Zukunft Forschung 02/2022
Das Forschungsmagazin der Universität Innsbruck
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KURZMELDUNGEN<br />
HAUS DER PHYSIK<br />
Am Campus Technik der Universität Innsbruck entsteht<br />
ein großes und modernes Zentrum der Naturwissenschaften.<br />
Die sehr erfolgreichen und stetig<br />
wachsenden Physikinstitute der<br />
Universität Innsbruck sind über<br />
verschiedene Standorte verteilt und brauchen<br />
bereits jetzt mehr als den zur Verfügung<br />
stehenden Platz. Bald werden sie in<br />
einem eigenen Haus der Physik zusammenkommen.<br />
Es wird am Campus Technik<br />
der Universität Innsbruck errichtet,<br />
soll mit Wintersemester 2<strong>02</strong>8 in Betrieb<br />
gehen und wird den gestiegenen Ansprüchen<br />
an Universitätsinfrastruktur, insbesondere<br />
in den naturwissenschaftlichen<br />
Fächern, in hervorragender Weise gerecht.<br />
Das Haus der Physik ist für rund 850<br />
Studierende und 500 Mitarbeiter*innen<br />
der Uni Innsbruck konzipiert. Die Bundesimmobiliengesellschaft<br />
investiert<br />
180,8 Millionen Euro in den Universitätsneubau,<br />
an denen sich das Land Tirol mit<br />
drei Millionen Euro beteiligt. Die Investition<br />
wird über Mieten vom Wissenschaftsministerium<br />
refinanziert. Nach Abschluss<br />
des EU-weiten Wettbewerbs, bei dem 40<br />
Architekturbüros eingereicht hatten, präsentierten<br />
Mitte Oktober Wissenschaftsministerium,<br />
Bundesimmobiliengesellschaft,<br />
Universität Innsbruck, Land Tirol<br />
und Stadt Innsbruck das Siegerprojekt.<br />
Auf 25.000 m² sind ein lichtdurchfluteter<br />
Eingangsbereich, ein zweistöckiger<br />
Hörsaal für 300 Personen, Seminar- und<br />
Praktikumsräume, Büros und Laborflächen<br />
vorgesehen. Die Labore nehmen die<br />
größte Fläche im neuen Haus der Physik<br />
ein.<br />
ULTRAKALTE MINI-TORNADOS<br />
Wirbel sind in der Natur allgegenwärtig:<br />
Durch Rühren lassen sich Wasserstrudel<br />
erzeugen. Wird die Atmosphäre<br />
aufgewühlt, können gewaltige Tornados<br />
entstehen. So verhält es sich auch in der<br />
Quantenwelt, nur dass dort viele identische<br />
Wirbel gleichzeitig entstehen – der Wirbel<br />
ist quantisiert. In vielen Quantengasen<br />
konnten solche quantisierten Wirbel bereits<br />
nachgewiesen werden. „Das ist deshalb<br />
interessant, weil solche Wirbel ein klarer<br />
Hinweis für das reibungsfreie Strömen eines<br />
Quantengases – die sogenannte Suprafluidität<br />
– sind“, sagt Francesca Ferlaino<br />
vom Institut für Experimentalphysik der<br />
Universität Innsbruck.<br />
Ferlaino forscht mit ihrem Team an<br />
Quantengasen aus stark magnetischen Elementen.<br />
Für solche dipolaren Quantengase,<br />
in denen die Atome stark wechselwirken,<br />
konnten die Quanten-Wirbel bisher noch<br />
nicht nachgewiesen werden. Die Wissenschaftler*innen<br />
haben nun eine neue<br />
Methode entwickelt: „Wir nutzen die Richtungsabhängigkeit<br />
des Quantengases, dessen<br />
Atome sich wie viele kleine Magnete<br />
verhalten, um das Gas umzurühren“, erklärt<br />
Manfred Mark. Dazu legen die Forscher*innen<br />
ein Magnetfeld so an ihr Quantengas<br />
an, dass dieses zunächst runde, pfannkuchenartig<br />
geformte Gas aufgrund von<br />
Magnetostriktion elliptisch verformt wird.<br />
Indem sie das Magnetfeld drehen, können<br />
die Physiker*innen das Quantengas rotieren<br />
lassen. Bei ausreichend hoher Rotationsgeschwindigkeit<br />
bilden sich entlang des<br />
Magnetfelds auffällige Streifen mit Wirbeln.<br />
Diese sind ein besonderes Charakteristikum<br />
dipolarer Quantengase und wurden nun an<br />
der Universität Innsbruck zum ersten Mal<br />
beobachtet.<br />
NEUER FORSCHUNGSBEREICH: DATA SCIENCE<br />
Im Zuge der weltweit fortschreitenden Digitalisierung und Vernetzung fallen stetig wachsende<br />
Datenmengen an. Für die Verarbeitung und Nutzung dieser Daten werden wissenschaftlich<br />
ausgebildete Fachkräfte sowie neue Methoden und Ansätze benötigt, um wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisgewinn und auch die Steigerung der Wertschöpfung zu ermöglichen.<br />
Die Universität Innsbruck hat nun eine Stiftungsprofessur für Data Science eingerichtet, die<br />
Know-how auch für die regionale Wirtschaft bereitstellt. Finanziert wird sie von Innio Jenbacher<br />
GmbH & Co OG, der Industriellenvereinigung Tirol, der TINETZ-Tiroler Netze GmbH, der<br />
Innsbrucker Kommunalbetriebe Aktiengesellschaft und der D. Swarovski KG. Besetzt wurde<br />
die Stelle mit Adam Jatowt, einem Experten im Bereich Natural Language Processing und<br />
Information Retrieval. Vor seinem Ruf nach Innsbruck war Jatowt an der Kyoto University und<br />
am National Institute of Advanced Industrial Science and Technology in Japan tätig.<br />
DICHTEVERTEILUNG eines rotierenden<br />
di polaren Bose-Einstein-Kondensats mit<br />
quantisierten Wirbeln.<br />
Fotos: Filippo Bolognese Images (1), Ella Maru Studio (1)<br />
zukunft forschung <strong>02</strong>/22 41