Zukunft Forschung 02/2022
Das Forschungsmagazin der Universität Innsbruck
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STANDORT<br />
DIE JAHRHUNDERTCHANCE<br />
Rektor Tilmann Märk und Ulrike Tanzer, Vizerektorin für <strong>Forschung</strong>, sprechen über viele Jahre im<br />
Wissenschaftsmanagement, die <strong>Forschung</strong>sleistung der Uni Innsbruck und regionale Kooperationen.<br />
ZUKUNFT: Herr Märk, Sie haben 2003 das<br />
Amt des Vizerektors für <strong>Forschung</strong>, 2011<br />
das Amt des Rektors angetreten. War diese<br />
lange Zeit im Wissenschaftsmanagement<br />
Ihr Plan?<br />
TILMANN MÄRK: Dazu muss ich etwas<br />
weiter ausholen. Als junger PostDoc in<br />
den USA habe ich festgestellt, dass wir in<br />
Österreich und an der Universität Innsbruck,<br />
was das internationale Niveau<br />
betrifft, weit hinten lagen. Zurück in<br />
Innsbruck hatte ich die Vision, dass es<br />
schön wäre, wenn die Universität Innsbruck<br />
wieder an das Vorkriegsniveau<br />
anschließen könnte, immerhin zieren die<br />
Eingangshalle des Hauptgebäudes die<br />
Büsten von vier Nobelpreisträgern. Ich<br />
war dann als Vorsitzender des Assistentenverbandes<br />
im Rahmen des UOG 75<br />
universitätspolitisch tätig, die Situation<br />
im akademischen Senat als Vertreter der<br />
Assistentinnen und Assistenten war aber<br />
frustrierend. Daher habe ich mich dann<br />
auf die <strong>Forschung</strong> konzentriert, mir aber<br />
immer gedacht, wenn später die Chance<br />
bestehen würde, tatsächlich etwas bewegen<br />
zu können, dann würde ich das gerne<br />
tun. 2003 hatte ich daher die Hoffnung,<br />
mit diesem neuen Instrument, dem UG<br />
20<strong>02</strong>, die Universität entsprechend voranzubringen.<br />
Es war für mich die Jahrhundertchance,<br />
mit 59 war ich auch in<br />
einem guten Alter, von der Wissenschaft<br />
ins Wissenschaftsmanagement zu wechseln.<br />
Das Vizerektorat für <strong>Forschung</strong> war<br />
2003 eine wichtige Funktion, ging es uns<br />
doch darum, die <strong>Forschung</strong> neu zu organisieren<br />
und quer über die Fächer entsprechende<br />
Leistungen zu ermöglichen.<br />
Und wenn man sich die damaligen und<br />
heutigen Zahlen der Wissensbilanz vergegenwärtigt,<br />
kann ich nur sagen, dass<br />
uns das gelungen ist.<br />
ZUKUNFT: Wenn Sie die universitäre Situation<br />
von 2003 mit der heutigen vergleichen<br />
– wo sehen Sie inhaltlich die größten<br />
Unterschiede und Entwicklungen?<br />
MÄRK: Die Haltung vieler Universitätsangehöriger<br />
in Hinblick auf ihre Arbeit<br />
TILMANN MÄRK: „2003 hatte ich die Hoffnung, mit diesem neuen Instrument, dem UG<br />
20<strong>02</strong>, die Universität entsprechend voranzubringen. Aus heutiger Sicht zurecht.“<br />
hat sich stark verändert. Es war ein notwendiger<br />
Paradigmenwechsel der Mitarbeitenden<br />
und der Universität vom<br />
20. ins 21. Jahrhundert. Um es an einigen<br />
Beispielen festzumachen: Früher<br />
gab es kaum aktive unternehmerische<br />
Tätigkeiten der Universität bzw. an der<br />
Universität, auch damit zusammenhängend,<br />
dass bis dahin Erfindungen dem<br />
Ministerium gehörten. Das UG 20<strong>02</strong> ermöglichte<br />
gemeinsame Ausgründungen<br />
auf der Basis von Entdeckungen und Erfindungen,<br />
eine kommerzielle Nutzung<br />
solcher Ergebnisse war vorher nahezu<br />
verpönt. Ähnliches gilt für das, was man<br />
heute als third mission bezeichnet. Indirekt<br />
hat man diese Verantwortung zwar<br />
schon immer wahrgenommen, indem<br />
man zum Beispiel die Studierenden auf<br />
dem aktuellsten Wissensstand ausgebildet<br />
und somit stark in die Gesellschaft<br />
hineingewirkt hat. Hinzugekommen ist<br />
nun aber das aktive Hineinwirken, Universitäten<br />
haben sich geöffnet, sie sind<br />
nun Orte, an denen Wechselwirkung mit<br />
der Gesellschaft stattfindet. Dazu kommt<br />
ein dritter Punkt und zwar das von mir<br />
initiierte Schwerpunktsystem: Vor dem<br />
UG 20<strong>02</strong> waren Forscherinnen und Forscher<br />
hauptsächlich alleine aktiv – mit<br />
dem Schwerpunktsystem gelang es, dazu<br />
überzugehen, komplexere Fragestellungen<br />
in kompetenten Teams zu lösen<br />
und auch aufgrund von kritischer Masse<br />
nach außen hin erfolgreicher zu wirken.<br />
ZUKUNFT: Frau Tanzer, quasi zur Halbzeit<br />
dieser 20 Jahre, nämlich 2014, wurden<br />
Sie an die Universität Innsbruck berufen.<br />
Was für einen Eindruck hatten Sie von<br />
Ihrem neuen Arbeitsplatz?<br />
ULRIKE TANZER: Es war ein sehr positiver.<br />
Ich habe mich auf eine Professur<br />
beworben, die auch die Leitung des<br />
<strong>Forschung</strong>sinstituts Brenner-Archiv beinhaltet<br />
hat. In Innsbruck angekommen,<br />
bin ich sofort besucht worden: vom Leiter<br />
des <strong>Forschung</strong>sservicebüros, von der<br />
Leiterin der Personalentwicklung. Das<br />
kannte ich von meiner früheren Universität<br />
nicht, dass die zentrale Verwaltung<br />
sofort Kontakt aufnimmt und zeigt, welche<br />
Möglichkeiten es gibt. Die Universität<br />
Innsbruck hat sich mir als sehr moderne<br />
und vielfältige Universität präsentiert.<br />
24 zukunft forschung <strong>02</strong>/22<br />
Fotos: Andreas Friedle