nochmals gepaukt. Leela ist um<br />

20.30 Uhr zu Hause.<br />

Grosse Motivation<br />

Leela Egli ist in ihrem Element und fühlt sich von allen<br />

Seiten getragen und unterstützt. Das Training mit den<br />

gleichaltrigen Jungs fordert sie bezüglich Dynamik und<br />

Härte und bringt sie täglich weiter. In der Kunst- und<br />

Sportklasse am Gymnasium kümmert sich Regula Meili,<br />

die Sportkoordinatorin, um sie. Die Zusammenarbeit zwischen<br />

Meili und der Bezugsperson des FCZ, Pascal<br />

Troentlé, ist äusserst wertvoll. Die Sportkoordinatorin<br />

unterstützt Leela und schaut dazu, dass sie dem Stoff folgen<br />

kann, während Troentlé sie im sportlichen Bereich betreut.<br />

Der Gefahr der Überforderung und der zu hohen<br />

Ansprüche sind sich die Spielerin wie auch ihr Umfeld<br />

bewusst. Das aktuelle Setting mit Trainings und Einsätzen<br />

in verschiedenen Teams und Ligen schätzt Leela Egli dennoch<br />

enorm. Ganz unterschiedliche Rollen hat sie auszufüllen.<br />

«Meinen Beitrag leisten, um weiterzukommen und<br />

mich täglich zu verbessern, um meine Ziele zu erreichen<br />

und meine Familie stolz zu machen»: So umschreibt sie<br />

ihre Motivation. Als Fernziel sieht sie die Aufnahme in die<br />

A-Nationalmannschaft und eine Karriere als Profifussballerin<br />

im Ausland. Bis dahin erfüllt sich jedoch Leelas<br />

Traum: mehr Spielzeit in der Champions League. Von der<br />

schnellen, dribbelstarken, schussgewaltigen und spielintelligenten<br />

Akteurin wird weiter zu hören sein.<br />

„Mein Weg<br />

wäre heute<br />

schwierig“<br />

Mit Fabienne Humm sprach Jörg Greb<br />

Fabienne Humm, Sie sind langjährige<br />

Nationalteam-Leistungsträgerin und<br />

spielen und trainieren beim FCZ mit der<br />

weniger als halb so alten Leela Egli<br />

zusammen. Wie erleben Sie die<br />

Aufsteigerin?<br />

Leela stiess im Sommer zu uns und nahm<br />

am Trainingslager teil. Sie bewies schnell,<br />

welches Potenzial sie hat, und sie kann mit<br />

hektischen Situationen umgehen. Sie ist<br />

schnell und robust.<br />

Was lässt sich daraus folgern?<br />

Es geht nun darum, sie ans Niveau der<br />

AXA Women’s Super League heranzuführen.<br />

Wenn sie weiterhin gute Leistungen<br />

bei den Jungs und bei der U21 zeigt,<br />

werden die Einsatzzeiten schnell wachsen,<br />

und sie wird sich weiter verbessern.<br />

Erlebten Sie in diesem Alter Ähnliches?<br />

Als ich 15 war, trainierte ich hobbymässig<br />

zweimal die Woche – aber zum Teil auch<br />

schon mit den Buben. Und ich spielte auf<br />

einer anderen Position, nämlich als Goalie.<br />

Ich entschied erst mit 19, dem Fussball<br />

mehr Beachtung zu schenken. Mein Weg<br />

wäre heute schwierig.<br />

Warum?<br />

Der Frauenfussball hat sich enorm<br />

Interview<br />

entwickelt. Leela, aber auch andere<br />

Talente können von dieser Entwicklung<br />

profitieren.<br />

Wie?<br />

Mit viel Spielzeit: bei den Jungs, in der<br />

U21 und bei uns im Fanion-Team.<br />

Ihr Rat an diese Talente?<br />

Die jungen Spielerinnen sollen Kritik<br />

annehmen, an sich arbeiten, die Inputs<br />

umsetzen. Und wichtig ist vor allem: die<br />

Freude am Fussballspielen behalten.<br />

Welchen Anteil an den aktuellen<br />

Perspektiven lieferte Ihre Generation?<br />

Sie ebnete den Weg. Die Erfolge der<br />

Nationalmannschaft lösten einen Boom<br />

aus, und Frauenfussball wird in der<br />

Schweiz noch professioneller gefördert.<br />

Vor zwei Jahren erhielt unsere Liga AXA<br />

als Titelsponsor, und Partien werden im<br />

Livestream übertragen. Es hat sich viel<br />

getan.<br />

Nati-Stürmerin Fabienne Humm<br />

schoss die Schweiz an die EM.<br />

Text: Jörg Greb<br />

Fotos: FC Zürich

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