22 Freizeit Tipps © diaphanes Kurse bei Movendo: Der frühe Vogel fängt den Wurm Umgang mit Stress in Beruf und Alltag, Basiswissen Schlaf, Vorbereitung auf die Pensionierung, Word und Excel für Einsteiger:innen, Körper sprache lesen: Alle diese spannenden und nützlichen Kurse finden Anfang des Jahres bei Movendo, dem Bildungsinstitut der Gewerk schaften, statt. Und: Alle diese Kurse sind bereits belegt und höchstens noch über die Warteliste zugänglich. Gerade jetzt, wo das Jahres programm 2023 herausgekommen ist, lohnt es sich, das Programm durchzustudieren und sich für interessante Kurse schon anzumelden. «Der Arbeitsmarkt, mein Lebenslauf und ich», so der Titel des Kurses am 20. März 23. Er findet ganztägig in Bern statt, und Movendo gibt dazu die folgende Beschreibung: «Der Arbeitsmarkt verändert sich immer schneller. Viele Berufe gibt es nicht mehr, neue kommen laufend hinzu. Damit steigen auch die Anforderungen an die Arbeitnehmenden. Wir befassen uns mit der Arbeitsmarktfähigkeit der Teilnehmenden, mit ihren Bildungsmöglichkeiten, und wir erarbeiten kreative Ideen für die Suche nach einer neuen Stelle.» Gibt es ein besseres Gefühl, als für alle Fälle (oder auch für einen sehr konkreten Fall) einen aufdatierten, ansprechenden, fixfertigen Lebenslauf in der digitalen Schublade zu haben? Für alle Mitglieder kostenlos inkl. Verpflegung, für alle andern Interessierten 410 Franken, Verpflegung zuzügl. 50 Franken. (Red.) «Unrueh» © Filmcoopi Mit Anarchismus verbinden die meisten Menschen vor allem eines: Lärm, Protest, Widerstand. Nicht so im Film von Cyril Schäublin («Dene wos guet geit»). Er erzählt in ruhigen Bildern die Geschichte der jurassischen Uhrmacher:innen Ende des 19. Jahrhun derts, die den Anarchisten Piotr Kropotkin entscheiden prägen sollten. Ganz im Geiste des Anarchismus folgt der Film einer dezentralen Erzählweise: Es gibt keine eigentliche Handlung und die Figuren halten sich meist an den Bildrändern auf. Obwohl ein Historienfilm, ist die Thematik an Aktualität kaum zu überbieten. Wer kann sich nicht mit den Uhrmacher:innen identifizieren, deren Produktivität von ihren Vorgesetzten mit der Stopp uhr gemessen wird? Die leise Kapitalismuskritik in Form von tickenden Uhren durchzieht den gesamten Film. So geht die Uhr in der Uhrenfabrik immer 8 Minuten vor, was als Metapher auf das ungebremste Wirtschaftswachstum interpretiert werden kann. Solidarität untereinander, selbst mit Anarchist:innen aus anderen Weltregionen, durchbricht den eintönigen Alltag in der Uhrenfabrik und hält die Bewegung zusammen. Der Film lässt durch die entschleunigte Erzählweise den eigenen Gedanken viel Platz. Obwohl geradezu experimentell, fliesst alles zu einem grossen Ganzen zusammen. «Unrueh» ist Anarchismus in seiner reinsten Form zu einer Zeit des technologischen Fortschritts, als Träume von einer besseren, ganz anderen Welt noch möglich schienen. Catalina Gajardo Eine neue Schweiz Wir haben es vielleicht spät bemerkt, aber die Schweiz hat sich definitiv verändert. Die Unterscheidung in Schweizerinnen und Ausländer existiert nur noch für Populisten, Traditionalisten, leider auch für das Ausländerrecht und teilweise den Arbeitsmarkt. Demografischen Daten zufolge haben 40 Prozent der Personen, die dauerhaft in der Schweiz leben, eine Migrationsgeschichte. Bei den Kindern sind es über 50 Prozent. Zweifelsohne gibt es neue Herausforderungen zu bewältigen, auch wenn diese Vielfalt grundsätzlich eine Bereicherung und sicher kein Problem ist, wie das Institut Neue Schweiz (INES) seit längerem immer wieder sagt. INES, dem einige der brillantesten Köpfe der antirassistischen und postkolonialen Schweiz angehören, hat jetzt das Handbuch Neue Schweiz herausgegeben – eine Orientierungshilfe in unserer komplexen, postmigrantischen Gesellschaft. Migration wird hier als Prozess gesehen, der erheblich zur Gestaltung der Gesellschaft beiträgt. Das Handbuch befasst sich intensiv mit dem Diskurs und liefert historische Schlüssel. Daneben enthält es bewegende poetische Beiträge, starke Stimmen der Schwarzen Schweiz und eine Vielfalt von Bildern. Die Aktivist:innen von INES haben Recht: die neue Schweiz ist bereits da. Wir müssen nur noch den systemischen Rassismus überwinden, der unsere Gesellschaft prägt. Mattia Lento Das ganze Jahresprogramm 2023: Movendo.ch «Unrueh» läuft jetzt in den Schweizer Programmkinos. INES Institut Neue Schweiz (Hg.): Handbuch Neue Schweiz, 384 Seiten, ca. 40 Fr.
1000 Worte Ruedi Widmer 23