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Büchereiperspektiven 2/22: Lesen fördern. Vermittlung für alle Zielgruppen

Lesekompetenz ist die Basis für Bildung, kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe. In dieser Ausgabe finden Sie Vermittlungsangebote für alle Zielgruppen. Die Bedeutung des Vorlesens, der Wert von Mehrsprachigkeit, Möglichkeiten des barrierefreien Lesens, Wege der digitalen Leseförderung und das Zusammenspiel von Lesen, Schreiben und Reden werden thematisiert.

Lesekompetenz ist die Basis für Bildung, kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe. In dieser Ausgabe finden Sie Vermittlungsangebote für alle Zielgruppen. Die Bedeutung des Vorlesens, der Wert von Mehrsprachigkeit, Möglichkeiten des barrierefreien Lesens, Wege der digitalen Leseförderung und das Zusammenspiel von Lesen, Schreiben und Reden werden thematisiert.

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Leseförderung<br />

neu denken<br />

<strong>Büchereiperspektiven</strong> 2/<strong>22</strong><br />

2<br />

Weshalb Leseförderung <strong>für</strong> <strong>alle</strong> einen Perspektivwechsel braucht.<br />

Eine Änderung des Blickwinkels, ein Alles-auf-den-<br />

Kopf-stellen oder einen Radschlag: Um innovative<br />

und neue Ideen zu entwickeln und umsetzen zu können,<br />

bedarf es oft eines Perspektivwechsels. So auch in der<br />

Leseförderung, wenn wir diese als Bibliotheken ernsthaft<br />

betreiben und dabei <strong>alle</strong> einschließen wollen.<br />

Kritisch betrachtet (re)produzieren wir jedoch mit<br />

„bewährten“ und vielleicht gar schon verstaubten Konzepten<br />

Bildungsungleichheiten und erreichen lediglich bereits<br />

gut geförderte Kinder. Alle anderen Altersgruppen und Familien<br />

mit geringerem kulturellen und sozialen Kapital geraten<br />

leicht aus dem Blickfeld. Damit Leseförderung <strong>für</strong> <strong>alle</strong> gelingen<br />

kann, muss sie lebendig und kraftvoll sein, braucht es<br />

Mut, Durchsetzungswille und Umsetzungsstärke.<br />

„Sprache ist das Medium, in dem Menschen ihre Welt, ihre<br />

Kultur und sich selbst erschaffen“, sagt die Kulturwissenschafterin<br />

Aleida Assmann. Sprache und <strong>Lesen</strong> ist zentral <strong>für</strong><br />

eine funktionierende moderne demokratische Gesellschaft.<br />

Lesekompetenz ist die Grundlage da<strong>für</strong>, dass sich Menschen<br />

in ihrer Umwelt orientieren können, an relevanten Prozessen<br />

teilhaben, sich als mündige Bürger:innen wahrnehmen und<br />

sich persönlich wie auch beruflich entfalten können.<br />

Auch in Ländern mit gut entwickelten Bildungssystemen<br />

wie Österreich ist es jedoch <strong>für</strong> viele nicht selbstverständlich,<br />

Von Naemi Sander<br />

lesen zu können: Dies belegen zahlreiche empirische Untersuchungen<br />

wie die PISA-Studien der letzten Jahre. Laut den<br />

Ergebnissen 2018 beträgt in Österreich und Deutschland<br />

der Anteil derer, die wegen ihrer schlechten Lesefähigkeiten<br />

kaum Chancen auf einen höheren Bildungsabschluss und<br />

Teilhabe am gesamtgesellschaftlichen Leben haben, über<br />

20 Prozent. Mit dem Anstieg dieser Zahlen in den vergangenen<br />

Jahren werden das Ausmaß und die bildungspolitische<br />

Brisanz mangelnder Lesekompetenz einmal mehr deutlich:<br />

Es handelt sich laut Leseforscherin Simone Ehmig nicht um<br />

ein aussterbendes, sondern ein kontinuierlich nachwachsendes<br />

Problem. Analphabetismus ist immer noch ein Tabu: Wie<br />

viele Analphabet:innen es in Österreich tatsächlich gibt, ist<br />

nicht klar, da keine offiziellen Erhebungen existieren. Laut<br />

der letzten PIAAC-Studie haben bis zu eine Million Menschen<br />

Probleme beim <strong>Lesen</strong> und/oder Schreiben und gelten als<br />

(funktionale) Analphabet:innen. In den Schulen sind im<br />

Bereich der Lesekompetenz seit Jahren systematische Leistungsunterschiede<br />

zwischen sozioökonomisch begünstigten<br />

und benachteiligten Schüler:innen festzustellen.<br />

Alle mitnehmen<br />

Hoffnung auf gleiche Bildungschancen <strong>für</strong> <strong>alle</strong> erscheinen im<br />

Hintergrund dieser sozialen Selektivität nahezu als Utopie, da<br />

FOTOS: KARINNUSSBAUMER.COM

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