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Zukunft Forschung 02/2022

Das Forschungsmagazin der Universität Innsbruck

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STANDORT<br />

ZUKUNFT: 2017, als Vizerektorin für <strong>Forschung</strong>,<br />

erklärten Sie, ein spezielles Augenmerk<br />

auf den wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs und Frauen in der Wissenschaft<br />

zu legen. Ist Ihnen das gelungen?<br />

TANZER: Die Uni Innsbruck hatte damals<br />

bereits eine große Anzahl an Fördermöglichkeiten<br />

für den wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs, die weiter ausgebaut<br />

wurden. Es gibt die Möglichkeit interner<br />

Karriereverläufe, zudem Förderungen<br />

wie Doktoratsstipendien, Mentoringprogramme,<br />

Preise und Auszeichnungen, die<br />

teilweise speziell für Frauen entwickelt<br />

wurden. Das ist, denke ich, nicht schlecht<br />

gelungen. Natürlich wird man aber immer<br />

einen Punkt finden, bei dem man nicht<br />

erfolgreich war, und man kann natürlich<br />

nicht alles umsetzen, was man sich vorstellt.<br />

Mit den Doktoratskollegs haben wir<br />

zudem erstmals strukturierte Möglichkeiten<br />

für Doktoratsstudierende entwickelt.<br />

ZUKUNFT: Wenn es um das Messen wissenschaftlicher<br />

Leistungen geht, werden<br />

alljährlich die unterschiedlichsten Rankings<br />

erstellt. Kann man <strong>Forschung</strong>sleistung<br />

überhaupt ranken und vergleichen?<br />

MÄRK: Natürlich kann man ranken, es gibt<br />

verschiedene Indikatoren, um zumindest<br />

näherungsweise solide Aussagen treffen<br />

zu können. Schwierig ist aber, verschiedene<br />

Arten von Universitäten zu vergleichen<br />

– das muss man im Hinterkopf behalten<br />

und sich eine bessere Differenzierung<br />

wünschen. Wir haben weltweit in etwa<br />

20.000 Universitäten, die Universität Innsbruck<br />

befindet sich in den verschiedenen<br />

Rankings je nach gewichteter Leistung<br />

zwischen Platz 200 und 400 – unter den ein<br />

bis zwei Prozent der besten Universitäten.<br />

Vergleicht man aber das Umfeld dieser Positionen,<br />

sind vor und hinter uns Universitäten,<br />

die mit ganz anderen Ressourcen<br />

und besseren Arbeitsbedingungen ausgestattet<br />

sind. In Wirklichkeit sind wir daher<br />

sehr effizient und auch insofern besser, als<br />

es die Rankings abbilden. In Deutschland<br />

wird pro Studierendem das Doppelte, in<br />

der Schweiz das Drei- bis Fünffache, in<br />

den USA das Fünf- bis Zehnfache ausgegeben.<br />

Dennoch können wir uns mit Top-<br />

Universitäten vergleichen und – Stichwort<br />

Physik – mit der Spitze mithalten. Absolut<br />

gesehen sind die Rankings in Ordnung, sie<br />

zeigen, wie viel man leistet. Sie zeigen aber<br />

nicht immer, wie viel man pro Input leistet.<br />

Da sind wir sehr gut – und, das sage<br />

ich nach wie vor, wir würden wesentlich<br />

„Es braucht mehr Initiativen, um<br />

der Wissenschaftsskepsis<br />

entgegenzuwirken. Das ist für<br />

unsere weitere gesellschaftliche<br />

Entwicklung von enormer<br />

B edeutung.“ <br />

Ulrike Tanzer<br />

weiter vorne liegen, wenn man die Universitäten<br />

in Innsbruck nicht getrennt hätte.<br />

TANZER: Ich sehe das ähnlich, auch wenn<br />

ich als Germanistin Rankings differenzierter<br />

gegenüberstehe, da nur bestimmte<br />

Publikationen in Rankings bewertet<br />

werden. Als Geisteswissenschaftlerin<br />

ist man gewohnt, in anderen Feldern zu<br />

publizieren, wobei sich in den letzten<br />

Jahren in der geisteswissenschaftlichen<br />

Publikationskultur einiges verschoben<br />

hat. Ich war während meiner Amtszeit<br />

die einzige Vizerektorin für <strong>Forschung</strong><br />

in Österreich, die aus einem geisteswissenschaftlichen<br />

Fach gekommen ist – das<br />

sagt auch etwas über den Stellenwert<br />

aus, den die Geisteswissenschaften in der<br />

<strong>Forschung</strong>slandschaft haben.<br />

ZUKUNFT: Herr Märk, vor 15 Jahren meinten<br />

Sie, dass die Kooperation mit der Tiroler<br />

Wirtschaft ausbaufähig wäre. Konnte<br />

sie ausgebaut werden?<br />

MÄRK: Ja, das war 2003 ein wichtiges Ziel<br />

für mich. Es war klar, dass wir gegenüber<br />

unseren „Konkurrenten“ finanziell im<br />

Nachteil sein werden und daher möglichst<br />

viel zusätzliche finanzielle Mittel<br />

lukrieren müssen. In diesem Punkt<br />

können wir auf eine Erfolgsgeschichte<br />

zurückblicken: Der Jahreswert der eingeworbenen<br />

Drittmittel hat sich von circa<br />

zehn Millionen auf fast 60 Millionen<br />

Euro erhöht; besonders bemerkenswert<br />

ist, dass auch für eine Volluniversität ein<br />

vergleichsweiser großer Anteil unserer<br />

Drittmittel als Auftragsforschung aus<br />

der Region kommt; wir konnten zudem<br />

den „Förderkreis 1669“ und die Stiftung<br />

der Universität Innsbruck einrichten, in<br />

denen wichtige Partner aus Industrie,<br />

Politik und Kultur die Universität finanziell<br />

und als Netzwerk unterstützen; mit<br />

dem Land Tirol und der Industrie sind<br />

wir Kooperationen eingegangen, um z.B.<br />

Lücken in der Ausbildung oder der <strong>Forschung</strong>slandschaft<br />

gemeinsam zu schließen;<br />

und wir haben wahrscheinlich in<br />

Österreich die größte Zahl an Stiftungsprofessuren<br />

eingeworben, zuletzt auch<br />

Professuren, die von der FFG sehr kompetitiv<br />

vergeben werden.<br />

TANZER: Bei dieser österreichweiten Ausschreibung<br />

konnten wir überproportional<br />

gut abschneiden, zuletzt mit der Professur<br />

für „Aktive Mobilität“. Wichtig für<br />

diese Stiftungsprofessuren sind nicht nur<br />

die <strong>Forschung</strong>sleistung, sondern auch<br />

Kooperationen mit Firmen.<br />

ZUKUNFT: Viele dieser Kooperationen<br />

sind regionale Kooperationen. Ist Regionalität<br />

Chance oder Gefahr für eine Universität<br />

wie die Innsbrucker?<br />

MÄRK: Dazu eine klare Antwort: Wir sind<br />

eine Bundeseinrichtung, wirken aber im<br />

Land Tirol. Regionalität ist daher insofern<br />

okay, indem wir uns etwas an den<br />

Bedürfnissen der Region – was die Ausbildung<br />

und <strong>Forschung</strong>sexpertise betrifft<br />

– ausrichten, aber immer – was die Qualität<br />

der Ausbildung und <strong>Forschung</strong> betrifft<br />

– auf internationalem Niveau. Dieses<br />

Niveau ist der Gradmesser, nationale<br />

und internationale Vergleiche zeigen,<br />

dass wir in diesem Bereich top sind. Am<br />

Ende zeigt ja auch die stark gestiegene,<br />

hohe Zahl an ausländischen Mitarbeitenden,<br />

über 40 Prozent, und Studierenden,<br />

über 50 Prozent, wie attraktiv die Universität<br />

Innsbruck überregional und international<br />

gesehen wird. ah<br />

zukunft forschung <strong>02</strong>/22 25

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