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Gebühren im<br />

Online-Möbelhandel<br />

Als Spezialist für Operations<br />

Experience Management analysieren<br />

wir bei ParcelLab bereits seit mehreren<br />

Jahren, wie serviceorientiert<br />

Online-Händler ihren Kund:innen<br />

beim Versand und während der Bearbeitung<br />

der Bestellung begegnen. In<br />

der neuen Sonderausgabe unserer<br />

jährlichen „Versandhandelsstudie“<br />

mit Fokus auf dem Online-Möbelhandel<br />

haben wir bei den 14 Online-<br />

Möbelhändlern und Baumärkten,<br />

die das Marktforschungsinstitut<br />

EHI in seiner Top-100-Liste für das<br />

Jahr 2021 anführt, Testbestellungen<br />

durchgeführt und den Prozess vom<br />

Klick auf den Bestell-Button bis zur<br />

Rückerstattung der Retoure analysiert.<br />

Eines der wichtigsten Ergebnisse<br />

der Studie lautet: Die Zeiten des Gratisversands<br />

sind im Online-Möbelhandel<br />

vorbei. Verschickten Ende des<br />

Jahres 2021 noch vier der 14 größten<br />

Online-Home & Living-Händler<br />

Bestellungen generell kostenfrei,<br />

fand sich bei der Analyse im Oktober<br />

2022 kein einziger Händler mehr<br />

mit Gratisversand. Sieben Händler<br />

verschicken ihre Ware ausnahmslos<br />

kostenpflichtig, sieben weitere<br />

berechnen bis zu einem bestimmten<br />

Mindestwert Versandgebühren.<br />

Kund:innen, die Geld sparen wollen,<br />

bleibt oft nur der zumeist kostenfreie<br />

Versand in die Filiale. Doch selbst<br />

hier findet sich mit Ikea ein Händler,<br />

der auch für Click & Collect fünf Euro<br />

Abholgebühr berechnet.<br />

Im Gegenzug dazu bleiben die<br />

Retouren allerdings mehrheitlich kostenfrei.<br />

Zehn der Online-Händler im<br />

FACTS<br />

❯ ParcelLab: Plattform für Operations<br />

Experience Management<br />

❯ Automatisierung in personalisierte,<br />

gebrandete Nachrichten für den<br />

Paketversand (ca. drei Millionen<br />

Sendungen täglich) von mehr als 300<br />

Partnern weltweit, darunter DHL,<br />

Hermes und DPD.<br />

❯ Niederlassungen: München, London,<br />

Paris und New York<br />

❯ Kunden: u.a. Ikea, Bose, Puma, Lidl<br />

und Nespresso<br />

❯ Gründer und CEO: Tobias Buxhoidt,<br />

Julian Krenge, Anton Eder<br />

www.parcellab.com/de<br />

Versandkosten<br />

mit:<br />

7 Shops<br />

ohne:<br />

0 Shops<br />

kostenpflichtig bei<br />

Mindestbestellwert: 7 Shops<br />

Quelle: ParcelLab Versandhandelsstudie, Oktober 2022;<br />

Basis: 14 Online-Möbelshops aus dem Top-100-Ranking 2021 (EHI)<br />

Test schultern hier die Kosten selbst<br />

– und zwar unabhängig davon, ob<br />

die Ware per Paketversand oder per<br />

Spedition zu ihnen zurückkommt.<br />

Und sie holen nicht paketfähige Ware<br />

auch wieder bei ihren Kund:innen ab.<br />

Lediglich bei Casando.de, Ikea, Reuter<br />

und Wayfair müssen die Kund:innen<br />

– zumindest unter bestimmten<br />

Bedingungen – für die Rücksendung<br />

aufkommen. So lassen Casando.de<br />

und Wayfair ihre Kund:innen gemäß<br />

der in Deutschland seit Jahren abgeschafften<br />

40-Euro-Klausel Rücksendekosten<br />

für Paketware unter 40 Euro<br />

aus eigener Tasche bezahlen. Casando<br />

berechnet zusätzlich für nicht paketfähige<br />

Ware Kosten zwischen 99 und<br />

129 Euro. Ikea hingegen nimmt zwar<br />

Paketbestellungen kostenlos zurück,<br />

bei allen anderen Bestellungen muss<br />

sich der Kunde allerdings in Eigenregie<br />

darum kümmern, wie nicht<br />

gewollte Produkte den Weg zurück<br />

ins Möbelhaus finden. Und auch<br />

Reuter.de kennt bei Retouren kein<br />

Pardon und lässt Kund:innen Kosten<br />

bis zu 190,90 Euro selber tragen.<br />

Doch stellten unsere Tester auch<br />

fest: Der Transport unerwünschter<br />

Artikel zur nächstgelegenen Ikea-<br />

Filiale mag mühselig sein. In Sachen<br />

kundenfreundlicher Rücknahmeprozess<br />

können sich aber gerade<br />

Omnichannel-Händler eine gehörige<br />

Scheibe abschneiden. Denn die<br />

Schweden lassen ihre Kund:innen<br />

auf Wunsch schon online auswählen,<br />

welche Produkte zurückgegeben<br />

werden. Daraufhin wird ein Barcode<br />

generiert, den die Kund:innen dann<br />

nur noch vor Ort am Counter vorzeigen<br />

müssen. In einzelnen Filialen<br />

ist für die Rückgabe inzwischen<br />

auch schon eine Terminvereinbarung<br />

möglich, um Wartezeiten zu<br />

vermeiden.<br />

Gebührenpflichtige<br />

Retouren<br />

mit:<br />

1 Shops<br />

ohne:<br />

11 Shops<br />

kostenpflichtig<br />

bis 40 Euro<br />

Mindestbestellwert: 2 Shops<br />

Generell sollten sich die Online-<br />

Händler bewusst machen: Wenn<br />

Kund:innen für einen Paketversand<br />

bis zu 7,90 Euro auf den Tisch legen<br />

müssen oder für die Lieferung per<br />

Spedition auch dreistellige Beträge<br />

aufgerufen werden, erwarten sie von<br />

den Händlern dafür auch einen erstklassigen<br />

Service. Doch hier zeigt<br />

unsere Sonderauswertung noch Luft<br />

nach oben. So ermöglichen es beispielsweise<br />

nur drei der 14 Händler<br />

ihren Kund:innen, beim Checkout<br />

Lieferinstruktionen anzugeben. Nur<br />

zwei Händler im Test gaben beim<br />

Checkout ein genaues Lieferdatum<br />

an, zwei machten überhaupt keine<br />

Angabe, die restlichen zehn nannten<br />

einen vagen Lieferzeitraum von<br />

mehreren Tagen. Dabei würden<br />

die Kund:innen doch gerade bei<br />

der Anlieferung von Möbeln oder<br />

sperrigen Artikeln, die im Zweifel<br />

nicht beim Nachbarn abgegeben<br />

werden können, zur besseren Planung<br />

gerne einen möglichst genau<br />

eingrenzbaren Liefertermin genannt<br />

bekommen.<br />

Doch es kommt noch schlimmer:<br />

Denn von den 10 Händlern, die einen<br />

Liefertermin oder Zeitraum nannten,<br />

lieferten fünf nicht pünktlich. Und<br />

keiner dieser Händler hat die Verspätung<br />

vorab proaktiv gegenüber seinen<br />

Kund:innen kommuniziert. Der<br />

erboste Anruf im Call-Center ist hier<br />

schon vorprogrammiert. Auch unsere<br />

Tester selbst hatten nicht immer eine<br />

Chance, die Lieferverzögerung von<br />

sich aus zu erkennen. Denn zwei<br />

Händler schickten überhaupt keinen<br />

Tracking-Link zur Sendungsverfolgung.<br />

Und von den 12 Tracking-<br />

Links, die verschickt wurden, sorgten<br />

sechs für Fehlermeldungen.<br />

Ihre Versandkommunikation können<br />

die Home & Living-Versender<br />

also durchaus noch optimieren.<br />

Zwar informieren 13 Händler ihre<br />

Kund:innen entweder selbst oder<br />

über ihren Logistiker darüber, dass sie<br />

die Ware jetzt dem Logistiker übergeben<br />

haben. Elf informieren, dass sich<br />

die Ware in Zustellung befindet und<br />

acht schreiben nach erfolgreicher<br />

Zustellung noch eine Mail. Doch die<br />

für Kund:innen wirklich hilfreiche<br />

Angabe eines konkreten Timeslots für<br />

die Zustellung bekamen im Test nur<br />

zwei Händler hin. Und nur in einer<br />

Mail fanden wir in der Versandkommunikation<br />

zur Bestellung passende<br />

Produktempfehlungen. Dabei sind<br />

gerade die Versandmails dank ihrer<br />

ungemein hohen Öffnungsquoten<br />

ein gutes Vehikel für derartige Crossund<br />

Upselling-Strategien.<br />

Positiv zu vermerken ist allerdings,<br />

dass die Mehrheit der Händler<br />

die Versandkommunikation<br />

inzwischen nicht mehr ihrem Logistiker<br />

überlässt, sondern den Kontakt<br />

zu ihren Kund:innen in dieser<br />

Phase selbst aufrechterhält. Lediglich<br />

das Look & Feel dieser Mails<br />

könnte noch überarbeitet werden,<br />

da die meisten Nachrichten weder<br />

gebrandet noch personalisiert sind.<br />

Ikea, Obi, Tchibo und Wayfair gelten<br />

hier als Musterschüler ihrer Branche<br />

und zeigen, wie viel Potenzial in<br />

kunden orientierten Transaktionsmails<br />

liegen kann.<br />

Ein letztes Augenmerk richtete<br />

unsere Studie auf das Thema Nachhaltigkeit<br />

im Versand. Auch hier muss<br />

man konstatieren: Es geht noch besser.<br />

Die Tester fanden lediglich einen<br />

Händler, der CO2-neutralen Versand<br />

anbot. Sechs der 14 Versandverpackungen<br />

enthielten Plastik. Und sechs<br />

Versandkartons waren viel größer, als<br />

sie für den Inhalt der Sendung hätten<br />

sein müssen. Dabei sollte gerade im<br />

Bereich Home & Living das Thema<br />

Nachhaltigkeit stark fokussiert und<br />

dann auch selbstbewusst kommuniziert<br />

werden. Neben Aufdrucken<br />

auf der Verpackung lassen sich auch<br />

hier die Versandmails nutzen, um die<br />

eigenen Kund:innen zu informieren,<br />

dass man die Belastungen für<br />

die Umwelt so niedrig wie möglich<br />

halten möchte.<br />

Fazit: In Sachen Versanderlebnis<br />

gibt es für Online-Händler im<br />

Bereich Home & Living noch einiges<br />

zu tun. Doch wer von Gratisauf<br />

kostenpflichtigen Versand<br />

umschaltet, kann sich eine schlechte<br />

Customer Experience im Versand<br />

nicht mehr leisten.<br />

12 /2022 möbel kultur 31

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