30.11.2022 Aufrufe

Büchereiperspektiven 2/22: Lesen fördern. Vermittlung für alle Zielgruppen

Lesekompetenz ist die Basis für Bildung, kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe. In dieser Ausgabe finden Sie Vermittlungsangebote für alle Zielgruppen. Die Bedeutung des Vorlesens, der Wert von Mehrsprachigkeit, Möglichkeiten des barrierefreien Lesens, Wege der digitalen Leseförderung und das Zusammenspiel von Lesen, Schreiben und Reden werden thematisiert.

Lesekompetenz ist die Basis für Bildung, kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe. In dieser Ausgabe finden Sie Vermittlungsangebote für alle Zielgruppen. Die Bedeutung des Vorlesens, der Wert von Mehrsprachigkeit, Möglichkeiten des barrierefreien Lesens, Wege der digitalen Leseförderung und das Zusammenspiel von Lesen, Schreiben und Reden werden thematisiert.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

LESEN FÖRDERN I KREATIV VORLESEN<br />

GRAFIK: BIBLIOTHEKEN FACHSTELLE DER DIÖZESE FELDKIRCH<br />

und diözesaner Bibliotheken<br />

Fachstelle geführt und von<br />

der Landesbüchereistelle<br />

unterstützt.<br />

Im Laufe der Schulung<br />

können die angehenden<br />

Vorlesepat:innen einen <strong>Zielgruppen</strong>schwerpunkt<br />

setzen, wo<strong>für</strong> nach drei gemeinsamen<br />

Basismodulen jeweils zwei Vertiefungsmodule zum<br />

Kinder- und zum Seniorenbereich angeboten werden. So<br />

erhalten sie das nötige „Werkzeug“, um in ihr zukünftiges<br />

Engagement zu schreiten. Pro Schulungszyklus entscheiden<br />

sich in Vorarlberg rund 15 Personen, die Schulung zu<br />

besuchen. Veronika Winsauer, Koordinatorin der PfarrCaritas,<br />

berichtet: „Oft höre ich, dass freiwillig Engagierte sehr<br />

viel <strong>für</strong> ihren Einsatz zurückbekommen – oftmals mehr als<br />

sie geben. Voraussetzung da<strong>für</strong> sind der individuell passende<br />

Einsatz und ein guter Rahmen. Vorlesepat:innen<br />

haben bereits eine ganz wichtige Gemeinsamkeit mit ihren<br />

Zuhörer:innen – die Freude am <strong>Lesen</strong>, an Erzählungen,<br />

verbunden mit einer Offenheit <strong>für</strong> Menschen und deren<br />

(Lebens-)Geschichten.“ Die Teilnehmer:innen bringen<br />

unterschiedliche Backgrounds mit: von jungen Müttern über<br />

pensionierte Pädagog:innen bis zu Literaturliebhaber:innen<br />

und jenen, die einfach anderen ihre Zeit schenken möchten.<br />

Knapp ein Drittel setzt sich aus Bibliothekar:innen<br />

zusammen, die die Kursinhalte sogleich in die Praxis umsetzen<br />

und die kreative Literaturvermittlung als Schwerpunkt<br />

ihrer bibliothekarischen Tätigkeit verfestigen. Diese Gruppenzusammensetzung<br />

lässt eine spannende und <strong>für</strong> <strong>alle</strong><br />

bereichernde Dynamik entstehen.<br />

Kreativität und Austausch<br />

Für die meisten Teilnehmer:innen verändert sich die Vorstellung<br />

vom „Vorlesen“ innerhalb des ersten Moduls gänzlich.<br />

Es zeigt sich rasch, dass Vorlesen etwas anderes meint,<br />

als ein Buch in die Hand zu nehmen, laut zu lesen und <strong>alle</strong>s<br />

wieder schnellstmöglich zusammenzupacken. Hier heißt<br />

es, <strong>alle</strong> mit einzubinden, und da<strong>für</strong> ist es hilfreich, unterschiedliche<br />

Rituale und mannigfache Vorlesemethoden<br />

kennenzulernen. Ein Besuch der diözesanen Medienstelle<br />

zeigt, welche Methodenvielfalt möglich ist und in Feldkirch<br />

<strong>für</strong> <strong>alle</strong> Interessierten gratis zur Verfügung gestellt wird: Mit<br />

über 300 lagernden Kamishibais und ebenso vielen Handpuppen,<br />

Schattentheaterstücken, Bilderbuchkinos mit Diaprojektor<br />

(Stichwort: Zeitreise) bis hin zu Legematerialien<br />

<strong>alle</strong>r Art, großen Lesezelten und mehr sind der Kreativität<br />

kaum Grenzen gesetzt.<br />

Ebenso ist es nötig, einen groben Überblick zur Entwicklungspsychologie<br />

und zu den Veränderungen und Herausforderungen<br />

des Alters zu erhalten – schließlich sollen auch<br />

jene gebannt im Publikum sitzen, die das Zuhören daheim<br />

noch nicht erlernt oder bereits verlernt haben. Den Kindern<br />

wird <strong>für</strong> eine Weile Zugang in magische Erzählwelten<br />

geschenkt, sie werden in Geschichtenuniversen geleitet,<br />

die sie ansonsten eventuell nicht bereisen. Im Seniorenbereich<br />

sind hingegen die individuellen Erfahrungen der Ausgangspunkt<br />

<strong>für</strong> die richtige Literaturwahl und Gesprächsgrundlage:<br />

Sagen, Mundartdichtung und bekannte Lieder<br />

rufen Erinnerungen hervor und bringen Abwechslung in<br />

den Alltag. Dieser „Besuch mit Buch“ in den Pflegeheimen<br />

macht auch den Vorlesepat:innen Freude, wie Vorlesepatin<br />

Anita Ohneberg berichtet: „Ich jedenfalls verlasse immer<br />

reich beschenkt das Heim und freue mich auf die nächste<br />

Vorlesestunde.“<br />

Wunder des Vorlesens<br />

Das Wunder des Vorlesens – in der Bibliothek, in der Spielgruppe,<br />

im Park oder im Pflegeheim – spielt sich auf vielen<br />

Ebenen ab: Die kreative und vielfältige Methodik sowie der<br />

zwischenmenschliche Austausch bereichern <strong>alle</strong> Beteiligten.<br />

Zudem ist das Zuhören eine körperliche Aktivität,<br />

die viel mehr Regionen als nur das Gehirn anspricht, denn<br />

sobald die Spannung steigt, verändert sich die Körperhaltung,<br />

der Atem wird angehalten oder schneller und die<br />

Wangen glühen. Durch das Vorlesen wird der Wortschatz<br />

erweitert oder erhalten, Symbole und komplexe Zusammenhänge<br />

werden gemeinsam gedeutet, die Konzentrationsfähigkeit<br />

und der Wissensdurst werden gefördert, die<br />

Kreativität wird geweckt.<br />

Viel Schönes und Sinnstiftendes demnach, was in dieser<br />

auf den ersten Blick „simplen“ Tätigkeit steckt. Mögen<br />

auch in Zukunft viele Vorlesepat:innen und Zuhörer:innen,<br />

ob jung oder alt, „Ganz Ohr“ sein!<br />

Silvia Freudenthaler leitet die Bibliotheken Fachstelle der Diözese<br />

Feldkirch und koordiniert ein Lernpatenprojekt.<br />

www.kath-kirche-vorarlberg.at/organisation/bibliotheken<br />

<strong>Büchereiperspektiven</strong> 2/<strong>22</strong><br />

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!