Holzmarkt 2022/05
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Foto: Pixabay<br />
12 WIRTSCHAFT<br />
WIRTSCHAFT 13<br />
schen und Holzenergie immer mehr abzudrehen, entbehrt jeglicher Vernunft.<br />
Davor warnen wir seit langem mit Nachdruck. Wir müssen vielmehr raus aus der<br />
fossilen Sackgasse, rein in Erneuerbare – und das mit deutlich mehr Tempo“,<br />
kritisiert und fordert Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer<br />
Vorarlberg und Österreich.<br />
„Es wächst in Österreich nachweislich mehr Holz nach, als verwendet wird.<br />
Wir brauchen Bio- beziehungsweise Holzenergie, die europaweit 60 Prozent der<br />
Erneuerbaren Energieträger ausmacht, dringend, um unsere Bevölkerung mit<br />
Energie zu versorgen und unsere hoch gesteckten Klimaschutzziele zu erreichen.<br />
Ansonsten werden noch mehr Atom- und Fossilenergie zum Einsatz kommen<br />
beziehungsweise massive Strafzahlungen anfallen, die dann der Steuerzahler<br />
zu tragen hat“, warnt Moosbrugger, auch im Sinne des Ressourcenschutzes für<br />
kommende Generationen. „Wir brauchen eine faktenbasierte Politik und keine<br />
ideologisch fehlgeleitete, wie sie sich derzeit immer stärker in den EU-Gremien<br />
breitmacht. Wälder dürfen klarerweise nicht übernutzt werden, ihr erneuerbares<br />
Potenzial aber brachliegen und allzu viel Holz verrotten zu lassen, würde lediglich<br />
der Atom- und Fossillobby nutzen“, betont Moosbrugger. Die Waldfläche der 27<br />
EU-Mitgliedstaaten wurde in den letzten 30 Jahren um circa 14 Millionen Hektar<br />
ausgeweitet. Das entspricht im Durchschnitt circa 470.000 Hektar jährlichem<br />
Waldflächenzuwachs. Im gleichen Zeitraum wurde der Holzvorrat um etwa 8,2<br />
Milliarden Festmeter erhöht. Das entspricht einer jährlichen Vorratssteigerung<br />
von rund 275 Millionen Festmetern pro Jahr.<br />
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Holz ist nicht mehr grün – dafür aber Atomkraft …?<br />
Viel Kritik kam Mitte September an dem im EU-Parlament getroffenen Entscheidungen zur künftigen Waldpolitik. Viele sehen<br />
eine nachhaltige Waldbewirtschaftung in Österreich massiv gefährdet, während Atomstrom als grüne Alternative forciert wird.<br />
Überstimmt hier Ideologie den Hausverstand?<br />
Im EU-Parlament wurden in den letzten beiden Tagen die Positionierungen zu<br />
drei wesentlichen waldrelevanten Materien getroffen. Konkret ging es um die<br />
Europäische Waldstrategie, die Verordnung über entwaldungsfreie Produkte und<br />
um die Erneuerbaren Energien Richtlinie (RED III). Leider wurde dabei weder auf<br />
regionale Besonderheiten noch auf bereits vorhandene – im Falle Österreichs<br />
sehr hohe – Standards Rücksicht genommen. Damit werden einer nachhaltigen<br />
Forstbewirtschaftung künftig viele zusätzliche Regeln und Auflagen vorgeschrieben,<br />
die nicht nur ökonomisch und administrativ schwierige Auswirkungen haben,<br />
sondern dem Wald auch seine Aufgabe im Kampf gegen den Klimawandel nahezu<br />
unmöglich machen. Denn während etwa mit dem Bericht zur EU-Waldstrategie<br />
leichte Signale in die richtige Richtung entsendet werden, sind es konkrete Erfordernisse<br />
in den anderen zwei Materien und die Summe der Entwicklungen, die<br />
für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung unmittelbare negative Auswirkungen<br />
haben.<br />
EU-Waldstrategie<br />
Hier konnten leichte Verbesserungen zum Vorschlag der EU-Kommission in der<br />
Parlaments-Positionierung erreicht werden. So unterstrich das Parlament die<br />
Zuständigkeit der Mitgliedstaaten für Forstthemen, sprach sich klar für bereits<br />
bestehende Indikatoren und Prozesse aus und forderte eine bessere Ausbalancierung<br />
zwischen den ökologischen, ökonomischen und sozialen Schwerpunkten<br />
der Strategie. Trotzdem bleiben schwierige Punkte im Programm bestehen, wie<br />
etwa ungelöste Fragen von Definitionen (wie etwa zu „Old Growth Forests“), die<br />
Einrichtung von Pufferzonen oder die bereits in einer Folgematerie überzogenen<br />
und unrealistischen Ansätze zur Wiederherstellung der Natur.<br />
Verordnung über entwaldungsfreie Produkte<br />
Die Seitens der Land&Forst Betriebe im Vorfeld des Prozesses eingebrachten<br />
Kritikpunkte blieben leider auch in der Position des EU-Parlaments bestehen, so<br />
dass weiterhin problematische Definitionen enthalten sind und hoher bürokratischer<br />
Aufwand und Kontrollen für die Marktteilnehmer in der EU vorgesehen<br />
werden. Auch sind bereits Nachschärfungen und Ausweitungen der Verordnung<br />
avisiert. Detailfragen sollen über so genannte „Delegated Acts“ gelöst werden,<br />
bei denen sich die EU-Kommission nur mehr eines vereinfachten Politikwerdungsprozesses<br />
unterziehen muss. Alle diese Punkte sind strikt abzulehnen.<br />
Erneuerbaren Energien Richtlinie (RED III)<br />
Die neue Richtlinie sah vor, dass Primärholz, das aus dem Wald kommt und direkt<br />
für energetische Zwecke verwendet wird, nicht mehr als erneuerbare Energie anerkannt<br />
werden soll. Dies konnte nicht zuletzt auf Grund der intensiven politischen<br />
Arbeit der letzten Wochen abgeschwächt werden. Trotzdem werden damit<br />
die Bemühungen der österreichischen Waldbesitzer, ihren Beitrag zur Erreichung<br />
der „Erneuerbaren-Anteile“ im Bereich Biomasse zu leisten, massiv eingeschränkt.<br />
Damit werden die Klimaziele in Österreich schwer erreichbar werden!<br />
Der umweltfreundliche und nachhaltige Rohstoff Holz soll nun künftig zwar zum<br />
Teil, aber gedeckelt als erneuerbar anerkannt werden, während man zeitgleich<br />
Atomkraft als umweltfreundliche und nachhaltige Energiequelle forciert – eine<br />
untragbare Situation für den nachhaltigen Sektor schlechthin, vor allem aber für<br />
die nächsten Generationen!<br />
„Holz wird in Österreich nicht sinnlos verheizt, sondern ist ein wichtiger Baustein<br />
für die Wertschöpfung am Land und um die ambitionierten Klimaziele zu<br />
erreichen. Wir können es uns daher auch nicht leisten, darauf zu verzichten. Dass<br />
die EU nun diese Leistung schmälert oder gar in Frage stellt, ist der falsche Weg!<br />
Es sind nun die Mitgliedstaaten im Rat gefordert, diese Themen noch auszubügeln<br />
und weg von ideologischen Diskussionen eine fachlich fundierte Lösung für die<br />
Zukunft zu entwickeln“, fordert der Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich,<br />
DI Felix Montecuccoli ein.<br />
Verantwortungslose EU-Pläne zur Holzenergie<br />
„Die Pläne des EU-Parlaments im Rahmen der „Erneuerbaren Energie Richtlinie“<br />
(RED III) sind faktenbefreit, verantwortungslos und vollkommen unverständlich<br />
in Zeiten von Energiekrise und Klimaverschlechterung. Atomstrom grünzuwa-<br />
Ideologie überstimmt Hausverstand<br />
„Leider sind vielen Vertretern im EU-Parlament die weitreichenden Folgen und<br />
negativen Auswirkungen ihrer Entscheidungen für die rund 16 Millionen europäischen<br />
Familienwaldbetriebe aber auch jeden einzelnen EU-Bürger nicht immer<br />
bewusst. Die EU beraubt sich damit selbst um einen wertvollen Mitstreiter im<br />
Kampf gegen die Klimakrise und einer wichtigen Technologie auf dem Weg zur<br />
Klimaneutralität. Zusätzlich werden die durch diese Entscheidung verminderten<br />
Einkommensmöglichkeiten der Familienwaldbetriebe bei der Urproduktion<br />
auch den <strong>Holzmarkt</strong> nicht unbeeindruckt lassen,“ zeigt sich Ök.-Rat Rudolf Rosenstatter,<br />
Obmann Waldverband Österreich, über das Abstimmungsergebnis<br />
in Brüssel, dass nachwachsendes Holz nicht mehr erneuerbar sein soll, zutiefst<br />
bestürzt. Rosenstatter weiter: „Vor dem Hintergrund der aktuellen energiepolitischen<br />
Lage ist diese Entscheidung geradezu eine Farce. Die EU fordert mehr Unabhängigkeit<br />
von Puntins Gas, am besten noch heute. Bis 2030 sollen mindestens<br />
40 Prozent unserer Energie aus erneuerbaren Energiequellen stammen und bis<br />
2<strong>05</strong>0 soll die Klimaneutralität erreicht sein. Alles notwendige aber sehr ambitionierte<br />
und hehre Ziele, die nur mit der Nutzung aller uns zur Verfügung stehenden<br />
erneuerbaren Energiequellen erreicht werden können. Dazu zählt auch das<br />
vor unseren Haustüren nachwachsende und nachhaltig verfügbare Holz. Ich hoffe<br />
darauf, dass diese Sichtweise in den Trilogverhandlungen zwischen EU-Kommission,<br />
EU-Parlament und dem Rat richtiggestellt und Holz als wichtige und wieder<br />
völlig erneuerbare Energieform anerkannt wird.“<br />
Kritik auch aus Bayern<br />
Auch Bayerns Forstministerin Michaela Kaniber ist fassungslos über den Beschluss<br />
auf EU-Ebene: „Wir stecken in der schlimmsten Energiekrise der europäischen<br />
Nachkriegs-Geschichte. Da macht es mich fassungslos, dass das EU-<br />
Parlament Waldholz künftig nicht mehr als erneuerbare Energie anerkennen<br />
will. Wer Holz als Rohstoff ausbremst, befindet sich in Sachen Energiesicherheit,<br />
Wirtschaft und Klimaschutz auf dem absoluten Holzweg. Wollen wir nach Kernkraft,<br />
Kohle und Gas jetzt auch noch auf Holz als Rohstoff verzichten, obwohl der<br />
nachhaltig und klimaneutral ist? Die Entscheidung des EU-Parlaments ist nicht<br />
nur eine Entscheidung gegen die Menschen, sondern auch gegen Natur und Klimaschutz.“<br />
Denn es geht nicht um wertvolles Bauholz, mit dem geheizt werden<br />
soll. Sondern um Holz aus der Waldpflege oder um Schadhölzer, die für andere<br />
Zwecke kaum verwertbar sind. Wenn dieses Holz nicht energetisch genutzt werden<br />
kann, dann verrottet es im Wald. Dabei wird genau die gleiche Menge Kohlendioxid<br />
freigesetzt. Aber die Wärme muss dann woanders herkommen. Für jeden<br />
Kubikmeter Brennholz müssen mindestens 150 Liter Heizöl verbrannt werden –<br />
oder 150 Kubikmeter Erdgas. Schon das ist schlecht fürs Klima. Und wenn unsere<br />
Wälder nicht mehr gepflegt und zukunftsfähig umgebaut werden, dann ist das<br />
erst recht schlecht fürs Klima.<br />
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5/<strong>2022</strong>