Zukunft Forschung 02/2022
Das Forschungsmagazin der Universität Innsbruck
Das Forschungsmagazin der Universität Innsbruck
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
WISSENSTRANSFER<br />
DER SCHNEEPROPHET<br />
Künstliche Schneeerzeugung benötigt viel Wasser und Energie. Das<br />
Start-up lumiosys will Skigebieten beim Energiesparen helfen<br />
Werden in Tirol die Schneekanonen<br />
eingeschaltet, schnellt der<br />
Stromverbrauch in die Höhe. Bis<br />
zu 30 Kilowatt benötigt der Betrieb einer<br />
Schneekanone. In großen Skigebieten stehen<br />
mitunter über 1.000 Maschinen zur<br />
Schneeerzeugung. Dafür werden enorme<br />
Mengen an Energie und Wasser benötigt.<br />
Michael Warscher und Ulrich Strasser<br />
vom Institut für Geographie haben gemeinsam<br />
mit ihrem ehemaligen Kollegen<br />
Florian Hanzer das Start-up lumiosys<br />
gegründet, das den Skigebieten beim<br />
Energiesparen helfen will. Mit der von<br />
ihnen entwickelten Software „Schneeprophet“<br />
(www.schneeprophet.at) können<br />
die Kunden über ein Webinterface Daten<br />
zur Schneedecke abrufen. Basierend auf<br />
den aktuellen Wetterprognosen, Schneehöhen-<br />
und Wetterstationsmessungen<br />
KLIMABERICHT FÜR ÖSTERREICH<br />
sowie Beschneiungsdaten aus den Skigebieten<br />
simuliert die Software die Pistenverhältnisse<br />
in der <strong>Zukunft</strong> – detailliert<br />
und hochaufgelöst. Die Betreiber können<br />
so für jeden Punkt auf der Piste und abhängig<br />
von der Beschneiungsstrategie die<br />
Höhe der Schneedecke in den kommenden<br />
zwei Wochen abrufen. Dabei informiert<br />
die Software auch über den mit der<br />
jeweiligen Strategie verbundenen Energieund<br />
Wasserverbrauch. Die Simulationen<br />
lassen sich auch für frühere Zeiten generieren,<br />
um damit beispielsweise Strategien<br />
aus der letzten Saison zu überprüfen.<br />
Im vergangenen Winter wurde die<br />
Software in zwei Skigebieten in Vorarlberg<br />
und Osttirol im Pilotbetrieb eingesetzt.<br />
In diesem Winter geht das Unternehmen<br />
nun auf den Markt und mit den<br />
ersten Kunden in die neue Saison. Viele<br />
Skigebiete sind aufgrund der hohen<br />
Energiekosten und dem Bestreben nach<br />
einem nachhaltigen Betrieb bereits stark<br />
für das Thema sensibilisiert. Die Unternehmensgründer<br />
schätzen das Einsparungspotenzial<br />
der Software konservativ<br />
auf zehn Prozent, in manchen Fällen könne<br />
es aber auch noch deutlich mehr sein.<br />
Jedenfalls leistet die Software einen Beitrag<br />
für einen nachhaltigen Skitourismus<br />
und sorgt für perfekte Pistenbedingungen<br />
bei gleichzeitig minimalem Mitteleinsatz.<br />
Die Universität Innsbruck hält<br />
über die Uni-Holding eine Beteiligung an<br />
dem Start-up. <br />
Mehr als 120 Wissenschaftler*innen erarbeiten in den kommenden drei Jahren einen<br />
neuen, umfassenden Klimabericht für Österreich. „Nur wenige Nationalstaaten erstellen<br />
einen eigenen Klimabericht. Österreich nimmt mit dieser nationalen Analyse eine internationale<br />
Vorreiterrolle ein. Das übergeordnete Ziel des Berichts ist, eine österreichspezifische<br />
Synthese der wissenschaftlichen Erkenntnisse mit nationalen und internationalen Daten zu<br />
erstellen. Es wird in diesem Kontext aber auch darum gehen, Wissenslücken zu definieren.<br />
Daraus erwarte ich mir über diesen Bericht hinaus einen generellen Booster für die Klimaforschung<br />
in Österreich, denn diese interdisziplinäre Zusammenarbeit ist bisher einzigartig“,<br />
sagt Projektleiterin Margreth Keiler vom Institut für Geographie der Universität Innsbruck. Die<br />
Autor*innen streben eine wissenschaftliche Erhebung und Bewertung der bisherigen, aktuellen<br />
und potenziellen künftigen Auswirkungen des Klimawandels in Österreich an.<br />
AQT, das Quanten-Spin-off der Universität<br />
Innsbruck, erhält eine europäische<br />
Innovationsförderung.<br />
QUANTENCOMPUTER<br />
IN DER CLOUD<br />
Der EIC Accelerator ist ein Förderinstrument<br />
des Europäischen Innovationsrates<br />
(EIC) im EU-Rahmenprogramm<br />
Horizon Europe und unterstützt einzelne<br />
Unternehmen bei der Entwicklung und<br />
Skalierung von hochrisikoreichen Innovationen.<br />
Das Innsbrucker Quanten-Spin-off<br />
Alpine Quantum Technologies GmbH<br />
(AQT) erhielt im Oktober diese Förderung<br />
zugesprochen. Das Besondere an den<br />
Finanzierungen im EIC Accelerator ist, dass<br />
sie neben einem Förderanteil zusätzlich<br />
auch einen Eigenkapital-Anteil umfassen<br />
können, eine sogenannte Blended-<br />
Finance- Finanzierung: Der Eigenkapitaleinstieg<br />
erfolgt dabei durch den EIC Fund, der<br />
eigens für diesen Zweck etabliert wurde<br />
und ähnlich wie ein Venture Capital Fonds<br />
funktioniert, aber genau dort unterstützen<br />
soll, wo die private Finanzierungsinitiative<br />
noch nicht ausreicht.<br />
Ziel ist es, dass die allerbesten technologiebasierten<br />
Ideen sehr rasch wachsen<br />
können – und zwar in Europa. Jedes<br />
einzelne Projekt erhält relativ hohe Förderbzw.<br />
Finanzierungsvolumina, damit die<br />
Unternehmen die Produktentwicklung<br />
abschließen und den internationalen<br />
Markteinstieg schaffen können. AQT will<br />
mit der Investition den ersten europäischen<br />
Cloud-Zugang für seine Quantencomputer<br />
realisieren. Mit seinen Systemen<br />
hat AQT bereits relevante Anwendungen<br />
im Bereich der Chemie, Finanzen (Portfolio-Optimierung,<br />
Risiko-Management) und<br />
Cybersecurity umgesetzt.<br />
Fotos: lumiosys (1), AQT (1)<br />
zukunft forschung <strong>02</strong>/22 39