Zukunft Forschung 02/2022
Das Forschungsmagazin der Universität Innsbruck
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HOLZBAU<br />
NATURQUARTIER WEISSACHE: Unterberger Immobilien errichtete 2<strong>02</strong>1 in Kufstein Tirols bislang größten Wohnbau in Massivholz.<br />
ÜBERZEUGUNGSARBEIT<br />
Der Holzbau boomt, allerdings nicht bei Großbauten. Das Projekt BIGWOOD will daher Barrieren und<br />
Vorurteile gegenüber dem Einsatz von Holz bei mehrgeschoßigen Gebäuden abbauen.<br />
Es sind spektakuläre Bauten, die es<br />
immer wieder in die Schlagzeilen<br />
schaffen: 84 Meter ragt das Wiener<br />
HoHo in die Höhe, bietet auf knapp<br />
20.000 Quadratmetern Platz für Büros, ein<br />
Fitnessstudio, ein Hotel und ein Restaurant.<br />
Ähnlich aufsehenerregend ist das<br />
Mjøstårnet im norwegischen Brumunddal:<br />
85,5 Meter hoch ist der Wolkenkratzer,<br />
in dem man auch wohnen kann. Und gar<br />
86,6 Meter misst der Ascent Tower in Milwaukee,<br />
USA. Gemeinsam ist ihnen Holz<br />
als Baustoff, sie sind damit die – aktuell<br />
– höchsten Holzhäuser der Welt. Doch es<br />
muss nicht nur Höhe sein. In München<br />
entstand auf dem ehemaligen Gelände<br />
der Prinz-Eugen-Kaserne ein ökologisches<br />
Vorzeigeprojekt: Von den 1.800 Wohnungen<br />
wurden 566 in Holzbauweise gebaut,<br />
die damit das größte zusammenhängende<br />
Holzbauquartier Deutschlands bilden.<br />
Nicht ganz so beeindruckend nimmt<br />
sich im Vergleich dazu das Naturquartier<br />
Weißache in Kufstein aus, doch der Fünfgeschoßer<br />
in Gebäudeklasse 5 ist – abgesehen<br />
von Tiefgarage und Treppenläufen<br />
– ein reiner und damit Tirols größter Vollholzwohnbau.<br />
Wie diese Leuchtturmprojekte zeigen,<br />
eignet sich der nachhaltige Baustoff Holz<br />
für mehrgeschoßige und großvolumige<br />
Gebäude. Die Praxis zeigt aber: Gerade<br />
bei Großbauten, ob im Wohnungsbau<br />
oder bei Geschäftsgebäuden, gibt es noch<br />
zahlreiche Vorurteile, Bedenken und Barrieren.<br />
Diese abzubauen ist Ziel des Interreg-Projekts<br />
BIGWOOD. Geführt von der<br />
Universität Bozen wollen die Projektpartner<br />
– Arbeitsbereich Holzbau der Universität<br />
Innsbruck, proHolz Tirol und der bellunesische<br />
Unternehmerverband Centro<br />
Consorzi – ein überregionales Netzwerk<br />
etablieren, um alle Akteure im Holzbausektor<br />
auf den neusten Stand der Technik<br />
zu bringen.<br />
„Im privaten Sektor hat Bauen mit Holz<br />
in den letzten Jahren – mit einem preisbedingten<br />
Dämpfer 2<strong>02</strong>0 und 2<strong>02</strong>1 – sehr<br />
stark angezogen. Mit BIGWOOD zielen<br />
wir auf die größere Ebene, auf Wohnbauträger<br />
und öffentliche Auftraggeber, ab“,<br />
sagt Anton Kraler vom Arbeitsbereich<br />
Holzbau und erklärt warum: „Auch wenn<br />
es für viele der Traum ist: Wir haben nicht<br />
die Fläche, dass alle in einem Einfamilienhaus<br />
wohnen können. Wir müssen daher<br />
Raum nachhaltig und platzschonend nützen<br />
sowie kompakter und energieeffizienter<br />
bauen.“ Das BIGWOOD-Team will<br />
daher Überzeugungsarbeit leisten – vor<br />
allem aber Lösungen liefen. Helfen soll<br />
dabei ein Vorführmodell der anderen Art:<br />
In einer Koproduktion der Uni Innsbruck<br />
36<br />
zukunft forschung <strong>02</strong>/22<br />
Fotos: Alex Gretter (1), proHolz Tirol (4), Arbeitsbereich Holzbau (1)