Holzmarkt 2022/05
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18 HOLZ IM BAU<br />
HOLZ IM BAU 19<br />
Holzwirtschaft warnt vor Rückschritt beim<br />
klimafreundlichen Bauen mit Holz<br />
Anlässlich der Ende September tagenden deutschen Bauministerkonferenz erinnert die Deutsche Holzwirtschaft die<br />
Bauminister der Länder und die Bundesbauministerin daran, dass das klimafreundliche Bauen mit Holz seinen Beitrag zum<br />
Klimaschutz nur leisten kann, wenn die Politik baurechtliche Hemmnisse ausräumt und das nachhaltige Bauen konsequent<br />
fördert.<br />
Die Politik auf Bundes- und Landesebene habe die Vorteile der Holzbauweise für<br />
die zügige Schaffung von Wohnraum und für den Klimaschutz erkannt: So beschloss<br />
die Bauministerkonferenz bereits 2019 das Bauen mit Holz in höheren<br />
Gebäuden einfacher zu machen und die gesetzlichen Regelungen entsprechend<br />
anzupassen. „Die Bilanz ist drei Jahre nach den Beschlüssen der Bauministerkonferenz<br />
ernüchternd“, resümiert Erwin Taglieber, Präsident des Deutschen<br />
Holzwirtschaftsrats e.V. (DHWR) über die Bemühungen der Bauminister zum Abbau<br />
von Hemmnissen im Baurecht. „Entgegen bisheriger Ankündigungen ist das<br />
Bauen mit Holz komplizierter geworden, anstatt dass die Genehmigungen vereinfacht<br />
wurden.“<br />
Die von der Bauministerkonferenz im Juni 2021 auf den Weg gebrachte Muster-Holzbau-Richtlinie<br />
regelte das Bauen mit Holz neu. So kann nach Einführung<br />
der Richtlinie in Landesrecht theoretisch in den Gebäudeklassen 4 und 5 bis zur<br />
Hochhausgrenze mit Holz gebaut werden. Allerdings bildet die Richtlinie nicht den<br />
Stand von Baupraxis, Technik und Wissenschaft ab. So ist zum einen die weit verbreitete<br />
und praxiserprobte Holzrahmenbauweise in der Gebäudeklasse 5 nicht<br />
geregelt. Dies erschwert insbesondere die Aufstockung von Bestandsgebäuden,<br />
für die diese Leichtbauweise prädestiniert ist. Des Weiteren beschreibt die Richtlinie<br />
nur einen geringen Teil möglicher Detailausführungen des Holzbaus. Die<br />
allermeisten Projekte können nach wie vor nur mit aufwendigeren Einzelfallgenehmigungen<br />
realisiert werden. Nach Veröffentlichung der Muster-Holzbaurichtlinie<br />
gingen die Baubehörden mehrerer Bundesländer zudem dazu über, Genehmigungen<br />
mit von der Richtlinie abweichenden Detailausführungen zu versagen.<br />
Mehr als 5.000 mehrgeschossige Gebäude wurden in den letzten acht Jahren<br />
in Deutschland realisiert. Für fast alle Projekte wurden aufwendige Brandschutzgutachten<br />
angefertigt, welche die Erfüllung aller baurechtlichen Schutzziele bestätigten.<br />
Die Muster-Holzbaurichtlinie zwingt Holzbauvorhaben nun in ein enges<br />
praxisfremdes Regelungskorsett, welches das Bauen mit Holz nicht vereinfache,<br />
sondern erschwere. „Erst wenn die Politik die praxiserprobten Bauweisen gleichbehandelt<br />
und das klimaschonende Bauen mit Holz den konventionellen Bauweisen<br />
baurechtlich ebenbürtig stellt, ist ein wirklich fairer Wettbewerb gewährleistet“,<br />
so Taglieber. <br />
Holzhäuser im Webshop kaufen<br />
Holzhaus „in den Warenkorb“ und „bestellen“ geklickt – schon bald Realität? Das Unternehmen CommodHouse ging schon<br />
immer eigene Wege, denn dahinter steht ein querdenkendes Architekten-Planer-Kollektiv, das disruptive Ansätze in die Tat<br />
umsetzt und seit einigen Jahren aus Leidenschaft Holzhäuser produziert. Der Holzcluster Steiermark unterstützte hier, um<br />
das tragfähige digitale Fundament für die ehrgeizigen und neuartigen Vertriebsideen zu konzeptionieren.<br />
„Der Erstkontakt geschah vor über einem Jahrzehnt von unserer Seite, weil uns<br />
CommodHouse durch den hohen Ökologisierungsgrad in Zusammenhang mit dem<br />
hochwertigen modularen Holzbau ins Auge gestochen ist“, erinnert sich Christian<br />
Tippelreither, Geschäftsführer vom Holzcluster Steiermark: „Außerdem fiel uns<br />
eine ungewöhnliche Anfrage auf – ob uns ein Holzbau-Unternehmen bekannt sei,<br />
das offen für ein ganz neues Konzept sei.“<br />
„2021 entstand nun die Idee, dass Planung und Produktion prinzipiell<br />
entkoppelbar sind und eine an sich grenzenlose Internationalisierung<br />
mit einem Webshop im Bereich des Möglichen liegt, insofern wiederum<br />
lokale Partner gefunden werden – natürlich immer unter unserer<br />
Supervision“, so Gerald Brencic, Geschäftsführer von CommodHouse. Dafür<br />
vermittelte der Holzcluster Steiermark die idealen Consultingpartner aus dem<br />
eigenen Ökosystem und stand als Ansprechpartner stets zur Verfügung.<br />
„Unsere doch sehr spezielle Klientel finden wir besser online als auf traditionellen<br />
Häuslbauermessen – das war uns natürlich klar. Aber wie wir unsere Ansprechgruppen<br />
zielgenau erreichen und auf den richtigen Kanälen mit welchem<br />
Content bespielen müssen, das haben uns erst die unterschiedlichen Workshops<br />
mit den jeweiligen Experten gezeigt. Auch wie wir userzentrierte Online-Beratungen<br />
ideal durchführen und die technischen Grundlagen dafür schaffen können,<br />
war Gegenstand dieses Findungsprozess“, so Gerald Brencic. So kristallisierte<br />
sich im Laufe der Meetings ebenfalls ein neues Geschäftsmodell heraus, nämlich<br />
dass CommodHouse auch nur den Plan fürs Haus verkauft.<br />
Zukunft im Vertrieb immer virtueller<br />
Wissen, wohin der Weg morgen geht und Unternehmen bereits heute dafür aufstellen<br />
– Christian Tippelreither sieht mit seinem Team vom Holzcluster Steiermark<br />
schon, wie Branchen-Leader in wenigen Jahren ticken müssen, um beim<br />
Kunden die Nase vorne zu haben: „Virtual Reality wird schon bald wettbewerbsentscheidend<br />
sein, wenn es darum geht, die Customer Journey vom Erstkontakt<br />
an so intuitiv und nutzerzentriert zu gestalten. So wird der Kunde von Anfang an<br />
schon die Grundversion seines Hauses vor sich sehen können und gemeinsam<br />
mit dem Planer den Feinschliff quasi live erledigen. Ein völlig neues Hausbau-<br />
Zeitalter wird anbrechen – vergleichbar etwa mit dem Sprung vom mühevollen<br />
Gang zum Bankschalter zum komfortablen E-Banking von überall aus!“<br />
Bayern zahlt Klimaprämie für Holzhäuser<br />
Mit der Einführung des Holzbauförderprogramms im Rahmen der Klimaoffensive „Klimaland Bayern“ setzt der Freistaat<br />
Bayern neue Impulse in der Klimastrategie. Das Programm ist ein wichtiger Baustein, um das ehrgeizige Ziel, bis zum Jahr<br />
2040 klimaneutral zu sein, zu erreichen. Der Freistaat übernimmt damit eine Vorreiterrolle, da nicht direkt der Baustoff Holz,<br />
sondern seine Klimawirksamkeit, also die Speicherung von CO 2<br />
, gefördert wird. Davon profitieren werden private Bauherren<br />
ebenso wie Unternehmen und Kommunen.<br />
log<br />
motion<br />
control<br />
EXAKTE EINDREHUNG? WIR REGELN DAS!<br />
„Holz ist ein nachwachsender, heimischer und klimagerechter Baustoff. Mit der<br />
neuen Bayerischen Förderrichtlinie Holz haben wir einen weiteren wichtigen Baustein<br />
nicht nur für den Klimaschutz in Bayern geschaffen, sondern auch für mehr<br />
Wohnraum sowie für klimagerechte Schulen, Kindergärten und andere Einrichtungen<br />
der sozialen Infrastruktur.“, so Bayerns Bauminister Christian Bernreiter.<br />
Staatsministerin Michaela Kaniber: „Die Förderrichtlinie ist ein Meilenstein für<br />
mehr Klimaschutz in Bayern. […] Mehr Holzbau ist mehr Klimaschutz! Wer mit<br />
Holz baut, wird zum aktiven Klimaschützer.“<br />
Ziel des neuen Holzbauzuschusses ist es, den Baustoff Holz aufgrund seiner<br />
Klimawirksamkeit, zu der insbesondere seine Fähigkeit zur langfristigen Bindung<br />
von CO 2<br />
und die Reduktion von energiebedingten CO 2<br />
-Emissionen beitragen, noch<br />
stärker zu fördern. Die Förderung zielt darauf ab, endliche Ressourcen durch eine<br />
vermehrte Verwendung von Bauelementen aus Holz und anderen nachwachsenden<br />
Rohstoffen zu schonen. Voraussetzung für eine Förderung eines Bauvorhabens<br />
ist, dass seine Tragwerkskonstruktionen überwiegend aus Holz bestehen.<br />
Die Menge des gebundenen Kohlenstoffs wird dabei mittels einer speziellen Berechnungsmethode<br />
ermittelt.<br />
Gefördert werden können kommunale Gebäude wie Verwaltungsgebäude sowie<br />
soziale Infrastruktur wie Schulen und Kindergärten. Ebenso werden Neubau,<br />
Erweiterung und Aufstockung mehrgeschossiger Wohngebäude gefördert.<br />
Die Zuwendungshöhe beträgt 500 Euro je Tonne der in den Holzbauelementen<br />
und Dämmstoffen gebundenen Kohlenstoffmenge. Die Förderung beträgt bis zu<br />
200.000 Euro je Baumaßahme.<br />
Ein Beispiel für Projekte, die künftig in den Genuss der neuen Förderung kommen<br />
können, besichtigten die beiden Minister in Utting. Auf dem sogenannten<br />
Schmucker-Areal errichtet das Kommunalunternehmen der Gemeinde derzeit<br />
eine neue Wohnanlage in Holz-Hybrid-Bauweise. <br />
v. l. Florian Hoffmann, 1. Bürgermeister von Utting am Ammersee, Forstministerin Michaela<br />
Kaniber und Bauminister Christian Bernreiter.<br />
Foto:Pia Regnet / StMELF<br />
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