01.12.2022 Aufrufe

syndicom magazin Nr. 32

Das syndicom-Magazin bietet Informationen aus Gewerkschaft und Politik: Die Zeitschrift beleuchtet Hintergründe, ordnet ein und hat auch Platz für Kultur und Unterhaltendes. Das Magazin pflegt den Dialog über Social Media und informiert über die wichtigsten Dienstleistungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote der Gewerkschaft und nahestehender Organisationen.

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16 Arbeitswelt<br />

«Gesellschaftspolitische Veränderungen brauchen<br />

einen langen Atem und die Macht der vielen.» Anna Stahl<br />

Bitte einmal<br />

fancy Arbeitsbedingungen!<br />

Was fancy klingt, soll mehr bieten als das Existenzminimum.<br />

Die selbständigen Grafikdesigner:innen fordern Selbstverständliches:<br />

Altersvorsorge, Auftragslosenversicherung und Schutz.<br />

Soziale Absicherung muss es für alle geben – auch die schicken Kreativen brauchen sie. (© Keystone-SDA)<br />

Angefangen hat alles mit einer ebenso<br />

simplen wie existenziellen Frage: Was<br />

ist meine Arbeit wert? Fünf selbständigerwerbende<br />

Grafikdesignerinnen<br />

haben sich auf die Suche nach Antworten<br />

gemacht. Das Ergebnis kann sich<br />

sehen lassen: In einem flammenden<br />

Manifest zeigen sie auf, was schiefläuft<br />

in ihrer Branche, was sich ändern<br />

muss und was sie bewegen wollen.<br />

Ihre Forderungen sind für viele Angestellte<br />

heute schon Realität: eine<br />

Zukunft ohne Altersarmut, dafür mit<br />

einer angemessenen Rente, die tatsächlich<br />

zum Leben reicht. Eine Versicherung,<br />

die in Zeiten fehlender Aufträge<br />

ein Sicherheitsnetz bietet. Und<br />

ein Einkommen, das es erlaubt, Reserven<br />

aufzubauen, sich selber einen<br />

13. Monatslohn auszuzahlen oder<br />

auch mal Urlaub zu nehmen.<br />

Langer Atem und viele<br />

Mitstreiter:innen<br />

Gesellschaftspolitische Veränderungen<br />

brauchen einen langen Atem,<br />

aber vor allem brauchen sie die Macht<br />

der vielen. Mit ihrer Streitschrift<br />

geben die Grafikdesigner:innen der<br />

Berufsgruppe von <strong>syndicom</strong> den Startschuss<br />

für eine langfristige und breit<br />

aufgestellte Organisation innerhalb<br />

ihrer Branche. Nur wenn aus der kleinen,<br />

aber feinen Gruppe von fünf<br />

Menschen eine ganze Bewegung entsteht,<br />

wird echte, tiefgreifende Veränderung<br />

möglich.<br />

Alle allein mit den gleichen Fragen<br />

Die Vernetzung mit Berufskolleg:innen<br />

ist deshalb ein zentrales Anliegen<br />

der Berufsgruppe: um zu verhindern,<br />

dass jede:r in seinem und ihrem Atelier<br />

mit den immer gleichen Fragen<br />

und Problemen alleine bleibt. Und gerade<br />

dem Nachwuchs bietet die gewerkschaftliche<br />

Organisation nach<br />

dem Abschluss der Ausbildung, wo<br />

der Klassenverband den Studierenden<br />

als Netzwerk diente, einen Anknüpfungspunkt.<br />

Denn wer sein Diplom in<br />

der Tasche hat, steht allzu oft von heute<br />

auf morgen alleine da und verfügt<br />

noch nicht über das Know-how, um<br />

sich im verwinkelten Labyrinth der<br />

Selbständigkeit zurechtzufinden.<br />

Nicht zuletzt ist das Manifest deshalb<br />

ein Appell an alle Grafikdesigner:innen,<br />

über der Liebe zum Handwerk,<br />

zur Kreativität und zur Freiheit<br />

nicht blind zu werden für eine einfache<br />

Tatsache: dass faire Arbeitsbedingungen<br />

und soziale Absicherung für<br />

alle möglich sind und seien müssen.<br />

Anna Stahl<br />

Die Grafikerinnen und Grafiker<br />

auf Instagram<br />

«Gesamtarbeitsvertrag»<br />

für Selbständige<br />

Michael Moser, Zentralsekretär Medien<br />

Der Sektor Medien hat einen «Gesamtarbeitsvertrag»<br />

für Selbständige verhandelt<br />

(siehe Interview Seite 20). Dieser<br />

sieht natürlich etwas anders aus<br />

als bei Angestellten, trotzdem funktioniert<br />

er gleich. Gemeinsam mit dem<br />

Arbeitgeber verhandelten wir Minimalstandards<br />

für die Arbeitsbedingungen,<br />

die in den individuellen Verträgen<br />

nicht unterschritten werden<br />

dürfen. Konkret also in der Zusammenarbeit<br />

zwischen dem Comic-Verlag<br />

Edition Moderne und seinen publizierenden<br />

Illustrator:innen. Darüber<br />

hinaus haben wir in einer Vereinbarung<br />

festgehalten, dass wir diesen Basisvertrag<br />

jedes Jahr weiterverhandeln<br />

und wenn immer möglich verbessern.<br />

Dass sich Selbständige kollektiv<br />

organisieren, ist nicht neu; dass wir<br />

nun die Werkzeuge aus der bekannten<br />

Sozialpartnerschaft zwischen Angestellten<br />

und Arbeitgebern auch für die<br />

Selbständigen interpretieren, erweitert<br />

aber das Spektrum für Verbesserungen<br />

noch einmal. So können Selbständige<br />

von den Erfahrungen und<br />

Errungenschaften ihrer angestellten<br />

Kolleg:innen profitieren, gleichzeitig<br />

gewinnen auch die Angestellten, wenn<br />

die Arbeitsbedingungen der Selbständigen<br />

besser werden. Mit einer immer<br />

stärkeren Flexibilisierung der Arbeitsformen<br />

ist es wichtiger denn je, zu verhindern,<br />

dass «klassische» Arbeitsverhältnisse<br />

in selbständige umgewandelt<br />

werden, nur weil dort keine Sozialabgaben<br />

gezahlt werden, die Absicherung<br />

lückenhaft ist oder die Einkommen<br />

einfach generell tiefer sind.

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