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RhPfalz_Dez_2022

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Sozialverband VdK<br />

Rheinland-Pfalz<br />

76. Jahrgang<br />

<strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023<br />

THEMEN<br />

Reportage<br />

Deutschlands erste<br />

gehörlose Chefärztin Seite 3<br />

Gesundheit<br />

Ohne Brille im<br />

Alter: Geht das? Seite 9<br />

Inklusion<br />

Zwei junge Frauen<br />

feiern das Leben Seite 11<br />

VdK-TV<br />

Nächstenpflege und<br />

Beruf vereinbaren Seite 12<br />

Verbraucher<br />

Das ändert sich<br />

im neuen Jahr Seite 21<br />

Barrierefreie Wege durchs Gesundheitssystem sind schwer zu finden.<br />

Foto: picture alliance/Martin Schutt<br />

Aus dem<br />

Landesverband<br />

Post-Covid: Wenn<br />

Corona nicht weggeht Seite 13<br />

Gesund werden mit Hindernissen<br />

Sozialverband VdK kritisiert die mangelhafte Barrierefreiheit von Arztpraxen und Kliniken<br />

SEITE 5<br />

So hilft der VdK<br />

Foto: imago/blickwinkel<br />

VdK-Mitglied Doris Bader hatte<br />

große Schwierigkeiten, Gesprächen<br />

mit mehreren Personen zu<br />

folgen – trotz Cochlea-Implantat<br />

und Hörgerät. Ihre Krankenkasse<br />

verweigerte ihr ein Hilfsmittel, das<br />

ihr Sprachverstehen entscheidend<br />

verbessern würde. Der VdK Nordrhein-Westfalen<br />

legte Klage ein.<br />

Menschen mit körperlichen, geistigen<br />

oder psychischen Beeinträchtigungen<br />

erleben das deutsche<br />

Gesundheitssystem häufig<br />

voller Hindernisse. Der VdK fordert<br />

anlässlich des Internationalen<br />

Tags der Menschen mit Behinderung<br />

am 3. <strong>Dez</strong>ember die uneingeschränkte<br />

Barrierefreiheit medizinischer<br />

Dienstleistungen.<br />

„In Deutschland sind Menschen<br />

mit Behinderung oder chronischen<br />

Beeinträchtigungen mit einem<br />

höchst unzugänglichen Gesundheitssystem<br />

konfrontiert. Das ist<br />

ein klarer Verstoß gegen die UN-<br />

Behindertenrechtskonvention.<br />

Auch das Recht auf freie Arztwahl<br />

wird eklatant verletzt“, sagt VdK-<br />

Präsidentin Verena Bentele.<br />

Statt Inklusion erleben Betroffene<br />

immer wieder Diskriminierungen:<br />

Menschen mit Sehbehinderung<br />

bekommen nur Anträge in<br />

Papierform. Frauen, die einen<br />

Rollstuhl nutzen, finden keine<br />

gynäkologische Praxis mit entsprechenden<br />

Behandlungsstühlen.<br />

Selbst Orthopäden oder Physiotherapeutinnen<br />

haben oft keine stufenlos<br />

zugänglichen Praxisräume.<br />

Menschen mit geistiger Behinderung<br />

oder an Demenz Erkrankte<br />

werden in den Arztpraxen als „zu<br />

zeitintensiv“ abgewiesen. Wegen<br />

der Fallpauschalen werden pflegebedürftige<br />

Menschen oft zu früh<br />

entlassen, weil Kliniken für eine<br />

längere Behandlung draufzahlen.<br />

„Diese Liste ließe sich endlos<br />

lange fortsetzen. Solange es keine<br />

gesetzlichen Verpflichtungen zur<br />

Barrierefreiheit und Diskriminierungsfreiheit<br />

im deutschen Gesundheitssystem<br />

gibt, wird sich<br />

daran nichts ändern“, befürchtet<br />

Bentele. Niedergelassene Ärzte<br />

schicken Betroffene sogar in weit<br />

entfernte Kliniken, häufig auch für<br />

Routinetermine. Die Erreichbarkeit<br />

ist dann oft ein Problem, und<br />

die Krankenhäuser sind häufig<br />

nicht auf diese Untersuchungen<br />

eingestellt. „Die Kassenärztlichen<br />

Vereinigungen dürfen sich hier<br />

nicht entziehen. Sie müssen ihrem<br />

Sicherstellungsauftrag für die ambulante<br />

Versorgung für alle Bevölkerungsgruppen<br />

nachkommen<br />

und zumindest bei Neuvergaben<br />

und Umbaumaßnahmen von Arztsitzen<br />

zur Barrierefreiheit verpflichten“,<br />

fordert Bentele.<br />

Bislang ist nicht einmal in Krankenhäusern<br />

Barrierefreiheit selbstverständlich.<br />

Eine aktuelle Studie<br />

legt beispielhaft für Bayern große<br />

Defizite offen. Fast ein Drittel der<br />

Kliniken hat keine Rollstuhlrampen,<br />

die der DIN-Norm genügen.<br />

Barrierefreie Toiletten gibt es nur<br />

in 56 Prozent der Stationen. Die<br />

Gänge sind für Menschen mit Seheinschränkungen<br />

oft zu dunkel,<br />

kontrastreiche, große Beschriftungen<br />

und verständliche Wegeleitsysteme<br />

fehlen. Nur 15,5 Prozent aller<br />

Häuser können im Notfall eine<br />

stufenfreie Evakuierung aus den<br />

oberen Etagen gewährleisten.<br />

Der VdK fordert, dass alle Menschen<br />

mit Behinderung oder Pflegebedarf<br />

zukünftig das Recht auf<br />

eine Assistenz im Krankenhaus<br />

haben. Zudem muss es verpflichtende<br />

Lerneinheiten in Studiengängen<br />

und Berufsausbildungen<br />

im Gesundheitsbereich geben, um<br />

die Sensibilität für die besonderen<br />

Bedürfnisse und Anforderungen<br />

von Menschen mit Behinderung zu<br />

erhöhen. Am Geld darf Inklusion<br />

nicht scheitern, so Bentele: „Die<br />

Behandlung eines Menschen mit<br />

Behinderung bedeutet im Einzelfall<br />

mehr Zeit und therapeutischen<br />

Aufwand. Die ärztliche Gebührenordnung<br />

muss hier angepasst<br />

werden.“ Dr. Bettina Schubarth<br />

Menschen ermutigen<br />

Neujahrsgruß von VdK-Präsidentin Verena Bentele<br />

Liebe VdK-Mitglieder,<br />

liebe Leserinnen und Leser,<br />

es sind schwierige Zeiten, das ist nicht zu<br />

leugnen. Der russische Angriffskrieg gegen<br />

die Ukraine belastet uns mental und treibt<br />

die Energiepreise in die Höhe. Manche<br />

Gewissheiten, wie ein Leben in Frieden,<br />

sind zumindest ins Wanken gekommen.<br />

Sozial gerechte Politik braucht mehr<br />

denn je leidenschaftliche Vertreterinnen<br />

und Vertreter, wie wir sie beim Sozialverband<br />

VdK haben. Wir sind eine große<br />

Gemeinschaft von 2,16 Millionen Mitgliedern.<br />

Gerade in Krisenzeiten, sei es durch<br />

die Corona-Pandemie oder durch die enormen<br />

Preissteigerungen, unter denen Menschen<br />

mit wenig Geld leiden, braucht es<br />

uns als starken, selbstbewussten und unabhängigen<br />

Sozialverband. Wir setzen uns<br />

für eine Politik ein, die Menschen ermutigt,<br />

Vertrauen in den Sozialstaat zu setzen.<br />

Das ist die Leitlinie, mit der wir Forderungen<br />

an die Bundesregierung stellen.<br />

Bei aller notwendigen Tagespolitik mit<br />

dem Fokus auf den aktuellen Krisen dürfen<br />

offene Themen bei der Pflege, Rente und<br />

Armutsbekämpfung nicht vergessen werden.<br />

Die aktuelle VdK-Kampagne „Nächstenpflege“<br />

erinnert die Regierung an ihr<br />

Versprechen, die wichtige Angehörigenpflege<br />

zu stärken. Ich bedanke mich bei<br />

allen VdKlern, die diese Kampagne bundesweit<br />

mit Leben füllen.<br />

Unser Verbandserfolg hat viele Mütter<br />

und Väter im ganzen Land. Im Namen des<br />

VdK-Präsidiums und der VdK-Bundesgeschäftsführung<br />

danke ich allen, die <strong>2022</strong><br />

im Ehren- und Hauptamt unseren Sozialverband<br />

so engagiert unterstützt haben.<br />

Ich wünsche Ihnen ein frohes Fest und<br />

ein gesundes neues Jahr. Bleiben Sie zuversichtlich!<br />

Das ist so wichtig wie Sonne und<br />

Vitamin C. Mit Ihnen an meiner Seite<br />

schaue ich mit viel Optimismus auf 2023.<br />

<br />

Ihre Verena Bentele


2 Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023<br />

Politik<br />

VdK zieht vor das Bundesverfassungsgericht<br />

Ungerechtigkeit für Bestands-Erwerbsminderungsrentner nicht beseitigt<br />

Das Bundessozialgericht (BSG) in<br />

Kassel hat entschieden: Rentnerinnen<br />

und Rentner, deren Eintritt<br />

in die Erwerbsminderungsrente<br />

(EM-Rente) zwischen den Jahren<br />

2001 und 2019 lag, können mit<br />

keiner weiteren Erhöhung ihrer<br />

Altersbezüge und mit keiner<br />

Gleichbehandlung mit Neurentnern<br />

rechnen.<br />

Mitte November verhandelte die<br />

oberste Instanz der Sozialgerichtsbarkeit<br />

in Deutschland und kam<br />

zu dem Schluss, dass die derzeitige<br />

Gesetzeslage rechtens sei. Obwohl<br />

sich das Gericht mit seiner Entscheidung<br />

schwer tat und explizit<br />

das Engagement des Sozialverbands<br />

VdK Deutschland in dieser<br />

Angelegenheit hervorhob, sah es<br />

rechtlich die Hände ge bunden.<br />

VdK-Präsidentin Verena Bentele<br />

kündigte nach der Entscheidung<br />

des BSG an, dass der VdK das<br />

Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe<br />

anrufen werde: „Für alle Erwerbsminderungsrentner,<br />

die wegen<br />

einer Erkrankung oder Behinderung<br />

nicht mehr arbeiten<br />

können, ist das eine bittere Entscheidung.<br />

Allerdings ist für uns<br />

das letzte Wort noch nicht gesprochen.<br />

Wir gehen nach Karlsruhe.“<br />

Sobald die Urteilsgründe schriftlich<br />

vorliegen, kann der VdK Verfassungsbeschwerde<br />

erheben, eine<br />

Entscheidung wird ein Jahr später<br />

erwartet.<br />

Bei den Verfahren ging es um<br />

eine Revision einer Klägerin und<br />

eines Klägers, die sich bei der<br />

Das letzte Wort ist bei den Klagen zu den EM-Bestandsrenten noch nicht<br />

gesprochen: Der VdK erhebt Verfassungsbeschwerde. Foto: pa/Uli Deck<br />

Berechnung ihrer EM-Rente benachteiligt<br />

gesehen haben. Sie<br />

wurden als Musterverfahren vom<br />

VdK Deutschland gemeinsam mit<br />

dem Sozialverband Deutschland<br />

(SoVD) geführt.<br />

Das Urteil des BSG bedeutet,<br />

dass weiterhin rund 1,8 Millionen<br />

EM-Rentnerinnen und -rentner,<br />

die zwischen 2001 und 2019 in<br />

Rente gegangen sind, nach Ansicht<br />

des VdK benachteiligt werden. Sie<br />

werden weiterhin deutlich niedrigere<br />

EM- Renten erhalten als beispielsweise<br />

Menschen, deren Rentenbezug<br />

später begonnen hat.<br />

Eigentlich hatte der Gesetzgeber<br />

zum 1. Januar 2019 die Zurechnungszeiten<br />

bei der EM- Rente erhöht<br />

– allerdings ohne die Bestands-EM-Rentnerinnen<br />

und<br />

-Rentner miteinzubeziehen. Ungerecht<br />

und nicht nachvollziehbar,<br />

befanden der VdK und der SoVD<br />

und reichten gemeinsam Klagen<br />

ein. In der Zwischenzeit hat der<br />

Gesetzgeber nachgebessert und für<br />

die Bestandsrentnerinnen und<br />

-rentner, deren EM-Rentenbeginn<br />

zwischen Januar 2001 und <strong>Dez</strong>ember<br />

2018 lag, Zuschläge beschlossen.<br />

Je nach Rentenbeginn liegen<br />

diese bei 4,5 beziehungsweise bei<br />

7,5 Prozent.<br />

Nach Ansicht des VdK sind sie<br />

zu niedrig und sollten verdoppelt<br />

werden – nur dann würde eine<br />

Gleichbehandlung hergestellt. Die<br />

Zuschläge werden erst zum Juli<br />

2024 eingeführt und damit nach<br />

Ansicht des VdK viel zu spät umgesetzt.<br />

Die VdK-ZEITUNG wird<br />

weiterhin über dieses Verfahren<br />

berichten. Julia Frediani<br />

KOMMENTAR<br />

Bits, Bytes und Barrieren<br />

Heimlich, still und leise verschwinden<br />

gerade die letzten<br />

Telefonhäuschen und Telefonsäulen.<br />

Die verbliebenen 12 000<br />

öffentlichen Telefone werden<br />

nach Angaben der Post spätestens<br />

Ende Januar 2023 abgebaut.<br />

Vermutlich werden sie von<br />

kaum jemandem vermisst. Fast<br />

jeder hat heute ein Handy. Für<br />

junge Leute ist die Telefonzelle<br />

so aktuell wie die Dampflok.<br />

Es geht mir nicht um Nos talgie.<br />

Ich mag die digitale Welt. Sie<br />

eröffnet gerade mir als blinden<br />

Menschen eine Menge an Kommunikationsmöglichkeiten,<br />

die<br />

ich früher nicht hatte. Mein Laptop<br />

mit Sprachausgabe ersetzt<br />

mir eine Wagenladung Braille-<br />

Ausdrucke. Für mich sind also<br />

einige Barrieren weggefallen.<br />

Trotzdem beobachte ich, dass<br />

viele Menschen in der digitalen<br />

Welt verloren gehen. Das sind<br />

Ältere, die nicht mit der Technik<br />

vertraut sind. Oder Menschen<br />

mit wenig Geld, die sich nicht<br />

immer das Neueste leisten können.<br />

Oder Menschen, die wegen<br />

sprachlicher oder körperlicher<br />

Einschränkungen keinen digitalen<br />

Zugang finden.<br />

Bits und Bytes dürfen keine neuen<br />

Barrieren bauen, sonst wird<br />

aus Fortschritt Diskriminierung.<br />

Zu beobachten ist eine zunehmende<br />

Verlagerung von Dienstleistungen<br />

ins Internet. Das<br />

49-Euro-Ticket, das künftig<br />

„Deutschlandticket“ heißt, ist ein<br />

Beispiel dafür. Der Nachfolger<br />

Verena Bentele<br />

VdK-Präsidentin<br />

des 9-Euro-Tickets soll mehr Mobilität<br />

ermöglichen. Aber ohne<br />

Smartphone funktioniert es nicht.<br />

Selbst der Kauf am Fahrkartenautomat<br />

wird in Frage gestellt.<br />

Günstige Tickets nur für Clevere<br />

mit neuen Smartphones? Das ist<br />

eine bewusste oder gedankenlose<br />

Ausgrenzung. Dagegen<br />

wehrt sich der VdK.<br />

Ab 2023 soll es auch einen Überblick<br />

für alle Rentenversicherten<br />

mit dem Stand ihrer gesetzlichen,<br />

betrieblichen und privaten<br />

Altersvorsorge geben. Das ist<br />

gut so. Geplant wird das Ganze<br />

als reine Online-Version. Das ist<br />

mittelgut. Denn immerhin sind<br />

fünf Prozent aller über 14-Jährigen<br />

„Nonliner“, nutzen also kein<br />

Internet, in der älteren Generation<br />

sind es 20 Prozent. Es muss<br />

unbedingt sichergestellt sein,<br />

dass die Rentenversicherung<br />

diese wichtigen Informationen<br />

auf Wunsch auch per Post schickt.<br />

Dr. Rainer Boldt bleibt Vorsitzender<br />

Landesverbandstag in Mecklenburg-Vorpommern<br />

Die Delegierten des VdK-Landesverbands<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

haben auf ihrem Landesverbandstag<br />

den geschäftsführenden<br />

Vorstand gewählt. Dabei<br />

wurde der Vorsitzende Dr. Rainer<br />

Boldt im Amt bestätigt.<br />

Dr. Rainer Boldt steht seit 2016 dem<br />

Landesverband vor. Foto: VdK MV<br />

Auch in Krisenzeiten hat der<br />

VdK-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern<br />

imponierende<br />

Zahlen vorzuweisen. Der frisch im<br />

Amt bestätigte Vorsitzende Dr.<br />

Rainer Boldt berichtete auf dem<br />

9. Ordentlichen Landesverbandstag<br />

in Rostock, dass in den vergangenen<br />

vier Jahren 1200 neue Mitglieder<br />

gewonnen werden konnten.<br />

Das entspräche einer Wachstumsrate<br />

von 4,6 Prozent. Etwa 25 000<br />

telefonische und persönliche Beratungen<br />

seien durchgeführt und fast<br />

50 Millionen Euro Leistungen für<br />

die Mitglieder erstritten worden.<br />

Um die wirtschaftliche Stabilität<br />

für die nächsten Jahre zu sichern,<br />

beschlossen die Delegierten, die<br />

Mitgliedsbeiträge anzupassen. Einstimmig<br />

votierten sie dafür, sie zum<br />

1. Juli 2023 um 1,50 Euro pro<br />

Hauptmitglied und um 75 Cent pro<br />

Familienmitglied zu erhöhen.<br />

In der anschließenden Diskussion<br />

wurde deutlich gemacht, dass<br />

der VdK eine Solidargemeinschaft<br />

ist. Die Rechtsvertretung von<br />

VdK-Mitgliedern vor den Ämtern<br />

und Gerichten sei nur möglich,<br />

wenn dazu die Beiträge aller Mitglieder<br />

zur Mitfinanzierung eingesetzt<br />

würden. Ein nicht unwesentlicher<br />

Teil der Beiträge fließe zurück<br />

in die Ortsverbände, um deren<br />

Handlungsfähigkeit zu stärken.<br />

Für die neue Wahlperiode hat<br />

sich der Verband anspruchsvolle<br />

Ziele gesetzt. So sollen die Unterstützungsangebote<br />

für die Ehrenamtlichen<br />

in den Ortsverbänden<br />

ausgebaut, die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

stabilisiert und die<br />

Bildungsangebote für Ehrenamtliche<br />

weiterentwickelt werden.<br />

Nachdem VdK-Präsidentin Verena<br />

Bentele in ihrem Grußwort auf<br />

die Nächstenpflege-Kampagne des<br />

VdK eingegangen war, lobte sie das<br />

Engagement der Haupt- und Ehrenamtlichen<br />

im Landesverband. Sie<br />

bedankte sich bei den über 250<br />

Ehrenamtlichen, die das Verbandsleben<br />

möglich machen. „Ich freue<br />

mich, mit Ihnen für soziale Gerechtigkeit<br />

einzustehen, und zwar über<br />

jede und jeden Einzelnen, der oder<br />

die das mit Elan tut“, sagte die<br />

VdK-Präsidentin. <br />

cis<br />

Gleichstellung gefordert<br />

VdK-Frauenvertreterinnen beschließen Resolution<br />

Die gleichberechtigte Teilhabe von<br />

Frauen im Verband und im Arbeitsleben<br />

war das Thema der VdK-Bundesfrauenkonferenz<br />

im November<br />

in Berlin. Katharina Batz, Vorsitzende<br />

der Bundesfrauenkonferenz,<br />

begrüßte 15 Frauenvertreterinnen<br />

aus den VdK-Landesverbänden.<br />

In ihrer Rede hob VdK-Präsidentin<br />

Verena Bentele die große Bedeutung<br />

des weiblichen Engagements<br />

vor Ort hervor. „Es ist an der<br />

Zeit, dass die Frauen im VdK noch<br />

sichtbarer werden und mehr Verantwortung<br />

in Gremien und Vorständen<br />

übernehmen“, sagte sie.<br />

Über die Hälfte der Mitglieder im<br />

VdK sind Frauen. Zudem müssten<br />

mehr weibliche Themen, wie etwa<br />

Frauengesundheit, an Bedeutung<br />

gewinnen. Passend zum Thema der<br />

Teilhabe hielt Lisi Maier, Direktorin<br />

der Stiftung Gleichstellung,<br />

einen Vortrag, mit welchen Mitteln<br />

Verbände mehr Frauen ins Ehrenamt<br />

holen können.<br />

Die Teilnehmerinnen verabschiedeten<br />

in diesem Jahr die frauenpolitische<br />

Resolution „Frauen als<br />

Fachkräftepotenzial endlich ernst<br />

nehmen und fördern“. Darin fordern<br />

sie die Politik, Unternehmen<br />

und die Gesellschaft auf, Hindernisse<br />

aus dem Weg zu räumen, die<br />

Frauen die gleichberechtigte Teilhabe<br />

am Arbeitsmarkt erschweren.<br />

Dies sei ein wichtiger Schritt, das<br />

Armutsrisiko von Frauen zu senken,<br />

sagte Batz. Zudem beschäftigten<br />

sich die Frauenvertreterinnen<br />

mit der VdK-Kampagne zur Nächs<br />

tenpflege. Sie besprachen Satzungsänderungen<br />

und bereiteten die<br />

Wahlen auf dem Bundesverbandstag<br />

im nächsten Jahr vor. ken/juf<br />

Im November trafen sich die VdK-Frauenvertreterinnen aus den Landesverbänden<br />

zum sozialpolitischen Austausch in Berlin.<br />

Foto: VdK<br />

Anträge für den<br />

Bundesverbandstag<br />

Mitte November ist der sozialpolitische<br />

Ausschuss des VdK zum<br />

letzten Mal in der Legislaturperiode<br />

in Berlin zusammengekommen.<br />

Unter der Leitung des Ausschuss-Vorsitzenden,<br />

Vizepräsident<br />

Horst Vöge, wurden bei der<br />

Sitzung des sozialpolitischen Ausschusses<br />

die Anträge für den Bundesverbandstag<br />

im Mai 2023 aktualisiert.<br />

Es wurden elf Anträge aus<br />

der sozialpolitischen Abteilung des<br />

VdK Deutschland präsentiert. Folgende<br />

Bereiche wurden abgedeckt:<br />

Rentenpolitik, Pflege, Familienpolitik,<br />

Gesundheitspolitik, Barrierefreiheit,<br />

Behindertenpolitik, medizinische/berufliche<br />

Rehabilitation.<br />

Außerdem stellte die Bundesrechtsabteilung<br />

eine Aktualisierung<br />

zum Antrag Sozialprozessrecht<br />

vor. Die Anträge werden nun<br />

um die Vorschläge der Delegierten<br />

ergänzt und für die sozialpolitische<br />

Kommission vorbereitet. Dazu gab<br />

es einen Bericht zu den Gesetzesreformen<br />

zum Bürgergeld und zum<br />

Wohngeld. Der Bericht zum Bürgergeld<br />

wurde unter den 37 Delegierten<br />

am stärksten diskutiert.<br />

Am 21. Februar beschließt die<br />

Kommission Empfehlungen für die<br />

Anträge des Präsidiums und die<br />

sozialpolitischen Anträge der Landesverbände.<br />

Der sozialpolitische<br />

Ausschuss konstituiert sich in der<br />

nächsten Legislaturperiode neu.<br />

Horst Vöge dankte allen Delegierten<br />

für die konstruktive Zusammenarbeit<br />

und die guten Debatten<br />

in den letzten fünf Jahren. juf<br />

2 RHPfalz<br />

Allgemein


Reportage Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023 3<br />

HNO-Ärztin mit Leidenschaft<br />

Als erste gehörlose Chefärztin Deutschlands will Veronika Wolter die Versorgung aufbauen, die sie sich immer gewünscht hat<br />

Im Kindesalter hat Veronika Wolter<br />

ihr Gehör verloren. Heute ist sie die<br />

erste gehörlose Chefärztin in einem<br />

deutschen Akutkrankenhaus. Im<br />

Helios-Klinikum München West leitet<br />

sie die neu geschaffene Hörklinik.<br />

Veronika Wolter kommt etwas<br />

später zum verabredeten Termin<br />

– sie war noch im Gespräch mit<br />

einer Patientin. Dafür nimmt sie<br />

sich gerne Zeit, denn sie weiß allzu<br />

gut, wie es ist, als Gehörlose auf<br />

die Hilfe von Ärztinnen und Ärzten<br />

angewiesen zu sein.<br />

Von ihrer Behinderung merkt<br />

man wenig. Nur zwei kleine, transparente<br />

Schläuche hinter den Ohren<br />

erinnern daran, dass sie ohne<br />

Cochlea- Implantate eigentlich<br />

vollkommen taub wäre. Wolter<br />

spricht schnell, und wenn es um<br />

ihr Fachgebiet geht, sprudeln die<br />

Worte nur so aus ihr heraus.<br />

Dumpfes Gefühl im Ohr<br />

Im Alter von neun Jahren erkrankte<br />

sie an einer Virus-Meningitis.<br />

Diese Viren verursachen<br />

grippeähnliche Symptome und<br />

können die empfindlichen Zellen<br />

im Innenohr schädigen. Wolter<br />

erinnert sich noch genau, dass sie<br />

danach ein dumpfes Gefühl auf<br />

den Ohren hatte, das nicht mehr<br />

wegging. Gesagt hat sie nichts. Die<br />

Lehrerin war es schließlich, die<br />

bemerkte, dass mit der Schülerin<br />

etwas nicht stimmte. Eine ärztliche<br />

Untersuchung bestätigte den Verdacht:<br />

Das Virus hatte das Gehör<br />

unwiederbringlich geschädigt.<br />

Veronika Wolter (rechts) hat selbst erfahren, wie schwer es ist, als gehörlose Patientin Verständnis zu finden.<br />

„Ich musste ab der dritten Klasse<br />

Hörgeräte tragen“, erzählt Wolter.<br />

Nicht nur, dass diese Hilfsmittel<br />

viel zu groß waren, juckten und<br />

drückten – sie waren auch deutlich<br />

zu sehen und machten das Mädchen<br />

mit einem Schlag zur Außenseiterin.<br />

„Ich war auf einer Schule<br />

auf dem Land. Da gab es keine<br />

Inklusion, da kannte man nur ,behinderte‘<br />

und ,normale‘ Kinder“,<br />

sagt sie.<br />

Die Lehrerinnen und Lehrer<br />

sowie die Eltern der anderen Kinder<br />

waren der Meinung, eine ertaubte<br />

Schülerin habe an einer<br />

Regelschule nichts zu suchen.<br />

Hinzu kam das Gespött ihrer Mitschülerinnen<br />

und Mitschüler.<br />

Wolter hat damals gelernt, ihre<br />

Behinderung zu verstecken. Sie<br />

ließ sich die Haare wachsen, sodass<br />

die Hörgeräte kaum noch zu<br />

sehen waren. Wenn sie etwas nicht<br />

verstanden hatte, fragte sie nach.<br />

„Viele haben mich deshalb für<br />

dumm gehalten“, glaubt sie. „Aber<br />

das war mir immer noch lieber, als<br />

wegen meiner Behinderung nicht<br />

mehr dazuzugehören.“ Schwierig<br />

war es auch, einen passenden Arzt<br />

zu finden. Denn fast kein Mediziner<br />

hatte Verständnis für das Mädchen,<br />

das mit den Hörgeräten nur<br />

schlecht zurechtkam.<br />

Nach dem Abitur entschied sich<br />

Wolter, Medizin zu studieren. Dass<br />

sie als Schwerpunkt Hals-Nasen-<br />

Ohren-Heilkunde wählen würde,<br />

hatte sie eigentlich nicht im Sinn.<br />

„Heute weiß ich aber, dass ich immer<br />

im Bereich der Otologie gelandet<br />

wäre“, sagt sie begeistert. „Am<br />

meisten freut mich, wenn ich mit<br />

meiner Hände Arbeit den Menschen<br />

ihr Gehör zurückgeben kann.“<br />

Auch der Weg an der Uni war<br />

nicht immer einfach. Manche Professoren<br />

waren der Überzeugung,<br />

dass die junge Studentin durch ihre<br />

Einschränkung niemals als normale<br />

Ärztin würde arbeiten können.<br />

„Allerdings hatte ich viel mehr<br />

Möglichkeiten als in der Schule,<br />

mir den Lernstoff selber anzueignen,<br />

und habe sehr gute Noten geschrieben“,<br />

erinnert sie sich.<br />

Foto: Anouk Joester<br />

2005 veränderte sich für Veronika<br />

Wolter alles: Als dritter Person<br />

weltweit wurde ihr ein neuartiges<br />

Hörgerät implantiert, ein Vorläufer<br />

der heutigen Cochlea-Implantate.<br />

Im Gegensatz zu herkömmlichen<br />

Hörgeräten überträgt es nicht nur<br />

lauten Schall in den Gehörgang,<br />

sondern verstärkt ihn direkt an<br />

den Gehörknöchelchen im Mittelohr.<br />

2009 wurde es durch ein<br />

Cochlea-Implantat ersetzt. Das<br />

Ergebnis: „Ich höre fast genauso<br />

gut wie vor meiner Erkrankung mit<br />

neun Jahren“, so Wolter. „Mit diesem<br />

Implantat habe ich ein neues<br />

Sinnesorgan bekommen.“<br />

Auch beruflich lief es gut für sie:<br />

In ihrer ersten Anstellung an einer<br />

Münchner Klinik arbeitete sie mit<br />

einem Chefarzt zusammen, der in<br />

ihrer Behinderung nicht einen<br />

Makel, sondern einen Vorteil sah.<br />

Er brachte ihr das Operieren bei.<br />

„Das war eine der wichtigsten Begegnungen<br />

meines Lebens“, betont<br />

sie. Kurze Zeit nach ihrer Anerkennung<br />

zur Fachärztin stieg sie<br />

zur Oberärztin auf und kümmerte<br />

sich um die Patientenbetreuung in<br />

der HNO-Abteilung.<br />

Seit 1. Juli <strong>2022</strong> ist Wolter Chefärztin<br />

der neu geschaffenen Hörklinik<br />

im Helios-Klinikum. Nun<br />

will sie die Beratung und Versorgung<br />

aufbauen, die sie selbst ihr<br />

Leben lang gesucht hat. „Ich habe<br />

hier die Möglichkeit, mein ganzes<br />

Wissen und meine persönlichen<br />

Erfahrungen einzusetzen, um anderen<br />

zu helfen. Das setzt enorme<br />

Energien frei“, bekräftigt sie. <br />

<br />

Annette Liebmann<br />

Für mehr Inklusion am Arbeitsmarkt<br />

Das gemeinnützige Projekt „Inklupreneur“ bringt Menschen mit Behinderung und Unternehmen zusammen<br />

Statistiken der Arbeitsagentur zeigen:<br />

Die Arbeitslosenquote ist<br />

unter Menschen mit Schwerbehinderung<br />

besonders hoch. Trotz<br />

Beschäftigungsquoten und Ausgleichsabgaben<br />

stellen noch zu<br />

wenige Firmen in Deutschland<br />

schwerbehinderte Beschäftigte<br />

ein. Das gemeinnützige Projekt<br />

„Inklupreneur“ hat sich auf die<br />

Fahnen geschrieben, Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer mit<br />

Behinderung und Unternehmen<br />

zusammenzubringen. Der Name<br />

„Inklupreneur“ setzt sich übrigens<br />

aus den Worten „Inklusion“ und<br />

„Entrepreneur“ (Unternehmer) zusammen.<br />

Auf den ersten Blick sieht man<br />

Madita Bunzel ihre Schwerbehinderung<br />

nicht an. Seit ihrer Kindheit<br />

leidet die 30-Jährige an einer<br />

schweren und chronischen Form<br />

der Migräne, einer neurologischen<br />

Schmerz erkrankung. Sie hat daher<br />

einen Schwerbehindertenstatus.<br />

Heute arbeitet die gelernte Kauffrau<br />

für Bürokommunikation an<br />

einem für sie passenden Arbeitsplatz<br />

– das war nicht immer so.<br />

Neuanfang<br />

Ihr derzeitiger Arbeitgeber wurde<br />

im Rahmen des Projekts „Inklupreneur“<br />

geschult, sich bei Bewerbungsprozessen<br />

und im Büroalltag<br />

besser auf die Bedürfnisse von<br />

Ein neuer Job: Für Menschen mit Behinderung ist die berufliche Teilhabe<br />

besonders oft schwierig.<br />

Foto: picture alliance/C. Klose<br />

schwerbehinderten Arbeitnehmerinnen<br />

und -nehmer einzustellen.<br />

Die Behinderung von Madita<br />

Bunzel führte häufig zu Unverständnis<br />

bei ihrem vorherigen<br />

Arbeitgeber, einer Stadtverwaltung<br />

in Nordrhein-Westfalen. „Die haben<br />

mich und meine Behinderung<br />

wenig ernst genommen. ‚Ach, die<br />

hat schon wieder ein bisschen<br />

Kopfschmerzen‘“, so erinnert sie<br />

sich an die unsensible Bemerkung<br />

ihres Vorgesetzten. Dazu waren<br />

das Arbeiten in einem Großraumbüro<br />

und die vielen Kundenkontakte<br />

für sie nicht die ideale Arbeitsumgebung.<br />

Bunzel wusste,<br />

dass sie in ihrem Arbeitsleben etwas<br />

ändern musste, und wagte einen<br />

Neuanfang. Sie bewarb sich<br />

bei dem gemeinnützigen Unternehmen<br />

„Rheinflanke“ in Köln, überzeugte<br />

im Vorstellungsgespräch<br />

und ist seit Juni dieses Jahres bei<br />

dem Projektträger für Jugend- und<br />

Bildungsarbeit angestellt.<br />

„Endlich fühle ich mich angenommen,“<br />

beschreibt sie ihre neue<br />

Arbeit. Schon bei der Stellenanzeige<br />

war klar, dass das Kölner Unternehmen<br />

auch um Menschen mit<br />

Behinderung wirbt. Im Bewerbungsprozess<br />

ging sie daher offen<br />

mit ihrer Behinderung um. Bei<br />

ihrem neuen Arbeitgeber haben sie<br />

das offene Gesprächsklima und<br />

das soziale Miteinander unter den<br />

Kolleginnen und Kollegen überzeugt,<br />

so die Kölnerin.<br />

Soziales Miteinander<br />

Dass ihr Arbeitgeber „Rheinflanke“<br />

für Menschen mit Behinderung<br />

offen ist, ist kein Zufall. Das<br />

Unternehmen wurde 2021 über<br />

mehrere Monate im Rahmen des<br />

gemeinnützigen Projekts „Inklupreneur“<br />

trainiert. Personalverantwortliche<br />

wurden geschult, um<br />

Menschen mit körperlicher oder<br />

psychischer Behinderung am Arbeitsplatz<br />

besser integrieren zu<br />

können.<br />

„Fehlendes Verständnis – das ist<br />

ein häufiger Grund, warum es gerade<br />

Menschen mit psychischen<br />

Beeinträchtigungen so schwer am<br />

Arbeitsmarkt haben“, sagt Janna<br />

C. Stark, Mentorin bei „Inklupreneur“.<br />

Die 56-Jährige aus Ingelheim –<br />

selbst aufgrund einer psychischen<br />

Erkrankung schwerbehindert –<br />

sensibilisiert Unternehmen im<br />

Umgang mit psychisch behinderten<br />

Bewerberinnen und Bewerbern.<br />

Beispielsweise vermittelt sie<br />

Personalverantwortlichen, wie in<br />

einer wertschätzenden und vertrauenserweckenden<br />

Atmosphäre<br />

in Vorstellungsgesprächen über<br />

psychische Erkrankungen gesprochen<br />

werden kann.<br />

Das Projekt wendet sich an Unternehmen<br />

aus der Start-up-Szene.<br />

Aber auch etablierte Unternehmen<br />

oder gemeinnützige Einrichtungen<br />

werden beraten.<br />

Online-Stellenmarkt<br />

Auf der „Inklupreneur“-Webseite<br />

(https://inklupreneur.de) findet<br />

sich auch ein Stellenmarkt für<br />

Arbeit suchende Menschen mit<br />

Behinderung. Alle dort vertretenen<br />

Firmen wurden im Rahmen<br />

des Projekts geschult. Die regionalen<br />

Schwerpunkte liegen hierbei in<br />

Bremen und Berlin, aber auch<br />

Arbeitsplätze im Homeoffice oder<br />

in anderen Regionen werden aufgeführt.<br />

Janna C. Stark beschreibt ihre<br />

eigene Auf gabe, beim „Inklupreneur“-Projekt<br />

ihre eigenen Erfahrungen<br />

weitergeben zu können, als<br />

„heilsam“. Sie weiß, dass „Inklupreneur“<br />

und ihre Arbeit einen<br />

wichtigen Beitrag für die Teilhabe<br />

leisten: „Wir unterstützen Menschen<br />

dabei, einen Arbeitsplatz zu<br />

finden, an dem sie ihre Stärken<br />

und Potenziale nutzen können,<br />

statt auf ihre Behinderung reduziert<br />

zu werden.“<br />

<br />

Julia Frediani<br />

3 RHPfalz<br />

Allgemein


4 Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023<br />

Politik<br />

Was bringt die Wohngeldreform?<br />

Ab 1. Januar haben mehr Menschen als bisher Anspruch auf die staatliche Unterstützung zum Wohnen<br />

Erhöhte Wohngeldzahlungen und<br />

eine Heizkostenpauschale – damit<br />

will die Bundesregierung die Menschen<br />

entlasten. Die VdK-ZEITUNG<br />

beantwortet die wichtigsten Fragen<br />

rund um das Wohngeld.<br />

Was ändert sich durch die Reform?<br />

Bisher haben 1,3 Millionen Menschen<br />

in etwa 600 000 Haushalten<br />

einen Anspruch auf Wohngeld.<br />

Rund die Hälfte davon sind Rentnerinnen<br />

und Rentner. Ab Januar<br />

2023 sollen es rund 4,5 Millionen<br />

Menschen in etwa zwei Millionen<br />

Haushalten sein.<br />

Was ist noch geplant?<br />

Das Wohngeld soll erhöht werden.<br />

Haushalte mit einem Anspruch<br />

bekommen dann durchschnittlich<br />

370 Euro im Monat. Bisher sind es<br />

rund 177 Euro, die monatlich an<br />

die Empfängerinnen und Empfänger<br />

ausgezahlt werden. Auch eine<br />

Heizkostenpauschale, die im<br />

Wohngeld enthalten sein wird, soll<br />

es geben. Ihre Höhe richtet sich<br />

nach der Wohnfläche und der<br />

Haushaltsgröße. Der Auszahlbetrag<br />

der Pauschale soll durchschnittlich<br />

bei 1,20 Euro pro Quadratmeter<br />

liegen.<br />

Wer hat einen Anspruch?<br />

Wohngeld können schon jetzt alle<br />

beantragen, deren Einkommen zu<br />

gering ist, um die hohen Wohnund<br />

Energiekosten bezahlen zu<br />

können. Für Mieterinnen und<br />

Mieter gibt es das Wohngeld als<br />

Für immer mehr Menschen werden die hohen Wohn- und Energiekosten zur Last.<br />

Mietzuschuss. Besitzerinnen und<br />

Besitzer von Wohneigentum wird<br />

es als sogenannter Lastenzuschuss<br />

gewährt. Es muss nicht zurückgezahlt<br />

werden.<br />

Besonders für Alleinerziehende,<br />

Rentnerinnen und Rentner sowie<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />

mit Mindestlohn kann es<br />

sich lohnen, den Anspruch zu<br />

überprüfen. Dies gilt ebenso für<br />

Bezieherinnen und Bezieher von<br />

Arbeitslosengeld I und von Kurzarbeitergeld.<br />

Auch wer in einem<br />

Alten- oder Pflegeheim wohnt,<br />

kann Wohngeld beantragen.<br />

Wer hat keinen Anspruch?<br />

Wer Sozialleistungen erhält, in<br />

denen die Wohnkosten bereits berücksichtigt<br />

werden, hat keinen<br />

Anspruch. Dazu zählen Empfängerinnen<br />

und Empfänger von Arbeitslosengeld<br />

II, Grundsicherung<br />

im Alter und Erwerbsminderung,<br />

Sozialgeld sowie Leistungen aus<br />

der Kinder- und Jugendhilfe. Auch<br />

das geplante Bürgergeld schließt<br />

einen Wohngeldanspruch aus.<br />

Foto: imago/photothek<br />

Wie hoch ist das Wohngeld?<br />

Den genauen Betrag berechnen die<br />

Wohngeldbehörden. Die tatsächliche<br />

Zahlung hängt etwa von der<br />

Höhe der anerkannten Miete ab.<br />

Welche Miete wiederum anerkannt<br />

wird, bestimmt der Wohnort der<br />

Antragstellerin oder des Antragstellers.<br />

Es wird zudem berücksichtigt,<br />

wie viele Personen im<br />

Haushalt leben und wie hoch deren<br />

gemeinsames Einkommen ist.<br />

Wo und wie kann man Wohngeld<br />

beantragen?<br />

Den Antrag muss man schriftlich<br />

bei der zuständigen Wohngeldbehörde<br />

vor Ort stellen. Manche<br />

Bundesländer stellen eine digitale<br />

Version des Antrags auf ihren<br />

Webseiten zur Verfügung.<br />

Wo kann man sich beraten lassen?<br />

Zum Wohngeld beraten die Wohngeldbehörden<br />

der Stadt-, Gemeinde-,<br />

Amts- oder Kreisverwaltung.<br />

Dort kann man auch den Antrag<br />

stellen. Zudem helfen Mietervereine,<br />

kommunale Wohnberatungsstellen<br />

oder Sozialberatungsstellen<br />

wie die der Caritas oder der Diakonie<br />

weiter.<br />

Muss man etwas tun, wenn man<br />

schon Wohngeld erhält?<br />

Wurde das Wohngeld bereits gewährt,<br />

müssen die Empfängerinnen<br />

und Empfänger nichts tun. Sie erhalten<br />

das verbesserte Wohngeld<br />

automatisch. Zudem bekommen sie<br />

in der Heizperiode von September<br />

bis <strong>Dez</strong>ember einen einmaligen<br />

Zuschuss zu den Heizkosten: Alleinlebende<br />

erhalten 415 Euro,<br />

Zwei-Personen-Haushalte 450 Euro.<br />

Für jede weitere Person werden<br />

100 Euro gezahlt. Kristin Enge<br />

Wohngeldrechner<br />

Wer einen möglichen Anspruch<br />

auf Wohngeld prüfen möchte,<br />

kann den Wohngeldrechner auf<br />

der Webseite des Bundesministeriums<br />

für Wohnen, Stadtentwicklung<br />

und Bauwesen nutzen.<br />

Am besten „Wohngeldrechner“<br />

in das Suchfeld eingeben:<br />

www.bmwsb.bund.de<br />

Foto: picture alliance/Wolfgang Filser<br />

Zuschläge durch Grundrente<br />

DRV will alle Bescheide bis Ende <strong>2022</strong> versenden<br />

Der Grundrentenzuschlag wurde<br />

zum 1. Januar 2021 eingeführt. Bis<br />

Ende <strong>2022</strong> kann es laut der Auskunft<br />

der Deutschen Rentenversicherung<br />

(DRV) dauern, bis Rentnerinnen<br />

und Rentner ihre Bescheide<br />

dazu erhalten haben.<br />

Der Grundrentenzuschlag ist zu<br />

Anfang 2021 in Kraft getreten. Bis<br />

Ende des Jahres soll bei allen inländischen<br />

Rentnerinnen und<br />

Rentnern der Grundrentenzuschlag<br />

geklärt sein und im positiven<br />

Fall ein Rentenbescheid zugestellt<br />

werden. Bei Rentenempfängerinnen<br />

und -empfängern im<br />

Ausland hängt es von den dortigen<br />

Finanzbehörden ab, da diese für<br />

die Einkommensprüfung verantwortlich<br />

sind. Die Beträge, auf die<br />

ab dem 1. Januar 2021 ein Anspruch<br />

besteht, werden in allen<br />

Fällen nachgezahlt. Die DRV hatte<br />

mit dem Versand der Bescheide<br />

für Neurentnerinnen und -rentner<br />

im Sommer 2021 begonnen, danach<br />

folgten Rentnerinnen und<br />

Rentner, die Sozialleistungen beziehen,<br />

und alle Bestandsrentnerinnen<br />

und -rentner.<br />

Die Grundrente ist ein Zuschlag<br />

auf die Rente für Menschen, die mindestens<br />

33 Jahre an Grundrentenzeiten<br />

vorweisen und ein bestimmtes<br />

Haushaltseinkommen nicht überschreiten.<br />

Die Rentenversicherung<br />

rechnet im Schnitt mit einem Zuschlag<br />

von monatlich 75 Euro.<br />

Bei Fragen rund um die Grundrente<br />

können sich VdK-Mitglieder<br />

an ihre Geschäftsstelle wenden:<br />

Die Mitarbeitenden können bei der<br />

Beratung zu allen Rentenangelegenheiten<br />

unterstützen. Auf der<br />

VdK-Webseite gibt es eine Seite mit<br />

Fragen und Antworten rund um<br />

den Grundrentenzuschlag. juf<br />

Anfang 2021 wurde der Grundrentenzuschlag eingeführt, bis Ende <strong>2022</strong><br />

sollten alle Berechtigten ihre Bescheide erhalten haben.<br />

Alles dreht sich ums Geld<br />

Geldsorgen bestimmen Ängste der Deutschen<br />

Corona, Inflation und Krieg – eine<br />

Krise folgt der nächsten. Was den<br />

Bürgerinnen und Bürgern die größten<br />

Sorgen bereitet, hat die Versicherung<br />

R+V in der von ihr in Auftrag<br />

gegebenen Studie „Die Ängste<br />

der Deutschen“ untersucht.<br />

Auf Platz eins der Studie steht<br />

mit 67 Prozent die Angst vor den<br />

steigenden Lebenshaltungskosten.<br />

Sie zieht sich durch alle Bevölkerungsschichten.<br />

Im Vergleich zur<br />

letzten Befragung ist sie um<br />

17 Prozentpunkte gestiegen.<br />

Auch auf den Plätzen zwei und<br />

drei geht es ums Geld: Dass Wohnen<br />

unbezahlbar wird, fürchten<br />

58 Prozent. Fast genauso viele<br />

Menschen, rund 57 Prozent, macht<br />

es Angst, dass sich die wirtschaftliche<br />

Lage verschlechtert.<br />

Auf Platz vier stehen Steuererhöhungen<br />

und Leistungskürzungen<br />

infolge der Corona-Pandemie.<br />

Darüber machen sich 52 Prozent<br />

der Befragten Sorgen. Im Jahr<br />

2021 lag dieses Thema mit 53 Prozent<br />

noch auf Platz eins. Dass die<br />

Steuerzahlerinnen und -zahler für<br />

die EU-Schuldenkrise aufkommen<br />

müssen, treibt 51 Prozent der<br />

Befragten um (Platz fünf). 49 Prozent<br />

fürchten sich davor, dass<br />

Naturkatastrophen und Wetterextreme<br />

zunehmen (Platz sechs),<br />

47 Prozent vor einem Krieg (Platz<br />

sieben).<br />

Dass sich viele Menschen große<br />

Sorgen wegen der hohen finanziellen<br />

Belastungen machen, weiß<br />

Vieles ist teurer geworden.<br />

auch VdK-Präsidentin Verena Bentele.<br />

„Gerade Menschen mit kleinen<br />

Einkommen und Renten brauchen<br />

in diesen schwierigen Zeiten<br />

mehr Unterstützung“, sagt sie.<br />

Zudem fordert sie, dass die Kosten<br />

der Krise sozial gerecht verteilt<br />

werden. Der VdK schlägt deshalb<br />

eine einmalige Vermögensabgabe<br />

für Personen und Betriebe mit<br />

großem Vermögen vor. Selbst bewohnte<br />

Immobilien würden ausgenommen.<br />

„Die Einnahmen in<br />

Milliardenhöhe könnten für weitere<br />

Hilfen und zur Refinanzierung<br />

der Krise verwendet werden.“<br />

Seit 1992 befragt das R+V-Infocenter<br />

die Deutschen nach ihren<br />

Sorgen. Für die 31. Studie „Die<br />

Ängste der Deutschen“ wurden<br />

2400 persönliche Interviews mit<br />

Männern und Frauen im Alter ab<br />

14 Jahren ausgewertet. ken<br />

Foto: picture alliance/Zoonar/Jiri Hera<br />

Ramona Pop im<br />

VdK-Podcast<br />

Ramona Pop, die neue Vorständin<br />

des Bundesverbands der Verbraucherzentralen,<br />

ist der nächste<br />

Gesprächsgast von VdK-Präsidentin<br />

Verena Bentele in ihrem Podcast<br />

„In guter Gesellschaft“.<br />

Die 45-jährige Politikwissenschaftlerin<br />

ist seit der Übernahme<br />

des Vorsitzes des Bundesverbands<br />

der Verbraucherzentralen im Juli<br />

diesen Jahres die oberste Verbraucherschützerin<br />

in Deutschland.<br />

Im Gespräch mit Verena Bentele<br />

wird es um Fragen rund um die<br />

rasant steigenden Lebenshaltungskosten<br />

und einen besseren Verbraucherschutz<br />

in Krisenzeiten<br />

gehen. In vorherigen Interviews<br />

hatte sich Pop mit Forderungen um<br />

ein besseres „Sicherheitsnetz für<br />

den Winter“ für Verbraucherinnen<br />

und Verbraucher positioniert.<br />

Bevor Ramona Pop den Vorsitz<br />

der Verbraucherzentrale übernommen<br />

hat, war die Politikerin von<br />

Bündnis 90/Die Grünen fünf Jahre<br />

Wirtschaftssenatorin in Berlin.<br />

Den VdK-Podcast „In guter Gesellschaft“<br />

mit Ramona Pop können<br />

Sie ab dem 16. <strong>Dez</strong>ember hören<br />

unter: www.vdk.de/podcast <br />

<br />

juf<br />

4 RHPfalz<br />

Allgemein


So hilft der VdK<br />

Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023<br />

5<br />

Endlich wieder mitreden können<br />

VdK erstreitet für Doris Bader eine Funksignalanlage, mit der sie ihre Hörbehinderung entscheidend ausgleichen kann<br />

Der VdK Nordrhein-Westfalen hat<br />

für Doris Bader, die ein Cochlea-<br />

Implantat hat und ein Hörgerät<br />

tragen muss, eine frequenzmodulierte<br />

Funksignalanlage (FM-Anlage)<br />

vor dem Sozialgericht Düsseldorf<br />

erkämpft. Das Hilfsmittel ermöglicht<br />

ihr, sich wieder an<br />

Gesprächen in größerer Runde zu<br />

beteiligen und eigenständig Termine<br />

bei Behörden und Ärzten<br />

wahrzunehmen. Die Krankenkasse<br />

sträubte sich lange gegen die<br />

Kostenübernahme.<br />

Doris Bader trifft sich gern mit<br />

Freundinnen auf einen Kaffee oder<br />

feiert mit Kindern und Enkelkindern.<br />

Doch wegen einer schweren<br />

Hörbehinderung konnte die<br />

74-Jährige bis vor einiger Zeit Unterhaltungen<br />

oft nicht folgen – insbesondere,<br />

wenn Nebengeräusche<br />

störten oder mehrere Personen<br />

gleichzeitig redeten. „Ich lehnte<br />

mich dann zurück und fühlte mich<br />

ausgeschlossen. Das hat mich heruntergezogen“,<br />

erinnert sich die<br />

Rheinländerin. Bei Arztbesuchen<br />

oder Behördengängen musste sie<br />

jemand begleiten, damit für sie<br />

wichtige Informationen nicht verloren<br />

gingen.<br />

Damit sollte endlich Schluss<br />

sein. Um wieder selbstständiger zu<br />

werden und besser kommunizieren<br />

zu können, beantragte sie bei ihrer<br />

Krankenkasse ein Hilfsmittel, das<br />

ihr Sprachverständnis wesentlich<br />

verbessern sollte.<br />

Keine Störgeräusche<br />

Wer schlecht hört, hat oft auch Schwierigkeiten, Gesprächen mit mehreren<br />

Personen zu folgen.<br />

Foto: picture alliance/Romain Fellens<br />

Die beantragte FM-Anlage ist<br />

drahtlos und besteht aus einem<br />

Sender und einem Empfänger. Das<br />

Sendemikrofon kann beispielsweise<br />

in der Mitte einer Gruppe auf<br />

einem Tisch platziert werden, wo<br />

es die Sprache aus allen Richtungen<br />

aufnimmt. Der Schall wird per<br />

Funk an ein kleines Empfangsgerät<br />

weitergeleitet, das mit Hörgeräten<br />

und Cochlea-Implantaten gekoppelt<br />

werden kann. Hörgerät<br />

und Implantat können aber auch<br />

direkt mit dem Sendemikrofon<br />

verbunden werden. So gelangt die<br />

Sprache direkt in das Ohr, und<br />

störende Nebengeräusche werden<br />

unterdrückt.<br />

Die schwer hörende Person hat<br />

zudem die Möglichkeit auszuwählen,<br />

von wem der Schall übermittelt<br />

werden soll. Doris Bader hatte<br />

das Gerät getestet und war begeistert<br />

von dem Ergebnis.<br />

Ihre Krankenkasse lehnte die<br />

Übernahme der Kosten für die<br />

Anlage in Höhe von 3134 Euro<br />

aber ab. Daran änderte auch ein<br />

fachliches Gutachten mit dem Hinweis,<br />

dass mit der FM-Anlage<br />

Doris Baders Sprachverstehen<br />

trotz Nebengeräuschen von 15 auf<br />

70 Prozent verbessert wird, nichts.<br />

Der VdK widersprach der Ablehnung<br />

und wies darauf hin, dass das<br />

Hilfsmittel notwendig ist, um dem<br />

Mitglied die Teilhabe am Alltag zu<br />

ermöglichen. Eine weitere technische<br />

Optimierung des vorhandenen<br />

Hörgeräts und des Cochlea-<br />

Implantats sei nicht möglich.<br />

Daraufhin schlug die Krankenkasse<br />

die Versorgung mit einem<br />

wesentlich günstigeren, allerdings<br />

auch leistungsschwächeren und<br />

schlechter gebräuchlichem Hilfsmittel<br />

vor, das 549 Euro kosten<br />

sollte. Die von dem VdK-Mitglied<br />

beantragte FM-Anlage würde das<br />

Maß des Notwendigen überschreiten,<br />

informierte die Kasse.<br />

Der VdK reichte Klage beim Sozialgericht<br />

Düsseldorf ein. Da die<br />

Krankenkasse bei ihrer Ablehnung<br />

blieb, gab das Gericht ein weiteres<br />

medizinisches Gutachten in Auftrag<br />

– mit dem Ergebnis, dass der<br />

begutachtende Arzt die Versorgung<br />

mit der FM-Anlage ausdrücklich<br />

für erforderlich hielt.<br />

Kasse sträubt sich<br />

Auch dann noch wehrte sich die<br />

Krankenkasse gegen die Kostenübernahme<br />

„mit Händen und Füßen“,<br />

so VdK-Jurist Ralf H. Speck<br />

von der Rechtsabteilung Düsseldorf,<br />

der den Fall betreute. „Selbst<br />

im Gerichtstermin versuchte deren<br />

Rechtsvertretung noch alles, um<br />

das zu verhindern.“ Schließlich<br />

aber habe man sich auf dringende<br />

Empfehlung des Gerichts dann<br />

doch geeinigt, dass die Kosten für<br />

die FM-Anlage von der Krankenkasse<br />

übernommen werden.<br />

Doris Bader ist dem VdK und<br />

dem Jurist Ralf H. Speck für die<br />

Hilfe sehr dankbar. „In diesem<br />

Jahr freue ich mich besonders auf<br />

Weihnachten“, sagt sie. Sie ist gespannt,<br />

was die Enkelinnen und<br />

Enkel zu erzählen haben.<br />

<br />

Jörg Ciszewski<br />

Pflegeleistungen vor Gericht<br />

Bundessozialgericht beschäftigt sich mit VdK-Klage<br />

Zwischenerfolg für den Sozialverband<br />

VdK: Das Bundessozialgericht<br />

hat die Musterklage, mit dem der<br />

Sozialverband VdK erreichen will,<br />

dass Entlastungsleistungen besser<br />

genutzt werden können, angenommen<br />

und wird hierzu entscheiden.<br />

Auch zwei der Streitverfahren für<br />

die Erhöhung des Pflegegelds haben<br />

die erste Hürde genommen.<br />

Im ersten Fall (Az. B 3 P 3/22)<br />

hat ein Mitglied aus Bayern mit<br />

Unterstützung des VdK geklagt,<br />

das für seine Frau die ihr zustehenden<br />

Entlastungsleistungen von<br />

monatlich 125 Euro abrufen wollte.<br />

Der Mann hatte erfolglos nach<br />

einem anerkannten Anbieter für<br />

haushaltsnahe Dienstleistungen<br />

gesucht. Pflegedienste lehnten ab,<br />

da ihnen der Aufwand zu groß<br />

erschien. Schließlich beauftragte<br />

er im Namen seiner Frau einen<br />

Hausmeisterservice. Die Pflegekasse<br />

weigerte sich jedoch, die<br />

Kosten zu übernehmen.<br />

Für die Juristen der VdK-Rechtsabteilung<br />

ist das Mitglied kein<br />

Einzelfall: Viele Menschen, die nur<br />

kleine Hilfen im Haushalt benötigen,<br />

befinden sich in einer ähnlichen<br />

Situation. Denn Entlastungsleistungen<br />

sind oft nur zu bekommen,<br />

wenn man auch ambulante<br />

Pflegedienstleistungen in Anspruch<br />

nimmt. Nach Ansicht des<br />

VdK sind Menschen mit einem<br />

niedrigen Pflegegrad gegenüber<br />

Pflegebedürftigen mit einem höheren<br />

Unterstützungsbedarf klar<br />

benachteiligt, was dem allgemeinen<br />

Gleichheitssatz widerspricht.<br />

Nachdem der Fall erst beim örtlichen<br />

Sozialgericht und dann<br />

beim Bayerischen Landessozialgericht<br />

abgewiesen worden war, hat<br />

der VdK Deutschland beim Bundessozialgericht<br />

eine Nichtzulassungsbeschwerde<br />

eingereicht. Das<br />

Gericht hat die Revision zugelassen.<br />

Nur etwa jede zwölfte Klage<br />

schafft es über diese Hürde. Einen<br />

Termin für die mündliche Verhandlung<br />

gibt es noch nicht.<br />

Einen Schritt weiter<br />

Auch der Rechtsstreit um die<br />

Aussetzung der geplanten Pflegegeld-Erhöhung<br />

ist einen Schritt<br />

weiter: Zwei Klagen laufen bereits<br />

vor den Sozialgerichten in München<br />

(Az. S 61 P 370/22) und Duisburg<br />

(Az. S 38 P 445/22). Während<br />

für Pflegeheimbewohner ein neuer<br />

Zuschuss geschaffen wurde, wird<br />

das Pflegegeld nicht angepasst.<br />

Hier sehen die VdK- Rechtsexperten<br />

ebenfalls eine Ungleichbehandlung.<br />

Dagegen klagen VdK-Mitglieder<br />

aus dem gesamten Bundesgebiet.<br />

Bis der Sachverhalt vor dem Bundesverfassungsgericht<br />

landet, wird<br />

es allerdings noch eine Weile dauern.<br />

In einem ersten Schritt beantragen<br />

die Kläger eine Überprüfung<br />

der aktuellen Pflegegeldbescheide<br />

und legen Widerspruch ein. Dann<br />

wird die Angelegenheit von einem<br />

Sozialgericht geprüft. Weist dieses<br />

den Fall ab, legen die Kläger Berufung<br />

ein, und der Sachverhalt wird<br />

von den jeweils nächsthöheren<br />

Instanzen geprüft: dem jeweiligen<br />

Landessozialgericht und dem Bundessozialgericht.<br />

Kommt Letzteres<br />

ebenfalls zu keinem stattgebenden<br />

Urteil, ist der Weg frei für die vom<br />

VdK angestrebte Verfassungsbeschwerde<br />

vor dem Bundesverfassungsgericht.<br />

<br />

ali<br />

5 RHPfalz<br />

Allgemein


6 Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023 Pflege<br />

Eklatante Preissteigerungen<br />

Pflegeleistungen werden ebenfalls deutlich teurer<br />

Pflegegeld-Erhöhung verschoben<br />

Konkreter Termin steht noch nicht fest<br />

Immer weniger Menschen können die Pflege in einem Pflegeheim aus eigener Tasche finanzieren.<br />

Zum 1. September wurden die Löhne<br />

in der Altenpflege angehoben.<br />

Wegen der stark steigenden Energie-<br />

und Lebensmittelkosten haben<br />

viele Pflegeheime – mitunter<br />

unberechtigt – zusätzlich ihre<br />

Preise erhöht. Für die Heimbewohnerinnen<br />

und -bewohner bedeutet<br />

das, dass sie mehr denn je bezahlen<br />

müssen.<br />

Bereits seit vielen Jahren steigen<br />

die Kosten für Pflegebedürftige<br />

rasant an. Während die Menschen,<br />

die zu Hause versorgt werden,<br />

zunehmend weniger Leistungen<br />

für ihre monatliche Pflegesachleistung<br />

bekommen, müssen Heimbewohnerinnen<br />

und -bewohner immer<br />

mehr für die stationäre Pflege<br />

zahlen.<br />

Der durchschnittliche Eigenanteil<br />

für einen Pflegeplatz in einer<br />

Einrichtung lag 2017 bei monatlich<br />

1691 Euro. Zum 1. Juli dieses Jahres<br />

mussten Pflegebedürftige bereits<br />

2248 Euro monatlich bezahlen<br />

– das sind 557 Euro mehr als<br />

vor fünf Jahren. In diesem Betrag<br />

sind die aktuellen Preissprünge<br />

durch die Lohnerhöhungen und die<br />

Inflation noch gar nicht mit einberechnet.<br />

Bis zu 64 Prozent mehr<br />

„Meine Mutter hat zwar eine gute<br />

Rente, aber jetzt bleibt nichts<br />

mehr davon übrig“, berichtet VdK-<br />

Mitglied Ramona Weiß* aus dem<br />

bayerischen Deggendorf. Bisher hat<br />

sie für den Pflegeplatz 2700 Euro<br />

bezahlt, seit September sind es<br />

3000 Euro. „Die übrigen 300 Euro<br />

waren ihr Taschengeld, das sie jetzt<br />

nicht mehr hat“, so Weiß. Die Erhöhung<br />

begründet das Heim mit<br />

gestiegenen Personal-, Energiesowie<br />

Lebensmittelkosten.<br />

Auch andere VdK-Mitglieder<br />

melden zum Teil eklatante<br />

Preissteigerungen: In Flensburg<br />

etwa zahlen Pflegebedürftige mit<br />

Pflegegrad 2 heute 64 Prozent<br />

mehr als noch vor zwei Jahren.<br />

Ähnlich im Landkreis Fulda in<br />

Osthessen: Dort stieg der Eigenanteil<br />

um 564 Euro auf 2848 Euro.<br />

Manche Mitglieder aus anderen<br />

Bundesländern geben an, mittlerweile<br />

sogar bis zu 4000 Euro aus<br />

eigener Tasche zu bezahlen.<br />

Pflege macht arm<br />

Der Sozialverband VdK kritisiert<br />

seit Langem, dass die berechtigten<br />

Lohnerhöhungen für das Pflegepersonal<br />

sowie andere Preissteigerungen<br />

an die Pflegebedürftigen<br />

einfach durchgereicht werden. „Die<br />

Politik hat es versäumt, die tarifliche<br />

Bezahlung von Pflegekräften<br />

– die wir natürlich begrüßen – vernünftig<br />

gegenzufinanzieren“, sagt<br />

VdK-Präsidentin Verena Bentele.<br />

Für viele Pflegebedürftige bleibe<br />

nur noch der Gang zur Wohngeldbehörde<br />

oder zum Sozialamt.<br />

„Pflege darf nicht länger arm machen<br />

und muss endlich zur Chefsache<br />

werden“, fordert Bentele.<br />

Zwar gibt es seit Januar <strong>2022</strong> einen<br />

staatlichen Zuschuss zum Eigenanteil<br />

der Pflegeheimkosten,<br />

doch dieser bezieht sich lediglich<br />

auf den pflegebedingten Anteil.<br />

Dieser Zuschuss staffelt sich nach<br />

der Aufenthaltsdauer im Pflegeheim:<br />

im ersten Jahr fünf Prozent,<br />

im zweiten Jahr 25 Prozent, im<br />

dritten Jahr 45 Prozent und danach<br />

70 Prozent. Das heißt: Der Eigenanteil<br />

für die pflegebedingten Kosten<br />

sinkt im ersten Jahr um 40 und ab<br />

dem vierten Jahr um 560 Euro.<br />

Die Gesamtkosten für einen<br />

Pflegeplatz liegen aber weit darüber.<br />

Zu den Pflegekosten gesellen<br />

sich nämlich noch die Kosten für<br />

Unterkunft und Verpflegung, den<br />

Unterhalt der Gebäude (Investitionskosten)<br />

sowie eine Ausbildungspauschale.<br />

Das bringt viele<br />

Pflegebedürftige in finanzielle<br />

Bedrängnis.<br />

„Der Zuschuss zu den pflegebedingten<br />

Kosten bringt gerade bei<br />

kurzer Heimaufenthaltsdauer keine<br />

Entlastung“, kritisiert Bentele.<br />

Der Sozialverband VdK fordert,<br />

dass die Pflegeversicherung sämtliche<br />

pflegebedingten Kosten übernimmt,<br />

und dass die Pflegebedürftigen<br />

von den Investitionskosten<br />

komplett befreit werden – sei es<br />

über die Länder, den Bund oder<br />

über die Pflegeversicherung.<br />

<br />

Annette Liebmann<br />

*Name von der Redaktion geändert<br />

Foto: imago images/photothek<br />

Die Ampel-Koalition hat zwar im<br />

Koalitionsvertrag angekündigt, ab<br />

<strong>2022</strong> regelmäßig das Pflegegeld<br />

zu erhöhen, doch bislang gibt es<br />

dafür keine konkreten Pläne. Leidtragende<br />

sind sowohl die Pflegebedürftigen<br />

als auch deren Angehörige.<br />

Die Nächstenpflege geht<br />

wieder einmal leer aus.<br />

Rund 3,9 Millionen Menschen<br />

werden derzeit zu Hause gepflegt.<br />

Davon nehmen laut VdK-Pflegestudie<br />

85 Prozent das Pflegegeld in<br />

Anspruch. Zuletzt wurden die<br />

Beträge dafür im Jahr 2017 festgesetzt.<br />

Bereits 2021 hätte es, ebenso<br />

wie viele andere Pflegeleistungen,<br />

rückwirkend an die Inflation angepasst<br />

werden sollen. Dafür standen<br />

jährlich 1,8 Milliarden Euro<br />

im Bundeshaushalt bereit. Doch<br />

der damalige Bundesgesundheitsminister<br />

Jens Spahn beschloss, mit<br />

diesem Geld die Finanzierung der<br />

stationären Pflege zu verbessern.<br />

Außerdem wurden die ambulanten<br />

Sachleistungen um fünf Prozent<br />

sowie die Kurzzeitpflege um zehn<br />

Prozent erhöht.<br />

Immer weniger wert<br />

Das Pflegegeld jedoch blieb unverändert.<br />

Die Inflation wurde<br />

nicht berücksichtigt. Das hat zur<br />

Folge, dass die Pflege einer oder<br />

eines Angehörigen immer weniger<br />

wert ist. Ein Beispiel: Bei Pflegegrad<br />

5 beträgt das Pflegegeld 901<br />

Euro. Um den seit 2017 entstandenen<br />

Kaufkraftverlust auszugleichen,<br />

wäre eine Erhöhung um<br />

159,26 Euro auf 1060,26 Euro<br />

notwendig. Bis 2021 lag der Verlust<br />

bei 71,02 Euro, für <strong>2022</strong> wurde mit<br />

einer Inflationsrate von 8,4 Prozent<br />

gerechnet.<br />

Auf Anfrage bestätigt das Bundesgesundheitsministerium,<br />

dass<br />

die Erhöhung des Pflegegelds noch<br />

dauern wird. Als Grund wird angegeben,<br />

dass die konzeptionellen<br />

Überlegungen der Bundesregierung<br />

über die konkrete Umsetzung<br />

noch nicht abgeschlossen seien.<br />

Wann die Erhöhung erfolgen soll,<br />

war nicht zu erfahren.<br />

Angespannte Finanzlage<br />

Dass die Anpassung des Pflegegeldes<br />

2021 ausgesetzt wurde, begründet<br />

das Ministerium mit der<br />

angespannten Finanzlage infolge<br />

der Corona-Pandemie. Es verweist<br />

auf die Pflegestärkungsgesetze<br />

2017, bei denen vor allem die Pflege<br />

zu Hause deutlich unterstützt<br />

und ausgebaut worden sei. Auch<br />

habe man während der Pandemie<br />

eine ganze Reihe von Entlastungen<br />

für pflegende Angehörige geschaffen,<br />

um unbürokratisch und flexibel<br />

auf Versorgungsengpässe reagieren<br />

zu können.<br />

VdK-Präsidentin Verena Bentele<br />

fordert Bundesgesundheitsminister<br />

Karl Lauterbach auf, die Situation<br />

pflegender Angehöriger zu<br />

verbessern: „Seit fünf Jahren warten<br />

Pflegebedürftige und ihre Angehörigen<br />

auf die versprochene<br />

Erhöhung des Pflegegelds. Nicht<br />

zuletzt wegen der hohen Inflationsrate<br />

hat dieses enorm an Kaufkraft<br />

verloren.“<br />

Der Sozialverband VdK unterstützt<br />

Mitglieder, die gegen die<br />

Aussetzung der Pflegegeld-Erhöhung<br />

klagen. Lesen Sie mehr dazu<br />

auf Seite 5. Annette Liebmann<br />

Die Beträge für das Pflegegeld hätten eigentlich 2021 angepasst werden<br />

sollen. Sie wurden aber seit 2017 nicht mehr erhöht. Grafik: Sozialverband VdK<br />

Digitaler Aktionstag für Angehörige<br />

„Nächstenpflege: zu Hause“ am 24. Januar 2023<br />

Der VdK Deutschland veranstaltet<br />

am 24. Januar 2023 den ersten<br />

digitalen Aktionstag mit dem Titel<br />

„Nächstenpflege: zu Hause“.<br />

Diese Online-Veranstaltung<br />

richtet sich an pflegende Angehörige.<br />

Zahlreiche Fachleute bieten<br />

Vorträge rund um die häusliche<br />

Pflege an. Geplante Themen sind<br />

beispielsweise „Junge Pflegende<br />

ohne Unterstützung“, „Umgang<br />

mit Aggression bei Demenz“, „Barrierefreies<br />

Wohnen und Umbauten<br />

– Was kostet es und wer finanziert?“,<br />

„Technikgestütztes Leben<br />

und Pflege – Lebensrettend, alltagserleichternd<br />

oder einfach nur<br />

teures Zubehör?“. Interessierte<br />

können sich die Beiträge in drei<br />

Zeitfenstern am Vormittag, am<br />

Nachmittag oder am Abend (ab 10<br />

Uhr, 13 Uhr oder 19 Uhr) ansehen.<br />

Das Angebot ist kostenlos, eine<br />

weitere Anmeldung ist nicht notwendig.<br />

Alle weiteren Informationen<br />

sind auf der Website www.<br />

vdk-naechstenpflege.de/zuhause<br />

veröffentlicht. Hier findet auch der<br />

Livestream statt. <br />

juf<br />

6 RHPfalz<br />

Allgemein


Gesundheit<br />

Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023<br />

7<br />

Hohe Hürden für eine Psychotherapie<br />

Zu wenig Therapieplätze und Probleme mit der Kostenübernahme<br />

Der Tod einer Schwester oder eines Bruders ist für Kinder sehr belastend. Eine Psychotherapie kann helfen,<br />

einen geeigneten Umgang mit der Trauer zu finden.<br />

Foto: imago images/Addictive Stock<br />

Die Nachfrage nach Psychotherapien<br />

steigt seit Jahren. Gleichzeitig<br />

wird es immer schwieriger, einen<br />

Therapieplatz zu bekommen.<br />

Auch die Finanzierung durch die<br />

Krankenkassen ist problematisch,<br />

denn häufig werden Therapien<br />

nicht genehmigt oder die Kosten<br />

nur teilweise übernommen.<br />

Nach der Krebserkrankung und<br />

dem Tod ihrer Schwester hatte<br />

Lena Baumann* aus Rheinhessen<br />

Angstzustände und depressive<br />

Störungen. Die Eltern machten<br />

sich große Sorgen um die damals<br />

Zehnjährige. Verzweifelt suchten<br />

sie einen Psychotherapieplatz. „Lena<br />

hat sich geweigert, in die Schule<br />

zu gehen, und hatte Angst, sich<br />

bei anderen Menschen mit einer<br />

Krankheit anzustecken“, schildert<br />

ihr Vater Erich Baumann*. Mehrere<br />

Ärzte bescheinigten ihr die<br />

Dringlichkeit der Therapie.<br />

Weil die mehrmonatige, intensive<br />

Suche der Eltern erfolglos war,<br />

begann Lena eine Therapie bei<br />

einer Psychotherapeutin ohne<br />

Kassenzulassung. „Für ein Kind<br />

mit dieser Erkrankung ist eine<br />

Anfahrt von über 30 Kilometern<br />

nicht zumutbar. Außerdem ist es<br />

sehr belastend, in unzähligen Erstgesprächen<br />

bei immer neuen Therapeuten<br />

seine Geschichte immer<br />

wieder zu erzählen“, begründet<br />

Erich Baumann.<br />

Liegen bestimmte Kriterien vor,<br />

kann eine Psychotherapie bei einem<br />

Therapeuten ohne Kassenzulassung<br />

von der Krankenkasse<br />

übernommen werden. Voraussetzung<br />

ist, dass die oder der Versicherte,<br />

in diesem Fall die Eltern,<br />

nachweisen können, sich ausreichend<br />

um einen Therapieplatz mit<br />

Kassenzulassung bemüht zu haben.<br />

Doch die Kasse der Baumanns<br />

lehnte die Kostenübernahme ab.<br />

Der Fall ging vor das Sozialgericht<br />

Mainz. Die Richter wiesen die<br />

Klage ab, weil die Eltern nur eine<br />

von insgesamt fünf erforderlichen<br />

Absagen über eine Terminservicestelle<br />

(TSS) der Kassenärztlichen<br />

Vereinigung nachweisen konnten.<br />

Diese Stellen wurden 2017 neu<br />

eingerichtet, um Versicherten innerhalb<br />

von vier Wochen einen<br />

Termin beim Facharzt oder ein<br />

Erstgespräch für eine Psychotherapie<br />

vermitteln zu können. Die<br />

Juristen des VdK Rheinland-Pfalz<br />

haben Berufung eingelegt.<br />

Fälle wie dieser sind nicht selten.<br />

„Trotz langer Wartezeiten und viel<br />

zu wenigen Therapieplätzen ist es<br />

äußerst schwierig, nachzuweisen,<br />

dass man erfolglos alles Notwendige<br />

getan hat, um eine Therapeutin<br />

oder einen Therapeuten mit Kassenzulassung<br />

zu finden“, sagt Dr.<br />

Felicitas Bergmann von „Kassenwatch“.<br />

Ziel der Internetplattform<br />

der Deutschen Gesellschaft für<br />

Verhaltenstherapie ist es, Missstände<br />

in der Versorgung psychisch<br />

erkrankter Menschen aufzudecken.<br />

Kassen spielen auf Zeit<br />

Dabei hat der Gesetzgeber für<br />

Menschen mit dringendem Behandlungsbedarf<br />

eigens die Möglichkeit<br />

der sogenannten Kostenerstattung<br />

geschaffen: Findet man<br />

zeitnah keine Therapeutin oder<br />

keinen Therapeuten mit Kassenzulassung,<br />

ist es unter bestimmten<br />

Voraussetzungen möglich, bei einer/einem<br />

gleichwertig ausgebildeten<br />

Psychotherapeutin oder -therapeuten<br />

ohne diese Zulassung eine<br />

Therapie zu machen. Die Patienten<br />

bezahlen die Rechnung für die<br />

Therapiestunden zunächst selbst<br />

und lassen sich dann die Kosten<br />

erstatten. Das sollte im Vorfeld mit<br />

der Krankenkasse abgeklärt werden.<br />

Aber: „Die Kassen lassen die<br />

Patientinnen und Patienten oft ein<br />

halbes Jahr warten, bis sie den Antrag<br />

auf Kostenübernahme beantworten“,<br />

so Bergmanns Erfahrung.<br />

Die TSS verfehlen ihren eigentlichen<br />

Zweck: Wer über sie einen<br />

Termin sucht, erhält zwar häufig<br />

recht schnell ein Erstgespräch. Bis<br />

zum Therapiebeginn verstreichen<br />

Vor Antragstellung sollte man Kontakt<br />

mit seiner Kasse aufnehmen<br />

und sich schriftlich beraten lassen,<br />

welche Voraussetzungen für eine<br />

Genehmigung notwendig sind. Kassenwatch<br />

rät, folgende Schritte abzuarbeiten<br />

und zu dokumentieren:<br />

• Alle Kassen haben Listen mit<br />

Therapeutinnen und Therapeuten,<br />

die man abtelefonieren kann.<br />

Absagen sollte man sorgfältig<br />

dokumentieren.<br />

• Findet man keinen zugelassenen<br />

Therapeuten, sollte man zunächst<br />

eine psychotherapeutische Sprechstunde<br />

wahrnehmen und sich das<br />

Formular „PTV 11“ mit Dringlichkeitscode<br />

aushändigen lassen.<br />

• Zusätzlich sollte man sich die<br />

Dringlichkeit einer Therapie in<br />

Das rät Kassenwatch<br />

aber oft mehrere Monate. Grund ist,<br />

dass die meisten Therapeutinnen<br />

und Therapeuten, die eine sogenannte<br />

psychotherapeutische<br />

Sprechstunde anbieten, kaum Kapazitäten<br />

haben, um eine längerfristige<br />

Therapie anbieten zu können.<br />

Ein aktueller Bericht des Wissenschaftlichen<br />

Dienstes des Bundestags<br />

belegt die langen Wartezeiten<br />

in der ambulanten Psychotherapie.<br />

Und schließlich haben manche<br />

Kassen laut Kassenwatch eine Methode<br />

entwickelt, um eine volle<br />

Kostenübernahme zu umgehen: Sie<br />

weisen schriftlich darauf hin, dass<br />

„der einfache Gebührensatz“ nach<br />

der Gebührenordnung für Ärzte,<br />

auf die sich Privatpraxen beziehen,<br />

erstattungsfähig sei. „Das klingt<br />

gut, ist aber eigentlich eine Absage<br />

der vollen Kostenerstattung“, stellt<br />

Bergmann klar. Private Psychotherapeutinnen<br />

und -therapeuten<br />

rechnen üblicherweise den 2,3-fachen<br />

Satz ab. „Die Patientinnen<br />

und Patienten fallen aus allen Wolken,<br />

wenn sie dann auf den hohen<br />

restlichen Kosten sitzenbleiben<br />

sollen“, so Bergmann weiter. „Die<br />

meisten wissen nicht, dass sie gesetzlich<br />

Anspruch auf die volle<br />

Kostenübernahme haben.“<br />

Ihr Fazit: „Die Hürden für die<br />

Genehmigung einer Psychotherapie<br />

in der sogenannten Kostenerstattung<br />

sind hoch. Die meisten<br />

Patientinnen und Patienten geben<br />

auf, weil ihnen das Verfahren zu<br />

kompliziert ist – vor allem, wenn<br />

sie ohnehin psychisch belastet<br />

sind.“ Annette Liebmann<br />

*Namen von der Redaktion geändert<br />

Form einer „Dringlichkeitsbescheinigung“<br />

schriftlich vom Hausarzt<br />

oder Facharzt bestätigen lassen.<br />

• Mit diesen beiden Dokumenten<br />

wendet man sich an die TSS, die<br />

innerhalb von vier Wochen einen<br />

Termin bei einem kassenzugelassenen<br />

Therapeuten vermitteln muss.<br />

• Wer über die TSS mehr als drei<br />

Monate erfolglos versucht hat,<br />

einen Therapieplatz zu finden,<br />

kann sich an einen approbierten<br />

Therapeuten ohne Kassenzulassung<br />

(Privatpraxis) wenden und<br />

sich die Kosten von seiner Kasse<br />

erstatten lassen (Kostenerstattung<br />

gemäß § 13 Absatz 3 SGB V).<br />

Weitere nützliche Infos gibt es<br />

unter https://kassenwatch.de/hin<br />

weise-fuer-patientinnen<br />

Jede Klinik hat eigene Regeln<br />

Nach wie vor gelten strikte Hygienemaßnahmen<br />

Wer jemanden im Krankenhaus besuchen<br />

will, sollte sich zuvor gut informieren.<br />

Denn die Corona-Besuchsregeln<br />

sind nicht in allen Kliniken gleich.<br />

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft<br />

(DKG) gibt Tipps.<br />

Die Zeiten starker Besuchsbeschränkungen<br />

oder gar -verbote<br />

sind weitgehend vorbei. Doch jedes<br />

Haus hat seine eigenen Vorgaben:<br />

Wie viele Besucher dürfen kommen?<br />

Wie lange können sie bleiben?<br />

Sind Kinder erlaubt? „Informieren<br />

Sie sich über die Regelungen,<br />

über die Zeiten von Visite und<br />

Nachbehandlungen schon im Vorfeld“,<br />

empfiehlt die DKG. Die meisten<br />

Krankenhäuser haben eine<br />

Webseite, auf der die Besuchsregeln<br />

einsehbar sind. Auskunft können<br />

aber auch die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter auf der Station geben.<br />

Nach wie vor gelten in Kliniken<br />

und Krankenhäusern strikte Hygienemaßnahmen.<br />

Das Tragen einer<br />

Mund-Nasen-Bedeckung im<br />

gesamten Gebäude ist Pflicht. Seit<br />

1. Oktober <strong>2022</strong> müssen Besucherinnen<br />

und Besucher zudem einen<br />

aktuellen negativen Corona- Test<br />

vorweisen. Hinzu kommen individuelle<br />

Regelungen, die jedes Krankenhaus<br />

selbst treffen kann.<br />

• Besuchsdauer: Sie liegt meist<br />

zwischen 30 und 60 Minuten. Wirkt<br />

die oder der Kranke erschöpft,<br />

sollte der Besuch kürzer ausfallen.<br />

• Handy aus: Das Handy ist im<br />

Krankenhaus tabu – auch, weil es<br />

signalisiert: „Ich habe Wichtigeres<br />

zu tun, als meine Aufmerksamkeit<br />

ganz auf dich zu richten.“<br />

• Gesprächsthemen: Kranke wünschen<br />

sich häufig, über ihr Leiden zu<br />

reden. Vor allem zu Beginn des<br />

Besuchs sollte man aufmerksam<br />

zuhören und Fragen stellen. Negative<br />

Themen oder eigene Leidensgeschichten<br />

sollten vermieden<br />

werden. Besser ist es, sich bereits im<br />

Ein aktueller Corona-Test ist Pflicht.<br />

Patientinnen und Patienten benötigen<br />

besonderen Schutz. Je<br />

nach Grunderkrankung besteht oft<br />

die Gefahr, dass weitere Infektionen<br />

hinzukommen, die schwer<br />

verlaufen können. „Verzichten Sie<br />

auf den Besuch, wenn Sie ansteckend<br />

erkrankt sind, beispielsweise<br />

bei einer Erkältung“, rät die<br />

DKG.<br />

Ratsam ist es, vor dem Betreten<br />

und beim Verlassen des Krankenzimmers<br />

die Hände zu desinfizieren<br />

und Abstand zur Patientin<br />

oder zum Patienten zu halten. Wer<br />

niesen oder husten muss, sollte die<br />

Armbeuge vorhalten, um eventuelle<br />

Keime nicht zu verbreiten.<br />

Beim Schnäuzen sollte das Taschentuch<br />

gleich danach im Müll<br />

entsorgt werden. <br />

ali<br />

Wie verhalte ich mich im Krankenhaus richtig?<br />

Vorfeld heitere Ereignisse zu überlegen,<br />

über die man sprechen kann.<br />

• Mitbringsel: Am besten eignen<br />

sich Geschenke, die die Langeweile<br />

vertreiben oder zur Genesung<br />

beitragen, etwa ein spannendes<br />

Buch, Rätsel, Zeitschriften,<br />

aber auch Obst oder Süßigkeiten.<br />

• Blumen: Auf einigen Stationen,<br />

wie beispielsweise der Onkologie,<br />

sind Schnittblumen nicht gern gesehen.<br />

Ist die oder der Kranke nur<br />

kurze Zeit in der Klinik, ist ein anderes<br />

Geschenk besser geeignet.<br />

• Keine Topfpflanzen: Blumenerde<br />

kann eine Infektionsquelle für kranke<br />

und geschwächte Menschen sein.<br />

Foto: imago images/Westend61<br />

7 RHPfalz<br />

Allgemein


8 Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023 Gesundheit<br />

Mit Hydrotherapie Schmerzen lindern<br />

Gelenk- und Muskelbeschwerden können mit warmem, kaltem oder abwechselnd heiß-kaltem Wasser behandelt werden<br />

Der Bamberger Orthopäde Dr.<br />

Wolfgang Willauschus ist Mitglied<br />

im Berufsverband für Orthopädie<br />

und Unfallchirurgie (BVOU). Im Interview<br />

mit der VdK-ZEITUNG erklärt<br />

der Sportmediziner, bei welchen<br />

Beschwerden eher warme<br />

Wasseranwendungen angeraten<br />

sind, und wann Kälte sinnvoll ist.<br />

Auf welche Tradition geht die Therapie<br />

mit Wasser zurück?<br />

Ganz gleich ob innerlich oder äußerlich,<br />

heiß oder kalt, als Dampf,<br />

Eis oder in flüssiger Form – die<br />

Behandlung mit Wasser, die<br />

Hydro therapie, gibt es schon seit<br />

der Antike: Bereits die Griechen<br />

glaubten, dass im Wasser eine besondere<br />

Heilkraft liegt. Die Römer<br />

bauten öffentliche Bäder, die sich<br />

zu Erholungs- und Gesellschaftszentren<br />

der Städte entwickelten –<br />

Vorläufer der heutigen Kurorte. Im<br />

19. Jahrhundert setzten vor allem<br />

Vincenz Prießnitz und Sebastian<br />

Kneipp Akzente in der Weiterentwicklung<br />

der Hydrotherapie.<br />

Welche Wirkung hat die Behandlung<br />

mit Kalt- und Warmwasser?<br />

Der Hydrotherapie werden verschiedene<br />

Wirkungen zugesprochen:<br />

Sie soll Gelenk- und Muskelbeschwerden<br />

lindern, den<br />

Kreislauf und das Immunsystem<br />

stärken, dadurch zu milderen<br />

Krankheitsverläufen beitragen<br />

und Infekten vorbeugen. Zudem<br />

kann sie die Durchblutung anregen<br />

und den Blutdruck senken, die<br />

Die therapeutische Anwendung von Wasser kann verschiedene Beschwerden<br />

lindern. <br />

Foto: picture alliance/Zoonar/Robert Kneschke<br />

Muskulatur entspannen und Stress<br />

abbauen.<br />

In welchen medizinischen und therapeutischen<br />

Fachrichtungen wird<br />

auf die Heilkraft von Wasser gesetzt?<br />

In der Orthopädie und Physiotherapie<br />

ist die Hydrotherapie anerkannt<br />

und gängig, insbesondere<br />

zur Linderung von Gelenk- und<br />

Muskelschmerzen. Die Therapeutinnen<br />

und Therapeuten setzen<br />

Wasser in verschiedenen Temperaturen<br />

und Formen ein, je nach<br />

Krankheitsbild mit kaltem, warmem,<br />

wechselwarmem, heißem<br />

Wasser oder mit Wasserdampf.<br />

Wann hilft kaltes Wasser, wann<br />

sollte es warm sein?<br />

Bei der Entscheidung für Wärme<br />

oder Kälte hilft eine einfache<br />

Faust regel: Kühlen bei akuten Verletzungen<br />

oder Entzündungen,<br />

Wärmen bei verspannten Muskeln<br />

und steifen Gelenken sowie chronischen<br />

Leiden.<br />

Bei akuten Schmerzen, wie bei<br />

Verletzungen von Bändern, Muskeln<br />

oder Wundschmerzen nach<br />

Operationen, hilft meist Kälte.<br />

Dies gilt auch für entzündlich-rheumatische<br />

Erkrankungen.<br />

Kälte wirkt betäubend und dämpft<br />

den Entzündungsprozess, indem<br />

sie den Stoffwechsel im Gelenkbereich<br />

verlangsamt.<br />

Bei chronischen, also dauerhaft<br />

auftretenden Beschwerden ist hingegen<br />

Wärme sinnvoll. Diese wirkt<br />

sich eher auf das umliegende Gewebe<br />

aus und entspannt die Muskulatur.<br />

Zusätzlich wird die<br />

Durchblutung gefördert.<br />

Was sollte keinesfalls passieren?<br />

Auf keinen Fall sollte Wärme bei<br />

einem akut entzündeten oder geschwollenen<br />

Gelenk zur Anwendung<br />

kommen. Die Wärme kurbelt<br />

nämlich den Entzündungsprozess<br />

der Gelenkerkrankung zusätzlich<br />

an und kann auch die Gelenkschmerzen<br />

verschlimmern.<br />

Darüber hinaus gilt: Bei akuten<br />

und chronischen Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankungen, Krampfadern,<br />

Hautentzündungen mit offenen<br />

Wunden und grippalen Infekten<br />

sollte auf die Hydrotherapie verzichtet<br />

werden, bis die Beschwerden<br />

abgeklungen sind.<br />

Welche Anwendungen gibt es?<br />

Ich nenne hier nur einige Beispiele.<br />

Etwa das Wassertreten. Dabei<br />

durchwaten die Patientinnen und<br />

Patienten ein Becken mit etwa<br />

kniehohem, kaltem Wasser. Ebenso<br />

bekannt sind Kneippsche Güsse:<br />

Mit geringem Druck zielt der<br />

kalte Wasserstrahl auf Arme, Beine,<br />

Rücken, Gesicht oder den ganzen<br />

Körper der stehenden Person.<br />

Bei den Druckstrahl- oder Blitzgüssen<br />

richtet die behandelnde<br />

Therapeutin oder der Therapeut<br />

den kalten, warmen oder abwechselnd<br />

heiß-kalten Wasserstrahl mit<br />

mittlerem oder starkem Druck auf<br />

den Körper der Patientin oder des<br />

Patienten.<br />

Was ist das Besondere an Thermalwasser?<br />

Thermalwasser aus der Tiefe enthält<br />

viele Mineralstoffe wie Magnesium,<br />

Kalzium, Schwefel, Jod<br />

oder Kohlendioxid. Wenn die<br />

Konzentration hoch genug ist, ist<br />

dieses angereicherte Heilwasser<br />

gesundheitsfördernd. Durch den<br />

besonderen Reiz des Thermalwassers<br />

kommt es an der Körperoberfläche<br />

auch zu chemischen und<br />

physikalischen Reaktionen. Hinzu<br />

kommt, dass sich durch den hydrostatischen<br />

Druck im Wasser die<br />

Funktion der Venen, die Gewebeentwässerung<br />

und der Stoffwechsel<br />

verbessern kann.<br />

Thermalbäder hellen außerdem die<br />

Stimmung auf. Die Senkung des<br />

Stresshormons Cortisol durch ein<br />

warmes Bad von 25 Minuten ist<br />

wissenschaftlich nachgewiesen.<br />

Interview: Elisabeth Antritter<br />

Kein Brief, wenn der<br />

Beitrag erhöht wird<br />

Bislang mussten die gesetzlichen<br />

Krankenkassen ihre Versicherten<br />

über Beitragserhöhungen schriftlich<br />

informieren. Diese Informationspflicht<br />

wird nun bis Ende Juni<br />

2023 ausgesetzt.<br />

Der Bundestag hat einer unzureichenden<br />

Finanzierung für die gesetzlichen<br />

Krankenkassen zugestimmt,<br />

sodass sie den Zusatzbeitrag<br />

im nächsten Jahr von<br />

durchschnittlich 1,3 auf 1,6 Prozent<br />

erhöhen müssen. Der Brief, der<br />

gesetzlich Versicherte wie bislang<br />

üblich über Beitragserhöhungen<br />

informiert, wird jedoch ausbleiben.<br />

Damit sollen Versandkosten in<br />

Höhe von rund 100 Millionen Euro<br />

eingespart werden. Der Sozialverband<br />

VdK lehnt die Aussetzung<br />

der Informationspflicht ab. Er<br />

spricht sich zudem gegen die Erhöhung<br />

des Beitragssatzes aus, weil<br />

noch viele Maßnahmen für eine<br />

dauerhaft stabile Finanzierung der<br />

Krankenkassen ausstehen.<br />

Das Sonderkündigungsrecht, das<br />

bei Beitragserhöhungen gilt, bleibt<br />

aber bestehen. Gesetzlich Versicherte<br />

sollten genau prüfen, wie<br />

sich ihr Beitrag entwickelt und ihn<br />

mit anderen Kassen vergleichen.<br />

Ein Blick auf die Webseite oder in<br />

das Mitgliedermagazin der Kasse<br />

hilft: Dort müssen die Erhöhungen<br />

angekündigt werden. Versicherte<br />

können dann bis zum Ende des<br />

Monats, in dem der neue Zusatzbeitrag<br />

gilt, von ihrem Sonderkündigungsrecht<br />

Gebrauch machen<br />

und die Kasse wechseln. ken<br />

Mollig warm oder fröstelig kalt?<br />

Bei steigenden Energiepreisen sparen viele Menschen beim Heizen – doch ist dies zu empfehlen?<br />

Es gibt gute Gründe, in der kalten<br />

Jahreszeit die Heizung anzustellen.<br />

Medizinerinnen und Mediziner<br />

raten zu angemessenen Temperaturen<br />

in den eigenen vier Wänden.<br />

Die Körpertemperatur liegt bei<br />

etwa 37 Grad Celsius. Individuell<br />

kann sie leicht abweichen, das ist<br />

normal. Sie wird im Gehirn ständig<br />

überprüft und angepasst.<br />

Wird es kalt, ziehen sich die Gefäße<br />

zusammen und wir frieren –<br />

mit Gänsehaut, Zittern und Zähneklappern,<br />

kalten Händen und<br />

Füßen. Dies soll die Temperatur im<br />

Körperinneren konstant halten:<br />

Bei einer Gänsehaut stellen sich<br />

die Härchen auf, und es bildet sich<br />

ein isolierendes Luftpolster auf der<br />

Haut. Durch das Zittern erzeugen<br />

die Muskeln Wärme. In die Hände<br />

und Füße wird weniger Blut gepumpt,<br />

um stattdessen die Organe<br />

in der Körpermitte zu versorgen<br />

und warm zu halten.<br />

Schutzreaktion<br />

„Frieren ist eine Schutzreaktion<br />

des Körpers. Wenn der Körper<br />

dauerhaft in dieser Schutzreaktion<br />

verharren muss, kann das dazu<br />

führen, dass wir anfälliger für<br />

Krankheiten werden“, sagt Vincent<br />

Jörres, Pressesprecher des<br />

Deutschen Hausärzteverbands.<br />

Das Immunsystem wird geschwächt.<br />

Niedrige Temperaturen<br />

sorgen zudem dafür, dass die<br />

Schleimhäute weniger durchblutet<br />

Wegen der hohen Preise versuchen viele Menschen, Energie zu sparen.<br />

Sie drehen die Heizung kaum auf.<br />

Foto: imago/Wolfgang Maria Weber<br />

werden. Viren und Bakterien können<br />

leichter in den Körper eindringen<br />

und beispielsweise die typischen<br />

Erkältungskrankheiten wie<br />

Husten, Schnupfen oder Heiserkeit<br />

auslösen. Kälte gilt auch als Stressfaktor,<br />

der nicht nur auf die Stimmung<br />

schlägt, sondern zu Verspannungen<br />

führen kann, wenn<br />

man unbewusst die Schultern<br />

hochzieht und verkrampft.<br />

Deshalb sollte die Wohnung<br />

nicht so stark auskühlen, dass wir<br />

ständig frieren. Im Wohnzimmer<br />

gilt eine Temperatur von 20 Grad<br />

als angemessen. Aus medizinischer<br />

Sicht sollte sie „nicht dauerhaft<br />

unter 18 oder 19 Grad liegen“, so<br />

Jörres.<br />

Allerdings ist es individuell recht<br />

unterschiedlich, ab wann wir frieren.<br />

Dabei spielen das Alter, das<br />

Geschlecht, die Statur und der<br />

Stoffwechsel eine Rolle. Dies führt<br />

dazu, dass die einen schon zur<br />

Strickjacke greifen, während sich<br />

andere noch in kurzen Hosen<br />

wohlfühlen.<br />

„Grundsätzlich sollte niemand<br />

dauerhaft frieren. Kinder und<br />

Hochbetagte, die in aller Regel<br />

wenig Fettgewebe unter der Haut<br />

haben, sind besonders anfällig“,<br />

sagt Jörres. Ihnen machen niedrige<br />

Temperaturen stärker zu schaffen.<br />

Ältere Menschen verfügen zudem<br />

über weniger Muskelmasse und<br />

bewegen sich nicht mehr so aktiv,<br />

was sich auch negativ auf die<br />

Durchblutung auswirkt.<br />

Wer schnell friert, kann erst einmal<br />

zum flauschigen Pullover oder<br />

zu einer Decke greifen, bevor die<br />

Heizung hochgeregelt wird. Eine<br />

warme Suppe oder ein heißer Tee<br />

tragen ebenso dazu bei, es sich bei<br />

einer Temperatur von 20 Grad behaglich<br />

zu machen.<br />

Der Körper ist in der Lage, sich<br />

an niedrige Temperaturen zu gewöhnen.<br />

Dies können all jene, die<br />

leicht frieren, etwa mit Kneipp-<br />

Anwendungen oder Wechselduschen<br />

fördern – allerdings nur,<br />

wenn sie gesund sind. Es empfiehlt<br />

sich, langsam mit den Maßnahmen<br />

zu beginnen. Bewegung draußen<br />

an der frischen Luft ist für alle<br />

Menschen geeignet. Sie wirkt sich<br />

positiv auf das Immunsystem und<br />

den Kreislauf aus.<br />

Schimmelbildung<br />

Das Umweltbundesamt (UBA)<br />

rät ebenso davon ab, ganz aufs<br />

Heizen zu verzichten. Kühlen die<br />

Räume zu stark aus, kann sich bei<br />

erhöhter Luftfeuchtigkeit Schimmel<br />

bilden. Dessen Sporen beziehungsweise<br />

Stoffwechselprodukte<br />

können Atemwegsbeschwerden<br />

oder allergische Reaktionen hervorrufen.<br />

Das UBA empfiehlt deshalb maximal<br />

20 Grad im Wohnbereich,<br />

18 Grad in der Küche und 17 Grad<br />

im Schlafzimmer. Nachts sowie<br />

tagsüber, wenn man einige Stunden<br />

außer Haus ist, sei es sinnvoll,<br />

die Raumtemperatur um wenige<br />

Grad abzusenken, bei längerer<br />

Abwesenheit sogar bis auf 15 Grad.<br />

So lässt sich bewusst mit der Wärme<br />

haushalten. Kristin Enge<br />

8 RHPfalz<br />

Allgemein


Gesundheit<br />

Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023<br />

9<br />

Brillenfrei im Alter?<br />

Zur Korrektur der Alterssichtigkeit stehen verschiedene Methoden zur Verfügung<br />

Etwa ab Mitte vierzig bekommen<br />

Menschen meist Schwierigkeiten,<br />

Ziffern, Buchstaben und Wörter zu<br />

erkennen, beispielsweise in Büchern<br />

oder in Kurznachrichten auf<br />

dem Handy. Lese- oder Gleitsichtbrillen<br />

können diese Alterssichtigkeit<br />

korrigieren, herausnehmbare<br />

Kontaktlinsen ebenfalls. Aber es<br />

gibt noch andere Möglichkeiten<br />

wie Lasereingriffe oder implantierte<br />

Kunstlinsen.<br />

„Viele Menschen haben den<br />

Wunsch, brillen- und kontaktlinsenfrei<br />

zu sein“, sagte Professorin<br />

Maya Müller beim Kongress der<br />

Deutschen Ophthalmolo gischen<br />

Gesellschaft (DOG) Ende September<br />

in Berlin. Dies gelte auch für<br />

den Fall, dass zwischen dem 60.<br />

und 75. Lebensjahr eine Linsentrübung<br />

durch den grauen Star<br />

einsetzt und ein operativer Linsentausch<br />

notwendig wird, so die<br />

Ärztliche Direktorin des Instituts<br />

für Refraktive und Ophthalmo-<br />

Chirurgie in Zürich (Schweiz).<br />

„Viele Seniorinnen und Senioren<br />

wollen heute reisen und mit dem<br />

Handy unterwegs sein. Sehhilfen<br />

stören da häufig.“ Allerdings könne<br />

nicht jeder Person der Wunsch<br />

nach Brillenfreiheit erfüllt werden.<br />

„Welche Ziele realistisch sind und<br />

welche Vor- oder Nachteile sich<br />

ergeben, muss in einer ausführlichen<br />

Beratung geklärt werden“,<br />

betonte die Expertin.<br />

Vier gängige Varianten<br />

Grundsätzlich stünden verschiedene<br />

Methoden zur Korrektur der<br />

Alterssichtigkeit zur Wahl. Ein<br />

vergleichsweise kostengünstiger<br />

Eingriff ist die Monovision. Bei<br />

der Operation wird ein Auge auf<br />

Kurzsichtigkeit eingestellt, sodass<br />

man lesen kann. Das andere Auge<br />

sieht in der Ferne scharf. „Unser<br />

Gehirn wählt automatisch das jeweils<br />

passende Bild aus“, erläuterte<br />

Müller. „Allerdings sollte vor<br />

einem Eingriff unbedingt mit<br />

Kontaktlinsen getestet werden, ob<br />

die Patientinnen und Patienten<br />

damit klarkommen.“ Das sind<br />

nach Schätzung der Professorin<br />

etwa 60 Prozent.<br />

Eine weitere Variante stellen<br />

trifokale Multifokallinsen dar.<br />

Diese Art der Kunstlinse ersetzt<br />

nach einem ambulanten Eingriff<br />

dauerhaft die körpereigene Linse<br />

und kann Fehlsichtigkeiten auf<br />

Kontaktlinsen und auch Brillen können Alterssichtigkeit korrigieren. Andere<br />

alternative Möglichkeiten eignen sich nicht für alle Betroffenen.<br />

allen drei Sehdistanzen – nah,<br />

mittel und fern – korrigieren. „Dafür<br />

müssen aber gute Ausgangsbedingungen<br />

vorliegen“, sagte<br />

Müller. Sollten nicht korrigierbare<br />

Unregelmäßigkeiten der Hornhaut<br />

oder Netzhauterkrankungen an<br />

der Stelle des schärfsten Sehens<br />

bestehen, sei es besser, die Kunstlinsen<br />

nicht einzusetzen.<br />

Foto: picture alliance/Zoonar/David Herraez Calzada<br />

Von der dritten Methode, einer<br />

alleinigen Laserbehandlung der<br />

Hornhaut, dem „Presby Laser“,<br />

riet die Expertin ab. „Der Eingriff<br />

ist nicht rückgängig zu machen,<br />

und die Möglichkeit einer späteren<br />

Implantation von multi fokalen<br />

Linsen zur Therapie des grauen<br />

Stars ist auch nicht mehr gegeben“,<br />

gab sie zu bedenken. Auch<br />

von Variante vier, dem Sehtraining,<br />

halte sie nicht viel. Über die<br />

Übungen zur Verbesserung der<br />

Nahsicht gebe es keine verlässlichen<br />

Studien.<br />

Hoffnungstropfen<br />

Hoffnungen ruhen derweil auf<br />

Augentropfen, die in den USA vor<br />

Kurzem gegen Alterssichtigkeit<br />

zugelassen worden sind. „Dabei<br />

handelt es sich um ein verdünntes<br />

Glaukom-Medikament, das die<br />

Pupille verengt und so die Nahsicht<br />

verbessert“, teilte Müller mit. Die<br />

Wirkung solle mindestens sechs<br />

Stunden anhalten. Als Nebenwirkung<br />

könnten Kopfschmerzen<br />

auftreten, Autofahren im Dunkeln<br />

sei untersagt. In Deutschland sind<br />

die Tropfen allerdings noch nicht<br />

zugelassen. Mirko Besch<br />

Symptome wie bei einer Demenz<br />

Altershirndruck ist bei rechtzeitiger Diagnose gut zu behandeln<br />

Persönliche Entscheidung<br />

Für und Wider einer Organspende abwägen<br />

Das Gedächtnis lässt nach, die<br />

Schritte werden unsicher, und auch<br />

mit dem Toilettengang kann es<br />

Probleme geben. Diese Beschwerden<br />

erinnern oft an Demenz, Alzheimer<br />

oder Parkinson. Doch es<br />

können auch die Symptome eines<br />

Altershirndrucks sein. Dieser lässt<br />

sich gut behandeln.<br />

Plötzlich begann Franz Müller*,<br />

unsicher zu laufen. Er musste häufiger<br />

auf die Toilette, als er es gewohnt<br />

war. Auf seine Tochter<br />

machte der 75-Jährige einen unkonzentrierten<br />

Eindruck. Sie<br />

dachte an eine Demenz. Er selbst<br />

schob die Probleme beim Gehen<br />

auf seine Bandscheiben.<br />

Aber sein Orthopäde konnte sich<br />

den unsicheren Gang damit nicht<br />

erklären und überwies ihn an einen<br />

Fachkollegen. Dieser riet dem<br />

VdK-Mitglied zu einer Magnetresonanztomografie<br />

(MRT). Ein<br />

Neurologe schaute sich die Aufnahmen<br />

an und sah Veränderungen<br />

der Hirnkammern, die für einen<br />

Altershirndruck sprachen.<br />

Im Gehirn wird täglich Hirnnervenwasser<br />

gebildet, das abgeleitet<br />

werden muss. Im Alter sind die<br />

Blutgefäße weniger elastisch und<br />

bewältigen diesen Abtransport<br />

nicht mehr gut. Die Flüssigkeit<br />

sammelt sich an, was in bildgebenden<br />

Verfahren sichtbar wird.<br />

Damit einher geht ein erhöhter<br />

Pulsdruck im Gehirn, der Beschwerden<br />

verursacht. Diese beginnen<br />

meist schleichend und<br />

werden von Betroffenen, aber auch<br />

von Ärztinnen und Ärzten oft als<br />

Alters erscheinungen eingeordnet.<br />

Doch für Expertinnen und Experten<br />

ist ein breiter Gang mit Trippelschritten<br />

und nach außen gesetzten<br />

Fußspitzen ein klares Indiz. Daneben<br />

können auch Gedächtnisstörungen<br />

beziehungsweise eine<br />

Harn inkontinenz auftreten.<br />

Die Erkrankung, die auch Normaldruckhydrozephalus<br />

genannt<br />

wird, kommt in Deutschland häufig<br />

vor: Rund 60 000 Menschen<br />

leiden daran. Die Patientinnen und<br />

Patienten sind in der Regel älter als<br />

65 Jahre.<br />

Das Gehirn reagiert empfindlich auf Veränderungen: Zu viel Hirnnervenwasser<br />

verursacht Beschwerden. Foto: picture alliance/Zoonar/Alexander Limbach<br />

Für eine abschließende Diagnose<br />

ist nach einem auffälligen<br />

MRT-Befund ein sogenannter Liquorablasstest<br />

nötig. Dem musste<br />

sich auch Müller unterziehen.<br />

Dabei wurde Hirnnervenwasser<br />

aus dem Wirbelkanal abgeleitet<br />

und beobachtet, ob sich die Beschwerden<br />

verbessern. Schnell<br />

konnte Müller wesentlich sicherer<br />

gehen, und auch der plötzliche<br />

Harndrang ging zurück.<br />

Operativer Eingriff<br />

Zur Behandlung ist eine Operation<br />

notwendig. Dabei werden die<br />

inneren Hirnkammern über einen<br />

dünnen Plastikschlauch – ein sogenanntes<br />

Shunt-System – mit dem<br />

Bauchraum verbunden. Die überschüssige<br />

Flüssigkeit wird dorthin<br />

geleitet und kann vom Körper abgebaut<br />

werden. Erfolgen Diagnose<br />

und Behandlung rechtzeitig, sind<br />

die Aussichten gut, dass die Beschwerden<br />

zurückgehen.<br />

Müller hat die Operation inzwischen<br />

gut überstanden. Allerdings<br />

hatte er noch Wochen später mit<br />

Kopfschmerzen und Druck auf den<br />

Ohren zu kämpfen. Er musste Medikamente<br />

nehmen. Auch das<br />

Ventil, das die Menge der abgeleiteten<br />

Flüssigkeit im Shunt-System<br />

regelt, musste mehrmals nachjustiert<br />

werden.<br />

Von dem Eingriff zeugt heute ein<br />

kleines Ventil, das hinter seinem<br />

Ohr unter der Haut verborgen ist.<br />

Er spürt es kaum. Es sei wichtig,<br />

sich vorab gut mit den Abläufen<br />

und Folgen der Operation auseinanderzusetzen,<br />

sagt er. Dann<br />

wäre er weniger ungeduldig gewesen<br />

und hätte sich auf die Nachwirkungen<br />

der Operation besser<br />

einstellen können. Kristin Enge<br />

*Name von der Redaktion geändert<br />

Wer sich mit dem Thema Organspende<br />

befasst, weiß, wie schwierig<br />

eine Entscheidung sein kann. Die<br />

Bundeszentrale für gesundheitliche<br />

Aufklärung (BZgA) betreibt ein Infotelefon<br />

und hat eine neue Broschüre<br />

herausgegeben, um bei dieser<br />

Frage zu unterstützen.<br />

Für das Kreuz auf dem Organspendeausweis<br />

ist es wichtig, die<br />

eigenen Bedürfnisse gut zu kennen.<br />

Die neue Broschüre „Entscheidungshilfe<br />

Organ- und Gewebespende“<br />

informiert gut verständlich<br />

zum Thema. Sie kann kostenfrei<br />

bestellt werden unter: Bundeszentrale<br />

für gesundheitliche Aufklärung<br />

(BZgA), 50819 Köln.<br />

Wer persönlich mit jemandem<br />

über seine Bedenken sprechen<br />

möchte, kann dies unter der<br />

kostenfreien Rufnummer 0800<br />

9 04 04 00 tun. Das Infotelefon der<br />

BZgA ist montags bis freitags von<br />

9 bis 18 Uhr besetzt. ken<br />

9 RHPfalz<br />

Allgemein


10 Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023 Generationen<br />

Schlüssel zur Demenz<br />

Biografiearbeit hilft, Erinnerungen zu wecken<br />

Sicherer mit vier Rädern<br />

Der richtige Umgang mit einem Rollator sollte geübt werden<br />

Foto: picture alliance/Bernd Wüstneck<br />

Wer einen demenzkranken Menschen<br />

begleitet, kann sich gemeinsam<br />

mit ihm auf eine spannende<br />

Entdeckungsreise in dessen bewegende<br />

Lebensgeschichte begeben.<br />

„Biografische Schlüssel“<br />

helfen, einen Zugang zu Erinnerungen<br />

zu bekommen.<br />

Ursula Möller-Stransky ist Mitglied<br />

im Verein Solidar in Bremerhaven,<br />

der auf die Betreuung von<br />

Menschen mit Demenz ausgerichtet<br />

ist. Aber auch das Umfeld wird<br />

einbezogen. So läuft seit Oktober<br />

ein Projekt, bei dem Angehörige<br />

beraten werden. Dass der Bedarf<br />

groß ist, wundert die gelernte Fachkraft<br />

für Gerontopsychiatrie nicht:<br />

„Demenz ist ein Tabuthema. Meist<br />

kommt man damit erst in Berührung,<br />

wenn man selbst betroffen<br />

ist. Deshalb sind Aufklärung und<br />

Unterstützung so wichtig.“<br />

Die Ehrenamtliche ist Expertin<br />

auf dem Gebiet der Demenz. Als sie<br />

noch berufstätig war, hat sie im<br />

„Haus im Park“, einer Pflegeeinrichtung<br />

für Menschen mit Demenz,<br />

gearbeitet. Dort hat sie die<br />

Erfahrung gemacht, dass Familienmitglieder<br />

oft verunsichert sind.<br />

Vor allem bei Angehörigen, die dem<br />

Demenzkranken sehr nahestehen,<br />

beobachtet sie Enttäuschung und<br />

Unverständnis. „Ehefrau und Kinder<br />

können oft nicht damit umgehen,<br />

wenn der Ehemann beziehungsweise<br />

der Vater sich ganz<br />

anders verhält als früher.“<br />

Demenz verstehen<br />

Demenzkranke leben auf, wenn<br />

man ihre Erinnerungen wachruft.<br />

Fundstücke, wie hier ein Fußball-<br />

Fankalender aus DDR-Zeiten, können<br />

als Schlüssel dienen.<br />

Ursula Möller-Stransky und das<br />

Team des Vereins Solidar helfen<br />

den Familienmitgliedern in einer<br />

solchen Situation, die Krankheit<br />

und den Menschen mit Demenz<br />

besser zu verstehen: „Die Erkrankung<br />

beeinträchtigt kognitiv. Aber<br />

sie schmälert nicht die Lebensleistung.<br />

Der Mensch bleibt die<br />

Person, die sie schon immer war“,<br />

betont sie.<br />

Ein wichtiger Baustein ihres<br />

Engagements für Demenzkranke<br />

ist die Biografiearbeit. Diese ermöglicht<br />

den Angehörigen, einen<br />

Zugang zum Familienmitglied mit<br />

Demenz zu gewinnen.<br />

Während das Wissensgedächtnis<br />

durch die Demenz beeinträchtigt<br />

ist, funktioniert das Langzeitgedächtnis<br />

meist gut. So bleiben<br />

Gefühle und Sinneseindrücke erhalten<br />

und können den demenziell<br />

erkrankten Menschen aktivieren<br />

und motivieren. „Individuelle<br />

Schlüssel in die Vergangenheit rufen<br />

Erinnerungen wach“, weiß die<br />

Demenz- Expertin. Sie nennt ein<br />

einfaches Beispiel: Eine demenzkranke<br />

Frau ist mit ihrer Familie<br />

jedes Jahr in den Süden gereist.<br />

Zwar kann sie sich nicht mehr an<br />

das konkrete Urlaubsland und das<br />

Datum erinnern, aber die wohltuende<br />

Wärme und besonders schöne<br />

Urlaubs erlebnisse sind noch präsent<br />

und erfreuen sie. Die Familie<br />

kann gemeinsam mit ihr Urlaubsfotos<br />

anschauen und ein mediterranes<br />

Gericht, das sie besonders<br />

mag, für sie kochen.<br />

Musik ist Königsweg<br />

Weitere „biografische Schlüssel“<br />

können Personen, Tiere, Gegenstände,<br />

Märchen, Berufe oder<br />

Hobbys betreffen. Auch Humor<br />

hilft. Besonders begeistert ist Ursula<br />

Möller- Stransky von der Magie<br />

der Musik: „Musik ist der Königsweg<br />

zur Demenz und ein<br />

Super- Schlüssel“, sagt sie.<br />

Biografiearbeit sei nicht wie ein<br />

Puzzle, bei dem jedes Teil stimmen<br />

muss, denn es kommt nicht auf<br />

Details an. Überhaupt gibt es kein<br />

Richtig und Falsch. „Wichtig ist,<br />

auf Gefühle des demenzkranken<br />

Menschen einzugehen und ihn<br />

aufzufangen“, sagt Ursula Möller-<br />

Stransky . Ob ein Schlüssel passt,<br />

kann das Umfeld oft an der Mimik<br />

und Gestik seines Angehörigen<br />

ablesen.<br />

Die Fachfrau betont außerdem,<br />

dass man Menschen mit Demenz<br />

nicht in Watte packen muss. „Wir<br />

wollen ja, dass die Betroffenen am<br />

Alltag teilhaben – und dazu gehören<br />

auch negative Gefühle.“ So war<br />

eine Angehörige besorgt, wie der<br />

Demenzkranke wohl auf einen<br />

Trauerfall in der Familie reagiert.<br />

„Mein Ratschlag: Teilen Sie es ihm<br />

mit und veranstalten Sie eine Trauerstunde<br />

mit Musik.“ Diese Lösung<br />

half allen Beteiligten.<br />

<br />

Elisabeth Antritter<br />

Elke Biesenthal (Mitte) trainiert unter der Anleitung von Physiotherapeutin Franziska Lingott (rechts) und Ergotherapeutin<br />

Astrid Wendel das Laufen mit dem Rollator.<br />

Foto: Jörg Ciszewski<br />

Der Rollator kann eine große Unterstützung<br />

sein, um nach einer Operation<br />

oder im fortgeschrittenen<br />

Alter die Mobilität zurückzugewinnen.<br />

Die richtige Nutzung können<br />

Patientinnen und Patienten während<br />

einer Physiotherapie üben. Die<br />

Deutsche Verkehrswacht organisiert<br />

bundesweit Schulungen.<br />

„Ich will, ich will, ich will“, sagt<br />

Elke Biesenthal, ballt die Fäuste<br />

und lächelt Physiotherapeutin<br />

Franziska Lingott an. Die 79-Jährige<br />

motiviert sich so für das Rollatorentraining.<br />

„Am Morgen habe<br />

ich wieder Schmerzen im Rücken<br />

gehabt und dachte, das wird heute<br />

nichts“, erzählt die Seniorin.<br />

„Doch ich will wieder rausgehen<br />

können und weiß, dass ich dafür<br />

etwas tun muss.“ Lingott nickt<br />

ihrer Patientin aufmunternd zu.<br />

Nach einem Sturz wurde Biesenthal<br />

an der Lendenwirbelsäule<br />

operiert. Das Gehen fällt ihr noch<br />

sehr schwer. Seit gut zwei Wochen<br />

kommt die Seniorin in die geriatrische<br />

Tagesklinik in das Vivantes<br />

Auguste-Viktoria-Klinikum in<br />

Berlin-Schöneberg und erhält dort<br />

Ergo- und Physiotherapie.<br />

Richtig eingestellt?<br />

Franziska Lingott hat für das<br />

Training einige Übungen zusammengestellt:<br />

Bremsen, Wenden,<br />

Manövrieren sowie das Hinsetzen<br />

und Aufstehen mit dem Rollator<br />

stehen auf dem Programm.<br />

Doch zunächst überprüft Lingott,<br />

ob das Gerät richtig eingestellt<br />

ist. Dafür steht Elke Biesenthal<br />

aufrecht hinter dem Rollator<br />

und lässt die Arme seitlich hängen.<br />

Die Griffe sind auf Höhe der<br />

Handgelenke. Dann umschließen<br />

ihre Hände die Griffe. „Richtig ist<br />

es, wenn die Arme beim Greifen<br />

leicht gebeugt sind“, sagt Lingott.<br />

Die Patientin löst die Bremse<br />

und macht die ersten Schritte auf<br />

dem Platz neben der Klinik, dabei<br />

schiebt sie den Rollator leicht nach<br />

vorn gebeugt. Franziska Lingott<br />

macht sie darauf aufmerksam, dass<br />

ihre Füße beim Laufen zwischen<br />

den beiden hinteren Rädern bleiben<br />

müssen. „Dann haben Sie die<br />

richtige Körperhaltung und gewinnen<br />

dadurch mehr Sicherheit und<br />

Stabilität im Rumpf“, sagt sie.<br />

Großer Bedarf<br />

Die Zahl der Menschen, die einen<br />

Rollator nutzen, nimmt in einer<br />

alternden Gesellschaft stetig<br />

zu. Nach Angaben der Veranstalter<br />

des Deutschen Rollatortags gab es<br />

schon vor zehn Jahren rund zwei<br />

Millionen Rollatoren in Deutschland,<br />

pro Jahr kommen rund<br />

500 000 hinzu. Wie viele heute<br />

tatsächlich im Umlauf sind, ist<br />

schwer zu sagen. Verlässliche Zahlen<br />

gibt es nicht, auch weil Geräte<br />

mittlerweile privat weitergegeben<br />

oder im Handel gekauft werden.<br />

Eine stetig steigende Nachfrage<br />

bestätigt auch Kordula Bünnenberg,<br />

die seit mehr als 20 Jahren in<br />

einem Berliner Sanitätshaus arbeitet.<br />

Am stärksten nachgefragt<br />

werden die Standardmodelle, die<br />

die gesetzliche Krankenkasse<br />

komplett bezahlt. Sie sind schwerer,<br />

oft größer und weniger praktisch<br />

als die Modelle, die zuzahlungspflichtig<br />

sind. Ab einer Zuzahlung<br />

von mindestens rund 200<br />

Euro bekommt man beweglichere<br />

Rollatoren, die sich oft leichter<br />

zusammenfalten lassen und über<br />

eine Ankipphilfe und einen Rückengurt<br />

verfügen.<br />

Elke Biesenthal hat sich für das<br />

Standardmodell entschieden. Als<br />

sie versucht, auf dem Klinikgelände<br />

eine kleine Stufe zu überwinden,<br />

kommt sie nicht recht voran,<br />

der schwere Rollator lässt sich<br />

nicht kippen. Lingott zeigt ihr einen<br />

Trick und setzt ihren Fuß quer<br />

hinter das Rad, um beim Ankippen<br />

ein Gegengewicht zu schaffen. Es<br />

ließe sich auch die Bremse feststellen<br />

oder der Rollator leicht anheben,<br />

um das Hindernis zu überwinden.<br />

Die Seniorin wiederholt<br />

das Ankippen mehrmals, bis es ihr<br />

gelingt, die Hürde zu nehmen.<br />

Die Entscheidung, welcher Rollator<br />

der richtige ist, ist sehr individuell.<br />

Soll er ausschließlich zu<br />

Hause genutzt werden oder nach<br />

einem Unfall kurzfristig helfen, die<br />

Mobilität zurückzugewinnen? Soll<br />

er älteren Menschen als täglicher<br />

Begleiter bei allen Aktivitäten dienen?<br />

Ergotherapeutin Astrid Wendel<br />

stellt den Patientinnen und<br />

Patienten im Auguste-Viktoria-<br />

Klinikum die Rollatoren vor. Dabei<br />

muss sie zuweilen auch Überzeugungsarbeit<br />

leisten. „Patienten,<br />

die schon einmal gestürzt sind,<br />

haben manchmal Hemmungen,<br />

einen Rollator zu benutzen“, erzählt<br />

sie. Andere würden sich<br />

schämen. „Ich habe mich mit einer<br />

Patientin einmal auf eine Parkbank<br />

gesetzt und mit ihr gezählt,<br />

wie viele Menschen mit einem<br />

Rollator vorbeikamen. Das ist heute<br />

ein ganz normales Bild.“<br />

Noch nicht sicher<br />

Elke Biesenthal braucht erst einmal<br />

eine Pause vom Training. Sie<br />

drückt die Bremsen am Griff hinunter,<br />

dreht sich langsam und<br />

nimmt auf dem Sitz des Rollators<br />

Platz. Sie hat nach ihrer Operation<br />

zunächst zehn Einheiten Physiotherapie<br />

verschrieben bekommen,<br />

dann noch einmal fünf weitere.<br />

„Die Patientin kann entscheiden,<br />

wie viel Zeit wir in der Physiotherapie<br />

für das Rollatorentraining<br />

verwenden“, erklärt Lingott. Biesenthal<br />

braucht noch etwas Zeit.<br />

Deshalb hofft sie, dass sie noch<br />

eine weitere Verordnung für die<br />

Therapie erhält. Jörg Ciszewski<br />

Rollatorentraining<br />

Die Deutsche Verkehrswacht bietet<br />

in vielen Städten und Kreisen<br />

Rollatorentrainings an. Diese<br />

Schulungen richten sich an alle,<br />

die auf einen Rollator angewiesen<br />

sind, und an Menschen, die<br />

Schwierigkeiten beim Gehen<br />

haben und einen Rollator einmal<br />

ausprobieren möchten. Wo Rollatorentrainings<br />

stattfinden, erfahren<br />

Sie bei der Deutschen Verkehrswacht,<br />

E-Mail: Karin.Muel<br />

ler@verkehrswacht.de. Weitere<br />

Informationen gibt es auf der<br />

Webseite der Deutschen Verkehrswacht<br />

unter www.deut<br />

sche-verkehrswacht.de<br />

10 RHPfalz<br />

Allgemein


Inklusion<br />

Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023<br />

11<br />

Lachen, weinen und ganz viel Freundschaft<br />

Die VdK-Mitglieder Lina Zeides und Arianna Corsentino berichten auf Instagram über ihr Leben mit Multipler Sklerose<br />

Mit 18 und 21 erfuhren Arianna Corsentino<br />

und Lina Zeides, dass sie<br />

an Multipler Sklerose (MS) erkrankt<br />

sind. Zuerst war das ein Schock.<br />

Doch dann begannen die beiden,<br />

auf Instagram über ihr Leben mit<br />

MS zu berichten. So kamen sie zum<br />

VdK, wurden enge Freundinnen<br />

und machen als Influencerinnen<br />

vielen Menschen Mut.<br />

Das Leben von Lina Zeides und<br />

Arianna Corsentino, beide 25 Jahre<br />

alt, hat viele, zum Teil fast unglaubliche<br />

Gemeinsamkeiten, und<br />

das lange, bevor sie sich kannten.<br />

Eine hängt mit dem großen Einschnitt<br />

in ihrer beiden Leben zusammen.<br />

Arianna Corsentino war gerade<br />

18, hatte ihr Abendkleid an und<br />

wollte zur Geburtstagsparty ihrer<br />

Mutter. Doch plötzlich wurde ihr<br />

schwindlig, und es ging ihr „richtig<br />

schlecht“. Statt zur Party kam sie<br />

in die Klinik. Nach mehreren Untersuchungen<br />

stand fest: Sie hat<br />

Multiple Sklerose.<br />

Etwa drei Jahre später erging es<br />

Lina Zeides ähnlich. „Mein Sichtfeld<br />

wurde auf einmal immer kleiner“,<br />

erzählt die gebürtige Niederbayerin.<br />

„Ich konnte nicht mehr<br />

normal sehen, hatte Gleichgewichtsstörungen.“<br />

Sie lief nur noch<br />

in Schlangenlinien, und kam ins<br />

Krankenhaus. Verdacht: Gehirntumor.<br />

Sie kam in die Röhre für<br />

CT- und MRT-Untersuchungen.<br />

Am Geburtstag ihrer Mutter, die<br />

an ihrem Krankenbett saß, bekam<br />

Lina Zeides die gleiche Diagnose<br />

wie Arianna Corsentino: MS.<br />

Hilfe in Social Media<br />

Das Leben der beiden Frauen<br />

war auf den Kopf gestellt. Sie<br />

mussten sich ausschließlich um<br />

ihre Gesundheit kümmern, wieder<br />

auf die Beine kommen. „Ich war<br />

total überfordert“, erzählt Lina<br />

Zeides. In ihrer Verzweiflung erzählte<br />

sie auf Instagram über ihr<br />

Leiden und traf virtuell viele Menschen,<br />

denen es ähnlich ging, darunter<br />

vor allem junge Frauen.<br />

„Meistens wird MS in unserem<br />

Alter diagnostiziert“, sagt Lina<br />

Zeides, und sieben von zehn Betroffenen<br />

sind Frauen. Weltweit<br />

wird die Zahl aller MS-Erkrankten<br />

auf 2,8 Millionen geschätzt. In<br />

Deutschland sollen es mehr als<br />

250 000 sein.<br />

Auf Social Media bekam Lina<br />

Zeides von mehreren Personen den<br />

Tipp, beim Sozialverband VdK<br />

einzutreten. Das tat sie, ging zur<br />

Geschäftsstelle in Dachau bei<br />

München und wurde so gut beraten,<br />

dass sie inzwischen selbst<br />

immer wieder den Rat gibt, sich an<br />

den VdK zu wenden.<br />

Arianna Corsentino war zu diesem<br />

Zeitpunkt schon länger auf<br />

Instagram. Auch sie erfuhr dort<br />

vom VdK und wurde Mitglied. Sie<br />

wandte sich an die Geschäftsstelle<br />

in Frankfurt am Main. Die Beratung<br />

half ihr sehr, und sie überzeugte<br />

andere ebenfalls vom VdK.<br />

Beide entschieden sich aufgrund<br />

der positiven Erfahrungen in den<br />

sozialen Netzwerken, ihren Alltag<br />

mit der MS-Erkrankung öffentlich<br />

zu teilen.<br />

„lina.mein.leben.mit.ms“ und<br />

„arianna_crs“ heißen ihre beiden<br />

Instagram-Accounts. Sie zeigen<br />

viele, meist tiefe Einblicke in ihren<br />

Alltag mit einer chronischen Erkrankung.<br />

Bei ihnen tritt MS in<br />

Schüben auf. Für Wochen sind die<br />

jungen Frauen außer Gefecht, haben<br />

massive Einschränkungen und<br />

Schmerzen, werden in der Klinik<br />

mit starken Cortison-Dosen behandelt<br />

– mit allen Nebenwirkungen.<br />

Arianna litt einmal so stark<br />

unter Halluzinationen, dass die<br />

Behandlung gestoppt wurde.<br />

Daher melden sie sich manchmal<br />

tage- oder wochenlang nicht auf<br />

Instagram, und falls doch, fließen<br />

schon einmal Tränen vor der Kamera,<br />

wenn sie ein neues Video<br />

aufnehmen. Viele ihrer Follower<br />

Lina Zeides (Zweite von links) und Arianna Corsentino (Zweite von rechts)<br />

haben schon einige Fernsehauftritte gehabt. Für die BR-Sendung „Bezzel<br />

& Schwarz – Die Grenzgänger“ trafen sie sich mit Sebastian Bezzel (links)<br />

und Simon Schwarz.<br />

Foto: BR/strandgutmedia GmbH<br />

geben ihnen Zuspruch, bauen sie<br />

auf oder danken ihnen für ihre<br />

Offenheit. Dass sie von manchen<br />

auch angegriffen werden, lässt sie<br />

nicht kalt. Aber die positiven Seiten<br />

von Social Media überwiegen<br />

für die beiden ganz eindeutig. Sie<br />

sind dankbar, dass sie vielen anderen<br />

damit helfen, und nicht zuletzt<br />

haben sich die beiden durch Instagram<br />

überhaupt kennengelernt.<br />

Als Lina Zeides wieder mal im<br />

Krankenhaus lag, hat sich Arianna<br />

Corsentino gemeldet. Sie kamen<br />

ins Gespräch, lernten sich immer<br />

besser kennen, und bei Ariannas<br />

nächster Geburtstagsfeier tauchte<br />

Lina überraschend auf. Bald verband<br />

sie eine enge Freundschaft.<br />

Sie behielten zwar beide ihren<br />

eigenen Account. Doch sie machten<br />

immer mehr zusammen auf<br />

Instagram. Medien wurden auf sie<br />

aufmerksam. Für einen ZDF-Beitrag<br />

zum Welt-MS-Tag am 30. Mai<br />

2021 stand Lina Zeides noch allein<br />

vor der Kamera, weitere Dreharbeiten,<br />

auch für die BR-Fernsehreihe<br />

„Bezzel & Schwarz – Die<br />

Grenzgänger“, machten sie gemeinsam.<br />

Dazu trafen sie in der<br />

oberbayerischen Wahlheimat von<br />

Lina Zeides die bekannten Schauspieler<br />

Sebastian Bezzel und Simon<br />

Schwarz. Die vier sprachen<br />

nicht nur über die MS-Erkrankung<br />

und Instagram, sondern spielten<br />

auch gemeinsam Minigolf.<br />

„Nicht mein Feind“<br />

Solche Erlebnisse hätten sich die<br />

beiden vor und auch unmittelbar<br />

nach der Diagnose nie vorstellen<br />

können. So schlimm für sie die<br />

Tage und Wochen mit Symptomen<br />

sind, so sehr genießen sie die Zeit<br />

dazwischen. Lina Zeides sieht in<br />

ihrer Erkrankung viele positive<br />

Dinge: „Ohne MS hätte ich Arianna<br />

niemals kennengelernt.“ Und<br />

auch viele andere Freundschaften<br />

sind durch den digitalen Austausch<br />

über Multiple Sklerose<br />

entstanden.<br />

Ein Patient hat Lina Zeides einmal<br />

in der Klinik gesagt: „MS ist<br />

nicht mein Feind, sondern mein<br />

Freund, der mich ab und zu besuchen<br />

kommt.“ Daher machen sie<br />

das Beste aus ihrem Leben. Nicht<br />

nur ihren Berufen gehen sie gerne<br />

nach – Lina Zeides als Hotelfachfrau<br />

und ihre Freundin als Erzieherin.<br />

Sie unternehmen auch viel.<br />

„Mein Leben hat sich komplett<br />

verändert“, sagt Arianna Corsentino,<br />

und das auch zum Positiven. Die<br />

leidenschaftliche Hobbysängerin<br />

hätte nie gedacht, dass sie mal auf<br />

einer großen Bühne auftreten und<br />

ein eigenes Lied präsentieren würde.<br />

Nun probiert sie alles aus und<br />

sang beim „Kämpferherzen-Treffen“<br />

vor hunderten Menschen, die meisten<br />

auch mit chronischen Erkrankungen.<br />

Der Jubel des Publikums<br />

war groß. Sebastian Heise<br />

Kinder im Krankenhaus<br />

Verdienstausfall für Eltern gesetzlich verankern<br />

Muss ein jüngeres Kind ins Krankenhaus,<br />

begleiten es meist die<br />

Eltern oder eine andere Person.<br />

Diese Betreuung ist medizinisch<br />

notwendig, denn sie soll den Behandlungserfolg<br />

fördern. Doch<br />

nicht alle Begleitenden bekommen<br />

ihren Verdienstausfall von der gesetzlichen<br />

Krankenkasse erstattet.<br />

VdK-Präsidentin Verena Bentele<br />

hat Bundesgesundheitsminister<br />

Karl Lauterbach daher aufgefordert,<br />

einen gesetzlichen Erstattungsanspruch<br />

zu schaffen.<br />

Zwar gilt seit 1. November <strong>2022</strong><br />

ein neuer Anspruch auf Krankengeld<br />

für Begleitpersonen im Krankenhaus.<br />

Dieser gilt allerdings nur<br />

bei Menschen mit Behinderung,<br />

das heißt bei Empfängerinnen und<br />

Empfängern von Eingliederungshilfe<br />

und vergleichbaren Patientinnen<br />

und Patienten. Alle anderen<br />

Gruppen bleiben außen vor.<br />

Eltern nicht behinderter Kinder<br />

können aus der neuen Regelung<br />

Kinder brauchen im Krankenhaus<br />

eine vertraute Begleitung.<br />

Foto: picture alliance/imageBROKER/Jochen Tack<br />

keinen Erstattungsanspruch für<br />

ihren eigenen Verdienstausfall<br />

ableiten.<br />

Die Krankenkassen haben diese<br />

Gesetzesänderung zum Anlass<br />

genommen, die bisherige Vereinbarung<br />

zum Verdienstausfall weitestgehend<br />

aufzukündigen. Jetzt ist<br />

es noch stärker als bisher eine<br />

Einzelfallentscheidung der Kassen,<br />

ob und wie viel sie erstatten.<br />

Der VdK fordert den Bundesgesundheitsminister<br />

daher auf, eine<br />

für alle Krankenkassen verbindliche<br />

Rechtsgrundlage im Sozialgesetzbuch<br />

V zu schaffen. „Die Eltern<br />

haben es nicht in der Hand,<br />

wie oft und wie lange ihre Kinder<br />

krank sind. Die Begleitung darf<br />

deshalb nicht am Geld scheitern“,<br />

so VdK-Präsidentin Verena Bentele.<br />

Das Kinderkrankengeld allein<br />

reicht nicht. Es ist schnell ausgeschöpft,<br />

wenn Kinder länger und<br />

wiederholt ins Krankenhaus müssen.<br />

Zur Sorge um das Kind kommt<br />

dann auch noch die Belastung<br />

durch den Verdienstausfall hinzu.<br />

„Hier dürfen Eltern nicht finanziell<br />

allein gelassen werden“, appelliert<br />

Bentele.<br />

Der VdK empfiehlt Eltern bis zu<br />

einer Neuregelung, auf jeden Fall<br />

bei der Krankenkasse des Kindes<br />

nachzufragen, ob zwischenzeitlich<br />

noch ein Verdienstausfall gezahlt<br />

wird.<br />

Sabine Kohls<br />

11 RHPfalz<br />

Allgemein


12 Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023 VdK-TV<br />

Aktuelle Filme auf VdK-TV<br />

VdK-TV<br />

Die Redaktion des Videoportals<br />

VdK-TV informiert Sie regelmäßig<br />

zu wichtigen sozialen und rechtlichen<br />

Themen. Folgende nebenstehende<br />

neue Filme sind unter<br />

www.vdktv.de ab sofort abrufbar:<br />

VdK-TV AUF SPORT1<br />

Filme von VdK-TV sind auch frei<br />

empfangbar im Fernsehen zu<br />

sehen, und zwar in der Sendung<br />

MIT EINANDER bei Sport1.<br />

In der <strong>Dez</strong>ember- Ausgabe informiert<br />

das Magazin über Krankengeld,<br />

Aktienrente und Pflegebegutachtung.<br />

3. <strong>Dez</strong>. Sendetermin ist der<br />

erste <strong>Dez</strong>ember-Samstag<br />

um 9.30 Uhr.<br />

7. Jan. Sendetermin ist der<br />

erste Januar-Samstag<br />

um 9.30 Uhr.<br />

Wiederholungen am 6. <strong>Dez</strong>ember<br />

und 10. Januar, jeweils um<br />

15.30 Uhr.<br />

Es gibt viele schöne Momente in der häuslichen Pflege. Doch der Alltag ist gerade für pflegende Angehörige,<br />

die noch berufstätig sind, eine große Belastung. <br />

Foto: picture alliance/Westend61/Uwe Umstätter<br />

Pflege und Beruf – ein Spagat<br />

Wenn eine Angehörige oder ein<br />

Angehöriger einen Schlaganfall<br />

erleidet und die Selbstständigkeit<br />

dauerhaft eingeschränkt ist, gilt es,<br />

das Notwendigste zu regeln. Deshalb<br />

hat jede Arbeitnehmerin und<br />

jeder Arbeitnehmer einen Anspruch<br />

auf bis zu zehn arbeitsfreie Tage.<br />

Doch was tun, wenn die Pflege des<br />

nahestehenden Menschen zur langfristigen<br />

Aufgabe wird? Viele Berufstätige<br />

bewältigen tagtäglich den<br />

Spagat zwischen Pflege daheim<br />

und Job. Der Beitrag informiert über<br />

das Pflegezeitgesetz, das den Betroffenen<br />

eine längere Freistellung<br />

von der Arbeit ermöglicht. Eine<br />

Lohnfortzahlung für diesen Zeitraum<br />

gibt es allerdings nicht, weshalb die<br />

pflegenden Angehörigen oft große<br />

finanzielle Sorgen haben. Der Sozialverband<br />

VdK fordert eine Lohnersatzleistung<br />

ähnlich wie das Elterngeld<br />

oder einen eigenen Pflegelohn<br />

für die Zeit, während der ein<br />

Familienmitglied daheim gepflegt<br />

wird.<br />

Pflegebegutachtung<br />

Es ist kein leichter Schritt, die eigene<br />

Pflegebedürftigkeit zu akzeptieren.<br />

Einen Pflegegrad zu haben,<br />

kann jedoch sehr nützlich sein.<br />

Denn dadurch haben Betroffene<br />

Anspruch auf Leistungen der Pflegeversicherung.<br />

Der Beitrag beleuchtet,<br />

wie man einen Pflegegrad<br />

beantragt, worauf dabei zu achten<br />

ist, und wie eine Pflegebegutachtung<br />

abläuft.<br />

Entscheidend bei der Einstufung ist<br />

die Frage: Was kann ein Mensch<br />

noch alleine, wo braucht er hingegen<br />

Hilfe? Das wird sich ein Gutachter<br />

bei einem Hausbesuch genauer<br />

anschauen. So wird überprüft, ob<br />

sich die betreffende Person alleine<br />

in der Wohnung bewegen und<br />

Treppen bewältigen kann, ob sie<br />

ihre Medikamente einnimmt, ohne<br />

dass jemand sie daran erinnern<br />

muss, und ob sie sich selbstständig<br />

waschen und anziehen kann. Je<br />

größer die Beeinträchtigungen im<br />

Alltag sind, desto höher die vergebene<br />

Punktzahl. Insgesamt gibt es<br />

fünf Pflegegrade.<br />

Neue Folge „Rat und Tat“<br />

Immer wieder melden sich Mitglieder<br />

beim VdK, die seit Längerem<br />

krank sind. Der Krankengeldbezug<br />

neigt sich nach eineinhalb Jahren<br />

dem Ende zu. Dann droht ihnen,<br />

„ausgesteuert“ zu werden, was zur<br />

Folge hätte, dass sie kein Krankengeld<br />

mehr bekommen würden und<br />

keine Krankenversicherung mehr<br />

hätten. In dieser Situation greift das<br />

Prinzip des „Nahtlosigkeitsbezugs“.<br />

Was da runter zu verstehen ist, erklärt<br />

VdK-Rechtsexperte Ronny<br />

Hübsch in der aktuellen Folge der<br />

Ratgeberreihe „Rat und Tat“.<br />

Der VdK-Jurist erläutert, warum<br />

man in einem solchen Fall für maximal<br />

eineinhalb Jahre Arbeitslosengeld<br />

bekommt, obwohl man gesundheitlich<br />

nicht in der Lage ist,<br />

wieder im vorherigen Job zu arbeiten.<br />

VdK-TV-Moderator Kai Steinecke<br />

fasst die Fakten im Kurz video<br />

leicht verständlich zusammen.<br />

12 RHPfalz<br />

Allgemein


Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023 13<br />

LANDESVERBAND<br />

Pflegebedürftigkeit<br />

So bietet man Nachbarschaftshilfe<br />

an Seite 14<br />

Steuer-Tipp<br />

Unterhalt für Personen<br />

im Ausland Seite 14<br />

VdK vor Ort<br />

Neues aus den Orts- und<br />

Kreisverbänden Seite I<br />

KOMMENTAR<br />

Mit Freude ins<br />

neue Jahr!<br />

Willi Jäger,<br />

Landesverbandsvorsitzender<br />

Unbeschwert Weihnachten feiern<br />

– das ist zur Herausforderung<br />

geworden angesichts Corona,<br />

dem Ukraine-Krieg, den<br />

Energiekosten, teuren Lebensmitteln<br />

und der anhaltenden<br />

Klimakrise. Die Sorgen sind<br />

groß.<br />

Daher wäre es logisch, keine<br />

Freude zu empfinden. Aber zum<br />

Glück kennt der Mensch mehr<br />

als Logik. Wir spüren, was richtig<br />

ist. Und Freude ist richtig. Wir<br />

dürfen uns freuen, ja, wir müssen<br />

es sogar! Denn Freude erfüllt<br />

das Leben, hilft durch<br />

schwierige Zeiten und gibt Kraft.<br />

Ich wünsche Ihnen – auch im<br />

Namen des geschäftsführenden<br />

Vorstands – ein schönes Weihnachtsfest<br />

im Kreis Ihrer Lieben,<br />

einen guten Rutsch ins neue Jahr<br />

und weiterhin viel Freude in unserer<br />

VdK-Gemeinschaft!<br />

Post-Covid: Wenn Corona nicht weggeht<br />

Werden Spätfolgen unterschätzt? Neue Therapieansätze versprechen bessere Heilung<br />

Die Corona-Herbstwelle baut gerade<br />

ab - währenddessen erholen<br />

sich noch viele Menschen von ihrer<br />

Corona-Erkrankung. Laut Bundesärztekammer<br />

leiden sogar<br />

15 Prozent der Infizierten an Spätfolgen,<br />

also Post-Covid-Syndromen.<br />

Doch Ärztinnen und Therapeuten<br />

haben seit Ausbruch der<br />

Pandemie viel dazugelernt.<br />

Post-Covid: Wohl dem, der Unterstützung hat!<br />

Silvana Heller-Scheunemann<br />

leidet unter den Spätfolgen einer<br />

Corona-Erkrankung und macht<br />

zurzeit eine Therapie in einem<br />

Reha-Zentrum. Nach ihrer Erkrankung<br />

im Februar <strong>2022</strong> bemerkte<br />

sie plötzlich Gedächtnislücken.<br />

„Ich konnte mich nicht mehr<br />

an Wege erinnern“, schildert die<br />

50-Jährige. „Ich konnte nicht richtig<br />

schreiben, teilweise kamen<br />

Buchstaben in Spiegelschrift aufs<br />

Papier. Das war dann schon sehr<br />

beängstigend, auch weil natürlich<br />

der erste Gedanke kam: „Kann ich<br />

meinen Job so machen?“<br />

Eigentlich arbeitet sie als Sachgebietsleiterin,<br />

doch durch die<br />

Erkrankung wurde sie mehrere<br />

Monate arbeitsunfähig. „Ich wusste,<br />

ich kann ja so nicht in die Arbeit.<br />

Sie können nicht als leistungsfähige<br />

Führungskraft arbeiten,<br />

wenn Sie all diese<br />

Kompetenzen nicht haben.“<br />

Auffällig: Immer wieder kommen<br />

Post-Covid-Patienten mit<br />

Abitur oder Hochschulabschluss<br />

in die Kliniken – in anderen Patientengruppen<br />

ist das vergleichsweise<br />

weniger häufig der Fall.<br />

Auch für den ärztlichen Direktor<br />

des Reha-Zentrums ist das überraschend.<br />

Volker Köllner verbindet<br />

seine Arbeit als Arzt mit der Erforschung<br />

der Krankheit. Köllner<br />

sagt: „Dass es tatsächlich so einen<br />

Riesenunterschied beim Bildungsstand<br />

zwischen Patientengruppen<br />

gibt, wie in der Studie zu Post-Covid,<br />

habe ich jetzt seit 30 Jahren<br />

Forschung noch nicht erlebt.“<br />

Köllner berichtet, dass gerade<br />

Menschen mit geistig anspruchsvollen<br />

Jobs stark unter Konzentrationsstörungen<br />

leiden würden.<br />

„Eine Lehrerin kommt beispielsweise<br />

und erzählt uns, dass sie<br />

immer bestimmte Vokabeln vergisst<br />

und an der Tafel steht und ihr<br />

fällt das Wort nicht ein“, sagt der<br />

Arzt. In der kognitiven Testung<br />

seien dann tatsächlich entsprechende<br />

Einschränkungen nachgewiesen<br />

worden – oft in einem<br />

überraschend deutlichen Ausmaß.<br />

Häufig Frauen betroffen<br />

Frauen sind übermäßig von Post-<br />

Covid betroffen. „Das kann einerseits<br />

immunologische Gründe haben“,<br />

sagt Köllner. Der andere<br />

Punkt sei, dass Frauen häufiger in<br />

der Doppelbelastung seien mit<br />

Familie und sich eine Auszeit, die<br />

eigentlich nach der Infektion gut<br />

täte, weniger leicht nehmen könnten<br />

als die Männer.<br />

Ärztinnen und Therapeuten haben<br />

seit Ausbruch der Pandemie<br />

vor über zwei Jahren viel dazugelernt.<br />

Gerade etwa beim Thema<br />

Bewegung gab es lange Unsicherheit.<br />

Schadet es den Patienten am<br />

Ende? Für Doktor Köllner ist die<br />

Bewegungstherapie inzwischen<br />

ein Schlüsselelement bei der Behandlung.<br />

„Die riesige Mehrheit<br />

der Post-Covid-Patienten profitiert<br />

von einem wohldosierten Ausdauertraining<br />

und von Bewegungstherapie“,<br />

sagt der Arzt.<br />

Maßgebend für die richtige Behandlung<br />

von Post-Covid-Patienten<br />

ist die Deutsche Gesellschaft<br />

für Pneumologie und Beatmungsmedizin.<br />

Diese hat eine Empfehlung<br />

herausgegeben, in der sie<br />

dringend zu Bewegungstherapie<br />

rät.<br />

In der Klinik steht täglich Sport<br />

auf dem Programm. In der kleinen<br />

Turnhalle sitzt Silvana Heller-Scheunemann<br />

auf einem Hocker;<br />

im Kreis mit ihr andere Patientinnen.<br />

Gemeinsam machen sie<br />

die Übungen der Trainerin nach.<br />

Den Arm über den Kopf, dann in<br />

die Kniebeuge.<br />

Ausdauertraining<br />

Foto: Unsplash<br />

Wenn sich Doktor Köllner etwas<br />

für die Post-Covid-Betroffenen<br />

wünschen dürfte, wären es einfach<br />

eingerichtete und zu erreichende<br />

Bewegungsangebote. „Damit würden<br />

wir Menschen erreichen, die<br />

bei ihrem Hausarzt sind und die<br />

sagen: „Ich merke, das ist immer<br />

noch so anstrengend und ich mache<br />

mir Gedanken und ich kriege<br />

schlechter Luft“, sagt Köllner. Die<br />

Deutsche Rentenversicherung<br />

Bund spricht sich ebenfalls für<br />

vielschichtige Behandlungen aus.<br />

Ihre Direktorin für Rehabilitation,<br />

Brigitte Gross, unterstreicht die<br />

Bedeutung: „Wenn zum Beispiel<br />

das Herz nach einer Corona-Erkrankung<br />

nur noch eine eingeschränkte<br />

Pumpfunktion hat, setzt<br />

die Rehabilitation mit einem dosierten<br />

Ausdauertraining an, um<br />

etwa das Treppensteigen wieder zu<br />

ermöglichen.“ Unter dem Dach der<br />

Rentenversicherung wurden im<br />

Jahr 2021 rund 10 000 Rehabilitationen<br />

für die Folgen nach Corona<br />

durchgeführt. Durchschnittlich<br />

bleiben die Patientinnen und Patienten<br />

dabei 26 Tage in der Reha.<br />

Aus der Wissenschaft und der<br />

Ärzteschaft wurde zuletzt immer<br />

wieder mehr Augenmerk auf die<br />

späten Folgen einer Corona-Erkrankung<br />

verlangt. Viele halten<br />

das Thema für unterschätzt. Nach<br />

der Zunahme bei Corona-Infektionen<br />

im Herbst und Winter könnten<br />

auch die Post-Covid-Zahlen<br />

wieder steigen. Die Bundesärztekammer<br />

erwartet, dass sich mit der<br />

Dynamik der Pandemie auch die<br />

Erkenntnisse zu Post-Covid verändern<br />

und teils auch immer wieder<br />

überholen.<br />

Positiv sind nach Ansicht des<br />

Arztes Köllner die wachsenden<br />

Erfahrungen in der Bevölkerung<br />

mit Corona insgesamt. Die Menschen<br />

seien „deutlich immunkompetenter“,<br />

sagt Köllner. „Jetzt hatten<br />

wir zweieinhalb Jahre Zeit, uns<br />

mit dem Virus auseinanderzusetzen.“<br />

Gerade aus Sicht des Experten<br />

für Post-Covid gilt aber: Man<br />

dürfe Corona nicht auf die leichte<br />

Schulter nehmen und müsse sehr<br />

wachsam bleiben. Köllner: „Ich<br />

halte es nicht für wahrscheinlich,<br />

aber es kann sein, dass es eben<br />

auch mal eine aggressivere, also im<br />

Sinne von gefährlichere, tödlichere<br />

Variante gibt.“<br />

<br />

Stella Venohr/dpa<br />

Anerkennung der Schwerbehinderung<br />

VdK-Sozialrichtertagung: Referent Hagen Hemmie vom Landessozialgericht erläutert die Entscheidungsprozesse<br />

Anerkennung einer Schwerbehinderung<br />

– worauf kommt es dabei<br />

an? Damit beschäftigten sich<br />

35 ehrenamtliche Richterinnen und<br />

-richter auf der VdK-Sozialrichtertagung<br />

in Trier. Doch bevor es in<br />

die Arbeitsgruppen ging, gab Hagen<br />

Hemmie, Richter am Landessozialgericht,<br />

einen interessanten<br />

Überblick über das Schwerbehindertenrecht.<br />

Außerdem erklärte er,<br />

welche gerichtlichen Entscheidungen<br />

problematisch sind und auf<br />

was Betroffene achten sollten.<br />

Referent Hagen Hemmie ...<br />

... informierte die ehrenamtlichen Sozialrichterinnen und -richter des Sozialverbands VdK. Fotos: Finkenzeller<br />

„Einen Antrag auf Schwerbehinderung<br />

sollte man möglichst noch<br />

vor Jahresende stellen, um steuerliche<br />

Vergünstigungen für das<br />

ganze Jahr zu bekommen“, riet<br />

Hagen Hemmie. „Und wer tatsächlich<br />

einen Feststellungbescheid<br />

kriegt, sollte ihn keinesfalls dem<br />

Arbeitgeber zeigen, auch nicht auf<br />

Nachfrage. Das hat sich regelmäßig<br />

als Nachteil erwiesen.“ Anschließend<br />

erläuterte der erfahrene<br />

Richter, wie ein Widerspruchsverfahren<br />

abläuft. In diesem Zusammenhang<br />

erwähnte er auch die<br />

Arbeit des VdK: „Vor Gericht haben<br />

wir manchmal mit Anwälten<br />

zu tun, die vom Sozialrecht wenig<br />

Ahnung haben. Aber die VdK-Prozessbevollmächtigten<br />

sind im Thema.“<br />

Gleichzeitig warb er um Verständnis,<br />

wenn manch gerichtliches<br />

Urteil als ungerecht empfunden<br />

wird. „Wir als Richter müssen<br />

uns an den Katalog der versorgungsmedizinischen<br />

Grundsätze<br />

und an die Vorgaben des Bundessozialgerichts<br />

halten. Da haben<br />

wir teilweise wenig Spielraum.“<br />

Hürden bei Diabetes<br />

Problematisch sei beispielsweise,<br />

dass die Hürden für die Anerkennung<br />

einer Diabetes Typ 2 als<br />

Schwerbehinderung relativ hoch<br />

seien. So würden zusätzlich zum<br />

Therapieaufwand weitere schwere<br />

Beeinträchtigungen in der Lebensführung<br />

verlangt. „Selbst eine<br />

Reduzierung der Arbeitszeit, eine<br />

Änderung der Arbeitstätigkeit und<br />

Einschränkungen bei Reisen oder<br />

in der Freizeit reichen für eine<br />

Schwerbehinderung allein nicht<br />

aus.“ Genauso schwierig sei es,<br />

Schlafapnoe als Schwerbehinderung<br />

anerkannt zu bekommen.<br />

Dazu müsse nachgewiesen werden,<br />

dass eine Maskenbeatmung<br />

aus medizinischen Gründen unmöglich<br />

sei. Eines kritisiert Hagen<br />

Hemmie allerdings an ärztlichen<br />

Bescheinigungen: „Derzeit scheint<br />

bei einigen Medizinern die Diagnose<br />

einer posttraumatischen Belastungsstörung<br />

‚in‘ zu sein. Das<br />

setzt aber eine außergewöhnliche<br />

Bedrohung von katastrophenartigem<br />

Ausmaß voraus. Ein Auffahrunfall<br />

beispielsweise ist noch kein<br />

kriegsähnliches Ereignis.“ fin<br />

13 RHPfalz<br />

Allgemein


14 Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023<br />

Rheinland-Pfalz<br />

SOZIALRECHTSTIPP<br />

Nachbarschaftshilfe anbieten – Was ist zu tun?<br />

Kostenübernahme durch Pflegeversicherung nur bei landesrechtlicher Anerkennung – Antrag bei ADD<br />

Bezahlte Nachbarschaftshilfe für<br />

Pflegebedürftige – damit möchte<br />

die Pflegeversicherung insbesondere<br />

Angehörige entlasten und<br />

stellt dafür 125 Euro pro Monat zur<br />

Verfügung. Doch nicht jeder Nachbar,<br />

jeder Freund oder jede Bekannte<br />

dürfen jede Leistung anbieten,<br />

sondern müssen sich an<br />

bestimmte Voraussetzungen halten.<br />

Wann die Kosten übernommen<br />

werden, klärt der Sozialrechtstipp.<br />

Hauptziel der Nachbarschaftshilfe<br />

ist, pflegebedürftige Menschen<br />

im Haushalt zu unterstützen.<br />

Dabei darf es sich nur um<br />

„hauswirtschaftliche Dienstleistungen<br />

mit geringem Leistungsumfang“<br />

handeln, die nicht als gewerbliche<br />

Tätigkeit ausgeübt werden,<br />

sondern nur als<br />

nebenberufliche Tätigkeit oder im<br />

Rahmen bürgerschaftlichen Engagements.<br />

Die Nachbarschaftshilfe umfasst<br />

beispielsweise die Reinigung der<br />

Wohnung oder der Kleidung, die<br />

Nahrungsmittelzubereitung sowie<br />

die Erledigung von Einkäufen.<br />

Gelebte Nachbarschaftshilfe: Den Einkauf für die betagte Nachbarin<br />

übernehmen.<br />

Foto: Freepik<br />

Nicht inbegriffen sind Instandhaltung<br />

von Gebäuden, Handwerkerleistungen<br />

oder Gartenarbeiten.<br />

Die Tätigkeit kann auch die Betreuung<br />

der pflegebedürftigen<br />

Person beinhalten, allerdings muss<br />

die Hauswirtschaft im Vordergrund<br />

stehen; körperbezogene<br />

Pflege und medizinische Behandlungspflege<br />

gehören nicht dazu.<br />

Wichtig: Die leistungserbringende<br />

Person und die Pflegebedürftigen<br />

dürfen nicht bis zum zweiten<br />

Grad verwandt oder verschwägert<br />

sein und nicht zusammenwohnen.<br />

Wer Nachbarschaftshilfe anbietet,<br />

darf für höchstens zwei Pflegebedürftige<br />

tätig sein. Der Verdienst<br />

darf nicht höher sein als bei einem<br />

geringfügigen Beschäftigungsverhältnis<br />

(Minijob), also nicht über<br />

520 Euro pro Monat. Hierbei werden<br />

die Aufwandsentschädigungen<br />

für alle Tätigkeiten zusammengezählt.<br />

Die Aufwandsentschädigung<br />

beträgt maximal zehn Euro pro<br />

Stunde inklusive Auslagenersatz.<br />

Um mit der Pflegekasse möglichst<br />

mühelos abzurechnen, ist ein Institutionskennzeichen<br />

(IK) sinnvoll.<br />

Antrag bei der ADD<br />

Wenn man Nachbarschaftshilfe<br />

anbieten möchte, muss man sich<br />

bei der ADD (Aufsichts- und<br />

Dienstleistungsdirektion) registrieren<br />

lassen. Gefordert wird eine<br />

Haftpflicht- und Unfallversicherung,<br />

ein höchstens drei Monate<br />

altes Führungszeugnis oder im<br />

Fall der Betreuung von Minderjährigen<br />

ein erweitertes Führungszeugnis.<br />

Das Führungszeugnis<br />

kann unter Vorlage des Personalausweises<br />

oder Reisepasses bei der<br />

örtlichen Meldebehörde beantragt<br />

werden oder online über das Online-Portal<br />

des Bundesamts für<br />

Justiz.<br />

Eine weitere Voraussetzung ist<br />

ein abgeschlossener Erste-Hilfe-<br />

Kurs; er darf nicht länger als fünf<br />

Jahre zurückliegen und muss spätestens<br />

alle fünf Jahre erneuert<br />

werden.<br />

Den Antrag und alle wichtigen<br />

Hinweise dazu stehen auf den Internetseiten<br />

der ADD unter „Nachbarschaftshilfe“.<br />

Der ausgefüllte<br />

Antrag geht an die ADD Trier,<br />

derzeit zu Händen von Frau Anne<br />

England, Referat 24, Willy-Brandt-<br />

Platz 3, 54290 Trier.<br />

Für Pflegebedürftige gut zu wissen:<br />

Der monatliche Betrag von<br />

125 Euro kann angespart werden,<br />

sodass im Jahr eine Summe von<br />

1500 Euro zur Verfügung steht.<br />

Diese kann bis zum 30. Juni des<br />

Folgejahres abgerechnet werden.<br />

<br />

Ida Schneider<br />

https://add.rlp.de<br />

Unterhalt an Personen im Ausland steuerlich absetzen<br />

Unterhaltsleistungen können als außergewöhnliche Belastungen berücksichtigt werden – Steuerring gibt Tipps<br />

Haben Sie Familienangehörige im<br />

Ausland, an die Sie jeden Monat<br />

Geld überweisen? Diese Unterstützungsleistungen<br />

lassen sich unter<br />

bestimmten Voraussetzungen in<br />

der Steuererklärung absetzen.<br />

Allerdings gelten für die steuerliche<br />

Berücksichtigung von Unterhalt<br />

an Personen im Ausland erhöhte<br />

Anforderungen.<br />

Unterhaltsberechtigung<br />

Ihre Aufwendungen lassen sich<br />

steuerlich absetzen, wenn die unterstützte<br />

Person gegenüber<br />

Ihnen oder<br />

Ihrem Ehe- beziehungsweise<br />

Lebenspartner<br />

gesetzlich<br />

zum Unterhalt berechtigt<br />

ist. Das können der<br />

(geschiedene) Ehepartner<br />

oder Verwandte in<br />

gerader Linie sein.<br />

Nicht absetzbar sind<br />

Unterstützungsleistungen<br />

an:<br />

• Kinder, für die ein<br />

Anspruch auf Freibeträge<br />

oder Kindergeld beziehungsweise<br />

auf vergleichbare Familienbeihilfen<br />

im Ausland besteht.<br />

• den im Ausland lebenden Ehepartner,<br />

mit dem Sie ein Veranlagungswahlrecht<br />

ausüben können.<br />

• Ihren geschiedenen oder dauernd<br />

getrennt lebenden Ehegatten<br />

oder Ehefrau, sofern Sie für die<br />

Unterhaltsleistungen bereits einen<br />

Sonderausgabenabzug beanspruchen.<br />

• Personen, die zwar nach ausländischem,<br />

aber nicht nach inländischem<br />

Recht unterhaltsberechtigt<br />

sind.<br />

Mitwirkungspflichten<br />

Finanzieren Sie einen Verwandten<br />

im Ausland, haben Sie erhöhte<br />

Mitwirkungspflichten zu beachten.<br />

Deshalb müssen Sie unbedingt<br />

belegen können, dass Ihre Zahlungen<br />

tatsächlich beim Unterhaltsempfänger<br />

angekommen sind.<br />

Beispielsweise indem Sie entsprechende<br />

Bescheinigungen oder<br />

Kontoauszüge vorlegen. Eigenerklärungen<br />

oder eidesstattliche<br />

Versicherungen reichen als Nachweis<br />

nicht aus.<br />

Achtung: Belege in ausländischer<br />

Sprache müssen<br />

Sie grundsätzlich<br />

durch einen amtlich<br />

zugelassenen Dolmetscher,<br />

ein Konsulat<br />

oder eine sonstige zuständige<br />

ausländische<br />

Dienststelle übersetzen<br />

lassen.<br />

Ihre Mitwirkungspflichten<br />

haben allerdings<br />

Grenzen. Lassen<br />

sich amtliche Bescheinigungen<br />

aus Krisengebieten<br />

nicht beschaffen,<br />

dürfen Sie sich auf den sogenannten<br />

Beweisnotstand berufen.<br />

Bedürftigkeit der Person<br />

Familie auf Distanz? Zumindest die Unterhaltspflicht gilt auch im Ausland.<br />

Um zu beweisen, dass die unterstützte<br />

Person unterhaltsbedürftig<br />

ist, müssen Sie Folgendes vorlegen:<br />

• Verwandtschaftsverhältnis<br />

• Personalien mit Angaben zum<br />

Familienstand, zur Berufstätigkeit<br />

und einer Aussage darüber, welche<br />

weiteren Personen zum unterstützten<br />

Haushalt gehören. Diese Angaben<br />

sind durch die Heimatbehörde<br />

oder einem von der Heimatbehörde<br />

beauftragten Notar zu<br />

bestätigen.<br />

• Nachweise zum Einkommen<br />

der unterstützten Person wie Steuerbescheide,<br />

Rentenbescheide oder<br />

Verdienstbescheinigungen, und<br />

Angaben darüber, wie der Unterhalt<br />

bisher bestritten wurde und<br />

welche Personen noch zum Unterhalt<br />

beigetragen haben.<br />

Können Sie die Unterhaltsbedürftigkeit<br />

der unterstützten Person<br />

nicht nachweisen oder ist sie<br />

trotz Unterhaltserklärung nicht<br />

glaubhaft, entfällt die steuerliche<br />

Berücksichtigung.<br />

Nachweis der Zahlungen<br />

Besuchen Sie Ihre Familie (Ehepartner<br />

und Kinder) im Ausland,<br />

geht das Finanzamt aus Vereinfachungsgründen<br />

davon aus, dass<br />

Sie je Familienheimfahrt einen<br />

Nettolohn für den Unterhalt mitnehmen.<br />

Das gilt für bis zu vier<br />

nachweislich durchgeführte Heimfahrten<br />

im Jahr. Überweisungen<br />

können Sie grundsätzlich durch<br />

Post- oder Bankbelege nachweisen.<br />

Die unterhaltene Person muss<br />

als Empfänger ausgewiesen sein.<br />

Porto, Spesen oder Bearbeitungsgebühren<br />

zählen nicht zu den abziehbaren<br />

Aufwendungen.<br />

Höchstbetrag<br />

Unterhaltszahlungen können Sie<br />

bis zu einem Höchstbetrag von<br />

9744 Euro im Kalenderjahr steuerlich<br />

berücksichtigen. Unterstützen<br />

Sie eine Person im Ausland, wird<br />

der Betrag nach den wirtschaftlichen<br />

und sozialen Verhältnissen<br />

im jeweiligen Land angepasst.<br />

Eigene Einkünfte und Bezüge<br />

der unterhaltenen Person müssen<br />

Sie abziehen.<br />

Vivien von Boscamp<br />

Info<br />

Foto: Freepik<br />

Als Lohnsteuerhilfeverein übernimmt<br />

der Steuerring die komplette<br />

steuerfachliche Betreuung<br />

seiner Mitglieder. Allein in Rheinland-Pfalz<br />

unterhält er 38 Beratungsstellen.<br />

Für VdK-Mitglieder<br />

entfällt die einmalige Aufnahmegebühr.<br />

Interessierte erhalten<br />

weitere Informationen direkt<br />

beim Steuerring. Auch die VdK-<br />

Kreisverbände geben Auskunft<br />

über die nächstgelegene Steuerring-Beratungsstelle.<br />

Aus gesetzlichen<br />

Gründen darf der Steuerring<br />

ausschließlich im Rahmen<br />

einer Mitgliedschaft (§ 4 Nr. 11<br />

StBerG) beraten.<br />

• 0800 9 78 48 00 (kostenlos)<br />

info@steuerring.de<br />

www.steuerring.de<br />

14 RHPfalz<br />

Allgemein


Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023 I<br />

AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />

Zweibrücken<br />

Kreisverbandstag mit Wahlen und Ehrungen<br />

Mainz<br />

Simmern<br />

Kreisverbandstag wählt Vorstand<br />

Neue und bekannte Gesichter im Vorstandsteam Zweibrücken.<br />

Bereits im Sommer fand in Zweibrücken<br />

der Kreisverbandstag<br />

statt. Als Ehrengäste konnte der<br />

wiedergewählte Kreisverbandsvorsitzende<br />

Thimo Schlär den<br />

SPD-Fraktionsvorsitzenden<br />

Stéphane Moulin, den Landauer<br />

Kreisverbandsvorsitzenden Manfred<br />

Campe, den Kaiserslauterer<br />

Kreisverbandsvorsitzenden Bernd<br />

Hofmann sowie den Landesverbandsvorsitzenden<br />

Willi Jäger<br />

begrüßen.<br />

Bei den anstehenden Vorstandswahlen<br />

wurde Thimo Schlär einstimmig<br />

zum Kreisverbandsvorsitzenden<br />

wiedergewählt. Ehrentraut<br />

Netolitzkjy konnte als stellvertretende<br />

Kreisverbandsvorsitzende<br />

Kreisverbandsvorsitzender Thimo<br />

Schlär (links) ehrte treue Jubilare.<br />

dazugewonnen werden. Sie unterstützt<br />

Thimo Schlär und Rudi<br />

Hüther, der erneut zum stellvertretenden<br />

Vorsitzenden gewählt wurde.<br />

Dem Vorstandsteam gehören<br />

weiterhin an: Kassenverwalterin<br />

Irmgard Sommer, ihre Stellvertreterin<br />

Silke Rocha, Schriftführer<br />

Bernhard Lambing, sein Stellvertreter<br />

Hans Friedrich, Frauenvertreterin<br />

Ute Michel, die Beisitzer<br />

Uwe Bissbort, Heidemarie Böhm,<br />

Klaus Buchmann, Rainer Faust<br />

und Monika Meyer sowie die Revisoren<br />

Willi Rauch und Franz<br />

Otto Leisinger.<br />

Anschließend ehrte Willi Jäger<br />

verdiehnte Ehrenamtliche. Die<br />

Verdienstnadel des Sozialverbands<br />

VdK Rheinland-Pfalz ging an Ute<br />

Michel, das Ehrenzeichen an Irmgard<br />

Sommer, Rudi Hüther und<br />

Willi Rauch. In Abwesenheit verlieh<br />

Willi Jäger Doris Dörner die<br />

höchste Auszeichung, die Goldene<br />

Ehrennadel des Sozialverbands<br />

VdK Deutschland. Viele Jahre engagierte<br />

sich Frau Dörner im Vorstand<br />

des Ortsverbands Rieschweiler<br />

sowie als Kreisverbandskassenverwalterin.<br />

Die Messe Inklusiva in Mainz<br />

stand dieses Jahr unter dem<br />

Motto „Teilhabe für alle!“. Markus<br />

Braun, Mitglied im sozialpolitischen<br />

Ausschuss und Vertreter<br />

der jüngeren Generation, beriet<br />

Interessierte am VdK-Stand.<br />

Burgen-Macken<br />

Im Ortsverband Burgen-Macken,<br />

Kreisverband Sankt Goar, ehrte<br />

der Vorsitzende Gerhard Sturm<br />

(links) den Ortsbürgermeister<br />

von Burgen, Fritz Martin Bär<br />

(rechts), für seine 20-jährige Mitgliedschaft.<br />

Rieschweiler-M.<br />

Das neue Vorstandsteam des Kreisverbands Simmern präsentiert sich.<br />

Beim Kreisverbandstag in Simmern<br />

begrüßte der Kreisverbandsvorsitzende<br />

Ulrich Stilz neben den Delegierten<br />

und den Vorstandsmitgliedern<br />

im festlich geschmückten<br />

Neuen Schloss in Simmern den<br />

Landrat vom Rhein-Hunsrück-Kreis,<br />

Volker Boch, den Verbandsbürgermeister<br />

der Verbandsgemeinde<br />

Simmern-Rheinböllen, Michael<br />

Boos, und den stellvertretenden<br />

Landesverbandsvorsitzenden<br />

Werner Faber aus Trier.<br />

Fazit der Vormittagsveranstaltung:<br />

Jede und jeder kann und<br />

muss etwas tun und gemeinsam<br />

können wir etwas bewirken.<br />

Die Berichterstattung wurde<br />

eröffnet vom Kreisverbandsvorsitzenden<br />

Ulrich Stilz, im Anschluss<br />

hieran erfolgte der Geschäftsbericht,<br />

vorgetragen von der Geschäftsführerin<br />

Seham Shatanawi.<br />

Vom Kreisverbandskassenverwalter<br />

Alfred Müller wurde der Kassenbericht<br />

und vom Revisor Egon<br />

Müller der Revisionsbericht vorgetragen.<br />

Die anstehende Entlastung<br />

des Vorstands wurde ohne Gegenstimme<br />

erteilt.<br />

Satzungsgemäß standen Neuwahlen<br />

an. Als Wahlleiter, bis hin<br />

zur Neuwahl des Vorsitzenden,<br />

fungierte der stellvertretende Landesverbandsvorsitzende<br />

Herr Werner<br />

Faber. Die Wahlen erbrachten<br />

folgendes Ergebnis: Ulrich Stilz<br />

wurde für weitere vier Jahre einstimmig<br />

als Kreisverbandsvorsitzender<br />

bestätigt. Als Stellvertreter<br />

wurden Irene Theiß und Willi<br />

Huth ebenfalls bestätigt.<br />

Die weiteren Vorstandsmitglieder<br />

sind Kassenverwalter Alfred<br />

Müller, sein Stellvertreter Helmut<br />

Jakobi, Schriftführer Dieter Knebel,<br />

seine Stellvertreterin Birgit<br />

Demand, Frauenvertreterin Helga<br />

Graef, ihre Vertreterin Gisela Bast.<br />

Als Beisitzerinnen und Beisitzer<br />

tätig sind Brigitte Eiserloh, Winfried<br />

Christ, Alfred Junker, Günter<br />

Heck, Otto Härter, Kornelia<br />

Starck, Rüdiger Gumm sowie<br />

Manfred Kunz. Nachrücker sind<br />

Michael Hohl, Günter Schumann,<br />

Isolde Buschbaum und Angelika<br />

Kur. Als Revisoren fungieren<br />

Hans-Ulrich Wolf und Willi Kley<br />

sowie ihre Stellvertreter Ottmar<br />

Schmitz und Peter Starck.<br />

Andernach<br />

Brücken-Ohmbach<br />

Der Ortverband Andernach, Kreisverband Mayen, hat seinen langjährigen<br />

Vorsitzenden Bernd Lehnert (Zweiter von rechts) verabschiedet<br />

und zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Lehnert hat sich in seinem Amt<br />

sehr verdient gemacht und war immer für seine Mitglieder da. Bereits<br />

2013 wurde er mit der Landesverdienstnadel in Gold ausgezeichnet.<br />

In Anerkennung und Würdigung<br />

ihrer besonderen Leistungen und<br />

Verdienste als langjährige Vorsitzende<br />

im Kreisverband Zweibrücken<br />

wurde Doris Dörner an<br />

ihrem 70. Geburtstag zur Ehrenvorsitzenden<br />

des Ortsverbands<br />

Rieschweiler-Mühlbach ernannt.<br />

Die Auszeichnung nahmen der<br />

Kreisverbandsvorsitzende Thimo<br />

Schlär, der Ortsverbandsvorsitzende<br />

Heino Schuck sowie die<br />

Vorstandsmitglieder Waltraud<br />

Müller und Sigrid Schuck vor.<br />

Im Rahmen des Oktoberfestes des Ortsverbands Brücken-Ohmbach,<br />

Kreisverband Kusel, wurden langjährige Mitglieder ausgezeichnet. Auf<br />

dem Bild sieht man von links (Mitgliedsjahre in Klammern): Bruno Jung<br />

(30), Klaus Mootz (10), Karl-Heinz Stucky (20), Marlies Petry (30), Arno<br />

Becker (10) und Siegfried Schäfer, der die Ehrungen vorgenommen hat.<br />

Ruschberg<br />

Westerwald<br />

Nach zweijähriger „Corona-Pause“ bot der Ortsverband Ruschberg/Heimbach, Kreisverband Birkenfeld,<br />

wieder eine Tagesfahrt für seine Mitglieder an. Nach dem traditionellen Lyoner-Frühstück ging es zur Domstadt<br />

Köln. In Köln besichtigte man zuerst den Dom. Weiter ging es mit einer amüsanten Stadtführung durch 2000<br />

Jahre Kölner Geschichte. Bis zur Heimfahrt konnte jeder seine eigene Erkundungstour durch die Altstadt<br />

unternehmen. Am Abend legte die Gruppe einen Zwischenstopp in einem Brauhaus in Maria Laach ein. Nach<br />

einem gemeinsamen Abendessen traten alle gestärkt die Heimreise an.<br />

Im Kreisverband Westerwald haben sich Frauenvertreterinnen aus<br />

25 Ortsverbänden zur Kreisfrauenkonferenz in Gemünden getroffen.<br />

Die Frauenvertreterin des Kreisverbands, Uschi Simonis (hinten stehend),<br />

begrüßte dazu auch Elisabeth Benner vom Kreisverbandsvorstand,<br />

die Landesfrauenvertreterin Elke Wagner-Gundacker, den Polizei-Hauptkommissar<br />

Rüdiger Knapp sowie den Kreisverbandsvorsitzenden<br />

Walter Frohneberg. Inhaltlich standen die häusliche<br />

Nächstenpflege sowie alles Wissenswerte rund um Enkeltrick- und<br />

Onlinebetrug auf dem Programm.<br />

15 RHPfalz<br />

Allgemein


II<br />

Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023<br />

Rheinland-Pfalz<br />

AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />

Salmtal<br />

Vorderpfalz<br />

Vorsitzende im Amt bestätigt<br />

Kreisverbandstag in Mayen<br />

Im Ortsverband Salmtal, Kreisverband Wittlich-Daun, wurden der<br />

Vorstand neu gewählt (von links): Beisitzer Hubertus Thiel, Frauenbeauftragte<br />

Birgit Kiesgen, Beisitzer Theo und Monika Geimer, Vorsitzende<br />

Susi Arens, Schriftführerin Ludwina Schäfer, Beisitzer Dirk<br />

Rauen, Kassenverwalterin Ute Berg sowie Beisitzerin Christina Thesen.<br />

Nicht im Bild: Beisitzer Heiko Horn. Zudem wurde Wolfgang Hubert<br />

zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Reinhold Schmitt, Erich Oeffling,<br />

Walter Lehnert und Gisela Lamberty wurden zu Ehrenmitgliedern des<br />

Ortsverbands.<br />

Bad Kreuznach<br />

Im Ortsverband Stadt Bad Kreuznach wurden bei einer Veranstaltung<br />

treue Mitglieder geehrt. Das Foto zeigt die gut gelaunten Jubilare gemeinsam<br />

mit Vorstandsmitgliedern.<br />

Der Kreisverband Vorderpfalz<br />

hat das 13 000 Mitglied in den<br />

Räumen der Geschäftsstelle begrüßt.<br />

Kreisverbandsvorsitzender<br />

Uwe Bentz (links) überreichte<br />

Jürgen Bentz einen Blumenstrauß.<br />

Jürgen Bentz arbeitet bei<br />

Roche in Mannheim und wohnt<br />

in Frankenthal. Das neue Mitglied<br />

ist dem Ortsverband Frankenthal<br />

zugeordnet.<br />

Meudt<br />

Der Ortsverband Meudt, Kreisverband<br />

Westerwald, begrüßte kürzlich<br />

sein 500. Mitglied Peter Pawlik<br />

(Mitte). Damit ist der Ortsverband<br />

einer der großen im Westerwaldkreis.<br />

Vorsitzender Uli Holzbach<br />

(rechts) und sein Stellvertreter<br />

Michael Jösch (links) überreichten<br />

dem Neumitglied ein Präsent.<br />

Neunkhausen<br />

Motiviert und sympathisch: Der neue Vorstand präsentiert sich.<br />

Im Oktober fand im Kreisverband<br />

Mayen der 25. Kreisverbandstag<br />

statt. Die Vorsitzende Marlies<br />

Hoffmann begrüßte die Delegierten,<br />

den Landesverbandsvorsitzenden<br />

Willi Jäger, die Ehrenamtskoordinatorin<br />

Melanie Würtz,<br />

den Berater für barrierefreies<br />

Bauen und Wohnen Richard Martini<br />

sowie die hauptamtlichen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

der Geschäftsstelle.<br />

Da beim Kreisverbandstag wieder<br />

die Wahlen anstanden, übernahm<br />

Willi Jäger die Wahlleitung.<br />

Einstimmig wiedergewählt wurde<br />

die Vorsitzende Marlies Hoffmann.<br />

Als neue Stellvertreter<br />

wurden Axel Engel und Karl-<br />

Heinz Nittenwilm, als neue Kassenverwalterin<br />

Petra Michels gewählt.<br />

Im Amt bestätigt wurde die<br />

Frauenbeauftragte Irene Ohlberger<br />

und die Schriftführerin Christa<br />

Dötsch. Als Beisitzerinnen und<br />

Beisitzer wurden in ihrem Amt<br />

bestätigt Irmgard Kicherer, Ute<br />

Schmidt und Rolf Goretzki. Neu<br />

hinzu kamen als Beisitzer Gerd<br />

Mattesen, Vera Dernbach, Gertrud<br />

Schomber und Matthias Naß,<br />

der auch Internetbeauftragter<br />

wird.<br />

Aus dem Vorstand verabschiedeten<br />

sich Karin Müller, Klaus<br />

Rothbrust, Lutz Wilbrecht, Margot<br />

Bechtold, Petra Müller-Peters,<br />

Inge Becker und Harlinde Busch.<br />

Marlies Hoffmann dankte ihnen<br />

mit einem Präsent für ihren unermüdlichen<br />

Einsatz und ihre Verdienste<br />

zum Wohl der Mitglieder<br />

im VdK.<br />

Gegen Ende des Kreisverbandstags<br />

wurden noch einige Ehrungen<br />

vorgenommen. Leider konnte<br />

aus Altersgründen keiner der<br />

langjährigen Mitglieder vor Ort<br />

geehrt werden. Aber die Landesverdienstnadel<br />

in Gold wurde an<br />

Karin Müller und Maritta Weiler<br />

zur Würdigung ihres besonderen<br />

Engagements verliehen.<br />

Bad Salzig<br />

Pfrimmtal-Bocksrück<br />

Der Ortsverband Bad Salzig, Kreisverband Sankt Goar, feierte sein<br />

75-jähriges Bestehen am Ortsverbandstag. Der neu gewählte Vorstand<br />

präsentiert sich (von links): Schriftführer Hans-Jürgen Eulenborn,<br />

Beisitzer Karl Löffler, Kassenverwalterin Roswitha Mahlberg, stellvertretender<br />

Ortsverbandsvorsitzender Richard Kappus, Frauenvertreterin<br />

Hildegard Graeff, Beisitzer Friedhelm Graß, Beisitzerin Sandra Zimmer,<br />

Beisitzer Rolf Schmidhuber sowie Kreis- und Ortsverbandsvorsitzender<br />

Karl Josef Mahlberg. Nicht auf dem Bild zu sehen sind die Revisoren<br />

Marlies Dillenburger, Willi Kreber und Ferdinand Minning.<br />

Beim Ortsverbandstag des Westerwälder<br />

Ortsverbands Neunkhausen<br />

wurde Friedhelm Schneider<br />

(Mitte) nach 60-jähriger Tätigkeit<br />

als Kassenverwalter und<br />

später als Vorsitzender die Ehrenmitgliedschaft<br />

verliehen. Der<br />

Kreisverbandsvorsitzende Walter<br />

Frohneberg (links) dankte ihm<br />

für sein beispielgebendes Engagement,<br />

schloss dabei auch<br />

seine Frau in seinen Dank ein.<br />

Neuwied<br />

Der neu gewählte Ortsverbandsvorstand Pfrimmtal-Bocksrück, Kreisverband<br />

Donnersberg, hatte zu einem Mitgliedertreffen mit Ehrungen<br />

eingeladen. Im Kreise des Vorstands, der geladenen Mitglieder und<br />

Gäste zeichnete Ute Schlicksupp (links) vom Kreisverband Donnersberg<br />

treue VdKlerinnen und VdKler aus. Das Foto zeigt einige der Jubilare<br />

umrahmt von Vorstandsmitgliedern (Mitgliedsjahre in Klammern):<br />

Petra Friedrich-Jakob (10, Zweite von links), Wolfgang Unger (10, Dritter<br />

von links), Alfons Strowik (10, Mitte) sowie Dietmar Schenner (20,<br />

Dritter von rechts).<br />

Trier-Saarburg<br />

Andernach<br />

„Die häusliche Pflege ist schon lange in einer prekären Lage, aber so<br />

schlimm wie aktuell war es noch nie“ erklärte die VdK-Präsidentin<br />

Verena Bentele zur aktuellen Kampagne #naechstenpflege. Auch der<br />

Kreisverband Trier-Saarburg hat sich daran mit einem Infostand beteiligt.<br />

Das Angebot stieß trotz herbstlicher Witterung auf eine gute Resonanz.<br />

So wurden zahlreiche Interessierte über die Kampagne informiert<br />

und durch die hauptamtlichen Juristinnen und Juristen beraten.<br />

Der Kreisverband Neuwied präsentierte<br />

den VdK beim 23. Selbsthilfegruppentag.<br />

Etliche Bürgerinnen<br />

und Bürger erkundigten sich<br />

über die Angebote des VdK.<br />

Ferner erfuhren die Besucher, wie<br />

schwierig es ist, eine kleine Rampe<br />

mit einem Rollstuhl zu überwinden.<br />

Vor Ort waren neben den<br />

Mitarbeiterinnen Sandra Schmitz<br />

und Andrea Hess auch der Kreisverbandsvorsitzende<br />

Hans Werner<br />

Kaiser sowie die Vorstandsmitglieder<br />

Rüdiger Hof, Andrea<br />

Pizzato und Norbert Faltin.<br />

Im Ortsverband Andernach, Kreisverband Mayen, wurde der Vorstand<br />

neu gewählt. Das Foto zeigt von links: Vorsitzende Edeltrud Zimmermann,<br />

Frauenbeauftragte Petra Mürtz, Kassenverwalterin Marlies<br />

Hoffmann, Beisitzer Karl-Heinz Nittenwilm, Besitzer Karl Zimmer,<br />

stellvertretender Vorsitzender Elmar Schmitt, Schriftführer Matthias<br />

Naß, Beisitzer Friedhelm Stolzenberger und Beisitzer Horst Hoffmann.<br />

16 RHPfalz<br />

Allgemein


Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023 15<br />

AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />

Horhausen-Oberlahr<br />

Simmern<br />

Nach langer coronabedingter Pause unternahm der Ortsverband Horhausen-Oberlahr, Kreisverband Altenkirchen,<br />

einen gemeinschaftlichen Ausflug. Gut gelaunt startete die Gruppe mit dem Bus von Horhausen nach<br />

Maastricht in den Niederlanden. Hier erfolgte unter fachkundiger Leitung eine Stadtrundfahrt mit dem sogenannten<br />

Sonnenzug sowie ein anschließender Stadtrundgang zu den historischen Sehenswürdigkeiten von<br />

Maastricht. Nach einem guten Mittagessen hatte jeder noch Zeit, bis zur Rückfahrt einen Einkaufsbummel<br />

durch die Stadt zu machen. Im Laufe des Spätnachmittags wurde die Heimfahrt gestartet. Nach zweijähriger<br />

Pause freuten sich alle wieder über ein schönes gemeinsames Erlebnis.<br />

Interessierte Frauen des Ortsverbands Simmern besuchten das Heimatmuseum<br />

in Simmern. Dort wird zurzeit die aktuelle Sonderausstellung<br />

„Blinddarm-Grippe-Hausgeburt – Medizinische Versorgung der Hunsrücker<br />

Bevölkerung zwischen 1800 und 1970“ gezeigt. Kompetent und<br />

interessant wurden die Frauen durch die Ausstellung geführt. Erleichtert<br />

darüber, in der heutigen Zeit zu leben, ließen alle bei Kaffee und Kuchen<br />

den Nachmittag mit guten Gesprächen ausklingen.<br />

Burgen-Macken<br />

Leudersdorf<br />

Im Ortsverband Burgen-Macken, Kreisverband Sankt Goar, ludt der Vorsitzende Gerhard Sturm (links) mit<br />

seinem Vorstandsteam zum Familientag ins Dorfgemeinschaftshaus Macken ein. Anwesend waren auch die<br />

Ehrenmitglieder Rudi Gast und Erich Endres sowie die Ortsbürgermeister von Macken und Dommershausen<br />

nebst dem ersten Ortsbeigeordneten aus Burgen. Gemeinsam mit dem Kreisverbandsvorsitzenden Karl Josef<br />

Mahlberg ehrte Gerhard Sturm die anwesenden Jubilare mit Urkunden, Ehrennadel und einem Präsent.<br />

Der Ortsverband Leudersdorf, Kreisverband Wittlich-Daun, hat einen<br />

neuen Vorstand gewählt. Auf dem Bild sieht man von links: Beisitzer<br />

Guido Lücker und Herbert Krämer, Kreisverbandsvorsitzende Marita<br />

Horn, Ortsverbandsvorsitzender Stefan Hoffmann, seine Stellvertreterin<br />

Brigitte Düx, Kassenverwalter Erwin Borsch sowie Schriftführerin<br />

Helga Hoffmann. Nicht im Bild: Frauenbeauftragte Edith Schwab sowie<br />

die Revisoren Hartmut Mauer und Ulrike Leif.<br />

Osann-Monzel<br />

Illerich-Wirfus<br />

Der Vorstand des Ortsverbands Osann-Monzel, Kreisverband Wittlich-Daun, veranstaltete eine Planwagenfahrt<br />

durch die Weinberge entlang der Mosel. An einem Aussichtspunkt machte die Gruppe einen Halt<br />

und genoss eine Geschmacksprobe der frisch vom Stock gepflückten Trauben bei einem tollen Blick ins<br />

Moseltal. Später ließ man den schönen Tag bei einem guten Essen ausklingen.<br />

Beim Herbstfest des Ortsverbands Illerich-Wirfus, Kreisverband Cochem-Zell,<br />

begrüßte der Vorsitzende Karl-Heinz Gilles 90 Mitglieder<br />

und Freunde sowie den Kreisverbandsvorsitzenden Andreas Peifer.<br />

Danach wurden treue Mitglieder für 10- und 20-jährige Treue geehrt.<br />

Hoxel/Hunsrück<br />

Neunkhausen<br />

Die große Jahrestour des Ortsverbands Hoxel/Hunsrück, Kreisverband Bernkastel-Zell, führte an sechs<br />

Tagen nach Thüringen. In einem Hotel direkt am Rennsteig wurde das Quartier bezogen. Mit der lustigen<br />

und kompetenten Reiseleiterin Jutta lernten die Teilnehmenden die geschichtsträchtige und sehenswerte<br />

Landschaft des Thüringer Waldes schätzen. Erfurt, Schmalkalden, Oberhof mit Werra- und Salzatal sowie<br />

dem Saaleland waren unter anderem Ziele der täglichen Touren.<br />

Der Westerwälder Ortsverband Neunkhausen hat einen neuen Vorstand.<br />

Auf dem Bild sieht man von links: Ortsverbandsvorsitzender Guido<br />

Beuter, sein Stellvertreter Andreas Artelt, Frauenvertreterin und Schriftführerin<br />

Bettina Artelt sowie Kassenverwalter Thomas Ippach. Nicht im<br />

Bild: Beisitzer Karl-Heinz Meier.<br />

17 RHPfalz<br />

Allgemein


16<br />

Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023<br />

Rheinland-Pfalz<br />

AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />

Schaumburger Land<br />

Ulmen<br />

Der Ortsverband Schaumburger Land, Kreisverband Rhein-Lahn, hat<br />

an seinem Grillfest treue Mitglieder geehrt. Das Bild zeigt von links<br />

(Mitgliedsjahre in Klammern): Klaus-Dieter Maxeiner (30), Annerose<br />

Vogt (20), Wolfgang Vogt (20), Klaus Eberhardt (20), Ortsverbandsvorsitzende<br />

Elvi Pelz, Walter Scheurer (50) sowie den Kreisverbandsschriftführer<br />

Stefan Wüst.<br />

Bei der Jahreshauptversammlung des Ortsverbands Ulmen, Kreisverband Cochem-Zell, wurde unter der<br />

Leitung des Kreisverbandsvorsitzenden Andreas Peifer (rechts) der Vorstand neu gewählt. Das Bild zeigt<br />

von links: Kassenverwalter Wilfried Lefev, Ortsverbandsvorsitzender Alois Keßeler, stellvertretender Ortsverbandsvorsitzender<br />

Günter Schüller, Schriftführerin Hedi Keßeler, Beisitzerinnen Marion Waldecker und<br />

Gabriele Rech, Revisoren Wilhelm Waldecker und Alfred Heck sowie Andreas Peifer.<br />

Bingen-Sprendlingen-G.<br />

Morlautern-Erlenbach<br />

Gut 40 Mitglieder und Angehörige des Ortsverbands Bingen-Sprendlingen-Gensingen,<br />

Kreisverband Mainz-Bingen, machten sich auf zu<br />

einer Fahrt nach Andernach zum Kaltwasser-Geysir. Nach dem Besuch<br />

des Geysirs ging es zum Abschluss nach Lahnstein zu einer Brauerei.<br />

Der Ortsverband Morlautern-Erlenbach, Kreisverband Kaiserslautern, führte eine gelungene Hauptversammlung<br />

durch. Dabei wurden auch zahlreiche Mitglieder für ihre langjährige Treue mit Urkunden,<br />

Treunadeln und Präsenten geehrt.<br />

Lutzerath-Kennfus<br />

Nastätten<br />

Im Ortsverband Lutzerath-Kennfus, Kreisverband Cochem-Zell, wurden<br />

in herbstlicher Atmosphäre treue Mitglieder geehrt. Die Vorsitzende<br />

Petra Thomas (links) und der Kreisverbandsvorsitzende Andreas Peifer<br />

(Zweiter von rechts) überreichten Urkunden und Anstecknadeln an<br />

Hildegard Letsch (Zweite von links), Lothar Arnoldi (Dritter von links),<br />

Helga Busch (Dritte von rechts) und Gabriele Schabbach (rechts).<br />

Der Tagesausflug des Ortsverbands Nastätten, Kreisverband Rhein-Lahn, führte die Gruppe vormittags vom<br />

ehemaligen Bahnhof Nastätten nach Bendorf/Sayn. Dort besichtigten alle als erstes den Schmetterlingspark<br />

und machten in der Cafeteria ein Erholungspäuschen, bevor sie sich das Schloss Sayn mit seinem neuen<br />

Museum ansahen. Die Sayner Hütte stand als Nächstes auf dem Programm. Sie ist ein beeindruckendes<br />

Industriedenkmal und wurde der Gruppe kompetent erklärt. Der krönende Abschluss fand in einem Bendorfer<br />

Gasthaus statt. Die Gruppe verabschiedete sich von der Wirtin mit einem „TRULLALLA“.<br />

Bleialf<br />

Hoach-Leiwen<br />

Der Ortsverband Bleialf, Kreisverband Bitburg-Prüm, hat unter der<br />

Leitung des Kreisverbandsvorsitzenden Wilhelm Ahlert (links) seinen<br />

Vorstand neu gewählt. Als neuer Ortsverbandsvorsitzender wurde Leo<br />

Hacken gewählt. Seine Stellvertreterin ist Edith Baur. In seinem Amt<br />

bestätigt wurde der Kassenverwalter Helmut Neuerburg. Das Bild zeigt<br />

von links: Wilhelm Ahlert, Willi Hoffmann, Edith Baur, Elisabeth<br />

Krämer, Manfred Laumers, Marion Kausen, Leo Hacken, Hans-Kurt<br />

Schmitz und Helmut Neuerburg. Vorne im Bild: Anne Probst.<br />

Nach langer Corona-Pause führte der Ortsverband Hoach-Leiwen seine Jahreshauptversammlung mit den<br />

Ehrungen langjähriger Mitglieder durch. Ebenso wurde erfolgreich ein neuer Vorstand gewählt. Das Bild<br />

zeigt die Jubilare von links (Mitgliedsjahre in Klammern): Erich Schmitt (20), Edmund Jostock (20), stellvertretende<br />

Kreisverbandsvorsitzende Kain Weltmann, Erich Schneider (20), Paul Kollmann (30) und Günter<br />

Wener (20). Nicht im Bild: Ursula Mohr (20).<br />

18 RHPfalz<br />

Allgemein


Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023 17


18 Zeitung November <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong> / Januar 2023<br />

Reise und Erholung<br />

18 RHPfalz<br />

Allgemein


Reise und Erholung Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar / 2023 19<br />

19 RHPfalz<br />

Allgemein


20 Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar / 2023<br />

Reise und Erholung<br />

Österreich<br />

20 RHPfalz<br />

Allgemein


Verbraucher<br />

Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023<br />

21<br />

Neues Jahr, neue Regelungen<br />

Was sich 2023 für gesetzlich Versicherte sowie für Verbraucherinnen und Verbraucher ändert<br />

Zum 1. Januar 2023 treten zahlreiche<br />

gesetzliche Änderungen in<br />

Kraft. Die VdK-ZEITUNG gibt einen<br />

kurzen Überblick.<br />

Zusatzbeitragssatz<br />

In der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

wird der Pflichtanteil<br />

um 0,3 Punkte auf durchschnittlich<br />

16,2 Prozent des Bruttolohns<br />

angehoben. Dazu wurde die Informationspflicht<br />

der Krankenkassen<br />

ausgesetzt: Sie müssen bis Ende<br />

Juni 2023 die Versicherten nicht<br />

über die erhöhten Beiträge informieren.<br />

Midijobs<br />

Die Verdienstobergrenze für die<br />

sogenannten Midijobs ist angehoben<br />

worden. Bei Verdiensten von<br />

bis zu 2000 Euro monatlich bezahlen<br />

Beschäftigte verminderte<br />

Sozialversicherungsbeiträge. Bisher<br />

betraf diese Regelung Arbeitnehmerinnen<br />

und -nehmer mit<br />

monatlichen Gehältern von bis zu<br />

1600 Euro.<br />

Wohngeld<br />

Mehr Haushalte sollen ab dem<br />

neuen Jahr durch einen staatlichen<br />

Mietzuschuss entlastet werden.<br />

Auf das reformierte Wohngeld sollen<br />

rund zwei Millionen Haushalte<br />

Anspruch erhalten. Berechtigte<br />

Haushalte sollen künftig im<br />

2023 bringt zahlreiche Änderungen für Bürgerinnen und Bürger. Foto: imago/Dirk v. Mallinckrodt<br />

Durchschnitt rund 370 Euro monatlich<br />

bekommen. Weitere Fragen<br />

zum Wohngeld werden auf Seite 4<br />

dieser Ausgabe beantwortet.<br />

Hinzuverdienstgrenzen<br />

Die Hinzuverdienstgrenzen für<br />

Frührentnerinnen und -rentner<br />

entfallen ersatzlos. Für Erwerbsminderungsrentnerinnen<br />

und<br />

-rentner gilt eine Grenze von<br />

17 823,75 Euro im Jahr. Bei einer<br />

Tätigkeit bei gleichzeitigem Bezug<br />

einer vollen oder teilweisen Erwerbsminderungsrente<br />

muss entsprechend<br />

dem Leistungsvermögen<br />

die tägliche Arbeitszeit von drei<br />

oder sechs Stunden eingehalten<br />

werden. Die Hinzuverdienstgrenze<br />

bei einer Hinterbliebenenrente<br />

bleibt bestehen.<br />

Energiepreisbremsen<br />

Ab dem 1. Januar tritt eine<br />

Strompreisbremse in Kraft. Verbraucher<br />

zahlen für Strom maximal<br />

40 Cent pro Kilowattstunde.<br />

Das gilt für ein Grundkontingent<br />

in Höhe von 80 Prozent der Jahresverbrauchsprognose.<br />

Eine Gaspreisbremse<br />

soll zum 1. März<br />

kommen, eine Rückwirkung zum<br />

1. Februar wird angestrebt. Gaskundinnen<br />

und -kunden zahlen<br />

zwölf Cent pro Kilowattstunde.<br />

Hier gilt ein Grundkontingent von<br />

80 Prozent des Vorjahresverbrauchs.<br />

Weitere Fragen zur Stromund<br />

Gaspreisbremse werden auf<br />

www.vdk.de beant wortet.<br />

Kinderkrankengeld<br />

Die Regelungen zum Kinderkrankengeld<br />

und zu den Kinderkrankentagen<br />

wurden für das gesamte<br />

Jahr 2023 verlängert. Gesetzlich<br />

versicherte Eltern können<br />

je Kind für 30 Arbeitstage (Alleinerziehende<br />

für 60 Arbeitstage)<br />

Kinderkrankengeld beantragen.<br />

Das Kinderkrankengeld beträgt<br />

90 Prozent des ausgefallenen Nettogehalts.<br />

Kindergeld<br />

Familien in Deutschland können<br />

sich ab 2023 auf mehr Kindergeld<br />

einstellen. Die staatliche Unterstützung<br />

wird einheitlich auf 250<br />

Euro pro Kind erhöht. Bisher beträgt<br />

das Kindergeld jeweils 219<br />

Euro für das erste und zweite<br />

Kind, für das dritte Kind gab es<br />

bislang 225 Euro, ab dem vierten<br />

Kind 250 Euro.<br />

Bürgergeld<br />

Das sogenannte Bürgergeld soll<br />

ab Januar das Arbeitslosengeld II<br />

(auch als Hartz IV bekannt) ersetzen.<br />

Allerdings lag zu Redaktionsschluss<br />

(Mitte November) noch<br />

keine Einigung zwischen Bund<br />

und Ländern vor.<br />

49-Euro-Ticket<br />

Die Nachfolgelösung für das erfolgreiche<br />

9-Euro-Ticket soll 49<br />

Euro kosten. Das Deutschlandticket<br />

wird wahrscheinlich ab Anfang<br />

Januar erhältlich sein. Es soll<br />

bundesweit für den öffentlichen<br />

Regional- und Nahverkehr gelten.<br />

Das Ticket soll nur digital und im<br />

monatlich kündbaren Abo angeboten<br />

werden. Julia Frediani<br />

Rentenversicherung<br />

zahlt Pauschale aus<br />

Ein großer Erfolg für den Sozialverband<br />

VdK Deutschland: Rentnerinnen<br />

und Rentner erhalten im<br />

<strong>Dez</strong>ember die sogenannte Energiepreispauschale<br />

in Höhe von<br />

300 Euro.<br />

Mit der Entscheidung, diese Pauschale<br />

auch an alle Rentnerinnen<br />

und Rentner zu zahlen, hat die<br />

Bundesregierung eine der Hauptforderungen<br />

des VdK zur Bewältigung<br />

der derzeitigen Energiekrise<br />

erfüllt. Die Pauschale war ursprünglich<br />

Mitte Mai zunächst nur<br />

für Erwerbstätige angekündigt<br />

worden. Daraufhin bereitete der<br />

VdK eine Klage vor, da Rentnerinnen<br />

und Rentner leer ausgegangen<br />

wären. Im September wurde entschieden,<br />

dass die 300 Euro auch<br />

an sie gezahlt werden sollen. Bevölkerungsgruppen<br />

wie pflegende<br />

Angehörige, Personen, die Kranken-<br />

oder Übergangsgeld erhalten,<br />

oder Eltern in Elternzeit (ohne<br />

Elterngeldbezug) bekommen weiterhin<br />

keine Entlastung.<br />

Die Energiepreispauschale wird<br />

in der ersten <strong>Dez</strong>emberhälfte automatisch<br />

auf das Konto überwiesen,<br />

auf das auch die laufende<br />

Rentenzahlung erfolgt. Ein Antrag<br />

ist nicht nötig. Einen Anspruch auf<br />

die Zahlung haben alle Bezieherinnen<br />

und Bezieher von Alters-,<br />

Hinterbliebenen- und Erwerbsminderungsrenten.<br />

Auf der VdK-<br />

Webseite gibt es eine Seite mit den<br />

wichtigsten Fragen und Antworten<br />

rund um die Energiepreispauschale.<br />

<br />

juf<br />

Rentenversicherung baut Online-Services aus<br />

Künftig soll den Versicherten ein sicheres digitales Kundenportal angeboten werden<br />

Die Behörden in Deutschland haben<br />

in puncto Digitalisierung noch<br />

einen enormen Nachholbedarf. Die<br />

Deutsche Rentenversicherung<br />

(DRV) will ihren Service im Internet<br />

deutlich verbessern.<br />

187 Millionen Blatt Papier gehen<br />

jedes Jahr von der Deutschen Rentenversicherung<br />

an die rund<br />

60 Millionen Versicherten im Land.<br />

Dies soll künftig deutlich reduziert<br />

werden, kündigte Dr. Stephan<br />

Fasshauer, Direktor der Deutschen<br />

Rentenversicherung Bund, bei einer<br />

Presseveranstaltung an. Nicht<br />

nur aus Kosten- und Umweltschutzgründen,<br />

sondern auch um<br />

den Service zu verbessern.<br />

Bis 2024 will die Rentenversicherung<br />

für alle Versicherten ein<br />

digitales Kundenportal anbieten.<br />

Wer die herkömmliche Kommunikation<br />

per Post bevorzugt, kann<br />

dies auch weiterhin tun.<br />

Das Online-Portal soll einerseits<br />

einfach zugänglich sein, andererseits<br />

den höchsten Sicherheitsstandards<br />

entsprechen. Darin werden<br />

alle Dokumente wie Renteninformation<br />

und Bescheid, die bisher<br />

per Brief verschickt werden, abrufbar<br />

sein. Auch der genaue Verlauf<br />

der Rentenzeiten und -beiträge soll<br />

dort jederzeit einsehbar sein. Bei<br />

Bedarf können auch Bevollmächtigte,<br />

beispielsweise VdK-Beraterin<br />

oder -Berater, Zugriff auf das Konto<br />

bekommen.<br />

Wer will, kann sich alle neuen<br />

Informationen oder Bescheide in<br />

Zukunft nur noch in das elektronische<br />

Postfach innerhalb des<br />

Kundenportals schicken lassen.<br />

Statt im Ordner sind dann alle<br />

Unterlagen auf dem eigenen Rechner<br />

abrufbar, auch zu Riester-Verträgen.<br />

Schon seit Längerem entwickelt<br />

eine Arbeitsgruppe eine<br />

digitale Rentenübersicht, in der<br />

zukünftig neben der gesetzlichen<br />

auch die betriebliche und private<br />

Altersvorsorge, also auch Lebensversicherungen,<br />

erfasst werden<br />

sollen, sodass die zu erwartenden<br />

Alterseinkünfte online einzusehen<br />

sein werden.<br />

Bereits jetzt bietet die Rentenversicherung<br />

auf ihrer Webseite<br />

www.deutsche-rentenversiche<br />

rung.de einige Dienste an: So können<br />

Beratungstermine digital vereinbart,<br />

Unterlagen angefordert<br />

oder auch eingereicht werden. Die<br />

Versicherten können ihre persönlichen<br />

Daten, wie zum Beispiel die<br />

Adresse, ändern. Schließlich kann<br />

auch der Rentenantrag online eingereicht<br />

werden. Versicherte können<br />

sich auch schon jetzt online<br />

registrieren und so auch ein elektronisches<br />

Postfach einrichten.<br />

Neben den persönlichen Informationen<br />

kann man mithilfe eines<br />

Rentenrechners seine möglichen<br />

Altersbezüge kalkulieren. Dieser<br />

war laut Rentenversicherung im<br />

vergangenen Jahr rund 2,5 Millionen<br />

Mal im Einsatz. Alle weiteren<br />

Die Deutsche Rentenversicherung, hier die Zentrale in Berlin, setzt vermehrt<br />

auf digitale Angebote.<br />

Foto: picture alliance/imageBROKER/Joko<br />

Online-Dienste wurden 2021 mehr<br />

als 1,5 Millionen Mal genutzt.<br />

Besonders wichtig ist laut Fasshauer<br />

die Barrierefreiheit der Webseiten.<br />

Außerdem wies er auf die<br />

Erklärvideos für komplexere Vorgänge<br />

hin. Schließlich betonte er<br />

aber auch, dass der Ausbau des<br />

digitalen Angebots die Beratungen<br />

am Telefon oder vor Ort nicht ersetzen<br />

soll. Vielmehr sollen die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

dadurch künftig mehr Zeit für persönliche<br />

Gespräche mit den Versicherten<br />

haben.<br />

Portal startet 2023<br />

Das Kundenportal der Deutschen<br />

Rentenversicherung soll im<br />

ersten Halbjahr 2023 an den Start<br />

gehen, allerdings zunächst nur für<br />

einen kleinen Teil der Versicherten.<br />

Dabei möchte man erste Erfahrungen<br />

sammeln und das Angebot<br />

optimieren, sagte Fasshauer.<br />

Ende kommenden Jahres werde<br />

eine deutlich größere Gruppe Zugang<br />

haben, und 2024 sollen alle<br />

gesetzlich Rentenversicherten ein<br />

eigenes Kundenportal einrichten<br />

können.<br />

Fasshauer hofft, dass es bald ein<br />

bundesweites, behördenübergreifendes<br />

Online-Angebot für die<br />

Bürgerinnen und Bürger mit einer<br />

sicheren Authentifizierung geben<br />

wird, zu dem dann auch das digitale<br />

Portal der Deutschen Rentenversicherung<br />

gehört. Doch daran<br />

arbeiten andere. Sebastian Heise<br />

21 RHPfalz<br />

Allgemein


22 Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023 Verbraucher<br />

Hundebesitzer haften für ihr Tier<br />

Haftpflichtversicherung ist sinnvoll, Krankenversicherung kein Muss<br />

Schutz vor Diebstahl und Brand<br />

Bankschließfächer bieten mehr Sicherheit<br />

Der sonst so freundliche Hund<br />

beißt einen Spaziergänger, die<br />

Katze schärft ihre Krallen an der<br />

Haustür, das Kaninchen ist krank:<br />

Haustierbesitzer müssen ihr Tier<br />

nicht gegen alle Schäden und Ereignisse<br />

versichern. Welche Versicherungen<br />

sinnvoll sind und welche<br />

nicht, erklärt die VdK-ZEITUNG.<br />

Nicht für jedes Tier muss eine<br />

Haftpflichtversicherung abgeschlossen<br />

werden. Katzen, Kaninchen<br />

und andere Kleintiere fallen<br />

automatisch unter den Versicherungsschutz,<br />

wenn die Besitzerin<br />

oder der Besitzer eine Haftpflicht<br />

haben. Anders verhält es sich bei<br />

Hunden: Verletzt das Tier einen<br />

Dritten oder verursacht es Sachschäden,<br />

haftet die Halterin oder<br />

der Halter in unbegrenzter Höhe.<br />

Dabei spielt es keine Rolle, ob sie<br />

oder er eine Mitschuld trägt.<br />

Große Unterschiede<br />

Nicht immer lohnt sich eine Krankenversicherung für den vierbeinigen<br />

Liebling. Eine Haftpflichtversicherung für Hunde ist aber empfehlenswert.<br />

Eine gute Haftpflichtversicherung<br />

ist für Hundehalterinnen und<br />

Hundehalter empfehlenswert und<br />

in manchen Bundesländern sogar<br />

Pflicht. Die Versicherungssumme<br />

sollte mindestens fünf Millionen<br />

Euro betragen. Umfang und Kosten<br />

der Versicherungen variieren<br />

sehr stark. Deshalb sollte man sich<br />

vor Abschluss gut informieren und<br />

neben den Preisen auch die Vertragsbedingungen<br />

vergleichen.<br />

Abgesichert sein sollten insbesondere<br />

Mietsachschäden, Schutz<br />

auch bei Verstoß gegen die Halterpflichten,<br />

die Mitversicherung von<br />

Hundehütern, Deckschäden und<br />

Auslandsaufenthalte.<br />

Ist ein Haustier krank, kann es<br />

schnell teuer werden. Dennoch<br />

sollte man genau nachrechnen, ob<br />

sich eine Krankenversicherung für<br />

den Vierbeiner lohnt. Unterschieden<br />

wird in eine OP-Versicherung<br />

und in eine Krankenvollversicherung.<br />

Während erstere nur die<br />

Operationskosten übernimmt,<br />

bezahlt letztere auch die Tierarztkosten,<br />

die Diagnostik, Unterbringung<br />

sowie Medikamente.<br />

Die Höhe der Versicherungsprämie<br />

berechnet sich beispielsweise<br />

bei Hunden aus dem Alter des<br />

Tiers, der Rasse, der Größe und<br />

dem Wohnort. Grundsätzlich werden<br />

nur gesunde Tiere versichert.<br />

Es gilt eine Karenzzeit von drei<br />

Monaten, innerhalb derer medizinische<br />

Behandlungen aus eigener<br />

Tasche bezahlt werden müssen.<br />

Auch Standardbehandlungen, wie<br />

Impfungen oder eine Kastration,<br />

werden nicht übernommen. Meist<br />

gibt es eine Eigenbeteiligung von<br />

etwa 20 Prozent der Kosten.<br />

Hier lohnt ein Preisvergleich.<br />

Dabei helfen kann die örtliche Verbraucherzentrale<br />

oder die Stiftung<br />

Warentest. Annette Liebmann<br />

Foto: imago/Cavan Images<br />

Tür auf, Wertsachen rein, Tür zu,<br />

abschließen, fertig. In einem Bankschließfach<br />

sind wichtige Dokumente<br />

und Gegenstände in der<br />

Regel gut vor Einbruch, Diebstahl<br />

oder Brand geschützt. Was kann<br />

darin gelagert werden, und wie<br />

funktioniert die Anmietung?<br />

Nicht jede Bank bietet Schließfächer<br />

an, manche vermieten sie<br />

nur an eigene Kundinnen und Kunden.<br />

Sind alle Fächer besetzt, kann<br />

man sich auf eine Warteliste setzen<br />

lassen. Wer ein Bankschließfach<br />

nutzen möchte, muss zunächst seine<br />

Identität nachweisen und benötigt<br />

einen Termin bei der betreffenden<br />

Bank. Im Mietvertrag werden<br />

dann Mietdauer, Schrankfachnummer,<br />

der Preis und gegebenenfalls<br />

die Versicherung benannt. Wie viel<br />

Miete ein Schließfach kostet, ist<br />

von Bank zu Bank verschieden und<br />

auch abhängig von dessen Größe.<br />

Die Preise liegen ungefähr zwischen<br />

100 und 300 Euro pro Jahr.<br />

Manche Banken bieten einen<br />

automatischen Versicherungsschutz<br />

bis zu einer bestimmten<br />

Summe. Ist der Inhalt wertvoller,<br />

kann meist eine separate Bankfachinhaltsversicherung<br />

abgeschlossen<br />

werden. Soll Bargeld aufbewahrt<br />

werden, ist zu klären, ob dies mitversichert<br />

ist. Da das Geldinstitut<br />

den Inhalt des Schließfachs nicht<br />

kennt, sollten Mieterinnen und<br />

Mieter unbedingt eine Liste anlegen<br />

und datierte Fotos machen,<br />

um zu dokumentieren, was sich<br />

darin befindet.<br />

In Bankschließfächern aufbewahren<br />

lassen sich beispielsweise<br />

Schmuck, Gold, wertvolle Münzen,<br />

darüber hinaus Geburts- und<br />

Heiratsurkunden, Stammbücher,<br />

Zeugnisse, Testamente, Fotos,<br />

Briefe oder USB-Sticks und Festplatten<br />

mit wichtigen Daten.<br />

„Sinnvoll ist, all das in einem<br />

Schließfach zu lagern, was sich<br />

nicht oder nur schwer ersetzen<br />

lässt und außerdem nicht regelmäßig<br />

oder spontan gebraucht wird“,<br />

erklärt Sylvie Ernoult vom Bundesverband<br />

deutscher Banken.<br />

Verstirbt die Mieterin oder der<br />

Mieter des Schließfachs, können es<br />

die legitimierten Erbinnen und Erben<br />

kündigen und dessen Inhalt an<br />

sich nehmen. Nach Abstimmung<br />

mit der Bank lässt sich der Mietvertrag<br />

oft auch übernehmen. mib<br />

Wichtige Dokumente lassen sich in<br />

einem Schließfach aufbewahren.<br />

Foto: picture alliance/dpa/Daniel Reinhardt<br />

Kanadas flüssiges Gold<br />

Mit Ahornsirup lassen sich Speisen verfeinern<br />

Süß und zähflüssig: Ahornsirup.<br />

Ahornsirup ist wie Honig ein reines<br />

Naturprodukt, das hauptsächlich<br />

in Kanada hergestellt wird. Doch<br />

ist der karamellartig schmeckende<br />

und zuckerhaltige Sirup eigentlich<br />

auch gesund?<br />

Der Rohstoff für den Sirup, der<br />

Ahornsaft, kann immer nur ein<br />

paar Wochen lang im Frühjahr<br />

während des Tauwetters geerntet<br />

werden. Denn zu dieser Zeit verwandelt<br />

sich die in den Bäumen<br />

gespeicherte Stärke in Zucker. Darüber<br />

hinaus müssen die Ahornbäume,<br />

denen der Saft durch Anbohren<br />

ihres Stamms abgezapft<br />

wird, mindestens 40 Jahre alt sein.<br />

Der durchsichtige Ahornsaft wird<br />

anschließend mehrfach eingekocht.<br />

Durch diesen Verdampfungsprozess<br />

verdickt er sich zu einem<br />

Foto: picture alliance/Shotshop/wsf-sh<br />

dunkleren, zähflüssigen Sirup. Etwa<br />

30 bis 50 Liter Saft werden benötigt,<br />

um einen Liter Ahornsirup<br />

herzustellen.<br />

Durch das mehrmalige Erhitzen<br />

geht jedoch ein Großteil der im Saft<br />

enthaltenen Mineralstoffe verloren.<br />

Zwar hat Ahorn sirup auch<br />

gesunde Inhaltsstoffe zu bieten,<br />

wie beispielsweise sekundäre<br />

Pflanzenstoffe, die zellschützend<br />

und entzündungshemmend wirken.<br />

Allerdings besteht er zu etwa<br />

60 Prozent aus den Zuckerarten<br />

Saccharose und Fructose, was für<br />

einen entsprechend hohen Kaloriengehalt<br />

sorgt: In 100 Gramm Sirup<br />

sind etwa 250 bis 300 Kilokalorien<br />

enthalten. Das ist zwar<br />

immer noch ein geringerer Wert als<br />

bei derselben Menge Haushaltszucker<br />

oder Honig, dennoch sollte<br />

man das „flüssige Gold“ besser nur<br />

in Maßen zu sich nehmen.<br />

Apropos Gold: Da Ahornsirup<br />

aufwendig produziert wird, ist er<br />

recht teuer. Allerdings ist Ahornsirup<br />

nicht gleich Ahornsirup.<br />

Selbst bei gleicher Verarbeitung<br />

erhält man oft unterschiedliche<br />

Farb töne. Hier gilt: je heller, desto<br />

feiner und milder, je dunkler, desto<br />

kräftiger. Ahorn sirup wird daher<br />

in Grade eingeteilt: in Europa<br />

von sehr hell (AA) bis sehr dunkel<br />

(D). In Nordamerika gibt es eine<br />

eigene Klassifikation. Dort gehört<br />

Ahorn sirup zum Küchenalltag. Er<br />

verfeinert zum Beispiel Waffeln,<br />

Pancakes, Eiscreme oder andere<br />

Desserts.<br />

mib<br />

Energiesparend kochen<br />

Mit ein paar Tricks den Geldbeutel entlasten<br />

Neu sind Ratschläge zu energiesparendem<br />

Kochen eigentlich<br />

nicht. Doch durch die Energiekrise<br />

hat das Thema für die Menschen<br />

hierzulande wieder an Aktualität<br />

gewonnen. Die VdK-ZEITUNG hat<br />

Ideen zusammengestellt, wie sich<br />

Lebensmittel energiesparend zu<br />

einer warmen Mahlzeit zubereiten<br />

lassen.<br />

Beim Erhitzen von Wasser gibt<br />

es einiges zu beachten, damit die<br />

Energie nicht buchstäblich verdampft.<br />

So gilt grundsätzlich:<br />

Deckel auf den Kochtopf. Ein Topf<br />

sollte nie kleiner sein als die Herdplatte,<br />

besser sogar etwas größer.<br />

Am meisten Energie lässt sich<br />

einsparen, wenn ein Wasserkocher<br />

Deckel auf den Topf! Dadurch lässt<br />

sich Energie einsparen.<br />

Foto: picture alliance/Sueddeutsche Zeitung Photo/Robert Haas<br />

verwendet wird. Wenn sehr hartes<br />

Wasser aus der Leitung kommt,<br />

sollte das Gerät regelmäßig entkalkt<br />

werden. Sonst wird beim<br />

Erhitzen durch die Ablagerungen<br />

mehr Energie verbraucht.<br />

Die meisten Geräte fassen 1,7<br />

Liter. Wer damit Wasser zum Kochen<br />

bringen möchte, überlegt sich<br />

am besten vorher, welche Menge<br />

benötigt wird. Beispiel: Die Kaffeekanne<br />

fasst einen Liter Wasser.<br />

Dann sollte auch nur ein Liter<br />

aufgekocht werden.<br />

Wer Nudeln in einem Kochtopf<br />

garen möchte, dem nützt ein Wasserkocher<br />

ebenfalls: das Gerät<br />

maximal füllen und einschalten.<br />

Wenn das Wasser nach kurzer Zeit<br />

bereits leicht erhitzt ist, einen Teil<br />

davon in den Kochtopf füllen, sodass<br />

er schon mal vorgewärmt ist.<br />

Würde man die kochend heiße<br />

Flüssigkeit in den kalten, leeren<br />

Metalltopf füllen, gäbe es einen<br />

Energieverlust.<br />

Bei Reis reicht es, wenn er einmal<br />

aufgekocht wird. Anschließend<br />

die elektrische Herdplatte<br />

oder Gasflamme ausschalten und<br />

ihn im geschlossenen Topf quellen<br />

lassen. Wird der Reis direkt vor<br />

dem Zubettgehen gegart, kann der<br />

Topf währenddessen auch in ein<br />

Handtuch gewickelt und am Fußende<br />

unter die Bettdecke gelegt<br />

werden.<br />

Wer in der Küche einen Dampfgarer,<br />

einen Schnellkochtopf und<br />

einen Umluftherd nutzt, kann<br />

ebenfalls Energie einsparen. ant<br />

Wieder mehr Stromund<br />

Gassperrungen<br />

Nachdem die Zahl der Strom- und<br />

Gassperrungen 2020 im Vergleich<br />

zum Vorjahr zurückgegangen ist,<br />

wurden 2021 wieder mehr Stromund<br />

Gasanschlüsse gesperrt.<br />

Die Stromsperrungen lagen im<br />

vergangenen Jahr bei rund 235 000<br />

und damit um gut zwei Prozent<br />

höher als im Jahr zuvor. Die Zahl<br />

der Gassperrungen steigerte sich<br />

sogar um rund zwölf Prozent auf<br />

rund 27 000. Wer nach einer ersten<br />

Mahnung und einer Sperrandrohung<br />

nicht bezahlt, dem sperrt der<br />

Energieversorger in der Regel den<br />

Anschluss – frühestens vier Wochen<br />

nach der Androhung. Das<br />

konkrete Datum der Sperrung<br />

muss acht Werktage im Voraus<br />

angekündigt werden. Spätestens<br />

dann sollte der Versorger seinen<br />

Kundinnen und Kunden den Abschluss<br />

einer Abwendungsvereinbarung<br />

anbieten, die eine Ratenzahlungsvereinbarung<br />

und eine<br />

Weiterversorgung auf Vorauszahlungsbasis<br />

beinhaltet.<br />

In der Grundversorgung darf eine<br />

Sperrung erst bei einem Zahlungsverzug<br />

von zwei Monatsabschlägen<br />

und mindestens 100 Euro erfolgen.<br />

Ist kein Monatsabschlag vereinbart,<br />

muss der Verzug mindestens ein<br />

Sechstel des voraussichtlichen Jahresbetrags<br />

ausmachen. Dies gilt<br />

nun auch im Gasbereich, in dem es<br />

bisher keine Untergrenze gab. Besteht<br />

jedoch konkrete Gefahr für<br />

Leib oder Leben der Betroffenen,<br />

ist eine Sperrung unverhältnismäßig<br />

und somit nicht zulässig. mib<br />

22 RHPfalz<br />

Allgemein


Verbraucher<br />

Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023<br />

23<br />

Warmes, Süßes oder einfach mehr Zeit<br />

Geschenkideen des VdK: Womit wir unseren Liebsten zu Weihnachten eine Freude machen<br />

Die Suche nach dem passenden<br />

Weihnachtsgeschenk ist jedes<br />

Jahr eine Herausforderung. Das<br />

Präsent soll besonders, persönlich,<br />

schön und natürlich auch eine<br />

Überraschung sein. Wir haben für<br />

die Leserinnen und Leser unsere<br />

Geschenkideen aufgeschrieben.<br />

Vielleicht lässt sich ja der eine oder<br />

die andere inspirieren.<br />

Zeit, die entlastet<br />

Persönliche Gutscheine verschenke<br />

ich gerne im Freundeskreis<br />

und an Verwandte: So kann<br />

ich mir als Gebende nämlich genau<br />

überlegen, wie ich die andere Person<br />

am besten entlasten kann und<br />

ihr eine schöne Zeit ermögliche.<br />

Gutscheine für die Kinderbetreuung<br />

kommen bei allen Eltern immer<br />

besonders gut an, ältere Menschen<br />

schätzen eher Gutscheine<br />

für eine Stunde vorlesen oder einen<br />

Spaziergang.<br />

Einen weiteren Tipp habe ich<br />

auch noch: ein Weihnachts-Apfelgetränk<br />

als alkoholfreie Glühweinalternative.<br />

Einfach einen halben<br />

Liter naturtrüben Apfelsaft mit<br />

einem Teelöffel Zimt und einem<br />

Beutel Glühweingewürz verfeinern<br />

und erwärmen. Die Zutaten kann<br />

man auch verschenken und dann<br />

gemeinsam genießen.<br />

<br />

Verena Bentele<br />

„Arcadia“<br />

Durch den Tipp einer Freundin<br />

wurde ich auf die US-amerikanische<br />

Schriftstellerin Lauren Groff<br />

(Jahrgang 1980) aufmerksam. Derzeit<br />

bin ich in ihren zweiten Roman<br />

„Arcadia“ versunken (2013<br />

erschienen). Auf dem Umschlag ist<br />

ein knallbunt angemalter VW-Bus<br />

zu sehen, Sinnbild für die Hippie­<br />

Bewegung. Die Autorin erzählt<br />

von einer Landkommune in den<br />

1970er-Jahren im Bundesstaat<br />

New York. Die Mitglieder führen<br />

ein aus ihrer Sicht freies Leben. Sie<br />

lehnen den Kapitalismus ab und<br />

versuchen, sich selbst zu versorgen<br />

– unter der Regie ihres charismatischen<br />

Anführers. Als die Gemeinschaft<br />

ein riesiges Grundstück mit<br />

einem völlig heruntergekommenen<br />

ehemaligen Schulhaus zur Verfügung<br />

gestellt bekommt, scheint der<br />

Traum einer festen Bleibe zum<br />

Greifen nahe. Voller Hoffnung<br />

lassen sie sich an diesem Ort, den<br />

sie „Arcadia“ nennen, nieder. Es<br />

folgen Monate voll harter Renovierungsarbeiten.<br />

Die faszinierende<br />

Geschichte wird durch die Augen<br />

von Bit erzählt, der anfangs erst<br />

fünf Jahre alt ist und im Lauf des<br />

Romans erwachsen wird. C.H.<br />

Beck Verlag, ISBN 978-3-406-<br />

65365-0, 18,95 Euro.<br />

<br />

Elisabeth Antritter<br />

Foto: imago/Panthermedia<br />

Wärme verschenken<br />

Blau, grau oder vielleicht doch ein gewagtes<br />

fröhliches Rot? Gestreift, gemustert<br />

oder uni? Wer Socken selbst strickt,<br />

kann aus vielen wunderbaren Farbtönen<br />

und den schönsten Mustern<br />

auswählen. So kann man ein Geschenk<br />

gestalten, das genau zum<br />

Beschenkten passt. Mehr Individualität<br />

geht nicht. Und<br />

etwas Selbstgemachtes<br />

kommt oft gut an.<br />

Deshalb stricke ich<br />

gerne Socken und<br />

verschenke sie an<br />

meinen Vater. Er<br />

liebt die warmen<br />

Kreationen an<br />

seinen Füßen.<br />

Im Winter<br />

trägt er sie<br />

gern als<br />

Hausschuhe. Und wenn ein Paar<br />

der Selbstgestrickten unter dem<br />

Weihnachtsbaum liegt, leuchten<br />

jedes Mal seine Augen.<br />

Was er nicht weiß: Ich tue das<br />

nicht nur für ihn. Wenn ich stricke,<br />

ist das pure Entspannung. Mit der<br />

schönen, warmen Wolle zwischen<br />

den Fingern, den Maschen, die<br />

über die Nadeln gleiten, und dem<br />

Strumpf, der langsam an Form<br />

gewinnt, mache ich mir auch selbst<br />

ein Geschenk.<br />

Einfache Anleitungen zum Sockenstricken<br />

gibt es im Internet<br />

oder in Ratgeberbüchern, die man<br />

in der Bibliothek oder dem Buchhandel<br />

findet. Vielleicht erweist<br />

sich auch die Nachbarin als Sockenspezialistin,<br />

die zeigen kann,<br />

wie es geht. Es lohnt sich. Die<br />

Beschenkten werden es Ihnen<br />

danken.<br />

Kristin Enge<br />

Fruchtiges Frühstück<br />

Für mich gehört eine leckere<br />

Marmelade zu einem guten Frühstück<br />

einfach dazu. In den vergangenen<br />

Jahren sind meine Partnerin<br />

und ich dazu übergangen, den<br />

fruchtigen Brotaufstrich selber zu<br />

machen, weil uns die Produkte aus<br />

dem Supermarktregal oft nicht so<br />

gut geschmeckt haben. Wir probieren<br />

jedes Jahr etwas Neues aus:<br />

Quittenmarmelade, Birne-Vanille<br />

oder in diesem Jahr Zwetschge­<br />

Rum. Damit es sich auch lohnt,<br />

kaufen wir die Früchte gleich im<br />

Mehr-Kilo-Pack. Kürzlich haben<br />

wir uns an einem Wochenende ein<br />

bisschen Zeit genommen, Gläser<br />

ausgekocht, fünf Kilo<br />

Zwetschgen gewaschen<br />

und entsteint,<br />

danach zwei<br />

Teile Zwetschgen<br />

und ein Teil Gelierzucker<br />

zusammen<br />

aufkochen lassen und<br />

kurz püriert. Dann einen<br />

guten Schluck<br />

Rum dazu, noch mal<br />

kurz aufkochen lassen<br />

und in die Gläser gefüllt.<br />

Damit war unser<br />

Marmeladen-Vorrat<br />

für das ganz Jahr aufgefüllt.<br />

Davon können<br />

wir für unsere Eltern<br />

noch jeweils ein Glas abknapsen,<br />

das wir ihnen zu Weihnachten<br />

schenken. Wenn wir dann am<br />

Weihnachtsmorgen gemeinsam mit<br />

den Eltern frühstücken, kommt die<br />

Marmelade auf den Tisch. Das ist ein guter<br />

Start in den Tag – und bislang haben wir<br />

uns noch jedes Mal über ein Lob für die<br />

Marmelade freuen dürfen. Jörg Ciszewski<br />

Die Welt in 1000 Teilen<br />

Zugegeben: Ich bin eine Spätberufene<br />

oder besser: eine Wiederentdeckerin.<br />

Seit ich nach<br />

25 Jahren Abstinenz wieder<br />

das erste 1000er-Bild zusammengelegt<br />

habe, bin<br />

ich vom Puzzle-Fieber<br />

gepackt. Es hat fast<br />

etwas Medidatives,<br />

Teil für Teil<br />

in die Hand zu<br />

nehmen und<br />

aneinanderzuklicken.<br />

Und das<br />

Foto: imago/YAY Images<br />

Foto: imago/Shotshop<br />

Schöne ist: Am Schluss kommt<br />

immer etwas Perfektes raus.<br />

Es ist aber auch sehr kommunikativ,<br />

so ein Puzzle gemeinsam zu<br />

legen. Die Talente sind in der Familie<br />

meist gut verteilt: Es gibt<br />

Himmelspezialisten, Wiesentüftlerinnen,<br />

Rahmenleger und Einzelteiljägerinnen.<br />

Wer mag, kann das<br />

Gemeinschaftswerk aufkleben<br />

und an die Wand hängen. Oder<br />

wieder in die Schachtel packen<br />

und mit einem anderen Puzzle-Fan<br />

tauschen. Klassische<br />

Puzzles mit schönen Motiven<br />

gibt es ab zehn Euro zu kau fen.<br />

Tipp: Die Firma<br />

Ravensburger<br />

bietet einen Service<br />

für verlorene<br />

einzelne Puzzleteile<br />

an.<br />

Bettina Schubarth<br />

Erinnerungen<br />

Je älter ich werde,<br />

umso mehr freue ich<br />

mich über nicht-materielle Geschenke<br />

zu Weihnachten. Dass das<br />

Fest mittlerweile für viele eher eine<br />

Konsumschlacht geworden ist,<br />

empfinde ich als befremdlich.<br />

Nicht-materielle Geschenke – das<br />

können selbst gemalte Bilder der<br />

Kinder für die Großeltern oder<br />

Gutscheine für gemeinsame Unternehmungen<br />

und Erfahrungen sein.<br />

Im Rückblick ist<br />

die Zeit, die<br />

man bewusst<br />

gemeinsam<br />

verbringt,<br />

die schönste<br />

Erinnerung<br />

– besonders<br />

mit<br />

Menschen,<br />

die man nicht<br />

so häufig sieht oder die vielleicht<br />

schon gestorben sind. Ich weiß<br />

heute nicht mehr, was mir meine<br />

Lieblingstante zu Weihnachten als<br />

Kind geschenkt hat, aber an gemeinsame<br />

Unternehmungen denke<br />

ich immer gerne zurück – und<br />

wenn es nur ein langer Spaziergang<br />

oder ein schönes Abendessen<br />

miteinander war. Freunden schenke<br />

ich für zukünftige Besuche an<br />

meinem Wohnort beispielsweise<br />

gemeinsame Entdeckungstouren<br />

in der Stadt, manchmal mit, aber<br />

auch ohne Eintrittskarten fürs<br />

Museum oder Kino.<br />

<br />

Julia Frediani<br />

Tolle Schnäppchen<br />

Es muss nicht immer etwas Neues<br />

sein: Auf dem Flohmarkt oder<br />

online auf eBay Kleinanzeigen und<br />

Vinted lassen sich manchmal richtig<br />

tolle Schnäppchen machen. Mit<br />

ein wenig Glück ergattert man ein<br />

fast neues oder sehr gut erhaltenes<br />

Stück. Natürlich sollte sich die<br />

oder der Beschenkte über das Geschenk<br />

freuen und nicht angewidert<br />

die Nase rümpfen. Wenn man<br />

aber genau das findet, was sich die<br />

oder der andere wünscht, oder<br />

was zu ihr oder ihm passt, spielt es<br />

fast keine Rolle, ob man etwas neu<br />

oder schon ein bisschen gebraucht<br />

kauft. Vergangenes Jahr habe ich<br />

meiner Schwester eine nagelneue<br />

Nähmaschine geschenkt – sie<br />

stand bei der Besitzerfamilie ungenutzt<br />

im Keller herum und war<br />

für ein Drittel des Preises zu haben.<br />

Dieses Jahr bekommt mein<br />

Neffe ein Marken-Dreirad, das ich<br />

günstig erworben habe – er nutzt<br />

es sowieso nur maximal ein Jahr,<br />

dann wird er Fahrradfahren lernen.<br />

Annette Liebmann<br />

Reise durch das Leben<br />

Kinder ab einem bestimmten<br />

Alter wünschen sich häufig Computer-<br />

oder Konsolenspiele. Die<br />

sorgen für viel Action und Spaß,<br />

werden aber gemeinhin nicht als<br />

pädagogisch wertvoll erachtet. Die<br />

bei Eltern beliebtere Alternative<br />

sind Brettspiele. Die haben früher<br />

schon für heitere Familienabende<br />

gesorgt und schaffen das auch<br />

heute noch. Wir haben an unseren<br />

Nachwuchs kürzlich die Neuauflage<br />

des Klassikers „Spiel des Lebens“<br />

von Hasbro verschenkt. Das<br />

kam sehr gut an. Die aufregende<br />

Reise durch das Leben gab es bereits<br />

in den 1980er-Jahren. Die<br />

aktualisierte Version hat nichts<br />

von ihrem ursprünglichen Reiz<br />

verloren. Auch wenn die Botschaft<br />

am Spielende fragwürdig ist: Wer<br />

im Ziel das meiste Geld besitzt,<br />

gewinnt. Mirko Besch<br />

Foto: imago/Shotshop<br />

23 RHPfalz<br />

Allgemein


24 Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023 Unterhaltung<br />

Knapp 1000 haben zugesehen<br />

Vor 70 Jahren lief erstmals die ARD-„Tagesschau“<br />

Das Logo der ersten „Tagesschau“ vor 70 Jahren.<br />

Foto: NDR<br />

Am 26. <strong>Dez</strong>ember feiert die „Tagesschau“<br />

im Ersten ihren 70. Geburtstag.<br />

Angefangen hat alles mit<br />

kleinem Publikum und ohne Sprecherin<br />

oder Sprecher.<br />

Während die 20-Uhr-Ausgabe<br />

der „Tagesschau“ heutzutage im<br />

Schnitt von neun Millionen Zuschauerinnen<br />

und Zuschauern<br />

verfolgt wird, waren es bei der<br />

Premiere am zweiten Weihnachtstag<br />

1952 nicht einmal 1000. Mehr<br />

Anschlüsse gab es damals nicht.<br />

Zu der Zeit dominierten noch<br />

die Radionachrichten. Bildbeiträge<br />

von Großereignissen gab es nur in<br />

den Kino-Wochenschauen. Vielen<br />

Menschen war das Fernsehen damals<br />

suspekt, wie der NDR selbst<br />

in seiner Chronik schreibt.<br />

Die Planungen für die „Tagesschau“<br />

begannen im Herbst 1951.<br />

Der Nordwestdeutsche Rundfunk<br />

schloss einen Vertrag mit der Neuen<br />

Deutschen Wochenschau, um<br />

aus deren Filmmaterial eine TV-<br />

Sendung zu produzieren. Ab Januar<br />

1952 wurde geübt, im August<br />

bekam die Sendung ihren bekannten<br />

Namen, und am 26. <strong>Dez</strong>ember<br />

um 20 Uhr war Premiere.<br />

Themen waren die Rückkehr von<br />

US-Präsident Eisenhower aus Korea,<br />

das Richtfest für die Fernsehstudios<br />

in Hamburg-Lokstedt, eine<br />

Eisrevue und das Fußballspiel<br />

Deutschland gegen Jugoslawien.<br />

Die Filme wurden einfach nacheinander<br />

gezeigt. Erst ab März 1959<br />

gab es mit Karl-Heinz Köpcke den<br />

ersten Sprecher.<br />

hei<br />

24 RHPfalz<br />

Allgemein

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