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Gewässer.Wissen.Zukunft

Handreichung zum Seminar für mehr Nachhaltigkeit im Tauchsport. Entwickelt im Rahmen des Projektes „Gewässer.Wissen.Zukunft“ im Zuge des Nachhaltigkeitspreises 2020 des Landessportverbandes Baden-Württemberg und des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. Erstellt vom Württembergischen Landesverband für Tauchsport e.V. in Zusammenarbeit mit der aquatil gGmbH.

Handreichung zum Seminar für mehr Nachhaltigkeit im Tauchsport. Entwickelt im Rahmen des Projektes „Gewässer.Wissen.Zukunft“ im Zuge des Nachhaltigkeitspreises 2020 des Landessportverbandes Baden-Württemberg und des Ministeriums für Umwelt, Klima und
Energiewirtschaft Baden-Württemberg. Erstellt vom Württembergischen Landesverband für Tauchsport e.V. in Zusammenarbeit mit der aquatil gGmbH.

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Gewässer.<strong>Wissen</strong>.<strong>Zukunft</strong><br />

Für mehr Nachhaltigkeit<br />

im Tauchsport


Gewässer.<strong>Wissen</strong>.<strong>Zukunft</strong><br />

© 2022, Württembergischer Landesverband für Tauchsport e.V.,<br />

erstellt in Zusammenarbeit mit der aquatil gGmbH - www.aquatil.org<br />

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werks darf in irgendeiner Form ohne schriftliche<br />

Genehmigung des Württembergischen Landesverbands für Tauchsport e.V. und der<br />

aquatil gGmbH reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet,<br />

vervielfältigt oder verbreitet werden, auch auszugsweise.<br />

Handreichung zum Seminar für mehr<br />

Nachhaltigkeit im Tauchsport<br />

Entwickelt im Rahmen des Projektes „Gewässer.<strong>Wissen</strong>.<strong>Zukunft</strong>“ im<br />

Zuge des Nachhaltigkeitspreises 2020 des Landessportverbandes<br />

Baden-Württemberg und des Ministeriums für Umwelt, Klima und<br />

Energiewirtschaft Baden-Württemberg.<br />

Druck: Printzipia, eine Marke der bonitasprint gmbh, Würzburg<br />

von<br />

Rainer Beck, Franz Brümmer, Maria von Moers-Meßmer,<br />

Thorsten Schenk-Trautmann & Ralph O. Schill<br />

Umschlagfotos: Franz Brümmer


Klimawandel<br />

Jeder Strich steht für die mittlere globale Temperatur eines<br />

Jahres im Zeitraum der Jahre 1850-2021. Dabei symbolisiert<br />

dunkles Blau die niedrigsten Temperaturen und dunkles Rot die<br />

höchsten. Die außergewöhnlich schnelle Klimaerwärmung wird<br />

durch den Treibhausgasausstoß menschlicher Aktivitäten verursacht.<br />

CC BY 4.0, Grafik: Ed Hawkins; University of Reading. https://showyourstripes.info/s/<br />

globe


Klimawandel<br />

Die aktuelle Erderwärmung, in Bezug auf eine Basistemperatur<br />

der Jahre 1850-1900, beträgt bereits über 1,0°C. Das ist<br />

so warm wie seit mehr als 2.000 Jahren nicht mehr. Selbst die<br />

wärmste Langzeitperiode über mehrere Jahrhunderte innerhalb<br />

der letzten 100.000 Jahre lag nur zwischen 0,2-1,0°C Erwärmung<br />

(bezogen auf die Basisjahre). Die Klimaerwärmung<br />

schreitet weiter voran.<br />

Erwärmung ist so stark wie seit mehr als 2000 Jahren nicht mehr<br />

Erstellt nach IPCC (2021): Summary for Policymakers. Climate Change 2021: The Physical<br />

Science Basis. Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report<br />

of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Datenzugang: https://data.ceda.<br />

ac.uk/badc/ar6_wg1/data/spm/spm_01/v20210809/panel_a


Die Folgen des Klimawandels<br />

sind vielfältig und<br />

durch komplexe, teilweise<br />

kaum überschaubare Zusammenhänge<br />

miteinander<br />

verbunden. Um Kipppunkte<br />

in diesem System nicht zu<br />

überschreiten, was zu einem<br />

neuen Gleichgewichtszustand<br />

und gravierenden<br />

Folgen für Mensch und Natur<br />

führen könnten, muss<br />

die Erderwärmung auf unter<br />

2°C begrenzt werden.<br />

Erstellt mit BioRender.com


Ozeanversauerung<br />

Ca. 1/3 der menschengemachten<br />

CO 2<br />

-Emissionen werden<br />

von den Meeren aufgenommen .<br />

Dieses CO 2<br />

bildet in Verbindung<br />

mit Wasser Kohlensäure, welche<br />

den pH-Wert des Meerwassers<br />

senkt. Heute ist das Meer fast<br />

30% saurer als zu vorindustrieller<br />

Zeit. Diese Entwicklung ist lebensbedrohlich<br />

für viele Meereslebewesen<br />

und beeinflusst das<br />

gesamte Ökosystem.<br />

Erstellt mit BioRender.com


Plastikverschmutzung<br />

Pro Minute landet eine LKW-Ladung<br />

Plastikmüll in den Meeren. Tiere verwechseln<br />

Plastik mit Nahrung oder verfangen<br />

sich in Geisternetzen. Dadurch<br />

verhungern sie mit „vollem“ Magen, Ersticken<br />

oder erleiden tödliche Verletzungen.<br />

Der Großteil (99%) des Plastiks im<br />

Meer ist „unsichtbar“ und besteht aus<br />

winzigen Teilchen – Mikroplastik.<br />

Erstellt mit BioRender.com


Biodiversität<br />

IPBES (2019): Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger des globalen<br />

Assessments der biologischen Vielfalt und Ökosystemleistungen der Zwischenstaatlichen<br />

Plattform für Biodiversität und Ökosystemleistungen. IPBES-Sekretariat, Bonn,<br />

Deutschland.


Die biologische Vielfalt nimmt<br />

schneller ab, als je zuvor in der Geschichte<br />

der Menschheit. Seit dem<br />

Jahr 1970 schwinden die globalen<br />

Wirbeltierbestände kontinuierlich<br />

um durchschnittlich 68%. Besonders<br />

betroffen sind Gewässer und<br />

Feuchtgebiete, die als Hotspot der<br />

Artenvielfalt gelten. Zudem ist seit<br />

einigen Jahren ein massives globales<br />

Insektensterben zu beobachten.<br />

Biodiversität bedeutet die Vielfalt aller<br />

lebenden Organismen, Lebensräume<br />

und Ökosysteme. Sie hat<br />

grundlegende Bedeutung für die<br />

Funktion von Ökosystemen und ist<br />

unter anderem von großem Wert<br />

für die Pharmazie sowie unsere Ernährung<br />

und Gesundheit.<br />

IPBES (2019): Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger des globalen Assessments der biologischen Vielfalt und Ökosystemleistungen<br />

der Zwischenstaatlichen Plattform für Biodiversität und Ökosystemleistungen IPBES-Sekretariat, Bonn, Deutschland.


Die 17 globalen Ziele für nachhaltige<br />

Entwicklung der Agenda<br />

2030 (engl. Sustainable<br />

Development Goals „SDGs“)<br />

beinhalten die Nachhaltigkeitsstrategie<br />

der Weltgemeinschaft<br />

und sollen ein „Fahrplan“ für die<br />

<strong>Zukunft</strong> sein. Sie umfassen ökonomische,<br />

ökologische und soziale<br />

Aspekte für ein menschenwürdiges<br />

Leben in der <strong>Zukunft</strong><br />

und die Bewahrung der natürlichen<br />

Lebensgrundlage. Die Ziele<br />

der Agenda 2030 richten sich<br />

an Staaten, Zivilgesellschaften,<br />

Wirtschaft, <strong>Wissen</strong>schaft und jede/n<br />

Einzelne/n.<br />

Presse und Informationsamt der Bundesregierung. Globale Nachhaltigkeitsstrategie<br />

– Nachhaltigkeitsziele verständlich erklärt. https://www.bundesregierung.de/breg-de/<br />

themen/nachhaltigkeitspolitik/nachhaltigkeitsziele-verstaendlich-erklaert-232174. Abgerufen<br />

am 22.07.2022<br />

Durch den neuesten Bericht zum<br />

Stand der Umsetzung der SDGs<br />

wird deutlich, dass eine grundlegende<br />

Trendwende notwendig<br />

ist, um die 17 Ziele zu erreichen.


Zustand heimischer Gewässer<br />

Nur 8,3% der Oberflächengewässer<br />

in<br />

Deutschland sind in<br />

einem „guten“ oder<br />

„sehr guten“ ökologischen<br />

Zustand.<br />

Hauptursachen hierfür<br />

sind vor allem der<br />

hohe Nährstoffeintrag<br />

(Eutrophierung), Eintrag<br />

von Pestiziden,<br />

Verbauung und die<br />

Klimaerwärmung.<br />

BMUB/UBA (2016). Die<br />

Wasserrahmenrichtlinie –<br />

Deutschlands Gewässer<br />

2015. Bonn, Dessau.<br />

Durch den Eintrag von Nährstoffen in Gewässer erhöht sich die<br />

Biomasseproduktion der Wasserpflanzen. Diese große Menge an<br />

Biomasse stirbt irgendwann ab und wird dann von Mikroorganismen,<br />

die Sauerstoff verbrauchen, abgebaut. Der Sauerstoffgehalt<br />

sinkt. Zudem steigen die Wassertemperaturen durch die Klimaerwärmung<br />

an, wodurch weniger Sauerstoff im Wasser gelöst werden<br />

kann und die Durchmischung des Wassers schwächer ausgeprägt<br />

ist.<br />

Erstellt mit BioRender.com


Der limnologische Zustand des<br />

Bodensees ist sehr gut untersucht.<br />

Die Messungen der mittleren<br />

Wasser- sowie Lufttemperatur<br />

zeigen einen deutlichen<br />

Anstieg in den letzten Jahren.<br />

Aber nicht nur der Bodensee ist<br />

vom Klimawandel betroffen. In<br />

ganz Deutschland ist ein Trend<br />

steigender Wasser-temperaturen<br />

in Seen zu beobachten.<br />

Hitzewellen in Gewässern werden<br />

länger und intensiver, was<br />

zu Artensterben und einer Verschiebung<br />

der Artenzusammensetzung<br />

führen kann.<br />

Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) (2020): Jahresbericht<br />

der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee: Limnologischer<br />

Zustand des Bodensees Nr. 43 (2018-2019).


Neobiota<br />

Fotos: Franz Brümmer<br />

Fotos: Franz Brümmer<br />

Sich ausbreitende, nicht heimische Arten wie z.B. Sonnenbarsch,<br />

Kamberkrebs, Ochsenfrosch oder Süßwassermeduse, können<br />

die heimische Biodiversität verändern. Sie stellen mögliche Nahrungs-<br />

und Lebensraumkonkurrenten oder Fressfeind für heimische<br />

Arten dar. Zudem existiert die Gefahr der Übertragung von<br />

Krankheitserregern (wie z.B. der Krebspest).<br />

Die Quagga-Muschel (Dreissena rostriformis bugensis) stammt<br />

ursprünglich aus dem schwarzen Meer. Sie besitzt Haftfäden<br />

(Byssus) mit endständigen Platten (Plaques). Mit diesen kann sie<br />

sich an so gut wie jeder festen Oberfläche anheften, z.B. Steinen,<br />

Holz, Einbauten oder anderen Tieren.


Fotos: Franz Brümmer<br />

Foto: Franz Brümmer<br />

Im Bodensee hat sich die Quagga-Muschel innerhalb kürzester<br />

Zeit enorm verbreitet und sorgt unter anderem regelmäßig für verstopfte<br />

Trinkwasserrohre, was zu finanziellen Schäden führt.<br />

Das Einschleppen gebietsfremder Arten und Krankheitserregern<br />

in Gewässer und Meere erfolgt z.B. durch „blinde Passagiere“<br />

an Schiffen und Booten (Schiffsrumpf, Anker, Ballastwasser etc.)<br />

aber auch an der Taucherausrüstung.


Tauchsport und die Umwelt<br />

Foto: Franz Brümmer<br />

Der CO 2<br />

-Fußabdruck ist ein Maß für den gesamten von Personen<br />

oder Produkten direkt oder indirekt verursachten Treibhausgasausstoß<br />

(THG). In Deutschland beträgt der durchschnittliche CO 2<br />

-<br />

Jahresausstoß 10,78 t pro Person. Ein klimaverträgliches globales<br />

Jahresbudget pro Kopf, um die Erderwärmung auf 1,5°C zu<br />

begrenzen, liegt bei ca. 1,5 t CO 2<br />

.<br />

Dieses Beispielszenario für ein Jahr zeigt den CO 2<br />

-Beitrag, welcher<br />

durch den Freizeitverkehr in Tauchurlaube und ins Tauchtraining<br />

verursacht wird. Das Szenario wurde an die Ergebnisse einer<br />

Vereinsumfrage im WLT angelehnt. Gerade die Flugreise nach<br />

Ägypten trägt dazu bei, dass allein der CO 2<br />

-Ausstoß durch Tauchaktivitäten<br />

das klimaverträgliche Jahresbudget bereits übersteigt.


Beispiel: Tauchanzüge<br />

Erstellt mit BioRender.com<br />

Neben den Emissionen, welche<br />

durch die Reise mit dem Auto oder<br />

Flugzeug entstehen, gibt es beim<br />

Ausüben des Tauchsportes noch<br />

weitere umweltrelevante Faktoren.<br />

So werden beispielsweise auch<br />

durch die Unterkunft (z.B. Hotels)<br />

oder durch den Betrieb der Tauchbasis<br />

Treibhausgasemissionen<br />

(THG) verursacht. Ein weiterer wichtiger<br />

Einflussfaktor ist die Tauchausrüstung,<br />

bei deren Herstellung,<br />

Transport und Entsorgung Ressourcen<br />

und Energie verbraucht und<br />

Emissionen verursacht werden. Viele<br />

Tauchanzüge werden beispielsweise<br />

in Asien produziert. Über den<br />

Herstellungsprozess werden allein<br />

durch den Schiffstransport zwischen<br />

34.000 – 39.000 km zurückgelegt.<br />

Hinzu kommen Transportwege an<br />

Land.


Beispiel: Tauchanzüge<br />

Abgesehen von den langen Transportwegen,<br />

hat auch der Herstellungsprozess<br />

des Tauchanzugs<br />

einen umweltrelevanten Einfluss.<br />

Für die Herstellung des Neoprens<br />

werden fossile Rohstoffe wie Erdöl<br />

sowie chemische Substanzen benötigt.<br />

Der gesamte Herstellungsprozess<br />

ist sehr energieintensiv und<br />

verursacht dadurch entsprechend<br />

viel Treibhausgasemissionen. Das<br />

fertige Produkt kann nach der Nutzungsphase<br />

außerdem nicht recycelt<br />

werden, da es bisher keine<br />

Möglichkeit gibt, altes Neopren wiederzuverwerten.<br />

Erstellt mit BioRender.com


Weitere Informationen<br />

Jeder kann einen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit leisten.<br />

Hilfestellung für Vereine bietet die N!-Charta Sport. Privat sollte<br />

man auf Langlebigkeit und umweltfreundlichere Produktion seiner<br />

Tauchausrüstungsgegenstände achten, Fahrgemeinschaften<br />

bilden, Anreisemöglichkeiten zum Tauchziel beachten (Flugreisen<br />

wenn möglich vermeiden) oder einen CO 2<br />

-Ausgleich vornehmen<br />

(z.B. mit atmosfair.de). Auch weiterbilden, informieren und<br />

aufmerksam machen ist wichtig!<br />

Erstellt mit BioRender.com<br />

- IPCC (Klimawandel): https://www.ipcc.ch/<br />

- Klimawandel (Monitoringbericht 2019 für Deutschland): https://<br />

www.umweltbundesamt.de/publikationen/umweltbundesamt-<br />

2019-monitoringbericht-2019-zur<br />

- Meeresversauerung: https://www.quarks.de/umwelt/so-leidentiere-und-pflanzen-unter-saurem-meerwasser/<br />

- WWF Living Planet Report (Biodiversitätsbericht): https://www.<br />

wwf.de/living-planet-report<br />

- 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs): https://17ziele.de/<br />

- Zustand heimischer Gewässer (Wasserrahmenrichtlinie):<br />

https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/diewasserrahmenrichtlinie-deutschlands-gewaesser<br />

- Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee:<br />

https://www.igkb.org/start/<br />

- N!-Charta Sport: https://www.nachhaltigkeitsstrategie.de/<br />

gesellschaft/vereine-und-organisationen/n-charta-sport<br />

- atmosfair (CO 2<br />

-Ausgleich): https://www.atmosfair.de/de/<br />

- CO 2<br />

-Rechner Umweltbundesamt: https://uba.co2-rechner.de/<br />

de_DE/


Gewässer.<strong>Wissen</strong>.<strong>Zukunft</strong><br />

Handreichung zum Seminar für mehr<br />

Nachhaltigkeit im Tauchsport<br />

Entwickelt im Rahmen des Projektes „Gewässer.<strong>Wissen</strong>.<strong>Zukunft</strong>“ im<br />

Zuge des Nachhaltigkeitspreises 2020 des Landessportverbandes<br />

Baden-Württemberg und des Ministeriums für Umwelt, Klima und<br />

Energiewirtschaft Baden-Württemberg.

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