Zukunft Forschung 02/2022
Das Forschungsmagazin der Universität Innsbruck
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KURZMELDUNGEN<br />
NOBELPREIS FÜR<br />
ANTON ZEILINGER<br />
Von 1990 bis 1999 forschte Anton Zeilinger an der Universität<br />
Innsbruck und führte hier zahlreiche seiner Experimente durch.<br />
Ich gratuliere Anton Zeilinger herzlich<br />
zum Nobelpreis. Es ist eine<br />
große Stunde für die österreichische<br />
Physik, aber auch für die Universität<br />
Innsbruck, an deren Institut für Experimentalphysik<br />
Anton Zeilinger von 1990<br />
bis 1999 forschte und lehrte und wo er<br />
mehrere der gewürdigten bahnbrechenden<br />
Experimente durchgeführt hat, so<br />
die erste Quantenteleportation mit Photonen<br />
im Jahr 1997“, freute sich Rektor<br />
Tilmann Märk nach der Verkündigung<br />
der diesjährigen Preisträger durch die<br />
Schwedische Akademie der Wissenschaften<br />
Anfang Oktober.<br />
Das Experiment zur Quantenteleportation<br />
war das erste, das den Quantenzustand<br />
eines Teilchens auf ein anderes<br />
Teilchen in der Distanz übertrug. Zeilingers<br />
Erfolge waren nicht zuletzt auch ein<br />
Grund dafür, die Quantenphysik in Innsbruck<br />
auszubauen und führten später<br />
zur Gründung des Akademie-Instituts<br />
für Quantenoptik und Quanteninformation<br />
in Innsbruck und Wien. An der Universität<br />
Innsbruck forschen heute über 20<br />
Arbeitsgruppen im Bereich der Quantenphysik,<br />
unter anderem auch an der Entwicklung<br />
eines universellen Quantencomputers.<br />
<br />
PROMINENTE FORSCHER*INNEN WERDEN BEVORZUGT<br />
<strong>Forschung</strong>sarbeiten von renommierten Forscher*innen werden trotz gleicher Qualität deutlich<br />
besser bewertet als Arbeiten weniger bekannter Forscher*innen. Zu diesem Ergebnis<br />
kam ein Team von Wissenschaftler*innen unter der Leitung von Jürgen Huber vom Institut für<br />
Banken und Finanzen der Universität Innsbruck in einer kürzlich veröffentlichten Studie. „Unsere<br />
Ergebnisse zeigen deutlich, dass die unterschiedlichen Informationen über den Verfasser die<br />
Bewertung der Qualität des <strong>Forschung</strong>sartikels stark beeinflussen“, sagt Jürgen Huber. Sein<br />
Kollege Rudolf Kerschbamer führt das Ergebnis auf den „Halo-Effekt“ zurück: „Dieses aus der<br />
Sozialpsychologie bekannte Phänomen besagt, dass Handlungen und Werke von Personen,<br />
von denen man einen positiven Eindruck hat, grundsätzlich positiver wahrgenommen werden<br />
als jene von unbekannten Personen oder von Personen, denen man nicht so viel zutraut.“<br />
KURRENT LESEN<br />
MIT TRANSKRIBUS<br />
Handschriften sind so individuell wie<br />
Menschen. Dennoch sind Computer<br />
heute in der Lage, handschriftliche Texte<br />
in unterschiedlichsten Sprachen automatisch<br />
zu erkennen. Die von der Universität<br />
Innsbruck mitentwickelte Software-Plattform<br />
Transkribus macht diese Technologie<br />
der Wissenschaftsgemeinde, interessierten<br />
Archiven und der breiten Öffentlichkeit<br />
zugänglich. Über 90.000 Nutzerinnen<br />
und Nutzer aus aller Welt verwenden die<br />
Plattform bereits, um handschriftliche Dokumente<br />
lesbar und durchsuchbar zu machen.<br />
Eine immer größer werdende Gruppe<br />
interessiert sich für ihre Familiengeschichte<br />
und begibt sich in Kirchenbüchern, Verträgen<br />
oder in historischen Dokumenten auf<br />
die Suche nach ihren Vorfahren.<br />
Transkribus arbeitet mit neuronalen Netzen.<br />
Diese maschinenlernenden Methoden<br />
haben den großen Vorteil, dass sie nicht<br />
mehr speziell für eine bestimmte Handschrift<br />
programmiert werden müssen. „Die<br />
Benutzerinnen und Benutzer bringen der<br />
Maschine bei, die Schrift zu lesen“, sagt<br />
ÜBER 90.000 Nutzer*innen verwenden<br />
Transkribus, um handschriftliche Dokumente<br />
les- und durchsuchbar zu machen.<br />
Günter Mühlberger von der Arbeitsgruppe<br />
Digitalisierung/Archivierung an der Universität<br />
Innsbruck und Verwaltungsratsvorsitzender<br />
der europäischen Genossenschaft<br />
READ-COOP: „Und eine Maschine ermüdet<br />
nicht, das heißt, sie kann auch Tausende,<br />
Hunderttausende oder Millionen von<br />
Seiten automatisiert verarbeiten.“ Die verwendete<br />
Technologie ist unabhängig von<br />
der Sprache und der eigentlichen Schriftart.<br />
Transkribus erkennt nicht nur Kurrentschrift<br />
oder moderne Handschriften, sondern<br />
auch mittelalterliche Schriften, Hebräisch,<br />
Arabisch oder indische Schriften.<br />
22<br />
zukunft forschung <strong>02</strong>/22<br />
Fotos: Jaqueline Godany (1), Universität Innsbruck (1)