Hundertpfund_TirolerKripobeamter_Leseprobe

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Christoph Hundertpfund Christoph Hundertpfund Ein Tiroler Kripobeamter weltweit im Einsatz Von Kapitalverbrechen gegen Leib und Leben, Identifizierung von Katastrophenopfern, Sprengstoffhunden in Österreich und anderem Ein Tiroler Kripobeamter weltweit im Einsatz 1

Christoph<br />

<strong>Hundertpfund</strong><br />

Christoph <strong>Hundertpfund</strong><br />

Ein Tiroler Kripobeamter<br />

weltweit im Einsatz<br />

Von Kapitalverbrechen gegen Leib und Leben,<br />

Identifizierung von Katastrophenopfern,<br />

Sprengstoffhunden in Österreich und anderem<br />

Ein<br />

Tiroler<br />

Kripobeamter<br />

weltweit im Einsatz<br />

1


Alle Rechte vorbehalten<br />

Copyright © Berenkamp Wattens<br />

www.berenkamp.at<br />

ISBN 978-3-85093-425-1<br />

Gedruckt mit freundlicher Unterstützung<br />

Land Tirol, Kulturabteilung<br />

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek<br />

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der<br />

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische<br />

Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar<br />

2


Christoph <strong>Hundertpfund</strong><br />

Ein Tiroler Kripobeamter<br />

weltweit im Einsatz<br />

Von Kapitalverbrechen gegen Leib und Leben,<br />

Identifizierung von Katastrophenopfern,<br />

Sprengstoffhunden in Österreich und anderem<br />

3


5<br />

Vorwort<br />

7<br />

I – Faszination Kriminalpolizei<br />

15<br />

II – Kapitalverbrechen gegen Leib und Leben<br />

1. Abscheulicher Mord im Freibad<br />

22<br />

2. Die Kidnapperin<br />

33<br />

3. Leichenfund an der Brennerstraße<br />

60<br />

4. Ein heimtückischer Mörder<br />

84<br />

III – Identifizierung von Katastrophenopfern<br />

95<br />

1. Die Lawinenkatastrophe von Galtür und Valzur<br />

104<br />

2. Der Tod aus dem Meer<br />

130<br />

3. „Tante Ju‘s“ letzter Flug<br />

137<br />

4. Flugzeugabsturz in Äthiopien<br />

150<br />

IV – Der erste Sprengstoffhund in Österreich<br />

4


Vorwort<br />

Der Beruf eines Kriminalbeamten hat mich schon als Bub fasziniert, nachdem<br />

ich beim Stöbern auf dem elterlichen Dachboden zufällig auf das alte<br />

Fachbuch mit dem Titel „Die Kriminalpolizei“ gestoßen war. Ich möchte<br />

nicht verhehlen, dass mich die Lektüre des mehr als 700 Seiten umfassenden<br />

Handbuchs bei meiner Berufswahl maßgeblich beeinflusst hat.<br />

Den lang gehegten Kindheitstraum verwirklichte ich 1986, als ich auf die<br />

Planstelle eines leitenden Beamten im Kriminaldienst der österreichischen<br />

Bundesgendarmerie ernannt wurde. Bis zu meiner Pensionierung im Jahr<br />

2020 war ich über 34 Jahre als Kriminalbeamter in Oberösterreich und Tirol<br />

tätig, zuletzt 15 Jahre als stellvertretender LKA-Leiter in Innsbruck.<br />

Rückblickend erachte ich es als Privileg, dass ich mit den unterschiedlichsten<br />

dienstlichen Aufträgen im Gepäck um die halbe Welt reisen durfte.<br />

Wie professionelle Kriminalisten wirklich ermitteln, erfahren Sie in diesem<br />

Buch am Beispiel von vier spektakulären Mordfällen aus Oberösterreich<br />

und Tirol: Der abscheuliche Mord an einem kleinen Mädchen im Freibad,<br />

der tragische Fall eines entführten Buben, der sterben musste, weil die Kidnapperin<br />

ihren kriminellen Plan nicht zu Ende gedacht hatte, der Fund einer<br />

Frauenleiche neben der Brennerstraße, der zu den unglaublichsten und skurrilsten<br />

Kriminalgeschichten Tirols zählt, bei dem der Mörder vor der Tat die<br />

Identität eines Toten angenommen hatte sowie eine tote Bankerin in ihrem<br />

angezündete Auto und acht verschwundene Goldbarren geben Gelegenheit,<br />

hinter die Kulissen der kriminalpolizeilichen Arbeit zu blicken.<br />

Unbekannte Tote nach Naturkatastrophen oder Flugzeugabstürzen zu<br />

identifizieren, stellt eine besondere Herausforderung kaum allgemein bekannter<br />

polizeilicher Ermittlungsarbeit dar, die ich der interessierten Leserschaft<br />

gern näherbringen will. Mein berührender Erlebnisbericht über die<br />

Lawinenkatastrophe Galtür, den polizeilichen Tsunami-Einsatz in Thailand<br />

und zwei Flugzeugabstürze (Schweiz, Äthiopien), bei denen ich als Identifizierungsexperte<br />

vor Ort war, bietet einen ersten Einblick in diese heikle<br />

Polizeiarbeit.<br />

Die von mir initiierte, aber nicht mit der vorgesetzten Zentralstelle in der<br />

Bundeshauptstadt akkordierte, weil von ihr abgelehnte Ausbildung des ersten<br />

Sprengstoffspürhunds in (Ober-)Österreich führt Ihnen vor Augen, wie<br />

ein erfolgreiches Projekt mit all seinen Facetten ohne Not abgewürgt wurde,<br />

weil es den verantwortlichen Entscheidungsträgern in Wien damals nicht in<br />

den Kram passte. Erst zehn Jahre später wurde der erste offizielle Sprengstoffhund<br />

der österreichischen Exekutive in den Dienst gestellt.<br />

5


Um Persönlichkeitsrechte betroffener Personen zu schützen und das<br />

Amtsgeheimnis zu wahren, habe ich die Namen der handelnden Personen<br />

und vieler Örtlichkeiten, mitunter auch einige Details der geschilderten<br />

Straftaten, frei erfunden, falls diese nicht ohnehin Gegenstand der medialen<br />

Berichterstattung oder öffentlichen Erörterungen bei Gerichtsverhandlungen<br />

waren.<br />

Für Ihr Interesse an meinem Buch „Als Tiroler Kripobeamter weltweit im<br />

Einsatz“ bedanke ich mich herzlich und wünsche Ihnen eine kurzweilige<br />

und spannende Lektüre, bei der unerwartete Überraschungen wohl nicht zu<br />

kurz kommen werden.<br />

Ihr<br />

Christoph <strong>Hundertpfund</strong><br />

Herbst 2022<br />

6


I<br />

Faszination Kriminalpolizei<br />

Als ich im Alter von ungefähr zehn Jahren beschloss, Kriminalbeamter zu<br />

werden, wollte mir das niemand ernsthaft glauben, am wenigsten meine Eltern.<br />

Es war und ist auch heute durchaus nicht ungewöhnlich, dass Buben während<br />

des Heranwachsens aus unterschiedlichsten Beweggründen bestimmte Berufsbilder<br />

vor Augen haben und davon träumen, Pilot, Lokführer oder Feuerwehrmann<br />

zu werden. Nur in den seltensten Fällen werden diese Träume im Erwachsenenalter<br />

in die Realität umgesetzt. Bei mir war es jedoch anders.<br />

Auslöser für meinen frühen Berufswunsch war „Die Kriminalpolizei – Handbuch<br />

für den kriminellen Polizeidienst“ von Arnold Lichem, Gendarmerieoberst<br />

und Landesgendarmeriekommandant für Niederösterreich. Den knapp<br />

zwei Kilo schweren und 748 Seiten zählenden Wälzer entdeckte ich, als ich<br />

wieder einmal mit der Taschenlampe in der Hand den finstersten Ort des elterlichen<br />

Wohnhauses, den Dachboden, erkunden wollte. Im Lichtkegel der<br />

Lampe fiel mir das Buch sogleich auf; es war das unterste und zugleich dickste<br />

in einem Stapel von mehreren Büchern, über den sich im Lauf der Jahre<br />

eine dünne Staubschicht gelegt hatte. Ich zog es heraus, wischte den Staub ab<br />

und begann darin zu blättern. Das Kompendium weckte sofort meine kindliche<br />

Neugierde, nicht zuletzt deshalb, weil das Druckwerk aufgrund seines<br />

Erscheinungsbilds und Titels für mich den Anschein einer „verbotenen Lektüre“<br />

erweckte. Mir war sofort klar, dass das Werk aus dem Besitz meines Vaters<br />

stammen musste, der allerdings zum Zeitpunkt dieses Fundes schon jahrelang<br />

als frühpensionierter Gendarmeriebeamter seinen Lebensabend genoss. Meine<br />

bohrenden Fragen, wie es ihm als Ordnungshüter und schließlich als Angehöriger<br />

der deutschen Polizei während des Zweiten Weltkriegs ergangen war,<br />

beantwortete mein Vater zu meinem Missfallen meist nur sehr oberflächlich.<br />

Der erste vorsichtige Blick in das geheimnisumwitterte Buch mit zahlreichen<br />

Abbildungen zog mich zusehends in seinen Bann. Dabei störte mich auch<br />

nicht sonderlich, dass das in altdeutscher Druckschrift verfasste Werk „schrifttechnisch“<br />

für mich nur sehr schwer zu lesen war. Unzählige Stunden verbrachte<br />

ich damit, mich durch die Seiten zu mühen oder – besser gesagt – diese<br />

7


zu „entziffern“ und die vielen Illustrationen zu bestaunen. Texte über Polizeihund,<br />

kriminalistische Fotografie, Tatbestandslehre, gerichtliche Medizin und<br />

Grundformen polizeilicher Tätigkeit im Kriminaldienst stachen mir besonders<br />

ins Auge. Dazu kamen noch unzählige fotografische Abbildungen, unter denen<br />

sich auch etliche abstoßende Leichenfotos befanden. Ein Kapitel im Buch<br />

war sogar der Aufnahmeprüfung für Kriminalbeamte gewidmet.<br />

Meinen Eltern gegenüber verschwieg ich den Buchfund vom Dachboden<br />

lange Zeit. Ich musste ja befürchten, dass mir das „Polizeibuch“ wegen seines<br />

teilweise nicht jugendfreien Inhalts sogleich abgenommen würde. Das wollte<br />

ich auf jeden Fall verhindern<br />

Während der Gymnasialzeit machte ich mir bei verschiedensten Gelegenheiten<br />

immer wieder einen Spaß daraus, andere Menschen unbemerkt zu beobachten<br />

und meine Schlüsse aus deren Verhalten zu ziehen. Auch der Deutschprofessorin<br />

blieb mein besonderes Interesse füras „kriminalpolizeiliche Genre“<br />

nicht verborgen. Sie gab mir bei der mündlichen Deutschmatura als Prüfungsfrage<br />

sinnigerweise den literarischen Kriminalroman „Der Richter und sein Henker“<br />

von Friedrich Dürrenmatt zur Erörterung, der aus meiner Sicht auf meine<br />

damalige persönliche Interessenslage besonders zugeschnitten war. Bei der<br />

Hauptfigur des Romans handelt es sich um den Kriminalbeamten Bärlach, der<br />

alle Register zieht, um seinen Dienstkollegen trotz komplizierter Verstrickungen<br />

und ungeahnter Entwicklungen letztlich des Mordes an einem Polizisten zu<br />

überführen. Nachdem ich die Matura abgelegt hatte, war mein später über die<br />

Jahre zunehmend gefestigter Berufswunsch, Kriminalbeamter zu werden, etwas<br />

verblasst. Es war das Reisen, das mich damals immer mehr faszinierte.<br />

Ich sah mich daher nach einer Möglichkeit um, um den Traum, fremde Länder<br />

zu bereisen, eventuell beruflich zu verwirklichen, etwa durch einen Job bei<br />

einer Fluggesellschaft. Gemeinsam mit einem Freund bewarb ich mich als Steward<br />

bei der deutschen Lufthansa AG. Das Glück war mir hold, und ich wurde<br />

zum Aufnahmegespräch nach Frankfurt eingeladen, was mir zu meinem ersten<br />

(und noch dazu kostenlosen) Linienflug verhalf. Er sollte mir aufgrund von<br />

während des Flugs fallweise auftretenden heftigen Turbulenzen jedoch nicht<br />

besonders gut bekommen.<br />

Noch unter dem Eindruck des unruhigen Flugs stehend, gab ich kurze Zeit<br />

später mein Bewerbungsschreiben beim Landesgendarmeriekommando für<br />

Tirol ab. Nach der bestandenen Aufnahmeprüfung entschloss ich mich doch<br />

für die bodenständiger scheinende Karriere bei der Gendarmerie, freilich wieder<br />

mit dem klaren Ziel vor Augen, eines Tages Kriminalbeamter zu werden.<br />

Für mich hat es keine Rolle gespielt, dass das Berufsbild des Gendarmen<br />

oder Polizisten damals in der Öffentlichkeit nicht besonders positiv besetzt<br />

war. Das einst verbreitete Vorurteil, dass Polizisten die Menschen ständig überwachen,<br />

häufig Strafmandate ausstellen oder Personen bei jeder sich bietenden<br />

Gelegenheit zurechtweisen, beeinflusste mich bei meiner Berufswahl in keiner<br />

8


Weise negativ. Freilich verhehle ich nicht, dass ich damals als junger Mann eine<br />

lebensfremde Idealvorstellung vom Beruf eines Polizisten hatte. Für mich war<br />

ein Polizist jemand, der nicht in erster Linie Strafmandate ausstellte und Menschen<br />

tadelte, sondern sich für eine gerechtere Welt einsetzte, indem er Straftaten<br />

aufklärte und Verbrecher hinter Schloss und Riegel brachte.<br />

Nach der Gendarmerie-Grundausbildung trat ich im Dezember 1979 meinen<br />

ersten Dienst auf dem Gendarmerieposten Zirl an. Dessen geografische<br />

Lage bot für einen an Fremdsprachen Interessierten wie mich die Gelegenheit,<br />

das breite Bildungsangebot der nahen Landeshauptstadt zu nutzen.<br />

Rasch wurde mir klar, dass der Beruf eines Gendarmeriebeamten genau<br />

das Richtige für mich war. Die Bearbeitung kleinerer Kriminalfälle ließ auch<br />

nicht lange auf sich warten. Sobald jedoch der eine oder andere Fall etwas größer<br />

und spannender zu werden schien, wie zum Beispiel der Brand eines gestohlenen<br />

Pkw in der Nähe der Martinswand bei Zirl, zog zu meiner großen<br />

Enttäuschung die Kriminalabteilung des Landesgendarmeriekommandos die<br />

weiteren Ermittlungen an sich. In diesen Momenten hätte ich viel lieber dort<br />

als auf einer Dienststelle mit zehn Beamten gearbeitet, was aufgrund meiner<br />

fehlenden Diensterfahrung natürlich ausgeschlossen war.<br />

Dennoch gelang es mir einmal während meiner vierjährigen Dienstverrichtung<br />

auf dem Gendarmerieposten Zirl, mehrere Tage mit den Kollegen der Kriminalabteilung<br />

enger zusammenzuarbeiten. Meine Französischkenntnisse kamen<br />

mir dabei zugute. Die Kriminalisten ermittelten gegen den Inhaber eines<br />

als Privatsauna getarnten Bordells mit offenbar fremdländischen Prostituierten<br />

und suchten einen Gendarmeriekollegen, der Französisch sprach, um nicht<br />

gleich einen Dolmetscher beiziehen zu müssen. Französisch deshalb, weil über<br />

den überwachten Anschluss des Saunabetriebs häufig Gespräche in französischer<br />

Sprache geführt worden waren. Meine Aufgabe bestand kurzgesagt darin,<br />

die Telefongespräche der dort illegal beschäftigten Damen, die allesamt aus<br />

dem französischen Überseegebiet Guadeloupe stammten, zumindest in groben<br />

Zügen zu übersetzen. Ich war dann auch richtig stolz, dass ich als „kleiner<br />

Inspektor“ später beim Zugriff, also bei der Festnahme der Tatverdächtigen,<br />

dabei sein durfte.<br />

Die Ausforschung eines „unbekannten Täters“ aus den eigenen Reihen, der<br />

sich auf dem Gendarmerieposten Zirl mehrmals heimlich und unerlaubt an<br />

einer gemeinschaftlichen Cognac-Flasche „vergriff“, verursachte naturgemäß<br />

nicht bei allen Kollegen ein breites Grinsen. Das Corpus delicti war eine Flasche<br />

mit hochprozentigem Inhalt, das Weihnachtsgeschenk einer Zirler Bürgerin an<br />

die gesamte Postenbelegschaft. Die Flasche war vorerst für einen besonderen<br />

Anlass im obersten Fach eines Schranks in meinem Büro aufbewahrt worden.<br />

Aber einen Grund zum Feiern gab es zunächst (noch) nicht. Nichtsdestotrotz<br />

nahm der Füllstand der Cognac-Flasche wie von Zauberhand stetig ab. Da niemand<br />

von uns jüngeren Gendarmen auch nur eine leise Ahnung hatte, wer<br />

9


wohl der durstige Kollege sein könnte, wollte ich der Sache diskret auf den<br />

Grund gehen. Natürlich nach allen Regeln kriminalistischer Kunst.<br />

Es bestand ein vager Anfangsverdacht, der sich später jedoch als falsch herausstellte.<br />

Zur Lösung dieses „internen Falls“ besorgte ich mir bei der Kriminalabteilung<br />

eine sogenannte „Diebesfalle“, auch „Fangmittel“ genannt, die<br />

hier aus Vaseline als Trägermaterial und einem ungefährlichen, leicht ätzenden<br />

Silbernitratpulver bestand. Mit diesen „Ingredienzien“ ausgestattet, präparierte<br />

ich – für das freie Auge unsichtbar – den Verschluss der Cognac-Flasche<br />

mit dem Fangmittel. Ein Hautkontakt mit dem chemischen Pulver würde nach<br />

kurzer Zeit zu einer harmlosen, aber auffälligen und kaum zu verbergenden<br />

Schwarzfärbung der Hautoberfläche führen.<br />

Schon wenige Tage später lieferte sich der unbekannte, nicht mehr ganz<br />

junge „Cognac-Liebhaber“, der noch dazu im Obergeschoss des Gendarmeriepostens<br />

eine Dienstwohnung besaß, nach einem erneuten Griff zur Flasche<br />

unfreiwillig ans Messer. Der vorgesetzte Beamte zeigte uns schimpfend seine<br />

geschwärzten Finger; nichts ahnend beschwerte er sich lautstark darüber, dass<br />

offenbar jemand aus seiner Postenmannschaft irgendwo auf der Dienststelle<br />

unfachmännisch mit einer Diebesfalle hantiert hätte und er der Leidtragende<br />

dieser „dummen Spielerei“ sei. Er hegte offenbar nicht im Entferntesten den<br />

Verdacht, dass die schwarzen Finger mit seinem heimlichen Schluck aus der<br />

Cognac-Flasche zu tun haben könnten.<br />

Nach dem Abschluss der Offiziersakademie der Sicherheitsexekutive in<br />

Mödling (Dezember 1985) hatte ich das Glück, die damals österreichweit einzige<br />

freie Planstelle für einen leitenden Beamten im Kriminaldienst der Bundesgendarmerie<br />

zu ergattern. Aus diesem Grund nahm ich gern in Kauf, von Tirol<br />

zum Landesgendarmeriekommando nach Oberösterreich versetzt zu werden.<br />

Ganze vier Jahre – sozusagen meine Lehrjahre als Kripobeamter – verbrachte<br />

ich bei der Kriminalabteilung in Linz, die kriminalpolizeilich für 15 Bezirke<br />

Oberösterreichs, nicht jedoch für die Statutarstädte Linz, Wels und Steyr zuständig<br />

war. In Oberösterreich erlebte ich dienstlich sehr viel, sammelte eine<br />

Menge beruflicher Erfahrung und eignete mir fachspezifisches Wissen an.<br />

Dass ausgerechnet mein allererster Fall im Kriminaldienst, auf den ich später<br />

näher eingehen werde, ein abscheulicher Mord sein würde, der am helllichten<br />

Tag im geöffneten Freibad von Marchtrenk (OÖ) entdeckt wurde, hatte ich natürlich<br />

nicht vorausahnen können.<br />

Besonders interessant fand ich meine weitere Aufgabe als Diensthundereferent<br />

des Landesgendarmeriekommandos, die ich im Jänner 1987 neben meiner<br />

Funktion als leitender Kriminalbeamter übernommen hatte. Dazu ist anzumerken,<br />

dass das Diensthundewesen der Österreichischen Bundesgendarmerie<br />

damals eng mit der Kriminalabteilung im jeweiligen Bundesland verknüpft<br />

war und von dort aus organisiert und geleitet wurde. Diese spannende Aufgabe<br />

führte mich in viele Bezirke Oberösterreichs, wo alle zwei Monate Dienst-<br />

10


hundeübungen abgehalten wurden, an denen fast 30 Hundeführer mit ihren<br />

Diensthunden teilnahmen.<br />

Große Aufregung herrschte im Jahr 1988, als im Innenministerium bekannt<br />

wurde, dass wir in Oberösterreich nicht ganz ohne Grund eigenmächtig einen<br />

Sprengstoffspürhund ausgebildet hatten, ohne jedoch die Zentralstelle in Wien<br />

darüber informiert zu haben. Die Wiener hatten nämlich seit Jahren eine solche<br />

Ausbildung strikt abgelehnt. Die Weisung aus dem Zentralkommando führte<br />

daraufhin zum sofortigen Stopp des erfolgreichen Projekts. Erstaunlicherweise<br />

waren wir mit dem „Sprengstoffspüren“ unserer Zeit weit voraus, letztlich<br />

dauerte es weitere zehn Jahre, bis schließlich der erste offizielle Sprengstoffspürhund<br />

der Exekutive in Österreich einsatzbereit war (1998), diesmal jedoch<br />

von Wien initiiert.<br />

Meine bittere Erkenntnis aus dem gescheiterten Vorhaben war, dass innovative<br />

Ideen im Ministerium nicht immer wohlwollend aufgenommen oder<br />

umgesetzt wurden, schon gar nicht dann, wenn sie nicht von dort ausgegangen<br />

waren. Oder anders ausgedrückt: Im bürokratischen Getriebe brauchte gut<br />

Ding mitunter Weile oder wurde einfach abgedreht, falls die Sache den einflussreichen<br />

Herren nicht in den Kram passte.<br />

Meinem Ersuchen, nach Tirol zurückversetzt und dort bei der Kriminalabteilung<br />

des Landesgendarmeriekommandos für Tirol eingeteilt zu werden,<br />

wurde am 01.01.1990 entsprochen. Obwohl mich meine Dienstverwendung<br />

in Oberösterreich beruflich sehr erfüllte, war ich froh, wieder in die Heimat<br />

zurückzukehren. Der wochenlange Hochnebel während der Wintermonate in<br />

Linz hatte mir doch einigermaßen zu schaffen gemacht, wie ich mit einem kleinen<br />

Augenzwinkern anmerken darf. Das nebenberufliche Studium der Rechtswissenschaften<br />

in Innsbruck schloss ich 1995 mit dem Doktorat ab.<br />

In Anbetracht der weltweit vermehrt auftretenden Katastrophen – wie etwa<br />

Flugzeugabstürze, schwere Zugunglücke, aber ebenso Naturkatastrophen mit<br />

zahlreichen Todesopfern, bei denen hin und wieder auch österreichische Opfer<br />

zu beklagen waren – interessierte mich neben der Routinearbeit im Kriminaldienst<br />

zunehmend eine sehr spezifische polizeiliche Aufgabe, nämlich die Identifizierung<br />

von Opfern von Großschadensereignissen. Mir war dabei bewusst,<br />

dass diese Zusatzaufgabe eine besondere Spezialisierung meinerseits erfordern<br />

und eine enorme psychische Belastung mit sich bringen würde, von der ich<br />

damals noch nicht wissen konnte, ob ich ihr überhaupt gewachsen sein würde.<br />

Im Anschluss an die Leitung des Leichen-Identifizierungseinsatzes nach den<br />

Lawinenabgängen in Galtür und Valzur (Februar 1999) mit 38 Toten sowie aufgrund<br />

meiner maßgeblichen Mitwirkung am Aufbau des Österreichischen DVI-<br />

Teams (DVI: Disaster Victim Identification = Identifizierung von Opfern von<br />

Großschadensereignissen) wurde ich nach meiner DVI-Sonderausbildung auch<br />

auf internationaler Ebene immer wieder als Experte zur Identifizierung von<br />

Katastrophenopfern beigezogen. Daraus ergab sich mein zweites dienstliches<br />

11


Standbein, das neben den routinemäßig übertragenen Regelaufgaben im Kriminaldienst<br />

eine weitere spannende Herausforderung mit sich brachte.<br />

Nach dem Tsunami am 26. Dezember 2004 in Südostasien, der binnen weniger<br />

Minuten ein beliebtes Urlauberparadies in ein Katastrophengebiet verwandelte,<br />

war ich insgesamt sechs Monate als Leiter des österreichischen<br />

DVI-Teams in den Leichen-Identifizierungsprozess in Thailand eingebunden.<br />

Es folgten weitere DVI-Einsätze und zahlreiche internationale DVI-Übungen,<br />

unter anderem in London, Brüssel und Madrid, an denen ich mitwirken durfte.<br />

Hervorzuheben sind auch der Absturz des Oldtimer-Flugzeugs Junkers 52 im<br />

August 2018 in den Schweizer Alpen und zuletzt der Flugzeugabsturz (Boeing<br />

737 MAX) im März 2019 in der Nähe von Addis Abeba (Äthiopien) mit jeweils<br />

drei österreichischen Opfern. Über meine Einsatzerfahrungen nach den beiden<br />

genannten Flugzeugabstürzen sowie bei den Identifizierungseinsätzen in Galtür<br />

(Tirol) und Phuket (Thailand) werde ich im Kapitel „Opferidentifizierung<br />

unter schwierigen Bedingungen“ ausführlich berichten.<br />

Die mehrwöchigen dienstlichen Hospitationen in Helsinki (Finnland, 2000)<br />

und Rom (Italien, 2001) sowie der elfwöchige Studienaufenthalt an der FBI National<br />

Academy (FBINA) in Quantico, Virginia, USA (2004), halfen mir, den<br />

kriminalpolizeilichen Horizont auf internationaler Ebene zu erweitern und<br />

nützliche polizeiliche Netzwerke zu knüpfen. Für mich zeigte sich im Lauf<br />

der Jahre wiederholt, dass globale kriminalpolizeiliche Kontakte für die grenzüberschreitende<br />

Verbrechensbekämpfung von großer Bedeutung sind. Als österreichischer<br />

Vertreter durfte ich 2016 am vierwöchigen „Top Senior Police<br />

Officers Course (TOPSPOC)“ teilnehmen, einem vom Europäischen Polizei<br />

College (CEPOL) organisierten Fortbildungskurs für Spitzenpolizisten aus den<br />

EU-Mitgliedsländern. Darüber hinaus war ich von 2002 bis 2012 regelmäßig als<br />

österreichisches Mitglied des beim Europäischen Rat in Brüssel eingerichteten<br />

Schengen-Evaluierungsteams mit Schwerpunkt „internationale Polizeikooperation“<br />

tätig. Im Rahmen der mehrtägigen Prüfbesuche, die für jedes Schengen-Mitglied<br />

und für die Schengen-assoziierten Staaten wie Island, Schweiz,<br />

Liechtenstein, Norwegen sowie Großbritannien (Letzteres bis 31.01.2020) im<br />

Fünf-Jahres-Rhythmus stattfanden, bereiste ich fast alle EU-Länder sowie<br />

Schengen-assoziierten Staaten. Dabei gewann ich einen tieferen Einblick in die<br />

Polizeistrukturen der besuchten Länder und erweiterte mein internationales<br />

kriminalpolizeiliches Netzwerk Schritt für Schritt.<br />

Es war dem guten Betriebsklima geschuldet, dass meine wiederholten Abwesenheiten<br />

von der Dienststelle wegen der mir übertragenen, über Österreich<br />

hinausgehenden Verpflichtungen nur selten zu Spannungen und Kritik führten.<br />

Im Großen und Ganzen wurden meine Auslandsdienstreisen von den Vorgesetzten<br />

meist „duldend“ zur Kenntnis genommen. Ich empfinde aber auch<br />

tiefe Dankbarkeit gegenüber meinem Dienstgeber, der mir alle diese vielfältigen<br />

Einsätze und Erfahrungen erst ermöglichte.<br />

12


Mich hinzusetzen und ausgewählte Begebenheiten aus meiner mehr als<br />

42-jährigen Dienstzeit zu Papier zu bringen, war nach meiner Pensionierung<br />

kein vordringliches Ziel. Als dann einige Kollegen und Bekannte an mich herantraten<br />

und mich fragten, ob ich nicht meine dienstlichen Erlebnisse in einem<br />

Buch wiedergeben möchte, zumal ich sicher Spannendes zu erzählen hätte,<br />

entschloss ich mich schließlich doch zu diesem Projekt.<br />

Als Kriminalbeamter hatte ich wiederholt die Gelegenheit, mit unterschiedlichen<br />

dienstlichen Aufträgen im Gepäck fast um die halbe Welt zu reisen und<br />

auch viele interessante Eindrücke über Menschen und Kulturen zu sammeln,<br />

die es durchaus wert sind, erzählt zu werden. Eines ist mir jedoch noch wichtig<br />

zu betonen: Kriminalpolizeiliche Ermittlungserfolge sind nie die Leistung eines<br />

Einzelnen, sondern immer das Produkt engagierter Teamarbeit, an der sich alle<br />

Teammitglieder beteiligen und ihre Ideen einbringen können. Fast sämtliche Einzelkämpfer<br />

auf dem „kriminalpolizeilichen Parkett“ mussten früher oder später<br />

erkennen, dass Alleingänge geradewegs in die sprichwörtliche Sackgasse führen,<br />

weil man ohne den wichtigen Austausch mit Kolleginnen und Kollegen<br />

das Ziel leicht aus den Augen verlieren und sich leicht verrennen kann.<br />

Anmerkung zum Datenschutz<br />

Zur Wahrung und zum Schutz der Würde und der Persönlichkeitsrechte<br />

von Opfern, Tätern und deren Angehörigen wurden sämtliche Namen der in<br />

die Tathandlungen involvierten Personen und auch fast alle Namen meiner<br />

Kollegen sowie meist auch die Bezeichnung der betroffenen Örtlichkeiten derart<br />

verändert, dass Rückschlüsse auf konkrete Menschen – nicht zuletzt wegen<br />

der inzwischen verstrichenen Zeit – in den meisten Fällen nur mit einem<br />

unverhältnismäßig großen Aufwand möglich sind. Die mitunter sehr detaillierten<br />

Zeitungsberichte über die hier geschilderten Kriminalfälle dienten mir<br />

zudem als Gedächtnisstütze beim Schreiben. Zudem zog ich die öffentliche Erörterung<br />

der hier erzählten Kriminalfälle bei den Gerichtsverhandlungen zur<br />

Textverfassung heran. Die Schilderung der Tathandlungen und Erhebungen<br />

entspricht fast immer der Realität. Im Bedarfsfall wurden von mir Ergänzungen<br />

oder Abänderungen vorgenommen, nicht zuletzt dann, wenn es besondere<br />

Umstände wie die Würde der Betroffenen oder die Wahrung des Amtsgeheimnisses<br />

geboten haben.<br />

Gender-Hinweis<br />

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen und<br />

personenbezogenen Hauptwörtern nur die männliche Form verwendet, wenn im<br />

Text nicht ausdrücklich auf Frauen oder Männer Bezug genommen wird. Männliche<br />

Begriffe gelten im Sinn der Gleichberechtigung gleichermaßen für alle Geschlechter.<br />

Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und enthält<br />

keine Wertung.<br />

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II<br />

Kapitalverbrechen gegen leib und leben<br />

1. Abscheulicher Mord im Freibad<br />

Samstag, 5. Juli 1986 – ein heißer Sommertag, der über 3.000 Badelustige in<br />

das Freibad von Marchtrenk (OÖ) lockte. Die Sonne brannte unbarmherzig<br />

vom Himmel. Viele Menschen wollten der Hitze entfliehen und begaben sich ins<br />

kühle Nass. Auch zahlreiche Kinder suchten Abkühlung und Spaß im Schwimmbad,<br />

tollten über die Liegewiesen, vergnügten sich beim Fangen- und Ballspielen<br />

und genossen sichtlich die gerade beginnenden Schulferien. Niemand konnte<br />

ahnen, dass sich an diesem wunderschönen Tag quasi vor den Augen von<br />

tausenden Badebesuchern ein bestialisches Sexualverbrechen ereignen würde.<br />

Ich hatte an diesem Sommerwochenende Rufbereitschaft und suchte mir<br />

am Samstagnachmittag in der Nähe meiner Wohnung in der Karl-Wieser-Straße<br />

in Linz ein schattiges Plätzchen, wo ich in Ruhe ein Buch lesen und mich<br />

entspannen konnte. Heim nach Tirol zu fahren, kam für mich an diesem Wochenende<br />

wegen meiner dienstlichen Verpflichtungen nicht infrage.<br />

Mein damaliger Chef und sein unmittelbarer Stellvertreter nutzten den Umstand,<br />

dass ich seit wenigen Wochen das Führungsteam der Kriminalabteilung<br />

(KA) Oberösterreich verstärkte, für einen längst geplanten Ausflug. Die Wochenendreise<br />

führte die beiden gemeinsam mit einigen Kollegen ins ehemalige<br />

Jugoslawien. Ihr Ziel war das einzigartige Naturwunder der Plitvicer Seen, das<br />

als Filmkulisse für den Western „Der Schatz im Silbersee“ über die Landesgrenzen<br />

hinaus Berühmtheit erlangt hatte.<br />

Es war am frühen Nachmittag, als mein Pager (Personenrufempfänger) anschlug<br />

und zu vibrieren begann. Damals gab es noch keine Handys und daher<br />

musste ich während meiner Rufbereitschaft einen Pager mitführen, um jederzeit<br />

erreichbar zu sein. Weil mich der Journaldienst der Kriminalabteilung an<br />

meinem freien Tag „anpiepste“, lag es auf der Hand, dass etwas Wichtiges passiert<br />

sein musste. Ich begab mich sofort zu einer nahe gelegenen Telefonzelle<br />

und rief auf meiner Dienststelle an. Der diensthabende Beamte, der den Hörer<br />

abnahm, sagte zu mir in leicht nervösem Ton: „Gut, dass du so schnell zurückgerufen<br />

hast! Wir haben einen Mord im Freibad von Marchtrenk.“ Der Kollege<br />

hielt kurz inne. Ich hatte den Eindruck, dass er meine Reaktion auf diese Nachricht<br />

abwarten wollte.<br />

„Am helllichten Tag?“, fragte ich erstaunt.<br />

14


„Ja. Gegen 15:00 Uhr ist in der Herrentoilette ein Mädchen tot aufgefunden<br />

worden. Die Spurensicherung und die Mordgruppe sind bereits verständigt.“<br />

„Okay“, sagte ich auffallend zögerlich und mit angespannter Stimme.<br />

„Kommst du zur KA oder sollen wir dich irgendwo abholen?“, fragte der<br />

Journaldienstbeamte, dem meine leichte Unsicherheit am Telefon bestimmt<br />

nicht entgangen war.<br />

„Ja, bitte holt mich in zehn Minuten in der Karl-Wieser-Straße ab. Ich bin<br />

in der Stadt und muss noch auf mein Zimmer zurück, um mir ein paar Sachen<br />

zu holen“, entgegnete ich, legte auf, nahm das Buch von der Ablage der Telefonzelle<br />

und eilte in meine Unterkunft. Auf dem Weg dorthin ging mir vieles<br />

durch den Kopf. Mir war in der Sekunde klar gewesen, dass ich in wenigen<br />

Minuten zu meinem allerersten Mordfall ausrücken musste – und das noch<br />

dazu mit wenig kriminalpolizeilicher Erfahrung im Gepäck. Schließlich war<br />

ich erst seit Kurzem bei der Kriminalabteilung. Freilich war mir von Anfang<br />

an klar, dass mein erster Einsatz bei einem Mordfall wie das Amen im Gebet<br />

früher oder später kommen würde. Aber dass es jetzt schon so weit war,<br />

kam für mich dennoch überraschend. Früher, als mir lieb war, denn ich hätte<br />

gern zuvor noch mehr kriminalpolizeiliche Erfahrung gesammelt. Allein der<br />

Gedanke, zum ersten Mal die Ermittlungen bei einem Tötungsdelikt leiten zu<br />

müssen, verursachte mir ein flaues Gefühl in der Magengegend, das sich nicht<br />

gleich wieder legte. Ähnliche Empfindungen hatte ich früher hin und wieder<br />

bei großer Anspannung und Aufregung verspürt.<br />

„Was wird mich in Marchtrenk erwarten?“, fragte ich mich. „Werde ich die<br />

Feuertaufe bestehen? Wird es gelingen, den Fall aufzuklären? Wie werden wir<br />

die Sache angehen, um den Täter rasch zu fassen?“ – Alles bohrende Fragen,<br />

die mich als Neuling ohne praktische Erfahrung bei Mordermittlungen beschäftigten<br />

und für die es jetzt natürlich noch keine Antworten gab.<br />

Mir kam es wie eine kleine Ewigkeit vor, bis der erlösende Ton der Wohnungsglocke<br />

ertönte. Sogleich eilte ich die Stufen hinab und trat auf die Straße.<br />

Die Kollegen warteten vor dem Wohnblock im Dienstwagen auf mich. Ich<br />

öffnete den Wagenschlag, grüßte kurz und setzte mich auf die Rückbank. Die<br />

beiden erwiderten meinen Gruß, und der Fahrzeuglenker startete den Motor.<br />

„Bist du bereit für deinen ersten Fall?“, fragte der altgediente Chef der<br />

Mordgruppe, der auf dem Beifahrersitz des Dienstautos saß und sich ein leises<br />

Schmunzeln nicht verkneifen konnte.<br />

„Natürlich!“, verkündete ich mit gespielter Überzeugung und war gleichzeitig<br />

bemüht, die aufkeimende Nervosität vor den beiden Kollegen zu verbergen.<br />

Während der Fahrt sprachen wir kaum miteinander. Eine gewisse Anspannung<br />

lag in der Luft. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber ich glaubte zu<br />

spüren, dass der bevorstehende Einsatz auch meine Kollegen im Auto gedanklich<br />

intensiv beschäftigte. Schließlich ging es um die Tötung eines Mädchens,<br />

ein schreckliches Verbrechen, das wohl niemanden unberührt lassen konnte.<br />

15


Unser Ziel war der Gendarmerieposten in Marchtrenk, wo wir gegen 16:30<br />

Uhr eintrafen. In einem unbesetzten Büro bauten wir die Einsatzleitung auf.<br />

Die kleine Einsatzzentrale wurde vom Chef der Mordgruppe und mir besetzt.<br />

Der spärlich eingerichtete Raum war mit einer elektronischen Schreibmaschine,<br />

einem Festnetztelefon, einer Funkstation mit Ladegerät, zwei Bürotischen,<br />

einem Flipchart und mehreren Sesseln ausgestattet.<br />

Die Tatortbeamten, die schon etwas früher losgefahren waren, befanden sich<br />

ebenfalls schon vor Ort. Sie hatten in der Badeanlage unverzüglich mit Tatbestandsaufnahme<br />

und Beweismittelsicherung begonnen. Mein Kollege und ich<br />

ließen uns von den örtlichen Gendarmen über den aktuellen Stand der bisher<br />

durchgeführten Erhebungen informieren, die sie sogleich nach Bekanntwerden<br />

der Tat eingeleitet hatten. „Leider haben wir bis jetzt weder Hinweise zum Tathergang<br />

noch zu einem möglichen Tatverdächtigen in Erfahrung bringen können.<br />

Bei 3.000 Badegästen kein leichtes Unterfangen“, berichtete ein sichtlich<br />

enttäuschter Postenkommandant. „Keine Sorge, wir werden uns darum kümmern.<br />

Das wird jetzt unsere zentrale Aufgabe sein“, warf ich mit einem leichten<br />

Augenzwinkern ein, ohne jedoch den Ernst der Lage herunterzuspielen.<br />

„Bei der Toten dürfte es sich um die sechsjährige Lisa Arnreiter handeln.<br />

Das Mädchen hat sich mit seinen Geschwistern und Freunden schon seit dem<br />

späteren Vormittag im Freibad Marchtrenk aufgehalten“, verschaffte uns der<br />

Dienststellenleiter einen ersten Überblick über die aktuelle Lage.<br />

„Entdeckt wurde der leblose Körper des Kindes gegen 15:00 Uhr vom Bademeister,<br />

und zwar in einer offenbar von innen versperrten Kabine der Herrentoilette“,<br />

ergänzte ein anderer Gendarmeriebeamter auf meine Nachfrage. Der<br />

Gendarm war von der abscheulichen Tat sichtlich betroffen. Der Beamte erzählte<br />

uns auch, dass es aufmerksame Badegäste waren, die auf dem Fliesenboden<br />

vor der Herrentoilette eine grausige Entdeckung gemacht haben. „Eine dünne<br />

Blutspur führte aus der versperrten Toilettenkabine heraus“, ergänzte er.<br />

„Daraufhin ist der Bademeister verständigt worden, um Nachschau zu halten.<br />

Er hat die Kabine nachgesperrt und ein lebloses Mädchen vorgefunden,<br />

das in einer Blutlache lag. Der sofort herbeigerufene Arzt hat bis zum Eintreffen<br />

der Rettung Wiederbelebungsversuche durchgeführt, die offenbar erfolglos<br />

geblieben sind“, schloss der Gendarm seine Schilderung.<br />

Wir erfuhren noch, dass das Kind von der Rettung ins Krankenhaus nach<br />

Wels gebracht worden war, wo der bereits eingetretene Tod festgestellt werden<br />

musste. Aufgrund der Auffindungssituation der Leiche und der weiteren<br />

Umstände am Tatort war klar, dass wir von einem Tötungsdelikt ausgehen<br />

mussten. Freilich stellte sich sofort die Frage, wer derart gefühlskalt und grausam<br />

sein konnte, ein kleines Mädchen, noch dazu in Gegenwart von tausenden<br />

Badegästen, in die Herrentoilette zu locken, um es dort umzubringen? Nicht<br />

nur für mich stand außer Zweifel, dass wir alles daransetzen mussten, diese<br />

abscheuliche Tat möglichst rasch aufzuklären.<br />

16


Nach dem kurzen Briefing durch die örtliche Gendarmerie bildete ich drei<br />

Fahndungs- und Ermittlungsteams, bestehend aus je zwei Kriminalbeamten.<br />

Ihr Auftrag war, jene Personen auszuforschen und zu befragen, die auf dem<br />

Badegelände oder in der näheren Umgebung des Freibads eventuell zweckdienliche<br />

Wahrnehmungen gemacht hatten, die uns bei der Klärung des Mordfalls<br />

weiterhelfen könnten. Die Streifen rückten unverzüglich aus. Unser vordringliches<br />

Ziel war, den Mörder – eine Frau kam für mich eher nicht in Betracht<br />

– schnell zu finden und ihn seiner Tat zu überführen.<br />

Es waren kaum eineinhalb Stunden vergangen, als das erste Ermittlungsteam<br />

einen etwa 40-jährigen Mann, der nur mit Badehose und Badeschlappen<br />

bekleidet war, auf die Dienststelle brachte. Der ca. 175 cm große, braungebrannte,<br />

leicht untersetzte Mann mit schütteren braunen Haaren und einem schmalen,<br />

über die Mundwinkel hinabreichenden Schnurrbart, war offensichtlich erheblich<br />

alkoholisiert. Er sprach lallend, wankte und konnte sich, wenngleich<br />

gestützt von meinen Kollegen, nur schwer auf den wackeligen Beinen halten.<br />

Während der Mann von einem Kriminalbeamten sogleich in den Nebenraum<br />

geführt wurde, kam sein Streifenpartner ins Einsatzleitungsbüro, um uns über<br />

die Hintergründe der vorläufigen Festnahme des betrunkenen Badegasts zu<br />

informieren: „Den müssen wir uns genauer ansehen. Wahrscheinlich hat er etwas<br />

mit der Tat zu tun. Eine Frau hat ihn anscheinend beobachtet, wie er ein<br />

kleines Mädchen auf der Liegewiese mit Sonnenschutz eingecremt und ihm<br />

dabei auf unflätige Weise unter das Bikini-Höschen gegriffen habe“, erzählte<br />

uns der Kriminalbeamte. Anschließend begab er sich in den angrenzenden Vernehmungsraum<br />

des Gendarmeriepostens, wo sein Teamkollege schon auf ihn<br />

wartete. Wie sich bald herausstellte, handelte es sich bei dem vorläufig Festgenommenen<br />

um den 37-jährigen Eberhard Steiner aus Oberneukirchen.<br />

Der Reihe nach kamen die beiden anderen Ermittlungsteams und schließlich<br />

auch ein Kollege der Tatortgruppe zurück in die Einsatzzentrale und berichteten<br />

ausführlich über die bisher getätigten Erhebungen und gewonnenen<br />

Erkenntnisse. Unter Berücksichtigung der inzwischen vorliegenden Erhebungsergebnisse<br />

und der Aussagen einiger Zeugen ergab sich für mich zusammengefasst<br />

folgender Sachverhalt: Die sechsjährige Lisa Arnreiter begab<br />

sich am Vormittag des 5. Juli 1986 gemeinsam mit ihrem Bruder Jan und den<br />

beiden Nachbarskindern Lea und Frederic ins Freibad Marchtrenk. Dort suchten<br />

sich die unbegleiteten Kinder inmitten einer großen Schar von Badelustigen<br />

ein schattiges Plätzchen in der Nähe des großen Schwimmbeckens. Die<br />

vier Kinder vergnügten sich an diesem wunderschönen Tag beim Schwimmen<br />

und Plantschen im Wasser und spielten auf dem Schwimmbadrasen Fangen.<br />

Das Herumtollen der aufgeweckten Kinder blieb offenbar auch dem 37-jährigen<br />

Eberhard Steiner nicht verborgen und erregte seine Aufmerksamkeit. Der<br />

Mann, der offenbar allein ins Schwimmbad gekommen war, beobachtete das<br />

Treiben der vier Kinder genau. Das sechsjährige Mädchen dürfte ihm dabei so-<br />

17


fort aufgefallen sein. Schließlich machte er sich an die Kindergruppe heran und<br />

dürfte sich auf überaus perfide Art und Weise Schritt für Schritt das Vertrauen<br />

des kleinen Mädchens erschlichen haben. Eine Zeugin berichtete, bemerkt zu<br />

haben, wie ein Mann ein kleines Mädchen in Begleitung mehrerer Kinder mit<br />

Sonnenöl eingecremt hatte. Erst später sollte sich herausstellen, dass es sich bei<br />

dem Mann um den vorläufig festgenommenen Eberhard Steiner handelte. Die<br />

Zeugin empörte sich, dass der Mann beim Eincremen seine Finger immer wieder<br />

ungeniert unter das Badehöschen des Mädchens gleiten hatte lassen und<br />

dabei absichtlich den Intimbereich des Kindes berührt hatte. Dennoch hätte die<br />

Frau nicht den Mut gehabt, diese verstörende Beobachtung dem Bademeister<br />

zu melden oder gar den Mann persönlich aufzufordern, mit dem grob anstößigen<br />

Verhalten sofort aufzuhören.<br />

Freilich wäre es viel zu einfach gewesen, der Frau aufgrund ihrer Zurückhaltung<br />

eine Teilschuld an dem Verbrechen zu geben, weil sie weder den Mann<br />

auf sein Fehlverhalten angesprochen noch den Badeaufseher alarmiert hatte.<br />

Schließlich muss niemand nach einer solchen Beobachtung mit einem nachfolgenden<br />

Mord an dem Kind rechnen, wenngleich das Verhalten des männlichen<br />

Badegasts zweifellos moralisch äußerst verwerflich und anzeigewürdig war.<br />

Die Zeugin musste sich später allerdings gefallen lassen, dass ihr von der<br />

Öffentlichkeit mangelnde Zivilcourage vorgeworfen wurde, weil sie sich mit<br />

ihrer Wahrnehmung nicht sogleich an die Badeaufsicht gewandt hatte. Sogar<br />

die Oberösterreichischen Nachrichten verfassten in ihrer Ausgabe vom 7. Juli<br />

1986 einen darauf Bezug nehmenden kritischen Kommentar und betitelten ihn<br />

mit den Worten „Lieber nichts sehen …“<br />

Gleich nachdem die Zeugin vom Mord an dem Mädchen erfahren hatte,<br />

der vielleicht durch ein beherztes Einschreiten ihrerseits zumindest theoretisch<br />

hätte verhindert werden können, machte sie sich selbst schwere Vorwürfe.<br />

Doch die selbstkritischen Gedanken kamen zu spät. Das Kind war tot, und der<br />

Mord konnte nicht mehr ungeschehen gemacht werden.<br />

Wie aber kam es zur Festnahme des Tatverdächtigen? Die Nachricht vom<br />

Tod des kleinen Mädchens verbreitete sich rasch unter den Badegästen und<br />

bald auch unter den Einwohnern der Ortschaft Marchtrenk. Vor dem inzwischen<br />

mit Flatterleinen großräumig abgesperrten Tatort im Bereich der Herrentoilette<br />

bildete sich eine Menschentraube aus Schaulustigen, die neugierig die<br />

Arbeit der Spurensicherungsbeamten verfolgten. Zur Ehrenrettung der oben<br />

erwähnten Zeugin muss ich aber auch hervorheben, dass sie es war, die uns auf<br />

den verdächtigen Mann in der Menschenmenge aufmerksam gemacht hatte. Er<br />

stand nämlich ganz in ihrer Nähe, als sich die Kriminalbeamten unter den Badegästen<br />

auf die Suche nach Zeugen machten. Die Frau erinnerte sich sofort an<br />

den Mann, der ganz in ihrer Nähe stand und zuvor das sechsjährige Opfer eingecremt<br />

hatte. „Er war’s!“, sagte die Badebesucherin mit aufgeregter Stimme<br />

zu den anwesenden Kriminalbeamten und zeigte auf einen ca. 40 Jahre alten,<br />

18


nur mit einer Badehose bekleideten Mann in der Menge. „Er hat das Kind eingecremt,<br />

ich habe es genau gesehen“, setzte sie nach.<br />

Der Tatverdächtige wurde daraufhin von unserem Ermittlungsteam vorläufig<br />

festgenommen und zur näheren Überprüfung zum Gendarmerieposten<br />

Marchtrenk gebracht. Anna Rieder, die Eisverkäuferin im Freibad, erinnerte<br />

sich, dass der verhaftete Mann mit der sechsjährigen Lisa, ihrem Bruder Jan<br />

und den Nachbarskindern Lea und Frederic am Eisstand war und für die Kinder<br />

Eiscreme um 70 Schilling gekauft hatte.<br />

Im Lauf des Nachmittags meldete sich ein weiterer, für uns sehr wichtiger<br />

Zeuge. Er gab an, einen nur mit Badehose bekleideten Mann mittleren Alters<br />

dabei beobachtet zu haben, wie er über die Trennwand einer Toilettenkabine<br />

in die danebenliegende geklettert war. Der Augenzeuge dachte noch, dass sich<br />

der Badegast wohl versehentlich eingesperrt haben dürfte und sich nun nicht<br />

mehr selbst befreien habe können. Deshalb habe er wohl diese ungewöhnliche<br />

„Kletterpartie“ unternommen, mutmaßte der Zeuge. Die Gegenüberstellung<br />

des Zeugen mit dem Festgenommenen verlief positiv.<br />

Für uns war diese Beobachtung ein gewichtiges Indiz dafür, dass der inzwischen<br />

verhaftete Tatverdächtige Eberhard Steiner am Tatort war und die Herrentoilette<br />

von innen versperrt hatte. Offenbar hatte er so verhindern wollen,<br />

dass seine schreckliche Tat rasch entdeckt wird.<br />

Schließlich erschien auch der zweite diensthabende Bademeister auf dem<br />

Gendarmerieposten Marchtrenk und gab zu Protokoll, dass ihm das kleine<br />

Mädchen aufgefallen sei, wie es mit letzter Kraft versucht habe, sich schwimmend<br />

an der Wasseroberfläche zu halten. Der Bademeister wollte Lisa schon<br />

aus dem Becken ziehen, weil er befürchtete, dass das Mädchen in Lebensgefahr<br />

sei. Ein am Beckenrand sitzender untersetzter Mann, etwa 40 Jahre alt,<br />

habe ihm aber zu verstehen gegeben, dass er der Vater des Mädchens sei und<br />

schon dafür sorgen werde, dass es nicht untergehe. Gleich darauf habe der<br />

vermeintliche Vater das Kind aus dem Wasser geholt, am Rand des Schwimmbeckens<br />

auf seine Oberschenkel gesetzt und ungewöhnlich heftig geküsst. Der<br />

Bademeister hatte nicht die geringsten Zweifel, dass der Mann der Vater des<br />

Mädchens war.<br />

Inzwischen waren die Spurensicherungsbeamten mit ihrer Arbeit fertig und<br />

meldeten sich bei uns in der Einsatzleitung.<br />

„Ganz schön heftig, was Eberhard Steiner mit dem Mädchen in der Herrentoilette<br />

gemacht hat“, sagte der soeben eingetroffene Kollege, dem die Betroffenheit<br />

deutlich anzumerken war. „Er hat dem Kind kurz zuvor vermutlich<br />

noch ein Eis gekauft, es anschließend unbemerkt in die Herrentoilette gelockt<br />

und sich dann dort mit ihm eingeschlossen. Wir haben Erbrochenes und Reste<br />

einer Eistüte auf dem Fliesenboden der WC-Kabine gefunden. Das Mädchen<br />

lag in einer Blutlache. Das Blut stammt von einer massiven Verletzung des<br />

Unterleibs, vermutlich verursacht mit der Klobürste, an deren Stil deutliche<br />

19


Blutanhaftungen sichtbar waren“, führte der Spurensicherer weiter aus, senkte<br />

langsam seinen Blick und hielt mit seiner Schilderung einen kurzen Moment<br />

inne – zu sehr ging ihm das Ganze unter die Haut.<br />

„Aufgrund der Spurensituation gehen wir davon aus, dass Steiner nach der<br />

Tat über den WC-Spülkasten in die danebenliegende Toilettenkabine kletterte“,<br />

erklärte der Kollege. Diese Vermutung deckte sich auch mit der Zeugenaussage<br />

des oben erwähnten Badebesuchers. „Beim Hinüberklettern in die Nachbarkabine<br />

dürfte die weiße Keramikabdeckung des Spülkastens unter dem Gewicht<br />

des Täters zerbrochen sein. Wir müssen uns daher Steiners Badeschlappen näher<br />

ansehen“, kündigte der Spurensicherer an, „vielleicht finden wir da noch etwas.“<br />

Wenige Stunden später lag das Ergebnis der gerichtlichen Obduktion vor:<br />

Als Todesursache stellte der Gerichtsmediziner „Erwürgen mit terminaler Aspiration“<br />

fest. ‚Aspiration‘ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass das Kind<br />

während des Würgevorgangs letztlich am Erbrochenen erstickt war. Der Mageninhalt<br />

war beim Angriff auf den Hals reflexartig in die Speiseröhre hochgedrückt<br />

worden.<br />

Bei der genauen Untersuchung der Badeschuhe des Täters entdeckten die<br />

Spurensicherungsbeamten tatsächlich einen in der rechten Sohle steckenden,<br />

nur wenige Millimeter großen, weißen Keramiksplitter. Das Bruchstück<br />

stammte offenbar von der zerbrochenen Abdeckung des WC-Spülkastens.<br />

(Anm.: In der Kriminaltechnik wird diese Art von Spur als sogenannte „Pass-<br />

Spur“ bezeichnet, weil sie durch Bruch, Riss oder Schnitt von einem ursprünglich<br />

unbeschädigten Gegenstand – hier Keramikabdeckung des Spülkastens –<br />

abgetrennt worden war. Die Prüfung auf Übereinstimmung der Pass-Spur mit<br />

jenem Gegenstand, von dem sie sich abgelöst hatte, erfolgt mit Hilfe eines Mikroskops.<br />

Der Nachweis, dass das Pass-Stück vom ursprünglichen Gegenstand<br />

stammt, gilt als erbracht, wenn die Bruch- oder Riss-Linien genau zusammenpassen<br />

und sich der separierte Teil zum ursprünglich Ganzen hinzufügen lässt.<br />

Sollte jedoch die Pass-Spur bei der Beweisführung für einen eindeutigen Nachweis<br />

nicht genügen, müsste noch die Materialzusammensetzung des Pass-<br />

Stücks auf Übereinstimmung mit dem Hauptgegenstand untersucht werden.)<br />

In unserem Fall konnte später im Labor anhand der Bruchlinien eindeutig<br />

nachgewiesen werden, dass der am Badeschuh des Tatverdächtigen gesicherte<br />

Keramiksplitter ohne vernünftigen Zweifel von der WC-Spülkastenabdeckung<br />

des Tatorts stammte, was als wichtiger Sachbeweis im nachfolgenden Strafverfahren<br />

anzusehen war.<br />

Der des Mordes verdächtige Eberhard Steiner wurde die ganze Nacht hindurch<br />

bis in die frühen Morgenstunden des Sonntags einvernommen. Trotz<br />

erdrückender Indizienlast stritt Steiner beharrlich jeden Zusammenhang mit<br />

der Tötung des Mädchens ab. Anfangs stand der Beschuldigte noch unter Alkoholeinfluss<br />

und nickte daher während seiner Befragung immer wieder kurz<br />

ein. Auch wenn Steiner von Stunde zu Stunde mehr und mehr ausnüchterte,<br />

20


war er vorerst nicht bereit, sich zum Tatgeschehen zu äußern. Gebetsmühlenartig<br />

wiederholte er immer wieder, dass er sich an nichts erinnern könne, und<br />

redete sich laufend auf seine Alkoholisierung aus.<br />

Obwohl die beiden erfahrenen Vernehmungsbeamten bei der Befragung<br />

alle Register zogen und sich sehr bemühten, gelang es ihnen erst am Nachmittag<br />

des folgenden Tags, den Mann zu einem Geständnis zu bewegen. Ohne<br />

jede Gefühlsregung gestand Steiner schließlich die Tat. Über Anordnung der<br />

Staatsanwaltschaft wurde Eberhard Steiner noch vor Ablauf der 48-stündigen<br />

Frist nach seiner Festnahme in die Justizanstalt Wels eingeliefert. Er wurde Monate<br />

später vom Schwurgericht wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt<br />

und erhängte sich in weiterer Folge in seiner Gefängniszelle.<br />

2. Die Kidnapperin<br />

(Anm.: Mit 1. Jänner 1990 wurde ich nach vierjähriger Dienstzeit beim Landesgendarmeriekommando<br />

für Oberösterreich zur Kriminalabteilung des Landesgendarmeriekommandos<br />

für Tirol versetzt und dort vorerst als weiterer leitender<br />

Beamter eingeteilt.)<br />

Es war Donnerstag, 16. März 1995, gegen 19:30 Uhr. Ein ruhiger Arbeitstag<br />

ging langsam zur Neige. Obwohl ich schon dienstfrei hatte, befand ich mich<br />

an diesem Tag – wie fast immer während der Arbeitswoche – in meinem Büro<br />

in der Kriminalabteilung, das mir nach Dienstende auch als Aufenthaltsraum<br />

und Schlafstätte diente. Ein kastenförmiges, amtliches Seitenklapp-Bett, das<br />

sich hinter einem hässlich-grünen Vorhang verbarg, gehörte ebenso zu meiner<br />

Büroausstattung wie der große Schreibtisch, zwei Kästen, ein ovaler Wandspiegel<br />

sowie eine winzige Sitzgruppe mit rundem Tisch und drei Sesseln. Selbst<br />

wenn meine „Wohnsituation“ während der Arbeitswoche ziemlich spartanisch<br />

anmutete, war ich dennoch froh, nicht täglich zwischen meinem damaligen<br />

Wohnort Ehrwald und meiner Arbeitsstelle pendeln zu müssen. Die Entfernung<br />

in eine Richtung betrug immerhin 80 Kilometer. Erfreulicherweise verfügte<br />

die Dienststelle auch über einen Sanitärbereich mit Dusche sowie über<br />

eine Kaffeeküche samt Kochgelegenheit, sodass ich es dort auch nach dem<br />

Dienst ohne Weiteres aushalten konnte. Zudem ersparte ich mir die hohen<br />

Mietkosten für eine Garçonnière in der Landeshauptstadt.<br />

Es klopfte kurz; ein Kollege vom Journaldienst streckte den Kopf zur Tür<br />

herein, ohne mein „Herein!“ abgewartet zu haben. Offenbar hatte er es besonders<br />

eilig. „Wir haben eine Kindesentführung im Unterland. Ein achtjähriger<br />

Bub ist entführt worden. Der Gendarmerieposten Kundl hat uns dies soeben<br />

telefonisch mitgeteilt. Offenbar hat sich bereits eine Erpresserin bei der betroffenen<br />

Familie Muglach telefonisch gemeldet. Näheres ist noch nicht bekannt“,<br />

21


sagte der Kollege mit fast schon stoisch anmutender Ruhe. Er wartete nicht auf<br />

meine Antwort, sondern setzte gleich nach: „Unseren Chef habe ich bereits verständigt.<br />

Er kommt zur Dienststelle.“<br />

„Okay, danke für die Information“, erwiderte ich, „dann machen wir uns<br />

bereit, um nach Kundl auszurücken.“ – „Ach, noch etwas …“, fügte ich hinzu,<br />

bevor der Kollege den Raum verließ. „Wir werden bestimmt eine Telefonüberwachung<br />

benötigen. Vielleicht könnt ihr das schon vorbereiten und mit dem<br />

Staatsanwalt und dem Untersuchungsrichter Kontakt aufnehmen.“ (Anm.: Die<br />

Institution des Untersuchungsrichters, abgekürzt U-Richter, wurde erst mit<br />

der Strafprozessreform 2008 abgeschafft. Die Staatsanwaltschaft übernahm ab<br />

diesem Zeitpunkt die Ermittlungsaufgaben des U-Richters und wurde ex lege<br />

Leiterin des bisher von der Polizei dominierten Ermittlungsverfahrens. Da aber<br />

ein Ermittlungsverfahren ohne richterliche Instanz undenkbar wäre, wurde im<br />

Zuge der Reform als Ersatz für den U-Richter der Haft- und Rechtsschutzrichter<br />

eingeführt. Dieser entschied nun über die Zulässigkeit von Grundrechtseingriffen<br />

wie Hausdurchsuchungen, Telefonüberwachungen, Festnahme-Anordnungen,<br />

Bankkonto-Öffnungen usw.)<br />

Nachdem einige weitere organisatorische Vorkehrungen getroffen und die<br />

Staatsanwaltschaft sowie der Untersuchungsrichter von der Straftat in Kenntnis<br />

gesetzt worden waren, fuhr ein siebzehnköpfiges Team der Kriminalabteilung,<br />

das sich aus zwei leitenden Beamten (mein Chef und ich als sein Stellvertreter),<br />

13 Ermittlungs- und zwei Spurensicherungsbeamten zusammensetzte,<br />

zum Gendarmerieposten Kundl. Dort trafen wir gegen 20:30 Uhr ein. Ein Gendarmerie-Diensthundeführer<br />

war ebenfalls nach Kundl beordert worden und<br />

stand auf Abruf für einen möglichen Sucheinsatz bereit. Die von uns sogleich<br />

eingeleiteten Erhebungen ergaben in chronologischer Reihenfolge vorerst folgenden<br />

Sachverhalt:<br />

Donnerstag, 16. März 1995, 15:00 Uhr: Eine Dame ruft bei der Familie Muglach<br />

in Kundl an und stellt sich als Frau Vergeiner vor. Der Anruf wird von<br />

Leonore Muglach, der Mutter des einige Stunden später entführten 8-jährigen<br />

Ralph Muglach, entgegengenommen. Die Anruferin erklärt, dass Ralph heute<br />

um 18:55 Uhr zur Pfarrkirche Kundl kommen soll, weil eine weitere Probe für<br />

die demnächst stattfindende Erstkommunion anberaumt sei. Ralph soll einfach<br />

in die Kirche hineingehen und dort warten. Es würden insgesamt sieben<br />

oder acht Kinder dabei sein, fügte die Anruferin noch hinzu und nannte die<br />

Namen dreier Mitschüler von Ralph. Eleonore fragte noch, ob auch die Eltern<br />

mitkommen sollten. Die angebliche Frau Vergeiner verneinte und betonte, es<br />

mögen nur die Kinder kommen – ohne Begleitpersonen. „Wenn die Probe vorbei<br />

ist“, so die Anruferin, „werden die Kinder vom Pfarrer und von Vergeiner<br />

nach Hause gebracht.“ Auffallend war, dass die Anruferin beim Gespräch nicht<br />

sagte, dass „die Kinder vom Pfarrer und mir heimgebracht werden“, sondern<br />

den Namen Vergeiner verwendete. Für uns entstand der Eindruck, dass die<br />

22


Frau über eine dritte Person und nicht über sich selbst gesprochen hatte, wohl<br />

ein erster Hinweis, dass sie vermutlich nicht „Frau Vergeiner“ war.<br />

Von Eleonore Muglach erfuhren wir dazu später, dass ihr eine Frau Vergeiner,<br />

die mit Unterländer Dialekt spreche und am Telefon nervös wirke, nicht<br />

bekannt sei. Absolut unüblich sei auch der Treffpunkt „Kirche“ gewesen, wie<br />

sie hinzufügte. Ihr Sohn werde gemeinsam mit sechs weiteren Kindern normalerweise<br />

von der Tischmutter Christine Hausberger im Pfarrwidum unterrichtet<br />

und auf die Erstkommunion vorbereitet. Außerdem habe die letzte Probe<br />

erst vor zwei Tagen stattgefunden. Trotz dieser Ungereimtheiten schöpfte Eleonore<br />

Muglach keinerlei Verdacht, dass hier möglicherweise nicht alles mit rechten<br />

Dingen zuging. Peter Muglach, der Vater von Ralph, brachte seinen Sohn,<br />

wie zuvor mit der Anruferin vereinbart, kurz vor 19.00 Uhr mit dem Auto zur<br />

Kundler Kirche. „Bis später, mein Schatz“, verabschiedete sich Peter Muglach<br />

von seinem Sprössling. Der Bub stieg aus und ging zur Kirche. Der Vater wunderte<br />

sich noch, dass das Gotteshaus unbeleuchtet war, und fand es eigenartig,<br />

dass sich auf dem Kirchplatz noch keine anderen Kinder für die Erstkommunion-Probe<br />

eingefunden hatten, obwohl es schon fast 19.00 Uhr war. Dennoch<br />

hing Peter Muglach nicht länger diesen Gedanken nach, sondern fuhr mit seinem<br />

Wagen sogleich nach Jenbach weiter, wo er noch einen dringenden Termin<br />

wahrzunehmen hatte.<br />

16. März 1995, 19:15 Uhr: Eine unbekannte Frau ruft bei der Familie Muglach<br />

an und sagt in gebrochenem Deutsch, möglicherweise mit serbokroatischem<br />

Akzent: „Wenn Sie Ihr Kind lebend wiedersehen wollen, richten Sie 500.000<br />

Schilling her! Keine Polizei!“ Die Frau legte sofort auf, noch ehe Eleonore Muglach<br />

der Erpresserin auch nur eine einzige Frage stellen konnte.<br />

Es dauerte mehrere Minuten, bis sich Frau Muglach nach dem befremdenden<br />

Anruf einigermaßen gefasst hatte. Dann rief sie völlig aufgelöst den<br />

Gendarmerieposten Kundl an und erzählte den Beamten von dem soeben<br />

eingelangten Erpresseranruf. Der Gendarmerieposten verständigte daraufhin<br />

unverzüglich die Kriminalabteilung des Landesgendarmeriekommandos<br />

und schickte sogleich einen Gendarmen mit Diktiergerät zur Familie Muglach,<br />

damit eventuell nachfolgende Erpresseranrufe bis zur Aufschaltung einer Telefonüberwachung<br />

manuell aufgezeichnet werden konnten. Nach der Verständigung<br />

der Kriminalabteilung durch den Gendarmerieposten Kundl begann der<br />

umfangreiche kriminalpolizeiliche Einsatz anzulaufen.<br />

16. März 1995, 20:00 Uhr: Wieder läutet das Telefon bei Familie Muglach.<br />

Die unbekannte Frau ruft abermals an und erkundigt sich, ob das geforderte<br />

Geld schon bereitgestellt sei. Dies wird von den Muglachs unter Hinweis auf<br />

die kurze, bisher verstrichene Zeit verneint.<br />

16. März 1995, 20:30 Uhr: Die unbekannte Anruferin meldet sich wieder und<br />

spricht in gebrochenem Deutsch: „Du kein Wort sagen, sonst ich legen auf. Ist<br />

möglich, Geld in einer Stunde zu besorgen, da wir noch müssen […]<br />

23


Christoph <strong>Hundertpfund</strong>, 1956 als Sohn eines Gendarmen<br />

in Innsbruck geboren, träumte schon als Kind davon,<br />

Kriminalbeamter zu werden. Nach Matura und Grundausbildung<br />

bei der österreichischen Bundesgendarmerie versah<br />

er vier Jahre Dienst in Zirl bei Innsbruck. 1986 wurde er als<br />

Oberleutnant zur Gendarmerie-Kriminalabteilung nach Linz<br />

(OÖ) versetzt, wo seine Karriere als Kriminalbeamter begann.<br />

1990 kehrte <strong>Hundertpfund</strong> nach Tirol zurück und wurde<br />

leitender Beamter in der Landes-Kriminalabteilung. Von 1990<br />

bis 1995 absolvierte der Chefermittler in Innsbruck berufsbegleitend<br />

das Studium der Rechtswissenschaften, das er mit<br />

dem Doktorat abschloss. Nach der Zusammenlegung von<br />

Gendarmerie und Polizei im Jahr 2005 wurde <strong>Hundertpfund</strong><br />

zum stellvertretenden Leiter des neu geschaffenen Landeskriminalamts<br />

Tirol ernannt. Bei seiner Ruhestandsversetzung<br />

im April 2020 konnte er auf eine 34-jährige Dienstzeit als<br />

Chefermittler im Kriminaldienst zurückblicken.<br />

Er war auch maßgeblich am Aufbau des österreichischen<br />

Opfer-Identifizierungs-Teams (DVI-Team) beteiligt und fungierte<br />

nach der Tsunami-Katastrophe in Südostasien (Dezember<br />

2004) als operativer Leiter des österreichischen<br />

Teams. In seiner Funktion als Opfer-Identifizierungsspezialist<br />

war er unter anderem beim Lawinenunglück in Galtür sowie<br />

nach Flugzeugbstürzen in der Schweiz (2018) und Äthiopien<br />

(2019) im Einsatz.<br />

Nach einer Ausbildung an der FBI National Academy (FBI-<br />

NA) in Quantico, Virginia, USA, graduierte <strong>Hundertpfund</strong><br />

2004 an dieser US-Kaderschmiede für polizeiliche Führungskräfte.<br />

Darüber hinaus war <strong>Hundertpfund</strong>, der mehrere<br />

Fremdsprachen spricht, über zehn Jahre regelmäßig als<br />

österreichischer Experte des internationalen Schengen-Evaluierungsteams<br />

„Internationale Polizeikooperation“ bei Prüfbesuchen<br />

in fast allen Schengen-Staaten eingebunden.<br />

Von Kapitalverbrechen gegen Leib und Leben,<br />

Identifizierung von Katastrophenopfern,<br />

Sprengstoffhunden in Österreich und anderem<br />

Wie professionelle Kriminalisten wirklich ermitteln, erfährt<br />

der Leser am Beispiel von vier spektakulären Mordfällen: der<br />

abscheuliche Mord an einem kleinen Mädchen im Freibad,<br />

der tragische Fall eines entführten Buben, der sterben musste,<br />

weil die Kidnapperin ihren kriminellen Plan nicht zu Ende<br />

gedacht hatte, der Fund einer Frauenleiche neben der Brennerstraße,<br />

der zu den unglaublichsten und skurrilsten Kriminalgeschichten<br />

Tirols gehört, sowie eine tote Bankerin und<br />

acht verschwundene Goldbarren bieten Gelegenheit, hinter<br />

die Kulissen der kriminalpolizeilichen Arbeit zu blicken.<br />

Unbekannten Toten nach Naturkatastrophen oder Flugzeugabstürzen<br />

ihren Namen zurückzugeben, stellt eine besondere<br />

Herausforderung an die polizeilichen Ermittlungen dar, wie<br />

der Autor in dem unter die Haut gehenden Bericht über die<br />

Lawinenkatastrophe Galtür, den polizeilichen Tsunami-Einsatz<br />

in Thailand und zwei Flugzeugabstürze unterstreicht.<br />

Der Autor geriet in eine dienstliche Notlage, aus der er nur<br />

durch eine glückliche Fügung des Schicksals ungeschoren<br />

herauskam, als er heimlich die erfolgreiche Ausbildung eines<br />

Sprengstoffspürhunds (1988) initiierte, die damals wider jede<br />

Vernunft vom Gendarmerie-Zentralkommando strikt abgelehnt<br />

worden war. Weitere zehn Jahre verstrichen, bis der<br />

erste offizielle Sprengstoffspürhund der österreichischen Sicherheitsexekutive<br />

schließlich in Dienst gestellt wurde.<br />

ISBN: 978-3-85093-425-1<br />

www.berenkamp-verlag.at<br />

24<br />

www.kraftplatzl.com

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