Büchereiperspektiven 2/22: Lesen fördern. Vermittlung für alle Zielgruppen

LESEN FÖRDERN I VERMITTLUNG FÜR ALLE ZIELGRUPPEN
Büchereiperspektiven 2/22
auch wöchentlich stattfindenden Vorlesezeiten konnten
Barrieren verkleinert und die Leselust gesteigert werden.
Leseförderung bedeutet für uns in Dornbirn etwa auch das
Bereitstellen gemütlicher Leseecken für alle Altersgruppen,
die als Rückzugs- und Aufenthaltsorte genutzt werden können
und Raum für das Lesen bieten.
Die bereits bestehende Zusammenarbeit mit diversen Bildungseinrichtungen
Dornbirns, von der Kleinkindbetreuung
über Kindergärten und Schulen, soll
in Zukunft intensiviert werden. Dafür
braucht es neben besserer Sichtbarkeit
des Angebots besonders niederschwellige
Zugangsmöglichkeiten.
Es gilt Formate zu schaffen, die allen
Kindern Lesefreude, -motivation und
-kompetenz vermitteln und speziell
für die Förderung von
lesefernen Kindern
geeignet sind. Sie sollen
im Leseprozess
FOTO: LAND VORARLBERG/A. SERRA
Vorlesen steigert
die Leselust
unterstützen, der oft
als mühselig empfunden
wird. So etwa
das Lesekaraoke,
das Volksschulen in Dornbirn bei uns buchen können: eine
„Mitlese-Karaoke-Show“ nach Vorbild der Berliner Agentur
eventilator, wobei der Text eines Buches auf eine Leinwand
projiziert wird. Durch das gemeinsame laute Lesen und
den spielerischen Ansatz bieten die besseren Leser:innen
den anderen Unterstützung. Auch der Einsatz von Lese-
Hör-Texten unterstützt die Leselernenden durch Stimme
und Text. Diese Fördermethode hat sich für uns als effektiv
erwiesen, da sie vor allem für schwache Leser:innen eine
Entlastung darstellt und das Training mit Lesegenuss verbindet.
Mit Blick auf die Digitalisierung stellen wir etwa eine
Ausleihlizenz des Leselernportals Onilo bereit, wo digitale
Geschichten als Boardstories zur Verfügung gestellt werden.
Mit kreativen Umsetzungsideen werden pädagogische
Fachkräfte unterstützt, um Lese- und Medienkompetenz
einfach in den Alltag zu integrieren. Jugendliche können ihr
Leseglück in einem Workshop, der in Kooperation mit dem
Österreichischen Bibliothekswerk stattfindet, mit dem Mitmachtagebuch
„Seitenweise Glück“ von Lena Raubaum und
Katja Seifert reflektieren.
Im Sinne des lebenslangen Lernens und Lesens soll durch
spezifische Angebote auch die Stärkung der Lesekompetenz
von Erwachsenen gefördert werden. In Kursen ohne schulische
Inszenierungen erhalten Teilnehmer:innen Anregungen,
die sie in ihrem Alltag brauchen: Grundlagen zu Finanzen,
Hilfe in der Verwaltungssprache und mehr. Gleichzeitig soll
der Zugang zu den Angeboten der Stadtbibliothek Dornbirn
für alle durch eine Übersetzung in Leichte Sprache erreicht
werden. Die Implementierung auf unserer Homepage ist ein
erster Schritt.
In die Zukunft blicken
Diese Aktivitäten und Veranstaltungsformate sollen in Kombination
mit den bereits bestehenden Angeboten der Stadtbibliothek
ein immer feinmaschigeres Netz der Leseförderung
bilden. Die Schulung von pädagogischem Personal zur Bedeutung
des Vorlesens in den umliegenden Bildungsinstitutionen
gehört ebenso dazu wie eine kostenlose Bibliothekskarte für
Pädagog:innen, das Angebot von Vorleseaktionen, die wir
„Leseabenteuer“ nennen, der Verleih von Leseboxen, Fake-
News- und Rechercheschulungen und Veranstaltungsreihen
wie die FamilienLeseZeit, das Geschichtenuniversum und
Jugendworkshops. Zugänglichkeit und Niederschwelligkeit,
damit besonders vulnerable Gruppen gestärkt werden, sind
durch kostenlose Angebote wie den „Hunger auf Kultur“-Pass
sicherzustellen. So wird eine Vielzahl an unterschiedlichen
Angeboten für alle Altersgruppen geschaffen. All dies gelingt
in Dornbirn auch dank der Möglichkeit einer privaten Finanzierung
des Projektes „UM lesen“.
„Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen
Taten, zu unerträumten Möglichkeiten“, schreibt Aldous
Huxley. Bibliotheken können mit der Förderung von Lesekompetenz
die Basis des lebenslangen Lernens mitbilden
und besonders jene in den Blick nehmen, die lese- und
bildungsfern aufwachsen. Bildungsungleichheit muss auf
allen Ebenen thematisiert werden. Um die Teilhabe für alle
zu sichern, braucht es eine umfassende Förderung von Bildungsprozessen
aller Menschen: ein gemeinsames Umdenken
in der Leseförderung.
Naemi Sander ist Literaturwissenschafterin und Pädagogin und in
der Stadtbibliothek Dornbirn für den Bereich „Kinder, Jugend, Familie“
zuständig. Neben der ökologischen Nachhaltigkeit setzt sie sich in der
Programmplanung besonders für Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit
in der Leseförderung ein.
https://stadtbibliothek.dornbirn.at
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