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Büchereiperspektiven 2/22: Lesen fördern. Vermittlung für alle Zielgruppen

Lesekompetenz ist die Basis für Bildung, kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe. In dieser Ausgabe finden Sie Vermittlungsangebote für alle Zielgruppen. Die Bedeutung des Vorlesens, der Wert von Mehrsprachigkeit, Möglichkeiten des barrierefreien Lesens, Wege der digitalen Leseförderung und das Zusammenspiel von Lesen, Schreiben und Reden werden thematisiert.

Lesekompetenz ist die Basis für Bildung, kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe. In dieser Ausgabe finden Sie Vermittlungsangebote für alle Zielgruppen. Die Bedeutung des Vorlesens, der Wert von Mehrsprachigkeit, Möglichkeiten des barrierefreien Lesens, Wege der digitalen Leseförderung und das Zusammenspiel von Lesen, Schreiben und Reden werden thematisiert.

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LESERSTIMMEN – DER PREIS DER JUNGEN LESER:INNEN<br />

ihr Ehrenamt (Rufzeichen, Rufzeichen, Rufzeichen) mit so<br />

viel Hingabe, Kreativität und Tatkraft erfüllen. Sei es mit<br />

den Lehrer:innen, die sich so gefreut haben, dass endlich<br />

wieder Veranstaltungen stattfinden konnten. Sei es mit all<br />

den Kindern sowie natürlich mit so vielen schönen Flecken<br />

in Österreich. Ich war zum Beispiel in Radstadt. Da war ich<br />

das letzte Mal auf Skikurs in der 2. Klasse Gymnasium und<br />

da kamen dann viele Rückblenden im Kopf.<br />

An einen berührenden Moment erinnere ich mich noch sehr<br />

gut. Der war in W<strong>alle</strong>rn, im Burgenland. Zum Abschluss der<br />

Fragerunde – die ich bei meinen Lesungen oft mache – hob<br />

ein Bub, der links vor mir saß, die Hand. Er sah mich mit<br />

großen Augen an und meinte: „Ich habe keine Frage, aber<br />

ich will dir was sagen: Ich werde dich NIE vergessen!“ Da<br />

hat’s mich schon zerbröselt vor lauter Rührung.<br />

FOTO: REINHARD FRÖHLICH-STEINER<br />

IM INTERVIEW<br />

Lena Raubaum ist freischaffende<br />

Autorin, Wortspielerin, Sprecherin<br />

und Darstellerin. 2016 wurde sie<br />

mit dem DIXI Kinderliteraturpreis<br />

in der Kategorie Kinderlyrik, 20<strong>22</strong><br />

mit dem LESERstimmen-Preis und<br />

dem Österreichischen Kinder- und<br />

Jugendbuchpreis ausgezeichnet.<br />

FOTO: CLAUDIA MARIA PECHER<br />

Wo liegt <strong>für</strong> dich die Kraft der Literatur? Was kann sie<br />

bewirken?<br />

Positiv betrachtet, kann man sagen: Literatur ist so ein<br />

richtiger Wunderwuzzi. Sie kann unsere Fantasie beflügeln,<br />

Wissenswelten eröffnen, <strong>alle</strong> möglichen Gefühle<br />

in Gang setzen und manchmal einfach „nur“ helfen, <strong>für</strong><br />

geraume Zeit den Alltag hinter sich zu lassen. Einem Dinge<br />

geben, nach denen man vielleicht nie gesucht hat, aber die<br />

man danach nicht mehr missen möchte.<br />

Warum ist sie so wichtig als Lebensbegleitung?<br />

Literatur kann im Leben nicht nur eine wichtige Vorstellungskraftquelle<br />

beziehungsweise ein sehr nachhaltiger<br />

Vorstellungskraftstoff sein. Sie ist wie eine Innenarchitektin,<br />

die sich in unseren Denk- und Emotionsräumen<br />

austobt und durch ihre Fähigkeiten neue, zuträgliche<br />

Sichtweisen und Erkenntnisse offenbart. Außerdem kann<br />

Literatur unsere Konzentrations-, Ausdrucks- und Hineinversetzungsfähigkeit<br />

stärken – das macht sie zu einer<br />

Begleitung, die man gern an der Hand hält.<br />

Was macht den besonderen Reiz von Lyrik <strong>für</strong> dich aus?<br />

Mit fällt da gleich eine Aussage ein, die ich kürzlich gehört<br />

habe: „Gedichte machen Großes klein und Kleines groß.“<br />

Das trifft es sehr gut. Außerdem ist Lyrik in meinen Augen<br />

so herrlich unschubladisierbar: Sie fragt nach Rhythmus<br />

und verwirft ihn, ist verspielt und dabei sehr gewissenhaft,<br />

verkürzt und zieht in die Länge, steht auf Reime oder verzichtet<br />

darauf. Außerdem reduziert Lyrik stets die Worte.<br />

Darüber hinaus öffnet sie gern einen Raum, der jenseits<br />

von Richtig und Falsch ist, in dem wir uns begegnen können.<br />

Ich glaube, diesen Ort brauchen wir ganz dringend,<br />

egal wie alt wir sind.<br />

Wie kann man Kinder und Jugendliche <strong>für</strong> das <strong>Lesen</strong> begeistern?<br />

Kurz und knapp ausgedrückt hilft hier bestimmt: <strong>Lesen</strong> und<br />

lesen lassen. Sicher spielen die eigene Begeisterung <strong>für</strong>s<br />

<strong>Lesen</strong> sowie Interaktion und ein aufrichtiges Interesse am<br />

Gegenüber eine wichtige Rolle. Abgesehen davon geht es<br />

darum, Angebote bereitzustellen und zu berücksichtigen,<br />

wo<strong>für</strong> sich ein Kind oder jugendlicher Mensch interessiert.<br />

Durch meine Schauspiel- und Sprechausbildung habe ich<br />

gelernt, dass außerdem nicht nur das Was beim <strong>Lesen</strong> zählen<br />

kann, sondern auch das Wie. Bei meinen Lyrik-Lesungen<br />

zeige ich zum Beispiel gerne, was man mit Gedichten<br />

<strong>alle</strong>s machen kann. Da entstehen oft besondere Momente,<br />

wenn wir Poesie mit Händen erzählen, zu einem Gedicht<br />

so richtig abtanzen, diverse Verse als Rap sprechen oder<br />

wenn ich mich passend zu einem Text in ein Kostüm werfe.<br />

Ich denke, wenn <strong>Lesen</strong> – und das, was dabei in Wort und<br />

Bild erzählt wird – mich berührt und bewegt, dann sagt<br />

ein Funke schon ganz gern: „Ich wäre jetzt bereit zum<br />

Überspringen!“<br />

Was nimmst du aus deiner LESERstimmen-Erfahrung <strong>für</strong><br />

dich mit?<br />

Abgesehen von all dem, was ich schon erwähnt habe: Erinnerung<br />

an eine erlesene Zeit, Glück und sehr viel Dankbarkeit.<br />

<strong>Büchereiperspektiven</strong> 2/<strong>22</strong><br />

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