Hormone und Stoffwechsel
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EINE UNABHÄNGIGE KAMPAGNE VON MEDIAPLANET<br />
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HORMONE UND<br />
STOFFWECHSEL<br />
Kleine Boten, große (Neben-)Wirkungen<br />
„Über Endometriose zu<br />
sprechen, sollte für keinen<br />
ein Problem sein“<br />
Vanessa Maier hat Endometriose <strong>und</strong><br />
Adenomyose – <strong>und</strong> schuf mit Endopowerment<br />
eine Plattform für betroffene Frauen.<br />
NICHT<br />
VERPASSEN:<br />
„Wechseljahre sind ein<br />
neuer Anfang“<br />
Biologin Clara Wildenrath<br />
im Interview<br />
Seite 06<br />
Funktionsstörungen der<br />
Schilddrüse<br />
Diagnose- <strong>und</strong><br />
Behandlungsmöglichkeiten<br />
Seite 08
2<br />
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VERANTWORTLICH FÜR DEN<br />
INHALT IN DIESER AUSGABE<br />
Miriam Hähnel<br />
Wenn unser<br />
Hormonsystem aus<br />
dem Gleichgewicht<br />
gerät, kann das unseren<br />
ganzen Körper in die<br />
Schieflage bringen.<br />
Hören Sie auf Ihren<br />
Körper <strong>und</strong> nehmen Sie<br />
Beschwerden ernst!<br />
IN DIESER AUSGABE<br />
05<br />
Ernährung bei Endometriose<br />
Tipps von Ernährungswissenschaftlerin<br />
Carolin Eickhoff<br />
<strong>Hormone</strong> –<br />
ein wichtiger<br />
Steuermechanismus<br />
unseres Körpers<br />
Symptome wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Haarausfall<br />
oder ungewollte Gewichtszunahme führen wir schnell auf<br />
Stressfaktoren im Alltag zurück. Doch können diese Symptome<br />
Erkrankungen aus dem endokrinen Formenkreis zugr<strong>und</strong>e<br />
liegen <strong>und</strong> benötigen eine fachgerechte Abklärung.<br />
10<br />
Diagnose NET<br />
Patient Oliver Merx spricht im Interview<br />
über seine Diagnose neuroendokriner<br />
Bauchspeicheldrüsentumor.<br />
FOTO: VECTORMINE/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Director Business Development Health: Miriam Hähnel,<br />
Geschäftsführung: Richard Båge (CEO), Philipp Colaço<br />
(Managing Director), Alexandra Lassas (Head of Editorial &<br />
Production), Henriette Schröder (Sales Director), Designer:<br />
Jana Klüssendorf, Mediaplanet-Kontakt: de.redaktion@<br />
mediaplanet.com, Coverbild: Marcel Gollin<br />
Der durch „mit fre<strong>und</strong>licher Unterstützung“ gekennzeichnete<br />
Artikel ist keine neutrale Redaktion des Mediaplanet<br />
Verlags.<br />
facebook.com/MediaplanetStories<br />
@Mediaplanet_germany<br />
Please recycle<br />
Dr. med. Anna<br />
Katharina Flügel,<br />
Beirätin der Deutschen<br />
Gesellschaft<br />
für angewandte<br />
Endokrinologie<br />
(DGAE). Fachärztin<br />
der Medizinischen<br />
Klinik 1 am Universitätsklinikum<br />
Frankfurt am Main.<br />
dgae-hormone.de<br />
Ursachen für endokrinologische<br />
Erkrankungen sind meist<br />
Störungen des Hormonsignalweges.<br />
So sind in Deutschland<br />
mehrere Millionen Patient:innen von<br />
Krankheitsbildern wie dem Metabolischen<br />
Syndrom, Osteoporose, Schilddrüsen-/<br />
oder Nebennierenveränderungen betroffen,<br />
die eine große Auswirkung<br />
auf unsere Ges<strong>und</strong>heit haben.<br />
Aber auch seltene neuroendokrine Tumorerkrankungen<br />
können bei Patient:innen<br />
in Organen wie z. B. der Bauchspeicheldrüse,<br />
Lunge oder Magen-Darm-Trakt<br />
diagnostiziert werden. Diese sind Tumore,<br />
die aus hormonbildenden Zellen entstehen<br />
<strong>und</strong> meist selbst Botenstoffe produzieren.<br />
Vor allem für Frauen spielen <strong>Hormone</strong><br />
eine wichtige Rolle. Denn nicht nur<br />
Zyklusunregelmäßigkeiten im jungen <strong>und</strong><br />
mittleren Erwachsenenalter sind von Bedeutung.<br />
Die Lebensphase der Menopause<br />
betrifft durchschnittlich alle Frauen nach<br />
dem 50. Lebensalter <strong>und</strong> darf daher nicht<br />
tabuisiert werden. Patientinnen leiden u. a.<br />
unter Hitzewallungen <strong>und</strong> Schlafstörungen.<br />
Häufig treten auch andere Nebenerkrankungen<br />
wie Bluthochdruck oder Übergewicht<br />
im Laufe des Alters auf, was die<br />
Therapieentscheidung beeinflussen kann.<br />
In den Praxen <strong>und</strong> Kliniken sehen wir<br />
Endokrinologen Patient:innen unterschiedlichsten<br />
Alters. Und so haben viele<br />
Betroffene häufig eine lange Vorgeschichte,<br />
bis endlich die richtige Diagnose<br />
Viele Betroffene haben<br />
häufig eine lange<br />
Vorgeschichte, bis endlich<br />
die richtige Diagnose<br />
gestellt wird.<br />
gestellt wird. Es ist umso wichtiger, für<br />
endokrine Krankheitsbilder ein Bewusstsein<br />
in der Bevölkerung zu schaffen <strong>und</strong><br />
Patient:innen gezielt zu informieren <strong>und</strong><br />
aufzuklären.<br />
In Patientenselbsthilfegruppen finden<br />
Menschen mit seltenen Erkrankungen <strong>und</strong><br />
ihre Angehörigen Hilfe <strong>und</strong> Zugang zu professionellen<br />
Informationen. Die Arbeit von<br />
Patientennetzwerken <strong>und</strong> medizinischen<br />
Gesellschaften wie z.B. die der deutschen<br />
Gesellschaft für angewandte Endokrinologie<br />
(DGAE) schafft eine Plattform,<br />
Wissen zu transportieren <strong>und</strong> Patient:innen<br />
<strong>und</strong> Ärzt:innen weiterzubilden.<br />
Ich wünsche Ihnen eine schöne Vorweihnachtszeit<br />
<strong>und</strong> viel Freude beim Lesen.<br />
Ihre Anna Katharina Flügel
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3<br />
Verdauungsbeschwerden bei Diabetes?<br />
Eine exokrine<br />
Pankreasinsuffizienz<br />
(EPI)<br />
kann die Ursache sein<br />
FOTO: MI_VIRI/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Tipps von Ernährungswissenschaftlerin<br />
DR. RER. NAT. MELANIE FERSCHKE<br />
zur Ernährung <strong>und</strong><br />
Enzymeinnahme bei EPI<br />
Text Hanna Sinnecker<br />
Diabetes mellitus ist in<br />
Deutschland eine Volkskrankheit:<br />
Laut der Deutschen Diabetes-Hilfe<br />
leben hier über 8,5<br />
Millionen Betroffene, 95 Prozent davon<br />
haben einen Typ-2-Diabetes. Während<br />
es sich bei Diabetes Typ 1 um eine Autoimmunerkrankung<br />
handelt, bei der das<br />
Immunsystem die insulinproduzierenden<br />
Zellen der Bauchspeicheldrüse angreift,<br />
handelt es sich bei Diabetes Typ 2<br />
um eine <strong>Stoffwechsel</strong>erkrankung. Zwar<br />
stellt die Bauchspeicheldrüse genügend<br />
Insulin her, jedoch sprechen die Organe<br />
immer weniger darauf an, bis sich eine<br />
Insulinresistenz bildet <strong>und</strong> der Blutzuckerspiegel<br />
bei Betroffenen dauerhaft<br />
erhöht ist. Das kann schleichend die<br />
Blutgefäße, die Nerven <strong>und</strong> weitere Organe<br />
schädigen. Je früher ein Diabetes<br />
erkannt wird, umso besser können also<br />
Folgeerkrankungen verhindert oder in<br />
ihrer Auswirkung gebremst werden.<br />
Die Bauchspeicheldrüse –<br />
mehr als nur ein Insulinlieferant<br />
In der Bauchspeicheldrüse werden aber<br />
nicht nur <strong>Hormone</strong> wie das Insulin produziert,<br />
sie bildet auch Enzyme, die für<br />
den Verdauungsprozess eine wichtige<br />
Rolle spielen. Diese Enzyme benötigt<br />
der menschliche Organismus, um Eiweiße,<br />
Kohlenhydrate <strong>und</strong> Fette aufzuspalten.<br />
Diese Prozesse stehen in einem<br />
engen Zusammenhang zueinander.<br />
Eine Folgeerkrankung, die in<br />
dieser Wechselwirkung zwischen dem<br />
hormonproduzierenden Teil (auch<br />
endokriner Teil genannt) <strong>und</strong> dem<br />
enzymproduzierenden Teil der Bauchspeicheldrüse<br />
(auch exokriner Teil genannt)<br />
auftreten kann, ist eine exokrine<br />
Pankreasinsuffizienz (kurz EPI). Die<br />
Bauchspeicheldrüse kann dann nicht<br />
mehr ausreichend Verdauungsenzyme<br />
bilden. Dabei kann sowohl der Diabetes<br />
die EPI auslösen als auch die EPI zu<br />
einem unzureichenden Insulinspiegel<br />
führen <strong>und</strong> einen Diabetes begünstigen<br />
bzw. verschlimmern. Laut aktuellen<br />
Schätzungen sind mehr als die Hälfte<br />
aller Diabetiker im Laufe ihrer Erkrankung<br />
von einer EPI betroffen.<br />
Symptome einer exokrinen<br />
Pankreasinsuffizienz<br />
Wenn also Symptome wie starke<br />
Oberbauchschmerzen, Durchfall oder<br />
Verstopfung, Blähungen, Übelkeit <strong>und</strong><br />
Erbrechen oder ein sogenannter Fettstuhl<br />
(teils sehr heller, übel riechender,<br />
voluminöser Stuhl) auftreten, dann<br />
sollte an eine EPI gedacht werden.<br />
Besonders der Fettstuhl ist typisch für<br />
eine EPI, da die Fette in der Nahrung<br />
durch den Mangel an Verdauungsenzymen<br />
quasi unverdaut ausgeschieden<br />
werden. Viele Betroffene reduzieren<br />
daher die Menge an Fetten in der<br />
Nahrung, um die Beschwerden zu<br />
lindern. Da Fette aber dringend für den<br />
<strong>Stoffwechsel</strong> benötigt werden, entstehen<br />
Mangelerscheinungen <strong>und</strong> damit<br />
neue Probleme: Trotz Völlegefühl nach<br />
dem Essen kann der Nährstoffbedarf<br />
aufgr<strong>und</strong> der unzureichenden Verdauung<br />
nicht ausreichend gedeckt werden,<br />
Nährstoffe werden nicht ins Blut<br />
aufgenommen <strong>und</strong> Betroffene fühlen<br />
sich kraftlos <strong>und</strong> sind ständig müde.<br />
Verdauungsenzympräparate<br />
können helfen<br />
Hat der behandelnde Arzt oder die<br />
behandelnde Ärztin eine EPI diagnostiziert,<br />
dann stellt eine Enzymersatztherapie<br />
eine gute Behandlungs möglichkeit<br />
dar. Die Präparate, die dazu<br />
angewandt werden, enthalten entweder<br />
Verdauungsenzyme aus der Bauchspeicheldrüse<br />
von Schweinen (Pankreatin)<br />
oder aus Reispilzen (Rizoenzyme).<br />
EPI-Betroffene können sich so wieder<br />
ganz normal ernähren <strong>und</strong> müssen<br />
nicht auf Fette verzichten, gleichzeitig<br />
werden die Beschwerden gelindert <strong>und</strong><br />
einem Mangel vorgebeugt. Insbesondere<br />
für Vegetarier oder Menschen, die<br />
aus religiösen Gründen keine Produkte<br />
vom Schwein zu sich nehmen möchten,<br />
stellen die Präparate, die Rizoenzyme<br />
enthalten, eine Alternative dar, da sie<br />
ohne tierische Wirkstoffe auskommen<br />
<strong>und</strong> die Cellulosekapseln keine Gelatine<br />
enthalten.<br />
Ausgewogen ernähren mit Gemüse,<br />
Obst, Milch- <strong>und</strong> Vollkornprodukten.<br />
Kein Verzicht auf sichtbares <strong>und</strong> verarbeitetes<br />
Fett.<br />
Verdauungsenzyme konsequent zu<br />
allen fetthaltigen Haupt- <strong>und</strong><br />
Zwischenmahlzeiten sowie milch<strong>und</strong><br />
sahnehaltigen Getränken<br />
einnehmen.<br />
Mit der Enzymeinnahme nach den<br />
ersten Bissen beginnen <strong>und</strong> die<br />
Kapseln über die Mahlzeit verteilt<br />
mit wenig Flüssigkeit einnehmen.<br />
Die Verdauungsenzyme mitnehmen<br />
zum Essen außer Haus.<br />
Die Menge der Enzyme an die<br />
Mahlzeit anpassen <strong>und</strong> in Absprache<br />
mit dem Ernährungstherapeuten bei<br />
eventuell noch fortbestehenden<br />
Beschwerden um eine weitere<br />
Kapsel erhöhen (ein Enzymtagebuch<br />
kann hier helfen).<br />
Zeit zum Essen nehmen <strong>und</strong> gut<br />
kauen.<br />
Besser häufige <strong>und</strong> kleinere<br />
Mahlzeiten statt weniger großer<br />
Mahlzeiten einnehmen.<br />
Wenig trinken zu den Mahlzeiten<br />
– am besten nur die Menge, um die<br />
Enzymkapseln einzunehmen –, dafür<br />
zwischen den Mahlzeiten ausreichend<br />
trinken.<br />
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Verdauungsbeschwerden bei Diabetes: Wenn die Bauchspeicheldrüse<br />
neben Insulin auch zu wenig Verdauungsenzyme bildet<br />
Bei Diabetes mellitus ist oft neben der Insulinproduktion auch die Bildung von Verdauungsenzymen durch die Bauchspeicheldrüse<br />
eingeschränkt, wodurch zusätzlich Verdauungsbeschwerden infolge einer sogenannten exokrinen Pankreasinsuffizienz (EPI) auftreten.<br />
Durchfall <strong>und</strong> Co. bei Diabetes ernst nehmen!<br />
Im Gegensatz zur endokrinen Funktionsstörung, also einer<br />
verminderten Hormon-Bildung (Insulin, Glucagon), werden<br />
bei der exokrinen Pankreasinsuffizienz von der Bauchspeicheldrüse<br />
zu wenig Verdauungsenzyme produziert. Blähungen,<br />
Völlegefühl <strong>und</strong> Durchfälle kurz nach den Mahlzeiten<br />
sind die Folge. Aufgr<strong>und</strong> des Enzymmangels gelangen unvollständig<br />
verdaute Nahrungsbestandteile in tiefere Darmabschnitte<br />
<strong>und</strong> verursachen Beschwerden <strong>und</strong> unverdaute<br />
Nahrungsfette werden in Form von Durchfall (Fettstuhl) ausgeschieden.<br />
Warnzeichen einer EPI sind zudem ungewollter<br />
Gewichtsverlust sowie eine hagere Statur, häufige Blutzuckerentgleisungen<br />
oder ein erhöhter Insulinbedarf.<br />
Wissenschaftliche Daten zeigen, dass bei jedem 2. Typ-<br />
1-Diabetiker Nährstoffe aufgr<strong>und</strong> des Enzymmangels unzureichend<br />
gespalten werden. Lautet die Diagnose „Typ-<br />
2-Diabetes“, tritt dies in 32 Prozent der Fälle auf. 1) Bei<br />
Diabetes mellitus Typ 3c, der aufgr<strong>und</strong> von Verletzungen<br />
<strong>und</strong> Entzündungen der Bauchspeicheldrüse entsteht, ist<br />
eine EPI noch häufiger!<br />
1) Hardt P.O. et al. Pancre atology 3: 395–402 (2003).<br />
Abb: Eine Diabetes-Erkrankung geht häufig mit einer<br />
eingeschränkten Bildung von Verdauungsenzymen<br />
(*exokrine Pankreasinsuffizienz/EPI) einher<br />
Rizoenzyme lindern Verdauungsbeschwerden<br />
bei Diabetikern effektiv<br />
Bei einer EPI muss dem Körper – wie beim Insulin auch – das<br />
zugeführt werden, was die Bauchspeicheldrüse nicht mehr<br />
selbst in ausreichendem Maße bildet: Verdauungsenzyme! Enzympräparate<br />
aus der Apotheke werden unter anderem aus<br />
Reispilzkulturen gewonnen (Rizoenzyme in NORTASE ® ). Zu<br />
jeder Mahlzeit eingenommen, helfen diese vegetarischen Enzyme<br />
dabei, Nährstoffe ausreichend zu spalten, wodurch die<br />
Beschwerden effektiv reduziert werden <strong>und</strong> eine weitgehend<br />
normale Ernährung <strong>und</strong> Verdauung möglich wird. Eine Enzymsubstitution<br />
kann auch starke Blutzuckerschwankungen<br />
minimieren.Von Natur aus säurestabile Rizoenzyme wirken unabhängig<br />
vom pH-Wert bereits im Magen <strong>und</strong> auch im Dünndarm.<br />
Somit sind zusätzliche Medikamente zur Herabsetzung<br />
der Magensäureproduktion nicht notwendig. Sprechen Sie<br />
mit Ihrem Arzt über Ihre Beschwerden <strong>und</strong> über mögliche Erstattung<br />
der Verdauungsenzyme durch Ihre Krankenkasse.<br />
Weiterführende Infos: https://www.nortase.de<br />
NORTASE ® Anwendungsgebiete: Ersatz von Verdauungsenzymen bei Maldigestion (Verdauungsschwäche) infolge einer gestörten Funktion der Bauchspeicheldrüse. Enthält Lactose.<br />
Zu Risiken <strong>und</strong> Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage <strong>und</strong> fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. (Stand: 3/2021)
4<br />
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Eine Stimme für Betroffene<br />
Endometriose wird oft als das Chamäleon der<br />
gynäkologischen Erkrankungen bezeichnet,<br />
denn die Symptome unterscheiden sich von<br />
Frau zu Frau enorm. Das führt zu oft langen<br />
Ärzteodysseen für Betroffene, die über Jahre mit<br />
starken Beschwerden leben müssen <strong>und</strong> nicht<br />
die Hilfe bekommen, die sie benötigen. Dabei ist<br />
nach aktuellen Schätzungen jede zehnte Frau in<br />
Deutschland betroffen. Eine von ihnen ist Vanessa<br />
Maier, Gründerin der Plattform „Endopowerment“,<br />
die anderen Betroffenen dabei helfen möchte,<br />
den ganz persönlichen Weg im Umgang mit der<br />
Erkrankung zu finden.<br />
Text Miriam Barbara Rauh<br />
Vanessa, du bist selbst von<br />
Endometriose <strong>und</strong> Adenomyose<br />
betroffen. Wann hattest du<br />
die ersten Beschwerden <strong>und</strong><br />
wie lange hat es gedauert,<br />
bis du die richtige Diagnose<br />
bekommen hast?<br />
Meine Beschwerden begannen mit<br />
dem Eintreten der Periode. Zunächst<br />
habe ich sie einfach hingenommen,<br />
weil ich dachte, sie seien<br />
normal. Mir war morgens oft so<br />
schwindelig, dass ich mich auf den<br />
Boden legen musste, zudem hatte<br />
ich sehr starke Schmerzen. Aber<br />
weil ich es nicht anders kannte,<br />
habe ich es kaum hinterfragt. Während<br />
der Schulzeit <strong>und</strong> im Studium<br />
bin ich an solchen Tagen zu Hause<br />
geblieben. Das ging nicht mehr, als<br />
ich mit 27 Jahren anfing, in Vollzeit<br />
im Vorstandsbereich eines Großkonzerns<br />
zu arbeiten. Ich begann<br />
dann zu recherchieren, was der<br />
Gr<strong>und</strong> für meine Beschwerden sein<br />
könnte, <strong>und</strong> stieß auf Endometriose.<br />
Eine Gynäkologin hatte den Verdacht<br />
ein paar Jahre vorher bereits<br />
geäußert, aber fast beiläufig, ohne<br />
Nachdruck, weshalb ich dem nicht<br />
nachgegangen bin. Jetzt bestätigte<br />
eine Bauchspiegelung den Verdacht.<br />
Über Endometriose<br />
reden zu<br />
können, sollte für<br />
niemanden ein<br />
Problem sein.<br />
Wie wirkt sich die Erkrankung<br />
bei dir aus <strong>und</strong> wie hat sie dich<br />
<strong>und</strong> dein Leben verändert?<br />
Wichtig finde ich, zuerst zu definieren,<br />
was Adenomyose <strong>und</strong> Endometriose<br />
sind: Adenomyose bezeichnet<br />
Wucherungen innerhalb der Gebärmutter;<br />
Endometriose sind Wucherungen<br />
aus gebärmutterschleimhautartigem<br />
Gewebe, die nicht<br />
nur den Unterbauch, sondern den<br />
ganzen Körper betreffen können,<br />
sogar die Lunge oder das Gehirn.<br />
Starke Schmerzen sind ein häufiges<br />
Symptom von Endometriose,<br />
das oft im Rahmen der Periode,<br />
aber auch zu anderen Zeiten auftreten<br />
kann. Auch Durchfall <strong>und</strong><br />
Abgeschlagenheit sind mögliche<br />
Symptome. Bei mir äußert sich<br />
die Endometriose mittlerweile<br />
vorwiegend durch Abgeschlagenheit<br />
<strong>und</strong> extreme Schmerzen.<br />
Der ganze Körper krampft. Jeden<br />
Monat bin ich r<strong>und</strong> fünf Tage auf<br />
Schmerzmittel angewiesen.<br />
Die Symptome sind nicht<br />
leicht einzuordnen, da auch<br />
Ärzte oft sehr wenig über<br />
das Krankheitsbild wissen.<br />
Hast du dich mit deinen<br />
Beschwerden immer ernst<br />
genommen gefühlt?<br />
Als ich wegen des Verdachts auf<br />
Endometriose untersucht wurde,<br />
kam heraus, dass auch meine<br />
linke Niere betroffen ist. Der<br />
Harnleiter war komplett zugewuchert,<br />
ich stand kurz vor einem<br />
Nierenversagen. Damit wurden<br />
meine Beschwerden dann plötzlich<br />
sehr ernst genommen.<br />
Das Problem ist meist Folgendes:<br />
Wenn man zu seinem Gynäkologen<br />
oder seiner Gynäkologin geht, bekommt<br />
man die Pille verschrieben<br />
oder etwas gegen die Schmerzen<br />
bzw. hört man, dass es normal sei,<br />
dass Mädchen oder Frauen während<br />
der Periode Schmerzen haben.<br />
Wenn man keinen Vergleich hat, ist<br />
es schwer, das einzuordnen. Man<br />
beginnt dann damit, sein Leben<br />
stark einzuschränken, <strong>und</strong> nimmt<br />
die Beschwerden hin. Gut wäre es,<br />
wenn Betroffene ihnen trotzdem<br />
nachgehen <strong>und</strong> klären lassen, ob sie<br />
eine Endometriose oder eine Adenomyose<br />
oder beides haben. Aber<br />
dafür braucht es Wissen über die Erkrankung,<br />
aufseiten der Patientinnen<br />
<strong>und</strong> der Ärzte gleichermaßen.<br />
Aufklärung ist daher sehr wichtig.<br />
Du hast die Plattform Endopowerment<br />
ins Leben gerufen<br />
<strong>und</strong> sprichst absolut offen<br />
über deine Erkrankung. Warum<br />
ist es so wichtig, über<br />
Endometriose aufzuklären?<br />
Viele Betroffene schreiben mir, dass<br />
sie erst durch meine Initiative auf<br />
das Krankheitsbild aufmerksam<br />
geworden sind oder sich bestärkt<br />
darin fühlten, doch noch mal zum<br />
Arzt zu gehen. Ich bin mit dem<br />
Bewusstsein aufgewachsen, dass es<br />
selbstverständlich ist, Dinge beim<br />
Namen zu nennen, <strong>und</strong> möchte<br />
anderen, die vielleicht andere<br />
Voraussetzungen haben oder sich<br />
schämen, über ihre Beschwerden zu<br />
reden, den Rücken stärken, für sich<br />
selbst einzustehen. Über Endometriose<br />
reden zu können, sollte<br />
für niemanden ein Problem sein.<br />
Welche Rolle spielt für dich<br />
der Austausch mit anderen<br />
betroffenen Frauen?<br />
Anfangs hat der Austausch für mich<br />
eine große Rolle gespielt. Zwar bin<br />
ich von den Ärzten dann ernst<br />
genommen worden, weil ich einen<br />
Organschaden hatte, aber es hilft,<br />
wenn man realisiert, dass andere<br />
unter ähnlichen Beschwerden<br />
leiden, weil man sich dann nicht so<br />
alleine fühlt. Es ist auch hilfreich,<br />
wenn man Tipps austauschen kann,<br />
z. B. darüber, wo es eine gute Ärztin<br />
oder einen guten Arzt gibt. Oder ob<br />
einem eine bestimmte Entspannungstechnik<br />
oder Yoga besonders<br />
geholfen hat, denn dann hilft es<br />
vielleicht anderen auch. Mittlerweile<br />
halte ich mich allerdings selbst<br />
weitgehend aus der Kommunikation<br />
heraus, um mich auch mit<br />
anderen Themen zu beschäftigen.<br />
Mein Anliegen war <strong>und</strong> ist, mit<br />
Endopowerment eine Plattform zu<br />
schaffen, die allen offensteht<br />
– gleichzeitig möchte ich auch mein<br />
Leben leben. Es tut mir gut, mich<br />
nicht ausschließlich mit der<br />
Krankheit zu befassen.<br />
Vanessa klärt sowohl über ihre<br />
Website www.endopowerment.de<br />
als auch über ihren Instagram-Kanal<br />
instagram.com/endopowerment<br />
über Endometriose/Adenomyose<br />
<strong>und</strong> den Alltag mit den Erkrankungen<br />
auf. Zudem bietet sie<br />
Onlinekurse zu diesen Themen an<br />
<strong>und</strong> hat einen eigenen Podcast ins<br />
Leben gerufen.<br />
Ihr klares Signal für betroffene<br />
Frauen: Ihr seid nicht allein!<br />
FOTO: MARCEL GOLLIN
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5<br />
Endometriose – was ist<br />
wichtig zu wissen?<br />
Bei der Endometriose siedeln sich Teile der Gebärmutterschleimhaut<br />
außerhalb der Gebärmutterhöhle an. Dies kann zu chronischen<br />
Entzündungen, Zysten <strong>und</strong> Verwachsungen führen, was wiederum<br />
den Transport der Eizelle im Eileiter behindern kann. Die Symptome<br />
sind oft starke Krämpfe vor oder während der Menstruation. Allerdings<br />
lässt das Vorhandensein von Periodenschmerzen noch nicht<br />
zwingend auf eine Endometriose schließen. Etwa 40.000 Frauen<br />
erkranken jährlich an Endometriose <strong>und</strong> viele führen die Schmerzen<br />
zunächst allein auf ihre Periode zurück <strong>und</strong> gehen nicht zum Arzt.<br />
5 EINFACHE TIPPS,<br />
UM ENDOMETRIOSE-SYMPTOME<br />
ZU LINDERN:<br />
#1 Nährstoffe auffüllen<br />
Viele Frauen mit Endometriose haben mindestens ein<br />
Defizit, in der Regel mehrere Mikronährstoffmängel. Wichtig<br />
ist, dass du mit Fachärzten, denen du vertraust, deine<br />
Nährstoffe auswertest <strong>und</strong> Dosierungen absprichst.<br />
#2 Alkohol reduzieren<br />
Alkohol zu trinken, wird in unserer Gesellschaft oft als normal<br />
angesehen, jedoch greift er den Darm <strong>und</strong> die Leber an,<br />
was die Entgiftung unseres Körpers Stück für Stück reduziert.<br />
Alkohol fördert somit die Entzündungen im Körper,<br />
was genau die größte Baustelle bei Endometriose ist.<br />
#3 Auf das Rauchen verzichten<br />
Text<br />
Carolin Eickhoff<br />
Carolin Eickhoff,<br />
Ernährungswissenschaftlerin<br />
<strong>und</strong> ganzheitliche<br />
Ges<strong>und</strong>heitsmanagerin<br />
Endometriose <strong>und</strong> Kinderwunsch<br />
Bei etwa 40 bis 60% der Frauen, die<br />
ungewollt kinderlos bleiben, steckt eine<br />
Endometriose dahinter. Angaben zur Erkrankungshäufigkeit<br />
schwanken zwischen<br />
5 <strong>und</strong> 15% der Frauen im fruchtbaren<br />
Lebensalter zwischen 20-30 Jahren.<br />
Für die Erfüllung des Kinderwunsches<br />
hat sich die In-vitro-Fertilisation (IVF)<br />
als beste Therapie bei Endometriose<br />
erwiesen, wenn eine Schwangerschaft<br />
nicht auf natürlichem Wege eintritt.<br />
Was ist zu tun?<br />
Endometriose lässt sich operativ entfernen,<br />
hat allerdings die unangenehme<br />
Eigenschaft, dass sie immer wiederkommt<br />
<strong>und</strong> sollte daher ganzheitlich betrachtet<br />
werden. Alle gängigen Therapien mit<br />
künstlichen <strong>Hormone</strong>n können Nebenwirkungen<br />
haben, weswegen einer der<br />
Gr<strong>und</strong>pfeiler eine angepasste Ernährung<br />
ist, um die Symptome langfristig <strong>und</strong><br />
nachhaltig zu lindern. Die Ernährung ist<br />
das F<strong>und</strong>ament <strong>und</strong> sehr wichtig, um alle<br />
Entzündungen <strong>und</strong> Entzündungsherde im<br />
Körper stark zu verringern.<br />
Aktuell geht man von etwa 4000 chemischen Inhaltsstoffen in<br />
Zigaretten aus, die unsere Sauerstoffversorgung im Blut beeinträchtigen.<br />
Das Rauchen wirkt sich zudem auf die Darmflora<br />
aus <strong>und</strong> kann im Darm chronische Entzündungsprozesse fördern.<br />
Die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die im Darm angesiedelt<br />
sind, wird als „Darmflora“ oder besser als „Mikrobiom“<br />
bezeichnet. Ein ges<strong>und</strong>es Mikrobiom ist langfristig <strong>und</strong> ganzheitlich<br />
wichtig für alle Frauen mit Endometriosebeschwerden.<br />
#4 Fertigprodukte vermeiden<br />
In vielen Fertigprodukten werden häufig minderwertige <strong>und</strong><br />
entzündungssteigernde Pflanzenöle verwendet. Zucker<br />
<strong>und</strong> Zuckerersatzprodukte, verstecktes Gluten, verschiedene<br />
Konservierungsstoffe <strong>und</strong> Geschmacksverstärker<br />
sind enthalten. Wir haben bei Fertigprodukten oft keinen<br />
Überblick, was wir wirklich konsumieren. Pflanzenfette wie<br />
Sonnenblumenöl <strong>und</strong> Margarine hawben eine unvorteilhafte<br />
Fettsäureverteilung. Fette sind der Baustein unserer Körperfunktionen,<br />
gerade wenn es um die Produktion unserer<br />
<strong>Hormone</strong> geht. Hochwertige Fette wie ein gutes Oliven- oder<br />
Kokosöl <strong>und</strong> Rohbutter sind viel besser für unseren Körper.<br />
#5 Golden Tea Endometriose-Rezept<br />
Weitere<br />
Informationen<br />
unter:<br />
carolineickhoff.com<br />
FOTO: PRIVAT<br />
Die goldene Mich ist super bei Endometriose <strong>und</strong> stärkt<br />
gleichzeitig unser Immunsystem. Dies ist ein super leckeres<br />
ayurvedisches Getränk, was viele positive Eigenschaften für<br />
unsere Hormon- <strong>und</strong> Zyklusges<strong>und</strong>heit hat. Die Milch wirkt entzündungshemmend,<br />
unterstützt die Leber, stärkt das Immunsystem,<br />
wirkt antioxidativ <strong>und</strong> unterstützt unsere Verdauung.<br />
Golden Tea Endometriose-Rezept<br />
Zutaten:<br />
300 ml warme pflanzliche Milch<br />
1 EL Ingwer<br />
1 EL Kurkuma<br />
1/2 TL Zimt<br />
1 TL Honig<br />
FOTO: NADKI/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Zubereitung:<br />
Alle Zutaten in einem Topf erwärmen (nicht<br />
kochen) <strong>und</strong> anschließend mindestens<br />
15 Minuten ziehen lassen. Die goldene Milch<br />
durch ein Sieb gießen <strong>und</strong> genießen.
6<br />
Lesen Sie mehr auf ges<strong>und</strong>er-koerper.info<br />
Wechseljahre<br />
sind ein neuer<br />
Anfang!<br />
Nach mittlerweile 30 Jahren<br />
Schreibarbeit als Medizin- <strong>und</strong><br />
Wissenschaftsjournalistin mit<br />
dem Schwerpunkt Frauenheilk<strong>und</strong>e<br />
(Gynäkologie) fühlte sich<br />
die Biologin Clara Wildenrath<br />
gut gewappnet für die Wechseljahre.<br />
Doch als die kamen, stand<br />
sie mit dem Thema allein da.<br />
Mit ihrem Blog „Wechselleben“<br />
schuf sie eine Plattform, die den<br />
Bedarf betroffener Frauen nach<br />
unabhängigen Informationen<br />
<strong>und</strong> nach Austausch stillt.<br />
FOTO: PRIVAT<br />
Text<br />
Doreen Brumme<br />
Clara, warum bloggen Sie über<br />
die Wechseljahre?<br />
Ich hatte über Jahrzehnte hinweg regelmäßig<br />
über das „Frauenthema“ Wechseljahre geschrieben.<br />
Dann steckte ich plötzlich selbst mittendrin.<br />
Die Umstellung der <strong>Hormone</strong> spürte <strong>und</strong><br />
spüre ich bis heute körperlich <strong>und</strong> seelisch.<br />
Sie verändert mich. Darüber hätte ich mich<br />
gerne ausgetauscht. Doch die Wechseljahre<br />
waren in meinem Fre<strong>und</strong>eskreis kein Thema.<br />
Ich hatte vielmehr den Eindruck, dass meine<br />
Fre<strong>und</strong>innen davon nicht betroffen sind. Das<br />
machte mich neugierig, wusste ich als Biologin<br />
doch, dass jede Frau diesen Wechsel erlebt <strong>und</strong><br />
laut der Deutschen Menopause-Gesellschaft<br />
acht von zehn Frauen in dieser Zeit auch wie<br />
ich Beschwerden haben. 1) Nach gründlicher<br />
Recherche kam ich zu dem Schluss, dass es im<br />
deutschsprachigen Internet wenig unabhängige<br />
Informationen zu den Wechseljahren gibt.<br />
Hinter vielen Angeboten stecken kommerzielle<br />
Interessen. Zudem stellte ich nach vielen Gesprächen<br />
mit Frauen, in denen ich die Wechseljahre<br />
direkt ansprach, sogar einen ziemlich<br />
großen Bedarf an Infos <strong>und</strong> Austausch fest. Mit<br />
meinem Blog schaffe ich dafür eine Plattform.<br />
Sind die Wechseljahre ein Tabuthema?<br />
Wenn ja, warum, <strong>und</strong> wie lässt sich das<br />
ändern?<br />
Ich betrachte die Wechseljahre als eine Zeit, die<br />
für das Leben von uns Frauen ebenso bedeutend<br />
ist wie die Pubertät. Doch während die<br />
überall Thema ist, hat man über die Wechseljahre<br />
lange Zeit kaum gesprochen – <strong>und</strong> wenn,<br />
dann wurden sie eher ein bisschen ins Lächerliche<br />
gezogen. Viele verbinden die Wechseljahre<br />
vor allem mit dem Altwerden. Und das<br />
Alter hat in unserer Gesellschaft nun mal kein<br />
gutes Image – besonders bei Frauen nicht. In<br />
unserer Gesellschaft gilt Jugend als Schönheitskriterium,<br />
da ist es kein W<strong>und</strong>er, dass wir mit<br />
1) https://www.menopause-gesellschaft.de/themen/menopause/#:~:text=Acht%20<br />
von%20zehn%20Frauen%20erleben,Beruf%20<strong>und</strong>%20Alltag%20stark%20<br />
einschr%C3%A4nken<br />
den Wechseljahren hauptsächliches Negatives<br />
verbinden <strong>und</strong> nach außen so tun, als gäbe es<br />
sie nicht. Wenn wir also dieses Bild verändern,<br />
die Rolle der Frau während der Wechseljahre<br />
<strong>und</strong> danach realistisch beschreiben, dann<br />
enttabuisieren wir sie <strong>und</strong> machen den Weg frei<br />
für ein neues Selbstverständnis.<br />
Was wir dringend brauchen,<br />
sind Vorbilder: Frauen, die von<br />
ihrem Wechselleben erzählen.<br />
Wie sollten Frauen ihre<br />
Wechsel jahre betrachten?<br />
Die Wechseljahre können zwar<br />
eine sehr anstrengende Zeit<br />
sein, aber auch eine spannende<br />
Phase der Neuorientierung.<br />
Der Lebensabschnitt, in dem<br />
wir reproduktionsfähig waren,<br />
neigt sich dem Ende zu,<br />
Körper <strong>und</strong> Geist fokussieren<br />
sich nicht mehr auf die Fortpflanzung.<br />
Das kann enorme<br />
weibliche Kräfte freisetzen.<br />
Und die braucht unsere<br />
Gesellschaft dringend. Mir gefällt das Bild<br />
vom biologischen Sinn der Wechseljahre:<br />
Nach der sogenannten Großmutter-Hypothese<br />
hat die Natur sie sich „ausgedacht“, um<br />
nicht unnötige Kräfte an die Fortpflanzung<br />
zu verschwenden. Das hat in der Evolution<br />
zum Fortbestand unserer Art beigetragen. Ich<br />
habe die Erfahrung gemacht, dass Frauen in<br />
<strong>und</strong> nach den Wechseljahren oft viel genauer<br />
als früher wissen, was sie wollen <strong>und</strong> wie sie<br />
für sich einstehen können. Diese Erkenntnis<br />
wirkt für viele wie eine Selbstbefreiung.<br />
Die Wechseljahre bringen vielen<br />
Frauen Beschwerden wie Hitzewallungen,<br />
Kreislaufprobleme, Schlafstörungen,<br />
Stimmungsschwankungen<br />
<strong>und</strong> mehr. Wie finden Frauen<br />
ihren Weg, damit klarzukommen?<br />
Auf ihrem Blog<br />
www.wechselleben.de<br />
bietet Clara Wildenrath<br />
f<strong>und</strong>ierte Informationen zum<br />
Thema Wechseljahre <strong>und</strong> allem,<br />
was damit in Zusammenhang<br />
steht. Zudem gibt sie Tipps für<br />
einen ges<strong>und</strong>en Lebenswandel<br />
<strong>und</strong> möchte dazu inspirieren,<br />
diese Phase des Lebens als<br />
etwas Positives zu begreifen.<br />
Im geschützten Forumsbereich<br />
können sich Frauen austauschen,<br />
um sich gegenseitig in<br />
dieser Lebensphase zu unterstützen.<br />
Ganz wichtig ist Aufklärung. Die Frauen sollten<br />
sich darüber informieren, was mit ihnen während<br />
der Wechseljahre geschieht. Nur so können<br />
sie das Selbstverständnis <strong>und</strong> die Selbstakzeptanz<br />
entwickeln, die ihnen helfen, diese oft<br />
belastende Phase gut zu überstehen. Sie sollten<br />
wissen, welche Möglichkeiten<br />
es gibt, die mitunter heftigen<br />
Beschwerden zu lindern. Hier<br />
ist unabhängig vermitteltes<br />
Wissen vonnöten, denn nur<br />
damit hat die Frau eine echte<br />
freie Wahl, wie sie mit ihren<br />
Beschwerden umgeht. Und weil<br />
solche Wechseljahresbeschwerden<br />
nicht nur die Frau selbst<br />
belasten, sondern auch ihr Umfeld,<br />
braucht es auch da mehr<br />
Wissen zum Thema. Ohne das<br />
sind Verständnis <strong>und</strong> Akzeptanz<br />
für die Frau kaum möglich<br />
– im Privat- wie im Berufsleben.<br />
Was wünschen Sie sich<br />
für die Betreuung von<br />
Frauen in den Wechseljahren?<br />
Ich wünsche mir vor allem mehr Wissen, mehr<br />
Verständnis <strong>und</strong> individuelle Beratung. Leider<br />
machen immer noch viele Frauen die Erfahrung,<br />
dass ihr Arzt oder ihre Ärztin ihre<br />
Beschwerden nicht ernst nimmt. Oder sehr<br />
schnell <strong>Hormone</strong> oder andere Medikamente<br />
verschreibt, ohne die Frau wirklich über<br />
verschiedene Therapiemöglichkeiten zu<br />
informieren. Das kann einerseits der knappen<br />
Zeit im Praxisalltag geschuldet sein, andererseits<br />
aber auch der unzureichenden Ausbildung<br />
<strong>und</strong> Erfahrung. In der medizinischen Ausbildung<br />
spielen die Wechseljahre bislang keine<br />
große Rolle. Es gibt in vielen Bereichen auch<br />
noch zu wenige Studien. Ich möchte Frauen<br />
aber auch ermuntern, mehr nachzufragen,<br />
wenn sie etwas nicht verstehen oder sich nicht<br />
ausreichend informiert fühlen.
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7<br />
Hormonfrei, wirksam, sicher:<br />
Pflanzlicher Wirkstoff für jede<br />
Phase der Wechseljahre<br />
Die Zahl ist erdrückend: Etwa acht von zehn Frauen sind laut der Deutschen<br />
Menopause Gesellschaft in den Wechseljahren von Beschwerden betroffen.<br />
Die bekanntesten Symptome sind Schweißausbrüche <strong>und</strong> Hitzewallungen.<br />
Etwa ein Drittel hat darüber hinaus mit Stimmungsschwankungen <strong>und</strong><br />
Schlafstörungen zu kämpfen.<br />
Auch Haarausfall, trockene<br />
Haut <strong>und</strong><br />
Schleimhäute insbesondere<br />
im Vaginalbereich,<br />
Herzrasen<br />
<strong>und</strong> depressive Verstimmungen<br />
schränken sowohl die Lebensqualität<br />
als auch die Leistungsfähigkeit<br />
stark ein. Für Frauen, die zur<br />
Zeit des Klimakteriums in der Mitte<br />
ihres Lebens stehen, sind die Beschwerden<br />
eine enorme Belastung,<br />
sowohl privat als auch im Beruf.<br />
Zudem müssen sie sich auf eine<br />
längere Leidenszeit einstellen, im<br />
Schnitt etwa 7,4 Jahre.<br />
Was tun gegen die Symptome?<br />
Seit Jahren schon wird das Abwägen<br />
von Risiken <strong>und</strong> Nutzen einer<br />
Hormontherapie gegen klimakterische<br />
Beschwerden sehr kontrovers<br />
diskutiert. Viele Frauen möchten<br />
aus diesem Gr<strong>und</strong> keine <strong>Hormone</strong><br />
einnehmen. Aber auch Isoflavone<br />
aus Soja, die meist in hormonfreien<br />
Alternativen als Wirkstoff zur<br />
Verfügung stehen, sind umstritten.<br />
Kein W<strong>und</strong>er, dass Betroffene verunsichert<br />
sind. Was sollen sie tun?<br />
Abwarten <strong>und</strong> im Stillen leiden,<br />
während das Leben an ihnen vorüberzieht?<br />
Das ist keine empfehlenswerte<br />
Option.<br />
Einzigartiger Wirkstoff,<br />
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Femarelle, ein pflanzliches Nahrungsergänzungsmittel<br />
auf Sojabasis,<br />
kann hier Abhilfe schaffen.<br />
Femarelle enthält anstelle von Isoflavonen<br />
den Wirkstoff DT56a <strong>und</strong><br />
ist hormonfrei. Im deutschsprachigen<br />
Raum ganz neu auf dem Markt,<br />
richten sich drei verschiedene Rezepturen<br />
an Frauen in jeder Phase<br />
der Wechseljahre, von der Perimenopause<br />
über die Menopause bis<br />
hin zur Postmenopause. DT56a in<br />
Femarelle ist ein einzigartiger <strong>und</strong><br />
sicherer pflanzlicher Wirkstoff, der<br />
in keinem anderen Nahrungsergänzungsmittel<br />
enthalten ist. Femarelle<br />
trägt dazu bei, Wechseljahresbeschwerden<br />
schon innerhalb des<br />
ersten Behandlungsmonats positiv<br />
zu beeinflussen. In Femarelle werden<br />
jeweils unterschiedliche Vitamine<br />
<strong>und</strong> Mineralien mit DT56a kombiniert,<br />
um so Frauen in jeder Phase<br />
der Wechseljahre optimal zu stützen.<br />
unter-<br />
Sowohl die Wirksamkeit als auch<br />
die Verträglichkeit von Femarelle<br />
sind sehr erprobt. Das Produkt<br />
wurde bereits vor 21 Jahren entwickelt<br />
<strong>und</strong> wird seitdem in vielen<br />
Ländern – darunter Israel, Griechenland,<br />
Norwegen, Schweden,<br />
Dänemark, Finnland, UK, den<br />
USA, Kanada, Indien <strong>und</strong> Taiwan –<br />
erfolgreich eingesetzt. In über 9,5<br />
Millionen Behandlungsmonaten<br />
weltweit wurden bisher keinerlei<br />
unerwünschte Wirkungen beobachtet.<br />
Neben Deutschland, Österreich<br />
<strong>und</strong> der Schweiz kommen<br />
nun auch Frankreich, Italien,<br />
Spanien, Polen <strong>und</strong> Belgien als<br />
neue Vertriebsländer hinzu.<br />
Vielfach empfohlen<br />
Eine Empfehlung für Femarelle<br />
sprechen dabei nicht nur internationale<br />
Fachleute wie der Präsident<br />
der European Society of Gynecology,<br />
Prof. Andrea Genazzani, aus.<br />
Auch das Feedback der Anwenderinnen<br />
ist sehr positiv. Zudem ist<br />
die Hürde, an das Produkt zu<br />
gelangen, denkbar gering.<br />
Femarelle ist ein pflanzlicher SERM, der Zwar die unterliegt verschiedenen<br />
die Produktion<br />
innerhalb von Femarel-<br />
des<br />
le als Pharmaprodukt<br />
Symptome im Verlauf der Wechseljahre ersten Behandlungsmonats lindern kann. von Theramex, 5–11,14–21<br />
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strengsten Sicherheits- <strong>und</strong> Qualitätsrichtlinien<br />
– als Nahrungsergänzungsmittel<br />
ist Femarelle jedoch<br />
frei verkäuflich <strong>und</strong> kann problemlos<br />
über eine Apotheke oder Versandapotheke<br />
bezogen werden.<br />
Wichtig zu wissen ist auch: Wer Femarelle<br />
ausprobieren möchte, muss<br />
nicht mit dem ersten Produkt schon<br />
in der Perimenopause beginnen,<br />
man kann jederzeit <strong>und</strong> in jeder<br />
Phase der Wechseljahre einsteigen.<br />
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Wechseljahre<br />
PHASEN DER<br />
MENOPAUSE<br />
Perimenopause:<br />
Die Perimenopause betrifft<br />
Frauen, bei denen der<br />
Zyklus beginnt unregelmäßig<br />
zu werden. Betroffene<br />
klagen über Stimmungsschwankungen,<br />
trockene<br />
Haut <strong>und</strong> Müdigkeit. In dieser<br />
Phase hilft Femarelle®<br />
Rejuvenate, PZN 18029197,<br />
mit Soja- <strong>und</strong> Leinsamenextrakten<br />
sowie Vitamin<br />
B2 <strong>und</strong> Biotin die verschiedenen<br />
Symptome der Perimenopause<br />
abzufedern.<br />
Das Produkt trägt dazu bei,<br />
die Elastizität der Haut zu<br />
erhalten <strong>und</strong> die Schlafqualität<br />
zu verbessern. Außerdem<br />
hilft es, die Energielevel<br />
aufrecht zu erhalten<br />
<strong>und</strong> Stimmungsschwankungen<br />
zu entgegen.<br />
Menopause:<br />
In den 50ern sind Frauen<br />
meist in der Menopause.<br />
Hier kann Femarelle® Recharge,<br />
PZN 18029205, mit<br />
Soja- <strong>und</strong> Leinsamenextrakten<br />
sowieVitamin B6<br />
dazu beitragen, die hormonelle<br />
Aktivität zu regulieren.<br />
Darüber hinaus<br />
trägt es zur Erhaltung des<br />
normalen Energiestoffwechsels<br />
<strong>und</strong> der normalen<br />
Nervenfunktion bei <strong>und</strong><br />
kann weiteren Symptome<br />
wie Müdigkeit entgegenwirken,<br />
um so die Lebensqualität<br />
der Betroffenen zu<br />
verbessern.<br />
Postmenopause:<br />
Auch in der Postmenopause<br />
treten zahlreiche<br />
Beschwerden auf. In<br />
dieser Phase gilt es, besonders<br />
die Knochendichte<br />
zu erhalten. Die<br />
spezielle Formulierung von<br />
Femarelle® Unstoppable,<br />
PZN 18029211, richtet sich<br />
mit Sojaextrakt, Kalzium,<br />
Vitamin D <strong>und</strong> B-Vitaminen<br />
speziell an die besonderen<br />
Bedürfnisse in dieser<br />
Zeit.
8<br />
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Gut behandelbar:<br />
Funktionsstörungen der Schilddrüse<br />
Die Schilddrüse gehört zu den endokrinen Drüsen unseres Körpers. Hier werden die <strong>Hormone</strong> Trijodthyronin (T3)<br />
<strong>und</strong> Thyroxin (T4) gebildet, die für verschiedenste <strong>Stoffwechsel</strong>vorgänge benötigt werden. Ist die Schilddrüse in<br />
ihrer Funktion beeinträchtigt, kann sich das auf den gesamten Körper Betroffener auswirken. Wie sich speziell<br />
eine Schilddrüsenunterfunktion (sog. Hypothyreose) bemerkbar macht <strong>und</strong> mit welchen Beeinträchtigungen die<br />
Patient:innen konfrontiert sind, erklärt uns Dr. Stefan Karger, der als niedergelassener Arzt Betroffene betreut.<br />
Text Miriam Barbara Rauh<br />
Herr Dr. Karger, Sie sind niedergelassener<br />
Arzt <strong>und</strong> haben sich unter<br />
anderem auf Schilddrüsenerkrankungen<br />
spezialisiert. Wie viele Menschen<br />
sind in Deutschland von einer Schilddrüsenfunktionsstörung<br />
betroffen?<br />
Man unterscheidet gr<strong>und</strong>sätzlich zwischen<br />
einer Überfunktion <strong>und</strong> einer Unterfunktion<br />
des Organs. Von einer ausgeprägten<br />
(manifesten) Unterfunktion sind<br />
etwa ein bis zwei Prozent der Bevölkerung<br />
in Deutschland betroffen. Häufiger<br />
finden wir eine latente Schilddrüsenunterfunktion,<br />
eine leichte Vorstufe.<br />
Hier liegt die geschätzte Zahl zwischen<br />
drei <strong>und</strong> zehn Prozent. Laut Verschreibungsdaten<br />
nehmen mindestens 4,1<br />
Millionen Deutsche Schilddrüsenhormone<br />
als Ersatz bei Unterfunktion ein.<br />
Bei der Überfunktion unterscheiden<br />
wir ebenfalls zwischen einer latenten<br />
<strong>und</strong> einer manifesten Form. Von der manifesten<br />
Hyperthyreose sind ungefähr<br />
1,5 bis zwei Prozent betroffen. Häufiger<br />
ist die latente Hyperthyreose, welche<br />
sich hierzulande bei circa fünf Prozent<br />
der Menschen, vor allem im höheren<br />
Lebensalter, diagnostizieren lässt.<br />
Wie machen sich Funktionsstörungen<br />
der Schilddrüse bemerkbar?<br />
Entweder durch einen auffälligen Laborbef<strong>und</strong><br />
oder primär durch charakteristische<br />
Symptome.<br />
Laboranalytisch ist der sogenannte<br />
TSH-Wert von entscheidender Bedeutung.<br />
Anhand dieses zentralen Steuermarkers<br />
der Schilddrüse können wir<br />
beurteilen, ob die Schilddrüse normal<br />
funktioniert oder nicht. Ob bei einer<br />
Abweichung des TSH-Wertes vom Referenzbereich<br />
tatsächlich eine krankhafte<br />
Störung der Schilddrüse vorliegt, muss<br />
immer individuell <strong>und</strong> fachk<strong>und</strong>ig abgewogen<br />
werden. Bei älteren Patienten z. B.<br />
Priv.-Doz. Dr. med. habil.<br />
Stefan Karger, Facharzt<br />
für Innere Medizin/Endokrinologie<br />
<strong>und</strong> Diabetologie,<br />
Osteologe DVO, Praxis für<br />
Endokrinologie Leipzig<br />
kann dieser Wert im Vergleich zu Jüngeren<br />
leicht erhöht sein – formal einer<br />
latenten Hypothyreose entsprechend,<br />
was jedoch oftmals mit keinerlei Krankheitsbedeutung<br />
assoziiert ist <strong>und</strong> wobei<br />
Zurückhaltung geboten ist, diesen Laborbef<strong>und</strong><br />
als Krankheit zu behandeln.<br />
Die Symptome einer Unterfunktion<br />
nehmen einen stufenförmigen Verlauf.<br />
Am Anfang stehen Müdigkeit, Abgeschlagenheit<br />
<strong>und</strong> Konzentrationsstörungen.<br />
Wenn die Schilddrüse weiter<br />
an Funktion verliert, kann das weitere<br />
Auswirkungen auf alle Organsysteme<br />
haben. Die Haut wird trocken <strong>und</strong><br />
teigig, die Fingernägel brüchig, Haarausfall<br />
kann hinzukommen. Betroffene<br />
leiden zudem unter Frieren, Verstopfung<br />
<strong>und</strong> Gewichtszunahme bis hin<br />
zu einem langsamen Herzschlag <strong>und</strong><br />
sogar neurologischen Symptomen wie<br />
Reflexabschwächung. Bei Frauen kann<br />
es auch zu Zyklusstörungen bis hin zum<br />
Ausbleiben der Regelblutung kommen.<br />
Die Symptome einer Überfunktion<br />
hingegen sind charakterisiert durch<br />
eine Überaktivierung sämtlicher Organsysteme<br />
unseres Körpers. Für diese<br />
Patienten sind innere Unruhe, verstärktes<br />
Schwitzen, Gewichtsverlust<br />
<strong>und</strong> Schlafstörungen sehr typisch.<br />
Bei älteren Patient:innen können die<br />
Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion<br />
oft weit weniger offensichtlich<br />
sein. Oft ist es ein Zufallsbef<strong>und</strong><br />
im Labor im Sinne eines zu niedrigen<br />
TSH-Wertes oder im EKG bei festzustellender<br />
Herzrhythmusstörung.<br />
Bei welchen Symptomen sollten Betroffene<br />
sowie die behandelnden<br />
Ärzt:innen eine Schilddrüsenunterfunktion<br />
als Ursache in Betracht ziehen?<br />
Die typischen Frühsymptome sind Müdigkeit,<br />
Konzentrationsstörungen <strong>und</strong><br />
teilweise auch ein etwas depressives<br />
Stimmungsbild. Bei solchen Symptomen<br />
sollte man die Dauer hinterfragen – ob<br />
es eine Phase von wenigen Wochen ist,<br />
die sich dann wieder bessert, oder ob<br />
die Symptome vielleicht schon seit zwei<br />
oder drei Monaten bestehen. In diesem<br />
Fall sollte man einen Arzt aufsuchen,<br />
um frühzeitig Klarheit zu bekommen<br />
<strong>und</strong> nicht eventuell noch weitere Symptome<br />
zu provozieren, wie in meiner<br />
vorherigen Antwort aufgeführt.<br />
Eine Schilddrüsenunterfunktion kann<br />
sich also auf verschiedene Organsysteme<br />
auswirken <strong>und</strong> den Alltag<br />
beeinträchtigen. Aus Ihrer ärztlichen<br />
Erfahrung: Was macht Ihren Patient:innen<br />
dabei am meisten zu schaffen?<br />
Konzentrationsstörungen, verstärkte<br />
Müdigkeit <strong>und</strong> Gewichtsprobleme<br />
sowie Probleme mit Haar <strong>und</strong> Nägeln<br />
machen häufiger Frauen zu schaffen,<br />
sie kommen meist auch früher mit<br />
Symptomen als Männer. Männer beklagen<br />
neben Konzentrationsstörungen<br />
eher eine geringere Leistungsfähigkeit<br />
auf körperlicher Ebene, dies schließt<br />
auch eine verminderte Libido ein.<br />
Generell kann ich feststellen, dass sich<br />
die typischen belastenden Symptome<br />
einer Schilddrüsenunterfunktion eher<br />
bzw. früher bei jüngeren Patient:innen<br />
bemerkbar machen. Ältere Patienten berichten<br />
von sich aus häufig über keine<br />
wesentlichen subjektiven Veränderungen,<br />
erstaunlicherweise selbst bei deutlich<br />
eingeschränkter Schilddrüsenfunktion.<br />
Das mag auch daran liegen, dass ältere<br />
Patienten sich mit schleichenden Symptomen<br />
eher abfinden oder glauben, dass<br />
es dem Alterungsprozess geschuldet<br />
ist, z. B. wenn vielleicht die Denkleistung<br />
nicht mehr so rege ist wie früher.<br />
Wie kann eine Schilddrüsenunterfunktion<br />
heute behandelt werden<br />
<strong>und</strong> wie wirkt sich die Therapie<br />
auf das Leben Betroffener aus?<br />
Für einen Arzt ist die Behandlung einer<br />
Schilddrüsenunterfunktion sehr befriedigend,<br />
weil für die Patient:innen in der<br />
Regel in kürzester Zeit eine Beseitigung<br />
der zuvor beklagten Symptome <strong>und</strong> damit<br />
Wiederherstellung einer normalen<br />
Lebensqualität ermöglicht wird. Es gibt<br />
viele Krankheiten, die man längst nicht<br />
so gut behandeln kann. Hier allerdings<br />
können wir seit vielen, vielen Jahren ein<br />
synthetisch hergestelltes Schilddrüsenhormon<br />
geben, das die Patient:innen allmorgendlich<br />
schlucken, eine halbe<br />
St<strong>und</strong>e vor dem Frühstück <strong>und</strong> mit Wasser<br />
– nicht mit Kaffee oder Milch –, das<br />
ist eigentlich schon alles. Man schließt<br />
damit die Lücke, wenn die Erkrankten<br />
nicht mehr in der Lage sind, selbst ausreichend<br />
Schilddrüsenhormone zu produzieren.<br />
FOTO: BURAVLEVA STOCK/SHUTTERSTOCK.COM
Lesen Sie mehr auf ges<strong>und</strong>er-koerper.info<br />
9<br />
FOTO: EVELEEN/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Dieser Beitrag entstand mit fre<strong>und</strong>licher Unterstützung der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH.<br />
Was ist Hashimoto?<br />
Von einer Hashimoto-Thyreoiditis, einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse,<br />
sind etwa zwei Prozent der Bevölkerung betroffen. Wir sprachen mit Prof. Dr. Joachim<br />
Feldkamp, Chefarzt der Universitätsklinik für Endokrinologie <strong>und</strong> Diabetologie, Allgemeine<br />
Innere Medizin, Infektiologie am Klinikum Bielefeld Mitte <strong>und</strong> Autor des Buches<br />
„Gut leben mit Hashimoto“, über Symptome <strong>und</strong> Therapien.<br />
Prof. Dr. med.<br />
Joachim<br />
Feldkamp,<br />
Chefarzt der Universitätsklinik<br />
für<br />
Endokrinologie<br />
<strong>und</strong> Diabetologie,<br />
Allgemeine Innere<br />
Medizin, Infektiologie<br />
am Klinikum<br />
Bielefeld Mitte<br />
Weitere Informationen<br />
unter:<br />
forum-schilddruese.de<br />
MAT-DE-2204801-1.0-11/2022<br />
Herr Prof. Feldkamp, Sie haben sich<br />
unter anderem auf die Hashimoto-Thyreoiditis<br />
spezialisiert, eine Autoimmunerkrankung,<br />
die eine Schilddrüsenunterfunktion<br />
zur Folge hat. Was macht<br />
diese Erkrankung besonders <strong>und</strong> was<br />
ist bei Diagnose <strong>und</strong> Therapie besonders<br />
wichtig?<br />
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung,<br />
die man an erhöhten<br />
Antikörpern gegen thyreoidale Peroxidase<br />
(TPO-AK) <strong>und</strong> Antikörpern gegen Thyreoglobulin<br />
(Tg-AK) erkennt. Sie betrifft etwa zwei<br />
Prozent der Bevölkerung. Interessanterweise<br />
sind Frauen zehnmal häufiger betroffen als<br />
Männer. Die genaue Ursache der Hashimoto-<br />
Thyreoiditis ist bislang unbekannt. Genetische<br />
<strong>und</strong> Umweltfaktoren können eine Rolle<br />
spielen.<br />
In etwa sieben Prozent der Fälle in<br />
Deutschland tritt eine Hashimoto-Thyreoiditis<br />
innerhalb eines Jahres nach einer Geburt<br />
auf, dies wird Postpartum-Thyreoiditis<br />
genannt. Wenn eine Frau nach der Geburt<br />
unruhig wird, schlecht schläft <strong>und</strong> eine<br />
Stimmungsveränderung feststellt, muss es<br />
kein „Babyblues“ sein, es kann auch an der<br />
Schilddrüse liegen.<br />
Ein Arzt wird gemeinsam mit den Patient:innen<br />
ermitteln, in welcher Dosis Schilddrüsenhormone<br />
nötig sind. Das ist individuell<br />
verschieden, manche brauchen etwas<br />
weniger, andere fühlen sich mit der gleichen<br />
Dosis <strong>und</strong> vergleichbaren Parametern vielleicht<br />
immer noch müde <strong>und</strong> brauchen mehr<br />
Hormon.<br />
Mit zunehmendem Lebensalter wird die<br />
Krankheit häufiger. Nicht immer ist die<br />
Schilddrüse vergrößert, bei einigen Patient:innen<br />
ist sie normal groß. Bei anderen<br />
wird die Schilddrüse immer kleiner, bis sie<br />
fast verschwindet. Es kommt auch vor, dass<br />
die Schilddrüsenhormone bei einem normalen<br />
Wert liegen <strong>und</strong> die Patient:innen keine<br />
Schilddrüsenhormone einnehmen müssen.<br />
Man sollte das einmal im Jahr kontrollieren,<br />
weil das Risiko, eine Unterfunktion zu entwickeln,<br />
bei diesen Patient:innen höher ist.<br />
Sie engagieren sich unter anderem in<br />
der Expertensprechst<strong>und</strong>e im Forum<br />
Schilddrüse (www.forum-schilddruese.<br />
de). Warum ist es so wichtig, dass Betroffene<br />
ihre Erkrankung kennen <strong>und</strong><br />
gut darüber informiert sind?<br />
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine häufige<br />
Störung, die oft auch in Verbindung mit<br />
anderen Autoimmunerkrankungen auftreten<br />
kann.<br />
Das kann zum Beispiel die Erkrankung<br />
Vitiligo sein, bei der die Haut weiße Flecken<br />
zeigt, die nicht mehr pigmentiert sind. Man<br />
muss diese Stellen gut vor der Sonne schützen.<br />
Eine häufigere Störung ist auch ein<br />
Vitamin-B12-Mangel. Vitamin B12 ist für die<br />
Nervenfunktion <strong>und</strong> die Blutbildung wichtig.<br />
Etwa zwei Prozent der Patient:innen mit<br />
Hashimoto-Thyreoiditis entwickeln eine<br />
Zöliakie, eine Glutenunverträglichkeit, die<br />
sich meist mit Durchfall, Bauchschmerzen<br />
<strong>und</strong> auch Leistungsverlust äußert. Ebenfalls<br />
selten möglich ist ein Typ-1-Diabetes oder<br />
ein Morbus Addison, eine Erkrankung mit<br />
Störung der körpereigenen Cortisonproduktion,<br />
durch die sich die Haut dunkel färbt<br />
wie nach dem Sonnenbaden.<br />
Kann sich eine Hashimoto-Thyreoiditis<br />
wieder zurückbilden?<br />
Ja, auch das kommt vor. Bei Erwachsenen<br />
allerdings seltener als bei Kindern. Es hängt<br />
auch davon ab, wie viel Schilddrüsengewebe<br />
noch da ist <strong>und</strong> wie stark ausgeprägt die<br />
Hashimoto-Thyreoiditis war oder ist.
10 Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de<br />
„Ich genieße<br />
jeden Tag!“<br />
Etwa fünf bis sieben von 100.000 Menschen in Deutschland<br />
erkranken pro Jahr an einem seltenen neuroendokrinen Tumor<br />
(NET) – Oliver Matthias Merx war im Jahr 2020 einer von ihnen.<br />
Wie er mit der Diagnose umgegangen ist, wie es ihm heute<br />
geht <strong>und</strong> was ihm im Umgang mit der Erkrankung wichtig ist,<br />
erzählt er uns im Interview.<br />
Herr Merx, bei Ihnen wurde 2020<br />
ein neuroendokriner Bauchspeicheldrüsentumor<br />
diagnostiziert.<br />
Wie kam es zur Diagnose?<br />
Die Krankheit warf schon drei Jahre zuvor<br />
ihre Schatten voraus: Sowohl 2017 als<br />
auch 2018 kam es zu Gallenkoliken, die<br />
eine erhebliche Entzündung der Bauchspeicheldrüse<br />
zur Folge hatten. Dann<br />
wurde die Galle entfernt. Die Probleme<br />
schienen gelöst. Im Frühjahr 2019 folgten<br />
dann diffuse Bewusstseinsstörungen.<br />
Obwohl sich der Pankreastumor auf<br />
den MRTs abzeichnete, wurde er trotz<br />
mehrerer Tage Krankenhausaufenthalt<br />
Text Hanna Sinnecker<br />
nicht entdeckt. Es wurde in der Zeit alles<br />
Mögliche als Ursache untersucht – außer<br />
der Bauchspeicheldrüse. Und das vor<br />
dem Hintergr<strong>und</strong> der Vorgeschichte ...<br />
Die Ärzte attestierten mir ein psychisches<br />
Problem. Ich war im Hinblick<br />
auf diese Diagnose „not amused“. Das<br />
Ganze lässt ahnen: Menschen mit<br />
seltenen Krankheiten haben leider nicht<br />
nur das Problem, dass die Diagnose<br />
schwer zu stellen ist, sondern auch, dass<br />
sie schnell den Stempel „Psychisches<br />
Problem“ aufgedrückt bekommen, weil<br />
keine andere Ursache gef<strong>und</strong>en wird.<br />
Bis Anfang 2020 bin ich dann trotz<br />
FOTO: PRIVAT<br />
verschiedener Beschwerden nicht mehr<br />
zum Arzt gegangen. Im Januar 2020<br />
war aber ein Punkt erreicht, an dem<br />
ich noch mal mit Nachdruck zum Arzt<br />
ging. Innerhalb weniger Tage kam die<br />
Diagnose: „Herr Merx, Sie haben einen<br />
ziemlich großen Pankreastumor.“<br />
Eine solche Diagnose kann einem<br />
den Boden unter den Füßen wegziehen.<br />
Was ging in Ihnen nach<br />
der Diagnosestellung vor?<br />
So eine Diagnose klingt tatsächlich erst<br />
einmal heftig. Dass es sich um einen<br />
recht seltenen NET mit vergleichsweise<br />
positiver Prognose handelt,<br />
wusste ich anfangs auch noch nicht.<br />
Bis dahin herrschte Unsicherheit: Es<br />
hätte auch eine bösartige Variante<br />
sein können. Insofern war die anfängliche<br />
Reaktion auf die Diagnose: Es<br />
könnte jetzt alles schnell vorbei sein!<br />
Umgekehrt war ich froh, dass nun<br />
eine klare Ursache für verschiedene<br />
Beschwerden gef<strong>und</strong>en war <strong>und</strong> ich<br />
mir das Ganze nicht nur einbildete.<br />
Wirklich schwierig war, die Diagnose<br />
mit Verwandten <strong>und</strong> Bekannten zu teilen.<br />
Da erlebt man dann echte Schockreaktionen<br />
<strong>und</strong> die Hilflosigkeit vieler<br />
Menschen. So bekam ich tatsächlich<br />
eine WhatsApp mit der Frage: „Wann<br />
wirst Du jetzt sterben?“ Was soll man<br />
auf solche Fragen antworten? Zu meiner<br />
eigenen Überraschung bin ich trotz allem<br />
insgesamt recht gelassen geblieben.<br />
Selbst vor der eigentlichen Operation<br />
war ich erstaunlich zuversichtlich. Erst<br />
recht danach, denn auf der Intensivstation<br />
lag ich zwei Tage mit wirklich<br />
sehr kranken Menschen zusammen. Da<br />
dachte ich mir: Mann, geht es mir gut!<br />
Wie ging es dann weiter, wie<br />
sah Ihre Behandlung aus <strong>und</strong><br />
was waren die für Sie größten<br />
Herausforderungen?<br />
Die Betreuung durch die Ärzte <strong>und</strong><br />
deren Teams war nicht nur fachlich,<br />
sondern auch menschlich super. Ich<br />
war <strong>und</strong> bin heute noch dankbar,<br />
dass wir ganz in der Nähe gleich zwei<br />
Experten für diese seltene Krankheit<br />
hatten. Das war auch für meine Angehörigen<br />
ein sehr wichtiger Aspekt.<br />
Die initiale Behandlung schien mit<br />
erfolgreicher Durchführung einer sogenannten<br />
Pankreaslinksresektion weitgehend<br />
abgeschlossen. Es gab <strong>und</strong> gibt<br />
bis heute keine Metastasen. Allerdings<br />
tauchten wenige Monate nach der OP<br />
gleich zweimal nacheinander mehrere,<br />
zum Teil sehr große postoperative Fisteln<br />
auf. Das warf mich innerlich ziemlich<br />
zurück. Ende Juni 2020 begann ich daher<br />
eine psychotherapeutische Behandlung.<br />
Die war enorm wichtig, um mich wieder<br />
innerlich zu stabilisieren <strong>und</strong> mit der<br />
DAS NETZWERK NET e. V.<br />
Das Netzwerk Neuroendokrine Tumoren<br />
(NeT) e. V. ist die b<strong>und</strong>esweit größte aktive<br />
Selbsthilfeorganisation zu diesem Thema,<br />
die von Betroffenen, deren Angehörigen<br />
sowie Ärzten gegründet wurde. Hier finden<br />
sowohl Patient:innen als auch deren<br />
Angehörige Beratung, Unterstützung <strong>und</strong><br />
Verständnis für ihre Situation – für einen<br />
leichteren Umgang mit der Erkrankung.<br />
Zudem bekommen Betroffene hier Informationen<br />
zu spezialisierten Ärzten <strong>und</strong><br />
Behandlungszentren <strong>und</strong> können<br />
bei schwierigen Fragen vom Fachwissen<br />
<strong>und</strong> der Expertise des medizinischwissenschaftlichen<br />
Beirates profitieren.<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.netzwerk-net.de <strong>und</strong> unter<br />
Tel. 0911-25 28 999.<br />
Angst vor weiteren <strong>und</strong> möglicherweise<br />
auch massiveren Rückschlägen umgehen<br />
zu können. Zudem half mir die<br />
Therapie dabei, gegenüber Dritten von<br />
Beginn an offen <strong>und</strong> unverkrampft über<br />
die Krankheit sprechen zu können.<br />
Besonders wichtig war, dass ich in der<br />
Therapie lernte, mein Schmerzgedächtnis<br />
in den Griff zu bekommen, weil ich<br />
nach den Fisteln jedes Mal innerlich<br />
zusammenzuckte, wenn ich irgendwelche<br />
Schmerzen im Bauch hatte.<br />
Bis heute habe ich immer wieder mal<br />
Schmerzen im Bauch, unter anderem<br />
wegen einer Hernienoperation an der<br />
gleichen Stelle, bin aber mittlerweile<br />
kaum mehr beunruhigt, wenn es zu<br />
solchen Schmerzwellen kommt. Ich<br />
lernte damals, daran zu glauben, dass<br />
ich trotz der Krankheit wieder längerfristig<br />
ges<strong>und</strong> leben <strong>und</strong> planen kann.<br />
Wie geht es Ihnen jetzt <strong>und</strong><br />
welche Rolle spielt die Nachsorge<br />
für Sie als Patient?<br />
Es klingt vermutlich irritierend: Ich<br />
erlebe gerade eine der besten Phasen<br />
meines Lebens. Ich bin nahezu durchgängig<br />
gut drauf, fühle mich körperlich<br />
<strong>und</strong> vor allem mental sehr gut – ganz so,<br />
als wäre ich im engeren Sinne ges<strong>und</strong>.<br />
Ich musste, Gott sei Dank, auch bis<br />
heute noch kein einziges Mal über<br />
eine Chemotherapie nachdenken.<br />
Im Hinblick auf die Nachsorge ist<br />
bislang auch nicht allzu viel zu tun.<br />
In erster Linie muss ich auf die diabetischen<br />
Folgen achten <strong>und</strong> Kohlenhydrate<br />
vermeiden. Ansonsten muss<br />
ich etwa alle sechs Monate ein CT<br />
machen lassen. Diesbezüglich bin ich<br />
tatsächlich vorab immer etwas nervös.<br />
Es könnte ja sein, dass einem diesmal<br />
mitgeteilt wird, dass sich die Dinge<br />
verschlechtert haben. Diese Nervosität<br />
werde ich wohl auch niemals verlieren.<br />
Und das ist gut so, denn das Beispiel<br />
von Steve Jobs, dem Gründer von Apple,<br />
der einen sehr ähnlichen Tumor hatte,<br />
zeigt: Selbst wenn es einem einige Jahre<br />
nach der OP richtig gut geht, können<br />
unverhofft ernsthafte Komplikationen<br />
auftauchen. In diesem Bewusstsein<br />
lebe <strong>und</strong> genieße ich jeden Tag.<br />
Was hat Ihnen im Umgang mit Ihrer<br />
Erkrankung geholfen <strong>und</strong> was würden<br />
Sie anderen Betroffenen gern<br />
mit auf den Weg geben?<br />
Da ist wohl zuallererst die Familie<br />
zu nennen. Die war <strong>und</strong> ist ein super<br />
Rückhalt. Für mich kam dann rasch<br />
hinzu, dass ich das E-Bike für mich<br />
entdeckte, kleine <strong>und</strong> größere E-Bike-<br />
Abenteuer startete <strong>und</strong> bis heute für<br />
meinen Blog „Doktor-eBike.de“ erfreulich<br />
positive Resonanz erhalte.<br />
Zwei weitere Sachen sind mir aber<br />
vermutlich noch wichtiger: Da ist zum<br />
einen das Thema Forschung zu seltenen<br />
Krankheiten. Ich möchte jedem betroffenen<br />
Patienten empfehlen, sich umfassend<br />
einzubringen <strong>und</strong> an Studien etc.<br />
teilzunehmen. Das leitet über zum<br />
zweiten Thema der Selbsthilfegruppen,<br />
denn nur, wenn man in einer Gruppe<br />
wie dem Verein Netzwerk NeT aktiv ist,<br />
hat man m. E. eine valide Chance, bei<br />
entsprechenden Studien mitwirken zu<br />
können. Beim Netzwerk NeT habe ich<br />
zudem Menschen kennengelernt, die<br />
mir eindrucksvoll schilderten, wie sie<br />
mit ihrer NET-Erkrankung umgegangen<br />
sind <strong>und</strong> wie normal ein solches Leben<br />
trotz aller objektiven Risiken sein kann.<br />
Insofern kann ich jedem von einer<br />
seltenen Krankheit betroffenen Menschen<br />
nur empfehlen, sich an einer<br />
Selbsthilfegruppe wie dem Netzwerk<br />
NeT zu beteiligen.
ANZEIGE<br />
Leben mit NET<br />
Was sind NET (Neuroendokrine Tumoren)?<br />
Neuroendokrine Tumoren (NET) sind seltene Tumoren,<br />
die aus neuroendokrinen Zellen entstehen – das sind<br />
Zellen, die Botenstoffe (<strong>Hormone</strong>) bilden. Je nachdem,<br />
wo sie im Körper auftreten <strong>und</strong> ob sie funktionell aktiv<br />
oder inaktiv sind, verursachen sie unterschiedlichste<br />
Krankheitsbilder, die mit verschiedenen Symptomen<br />
einhergehen können. Hauptsächlich treten NET<br />
in der Lunge, dem Verdauungstrakt <strong>und</strong> der<br />
Bauchspeicheldrüse auf:<br />
Neuroendokrine Tumoren<br />
können in der Lunge auftreten<br />
(oft veraltet als Karzinoid<br />
bezeichnet).<br />
NET, die die Bauchspeicheldrüse<br />
betreffen, werden als<br />
NET des Pankreas bezeichnet.<br />
Diagnose <strong>und</strong> Therapiemöglichkeiten<br />
Aufgr<strong>und</strong> der oft unspezifischen Symptome müssen Betroffene<br />
leider oft lange auf die richtige Diagnose warten.<br />
Im Durchschnitt dauert es circa fünf Jahre bis zur<br />
Diagnose NET. Je früher aber eine Diagnose erfolgt,<br />
umso schneller können Betroffene mit einer Therapie<br />
beginnen <strong>und</strong> der Krankheitsverlauf kann positiv beeinflusst<br />
werden. Für die Diagnose neuroendokriner<br />
Tumoren kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz:<br />
dazu gehören bildgebende Verfahren, die Untersuchung<br />
von Gewebeproben <strong>und</strong> labortechnische Untersuchungen<br />
(z.B. Blut- <strong>und</strong> Urinproben). Ist die Diagnose<br />
NET gestellt, bedeutet das zunächst natürlich einen<br />
großen Einschnitt im Leben Betroffener, der mit großer<br />
Unsicherheit einhergeht. Patient:innen fragen sich, was<br />
nun auf sie zukommt, wie gut ihre Erkrankung behandelbar<br />
ist <strong>und</strong> welche Therapie für sie in Frage kommt.<br />
Je nachdem, welche Form von NET vorliegt, gibt es<br />
mittlerweile verschiedene Behandlungsmöglichkeiten,<br />
die der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin<br />
ganz individuell mit den Patient:innen bespricht <strong>und</strong><br />
in die Wege leitet. Dazu gehören sowohl chirurgische<br />
als auch medikamentöse Verfahren. NET, die noch keine<br />
Metastasen gebildet haben, können in vielen Fällen<br />
vollständig operativ entfernt werden, sodass in diesen<br />
Fällen von einer Heilung gesprochen werden kann.<br />
Aber auch wenn sich bereits Metastasen gebildet haben,<br />
wird so viel wie möglich vom Tumor <strong>und</strong> seinen<br />
Metastasen entfernt <strong>und</strong> eine medikamentöse Therapie<br />
in die Wege geleitet. Hier kommen zum Beispiel Somatostatin-Analoga,<br />
Chemotherapie, Interferon-Alpha<br />
<strong>und</strong> molekularbiologische Arzneimittel zum Einsatz.<br />
Letztere können den Tumor punktgenau angreifen, um<br />
möglichst wenig Nebenwirkungen an ges<strong>und</strong>en Zellen<br />
zu verursachen. Auch eine PRRT (Peptid-Radio-Rezeptor-Therapie)<br />
kann Teil der Therapie sein. Diese Behandlungsmöglichkeiten<br />
können langfristig das Tumorwachstum<br />
hemmen, Beschwerden wirksam lindern <strong>und</strong><br />
können so dazu beitragen, dass die Lebensqualität<br />
Betroffener so wenig wie möglich beeinträchtigt wird.<br />
Neuroendokrine Tumoren,<br />
die sich im Magen-Darm-Trakt<br />
(gastrointestinal) befinden,<br />
werden häufig als GI-NET<br />
bezeichnet.<br />
Je nachdem, wo der Tumor sich befindet,<br />
können unterschiedliche Symptome auftreten:<br />
NET IN DER LUNGE<br />
■ Reizhusten<br />
■ Atemnot<br />
■ Blutiger Husten<br />
■ Wiederholte pulmonale<br />
Infekte<br />
FOTO: PIKOVIT/SHUTTERSTOCK.COM<br />
NET DER BAUCHSPEICHELDRÜSE<br />
■ Erhöhter Blutzuckerspiegel<br />
ODER<br />
■ Unterzucker (Schwäche, Schwitzen, Zittrigkeit,<br />
Konzentrationsstörungen, Heißhunger etc.)<br />
■ Gewichtsverlust<br />
■ Blutarmut<br />
■ Ausschlag an Armen <strong>und</strong> Beinen<br />
■ Entzündungen der M<strong>und</strong>schleimhaut<br />
■ Übersäuerung des Magens<br />
■ Magen- <strong>und</strong> Zwölffingerdarmgeschwüre<br />
■ Durchfälle, teils wässrig<br />
■ Muskelschwäche<br />
■ Anfallsartige Hautrötungen (sog. Flush)<br />
NET IM MAGEN-DARM-TRAKT<br />
■ Krampfartige<br />
Bauchschmerzen<br />
■ Durchfälle<br />
■ Anfallsartige Hautrötungen<br />
(sog. Flush)<br />
■ Übersäuerung des Magens<br />
■ Magen- <strong>und</strong> Zwölffingerdarmgeschwüre<br />
Die Wichtigkeit der Nachsorge<br />
Die Nachsorge bei neuroendokrinen Tumoren beginnt,<br />
sobald die Behandlung abgeschlossen ist.<br />
Wichtigstes Ziel ist, durch regelmäßiges Screening<br />
ein Wiederauftreten der NET-Erkrankung<br />
beispielsweise durch Metastasen rechtzeitig zu<br />
erkennen <strong>und</strong> Langzeitfolgen zu behandeln.<br />
Bei Patient:innen, die Medikamente <strong>und</strong> Therapien<br />
erhalten, die Tumorwachstum <strong>und</strong> Metastasenbildung<br />
zum Stillstand bringen sollen, verfolgt die Nachsorge<br />
das Ziel, mögliche Nebenwirkungen zu lindern <strong>und</strong><br />
Medikamentendosen gegebenenfalls neu einzustellen,<br />
beziehungsweise auf andere Behandlungsverfahren<br />
auszuweichen, bis die optimale Therapie gef<strong>und</strong>en ist.<br />
Aber auch die seelische Ges<strong>und</strong>heit steht bei der<br />
Nachsorge im Fokus: Viele Betroffene leben mit<br />
der ständigen Angst, dass die Erkrankung zurückkommt,<br />
zudem hat die Erkrankung den Alltag oft<br />
komplett auf den Kopf gestellt. Die Ärzt:innen, die<br />
Sie in der Nachsorge betreuen, leiten Sie bei Bedarf<br />
an psychosoziale Krebsberatungsstellen, Psychoonkologinnen<br />
oder -onkologen, Physiotherapeutinnen<br />
oder -therapeuten, Ernährungsberaterinnen<br />
oder -berater oder Selbsthilfegruppen weiter.<br />
Leben mit NET – Der Wegweiser<br />
für Betroffene<br />
Das forschende Pharmaunternehmen Novartis hat mit<br />
der Website www.leben-mit-net.de einen umfangreichen<br />
Ratgeber entwickelt, der f<strong>und</strong>ierte Informationen<br />
zu Diagnose, Therapiemöglichkeiten <strong>und</strong> Unterstützungsangeboten<br />
bietet <strong>und</strong> viele Fragen Betroffener<br />
beantwortet. Dieser Ratgeber möchte dabei helfen, die<br />
Erkrankung zu verstehen <strong>und</strong> als Wegweiser während<br />
der Behandlung <strong>und</strong> Nachsorge dienen. Neben den<br />
Informationen zu den verschiedenen Krankheitsbildern,<br />
den Diagnose-, Therapie- <strong>und</strong> Nachsorgemöglichkeiten<br />
finden Betroffene <strong>und</strong> ihre Angehörigen hier auch Empfehlungen<br />
zu alltagsrelevanten Themen wie Ernährung<br />
<strong>und</strong> Sport. Zudem finden Betroffene einen hilfreichen<br />
Überblick über die möglichen Sozialleistungen bei NET.<br />
AAA-NP-DE-0111-22<br />
DIESER BEITRAG ENTSTAND MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG DER<br />
NOVARTIS RADIOPHARMACEUTICALS GMBH.
12<br />
Lesen Sie mehr auf ges<strong>und</strong>er-koerper.info<br />
GESUNDHEIT IST<br />
FEMININ.<br />
Es ist wichtig, die Ges<strong>und</strong>heit von Frauen zu stärken. Und es ist Zeit, sie in den<br />
Fokus zu rücken. Dafür sorgen wir. #WirstärkenFrauen<br />
Mehr über uns <strong>und</strong> unsere Vision auf organon.com/germany<br />
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