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Zukunft Forschung 02/2022

Das Forschungsmagazin der Universität Innsbruck

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NEUBERUFUNG<br />

BARBARA SCHNEIDER-MUNTAU<br />

(*1975) studierte von 1995 bis 2003 Bauingenieurwesen<br />

– Vertiefung Geotechnik<br />

– an der Technischen Universität Darmstadt.<br />

Jeweils ein Studienjahr verbrachte<br />

sie in Florenz (1998 – 1999) und in Lausanne<br />

(2001 – 20<strong>02</strong>). Sie promovierte ab<br />

2006 an der Uni Innsbruck am Arbeitsbereich<br />

für Geotechnik und Tunnelbau.<br />

Im Anschluss an ihre Beschäftigung als<br />

Senior Scientist in diesem Arbeitsbereich<br />

wurde sie im April 2<strong>02</strong>2 Professorin für<br />

Bodenmechanik an der Universität Innsbruck.<br />

ROLE MODEL IN DER TECHNIK<br />

Barbara Schneider-Muntau legt ihren Fokus auf die Erarbeitung<br />

nachhaltiger Lösungsansätze, um den Berg zu stabilisieren.<br />

Den meisten Spaß hatte Barbara<br />

Schneider-Muntau schon immer<br />

an den mathematischen und naturwissenschaftlichen<br />

Fächern. Nach<br />

dem Abitur fiel ihre Wahl auf das Bauingenieurwesen,<br />

weil „es so vielfältig ist,<br />

und man sich nicht schon zu Studienbeginn<br />

auf eine bestimmte Richtung festlegen<br />

muss.“ Sie begann ihr Studium in<br />

Darmstadt und entschied nach dem Vordiplom,<br />

sich in Geotechnik zu vertiefen.<br />

„Die Nähe zur Naturwissenschaft – zur<br />

Geologie und Geografie – und der hohe<br />

Frauenanteil der Arbeitsgruppe haben<br />

mich angezogen“, erinnert sie sich. Um<br />

andere Universitäten kennenzulernen,<br />

verbrachte sie jeweils ein Jahr in Florenz<br />

und Lausanne, für ihre Diplomarbeit zog<br />

es sie erneut in die Berge. Am Arbeitsbereich<br />

für Geotechnik der Universität<br />

Innsbruck schrieb sie ihre Diplomarbeit<br />

über Murprozesse.<br />

Schneider-Muntau arbeitete nach ihrem<br />

Abschluss drei Jahre als Projektingenieurin<br />

bei AlpS im Naturgefahrenmanagement<br />

und promovierte anschließend<br />

an der Universität Innsbruck zum Thema<br />

„Modellierung von Kriechhängen“. Sie<br />

beschreibt sich selbst als neugierigen und<br />

umtriebigen Menschen und fühlt sich<br />

damit in der <strong>Forschung</strong> gut aufgehoben.<br />

„Routine ist für mich schrecklich! In der<br />

Wissenschaft gibt es immer neue Ideen“,<br />

so Schneider-Muntau.<br />

Ihren <strong>Forschung</strong>sschwerpunkt setzt<br />

sie seitdem auf die möglichst realitätsnahe<br />

numerische Modellierung natürlicher<br />

Prozesse. „Es geht primär darum,<br />

wie der Boden belastet wird und welche<br />

Verformung daraus resultiert“, erklärt sie.<br />

In <strong>Zukunft</strong> will Schneider-Muntau ihren<br />

Fokus auf die Berechnung von durch den<br />

Klimawandel bedingten Szenarien und<br />

dessen Einfluss auf die Veränderung geotechnischer<br />

Phänomene legen.<br />

Modellierung & Klimawandel<br />

Durch den Klimawandel ändern sich<br />

die äußeren Faktoren, die in die Modellierung<br />

einbezogen werden, so Schneider-Muntau.<br />

So könne dessen Einfluss<br />

auf den Boden abgeschätzt werden. Eine<br />

Veränderung der Geschwindigkeit der<br />

Schneeschmelze würde sich beispielsweise<br />

deutlich auf die Hangstabilität auswirken.<br />

„Die Berechnung wird immer wichtiger,<br />

vor allem wenn man in Richtung<br />

nachhaltiger Lösungsansätze denkt“, betont<br />

sie. Man merke an der Art der Prozesse,<br />

dass ein Wandel stattfinde. „Mich<br />

interessiert, was getan werden kann, um<br />

den Berg zu stabilisieren. Aber eben nicht,<br />

indem beispielsweise große Betonbauwerke<br />

errichtet werden, sondern auf eine<br />

sanfte und natürliche Art und Weise“,<br />

erzählt sie. Ihre Expertise in dieser Thematik<br />

bringt sie ebenfalls in den nächsten<br />

österreichischen Sachstandsbericht zum<br />

Klimawandel – dem „Austrian Assessment<br />

Report“ (ARR) – ein.<br />

Vorbild für Ingenieurinnen<br />

Schneider-Muntau ist die zweite Professorin<br />

innerhalb der Fakultät für Technische<br />

Wissenschaften. „Es freut mich besonders,<br />

hier als Role Model wirksam zu sein“. Studentinnen<br />

kommen gerne zu ihr, erzählt<br />

sie, denn „die Befürchtung, als Frau nicht<br />

ernst genommen zu werden, fällt weg.“<br />

Sie nimmt ihre Vorbildfunktion sehr ernst:<br />

„Wir haben ungefähr 17 Prozent Frauenanteil<br />

unter den Studierenden – und das<br />

müsste nicht so wenig sein. Es ist höchste<br />

Zeit, dass sich da was tut.“ ll<br />

6 zukunft forschung <strong>02</strong>/22<br />

Foto: Andreas Friedle

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