Büchereiperspektiven 2/22: Lesen fördern. Vermittlung für alle Zielgruppen

LESEN FÖRDERN I GRENZENLOS LESEN
Lesen ohne Barrieren
Hörbücher ermöglichen barrierefreien Zugang zur Literatur. Öffentliche Bibliotheken können via Fernleihe das Angebot
von Hörbüchereien nutzen.
Von Alexander Guano
Büchereiperspektiven 2/22
14
Es gibt unterschiedlichste Formen barrierefreier Literatur:
Bildwörterbücher mit Symbolen zur unterstützten
Kommunikation (etwa der Symbolsammlung
METACOM), taktile Bücher, Bücher mit Zeichensprachensymbolen,
Bücher mit Großbuchstaben, Bücher in leicht
verständlicher Sprache oder Hörbücher.
Beliebt und barrierefrei
Hörbücher werden bereits in vielen Bibliotheken angeboten,
da sie nicht nur bei Nutzer:innen mit besonderen Bedürfnissen
beliebt sind, sondern unabhängig davon gerne genutzt
werden.
Vorteilhaft ist, dass Hörbücher im Gegensatz zu E-Books
keine besonderen Reader benötigen, bei denen abgeklärt
werden sollte, inwieweit diese selbst barrierefrei und für die
Benutzergruppe geeignet sind.
Hörbücher sind ideal für blinde und sehbehinderte Menschen,
aber genauso für Personen mit Legasthenie, FAS,
ADHS, Lähmungen, Arthritis. Bei Jugendlichen mit Lesebehinderung,
Legasthenie oder ADHS ist der Nutzen der
Hörbücher besonders hoch anzusetzen. Einerseits können
Hörbücher die Freude und das Interesse an Büchern steigern,
da das Lesen nicht mit dem Gefühl eines enormen
Kraftaufwands verbunden ist und eine positive emotionale
Erfahrung bringt. Andererseits kann die Nutzung der Hörbücher
die Kompetenzen der Kinder steigern.
Laut einer dänischen Studie („Auxiliary aids and access
to learning for children and young people with dyslexia/
severe reading difficulties“, Nota 2011) können Hörbücher
die Hörkompetenz, den Wortschatz und die Konzentrationsfähigkeit
steigern sowie das Level an phonologischem
Verständnis heben. Man hat dazu die Leistungen von legasthenischen
Schüler:innen, die Hörbücher hören, mit
jenen verglichen, die keine nutzen. Tatsächlich waren die
Leistungen der Schüler:innen, die Hörbücher zur Unterstützung
heranziehen, besser. Ein höherer Grad dieser Gruppe
erreichte die Matura oder begann ein Studium. Voraussetzung
ist die kombinierte Nutzung von gedrucktem Werk und
Hörbuch: sodass die Nutzer:innen einerseits zwischen den
Varianten hin und her springen können und andererseits die
Möglichkeit haben, das gelesene Wort zeitgleich zu hören.
Eine Bedingung muss jedoch gegeben sein – und diese gilt
auch für das Hörbuch als Alternative für Blinde und Sehbehinderte:
Es muss ungekürzt sein! Ein gekürztes Hörbuch
stellt keine gleichwertige Alternative zum gedruckten Buch
für Blinde dar und ist ungeeignet für den kombinierten Einsatz
mit gedruckten Werken für legasthenische Jugendliche,
da sich der Inhalt unterscheidet.
DAISY-Hörbücher mit Struktur
Eine ideale Voraussetzung, die das Hörbuch zusätzlich mitbringen
sollte, ist die DAISY-Struktur. Bei DAISY handelt
sich um einen offenen internationalen Standard für barrierefreie
Hörbücher. Demnach wird das Hörbuch so aufgebaut,
wie es der Vorlage entspricht (unterteilt in Kapitel,