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syndicom magazin Nr. 32

Das syndicom-Magazin bietet Informationen aus Gewerkschaft und Politik: Die Zeitschrift beleuchtet Hintergründe, ordnet ein und hat auch Platz für Kultur und Unterhaltendes. Das Magazin pflegt den Dialog über Social Media und informiert über die wichtigsten Dienstleistungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote der Gewerkschaft und nahestehender Organisationen.

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«Es gibt nicht viele Lösungen für<br />

das Finanz problem der AHV.<br />

Für uns ist der Einsatz von SNB-Gewinnen<br />

besonders effizient – und gerecht.»<br />

19<br />

Sarah Wyss, Nationalrätin Basel-Stadt (SP) und aktiv im<br />

Komitee für die Nationalbank-Initiative<br />

Bund fliesst, sind ein Drittel für den<br />

ordentlichen und zwei Drittel für<br />

den ausserordentlichen Haushalt<br />

bestimmt. Dieser Anteil dient derzeit<br />

allein dem Schuldenabbau.<br />

Was keine gute Idee ist! Denn<br />

die Verschuldung der Schweiz ist<br />

bereits sehr tief. Es macht keinen<br />

Sinn, die Schulden mit den zusätzlichen<br />

Erträgen der SNB abzubauen.<br />

Viel sinnvoller wäre es, dieses Geld<br />

in die erste Säule zu investieren, da<br />

dies konkret der gesamten Bevölkerung<br />

zugutekäme. Deshalb bin ich<br />

der Meinung, dass diese Initiative<br />

vor dem Volk bestehen könnte.<br />

Laut Umfragen wäre tatsächlich<br />

eine Mehrheit in der Schweiz für<br />

eine Ausschüttung an die AHV.<br />

Wie ist das zu erklären?<br />

In der Diskussion um die AHV21<br />

hat sich klar gezeigt, dass die<br />

Schweiz bis 2035 eine neue AHV-<br />

Reform braucht. Wir sind mit einer<br />

ausser gewöhnlichen Situation konfrontiert,<br />

und wir müssen uns mit<br />

der langfristigen finanziellen Gesundheit<br />

der AHV beschäftigen.<br />

Dieser Gedanke wird von der<br />

Bevölkerung heute akzeptiert: Alle<br />

sind sich bewusst, dass eine zusätzliche<br />

Finanzierung gefunden werden<br />

muss. Die Parlamentsmehrheit<br />

will aber, dass die Überschüsse der<br />

SNB zur Reduktion der öffentlichen<br />

Verschuldung verwendet werden.<br />

Wie gesagt halte ich dies nicht für<br />

eine gute Idee. Dieses Geld in die<br />

erste Säule zu investieren, käme<br />

hingegen der gesamten Bevölkerung<br />

zugute.<br />

Es werden auch andere Lösungen<br />

vorgeschlagen, etwa die Erhöhung<br />

des Rentenalters …<br />

Eines ist sicher: Die Finanzierung<br />

der AHV muss innert rund zehn Jahren<br />

gestärkt werden. Es gibt nicht<br />

viele Lösungen. Mit der jüngsten<br />

Abstimmung über die AHV21 wurde<br />

das Frauenrentenalter von 64 auf<br />

65 Jahre angehoben. Das knappe<br />

Ergebnis zeigt aber, dass eine weitere<br />

Rentenaltererhöhung es vor dem<br />

Volk nicht leicht haben wird. Eine<br />

andere Lösung wäre die Erhöhung<br />

der Lohnabzüge. Wichtig ist, dass<br />

wir einen Vorschlag – in Form einer<br />

Volksinitiative – auf dem Tisch haben,<br />

wenn die Zeit für eine Debatte<br />

über dieses Thema gekommen ist.<br />

Die Jungfreisinnigen haben<br />

eine Volksinitiative eingereicht, welche<br />

die schrittweise Anhebung des<br />

Rentenalters von Männern und<br />

Frauen auf 66 Jahre verlangt. Das<br />

wird die erste Säule schwächen. Zudem<br />

lassen sich bereits heute viele<br />

vorzeitig pensionieren. Die Leidtragenden<br />

einer Rentenaltererhöhung<br />

sind deshalb Personen mit tiefen<br />

Einkommen, die sich keine Frühpensionierung<br />

leisten können.<br />

Unsere Lösung mit den SNB-Gewinnen<br />

scheint mir geeigneter. Aus<br />

unserer Sicht ist klar, dass wir die<br />

Renten stärken und nicht das Rentenalter<br />

erhöhen müssen.<br />

Die Gegner sagen, es sei gefährlich,<br />

die AHV mit den SNB-Gewinnen zu<br />

verknüpfen, da die erste Säule damit<br />

von der Schweizer Geldpolitik abhängen<br />

würde. Was sagen Sie dazu?<br />

Ich verstehe dieses Argument nicht<br />

ganz. Der Initiativtext ist moderat,<br />

er betrifft die Geldpolitik nicht –<br />

und lässt den Kantonsanteil von vier<br />

Milliarden jährlich unangetastet.<br />

Es scheint mir normal, dass<br />

der Bund entscheiden kann, was er<br />

mit den 2 Milliarden macht, die er<br />

von der SNB erhält. Das hat keinerlei<br />

Zusammen hang mit der Politik<br />

der Nationalbank. Heute dienen<br />

diese Mittel dazu, die öffentliche<br />

Verschuldung abzubauen. Sie könnten<br />

genauso gut für die AHV verwendet<br />

werden.<br />

Sonst wäre es auch problematisch,<br />

die Kantonshaushalte mit den<br />

Gewinnen der SNB zu finanzieren.<br />

Das hat aber noch nie jemanden<br />

gekümmert.<br />

Aus meiner Sicht besteht nur<br />

dann ein Problem, wenn die SNB<br />

wie in diesem Jahr keine Gewinne<br />

ausschütten kann. Aber frühere<br />

Durchschnittswerte und die Zukunftsaussichten<br />

zeigen, dass dies<br />

nur in aussergewöhnlichen Jahren<br />

der Fall sein wird.<br />

Wir haben von der Finanzierung<br />

gesprochen. Ein anderes grosses<br />

Problem sind aber die Altersrenten.<br />

Auch hier hat die Linke bereits eine<br />

Volksinitiative lanciert – für die<br />

13. AHV-Rente –, die zustande gekommen<br />

ist. Ist es wichtig, an zwei<br />

Fronten zu handeln?<br />

Für die Linke ist es sehr wichtig, an<br />

zwei Fronten – Finanzierung und<br />

Rentenerhöhung – zu handeln und<br />

unsere Lösungen für die wichtigste<br />

Sozialversicherung der Schweiz<br />

einzubringen. Allen ist klar, dass<br />

die Renten zu tief sind. Gemäss der<br />

Verfassung müssten diese hoch genug<br />

sein, um davon anständig leben<br />

zu können. Das ist nicht der Fall.<br />

Die Finanzierung ist sicher wichtig.<br />

Da rum geht es in unserer Initiative<br />

zu den SNB-Gewinnen.<br />

Aber auch bei den Renten muss<br />

gehandelt werden. Dafür haben wir<br />

die Initia tive für eine 13. AHV-Rente<br />

lanciert. Sie will denjenigen, die vor<br />

allem von der ersten Säule abhängig<br />

sind, etwas Luft verschaffen. Vor allem<br />

den Frauen, da ein Drittel der<br />

Rentnerinnen allein von der AHV<br />

lebt.<br />

Das Parlament behandelt bald auch<br />

die zweite Säule. Wie geht es weiter?<br />

Es braucht Lösungen für Teilzeitarbeitende<br />

in niedrigen Pensen und<br />

für Personen, die mehrere Jobs<br />

haben und nicht versichert sind.<br />

Aber ich sage nochmals, dass wir<br />

uns immer auf die Stärkung der<br />

ersten Säule konzentrieren müssen,<br />

denn es handelt sich um einen<br />

Generationen vertrag und ein Solidaritätsprojekt<br />

zwischen hohen und<br />

geringen Einkommen. Auch für die<br />

Gewerkschaften ist es wichtig, vor<br />

allem die AHV zu stärken. Darum<br />

wollen wir auch die SNB-Initiative<br />

durchbringen.<br />

Die SNB-Initiative kann sofort<br />

unterschrieben werden

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