05.12.2022 Aufrufe

52. Kongress für Allgemeinmedizin in Graz (2022)

Endlich wieder live dabei! Nach zwei Jahren Pause wegen der Corona-Pandemie war gestern bei der Eröffnung Kongressleiter MR Dr. Gottfried Thalhammer sichtlich erleichtert, dass der Kongress endlich wieder vor Ort in Graz stattfinden kann. Auch die Teilnahmezahlen waren erfreulich und bewiesen einmal mehr den Stellenwert der Veranstaltung als Treffpunkt der Allgemeinmedizin in Österreich. Gottfried Thalhammer: „Wir freuen uns auf die persönlichen Begegnungen, die kollegiale Kommunikation, den fachlichen Austausch und die Diskussionen beim heurigen 52. Kongress.“ Ein herzliches Dankeschön für die jahrelange Zusammenarbeit kam von Univ.-Prof.in Dr.in Andrea Siebenhofer-Kroitzsch. Sie leitet das Institut für Allgemeinmedizin und  evidenzbasierte Versorgungsforschung (IAMEV), das 2015 unter starker Mithilfe der STAFAM gegründet wurde. Auch die finanzielle Förderung der STAFAM ermöglichte es, dass heute die Allgemeinmedizin an der MedUni Graz diesen hohen Stellenwert hat. Vor allem im Bereich der Lehre, der Forschung und auch der Ausbildung konnten viele Meilensteine für die Allgemeinmedizin gesetzt werden. Vorrangiges Ziel war und ist, die Qualität und Effektivität der medizinischen Versorgung in der Allgemeinmedizin zu verbessern und zu stärken. Das Institut fungiert aber auch als Drehscheibe und Schnittstelle zwischen den niedergelassenen Praxen und Universitätskliniken. MR Dr. Peter Sigmund, Vorsitzender der STAFAM, war ganz begeistert, dass der Kongress aufgrund der zweijährigen Corona-Pause kaum Attraktivität eingebüßt hat: „Man spürt in der Grazer Messe die Freude und Begeisterung am Gedankenaustausch vor Ort.“ Auch der langjährige Kongressleiter Dr. Walter Fiala war zufrieden. Sein Motto gilt nach wie vor: „Ein Kongress – von Allgemeinmedizinern für Allgemeinmediziner gestaltet – soll weiterhin ein Garant für Wissenserwerb und damit auch für Qualitätssicherung in der Allgemeinmedizin sein“. Diese Idee wird den Grazer Allgemeinmedizinkongress auch in Zukunft begleiten.

Endlich wieder live dabei!

Nach zwei Jahren Pause wegen der Corona-Pandemie war gestern bei der Eröffnung Kongressleiter MR Dr. Gottfried Thalhammer sichtlich erleichtert, dass der Kongress endlich wieder vor Ort in Graz stattfinden kann. Auch die Teilnahmezahlen waren erfreulich und bewiesen einmal mehr den Stellenwert der Veranstaltung als Treffpunkt der Allgemeinmedizin in Österreich. Gottfried Thalhammer: „Wir freuen uns auf die persönlichen Begegnungen, die kollegiale Kommunikation, den fachlichen Austausch und die Diskussionen beim heurigen 52. Kongress.“

Ein herzliches Dankeschön für die jahrelange Zusammenarbeit kam von Univ.-Prof.in Dr.in Andrea Siebenhofer-Kroitzsch. Sie leitet das Institut für Allgemeinmedizin und  evidenzbasierte Versorgungsforschung (IAMEV), das 2015 unter starker Mithilfe der STAFAM gegründet wurde. Auch die finanzielle Förderung der STAFAM ermöglichte es, dass heute die Allgemeinmedizin an der MedUni Graz diesen hohen Stellenwert hat. Vor allem im Bereich der Lehre, der Forschung und auch der Ausbildung konnten viele
Meilensteine für die Allgemeinmedizin gesetzt werden. Vorrangiges Ziel war und ist, die Qualität und Effektivität der medizinischen Versorgung in der Allgemeinmedizin zu verbessern und zu stärken. Das Institut fungiert aber auch als Drehscheibe und Schnittstelle zwischen den niedergelassenen Praxen und Universitätskliniken.

MR Dr. Peter Sigmund, Vorsitzender der STAFAM, war ganz begeistert, dass der Kongress aufgrund der zweijährigen Corona-Pause kaum Attraktivität eingebüßt hat: „Man spürt in der Grazer Messe die Freude und Begeisterung am Gedankenaustausch vor Ort.“ Auch der langjährige Kongressleiter Dr. Walter Fiala war zufrieden. Sein Motto gilt nach wie vor: „Ein Kongress – von Allgemeinmedizinern für Allgemeinmediziner gestaltet – soll weiterhin ein Garant für Wissenserwerb und damit auch für Qualitätssicherung in der Allgemeinmedizin sein“. Diese Idee wird den Grazer Allgemeinmedizinkongress auch in Zukunft begleiten.

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KONG RESS<br />

JOURNAL<br />

Offizielle <strong>Kongress</strong>zeitung der Steirischen Akademie <strong>für</strong> <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong> 25. NOVEMBER <strong>2022</strong><br />

<strong>52.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>für</strong> <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong><br />

Vom<br />

Harmlosen &<br />

Bedrohlichen …<br />

… vom Seltenen &<br />

Häufigen<br />

Diabetes mellitus Typ 2<br />

Paradigmenwechsel<br />

<strong>in</strong> der Behandlung<br />

Der Diabetes mellitus Typ 2 geht meist<br />

mit arteriellem Hypertonus, Hyperlipidämie,<br />

Fettleber und Übergewicht e<strong>in</strong>her.<br />

„Folglich beruht die Behandlung der<br />

Diabeteserkrankung auf e<strong>in</strong>em multifaktoriellen<br />

Risikofaktorenmanagement,<br />

das erwiesenermaßen Komplikationen<br />

und Mortalität senkt“, erklärt Doz. DDr.<br />

Felix Aberer. Seite 16<br />

Seltene Erkrankungen<br />

Niemand kennt alle Krankheiten<br />

Die <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong> konzentriert sich<br />

nicht auf e<strong>in</strong>zelne, begrenzte Krankheits-<br />

oder Altersgruppen. Sie muss<br />

vielmehr mit allen Erkrankungen rechnen<br />

und auch mit ihnen so umgehen<br />

können, dass Patienten rasch abgeklärt<br />

und versorgt werden. „Niemand kennt<br />

alle Krankheiten, aber man sollte immer<br />

seltene Erkrankungen im H<strong>in</strong>terkopf haben“,<br />

so Dr. Erw<strong>in</strong> Rebhandl. Seite 17<br />

Von der Versuchung zur Sucht<br />

Die Sehnsucht nach<br />

e<strong>in</strong>em anderen Leben<br />

Der Hausarzt kann durch se<strong>in</strong>e Nähe zum<br />

Patienten bestehende Suchtprobleme<br />

schneller erkennen und ansprechen. Zudem<br />

hat er mit aus der Suchtproblematik<br />

entstandenen Erkrankungen und Laborbefunden<br />

sehr gute Anknüpfungspunkte.<br />

Wie man Suchtpatienten am besten<br />

motiviert, erklärt Gesundheitspsychologe<br />

Dr. Oliver Scheibenbogen. Seite 18


MEHR als<br />

EINE Tablette<br />

Endlich weniger Symptome.<br />

Mit der Allergie-Immuntherapie.<br />

Ideal <strong>für</strong> die Anwendung zu Hause.<br />

Stand: November <strong>2022</strong><br />

Die m. gekennzeichneten Arzneimittel unterliegen e<strong>in</strong>er zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht e<strong>in</strong>e schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über d. Sicherheit. Angehörige v.<br />

Gesundheitsberufen s<strong>in</strong>d aufgefordert, jeden Verdachtsfall e<strong>in</strong>er Nebenwirkung zu melden. GRAZAX®, ACARIZAX®, ITULAZAX®. Lyophilisate zum E<strong>in</strong>nehmen. RAGWIZAX® Lyophilisat<br />

zur subl<strong>in</strong>gualen Anwendung. Zusammensetzung: standardisierter Allergenextrakt aus [e<strong>in</strong> Lyophilisat enthält]: GRAZAX: Gräserpollen vom Wiesenlieschgras (Phleum pratense) [75.000<br />

SQ-T]; ACARIZAX: Hausstaubmilben (Dermatophagoides pteronyss<strong>in</strong>us u. Dermatophagoides far<strong>in</strong>ae) [12 SQ-HDM]; ITULAZAX: Birkenpollen (Betula verrucosa) [12 SQ-Bet]; RAGWIZAX: Pollen<br />

des Beifußblättrigen Traubenkrautes (Ambrosia artemisiifolia; engl.: Ragweed) [12 SQ-Amb]. Sonstige Bestandteile: Gelat<strong>in</strong>e (aus Fisch gewonnen), Mannitol, Natriumhydroxid (zur E<strong>in</strong>stellung<br />

des pH-Wertes). Anwendung: Bei Erwachsenen zur Behandlung (GRAZAX: krankheitsmodifizierende Verbesserung) der allergisch bed<strong>in</strong>gten Rh<strong>in</strong>itis (Pollenpräparate: u./od. Konjunktivitis),<br />

bestehend trotz Verw. symptoml<strong>in</strong>dernder Medikamente, auf Basis von Anamnese und Nachweis e<strong>in</strong>er Sensibilisierung (Prick-Test und/oder spezifisches IgE) gg. der jeweiligen Allergene; GRAZAX,<br />

RAGWIZAX: auch bei K<strong>in</strong>dern ab 5 Jahren; ACARIZAX: auch bei Jugendl. ab 12 Jahren, bei Erwachsenen zusätzlich zur Therapie von Hausstaubmilben-<strong>in</strong>duziertem allergischem Asthma, welches mit<br />

<strong>in</strong>halativen Kortikosteroiden nicht gut kontrolliert ist und welches mit milder bis schwerer allergischer Rh<strong>in</strong>itis auf Hausstaubmilben assoziiert ist. Gegenanzeigen: Überempf<strong>in</strong>dlichkeit gegen e<strong>in</strong>en<br />

der sonstigen Bestandteile; GRAZAX: Maligne Tumorerkrankungen und systemische Erkrankungen, die das Immunsystem betreffen. Entzündungen <strong>in</strong> der Mundhöhle mit schweren Symptomen.<br />

Unzureichend behandeltes oder schweres Asthma (bei Erwachsenen: FEV 1<br />

< 70 %, bei K<strong>in</strong>dern: FEV 1<br />

< 80 % des Vorhersagewerts nach adäquater pharmakologischer Therapie); ACARIZAX,<br />

ITULAZAX, RAGWIZAX: Patienten mit FEV 1<br />

< 70% (RAGWIZAX K<strong>in</strong>der: FEV 1<br />

< 80%) des Vorhersagewertes (nach adäquater pharmakologischer Therapie) bei Beg<strong>in</strong>n der Behandlung. Pat., die <strong>in</strong><br />

den letzten 3 Monaten vor Beg<strong>in</strong>n der Behandlung e<strong>in</strong>e schwere Asthma-Exazerbation (ITULAZAX: oder unkontrolliertes Asthma) hatten. Pat. mit aktiven oder schlecht kontrollierten systemischen<br />

Autoimmunerkrankungen, Immundefekten, Immunschwäche, Immunsuppression oder bösartigen Tumorerkrankungen mit aktuellem Krankheitswert., Pat. mit akuter schwerer Entzündung <strong>in</strong> der<br />

Mundhöhle od. Wunden im Mund; ACARIZAX, RAGWIZAX: bei Pat. mit Asthma, die e<strong>in</strong>e akute Infektion des Respirationstraktes haben, soll der Beg<strong>in</strong>n der Behandlung verschoben werden, bis die<br />

Infektion abgeklungen ist. Pharmakotherapeutische Gruppe: Allergenextrakt. Abgabe: Rezept- und apothekenpflichtig. Stand der Information: April <strong>2022</strong>. Packungsgrößen: 30/90/100<br />

(GRAZAX), 10/30/90 (ACARIZAX) und 30/90 (ITULAZAX) Stück Lyophilisate zum E<strong>in</strong>nehmen; 30/90 (RAGWIZAX) Stück Lyophilisate zur subl<strong>in</strong>gualen Anwendung. Es werden möglicherweise<br />

nicht alle Packungsgrößen <strong>in</strong> den Verkehr gebracht. Zulassungs<strong>in</strong>haber: ALK-Abelló A/S, Bøge Alle 6-8, DK-2970 Hørsholm Dänemark. Örtlicher Vertreter: ALK-Abelló Allergie-Service GmbH,<br />

L<strong>in</strong>z; www.alk.net/at. Weitere H<strong>in</strong>weise zu Warnh<strong>in</strong>weisen, Vorsichtsmaßnahmen <strong>für</strong> die Anwendung, Wechselwirkungen, Dosierung und Art der Anwendung sowie<br />

Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fach<strong>in</strong>formation.<br />

ALK-Abelló Allergie-Service GmbH | Ste<strong>in</strong>gasse 6a | 4020 L<strong>in</strong>z<br />

©<strong>2022</strong> ALK-Abelló Allergie-Service GmbH<br />

30TAB0071_TAB_Anz_Home_AT_A4_rz.<strong>in</strong>dd 1 10.11.22 12:16


KONG RESS<br />

JOURNAL<br />

IMPRESSUM<br />

Medieneigentümer & Herausgeber:<br />

Crisafulli & Stodulka<br />

Unlimited Media GmbH<br />

Unlimited Media<br />

Verlag & Redaktion:<br />

Kornhäuselgasse 3/2/39<br />

1200 Wien<br />

Kontakt:<br />

office@unlimitedmedia.at,<br />

unlimitedmedia.at, zoe.imwebtv.at<br />

Chefredaktion:<br />

Thomas Stodulka, Eliana Crisafulli<br />

Lektorat: Alexandra Lechner<br />

Art Direktion & Layout:<br />

Unlimited Media<br />

Druck:<br />

Druckerei Odysseus<br />

Stavros Vrachoritis GmbH<br />

Haideäckerstraße 1<br />

2325 Himberg<br />

INHALT<br />

4 Interview: MR Dr. Gottfried Thalhammer<br />

E<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>-w<strong>in</strong>-Situation<br />

<strong>für</strong> alle Teilnehmenden<br />

6 Zielsetzung der STAFAM<br />

Umsetzung der Mediz<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

der <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong>praxis<br />

8 <strong>Kongress</strong>eröffnung<br />

Endlich wieder live dabei!<br />

10 Festvortrag<br />

Die Evolution des Humanen<br />

12 Kl<strong>in</strong>ische und psychische Auffälligkeiten<br />

Müdigkeit und Schwäche im<br />

Jugendalter<br />

16 Diabetes mellitus Typ 2<br />

Paradigmenwechsel bei Therapie<br />

17 Seltene Erkrankungen <strong>in</strong> der Hausarztpraxis<br />

Niemand kennt alle Krankheiten<br />

18 Von der Versuchung zur Sucht<br />

Die Sehnsucht nach e<strong>in</strong>em anderen Leben<br />

20 Interview mit Werner Gruber<br />

Humor als Kraftquelle bei Krisen<br />

Das <strong>Kongress</strong>Journal dient der<br />

aktuellen Berichterstattung rund<br />

um den jährlichen <strong>Kongress</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong> <strong>Graz</strong>. Alle<br />

Angaben erfolgen trotz sorgfältigster<br />

Bearbeitung ohne Gewähr.<br />

Aus Gründen der Lesbarkeit wird<br />

auf e<strong>in</strong>e geschlechtsspezifische<br />

Differenzierung verzichtet.<br />

Entsprechende Begriffe gelten<br />

im S<strong>in</strong>ne der Gleichbehandlung<br />

<strong>für</strong> alle Geschlechter.<br />

21 Schätze aus der positiven Psychologie<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den und Lebenslust<br />

22 Junge <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong> Österreich (JAMÖ)<br />

Ausbildung braucht Netzwerk<br />

24 Rund um den <strong>Kongress</strong><br />

Gut zu wissen!<br />

25 Fachkurz<strong>in</strong>formationen<br />

26 Vorsorgeprogramm <strong>in</strong> der Steiermark<br />

Niere.schützen 2.0<br />

Offizielle <strong>Kongress</strong>zeitung der<br />

Steirischen Akademie <strong>für</strong><br />

<strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong><br />

<strong>Graz</strong>/25. November <strong>2022</strong> KONGRESSJOURNAL 3


KONG RESS<br />

JOURNAL<br />

Interview: MR Dr. Gottfried Thalhammer<br />

E<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>-w<strong>in</strong>-Situation<br />

<strong>für</strong> alle Teilnehmenden<br />

Nach zweijähriger Pause f<strong>in</strong>det der <strong>52.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>für</strong> <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong><br />

der STAFAM (Steirische Akademie <strong>für</strong> <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong>)<br />

<strong>in</strong> <strong>Graz</strong> endlich wieder statt. <strong>Kongress</strong>leiter MR Dr. Gottfried<br />

Thalhammer spricht über die wesentlichen Punkte dieser lang erwarteten<br />

Präsenzveranstaltung, die nicht nur e<strong>in</strong>e zentrale Rolle <strong>in</strong><br />

der Fortbildung der österreichischen Allgeme<strong>in</strong> mediz<strong>in</strong>er darstellt,<br />

sondern auch e<strong>in</strong> wichtiger Treffpunkt <strong>für</strong> alle Teilnehmenden ist.<br />

Warum ist der <strong>52.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong> der STAFAM als<br />

Präsenzveranstaltung von großer<br />

Bedeutung?<br />

Der <strong>Kongress</strong> <strong>für</strong> <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong><br />

ist das wesentliche Element <strong>in</strong> der<br />

österreichischen Fortbildungslandschaft<br />

der <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong>er. Ich<br />

denke, dieser wichtige <strong>Kongress</strong> als<br />

Präsenzveranstaltung ist e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>w<strong>in</strong>-Situation<br />

<strong>für</strong> alle Teilnehmenden.<br />

So können Ärzte, Studierende<br />

der Mediz<strong>in</strong> sowie auch gut fortgebildete<br />

Praxismitarbeiter wesentlich<br />

zur Qualität e<strong>in</strong>er Praxis beitragen.<br />

Neben den Vorträgen und Sem<strong>in</strong>aren<br />

ist es auch die umfassende <strong>Kongress</strong>gestaltung,<br />

die Zeit und Raum<br />

schafft <strong>für</strong> persönliche Gespräche,<br />

<strong>für</strong> den Austausch zur ärztlichen Berufspraxis,<br />

<strong>für</strong> Kontakte und Informationsmöglichkeiten<br />

zu den Partnern<br />

im Gesundheitswesen.<br />

Was hat sich am <strong>Kongress</strong>konzept<br />

durch die lange Pause geändert?<br />

Stichwort Digitalisierung?<br />

Das Konzept wurde um e<strong>in</strong>ige digitale<br />

Services erweitert und im S<strong>in</strong>ne<br />

der Nutzerfreundlichkeit adaptiert.<br />

Für angemeldete Teilnehmer,<br />

die persönlich nicht anwesend se<strong>in</strong><br />

können, werden die Vorträge via<br />

Livestream übertragen. Zusätzlich<br />

können die Vorträge auch nach<br />

dem <strong>Kongress</strong> als „<strong>Kongress</strong>-Nachschau“<br />

über die STAFAM-Website<br />

abgerufen und DFP-/BdA-Punkte<br />

gesammelt werden. Nur die Sem<strong>in</strong>are<br />

werden ausschließlich als Präsenzveranstaltung<br />

angeboten.<br />

Die digitalen Services bieten neben<br />

dem Livestream auch Onl<strong>in</strong>esem<strong>in</strong>arunterlagen,<br />

<strong>Kongress</strong>bestätigungen,<br />

Aufzeichnung der<br />

Vorträge, Buchung von DFP-/BdA-<br />

Punkten, Onl<strong>in</strong>e-Fortbildung, Web<strong>in</strong>are,<br />

„<strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong> to go“.<br />

Auch heuer stellen Umwelt, Nachhaltigkeit<br />

und Zukunft e<strong>in</strong>en wichtigen<br />

Aspekt des <strong>Kongress</strong>es dar …<br />

Als Veranstalter nimmt die STAFAM<br />

bei der Planung und Durchführung<br />

des <strong>Kongress</strong>es ihre Verantwortung<br />

<strong>für</strong> unsere Lebenswelt ernst. <strong>Kongress</strong>taschen,<br />

Drucksorten, Cater<strong>in</strong>g,<br />

Müllvermeidung, Mülltrennung<br />

und der Aspekt der Mobilität f<strong>in</strong>den<br />

dabei besondere Beachtung.<br />

Was s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> Sie die wissenschaftlichen<br />

Highlights beim diesjährigen<br />

<strong>Kongress</strong>?<br />

MR Dr. Gottfried Thalhammer,<br />

<strong>Kongress</strong>leiter<br />

Unser heuriges <strong>Kongress</strong>thema:<br />

„Vom Harmlosen und Bedrohlichen<br />

… vom Seltenen und Häufigen“<br />

stellt die tägliche Herausforderung<br />

<strong>in</strong> der allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong>ischen Praxis<br />

<strong>in</strong> den Blickpunkt.<br />

Diese ist e<strong>in</strong>erseits, den „abwendbar<br />

gefährlichen Verlauf“ e<strong>in</strong>er<br />

Krankheitsentwicklung zu erkennen<br />

und abzuwenden, andererseits<br />

die Diagnostik <strong>in</strong> die richtigen<br />

Bahnen zu lenken. Dies auch<br />

dann, wenn sich Symptome nicht<br />

klar zusammenfügen und auch<br />

seltene Erkrankungen der Abklärung<br />

bedürfen. Dabei Neues aus<br />

den verschiedenen Fachbereichen<br />

zu hören und zu entdecken und<br />

neue „Werkzeuge“ <strong>in</strong> die Hand zu<br />

bekommen, s<strong>in</strong>d die Highlights <strong>für</strong><br />

mich. Dazu haben wir Themen wie<br />

Long-Covid und Post-Covid, aber<br />

auch hämatologische, <strong>in</strong>fektiologische,<br />

kardiologische und Stoffwechsel<br />

hervorgehoben.<br />

Foto: STAFAM<br />

4 KONGRESSJOURNAL <strong>Graz</strong>/25. November <strong>2022</strong>


Save<br />

the<br />

Date!<br />

THE GOOD, THE BAD & THE UGLY -<br />

NEUES AUS DER VAKZINOLOGIE<br />

21. JÄNNER 2023<br />

HYBRIDE TAGUNG<br />

www.impftag.at


KONG RESS<br />

JOURNAL<br />

Zielsetzung der STAFAM<br />

Umsetzung der Mediz<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

der <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong>praxis<br />

Durch die Coronakrise fiel der <strong>Kongress</strong> <strong>für</strong> <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Graz</strong> zwei Mal aus – im Vorjahr leider auch sehr kurzfristig,<br />

obwohl alles bereits vorbereitet worden war. Nach der zweiten<br />

großen Enttäuschung freut sich MR Dr. Peter Sigmund,<br />

Vorsitzender der Steirischen Akademie <strong>für</strong> <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong><br />

(STAFAM), umso mehr, dass der <strong>Kongress</strong> <strong>2022</strong> endlich wieder<br />

vor Ort <strong>in</strong> <strong>Graz</strong> stattf<strong>in</strong>det: „Wir brauchen wieder das Erlebnis!“<br />

Die Corona-Pandemie hatte <strong>für</strong> ganz<br />

Österreich massive Auswirkungen –<br />

auch auf das Gesundheitswesen und<br />

die <strong>Kongress</strong>planung der STAFAM.<br />

„Aber die dadurch erfolgte Digitalisierung<br />

der ganzen Gesellschaft<br />

hat der <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong> und der<br />

Kassen mediz<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en enormen Fortschritt<br />

gebracht“, resümiert Peter<br />

Sigmund. „Denn auch der Politik ist<br />

jetzt klar, dass der <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong>er<br />

e<strong>in</strong>en wesentlichen Faktor <strong>in</strong> der<br />

Gesundheitsversorgung darstellt.“<br />

Der zweimalige <strong>Kongress</strong>ausfall war<br />

<strong>für</strong> die STAFAM aber auch f<strong>in</strong>anziell<br />

nicht e<strong>in</strong>fach. Hier hat sich die besonnene<br />

F<strong>in</strong>anzpolitik der letzten Jahre<br />

bewährt. Die Rücklagen der STAFAM<br />

konnten zum Glück noch e<strong>in</strong>en derartigen<br />

Ausfall abfangen. „Aber weitere<br />

Corona-bed<strong>in</strong>gte <strong>Kongress</strong>ausfälle<br />

brauchen wir echt nicht mehr“,<br />

ist sich Peter Sigmund bewusst. „Zudem<br />

benötigen wir als STAFAM auch<br />

wieder e<strong>in</strong>en gelungenen <strong>Kongress</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Graz</strong> <strong>für</strong> unser Selbstvertrauen.“<br />

Digitale Zusatzschiene<br />

Im letzten Jahr konnte die statt des<br />

<strong>Kongress</strong>es angebotene Web<strong>in</strong>arreihe<br />

zwar die beliebte Präsenzveranstaltung<br />

nicht ersetzen, sie bot<br />

dennoch e<strong>in</strong>e gute Variante <strong>für</strong> die<br />

Fortführung der fachlichen Fortbildung.<br />

Peter Sigmund: „Wir werden<br />

daher auch heuer wieder parallel<br />

zum <strong>Kongress</strong> Onl<strong>in</strong>evideos anbieten.<br />

Das Gespräch, das Zusammenkommen,<br />

der Austausch s<strong>in</strong>d<br />

aber das Entscheidende – und das<br />

gibt es nur vor Ort beim <strong>Kongress</strong>.<br />

Doch zusätzlich gibt es jetzt immer<br />

auch die kurze, rasche Onl<strong>in</strong>e<strong>in</strong>formation.“<br />

Für den heurigen <strong>Kongress</strong><br />

wünscht sich der STAFAM-Vorsitzende<br />

vor allem, dass man sich<br />

auch abseits von Corona und dem<br />

Infektionsproblem endlich wieder<br />

anderen Arbeitsthemen <strong>in</strong> der <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong><br />

widmen kann.<br />

Ziel: Praxis <strong>für</strong> die Praxis<br />

In der Politik wird oft über neue<br />

Strukturen und Primary-Health-<br />

Zentren gesprochen, der STAFAM<br />

geht es aber um Aus- und Fortbildung<br />

<strong>in</strong> der Qualität der Arbeit <strong>für</strong><br />

Ärzte <strong>in</strong> der <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong>praxis<br />

sowie auch <strong>für</strong> Ord<strong>in</strong>ationsangestellte.<br />

„Das ist unser Hauptanliegen. Wir<br />

beschäftigen uns stark damit, vor<br />

allem die Berufspraxis zu vermitteln.<br />

Die Ärzte brauchen e<strong>in</strong> Handwerkszeug<br />

<strong>für</strong> den Alltag – Fachwissen,<br />

aber auch Skills und Fertigkeiten –<br />

und das wollen wir vermitteln.“<br />

MR Dr. Peter Sigmund, Vorsitzender<br />

der Steirischen Akademie <strong>für</strong> <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong><br />

Schlagwort SOP<br />

Nach dem Schlagwort SOP (Standard<br />

Operat<strong>in</strong>g Procedure) s<strong>in</strong>d<br />

da<strong>für</strong> standardisierte, operative,<br />

qualitätsgesicherte, evidenzbasierte<br />

Abläufe notwendig. Fragen wie<br />

„Wie kann die ganze große Mediz<strong>in</strong><br />

mit allen Facetten <strong>in</strong> der täglichen<br />

<strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong>praxis umgesetzt<br />

werden? Wie setze ich das als<br />

e<strong>in</strong>zelner Arzt um?“ s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> Peter<br />

Sigmund Programm: „Das können<br />

nur wir selbst entwickeln. Ke<strong>in</strong>e<br />

Fachrichtung kann uns sagen, wie<br />

wir das umsetzen sollen.“ Bei der<br />

Programm auswahl wird somit großes<br />

Augenmerk darauf gelegt und<br />

alle Referenten werden <strong>in</strong> diesem<br />

S<strong>in</strong>ne gebrieft. Zudem gibt es auch<br />

heuer wieder mehr Vorträge von<br />

<strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong>ern im <strong>Kongress</strong>programm.<br />

Foto: STAFAM<br />

6 KONGRESSJOURNAL <strong>Graz</strong>/25. November <strong>2022</strong>


WELLDONE<br />

Seltene Erkrankungen<br />

häufiger erkennen<br />

www.symptomsuche.at<br />

• E<strong>in</strong>e Datenbank von AM Plus – Initiative <strong>für</strong> <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong> und Gesundheit<br />

• Für <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong>er und weitere Ärzte der primären Ebene<br />

• E<strong>in</strong>e Datenbank mit dem Ziel, mögliche Seltene Erkrankungen früher zu erkennen,<br />

früher zu diagnostizieren und früher zu therapieren<br />

• Nach Symptome<strong>in</strong>gabe werden mögliche Seltene Erkrankungen angezeigt<br />

• Detaillierte Beschreibung der Erkrankungen und Auflistung der Zentren<br />

• Bereits 60 Seltene Erkrankungen <strong>in</strong> der Datenbank enthalten<br />

Für e<strong>in</strong>zelne Krankheitsbildbeschreibungen gibt es DFP-Fortbildungen mittels Onl<strong>in</strong>e-Test auf<br />

www.me<strong>in</strong>dfp.at. Die betreffenden Erkran k ungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Datenbank mit diesem DFP-Logo markiert.<br />

Hauptsponsoren der Plattform www.symptomsuche.at <strong>2022</strong>:


KONG RESS<br />

JOURNAL<br />

Eröffnung des <strong>52.</strong> <strong>Kongress</strong>es<br />

Endlich wieder<br />

live dabei!<br />

Fotos: Unlimited Media<br />

Nach zwei Jahren Pause wegen der Corona-Pandemie war<br />

gestern bei der Eröffnung <strong>Kongress</strong>leiter MR Dr. Gottfried<br />

Thalhammer sichtlich erleichtert, dass der <strong>Kongress</strong> endlich<br />

wieder vor Ort <strong>in</strong> <strong>Graz</strong> stattf<strong>in</strong>den kann. Auch die Teilnahmezahlen<br />

waren erfreulich und bewiesen e<strong>in</strong>mal mehr den Stellenwert<br />

der Veranstaltung als Treffpunkt der <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong><br />

<strong>in</strong> Österreich. Gottfried Thalhammer: „Wir freuen uns auf die<br />

persönlichen Begegnungen, die kollegiale Kommunikation, den<br />

fachlichen Austausch und die Diskussionen beim heurigen<br />

<strong>52.</strong> <strong>Kongress</strong>.“<br />

E<strong>in</strong> herzliches Dankeschön <strong>für</strong> die jahrelange Zusammenarbeit<br />

kam von Univ.-Prof. <strong>in</strong> Dr. <strong>in</strong> Andrea Siebenhofer-Kroitzsch. Sie<br />

leitet das Institut <strong>für</strong> <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong> und evidenzbasierte<br />

Versorgungsforschung (IAMEV), das 2015 unter starker Mithilfe<br />

der STAFAM gegründet wurde. Auch die f<strong>in</strong>anzielle Förderung der<br />

STAFAM ermöglichte es, dass heute die <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong> an der<br />

MedUni <strong>Graz</strong> diesen hohen Stellenwert hat. Vor allem im Bereich<br />

der Lehre, der Forschung und auch der Ausbildung konnten viele<br />

Meilenste<strong>in</strong>e <strong>für</strong> die <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong> gesetzt werden. Vorrangiges<br />

Ziel war und ist, die Qualität und Effektivität der mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Versorgung <strong>in</strong> der <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong> zu verbessern und<br />

zu stärken. Das Institut fungiert aber auch als Drehscheibe und<br />

Schnittstelle zwischen den niedergelassenen Praxen und Universitätskl<strong>in</strong>iken.<br />

MR Dr. Peter Sigmund, Vorsitzender der STAFAM, war ganz<br />

begeistert, dass der <strong>Kongress</strong> aufgrund der zweijährigen Corona-<br />

Pause kaum Attraktivität e<strong>in</strong>gebüßt hat: „Man spürt <strong>in</strong> der<br />

<strong>Graz</strong>er Messe die Freude und Begeisterung am Gedankenaustausch<br />

vor Ort.“<br />

Auch der langjährige <strong>Kongress</strong>leiter Dr. Walter Fiala war zufrieden.<br />

Se<strong>in</strong> Motto gilt nach wie vor: „E<strong>in</strong> <strong>Kongress</strong> – von <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong>ern<br />

<strong>für</strong> <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong>er gestaltet – soll weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Garant <strong>für</strong> Wissenserwerb und damit auch <strong>für</strong> Qualitätssicherung<br />

<strong>in</strong> der <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong> se<strong>in</strong>“. Diese Idee wird den <strong>Graz</strong>er<br />

<strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong>kongress auch <strong>in</strong> Zukunft begleiten.<br />

8 KONGRESSJOURNAL <strong>Graz</strong>/25. November <strong>2022</strong>


KONG RESS<br />

JOURNAL<br />

<strong>Graz</strong>/25. November <strong>2022</strong> KONGRESSJOURNAL 9


KONG RESS<br />

JOURNAL<br />

Festvortrag<br />

Die Evolution des Humanen<br />

Menschen und ihr Gehirn fielen nicht e<strong>in</strong>fach vom Himmel, sie entstanden<br />

<strong>in</strong> über 600 Millionen Jahren Evolution – was man auch<br />

am Ergebnis merkt. Gehirn und Verhalten s<strong>in</strong>d eher <strong>in</strong> Bastlermanier<br />

denn nach den Plänen e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>telligenten Designers entstanden.<br />

Als Biologe sieht sich Kurt Kotrschal bestens vorbereitet,<br />

den Menschen, dessen Denken, das Gehirn und die Evolution zu<br />

erfassen, denn Biologen arbeiten vergleichend und denken evolutionär.<br />

Um Menschen zu verstehen, braucht es den Artenvergleich.<br />

So s<strong>in</strong>d Menschen zwar potentiell<br />

rationale Geisteswesen, stehen<br />

aber immer noch unter dem E<strong>in</strong>fluss<br />

alter Antriebe. Wie sich Individuen<br />

entwickeln, ob sie etwa ihre<br />

positiven Potentiale im S<strong>in</strong>ne des<br />

Allgeme<strong>in</strong>wohls nützen können und<br />

wollen, hängt von den Interaktionen<br />

von genetischen und epigenetischen<br />

Anlagen mit ihren sozialen<br />

und gesellschaftlichen Umfeldern ab.<br />

Menschen s<strong>in</strong>d widersprüchlich und<br />

komplex. Aber auf Basis der Evolution<br />

kann man erklären, wie Menschen<br />

Entscheidungen treffen. Menschliche<br />

Evolution sowie <strong>in</strong>dividuelle Persönlichkeitsentwicklung<br />

werden von vier<br />

mite<strong>in</strong>ander vernetzten Domänen<br />

getrieben: Genetik, Epigenetik, soziale<br />

und gesellschaftliche E<strong>in</strong>bettung.<br />

Sprache, Reflektieren, Spiritualität<br />

Wie entstand das Hirn? Der heutige<br />

Mensch hat im Vergleich zu anderen<br />

Tieren e<strong>in</strong>ige Alle<strong>in</strong>stellungsmerkmale:<br />

Sprache, Reflektieren, Spiritualität.<br />

Der Mensch ist aber auch das<br />

Ergebnis se<strong>in</strong>er sozialen und kognitiven<br />

Evolution. Daher zählen Menschen<br />

zu den extrem sozial orientierten<br />

und den sozial am bedürftigsten<br />

Wesen auf der Welt. Im Artenvergleich<br />

s<strong>in</strong>d Menschen kognitive Spezialisten.<br />

Mensch: Woher wir kommen, wer wir s<strong>in</strong>d, woh<strong>in</strong> wir gehen<br />

Kurt Kotrschal gibt <strong>in</strong> diesem Buch e<strong>in</strong>e Übersicht über die<br />

Natur des Menschen, über se<strong>in</strong>e evolutionsbiologische Herkunft<br />

und se<strong>in</strong>e Zukunft. Unsere Sucht nach S<strong>in</strong>n lässt uns seltsame<br />

Konstrukte erschaffen: zweitausend Jahre Selbstüberschätzung<br />

mit dem Ergebnis, dass wir uns ernsthaft als Krone der Schöpfung<br />

wahrnehmen. Er rückt dieses Bild zurecht, <strong>in</strong>dem er die<br />

Geme<strong>in</strong>samkeiten und Unterschiede zwischen Mensch und Tier<br />

vergleicht. Der Autor gibt e<strong>in</strong>en aktuellen naturwissenschaftlichen<br />

Überblick über die Verfasstheit des Menschen. Trotz aller kultureller Vielfalt<br />

teilen Menschen viele ihrer Eigenschaften, entwickeln sich aber dennoch<br />

zu unverwechselbaren Individuen. Wir s<strong>in</strong>d irrationale Wesen, höchst sozial<br />

und kooperativ und dennoch bereit zu töten. Der Verhaltensbiologe erklärt das<br />

Paradoxon: spannend und mit großem Erkenntnisgew<strong>in</strong>n.<br />

Kurt Kotrschal, Mensch: Woher wir kommen, wer wir s<strong>in</strong>d, woh<strong>in</strong> wir gehen, Wien 2019,<br />

Brandstätter Verlag, 320 Seiten; ISBN 978-3-7106-0368-6<br />

Es braucht gute Bed<strong>in</strong>gungen beim<br />

Heranwachsen, um die <strong>in</strong> über 600<br />

Millionen Jahren Stammesgeschichte<br />

entstandenen Antriebe <strong>in</strong>dividuell<br />

und gesellschaftlich harmonisch zu<br />

<strong>in</strong>tegrieren. Eigentlich entstand das<br />

menschliche Gehirn <strong>in</strong> diesen 600<br />

Millionen Jahren <strong>in</strong> Bastlermanier.<br />

Fünf große Durchbrüche<br />

In der Geschichte gab es fünf große<br />

Durchbrüche oder Schlüssel<strong>in</strong>novationen<br />

<strong>in</strong> der Evolution. Seeanemonen<br />

und Quallen verfügten über auf<br />

Reizleitung spezialisierte Nervenzellen.<br />

Vor rund 600 Millionen Jahren<br />

begann mit den ersten bilateralsymmetrischen<br />

Tieren die zielgerichtete<br />

Fortbewegung. Dazu brauchte es<br />

am Vorderpol konzentrierte S<strong>in</strong>ne<br />

und Nervenzellen, womit die ersten<br />

Gehirne entstanden. Sie konnten<br />

bereits zwischen günstigen und ungünstigen<br />

Reizen unterscheiden und<br />

<strong>in</strong> orientierte Bewegung umsetzen,<br />

um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er positiven Umgebung<br />

zu verharren und negativen Reizen<br />

auszuweichen.<br />

Vor 550 Millionen Jahren kamen<br />

das assoziative Vorderhirn, das Mittelhirndach<br />

und das Kle<strong>in</strong>hirn dazu.<br />

Damit waren Versuch-Irrtum-Lernen,<br />

Neugierde und Erwartungen,<br />

Muster erkennung und Orientierung<br />

<strong>in</strong> Raum und Zeit möglich.<br />

Vor 220 Millionen Jahren geschah bei<br />

den frühen Säugetieren e<strong>in</strong> weiterer<br />

Durchbruch am Weg zum menschlichen<br />

Gehirn. Im Dach des Vorderhirns<br />

entstand der Neokortex als<br />

vielseitig verwendbare und nahezu<br />

beliebig erweiterbare Rechene<strong>in</strong>heit.<br />

Dadurch war es möglich, die Welt<br />

auch mental zu simulieren sowie<br />

Absicht und Bewusstse<strong>in</strong> zu entwi-<br />

10 KONGRESSJOURNAL <strong>Graz</strong>/25. November <strong>2022</strong>


KONG RESS<br />

JOURNAL<br />

ckeln. Damit konnten die Säugetiere<br />

sich die Welt viel besser vorstellen<br />

und sie besser vorhersagen als ihre<br />

reptilienartigen Vorfahren.<br />

Diese bereits sehr leistungsfähigen<br />

Säugetiergehirne ermöglichten <strong>in</strong>nerhalb<br />

der letzten paar Millionen<br />

Jahre e<strong>in</strong>e soziale Revolution bei<br />

den Primaten (e<strong>in</strong>schließlich Homo<br />

sapiens). Substrat da<strong>für</strong> war vor allem<br />

der frontale Neokortex (das<br />

Stirnhirn), der neue Schlüsselfähigkeiten<br />

entwickelte: sich <strong>in</strong> andere<br />

e<strong>in</strong>fühlen und e<strong>in</strong>denken, durch<br />

Beobachten lernen und <strong>für</strong> die Zukunft<br />

planen. Zum besonderen<br />

Gehirn des Primaten Homo sapiens<br />

fehlte nun nur noch e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er<br />

Schritt, mit allerd<strong>in</strong>gs großen Folgen:<br />

die Entwicklung e<strong>in</strong>er komplexen<br />

Symbol sprache mit e<strong>in</strong>er universellen<br />

menschlichen Grammatik, mit<br />

der Babys bereits zur Welt kommen.<br />

Alle diese Mechanismen und Strukturen,<br />

entwickelt von den Ur-Bilateriern<br />

bis zum Homo sapiens, s<strong>in</strong>d immer<br />

noch Teil unseres Gehirns. Se<strong>in</strong>e<br />

Leistungen ergeben sich allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht durch ihr bloßes Aufsummieren,<br />

denn das Ganze ist mehr als die<br />

Summe se<strong>in</strong>er Teile.<br />

Angesichts des <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art „Bastlermanier”<br />

entstandenen menschlichen<br />

Hochleistungsgehirns erahnt<br />

man bereits, dass es ke<strong>in</strong> Substrat<br />

<strong>für</strong> glattes, masch<strong>in</strong>enartiges Funktionieren<br />

se<strong>in</strong> kann. Schließlich <strong>in</strong>tegrierte<br />

es auch über 600 Millionen<br />

Jahre die wichtigsten Treiber der<br />

Evolution, die auch heute noch das<br />

menschliche Verhalten prägen.<br />

Liebe als B<strong>in</strong>dungsmechanismus<br />

Erst <strong>in</strong> den letzten 150 Millionen<br />

Jahren kam bei den Säugetieren<br />

und manchen Vögeln die „Liebe”<br />

als neuro-humoraler und mentaler<br />

B<strong>in</strong>dungsmechanismus zwischen<br />

Müttern bzw. Eltern und ihren<br />

Nachkommen <strong>in</strong> die Welt. Daraus<br />

entstand e<strong>in</strong>e generelle B<strong>in</strong>dungsfähigkeit,<br />

die <strong>in</strong> Integration mit der<br />

sozialen Kognition spezifische, langzeitlich<br />

wechselseitige Beziehungen,<br />

Freundschaften, Allianzen und komplexe<br />

Kooperationen ermöglicht.<br />

So wurden die Menschen zu den<br />

nettesten und kooperativsten Wesen<br />

überhaupt. Gleichzeitig aber quälen<br />

und töten sie unter bestimmten<br />

Bed<strong>in</strong>gungen grausam andere Menschen<br />

und Tiere. Aber es gibt e<strong>in</strong>ige<br />

Punkte, die es erleichtern, dass<br />

Menschen gut und lange <strong>in</strong> mentaler<br />

und körperlicher Gesundheit leben:<br />

zuverlässige B<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong> den ersten<br />

Lebensjahren, e<strong>in</strong> Aufwachsen<br />

<strong>in</strong> Kontakt mit Tieren und der Natur,<br />

Zuwendung geben und empfangen,<br />

ausgeglichene Emotionalität, Teil e<strong>in</strong>er<br />

Gruppe se<strong>in</strong>, Wirksamkeit erleben,<br />

die eigenen Wurzeln erkennen,<br />

e<strong>in</strong> Recht auf Bildung. Dadurch werden<br />

alte Antriebe <strong>in</strong>tegriert und neue<br />

Interessen im S<strong>in</strong>ne des Geme<strong>in</strong>wohls<br />

erleichtert.<br />

Die Evolution des Humanen<br />

Univ.-Prof. Mag. Dr. Kurt Kotrschal ist österreichischer<br />

Biologe, Verhaltensforscher<br />

und Autor. Er war Professor an der Universität<br />

Wien (jetzt Ruhestand), langjähriger<br />

Leiter der Konrad Lorenz Forschungsstelle<br />

<strong>für</strong> Ethologie <strong>in</strong> Grünau (OÖ). Auch ist er<br />

Mitbegründer des Wolfforschungszentrums<br />

(Wolf Science Center).<br />

<strong>Graz</strong>/25. November <strong>2022</strong> KONGRESSJOURNAL 11


KONG RESS<br />

JOURNAL<br />

Kl<strong>in</strong>ische und psychische Auffälligkeiten<br />

Müdigkeit und Schwäche<br />

im Jugendalter<br />

Müdigkeit und Schwäche<br />

stellen e<strong>in</strong>en vergleichsweise<br />

häufigen Grund <strong>für</strong> die ärztliche<br />

Konsultation im Jugend alter<br />

dar. Prim. MR Ass.-Prof. DDr.<br />

Peter Voitl, MBA, erklärt, welche<br />

Besonderheiten im Jugendalter<br />

bestehen können.<br />

Die Adoleszenz unterscheidet sich<br />

qualitativ sowohl von der K<strong>in</strong>dheit<br />

als auch vom Erwachsenenalter und<br />

umfasst wichtige physische wie auch<br />

psychische Entwicklungsprozesse. In<br />

der psychischen Entwicklung soll unter<br />

anderem e<strong>in</strong>e emotionale Unabhängigkeit<br />

von den Eltern entwickelt<br />

und e<strong>in</strong>e Akzeptanz der eigenen Ersche<strong>in</strong>ung<br />

erreicht werden.<br />

Es gibt e<strong>in</strong>e Abgrenzung zur Pubertät:<br />

Diese beg<strong>in</strong>nt - besonders bei<br />

Mädchen - <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Alter, <strong>in</strong> dem<br />

sich noch nicht von Jugend sprechen<br />

lässt. Das der Adoleszenzphase<br />

zugeordnete Alter wird <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Kulturen unterschiedlich aufgefasst,<br />

<strong>in</strong> den USA wird die Adoleszenz<br />

vom 13. bis zum 19. Lebensjahr<br />

angesetzt („thirteen“ to „n<strong>in</strong>eteen“).<br />

Dies erfordert e<strong>in</strong>e grundsätzlich andere<br />

Form der Herangehensweise<br />

zur Anamnese und zum Status als<br />

bei K<strong>in</strong>dern oder Erwachsenen.<br />

Privatsphäre respektieren<br />

E<strong>in</strong>e getrennte Befragung von Jugendlichen<br />

und deren Eltern ist anzuraten<br />

und die Schamgrenzen müssen<br />

respektiert werden! Das Ziel ist, e<strong>in</strong>e<br />

gute Balance zwischen Unter- und<br />

Überdiagnostik anzustreben.<br />

Vielfältige Ursachen möglich<br />

Müdigkeit und Schwäche im Jugendalter<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> häufiges Symptom,<br />

wobei die genaue Inzidenz<br />

jedoch unbekannt ist und vielfältige<br />

Ursachen möglich s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e<br />

große Zahl schwerwiegender Erkrankungen<br />

geht mit dem Symptom<br />

Müdigkeit e<strong>in</strong>her, allerd<strong>in</strong>gs<br />

hat der bei weitem größte Teil der<br />

von Müdigkeit betroffenen Jugendlichen<br />

ke<strong>in</strong>e schwerwiegende<br />

Erkrankung. In praktisch jedem Fall<br />

e<strong>in</strong>er Grunderkrankung s<strong>in</strong>d zudem<br />

weitere kl<strong>in</strong>ische H<strong>in</strong>weise auf die<br />

Erkrankung vorhanden. So ist etwa<br />

e<strong>in</strong>e Tumordiagnostik nur aufgrund<br />

des Symptoms Müdigkeit ohne zusätzliche<br />

H<strong>in</strong>weise <strong>in</strong> Anam nese,<br />

Befund oder Basislabor nicht gerechtfertigt.<br />

Die Diagnostik sollte<br />

zielgerichtet und anamnesebezogen<br />

erfolgen und vor allem der Lebensstil<br />

<strong>in</strong> diesem Alter sollte h<strong>in</strong>terfragt<br />

und besprochen werden.<br />

Ursachen Anämie oder niedriger<br />

Blutdruck nicht erwiesen<br />

Zu den oft vermuteten Ursachen<br />

gehört die Anämie, jedoch konnte<br />

zwischen Anämie und Müdigkeit auf<br />

Bevölkerungsebene ke<strong>in</strong>e Beziehung<br />

gefunden werden. E<strong>in</strong>e Studie<br />

<strong>in</strong> niederländischen Allgeme<strong>in</strong>arztpraxen<br />

konnte ke<strong>in</strong>en Zusammenhang<br />

von Hämoglob<strong>in</strong>-Werten und<br />

Müdigkeit feststellen und e<strong>in</strong>e systematische<br />

Übersicht ergab Anämie<br />

<strong>in</strong> etwa drei Prozent als Ursache e<strong>in</strong>er<br />

Müdigkeit. Der Faktor „Hb-Konzentration“<br />

erklärt das Vorkommen<br />

von Müdigkeit demnach <strong>in</strong> nur so<br />

ger<strong>in</strong>gem Maße, dass dies <strong>in</strong> mehreren<br />

großen Studien nicht nachgewiesen<br />

werden konnte.<br />

Auch über niedrigen Blutdruck als<br />

Ursache von Müdigkeit liegen widersprüchliche<br />

Forschungsergebnisse<br />

vor. Entgegen der sonst üblichen<br />

Annahme − niedriger Blutdruck<br />

führt zu Müdigkeit − kann auch Müdigkeit<br />

bzw. bee<strong>in</strong>trächtigtes Bef<strong>in</strong>den<br />

zu verm<strong>in</strong>derter körperlicher<br />

Aktivität und damit kurzfristig zu<br />

erniedrigtem Blutdruck führen. Methodisch<br />

akzeptable Untersuchungen<br />

über e<strong>in</strong>en Zusammenhang<br />

von orthostatischer Reaktion und<br />

Müdigkeit liegen nicht vor.<br />

Schlafdefizit & Lebensstil<br />

Grundsätzlich kann jegliche Schlafstörung<br />

Tagesmüdigkeit verursachen.<br />

Untersuchungen <strong>in</strong> der allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Praxis ergaben<br />

e<strong>in</strong>e Prävalenz von 20 bis 26 Prozent.<br />

Müdigkeit und Schlafstörungen<br />

haben oft e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Ursache<br />

(z.B. Depression). Die Schwere<br />

des Schlaf-Apnoe-Syndroms korreliert<br />

mit der Ausprägung des Symptoms<br />

Müdigkeit, die sich <strong>in</strong> der Regel<br />

<strong>in</strong> Form von Schläfrigkeit äußert.<br />

Bevölkerungsstudien legen e<strong>in</strong>en<br />

Zusammenhang von Bewegungsmangel<br />

und Müdigkeit nahe und<br />

Interventionsstudien zeigen, dass<br />

aerobes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g zu e<strong>in</strong>er Verbesserung<br />

des Bef<strong>in</strong>dens führt. Unklar<br />

ist allerd<strong>in</strong>gs, wie häufig und <strong>in</strong> welchem<br />

Ausmaß Bewegungsmangel<br />

12 KONGRESSJOURNAL <strong>Graz</strong>/25. November <strong>2022</strong>


KONG RESS<br />

JOURNAL<br />

die bestimmende Ursache <strong>für</strong> das<br />

Symptom Müdigkeit ist.<br />

Zur Diagnostik empfiehlt sich e<strong>in</strong>e<br />

Bestimmung von TSH, T3, T4, Blut-<br />

Glucose, gegebenenfalls weitere Diabetes-Diagnostik,<br />

Blutbild, Eisenstatus,<br />

CRP, Transam<strong>in</strong>asen, g-GT<br />

und eventuell e<strong>in</strong> Zöliakie-Block.<br />

Darüber h<strong>in</strong>ausgehende apparative<br />

oder laborchemische Tests s<strong>in</strong>d<br />

ausschließlich bei e<strong>in</strong>deutigen Auffälligkeiten<br />

<strong>in</strong> der bis dah<strong>in</strong> durchgeführten<br />

Diagnostik und Anamnese<br />

<strong>in</strong>diziert. CAVE: Pathologische Laborwerte<br />

werden oft vorschnell als<br />

ausreichende Erklärung akzeptiert.<br />

Smartphones & Co.<br />

Wesentlich ist e<strong>in</strong>e Analyse des Lebensstils:<br />

Der Gebrauch von Smartphones<br />

hat <strong>in</strong> den letzten Jahren und<br />

Jahrzehnten enorm zugenommen<br />

und ist vor allem <strong>für</strong> Jugendliche zu<br />

e<strong>in</strong>er wesentlichen, basalen, sozialen<br />

Fertigkeit und Kommunikationsbasis<br />

geworden. Smartphones werden <strong>für</strong><br />

verschiedene Zwecke wie Spiele, Social<br />

Network Services oder das Ansehen<br />

von (nicht immer altersgemäßen)<br />

Videoclips verwendet. Die Abgrenzung<br />

zum pathologischen Gebrauch<br />

im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Smartphone-Sucht<br />

ist jedoch nicht klar def<strong>in</strong>iert. Begriffe<br />

s<strong>in</strong>d: Mobile and Internet Dependency<br />

Syndrome (MAIDS), FOMO („fear<br />

of miss<strong>in</strong>g out“), die nahezu zwangsartige<br />

Angst davor, e<strong>in</strong> spannendes,<br />

<strong>in</strong>teressantes Ereignis zu verpassen<br />

und die Nomophobie („no mobile<br />

phobia“), bei der es sich im Grunde<br />

genommen um die Trennungsangst<br />

vom Smartphone handelt.<br />

Es wird wesentlich se<strong>in</strong>, die Grundlagen<br />

e<strong>in</strong>es psychohygienischen<br />

Umgangs mit dem Smartphone<br />

ausreichend zu kommunizieren.<br />

Dazu gehört es unter anderem, alle<br />

Push-Nachrichten zu deaktivieren,<br />

akustische Benachrichtigungen bei<br />

Social Media zu deaktivieren, das<br />

Gerät <strong>in</strong> der Nacht abzuschalten<br />

und so die Aufmerksamkeit zu reduzieren,<br />

die das Smartphone e<strong>in</strong>fordert.<br />

Der Nutzer sollte bestimmen,<br />

wann er zum Smartphone<br />

greifen möchte, und es sollte nicht<br />

umgekehrt das Handy durch stetige<br />

Signale die Aufmerksamkeit des<br />

Nutzers regelmäßig auf sich ziehen.<br />

Conclusio: Müdigkeit und Schwäche<br />

s<strong>in</strong>d häufig bei Jugendlichen, Anamnese<br />

und Status s<strong>in</strong>d entscheidender<br />

Ausgangspunkt jeder Diagnostik.<br />

Organische Ursachen s<strong>in</strong>d selten,<br />

Grundlage der Therapie ist Lifestyle-<br />

Beratung: regelmäßige Mahlzeiten,<br />

Sport, ausreichend Schlaf und gute<br />

Smartphone-Hygiene!<br />

Müdigkeit und Schwäche im Jugendalter<br />

Prim. MR Ass.-Prof. DDr. Peter Voitl, MBA,<br />

Facharzt <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der- und Jugendheilkunde,<br />

ärztlicher Leiter Ambulatorium <strong>für</strong><br />

K<strong>in</strong>derkardiologie, ärztlicher Leiter des<br />

Vere<strong>in</strong>s MOKI-Wien Mobile K<strong>in</strong>derkrankenpflege,<br />

Wien<br />

<strong>Graz</strong>/25. November <strong>2022</strong> KONGRESSJOURNAL 13


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KONG RESS<br />

JOURNAL<br />

Diabetes mellitus Typ 2<br />

Paradigmenwechsel bei Therapie<br />

Diabetes mellitus Typ 2 stellt mit<br />

Abstand die häufigste Diabetesform<br />

dar. Zudem muss von<br />

e<strong>in</strong>er sehr hohen Dunkelziffer<br />

ausgegangen werden. Schätzungen<br />

zufolge wird die Zahl<br />

der <strong>in</strong> Österreich an Diabetes<br />

Typ 2 erkrankten Menschen bis<br />

zum Jahr 2045 von 800.000<br />

auf e<strong>in</strong>e Million ansteigen.<br />

„Diabeteserkrankungen fordern <strong>in</strong><br />

Österreich <strong>in</strong> etwa 10.000 Todesfälle<br />

jährlich, somit sterben mehr<br />

Menschen an den Folgen e<strong>in</strong>er<br />

Diabeteserkrankung als an Brustoder<br />

Darmkarz<strong>in</strong>omen“, erklärt Doz.<br />

DDr. Felix Aberer. Atherosklerotische<br />

Schäden an großen und kle<strong>in</strong>en<br />

Gefäßen stellen die wichtigste<br />

pathologische Manifestation dar.<br />

Herz<strong>in</strong>farkt, Schlaganfall, Dialysepflicht<br />

und Erbl<strong>in</strong>dung s<strong>in</strong>d letztlich<br />

lebenszeitlimitierende oder fatale<br />

Konsequenzen von Diabetes.<br />

Der Diabetes mellitus Typ 2 ist e<strong>in</strong>e<br />

Erkrankung, die meist mit arteriellem<br />

Hypertonus, Hyperlipidämie,<br />

Fettleber und Übergewicht e<strong>in</strong>hergeht.<br />

„Folglich beruht die Behandlung<br />

der Diabeteserkrankung auf<br />

e<strong>in</strong>em multifaktoriellen Risikofaktorenmanagement,<br />

das erwiesenermaßen<br />

Komplikationen und Mortalität<br />

senkt“, so der Experte.<br />

Felix Aberer: „Während man bis<br />

vor circa e<strong>in</strong>em Jahrzehnt noch<br />

auf Metform<strong>in</strong>, Sulfonylharnstoffe,<br />

Pioglita zon und Insul<strong>in</strong> beschränkt<br />

war, können wir heute auf e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

weiterer Antidiabetika zurückgreifen,<br />

welche nicht nur Blutzucker,<br />

sondern auch das kardiovaskuläre<br />

und renale Risiko senken.“ Hervorzuheben<br />

s<strong>in</strong>d SGLT2-Hemmer und<br />

e<strong>in</strong>ige GLP1-Rezeptoragonisten. Sie<br />

zeigen neben positiven Effekten auf<br />

kardiovaskuläre Risikofaktoren auch<br />

e<strong>in</strong>e deutliche Risikoreduktion bei<br />

Herz<strong>in</strong>farkt, Schlaganfall und kardiovaskulärem<br />

Tod.<br />

Die „alten“ Diabetesmedikamente<br />

können zwar Blutzucker, jedoch nur<br />

sehr beschränkt diabetische Komplikationen<br />

reduzieren. Daher haben<br />

sich auch die Empfehlungen zur<br />

blutzuckersenkenden Therapie geändert.<br />

Bei Menschen mit Diabetes<br />

Typ 2 sollte weiterh<strong>in</strong> Metform<strong>in</strong> die<br />

medikamentöse Erstl<strong>in</strong>ien therapie<br />

darstellen. Vor allem die UKPDS-<br />

Studie hat e<strong>in</strong>en Benefit von Metform<strong>in</strong><br />

auf das kardiovaskuläre Risiko<br />

gezeigt, zudem ist Metform<strong>in</strong> sehr<br />

effizient blutzuckersenkend, leicht<br />

gewichtsreduzierend, relativ nebenwirkungsarm<br />

und billig.<br />

Felix Aberer: „Im Falle der Notwendigkeit<br />

e<strong>in</strong>er Therapieeskalation<br />

sollte <strong>in</strong> weiterer Folge das <strong>in</strong>dividuelle<br />

kardiovaskuläre Risiko des<br />

Patienten evaluiert werden. Im Falle<br />

bereits stattgehabter kardiovaskulärer<br />

Ereignisse oder hohem Risiko<br />

da<strong>für</strong> sollte als nächster Therapieschritt<br />

e<strong>in</strong> SGLT2-Hemmer oder e<strong>in</strong><br />

GLP-1-Rezeptoragonist mit erwiesenem<br />

kardiovaskulären Nutzen<br />

ergänzt werden.“<br />

DPP4-Hemmer haben <strong>in</strong> Endpunktstudien<br />

zwar kardiovaskuläre<br />

Sicherheit bewiesen, jedoch ke<strong>in</strong>en<br />

kardiovaskulären Vorteil gezeigt. Der<br />

E<strong>in</strong>satz von Sulfonylharnstoffen und<br />

Pioglitazon ist <strong>in</strong> <strong>in</strong>dustrialisierten<br />

Ländern <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund gerückt.<br />

Insul<strong>in</strong> ist dann empfohlen, wenn<br />

unter oraler bzw. GLP1-RA-Therapie<br />

ke<strong>in</strong>e ausreichende Blutzuckersenkung<br />

möglich ist, oder wenn Kontra<strong>in</strong>dikationen<br />

den E<strong>in</strong>satz oder die<br />

Fortführung der Erstl<strong>in</strong>ientherapie<br />

nicht erlauben.<br />

Diabetes mellitus Typ 2 –<br />

Neues und Bewährtes<br />

Priv.-Doz. DDr. Felix Aberer,<br />

Kl<strong>in</strong>. Abteilung <strong>für</strong> Endokr<strong>in</strong>ologie und<br />

Diabetologie, Univ. Kl<strong>in</strong>ik <strong>für</strong> Innere<br />

Mediz<strong>in</strong>, Med. Universität <strong>Graz</strong><br />

16 KONGRESSJOURNAL <strong>Graz</strong>/25. November <strong>2022</strong>


KONG RESS<br />

JOURNAL<br />

Seltene Erkrankungen <strong>in</strong> der Hausarztpraxis<br />

Niemand kennt alle Krankheiten<br />

Die häufigsten 100 Vorkommnisse<br />

<strong>in</strong> der Allgeme<strong>in</strong>praxis<br />

machen fast 80 Prozent, die<br />

häufigsten 200 bereits 93 Prozent<br />

aller Konsultationen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

durchschnittlichen <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong>praxis<br />

aus. Dr. Erw<strong>in</strong> Rebhandl:<br />

„Aber man muss <strong>in</strong> der<br />

Primärversorgung immer auch<br />

an seltene Erkrankungen denken<br />

und e<strong>in</strong>e Abklärung starten.“<br />

Weltweit s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Literatur 40.000<br />

bis 60.000 mehr oder weniger vone<strong>in</strong>ander<br />

abgrenzbare Krankheiten,<br />

Syndrome oder Symptomgruppen<br />

beschrieben. Geschätzte 6.000 bis<br />

8.000 unterschiedliche, seltene<br />

Krankheitsbilder s<strong>in</strong>d bekannt. Diese<br />

betreffen <strong>in</strong> ihrer Gesamtheit sechs<br />

bis acht Prozent der europäischen<br />

Gesamtbevölkerung. In Österreich<br />

wären das rund 500.000 Fälle. Während<br />

e<strong>in</strong>es Berufslebens sieht der<br />

Hausarzt zumeist rund 3.000 verschiedene<br />

Krankheiten.<br />

Primärversorgung als Zentrum<br />

Erw<strong>in</strong> Rebhandl: „Die <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong><br />

konzentriert sich ihrem Wesen<br />

nach – im Gegensatz zu Spezialfächern<br />

– nicht auf e<strong>in</strong>zelne, begrenzte<br />

Krankheits- oder Altersgruppen. Sie<br />

muss vielmehr nicht nur mit allen Erkrankungen<br />

rechnen, sondern auch<br />

mit ihnen so umgehen können, dass<br />

die Patienten rasch und vernünftig<br />

abgeklärt und versorgt werden. Niemand<br />

kennt alle Krankheiten, aber<br />

man sollte immer seltene Erkrankungen<br />

im H<strong>in</strong>terkopf haben“, so<br />

der Experte. Die Primärversorgung<br />

ist immer die erste Anlaufstelle bei<br />

Gesundheitsproblemen. Die Herausforderungen<br />

s<strong>in</strong>d oftmals unspezifische<br />

und unklare Beschwerden,<br />

komplexe Problemstellungen oder<br />

auch mehrere Probleme gleichzeitig.<br />

In der Hausarztpraxis ist das rasche<br />

Vermuten, Erkennen oder Ausschließen<br />

von gefährlichen Ausnahmen<br />

extrem wichtig. Sie müssen sozusagen<br />

aus den häufigen „Banalitäten“<br />

herausgefischt werden. Erw<strong>in</strong><br />

Rebhandl: „Wichtig ist letzlich, den<br />

abwendbaren gefährlichen Verlauf<br />

zu erkennen. Damit ist e<strong>in</strong> gesundheitsgefährdender,<br />

möglicherweise<br />

lebensbedrohlicher Verlauf e<strong>in</strong>er Erkrankung<br />

geme<strong>in</strong>t, der bei sachgemäßem<br />

E<strong>in</strong>greifen abwendbar ist.“<br />

Lange Dauer bis zur Diagnose<br />

Immer wieder kommen Patienten<br />

mit unspezifischen oder mit rezidivierenden,<br />

therapieresistenten<br />

Symp tomen. Nicht immer kann man<br />

diese Beschwerden e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>itiven<br />

Erkrankung zuordnen – oftmals f<strong>in</strong>det<br />

man e<strong>in</strong>zelne Symptome. Diese<br />

werden behandelt oder verschiedene<br />

Facharztbefunde e<strong>in</strong>geholt. Oft<br />

durchläuft der Patient e<strong>in</strong>e mühsame<br />

Abklärung. Erw<strong>in</strong> Rebhandl:<br />

„Bei unklaren und anhaltenden Beschwerden<br />

muss man immer auch<br />

an e<strong>in</strong>e seltene Krankheit denken.<br />

Die Zeit bis zur Diagnosestellung<br />

sollte m<strong>in</strong>imiert werden, um die Prognose<br />

und Lebensqualität zu verbessern<br />

und die Therapie möglichst<br />

früh zu beg<strong>in</strong>nen.“<br />

Dabei kann es helfen, Unterstützung<br />

durch Datenbanken anzunehmen.<br />

Datenbanken, wie www.orpha.net<br />

oder www.symptomsuche.at, ermöglichen<br />

es, mittels e<strong>in</strong>facher<br />

Stichwortsuche H<strong>in</strong>weise auf seltene<br />

Erkrankungen zu erhalten. Wenn der<br />

Verdacht e<strong>in</strong>er seltenen Erkrankung<br />

vorliegt, kann der Patient umgehend<br />

zum Experten verwiesen werden.<br />

Die hausärztliche Rolle bei Diagnostik<br />

und Betreuung seltener Erkrankungen<br />

Dr. Erw<strong>in</strong> Rebhandl, Arzt <strong>für</strong> <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong>,<br />

Gesundheitszentrum Haslach/Mühl;<br />

Univ.-Lektor am Institut <strong>für</strong> AM, JKU L<strong>in</strong>z<br />

<strong>Graz</strong>/25. November <strong>2022</strong> KONGRESSJOURNAL 17<br />

Fachkurz<strong>in</strong>formationen Seite 28


KONG RESS<br />

JOURNAL<br />

Von der Versuchung zur Sucht<br />

Die Sehnsucht nach<br />

e<strong>in</strong>em anderen Leben<br />

Im Rahmen se<strong>in</strong>er Tätigkeit am Anton-Proksch-Institut beschäftigt<br />

sich Dr. Oliver Scheibenbogen seit 25 Jahren mit Suchtpatienten.<br />

Se<strong>in</strong>e wichtigsten Anliegen – Gesprächsbereitschaft und Entstigmatisierung<br />

von Betroffenen. Der kl<strong>in</strong>ische Psychologe und Gesundheitspsychologe<br />

erklärt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vortrag und im praktischen Sem<strong>in</strong>ar,<br />

wie <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong>er Betroffene am besten ansprechen und<br />

motivieren – ohne dabei selbst der Hoffnungslosigkeit zu verfallen.<br />

In Österreich dauert es im Durchschnitt<br />

circa zehn Jahre zwischen<br />

der ersten Manifestation von alkoholassoziierten<br />

Problemen (z.B.<br />

psychosomatische oder soziale<br />

Probleme) bis zur Inanspruchnahme<br />

e<strong>in</strong>er Therapie – unabhängig<br />

von der Stärke der Abhängigkeit<br />

oder des Suchtmittelmissbrauchs.<br />

„Verglichen mit e<strong>in</strong>em Karz<strong>in</strong>om,<br />

das zehn Jahre vor sich h<strong>in</strong>wachsen<br />

würde, bräuchte der Patient ke<strong>in</strong>e<br />

Behandlung mehr“, verdeutlicht<br />

Oliver Scheibenbogen die Tatsache.<br />

Dabei kann die Suchtbehandlung<br />

sehr erfolgreich se<strong>in</strong>. Wenn man die<br />

Suchterkrankung früh erkennt, hat<br />

sie auch e<strong>in</strong>e gute Prognose.<br />

Oliver Scheibenbogen beschäftigt<br />

sich im Rahmen se<strong>in</strong>er langjährigen<br />

Tätigkeit am Anton-Proksch-<br />

Institut mit Süchten aller Art: Von<br />

der Alkohol-, Medikamenten- und<br />

Drogenabhängigkeit bis h<strong>in</strong> zu nichtstoffgebundenen<br />

Suchtformen wie<br />

Spiel-, Internet-, Kauf- oder Arbeitssucht<br />

– letztere haben sich vor allem<br />

<strong>in</strong> den letzten Jahren immer stärker<br />

bemerkbar gemacht. Ob es sich bereits<br />

um e<strong>in</strong>en Missbrauch oder tatsächliche<br />

Suchterkrankung handelt,<br />

kann anhand von folgenden Punkten<br />

ermittelt werden. Drei dieser sechs<br />

Kriterien müssen e<strong>in</strong> Jahr lang vorhanden<br />

se<strong>in</strong>:<br />

1. Intensiver Drang und Zwang, e<strong>in</strong>e<br />

Substanz zu konsumieren<br />

2. Kontrollverlust bezüglich des<br />

Beg<strong>in</strong>ns und der Menge des<br />

Konsums<br />

3. Körperliche Entzugsersche<strong>in</strong>ungen<br />

4. Toleranzentwicklung (E<strong>in</strong>stellung<br />

e<strong>in</strong>er erhöhten Verträglichkeit)<br />

5. Durchführung des Verhaltens<br />

trotz nachweislich schädlicher<br />

Folgen<br />

6. Vernachlässigung von anderen<br />

Interessen zugunsten des<br />

Suchtmittels<br />

Das Gespräch suchen<br />

„In der allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Praxis gibt es oft e<strong>in</strong>e große Scheu,<br />

Patienten auf ihr Suchtproblem anzusprechen“,<br />

erklärt der Experte.<br />

„Natürlich gibt es e<strong>in</strong>en Unterschied,<br />

wenn e<strong>in</strong>e Person aufgrund e<strong>in</strong>er<br />

Infektion <strong>in</strong> die Ord<strong>in</strong>ation kommt,<br />

weil sie behandelt werden möchte<br />

oder unerwartet auf ihr Suchtthema<br />

angesprochen wird. Wir stoßen auf<br />

Widerstand, vieles wird bagatellisiert.<br />

Oft besteht auch trotz Kenntnis<br />

der eigenen Situation ke<strong>in</strong>e Bereitschaft,<br />

etwas zu ändern. „Aber<br />

wir müssen uns bewusst se<strong>in</strong>, dass<br />

die Suchterkrankung e<strong>in</strong>e chronische,<br />

also e<strong>in</strong>e immer wiederkehrende,<br />

rezidive Erkrankung ist, und<br />

uns dementsprechend auf diese<br />

Situation e<strong>in</strong>stellen“, erklärt Oliver<br />

Scheibenbogen. „Das zentrale Element<br />

ist der Kontrollverlust – die<br />

betroffene Person hat es nicht unter<br />

Kontrolle. Das ist schwer herauszuf<strong>in</strong>den,<br />

aber das Hauptkriterium.“<br />

Arzt des Vertrauens<br />

Der <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong>er ist e<strong>in</strong> wichtiger<br />

Bauste<strong>in</strong>. Se<strong>in</strong> Rat ist oft wirksamer<br />

als der Druck des Umfeldes.<br />

„Meist stecken h<strong>in</strong>ter Süchten auch<br />

Schuldgefühle und Scham. Umso<br />

wichtiger ist es, Patienten möglichst<br />

wertfrei anzusprechen. Denn zum<br />

Beispiel die Frage ‚Wie viel tr<strong>in</strong>ken<br />

Sie denn?‘ impliziert, dass die Person<br />

schon mehr als genug konsumiert.<br />

,Tr<strong>in</strong>ken Sie Alkohol?‘ ist h<strong>in</strong>gegen<br />

die elegantere Fragestellung“, so der<br />

Gesundheitspsychologe. „Wenn der<br />

Hausarzt dem Patienten vorschlägt,<br />

das eigene Tr<strong>in</strong>kverhalten zu überdenken<br />

und es zum Beispiel zu protokollieren<br />

– wann und zu welcher Gelegenheit<br />

getrunken wird und ,dann<br />

schauen wir uns das geme<strong>in</strong>sam an‘<br />

– ist das e<strong>in</strong>e sehr niedrigschwellige<br />

Art, mit der Intervention zu beg<strong>in</strong>nen.<br />

Hier habe ich zum<strong>in</strong>dest die Möglichkeit,<br />

e<strong>in</strong> Umdenken zu erzielen.“<br />

Der Hausarzt genießt <strong>für</strong> gewöhnlich<br />

Vertrauen und Respekt und kann<br />

durch se<strong>in</strong>e Nähe zum Patienten<br />

Suchtprobleme schneller erkennen.<br />

Gleichzeitig hat er die besten An-<br />

18 KONGRESSJOURNAL <strong>Graz</strong>/25. November <strong>2022</strong>


KONG RESS<br />

JOURNAL<br />

knüpfungspunkte <strong>in</strong> der Hand. Bei<br />

sehr vielen Erkrankungen, die <strong>in</strong> der<br />

allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong>ischen Praxis behandelt<br />

werden, spielt Alkohol e<strong>in</strong>e<br />

Rolle, so z.B. bei alkohol<strong>in</strong>duzierten<br />

Schlafstörungen, Bluthochdruck<br />

oder kardiovaskulären Erkrankungen.<br />

„Hier lässt sich perfekt e<strong>in</strong>haken – sei<br />

es durch bereits aus der Suchtproblematik<br />

entstandene Erkrankungen<br />

oder durch Laborbefunde mit zum<br />

Beispiel erhöhten Cholester<strong>in</strong>- oder<br />

Leberwerten“, so der Experte. „Mit<br />

e<strong>in</strong>em konstruktiven Gespräch kann<br />

viel Motivationsarbeit geleistet werden<br />

– das ist bereits e<strong>in</strong> Teil der Behandlung,<br />

egal um welche Art von<br />

Sucht es sich handelt! Und mit der<br />

richtigen Gesprächstechnik ist das<br />

Thema <strong>in</strong> kurzer Zeit geklärt.“<br />

Suche und Sucht<br />

Die Sucht ist immer nur die Spitze<br />

des Eisberges. Darunter bef<strong>in</strong>den<br />

sich immer psychiatrische Erkrankungen<br />

wie Angst, Depressionen,<br />

Persönlichkeitsstörungen, Traumafolgestörungen<br />

oder Essstörungen.<br />

Umso wichtiger ist es, am Anfang<br />

eher kle<strong>in</strong>e Schritte zu setzen, um<br />

Betroffene nicht vor den Kopf zu<br />

stoßen. „Zuhören anstatt gleich von<br />

Lebensstilveränderungen sprechen“,<br />

empfiehlt der Gesundheitspsychologe.<br />

„Veränderungen überfordern<br />

Suchtpatienten massiv und erzeugen<br />

Angst. Viele wissen sehr wohl um ihre<br />

positive Bedeutung, aber sie bleiben<br />

lieber im Leid. Denn was sie hemmt,<br />

ist die Zuversicht, die sogenannte<br />

,Selbstwirksamkeitserwartung‘, etwas<br />

selbst verändern zu können. Daher<br />

geht es erst im zweiten Schritt darum,<br />

konkrete Hilfe anzubieten und<br />

betroffene Menschen an entsprechende<br />

Spezialisten weiterzuleiten.“<br />

Suchtmittel als Medikament<br />

Da Suchtmittel bei Betroffenen oft<br />

die Funktion e<strong>in</strong>es Medikamentes<br />

übernehmen, ist es wichtig, auch<br />

an der ursprünglichen psychiatrischen<br />

Erkrankung anzusetzen,<br />

um das Problem an der Wurzel zu<br />

packen. „Neben e<strong>in</strong>er möglichen<br />

pharmakologischen Behandlung,<br />

wie zum Beispiel bei Depressionen<br />

oder Angsterkrankungen, muss die<br />

Grunderkrankung behandelt werden,<br />

sonst s<strong>in</strong>d Rückfälle vorprogrammiert“,<br />

warnt Oliver Scheibenbogen.<br />

Er empfiehlt e<strong>in</strong>e Weiterleitung <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e spezielle Suchtambulanz oder<br />

zum auf Suchtthemen spezialisierten<br />

Facharzt <strong>für</strong> Psychiatrie, zum Psychologen<br />

oder Psychotherapeuten.<br />

Oliver Scheibenbogen: „Weil letztlich<br />

e<strong>in</strong>e Suchterkrankung e<strong>in</strong>e psychische<br />

Erkrankung ist, genauso wie Depressionen<br />

oder Angst. Spezialisten<br />

können schnell entscheiden, ob auch<br />

die körperliche Abhängigkeit so stark<br />

ist, dass mediz<strong>in</strong>ische Begleitung <strong>für</strong><br />

die Entzugsbehandlung und e<strong>in</strong> stationärer<br />

Aufenthalt notwendig s<strong>in</strong>d.“<br />

Abschließend verrät der Experte,<br />

wie man es schafft, Suchtpatienten<br />

zu motivieren, ohne selbst an ihrem<br />

Scheitern zu verzagen oder im Vorh<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />

anzunehmen, dass es s<strong>in</strong>nlos<br />

ist, ihn anzusprechen: „Me<strong>in</strong> Leitsatz<br />

ist: Die Situation schuldet den Versuch<br />

und nicht den Erfolg. Ich kann<br />

zufrieden se<strong>in</strong>, weil ich das Thema<br />

angesprochen und mir auch da<strong>für</strong> die<br />

zehn M<strong>in</strong>uten Zeit genommen habe.<br />

Die Zufriedenheit muss aber davon<br />

abgekoppelt se<strong>in</strong>, ob der Mensch <strong>in</strong><br />

der Lage gewesen ist, etwas zu verändern<br />

oder nicht. So brenne ich<br />

nicht aus und spreche Patienten<br />

ohne Vorurteile immer wieder an.“<br />

Die Sehnsucht nach e<strong>in</strong>em anderen Leben<br />

Dr. Oliver Scheibenbogen, Kl<strong>in</strong>ischer<br />

Psychologe & Gesundheitspsychologe, Wien<br />

<strong>Graz</strong>/25. November <strong>2022</strong> KONGRESSJOURNAL 19


KONG RESS<br />

JOURNAL<br />

Interview mit Humorbotschafter Werner Gruber<br />

Humor als Kraftquelle bei Krisen<br />

Anlässlich des <strong>52.</strong> <strong>Kongress</strong>es<br />

<strong>für</strong> <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong> <strong>Graz</strong><br />

erzählte Teamtra<strong>in</strong>er und<br />

Humorbotschafter Werner<br />

Gruber, warum Humor gerade<br />

<strong>in</strong> Krisenzeiten so wichtig ist.<br />

Was bewirkt Lachen? Warum ist<br />

Humor so wichtig?<br />

Lachen öffnet Türen, nimmt Ängste,<br />

erzeugt Sympathien und ermöglicht<br />

oft überraschend neue Lösungen.<br />

Humor ist e<strong>in</strong>e Strategie, um das<br />

private und berufliche Leben erfolgreicher<br />

und glücklicher zu gestalten.<br />

Kann uns Humor <strong>in</strong> Belastungssituationen<br />

helfen?<br />

Mit Humor kann man sehr gut<br />

Spannungen abbauen, persönlichen<br />

Seelen müll entsorgen und die<br />

Gefahr des „Ausbrennens“ verm<strong>in</strong>dern.<br />

Humor und Lachen haben e<strong>in</strong>e<br />

teamfördernde, stressm<strong>in</strong>dernde<br />

und konfliktlösende Wirkung und<br />

können das physische und psychische<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den enorm steigern.<br />

Und Humor ist e<strong>in</strong> fantastischer<br />

Beziehungsstifter. Mit e<strong>in</strong>er humorvollen<br />

Haltung können wir generell<br />

mit Belastungen, Ängsten und<br />

Konflikten besser umgehen. Gegen<br />

Humor und Lachen s<strong>in</strong>d Tragödien<br />

weitgehend machtlos.<br />

In e<strong>in</strong>em Salzburger Hospiz begleiten<br />

Sie Menschen <strong>in</strong> ihren letzten<br />

Stunden. Wie hilft Ihnen Humor <strong>in</strong><br />

diesen Extremsituationen?<br />

Ich b<strong>in</strong> fest davon überzeugt, dass<br />

nicht die Hoffnung, sondern der Humor<br />

zuletzt stirbt. In me<strong>in</strong>er langjährigen<br />

Hospizarbeit durfte ich oft die<br />

Erfahrung machen, welche immense<br />

Kraft Humor haben kann. Kaum<br />

woanders liegen Tragödie und Komödie<br />

näher beisammen als <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

E<strong>in</strong>richtung, <strong>in</strong> der schwerkranke<br />

Menschen ihre letzte Lebensphase<br />

verbr<strong>in</strong>gen. Zu den traurigsten Situationen<br />

und Momenten benötigt es<br />

unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>en Gegenpol. Humor<br />

kann e<strong>in</strong> Ventil und e<strong>in</strong>e Kraftquelle<br />

<strong>in</strong> der Trauer se<strong>in</strong>, um Unerträgliches<br />

aushalten zu können. Schon e<strong>in</strong> Lächeln<br />

kann bewirken, dass die Angst<br />

ihre Macht über uns verliert.<br />

Wie darf Humor im Gesundheitsberuf,<br />

<strong>in</strong> der Arbeit mit hilfesuchenden<br />

oder kranken Menschen se<strong>in</strong>?<br />

„Was die Seife <strong>für</strong> den Körper ist, ist<br />

das Lachen <strong>für</strong> die Seele“, heißt es<br />

so schön <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em jüdischen Sprichwort.<br />

Guter Humor ist viel mehr<br />

als Witz oder Komödie,<br />

Humor ist e<strong>in</strong>e Lebense<strong>in</strong>stellung!<br />

E<strong>in</strong>e humorvolle<br />

Begegnung kann<br />

helfen, Spannungen und<br />

Hierarchien abzubauen<br />

und schafft e<strong>in</strong> vertrauensvolles<br />

Mite<strong>in</strong> ander. Mit<br />

Humor kann man Distanz<br />

zu e<strong>in</strong>em Problem herstellen,<br />

e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Ausstieg<br />

aus dem Alltäglichen bieten,<br />

das erleichtert vieles.<br />

Kann man lernen, humorvoll<br />

zu se<strong>in</strong> und wie kann<br />

man Humor <strong>in</strong> sich selbst<br />

fördern?<br />

S<strong>in</strong>n <strong>für</strong> Humor hat jeder<br />

und die eigene Humorkompetenz<br />

lässt sich fördern<br />

und tra<strong>in</strong>ieren! Humor<br />

ist e<strong>in</strong>e effektive Handlungsmethode,<br />

die zielgerichtet<br />

und bewusst e<strong>in</strong>gesetzt werden<br />

kann. Humor ist e<strong>in</strong> Instrument,<br />

um Aufmerksamkeit und Sympathie<br />

zu bekommen, e<strong>in</strong>e Stimmungslage<br />

zu verändern oder Spannungen abzubauen.<br />

Wer dieses Tool <strong>für</strong> sich zu<br />

nutzen weiß, hat e<strong>in</strong>en klaren Vorteil,<br />

sei es <strong>in</strong> der Mitarbeiterführung, im<br />

Umgang mit Kollegen, Klienten oder<br />

Patienten, bei e<strong>in</strong>er Präsentation,<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Krisensituation oder beim<br />

Smalltalk. Jeder Mensch kann se<strong>in</strong>en<br />

persönlichen Humorstil entdecken<br />

sowie tra<strong>in</strong>ieren und lernen, ihn bewusst<br />

e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Die heilsame und stärkende Wirkung<br />

von Humor<br />

Werner Gruber, Humorbotschafter,<br />

Teamtra<strong>in</strong>er, Spiel- und Theaterpädagoge,<br />

Sozialwissenschaftler, im Leitungsteam<br />

des Raphael Hospizes, Salzburg<br />

20 KONGRESSJOURNAL <strong>Graz</strong>/25. November <strong>2022</strong>


KONG RESS<br />

JOURNAL<br />

Schätze aus der positiven Psychologie<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den und Lebenslust<br />

Dr. Kar<strong>in</strong> Klug gibt Denkansätze<br />

und Strategien <strong>für</strong> mehr Glück<br />

und Wohlbef<strong>in</strong>den im Alltag<br />

und präsentiert zudem bewährte<br />

Methoden aus der positiven<br />

Psychologie, wie man tatsächlich<br />

dorth<strong>in</strong> kommen kann.<br />

Menschen denken meist zu viel darüber<br />

nach, was <strong>in</strong> ihrem Leben alles<br />

nicht passt oder schief gehen könnte.<br />

Dabei wäre es viel dienlicher zu<br />

erkennen, was alles sie schon haben<br />

oder was ihnen schon gut gelungen<br />

ist. Dieser Denkansatz ist auch der<br />

Weg zu mehr Zufriedenheit und damit<br />

auch zum Glück, ist Kar<strong>in</strong> Klug<br />

überzeugt. „Positive Gedanken und<br />

Gefühle haben zahlreiche gute Auswirkungen<br />

auf Körper und Seele. Sie<br />

besänftigen und beruhigen uns und<br />

geben uns dabei gleichzeitig Energie<br />

und Motivation, fördern Kreativität<br />

und festigen Beziehungen.<br />

Außerdem steigern sie die Gesundheit,<br />

die Lebenserwartung sowie die<br />

Konzentration und Leistungsfähigkeit.”<br />

Die Kl<strong>in</strong>ische-, Gesundheitsund<br />

Arbeitspsycholog<strong>in</strong> stellt daher<br />

gezielt Fragen wie: „Was passt? Was<br />

macht Sie glücklich? Was hilft Ihnen<br />

dabei, e<strong>in</strong> erfülltes Leben zu führen?<br />

Was fördert Ihr persönliches Wohlbef<strong>in</strong>den?”<br />

M<strong>in</strong>d management<br />

Die positive Psychologie arbeitet<br />

mit verschiedenen Elementen und<br />

Techniken, um den „Glücksmuskel<br />

im Gehirn“ zu tra<strong>in</strong>ieren. Je öfter<br />

e<strong>in</strong> positiver Gedanke gedacht<br />

wird, desto leichter geht es von der<br />

Hand und desto schneller stellt sich<br />

die Wirkung e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> gutes m<strong>in</strong>d<br />

management ist daher wichtig, um<br />

rotierende und negative Gedanken<br />

<strong>in</strong> den Griff zu bekommen. Nach<br />

dem Motto „Glaube nicht alles, was<br />

du denkst!“ werden h<strong>in</strong>derliche Gedanken<br />

erkannt und h<strong>in</strong>terfragt. „Ich<br />

entscheide, welche Gedanken ich<br />

zulasse. Die Qualität me<strong>in</strong>er Gedanken<br />

bestimmt die Qualität me<strong>in</strong>es<br />

Lebens“, so Kar<strong>in</strong> Klug.<br />

Positiv zu Buche schlagen<br />

Als bewährtes Hilfsmittel eignet<br />

sich das Niederschreiben am Morgen.<br />

„Am besten zehn M<strong>in</strong>uten<br />

mit allen S<strong>in</strong>nen drauflosschreiben,<br />

ohne den Stift abzusetzen, e<strong>in</strong>fach<br />

was kommt – was sehe, höre,<br />

schmecke, rieche und spüre ich jetzt<br />

im Moment?”, erklärt Kar<strong>in</strong> Klug.<br />

Am Abend dient das Niederschreiben<br />

als positiver Tagesrückblick.<br />

Fragen wie „Was waren drei schöne<br />

Momente? Was hat mich glücklich<br />

gemacht, gefreut? Worauf war ich<br />

stolz? Was ist mir gelungen? Welchen<br />

Moment habe ich genossen?“,<br />

rücken den Fokus <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e positive<br />

Richtung. E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit,<br />

mehr Bewusstse<strong>in</strong> und Achtsamkeit<br />

zu erlangen, ist das „Wohlfühlbuch“,<br />

<strong>in</strong> dem man sich mit tiefgehenderen<br />

Lebensfragen ause<strong>in</strong>andersetzt.<br />

Aktive Wege zum Glück<br />

Um sich tatsächlich positiv zu fühlen,<br />

hilft es, sich gezielt Glücksmomente<br />

<strong>in</strong> den Alltag zu holen. Sei es e<strong>in</strong>en<br />

S<strong>in</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tätigkeit zu f<strong>in</strong>den, etwas<br />

Schönes e<strong>in</strong>zuplanen oder bewusst<br />

schöne Momente im Alltag<br />

zu genießen. Aber auch Dankbarkeit<br />

oder e<strong>in</strong> Lächeln erzeugen <strong>in</strong> uns positive<br />

Gefühle. Darum gilt es, so oft<br />

wie möglich se<strong>in</strong>e Erfolge zu feiern,<br />

sich zu belohnen und vor allem offen<br />

zu se<strong>in</strong> <strong>für</strong> Schönes, Unerwartetes<br />

und E<strong>in</strong>zigartiges. Daraus ergibt sich<br />

mit der Zeit oft e<strong>in</strong>e neue Sichtweise<br />

– die D<strong>in</strong>ge relativieren sich. „Man f<strong>in</strong>det<br />

wieder den S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Sache oder<br />

kann Unvollkommenheiten akzeptieren.<br />

Denn ,Zufriedenheit‘ heißt, es<br />

passt so, wie es ist“, br<strong>in</strong>gt Kar<strong>in</strong> Klug<br />

auf den Punkt.<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den und Lebenslust –<br />

Schätze aus der positiven Psychologie<br />

Dr. Kar<strong>in</strong> Klug, Kl<strong>in</strong>ische-, Gesundheitsund<br />

Arbeitspsycholog<strong>in</strong>, Praxis<br />

Psychologie und Lebensberatung, <strong>Graz</strong><br />

<strong>Graz</strong>/25. November <strong>2022</strong> KONGRESSJOURNAL 21


KONG RESS<br />

JOURNAL<br />

Junge <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong> Österreich (JAMÖ)<br />

Ausbildung braucht Netzwerk<br />

Die JAMÖ ist e<strong>in</strong> österreichweit<br />

tätiger, geme<strong>in</strong>nütziger Vere<strong>in</strong><br />

von Ärzten <strong>in</strong> Ausbildung und<br />

<strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong>ern bis fünf<br />

Jahre nach Abschluss der Ausbildung.<br />

Mit se<strong>in</strong>en rund 400<br />

Mitgliedern setzt sich der Vere<strong>in</strong><br />

stets <strong>für</strong> die Verbesserung der<br />

<strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong>ausbildung<br />

<strong>in</strong> Österreich e<strong>in</strong>.<br />

Gegründet wurde die Junge <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong><br />

Österreich (JAMÖ) im<br />

Jahr 2006 als Unterorganisation <strong>in</strong><br />

der ÖGAM (Österreichische Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong>). International<br />

gibt es <strong>in</strong> vielen Ländern<br />

ähnliche, junge Gruppierungen, die<br />

sich auch <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en Austausch und<br />

e<strong>in</strong>e Vernetzung e<strong>in</strong>setzen. „Die<br />

wichtigste Aufgabe ist, die Vernetzung<br />

der Mitglieder untere<strong>in</strong>ander<br />

voranzutreiben. Erst durch den <strong>in</strong>tensiven<br />

Austausch erkennt man,<br />

was gut oder schlecht läuft und<br />

kann das dann auch im eigenen<br />

Bereich gut umsetzen“, beschreibt<br />

Dr. Richard Brodnig, Obmann der<br />

JAMÖ und Arzt <strong>in</strong> Ausbildung <strong>für</strong><br />

<strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong> Wien.<br />

Österreichweite Unterschiede<br />

In Österreich gibt es sehr unterschiedliche<br />

Bed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> der Ausbildung<br />

– aufgrund der verschiedenen Träger,<br />

aber auch Interessen der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Bundesländer. E<strong>in</strong> Bundesländerwechsel<br />

während der Ausbildung ist<br />

dadurch sehr schwer. Zudem bedeutet<br />

e<strong>in</strong> Wechsel <strong>in</strong> die Lehrpraxis<br />

oftmals e<strong>in</strong>en enormen f<strong>in</strong>anziellen<br />

E<strong>in</strong>schnitt bis zur Hälfte des Monatsgehaltes.<br />

Da<strong>für</strong> ist die fachliche und<br />

<strong>in</strong>haltliche Betreuung <strong>in</strong> der Lehrpraxis<br />

landesweit durchaus positiv.<br />

Die JAMÖ begrüßt die lange überfällige<br />

Umsetzung e<strong>in</strong>es Facharztes<br />

<strong>für</strong> Allgeme<strong>in</strong>- und Familienmediz<strong>in</strong>.<br />

Richard Brodnig: „Gleichzeitig schauen<br />

wir auch, dass wir <strong>in</strong>ternationalen<br />

Austausch ermöglichen. Denn derzeit<br />

ist dies <strong>in</strong> der Ausbildung eigentlich<br />

nicht vorgesehen. Aber geme<strong>in</strong>sam<br />

mit der WONCA, der Weltorganisation<br />

<strong>für</strong> Allgeme<strong>in</strong>- und Familienmediz<strong>in</strong>,<br />

haben wir diese Möglichkeit geschaffen.“<br />

Je nach Land kann e<strong>in</strong> Teil<br />

der Ausbildung <strong>in</strong> ausländischen Ord<strong>in</strong>ationen<br />

oder Primärversorgungszentren<br />

absolviert werden.<br />

Durch die Corona-Pandemie wurde<br />

auch e<strong>in</strong> digitaler Austausch <strong>in</strong>itiiert.<br />

Beim JAMÖ-Update, das etwa<br />

e<strong>in</strong>mal im Monat onl<strong>in</strong>e stattf<strong>in</strong>det,<br />

gibt es e<strong>in</strong>e Stunde lang Neuigkeiten<br />

und Themen aus den Bundesländern.<br />

Zudem veranstaltet die<br />

JAMÖ alle zwei Monate e<strong>in</strong>en Qualitätszirkel,<br />

bei dem Fälle aus der<br />

Praxis vorgestellt und geme<strong>in</strong>sam<br />

diskutiert werden.<br />

Workshop beim STAFAM-<strong>Kongress</strong><br />

Beim <strong>Kongress</strong> <strong>in</strong> <strong>Graz</strong> gibt es<br />

heuer am Samstag Vormittag e<strong>in</strong>en<br />

JAMÖ-Workshop: „Shap<strong>in</strong>g the<br />

future“. Richard Brodnig: „Dabei wollen<br />

wir vor allem die Stimmung der<br />

Mitglieder zur Ausbildung ausloten.<br />

Mit dem neuen Facharzttitel hat die<br />

<strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong> e<strong>in</strong>e große Chance<br />

sich weiterzuentwickeln. Wir sammeln<br />

daher Ideen und E<strong>in</strong>drücke, um<br />

die Ausbildung s<strong>in</strong>nvoll und nachhaltig<br />

zu gestalten.“ Zudem wird im<br />

Workshop auch e<strong>in</strong>e Übersicht über<br />

die verschiedenen Optionen der Zusammenarbeit<br />

diskutiert: E<strong>in</strong>zelord<strong>in</strong>ation,<br />

Vertretungstätigkeit, Gruppenpraxis,<br />

Jobshar<strong>in</strong>g-Praxis – bis<br />

h<strong>in</strong> zu Primärversorgungse<strong>in</strong>heiten.<br />

Richard Brodnig: „Wir haben durch<br />

Corona bemerkt, dass der direkte<br />

Austausch und das Kennenlernen<br />

nur gut funktionieren, wenn man<br />

sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em persönlichen Rahmen<br />

trifft – wie beim <strong>Kongress</strong>. Außerdem<br />

ist <strong>für</strong> die fachliche, andauernde<br />

Weiterbildung der <strong>Kongress</strong><br />

unerlässlich.“<br />

22 KONGRESSJOURNAL <strong>Graz</strong>/25. November <strong>2022</strong><br />

Fachkurz<strong>in</strong>formationen Seite 26


INFORMATIONSKAMPAGNE FÜR PATIENTEN<br />

E<strong>in</strong>e im August <strong>2022</strong> von der Österreichischen Lungenunion <strong>in</strong> Auftrag gegebene Umfrage zeigt,<br />

dass die Bevölkerung <strong>in</strong> Österreich unsicher ist, welche Personen e<strong>in</strong> erhöhtes Risiko <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en<br />

schweren Verlauf bei e<strong>in</strong>er COVID-19-Infektion haben. Hohe<br />

ALLE<br />

Unwissenheit<br />

INFOS<br />

gibt es bei den Befragten<br />

auch darüber, dass spezielle zielgerichtete antivirale COVID-19-Therapien zur Verfügung stehen.<br />

Wichtig <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e gute Wirksamkeit ist der möglichst frühe Behandlungsbeg<strong>in</strong>n. E<strong>in</strong>e groß angelegte<br />

Awareness-Kampagne der Österreichischen Lungenunion soll hier gezielt aufklären.<br />

Weitere Infos: lungenunion.at/covid-19-therapien


KONG RESS<br />

JOURNAL<br />

Rund um den <strong>Kongress</strong><br />

Gut zu wissen!<br />

<strong>Kongress</strong>taschen: Nachhaltigkeit und Müllvermeidung<br />

Die Steirische Akademie <strong>für</strong> <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong> geht auch <strong>in</strong> der Bereitstellung<br />

von <strong>Kongress</strong>taschen neue und nachhaltige Wege. Mit Unterstützung<br />

von Sponsoren wurde e<strong>in</strong>e Kooperation mit e<strong>in</strong>em von der<br />

Bevölkerung der Marktgeme<strong>in</strong>de Passail <strong>in</strong> der Oststeiermark<br />

<strong>in</strong>s Leben gerufenen Projekt zur Unterstützung von Asylwerber<strong>in</strong>nen<br />

und Asylwerbern begonnen.<br />

Das Projekt „Mite<strong>in</strong>and im Almenland“ bietet Frauen und<br />

Männern aus mehr als zehn Nationen die Möglichkeit, aus<br />

Stoffresten, Möbel- und Vorhangstoffen auf gespendeten, alten<br />

Nähmasch<strong>in</strong>en Taschen herzustellen, die <strong>in</strong> Passailer Geschäften<br />

zum Verkauf angeboten werden.<br />

Für die Steirische Akademie <strong>für</strong> <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong> hat die Initiative<br />

bereits im Vorjahr Laptoptaschen als Umhängetaschen geschneidert<br />

(die Taschen wurden wegen der <strong>Kongress</strong>absage an die angemeldeten<br />

Teilnehmer versandt). Jede Tasche ist e<strong>in</strong> Unikat sowie e<strong>in</strong> schönes Symbol <strong>für</strong><br />

umfassende Nachhaltigkeit: ke<strong>in</strong> Kunststoff <strong>für</strong> die Taschen, ke<strong>in</strong> Verpackungsmüll,<br />

ke<strong>in</strong> aufwändiger Transport, Nutzung wertvoller Ressourcen und s<strong>in</strong>nvolle<br />

Tätigkeit <strong>für</strong> Menschen, die mit dieser Arbeit e<strong>in</strong>e Beschäftigung erhalten.<br />

Jeder <strong>Kongress</strong>tasche beigelegt s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Notizblock, der nach den Kriterien des<br />

Österreichischen Umweltzeichens produziert wurde, sowie Touch-Pens mit<br />

Kugelschreiber aus Recycl<strong>in</strong>g-Papier.<br />

Nähere Informationen zum Projekt „Mite<strong>in</strong>and im Almenland“ und Onl<strong>in</strong>eshop:<br />

www.passail.at/de/gesundheit-soziales/soziales/fluechtl<strong>in</strong>gsquartiere/verkauf-taschen<br />

Ihre Mithilfe ist gefragt! Unterstützen Sie den<br />

<strong>Kongress</strong> <strong>für</strong> <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong> mit Ihrer Nachhaltigkeit!<br />

Die STAFAM hat bei der <strong>Kongress</strong>organisation <strong>in</strong> sämtlichen Punkten darauf geachtet, umwelt- und<br />

ressourcenschonend vorzugehen. Damit der Nachhaltigkeitsgedanke tatsächlich erfolgreich umgesetzt<br />

werden kann, ist jeder e<strong>in</strong>zelne Teilnehmer gefragt.<br />

Helfen Sie mit! Auch Sie können den Plastik- und Papierverbrauch<br />

reduzieren und Müll vermeiden. Verzichten Sie zum Beispiel auf PET-<br />

Flaschen und br<strong>in</strong>gen Sie e<strong>in</strong>fach Ihre eigene Flasche mit - das <strong>Graz</strong>er<br />

Leitungswasser ist erfrischend und kostenlos!<br />

Nutzen Sie die öffentlichen Verkehrsmittel <strong>in</strong> <strong>Graz</strong> und br<strong>in</strong>gen Sie das<br />

Ticket der <strong>Graz</strong>er Verkehrsbetriebe <strong>in</strong>s <strong>Kongress</strong>büro – Sie bekommen<br />

sogar Ihr Geld zurück!<br />

24 KONGRESSJOURNAL <strong>Graz</strong>/25. November <strong>2022</strong>


FACHKURZINFORMATIONEN<br />

KONG RESS<br />

JOURNAL<br />

<strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong>kongress digital<br />

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, am <strong>52.</strong> <strong>Kongress</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong> auch onl<strong>in</strong>e teilzunehmen. Sollten<br />

Sie zum Beispiel nicht an allen Tagen <strong>in</strong> <strong>Graz</strong> anwesend<br />

se<strong>in</strong>, können Sie sich per Livestream von überall<br />

aus dazu schalten. Wenn Sie im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> Vorträge<br />

ansehen wollen, können Sie das <strong>in</strong> der „<strong>Kongress</strong>-<br />

Nachschau“ auf www.digital.stafam.at. Sämtliche<br />

Videoaufzeichnungen der letzten Jahre werden dort<br />

zur Verfügung gestellt. Kurz nach dem <strong>Kongress</strong> s<strong>in</strong>d<br />

auch die diesjährigen Vorträge <strong>für</strong> Ärzte sowie <strong>für</strong> das<br />

mediz<strong>in</strong>ische Personal mit Bild, Ton und Powerpo<strong>in</strong>t-<br />

Präsentation abrufbar. Die Steirische Akademie <strong>für</strong> <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong> hat als akkreditierter Veranstalter<br />

die Vorträge des <strong>Kongress</strong>es <strong>für</strong> <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong> <strong>für</strong> das Diplom-Fortbildungs-Programm approbiert.<br />

Das Bezugsfach der DFP-Punkte ist die <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong>, anrechenbar s<strong>in</strong>d diese DFP-Punkte <strong>für</strong> alle<br />

Fachgruppen.<br />

Digitale Serviceleistungen im Überblick:<br />

• Tagesaktuelle Informationen werden auf Plakaten präsentiert und können mittels QR-Code auf<br />

das Smartphone übernommen werden. Auch das Onl<strong>in</strong>e-<strong>Kongress</strong>programm ist abrufbar auf<br />

www.stafam.at/kongress/programm.<br />

• Livestream und <strong>Kongress</strong>-Nachschau<br />

• Sem<strong>in</strong>arunterlagen stehen den Teilnehmern bis März 2023 onl<strong>in</strong>e zur Verfügung.<br />

• Übertragung Ihrer Diplomfortbildungspunkte der Präsenz- und Livestream-Veranstaltung auf<br />

das jeweilige „me<strong>in</strong>dfp Fortbildungskonto“<br />

• Videoarchiv der <strong>Kongress</strong>vorträge der letzten Jahre (2018 und 2019 noch mit DFP)<br />

Jardiance 10 mg Filmtabletten Jardiance 25 mg Filmtabletten Qualitative und Quantitative Zusammensetzung: Jardiance 10 mg Filmtabletten<br />

Jede Tablette enthält 10 mg Empaglifloz<strong>in</strong>. Sonstige Bestandteile mit bekannter Wirkung Jede Tablette enthält Lactose-Monohydrat entsprechend<br />

154,3 mg Lactose. Jardiance 25 mg Filmtabletten Jede Tablette enthält 25 mg Empaglifloz<strong>in</strong>. Sonstige Bestandteile mit bekannter Wirkung Jede Tablette<br />

enthält Lactose-Monohydrat entsprechend 107,4 mg Lactose. Pharmakotherapeutische Gruppe: Antidiabetika, Natrium-Glucose-Cotransporter-2<br />

(SGLT-2)-Hemmer, ATC Code: A10BK03 Liste der sonstigen Bestandteile Tablettenkern: Lactose-Monohydrat, Mikrokristall<strong>in</strong>e Cellulose, Hyprolose, Croscarmellose-Natrium,<br />

Hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat Tablettenüberzug: Hypromellose, Titandioxid (E171), Talkum, Macrogol (400), Eisen(III)-hydroxidoxid<br />

x H 2<br />

O (E172) Anwendungsgebiete Typ-2-Diabetes mellitus Jardiance wird zur Behandlung von Erwachsenen mit nicht ausreichend<br />

behandeltem Typ2-Diabetes mellitus als Ergänzung zu Diät und Bewegung angewendet als Monotherapie, wenn Metform<strong>in</strong> aufgrund e<strong>in</strong>er Unverträglichkeit<br />

als ungeeignet erachtet wird zusätzlich zu anderen Arzneimitteln zur Behandlung von Diabetes Zu Studienergebnissen im H<strong>in</strong>blick auf Komb<strong>in</strong>ationen,<br />

die Wirkung auf Blutzuckerkontrolle und kardiovaskuläre Ereignisse sowie die untersuchten Populationen siehe Fach<strong>in</strong>formation. Herz<strong>in</strong>suffizienz Jardiance<br />

wird zur Behandlung von Erwachsenen mit symptomatischer, chronischer Herz<strong>in</strong>suffizienz angewendet. Gegenanzeigen Überempf<strong>in</strong>dlichkeit gegen<br />

den Wirkstoff oder e<strong>in</strong>en der genannten sonstigen Bestandteile. Inhaber der Zulassung Boehr<strong>in</strong>ger Ingelheim International GmbH, B<strong>in</strong>ger Str. 173,<br />

55216 Ingelheim am Rhe<strong>in</strong>, Deutschland Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht Rp, apothekenpflichtig Weitere Angaben zu Warnh<strong>in</strong>weisen und<br />

Vorsichtsmaßnahmen <strong>für</strong> die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln und Nebenwirkungen s<strong>in</strong>d der veröffentlichten Fach<strong>in</strong>formation<br />

zu entnehmen. Zusätzliche mediz<strong>in</strong>ische Informationen erhalten Sie telefonisch unter 01/80105-7870 bzw. per e-Mail unter MEDmedical<strong>in</strong>formation.<br />

AT@boehr<strong>in</strong>ger-<strong>in</strong>gelheim.com Stand der Fachkurz<strong>in</strong>formation: März <strong>2022</strong><br />

Dieses Arzneimittel unterliegt e<strong>in</strong>er zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht e<strong>in</strong>e schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit.<br />

Angehörige von Gesundheitsberufen s<strong>in</strong>d aufgefordert, jeden Verdachtsfall e<strong>in</strong>er Nebenwirkung zu melden. H<strong>in</strong>weise zur Meldung von Nebenwirkungen,<br />

siehe Abschnitt 4.8 der Fach<strong>in</strong>formation. Paxlovid 150 mg + 100 mg Filmtabletten Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede p<strong>in</strong>kfarbene<br />

Filmtablette enthält 150 mg PF07321332. Jede weiße Filmtablette enthält 100 mg Ritonavir. Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: Jede<br />

p<strong>in</strong>kfarbene 150 mg Filmtablette mit PF-07321332 enthält 176 mg Lactose. Liste der sonstigen Bestandteile: PF-07321332 Filmtablette Tablettenkern:<br />

mikrokristall<strong>in</strong>e Cellulose, LactoseMonohydrat, Croscarmellose-Natrium, kolloidales Siliciumdioxid, Natriumstearylfumarat. PF-07321332 Filmtablette<br />

Filmüberzug: Hypromellose (E 464), Titandioxid (E 171), Macrogol (E 1521), Eisen(III)-oxid (E 172). Ritonavir Filmtablette Tablettenkern: Copovidon,<br />

Sorbitanlaurat, hochdisperses Siliciumdioxid (E 551), Calciumhydrogenphosphat, Natriumstearylfumarat. Ritonavir Filmtablette Filmüberzug: Hypromellose<br />

(E 464), Titandioxid (E 171), Macrogol (E 1521), Hyprolose (E 463), Talkum (E 553b), hochdisperses Siliciumdioxid (E 551), Polysorbat 80 (E 433).<br />

Anwendungsgebiete: Paxlovid wird angewendet zur Behandlung e<strong>in</strong>er Coronavirus-Krankheit 2019 (COVID‐19) bei Erwachsenen, die ke<strong>in</strong>e zusätzliche<br />

Sauerstoffzufuhr benötigen und e<strong>in</strong> erhöhtes Risiko haben, e<strong>in</strong>en schweren COVID-19-Verlauf zu entwickeln. Gegenanzeigen: Überempf<strong>in</strong>dlichkeit<br />

gegen die Wirkstoffe oder e<strong>in</strong>en der <strong>in</strong> Abschnitt 6.1 der Fach<strong>in</strong>formation genannten sonstigen Bestandteile. Gleichzeitige Anwendung von Arzneimitteln<br />

mit stark CYP3A-abhängiger Clearance. Gleichzeitige Anwendung starker CYP3A-Induktoren. Pharmakotherapeutische Gruppe: {Gruppe}. ATC-Code:<br />

noch nicht zugewiesen. Inhaber der Zulassung: Pfizer Europe MA EEIG, Boulevard de la Pla<strong>in</strong>e 17, 1050 Brüssel, Belgien. Stand der Information: Oktober<br />

<strong>2022</strong>. Rezeptpflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Angaben zu besonderen Warnh<strong>in</strong>weisen und Vorsichtsmaßnahmen<br />

<strong>für</strong> die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit<br />

und Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fach<strong>in</strong>formation.<br />

<strong>Graz</strong>/25. November <strong>2022</strong> KONGRESSJOURNAL 25


KONG RESS<br />

JOURNAL<br />

Vorsorgeprogramm <strong>in</strong> der Steiermark<br />

Niere.schützen 2.0<br />

Im Jänner 2021 startete das<br />

Projekt „niere.schützen 2.0“.<br />

Die primären Projektziele s<strong>in</strong>d,<br />

die Attraktivität des steirischen<br />

Vorsorgeprogrammes „niere.<br />

schützen“ zu steigern und die<br />

Häufigkeit von chronischer<br />

Nierenerkrankung bei 40- bis<br />

65-Jährigen mit vorliegenden<br />

Risikofaktoren abzuschätzen.<br />

E<strong>in</strong>e Verschlechterung der Nierenfunktion<br />

bleibt oftmals lange Zeit<br />

unbemerkt und ohne Symptome.<br />

Meist machen sich erste Anzeichen<br />

erst bemerkbar, wenn die Nieren<br />

ihre Funktion fast vollkommen e<strong>in</strong>gestellt<br />

haben und der Krankheitsverlauf<br />

nicht mehr bee<strong>in</strong>flussbar ist.<br />

Daher ist das rechtzeitige Erkennen<br />

von Risikopatienten <strong>in</strong> der Hausarztpraxis<br />

wichtig, um rasch präventive<br />

Maßnahmen zu starten.<br />

In der Steiermark wurde daher das<br />

Vorsorgeuntersuchungsprogramm<br />

„niere.schützen“ implementiert. Ziel<br />

war es, chronische Nierenerkrankung<br />

(CKD – chronical kidney disease)<br />

frühzeitig zu erkennen, um die mediz<strong>in</strong>ische<br />

Versorgung zu verbessern.<br />

Wichtiges Screen<strong>in</strong>g<br />

Das Risiko e<strong>in</strong>er chronischen Nierenerkrankung<br />

ist bei gewissen Personengruppen<br />

erhöht. Betroffen<br />

s<strong>in</strong>d vor allem Menschen zwischen<br />

40 und 65 Jahren mit Diabetes,<br />

Bluthochdruck, Adipositas, Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen und familiären<br />

Fällen von Nierenerkrankungen.<br />

Durch e<strong>in</strong>fache Laborbestimmungen<br />

im Blut (Kreat<strong>in</strong><strong>in</strong> im Serum und<br />

Berechnung der glomerulären Filtrationsrate)<br />

und im Harn (Album<strong>in</strong>/<br />

Kreat<strong>in</strong><strong>in</strong>-Quotient) kann bei Personen<br />

mit Risikofaktoren festgestellt<br />

werden, ob die Nierenfunktion noch<br />

<strong>in</strong> Ordnung ist. E<strong>in</strong>e konsequente<br />

Therapie kann das Fortschreiten der<br />

Nierenfunktionsstörung verzögern<br />

oder sogar zum Stillstand br<strong>in</strong>gen.<br />

Zudem kann damit auch das Risiko<br />

<strong>für</strong> andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

positiv bee<strong>in</strong>flusst werden.<br />

Für das Programm wurde neben<br />

der Def<strong>in</strong>ition der Risikogruppen <strong>für</strong><br />

die Screen<strong>in</strong>guntersuchungen e<strong>in</strong><br />

abgestuftes Überweisungsschema<br />

entwickelt, das als Pfad <strong>für</strong> die weitere<br />

Betreuung <strong>in</strong> Abhängigkeit von<br />

den Untersuchungsergebnissen zu<br />

verstehen ist. Die Gesamtbetreuung<br />

bleibt <strong>in</strong> allen Stadien bei der<br />

Hausärzt<strong>in</strong> bzw. dem Hausarzt. Bei<br />

Bedarf wird e<strong>in</strong>e weitere Abklärung<br />

durch Spezialisten an nephrologischen<br />

Zentren durchgeführt.<br />

Neustart des Projektes<br />

Im Jänner 2021 startete das dreijährige<br />

Projekt „niere.schützen 2.0“.<br />

Das bislang existierende Programm<br />

wurde evaluiert. Bei e<strong>in</strong>er Befragung<br />

ergab sich, dass das Projekt zwar<br />

hochrelevant ist und auch e<strong>in</strong>e Verbesserung<br />

der Versorgungsqualität<br />

<strong>in</strong> der Hausarztpraxis darstellt. Aber<br />

die Probleme waren die Bürokratie,<br />

der Zeitaufwand, fehlende Honorierung<br />

der Erhebung und auch fehlende<br />

Verfügbarkeit von Spezialisten<br />

<strong>für</strong> e<strong>in</strong> Feedback.<br />

Im Fokus von „niere.schützen 2.0“<br />

steht weiterh<strong>in</strong> die Früherkennung<br />

der chronischen Nierenerkrankungen<br />

bei 40- bis 65-Jährigen mit<br />

vorliegenden Risikofaktoren im Mittelpunkt.<br />

E<strong>in</strong> eigens entwickeltes<br />

Kontrollschema soll dies erleichtern.<br />

Für bessere Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

soll auch e<strong>in</strong>e neue Vergütung, die<br />

kostenlose Album<strong>in</strong>-Kreat<strong>in</strong><strong>in</strong>-Ratio<br />

(ACR)-Bestimmung bei allen Laborpartnern<br />

<strong>in</strong> der Steiermark und die<br />

Möglichkeit e<strong>in</strong>er Hotl<strong>in</strong>e zur Besprechung<br />

von Patienten dienen. Auch<br />

die Überweisung von Patienten <strong>in</strong><br />

die neu e<strong>in</strong>gerichtete Progressionsambulanz<br />

am LHK-Univ.-Kl<strong>in</strong>ikum<br />

<strong>Graz</strong> soll vere<strong>in</strong>facht werden.<br />

niere.schützen 2.0 (Sem<strong>in</strong>ar Ärzte)<br />

Univ.-Ass. Dr. Stephanie Poggenburg,<br />

Ärzt<strong>in</strong> <strong>für</strong> <strong>Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong></strong>, Vorstandsmitglied<br />

der STAFAM, Hart bei <strong>Graz</strong><br />

Univ.-FÄ Dr. Astrid Mauric,<br />

Kl<strong>in</strong>. Abt. <strong>für</strong> Nephrologie, Univ.-Kl<strong>in</strong>ik <strong>für</strong><br />

Innere Mediz<strong>in</strong>, Med. Universität <strong>Graz</strong><br />

26 KONGRESSJOURNAL <strong>Graz</strong>/25. November <strong>2022</strong>


Typ-2-Diabetes<br />

DIE KRAFT MEHR<br />

ZU ERREICHEN<br />

Jardiance ® ist der e<strong>in</strong>zige SGLT2i<br />

mit signifikanter Reduktion des<br />

CV Todes bei T2D 1,3<br />

38 %<br />

RRR FÜR<br />

CV TOD 1,2*<br />

*Erwachsene Patienten mit nicht ausreichend behandeltem<br />

Typ-2-Diabetes und bestehender kardiovaskularer Erkrankung. 1<br />

RRR: relative Risikoreduktion<br />

1) JARDIANCE Fach<strong>in</strong>formation, Stand Juli <strong>2022</strong>. 2) Z<strong>in</strong>man B et al,<br />

N Engl J Med 2015;373:2117-2128. 3) ÖDG, Antihyperglykämische<br />

Therapie 2021 (Powerpo<strong>in</strong>t), Version 1.1, 03.02.2021, www.oedg.at<br />

4) JARDIANCE® 10mg: Erstattungskodex, Stand September <strong>2022</strong><br />

AT/JAR/0922/PC-AT-103520<br />

Fachkurz<strong>in</strong>formationen Seite 25<br />

AT/JAR/0922/PC-AT-103520_220914_Hochformat_A4 .<strong>in</strong>dd 1 22.09.22 11:24

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