RhPfalz_Dez_2022
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Sozialverband VdK<br />
Rheinland-Pfalz<br />
76. Jahrgang<br />
<strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023<br />
THEMEN<br />
Reportage<br />
Deutschlands erste<br />
gehörlose Chefärztin Seite 3<br />
Gesundheit<br />
Ohne Brille im<br />
Alter: Geht das? Seite 9<br />
Inklusion<br />
Zwei junge Frauen<br />
feiern das Leben Seite 11<br />
VdK-TV<br />
Nächstenpflege und<br />
Beruf vereinbaren Seite 12<br />
Verbraucher<br />
Das ändert sich<br />
im neuen Jahr Seite 21<br />
Barrierefreie Wege durchs Gesundheitssystem sind schwer zu finden.<br />
Foto: picture alliance/Martin Schutt<br />
Aus dem<br />
Landesverband<br />
Post-Covid: Wenn<br />
Corona nicht weggeht Seite 13<br />
Gesund werden mit Hindernissen<br />
Sozialverband VdK kritisiert die mangelhafte Barrierefreiheit von Arztpraxen und Kliniken<br />
SEITE 5<br />
So hilft der VdK<br />
Foto: imago/blickwinkel<br />
VdK-Mitglied Doris Bader hatte<br />
große Schwierigkeiten, Gesprächen<br />
mit mehreren Personen zu<br />
folgen – trotz Cochlea-Implantat<br />
und Hörgerät. Ihre Krankenkasse<br />
verweigerte ihr ein Hilfsmittel, das<br />
ihr Sprachverstehen entscheidend<br />
verbessern würde. Der VdK Nordrhein-Westfalen<br />
legte Klage ein.<br />
Menschen mit körperlichen, geistigen<br />
oder psychischen Beeinträchtigungen<br />
erleben das deutsche<br />
Gesundheitssystem häufig<br />
voller Hindernisse. Der VdK fordert<br />
anlässlich des Internationalen<br />
Tags der Menschen mit Behinderung<br />
am 3. <strong>Dez</strong>ember die uneingeschränkte<br />
Barrierefreiheit medizinischer<br />
Dienstleistungen.<br />
„In Deutschland sind Menschen<br />
mit Behinderung oder chronischen<br />
Beeinträchtigungen mit einem<br />
höchst unzugänglichen Gesundheitssystem<br />
konfrontiert. Das ist<br />
ein klarer Verstoß gegen die UN-<br />
Behindertenrechtskonvention.<br />
Auch das Recht auf freie Arztwahl<br />
wird eklatant verletzt“, sagt VdK-<br />
Präsidentin Verena Bentele.<br />
Statt Inklusion erleben Betroffene<br />
immer wieder Diskriminierungen:<br />
Menschen mit Sehbehinderung<br />
bekommen nur Anträge in<br />
Papierform. Frauen, die einen<br />
Rollstuhl nutzen, finden keine<br />
gynäkologische Praxis mit entsprechenden<br />
Behandlungsstühlen.<br />
Selbst Orthopäden oder Physiotherapeutinnen<br />
haben oft keine stufenlos<br />
zugänglichen Praxisräume.<br />
Menschen mit geistiger Behinderung<br />
oder an Demenz Erkrankte<br />
werden in den Arztpraxen als „zu<br />
zeitintensiv“ abgewiesen. Wegen<br />
der Fallpauschalen werden pflegebedürftige<br />
Menschen oft zu früh<br />
entlassen, weil Kliniken für eine<br />
längere Behandlung draufzahlen.<br />
„Diese Liste ließe sich endlos<br />
lange fortsetzen. Solange es keine<br />
gesetzlichen Verpflichtungen zur<br />
Barrierefreiheit und Diskriminierungsfreiheit<br />
im deutschen Gesundheitssystem<br />
gibt, wird sich<br />
daran nichts ändern“, befürchtet<br />
Bentele. Niedergelassene Ärzte<br />
schicken Betroffene sogar in weit<br />
entfernte Kliniken, häufig auch für<br />
Routinetermine. Die Erreichbarkeit<br />
ist dann oft ein Problem, und<br />
die Krankenhäuser sind häufig<br />
nicht auf diese Untersuchungen<br />
eingestellt. „Die Kassenärztlichen<br />
Vereinigungen dürfen sich hier<br />
nicht entziehen. Sie müssen ihrem<br />
Sicherstellungsauftrag für die ambulante<br />
Versorgung für alle Bevölkerungsgruppen<br />
nachkommen<br />
und zumindest bei Neuvergaben<br />
und Umbaumaßnahmen von Arztsitzen<br />
zur Barrierefreiheit verpflichten“,<br />
fordert Bentele.<br />
Bislang ist nicht einmal in Krankenhäusern<br />
Barrierefreiheit selbstverständlich.<br />
Eine aktuelle Studie<br />
legt beispielhaft für Bayern große<br />
Defizite offen. Fast ein Drittel der<br />
Kliniken hat keine Rollstuhlrampen,<br />
die der DIN-Norm genügen.<br />
Barrierefreie Toiletten gibt es nur<br />
in 56 Prozent der Stationen. Die<br />
Gänge sind für Menschen mit Seheinschränkungen<br />
oft zu dunkel,<br />
kontrastreiche, große Beschriftungen<br />
und verständliche Wegeleitsysteme<br />
fehlen. Nur 15,5 Prozent aller<br />
Häuser können im Notfall eine<br />
stufenfreie Evakuierung aus den<br />
oberen Etagen gewährleisten.<br />
Der VdK fordert, dass alle Menschen<br />
mit Behinderung oder Pflegebedarf<br />
zukünftig das Recht auf<br />
eine Assistenz im Krankenhaus<br />
haben. Zudem muss es verpflichtende<br />
Lerneinheiten in Studiengängen<br />
und Berufsausbildungen<br />
im Gesundheitsbereich geben, um<br />
die Sensibilität für die besonderen<br />
Bedürfnisse und Anforderungen<br />
von Menschen mit Behinderung zu<br />
erhöhen. Am Geld darf Inklusion<br />
nicht scheitern, so Bentele: „Die<br />
Behandlung eines Menschen mit<br />
Behinderung bedeutet im Einzelfall<br />
mehr Zeit und therapeutischen<br />
Aufwand. Die ärztliche Gebührenordnung<br />
muss hier angepasst<br />
werden.“ Dr. Bettina Schubarth<br />
Menschen ermutigen<br />
Neujahrsgruß von VdK-Präsidentin Verena Bentele<br />
Liebe VdK-Mitglieder,<br />
liebe Leserinnen und Leser,<br />
es sind schwierige Zeiten, das ist nicht zu<br />
leugnen. Der russische Angriffskrieg gegen<br />
die Ukraine belastet uns mental und treibt<br />
die Energiepreise in die Höhe. Manche<br />
Gewissheiten, wie ein Leben in Frieden,<br />
sind zumindest ins Wanken gekommen.<br />
Sozial gerechte Politik braucht mehr<br />
denn je leidenschaftliche Vertreterinnen<br />
und Vertreter, wie wir sie beim Sozialverband<br />
VdK haben. Wir sind eine große<br />
Gemeinschaft von 2,16 Millionen Mitgliedern.<br />
Gerade in Krisenzeiten, sei es durch<br />
die Corona-Pandemie oder durch die enormen<br />
Preissteigerungen, unter denen Menschen<br />
mit wenig Geld leiden, braucht es<br />
uns als starken, selbstbewussten und unabhängigen<br />
Sozialverband. Wir setzen uns<br />
für eine Politik ein, die Menschen ermutigt,<br />
Vertrauen in den Sozialstaat zu setzen.<br />
Das ist die Leitlinie, mit der wir Forderungen<br />
an die Bundesregierung stellen.<br />
Bei aller notwendigen Tagespolitik mit<br />
dem Fokus auf den aktuellen Krisen dürfen<br />
offene Themen bei der Pflege, Rente und<br />
Armutsbekämpfung nicht vergessen werden.<br />
Die aktuelle VdK-Kampagne „Nächstenpflege“<br />
erinnert die Regierung an ihr<br />
Versprechen, die wichtige Angehörigenpflege<br />
zu stärken. Ich bedanke mich bei<br />
allen VdKlern, die diese Kampagne bundesweit<br />
mit Leben füllen.<br />
Unser Verbandserfolg hat viele Mütter<br />
und Väter im ganzen Land. Im Namen des<br />
VdK-Präsidiums und der VdK-Bundesgeschäftsführung<br />
danke ich allen, die <strong>2022</strong><br />
im Ehren- und Hauptamt unseren Sozialverband<br />
so engagiert unterstützt haben.<br />
Ich wünsche Ihnen ein frohes Fest und<br />
ein gesundes neues Jahr. Bleiben Sie zuversichtlich!<br />
Das ist so wichtig wie Sonne und<br />
Vitamin C. Mit Ihnen an meiner Seite<br />
schaue ich mit viel Optimismus auf 2023.<br />
<br />
Ihre Verena Bentele
2 Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023<br />
Politik<br />
VdK zieht vor das Bundesverfassungsgericht<br />
Ungerechtigkeit für Bestands-Erwerbsminderungsrentner nicht beseitigt<br />
Das Bundessozialgericht (BSG) in<br />
Kassel hat entschieden: Rentnerinnen<br />
und Rentner, deren Eintritt<br />
in die Erwerbsminderungsrente<br />
(EM-Rente) zwischen den Jahren<br />
2001 und 2019 lag, können mit<br />
keiner weiteren Erhöhung ihrer<br />
Altersbezüge und mit keiner<br />
Gleichbehandlung mit Neurentnern<br />
rechnen.<br />
Mitte November verhandelte die<br />
oberste Instanz der Sozialgerichtsbarkeit<br />
in Deutschland und kam<br />
zu dem Schluss, dass die derzeitige<br />
Gesetzeslage rechtens sei. Obwohl<br />
sich das Gericht mit seiner Entscheidung<br />
schwer tat und explizit<br />
das Engagement des Sozialverbands<br />
VdK Deutschland in dieser<br />
Angelegenheit hervorhob, sah es<br />
rechtlich die Hände ge bunden.<br />
VdK-Präsidentin Verena Bentele<br />
kündigte nach der Entscheidung<br />
des BSG an, dass der VdK das<br />
Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe<br />
anrufen werde: „Für alle Erwerbsminderungsrentner,<br />
die wegen<br />
einer Erkrankung oder Behinderung<br />
nicht mehr arbeiten<br />
können, ist das eine bittere Entscheidung.<br />
Allerdings ist für uns<br />
das letzte Wort noch nicht gesprochen.<br />
Wir gehen nach Karlsruhe.“<br />
Sobald die Urteilsgründe schriftlich<br />
vorliegen, kann der VdK Verfassungsbeschwerde<br />
erheben, eine<br />
Entscheidung wird ein Jahr später<br />
erwartet.<br />
Bei den Verfahren ging es um<br />
eine Revision einer Klägerin und<br />
eines Klägers, die sich bei der<br />
Das letzte Wort ist bei den Klagen zu den EM-Bestandsrenten noch nicht<br />
gesprochen: Der VdK erhebt Verfassungsbeschwerde. Foto: pa/Uli Deck<br />
Berechnung ihrer EM-Rente benachteiligt<br />
gesehen haben. Sie<br />
wurden als Musterverfahren vom<br />
VdK Deutschland gemeinsam mit<br />
dem Sozialverband Deutschland<br />
(SoVD) geführt.<br />
Das Urteil des BSG bedeutet,<br />
dass weiterhin rund 1,8 Millionen<br />
EM-Rentnerinnen und -rentner,<br />
die zwischen 2001 und 2019 in<br />
Rente gegangen sind, nach Ansicht<br />
des VdK benachteiligt werden. Sie<br />
werden weiterhin deutlich niedrigere<br />
EM- Renten erhalten als beispielsweise<br />
Menschen, deren Rentenbezug<br />
später begonnen hat.<br />
Eigentlich hatte der Gesetzgeber<br />
zum 1. Januar 2019 die Zurechnungszeiten<br />
bei der EM- Rente erhöht<br />
– allerdings ohne die Bestands-EM-Rentnerinnen<br />
und<br />
-Rentner miteinzubeziehen. Ungerecht<br />
und nicht nachvollziehbar,<br />
befanden der VdK und der SoVD<br />
und reichten gemeinsam Klagen<br />
ein. In der Zwischenzeit hat der<br />
Gesetzgeber nachgebessert und für<br />
die Bestandsrentnerinnen und<br />
-rentner, deren EM-Rentenbeginn<br />
zwischen Januar 2001 und <strong>Dez</strong>ember<br />
2018 lag, Zuschläge beschlossen.<br />
Je nach Rentenbeginn liegen<br />
diese bei 4,5 beziehungsweise bei<br />
7,5 Prozent.<br />
Nach Ansicht des VdK sind sie<br />
zu niedrig und sollten verdoppelt<br />
werden – nur dann würde eine<br />
Gleichbehandlung hergestellt. Die<br />
Zuschläge werden erst zum Juli<br />
2024 eingeführt und damit nach<br />
Ansicht des VdK viel zu spät umgesetzt.<br />
Die VdK-ZEITUNG wird<br />
weiterhin über dieses Verfahren<br />
berichten. Julia Frediani<br />
KOMMENTAR<br />
Bits, Bytes und Barrieren<br />
Heimlich, still und leise verschwinden<br />
gerade die letzten<br />
Telefonhäuschen und Telefonsäulen.<br />
Die verbliebenen 12 000<br />
öffentlichen Telefone werden<br />
nach Angaben der Post spätestens<br />
Ende Januar 2023 abgebaut.<br />
Vermutlich werden sie von<br />
kaum jemandem vermisst. Fast<br />
jeder hat heute ein Handy. Für<br />
junge Leute ist die Telefonzelle<br />
so aktuell wie die Dampflok.<br />
Es geht mir nicht um Nos talgie.<br />
Ich mag die digitale Welt. Sie<br />
eröffnet gerade mir als blinden<br />
Menschen eine Menge an Kommunikationsmöglichkeiten,<br />
die<br />
ich früher nicht hatte. Mein Laptop<br />
mit Sprachausgabe ersetzt<br />
mir eine Wagenladung Braille-<br />
Ausdrucke. Für mich sind also<br />
einige Barrieren weggefallen.<br />
Trotzdem beobachte ich, dass<br />
viele Menschen in der digitalen<br />
Welt verloren gehen. Das sind<br />
Ältere, die nicht mit der Technik<br />
vertraut sind. Oder Menschen<br />
mit wenig Geld, die sich nicht<br />
immer das Neueste leisten können.<br />
Oder Menschen, die wegen<br />
sprachlicher oder körperlicher<br />
Einschränkungen keinen digitalen<br />
Zugang finden.<br />
Bits und Bytes dürfen keine neuen<br />
Barrieren bauen, sonst wird<br />
aus Fortschritt Diskriminierung.<br />
Zu beobachten ist eine zunehmende<br />
Verlagerung von Dienstleistungen<br />
ins Internet. Das<br />
49-Euro-Ticket, das künftig<br />
„Deutschlandticket“ heißt, ist ein<br />
Beispiel dafür. Der Nachfolger<br />
Verena Bentele<br />
VdK-Präsidentin<br />
des 9-Euro-Tickets soll mehr Mobilität<br />
ermöglichen. Aber ohne<br />
Smartphone funktioniert es nicht.<br />
Selbst der Kauf am Fahrkartenautomat<br />
wird in Frage gestellt.<br />
Günstige Tickets nur für Clevere<br />
mit neuen Smartphones? Das ist<br />
eine bewusste oder gedankenlose<br />
Ausgrenzung. Dagegen<br />
wehrt sich der VdK.<br />
Ab 2023 soll es auch einen Überblick<br />
für alle Rentenversicherten<br />
mit dem Stand ihrer gesetzlichen,<br />
betrieblichen und privaten<br />
Altersvorsorge geben. Das ist<br />
gut so. Geplant wird das Ganze<br />
als reine Online-Version. Das ist<br />
mittelgut. Denn immerhin sind<br />
fünf Prozent aller über 14-Jährigen<br />
„Nonliner“, nutzen also kein<br />
Internet, in der älteren Generation<br />
sind es 20 Prozent. Es muss<br />
unbedingt sichergestellt sein,<br />
dass die Rentenversicherung<br />
diese wichtigen Informationen<br />
auf Wunsch auch per Post schickt.<br />
Dr. Rainer Boldt bleibt Vorsitzender<br />
Landesverbandstag in Mecklenburg-Vorpommern<br />
Die Delegierten des VdK-Landesverbands<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
haben auf ihrem Landesverbandstag<br />
den geschäftsführenden<br />
Vorstand gewählt. Dabei<br />
wurde der Vorsitzende Dr. Rainer<br />
Boldt im Amt bestätigt.<br />
Dr. Rainer Boldt steht seit 2016 dem<br />
Landesverband vor. Foto: VdK MV<br />
Auch in Krisenzeiten hat der<br />
VdK-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern<br />
imponierende<br />
Zahlen vorzuweisen. Der frisch im<br />
Amt bestätigte Vorsitzende Dr.<br />
Rainer Boldt berichtete auf dem<br />
9. Ordentlichen Landesverbandstag<br />
in Rostock, dass in den vergangenen<br />
vier Jahren 1200 neue Mitglieder<br />
gewonnen werden konnten.<br />
Das entspräche einer Wachstumsrate<br />
von 4,6 Prozent. Etwa 25 000<br />
telefonische und persönliche Beratungen<br />
seien durchgeführt und fast<br />
50 Millionen Euro Leistungen für<br />
die Mitglieder erstritten worden.<br />
Um die wirtschaftliche Stabilität<br />
für die nächsten Jahre zu sichern,<br />
beschlossen die Delegierten, die<br />
Mitgliedsbeiträge anzupassen. Einstimmig<br />
votierten sie dafür, sie zum<br />
1. Juli 2023 um 1,50 Euro pro<br />
Hauptmitglied und um 75 Cent pro<br />
Familienmitglied zu erhöhen.<br />
In der anschließenden Diskussion<br />
wurde deutlich gemacht, dass<br />
der VdK eine Solidargemeinschaft<br />
ist. Die Rechtsvertretung von<br />
VdK-Mitgliedern vor den Ämtern<br />
und Gerichten sei nur möglich,<br />
wenn dazu die Beiträge aller Mitglieder<br />
zur Mitfinanzierung eingesetzt<br />
würden. Ein nicht unwesentlicher<br />
Teil der Beiträge fließe zurück<br />
in die Ortsverbände, um deren<br />
Handlungsfähigkeit zu stärken.<br />
Für die neue Wahlperiode hat<br />
sich der Verband anspruchsvolle<br />
Ziele gesetzt. So sollen die Unterstützungsangebote<br />
für die Ehrenamtlichen<br />
in den Ortsverbänden<br />
ausgebaut, die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
stabilisiert und die<br />
Bildungsangebote für Ehrenamtliche<br />
weiterentwickelt werden.<br />
Nachdem VdK-Präsidentin Verena<br />
Bentele in ihrem Grußwort auf<br />
die Nächstenpflege-Kampagne des<br />
VdK eingegangen war, lobte sie das<br />
Engagement der Haupt- und Ehrenamtlichen<br />
im Landesverband. Sie<br />
bedankte sich bei den über 250<br />
Ehrenamtlichen, die das Verbandsleben<br />
möglich machen. „Ich freue<br />
mich, mit Ihnen für soziale Gerechtigkeit<br />
einzustehen, und zwar über<br />
jede und jeden Einzelnen, der oder<br />
die das mit Elan tut“, sagte die<br />
VdK-Präsidentin. <br />
cis<br />
Gleichstellung gefordert<br />
VdK-Frauenvertreterinnen beschließen Resolution<br />
Die gleichberechtigte Teilhabe von<br />
Frauen im Verband und im Arbeitsleben<br />
war das Thema der VdK-Bundesfrauenkonferenz<br />
im November<br />
in Berlin. Katharina Batz, Vorsitzende<br />
der Bundesfrauenkonferenz,<br />
begrüßte 15 Frauenvertreterinnen<br />
aus den VdK-Landesverbänden.<br />
In ihrer Rede hob VdK-Präsidentin<br />
Verena Bentele die große Bedeutung<br />
des weiblichen Engagements<br />
vor Ort hervor. „Es ist an der<br />
Zeit, dass die Frauen im VdK noch<br />
sichtbarer werden und mehr Verantwortung<br />
in Gremien und Vorständen<br />
übernehmen“, sagte sie.<br />
Über die Hälfte der Mitglieder im<br />
VdK sind Frauen. Zudem müssten<br />
mehr weibliche Themen, wie etwa<br />
Frauengesundheit, an Bedeutung<br />
gewinnen. Passend zum Thema der<br />
Teilhabe hielt Lisi Maier, Direktorin<br />
der Stiftung Gleichstellung,<br />
einen Vortrag, mit welchen Mitteln<br />
Verbände mehr Frauen ins Ehrenamt<br />
holen können.<br />
Die Teilnehmerinnen verabschiedeten<br />
in diesem Jahr die frauenpolitische<br />
Resolution „Frauen als<br />
Fachkräftepotenzial endlich ernst<br />
nehmen und fördern“. Darin fordern<br />
sie die Politik, Unternehmen<br />
und die Gesellschaft auf, Hindernisse<br />
aus dem Weg zu räumen, die<br />
Frauen die gleichberechtigte Teilhabe<br />
am Arbeitsmarkt erschweren.<br />
Dies sei ein wichtiger Schritt, das<br />
Armutsrisiko von Frauen zu senken,<br />
sagte Batz. Zudem beschäftigten<br />
sich die Frauenvertreterinnen<br />
mit der VdK-Kampagne zur Nächs<br />
tenpflege. Sie besprachen Satzungsänderungen<br />
und bereiteten die<br />
Wahlen auf dem Bundesverbandstag<br />
im nächsten Jahr vor. ken/juf<br />
Im November trafen sich die VdK-Frauenvertreterinnen aus den Landesverbänden<br />
zum sozialpolitischen Austausch in Berlin.<br />
Foto: VdK<br />
Anträge für den<br />
Bundesverbandstag<br />
Mitte November ist der sozialpolitische<br />
Ausschuss des VdK zum<br />
letzten Mal in der Legislaturperiode<br />
in Berlin zusammengekommen.<br />
Unter der Leitung des Ausschuss-Vorsitzenden,<br />
Vizepräsident<br />
Horst Vöge, wurden bei der<br />
Sitzung des sozialpolitischen Ausschusses<br />
die Anträge für den Bundesverbandstag<br />
im Mai 2023 aktualisiert.<br />
Es wurden elf Anträge aus<br />
der sozialpolitischen Abteilung des<br />
VdK Deutschland präsentiert. Folgende<br />
Bereiche wurden abgedeckt:<br />
Rentenpolitik, Pflege, Familienpolitik,<br />
Gesundheitspolitik, Barrierefreiheit,<br />
Behindertenpolitik, medizinische/berufliche<br />
Rehabilitation.<br />
Außerdem stellte die Bundesrechtsabteilung<br />
eine Aktualisierung<br />
zum Antrag Sozialprozessrecht<br />
vor. Die Anträge werden nun<br />
um die Vorschläge der Delegierten<br />
ergänzt und für die sozialpolitische<br />
Kommission vorbereitet. Dazu gab<br />
es einen Bericht zu den Gesetzesreformen<br />
zum Bürgergeld und zum<br />
Wohngeld. Der Bericht zum Bürgergeld<br />
wurde unter den 37 Delegierten<br />
am stärksten diskutiert.<br />
Am 21. Februar beschließt die<br />
Kommission Empfehlungen für die<br />
Anträge des Präsidiums und die<br />
sozialpolitischen Anträge der Landesverbände.<br />
Der sozialpolitische<br />
Ausschuss konstituiert sich in der<br />
nächsten Legislaturperiode neu.<br />
Horst Vöge dankte allen Delegierten<br />
für die konstruktive Zusammenarbeit<br />
und die guten Debatten<br />
in den letzten fünf Jahren. juf<br />
2 RHPfalz<br />
Allgemein
Reportage Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023 3<br />
HNO-Ärztin mit Leidenschaft<br />
Als erste gehörlose Chefärztin Deutschlands will Veronika Wolter die Versorgung aufbauen, die sie sich immer gewünscht hat<br />
Im Kindesalter hat Veronika Wolter<br />
ihr Gehör verloren. Heute ist sie die<br />
erste gehörlose Chefärztin in einem<br />
deutschen Akutkrankenhaus. Im<br />
Helios-Klinikum München West leitet<br />
sie die neu geschaffene Hörklinik.<br />
Veronika Wolter kommt etwas<br />
später zum verabredeten Termin<br />
– sie war noch im Gespräch mit<br />
einer Patientin. Dafür nimmt sie<br />
sich gerne Zeit, denn sie weiß allzu<br />
gut, wie es ist, als Gehörlose auf<br />
die Hilfe von Ärztinnen und Ärzten<br />
angewiesen zu sein.<br />
Von ihrer Behinderung merkt<br />
man wenig. Nur zwei kleine, transparente<br />
Schläuche hinter den Ohren<br />
erinnern daran, dass sie ohne<br />
Cochlea- Implantate eigentlich<br />
vollkommen taub wäre. Wolter<br />
spricht schnell, und wenn es um<br />
ihr Fachgebiet geht, sprudeln die<br />
Worte nur so aus ihr heraus.<br />
Dumpfes Gefühl im Ohr<br />
Im Alter von neun Jahren erkrankte<br />
sie an einer Virus-Meningitis.<br />
Diese Viren verursachen<br />
grippeähnliche Symptome und<br />
können die empfindlichen Zellen<br />
im Innenohr schädigen. Wolter<br />
erinnert sich noch genau, dass sie<br />
danach ein dumpfes Gefühl auf<br />
den Ohren hatte, das nicht mehr<br />
wegging. Gesagt hat sie nichts. Die<br />
Lehrerin war es schließlich, die<br />
bemerkte, dass mit der Schülerin<br />
etwas nicht stimmte. Eine ärztliche<br />
Untersuchung bestätigte den Verdacht:<br />
Das Virus hatte das Gehör<br />
unwiederbringlich geschädigt.<br />
Veronika Wolter (rechts) hat selbst erfahren, wie schwer es ist, als gehörlose Patientin Verständnis zu finden.<br />
„Ich musste ab der dritten Klasse<br />
Hörgeräte tragen“, erzählt Wolter.<br />
Nicht nur, dass diese Hilfsmittel<br />
viel zu groß waren, juckten und<br />
drückten – sie waren auch deutlich<br />
zu sehen und machten das Mädchen<br />
mit einem Schlag zur Außenseiterin.<br />
„Ich war auf einer Schule<br />
auf dem Land. Da gab es keine<br />
Inklusion, da kannte man nur ,behinderte‘<br />
und ,normale‘ Kinder“,<br />
sagt sie.<br />
Die Lehrerinnen und Lehrer<br />
sowie die Eltern der anderen Kinder<br />
waren der Meinung, eine ertaubte<br />
Schülerin habe an einer<br />
Regelschule nichts zu suchen.<br />
Hinzu kam das Gespött ihrer Mitschülerinnen<br />
und Mitschüler.<br />
Wolter hat damals gelernt, ihre<br />
Behinderung zu verstecken. Sie<br />
ließ sich die Haare wachsen, sodass<br />
die Hörgeräte kaum noch zu<br />
sehen waren. Wenn sie etwas nicht<br />
verstanden hatte, fragte sie nach.<br />
„Viele haben mich deshalb für<br />
dumm gehalten“, glaubt sie. „Aber<br />
das war mir immer noch lieber, als<br />
wegen meiner Behinderung nicht<br />
mehr dazuzugehören.“ Schwierig<br />
war es auch, einen passenden Arzt<br />
zu finden. Denn fast kein Mediziner<br />
hatte Verständnis für das Mädchen,<br />
das mit den Hörgeräten nur<br />
schlecht zurechtkam.<br />
Nach dem Abitur entschied sich<br />
Wolter, Medizin zu studieren. Dass<br />
sie als Schwerpunkt Hals-Nasen-<br />
Ohren-Heilkunde wählen würde,<br />
hatte sie eigentlich nicht im Sinn.<br />
„Heute weiß ich aber, dass ich immer<br />
im Bereich der Otologie gelandet<br />
wäre“, sagt sie begeistert. „Am<br />
meisten freut mich, wenn ich mit<br />
meiner Hände Arbeit den Menschen<br />
ihr Gehör zurückgeben kann.“<br />
Auch der Weg an der Uni war<br />
nicht immer einfach. Manche Professoren<br />
waren der Überzeugung,<br />
dass die junge Studentin durch ihre<br />
Einschränkung niemals als normale<br />
Ärztin würde arbeiten können.<br />
„Allerdings hatte ich viel mehr<br />
Möglichkeiten als in der Schule,<br />
mir den Lernstoff selber anzueignen,<br />
und habe sehr gute Noten geschrieben“,<br />
erinnert sie sich.<br />
Foto: Anouk Joester<br />
2005 veränderte sich für Veronika<br />
Wolter alles: Als dritter Person<br />
weltweit wurde ihr ein neuartiges<br />
Hörgerät implantiert, ein Vorläufer<br />
der heutigen Cochlea-Implantate.<br />
Im Gegensatz zu herkömmlichen<br />
Hörgeräten überträgt es nicht nur<br />
lauten Schall in den Gehörgang,<br />
sondern verstärkt ihn direkt an<br />
den Gehörknöchelchen im Mittelohr.<br />
2009 wurde es durch ein<br />
Cochlea-Implantat ersetzt. Das<br />
Ergebnis: „Ich höre fast genauso<br />
gut wie vor meiner Erkrankung mit<br />
neun Jahren“, so Wolter. „Mit diesem<br />
Implantat habe ich ein neues<br />
Sinnesorgan bekommen.“<br />
Auch beruflich lief es gut für sie:<br />
In ihrer ersten Anstellung an einer<br />
Münchner Klinik arbeitete sie mit<br />
einem Chefarzt zusammen, der in<br />
ihrer Behinderung nicht einen<br />
Makel, sondern einen Vorteil sah.<br />
Er brachte ihr das Operieren bei.<br />
„Das war eine der wichtigsten Begegnungen<br />
meines Lebens“, betont<br />
sie. Kurze Zeit nach ihrer Anerkennung<br />
zur Fachärztin stieg sie<br />
zur Oberärztin auf und kümmerte<br />
sich um die Patientenbetreuung in<br />
der HNO-Abteilung.<br />
Seit 1. Juli <strong>2022</strong> ist Wolter Chefärztin<br />
der neu geschaffenen Hörklinik<br />
im Helios-Klinikum. Nun<br />
will sie die Beratung und Versorgung<br />
aufbauen, die sie selbst ihr<br />
Leben lang gesucht hat. „Ich habe<br />
hier die Möglichkeit, mein ganzes<br />
Wissen und meine persönlichen<br />
Erfahrungen einzusetzen, um anderen<br />
zu helfen. Das setzt enorme<br />
Energien frei“, bekräftigt sie. <br />
<br />
Annette Liebmann<br />
Für mehr Inklusion am Arbeitsmarkt<br />
Das gemeinnützige Projekt „Inklupreneur“ bringt Menschen mit Behinderung und Unternehmen zusammen<br />
Statistiken der Arbeitsagentur zeigen:<br />
Die Arbeitslosenquote ist<br />
unter Menschen mit Schwerbehinderung<br />
besonders hoch. Trotz<br />
Beschäftigungsquoten und Ausgleichsabgaben<br />
stellen noch zu<br />
wenige Firmen in Deutschland<br />
schwerbehinderte Beschäftigte<br />
ein. Das gemeinnützige Projekt<br />
„Inklupreneur“ hat sich auf die<br />
Fahnen geschrieben, Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer mit<br />
Behinderung und Unternehmen<br />
zusammenzubringen. Der Name<br />
„Inklupreneur“ setzt sich übrigens<br />
aus den Worten „Inklusion“ und<br />
„Entrepreneur“ (Unternehmer) zusammen.<br />
Auf den ersten Blick sieht man<br />
Madita Bunzel ihre Schwerbehinderung<br />
nicht an. Seit ihrer Kindheit<br />
leidet die 30-Jährige an einer<br />
schweren und chronischen Form<br />
der Migräne, einer neurologischen<br />
Schmerz erkrankung. Sie hat daher<br />
einen Schwerbehindertenstatus.<br />
Heute arbeitet die gelernte Kauffrau<br />
für Bürokommunikation an<br />
einem für sie passenden Arbeitsplatz<br />
– das war nicht immer so.<br />
Neuanfang<br />
Ihr derzeitiger Arbeitgeber wurde<br />
im Rahmen des Projekts „Inklupreneur“<br />
geschult, sich bei Bewerbungsprozessen<br />
und im Büroalltag<br />
besser auf die Bedürfnisse von<br />
Ein neuer Job: Für Menschen mit Behinderung ist die berufliche Teilhabe<br />
besonders oft schwierig.<br />
Foto: picture alliance/C. Klose<br />
schwerbehinderten Arbeitnehmerinnen<br />
und -nehmer einzustellen.<br />
Die Behinderung von Madita<br />
Bunzel führte häufig zu Unverständnis<br />
bei ihrem vorherigen<br />
Arbeitgeber, einer Stadtverwaltung<br />
in Nordrhein-Westfalen. „Die haben<br />
mich und meine Behinderung<br />
wenig ernst genommen. ‚Ach, die<br />
hat schon wieder ein bisschen<br />
Kopfschmerzen‘“, so erinnert sie<br />
sich an die unsensible Bemerkung<br />
ihres Vorgesetzten. Dazu waren<br />
das Arbeiten in einem Großraumbüro<br />
und die vielen Kundenkontakte<br />
für sie nicht die ideale Arbeitsumgebung.<br />
Bunzel wusste,<br />
dass sie in ihrem Arbeitsleben etwas<br />
ändern musste, und wagte einen<br />
Neuanfang. Sie bewarb sich<br />
bei dem gemeinnützigen Unternehmen<br />
„Rheinflanke“ in Köln, überzeugte<br />
im Vorstellungsgespräch<br />
und ist seit Juni dieses Jahres bei<br />
dem Projektträger für Jugend- und<br />
Bildungsarbeit angestellt.<br />
„Endlich fühle ich mich angenommen,“<br />
beschreibt sie ihre neue<br />
Arbeit. Schon bei der Stellenanzeige<br />
war klar, dass das Kölner Unternehmen<br />
auch um Menschen mit<br />
Behinderung wirbt. Im Bewerbungsprozess<br />
ging sie daher offen<br />
mit ihrer Behinderung um. Bei<br />
ihrem neuen Arbeitgeber haben sie<br />
das offene Gesprächsklima und<br />
das soziale Miteinander unter den<br />
Kolleginnen und Kollegen überzeugt,<br />
so die Kölnerin.<br />
Soziales Miteinander<br />
Dass ihr Arbeitgeber „Rheinflanke“<br />
für Menschen mit Behinderung<br />
offen ist, ist kein Zufall. Das<br />
Unternehmen wurde 2021 über<br />
mehrere Monate im Rahmen des<br />
gemeinnützigen Projekts „Inklupreneur“<br />
trainiert. Personalverantwortliche<br />
wurden geschult, um<br />
Menschen mit körperlicher oder<br />
psychischer Behinderung am Arbeitsplatz<br />
besser integrieren zu<br />
können.<br />
„Fehlendes Verständnis – das ist<br />
ein häufiger Grund, warum es gerade<br />
Menschen mit psychischen<br />
Beeinträchtigungen so schwer am<br />
Arbeitsmarkt haben“, sagt Janna<br />
C. Stark, Mentorin bei „Inklupreneur“.<br />
Die 56-Jährige aus Ingelheim –<br />
selbst aufgrund einer psychischen<br />
Erkrankung schwerbehindert –<br />
sensibilisiert Unternehmen im<br />
Umgang mit psychisch behinderten<br />
Bewerberinnen und Bewerbern.<br />
Beispielsweise vermittelt sie<br />
Personalverantwortlichen, wie in<br />
einer wertschätzenden und vertrauenserweckenden<br />
Atmosphäre<br />
in Vorstellungsgesprächen über<br />
psychische Erkrankungen gesprochen<br />
werden kann.<br />
Das Projekt wendet sich an Unternehmen<br />
aus der Start-up-Szene.<br />
Aber auch etablierte Unternehmen<br />
oder gemeinnützige Einrichtungen<br />
werden beraten.<br />
Online-Stellenmarkt<br />
Auf der „Inklupreneur“-Webseite<br />
(https://inklupreneur.de) findet<br />
sich auch ein Stellenmarkt für<br />
Arbeit suchende Menschen mit<br />
Behinderung. Alle dort vertretenen<br />
Firmen wurden im Rahmen<br />
des Projekts geschult. Die regionalen<br />
Schwerpunkte liegen hierbei in<br />
Bremen und Berlin, aber auch<br />
Arbeitsplätze im Homeoffice oder<br />
in anderen Regionen werden aufgeführt.<br />
Janna C. Stark beschreibt ihre<br />
eigene Auf gabe, beim „Inklupreneur“-Projekt<br />
ihre eigenen Erfahrungen<br />
weitergeben zu können, als<br />
„heilsam“. Sie weiß, dass „Inklupreneur“<br />
und ihre Arbeit einen<br />
wichtigen Beitrag für die Teilhabe<br />
leisten: „Wir unterstützen Menschen<br />
dabei, einen Arbeitsplatz zu<br />
finden, an dem sie ihre Stärken<br />
und Potenziale nutzen können,<br />
statt auf ihre Behinderung reduziert<br />
zu werden.“<br />
<br />
Julia Frediani<br />
3 RHPfalz<br />
Allgemein
4 Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023<br />
Politik<br />
Was bringt die Wohngeldreform?<br />
Ab 1. Januar haben mehr Menschen als bisher Anspruch auf die staatliche Unterstützung zum Wohnen<br />
Erhöhte Wohngeldzahlungen und<br />
eine Heizkostenpauschale – damit<br />
will die Bundesregierung die Menschen<br />
entlasten. Die VdK-ZEITUNG<br />
beantwortet die wichtigsten Fragen<br />
rund um das Wohngeld.<br />
Was ändert sich durch die Reform?<br />
Bisher haben 1,3 Millionen Menschen<br />
in etwa 600 000 Haushalten<br />
einen Anspruch auf Wohngeld.<br />
Rund die Hälfte davon sind Rentnerinnen<br />
und Rentner. Ab Januar<br />
2023 sollen es rund 4,5 Millionen<br />
Menschen in etwa zwei Millionen<br />
Haushalten sein.<br />
Was ist noch geplant?<br />
Das Wohngeld soll erhöht werden.<br />
Haushalte mit einem Anspruch<br />
bekommen dann durchschnittlich<br />
370 Euro im Monat. Bisher sind es<br />
rund 177 Euro, die monatlich an<br />
die Empfängerinnen und Empfänger<br />
ausgezahlt werden. Auch eine<br />
Heizkostenpauschale, die im<br />
Wohngeld enthalten sein wird, soll<br />
es geben. Ihre Höhe richtet sich<br />
nach der Wohnfläche und der<br />
Haushaltsgröße. Der Auszahlbetrag<br />
der Pauschale soll durchschnittlich<br />
bei 1,20 Euro pro Quadratmeter<br />
liegen.<br />
Wer hat einen Anspruch?<br />
Wohngeld können schon jetzt alle<br />
beantragen, deren Einkommen zu<br />
gering ist, um die hohen Wohnund<br />
Energiekosten bezahlen zu<br />
können. Für Mieterinnen und<br />
Mieter gibt es das Wohngeld als<br />
Für immer mehr Menschen werden die hohen Wohn- und Energiekosten zur Last.<br />
Mietzuschuss. Besitzerinnen und<br />
Besitzer von Wohneigentum wird<br />
es als sogenannter Lastenzuschuss<br />
gewährt. Es muss nicht zurückgezahlt<br />
werden.<br />
Besonders für Alleinerziehende,<br />
Rentnerinnen und Rentner sowie<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
mit Mindestlohn kann es<br />
sich lohnen, den Anspruch zu<br />
überprüfen. Dies gilt ebenso für<br />
Bezieherinnen und Bezieher von<br />
Arbeitslosengeld I und von Kurzarbeitergeld.<br />
Auch wer in einem<br />
Alten- oder Pflegeheim wohnt,<br />
kann Wohngeld beantragen.<br />
Wer hat keinen Anspruch?<br />
Wer Sozialleistungen erhält, in<br />
denen die Wohnkosten bereits berücksichtigt<br />
werden, hat keinen<br />
Anspruch. Dazu zählen Empfängerinnen<br />
und Empfänger von Arbeitslosengeld<br />
II, Grundsicherung<br />
im Alter und Erwerbsminderung,<br />
Sozialgeld sowie Leistungen aus<br />
der Kinder- und Jugendhilfe. Auch<br />
das geplante Bürgergeld schließt<br />
einen Wohngeldanspruch aus.<br />
Foto: imago/photothek<br />
Wie hoch ist das Wohngeld?<br />
Den genauen Betrag berechnen die<br />
Wohngeldbehörden. Die tatsächliche<br />
Zahlung hängt etwa von der<br />
Höhe der anerkannten Miete ab.<br />
Welche Miete wiederum anerkannt<br />
wird, bestimmt der Wohnort der<br />
Antragstellerin oder des Antragstellers.<br />
Es wird zudem berücksichtigt,<br />
wie viele Personen im<br />
Haushalt leben und wie hoch deren<br />
gemeinsames Einkommen ist.<br />
Wo und wie kann man Wohngeld<br />
beantragen?<br />
Den Antrag muss man schriftlich<br />
bei der zuständigen Wohngeldbehörde<br />
vor Ort stellen. Manche<br />
Bundesländer stellen eine digitale<br />
Version des Antrags auf ihren<br />
Webseiten zur Verfügung.<br />
Wo kann man sich beraten lassen?<br />
Zum Wohngeld beraten die Wohngeldbehörden<br />
der Stadt-, Gemeinde-,<br />
Amts- oder Kreisverwaltung.<br />
Dort kann man auch den Antrag<br />
stellen. Zudem helfen Mietervereine,<br />
kommunale Wohnberatungsstellen<br />
oder Sozialberatungsstellen<br />
wie die der Caritas oder der Diakonie<br />
weiter.<br />
Muss man etwas tun, wenn man<br />
schon Wohngeld erhält?<br />
Wurde das Wohngeld bereits gewährt,<br />
müssen die Empfängerinnen<br />
und Empfänger nichts tun. Sie erhalten<br />
das verbesserte Wohngeld<br />
automatisch. Zudem bekommen sie<br />
in der Heizperiode von September<br />
bis <strong>Dez</strong>ember einen einmaligen<br />
Zuschuss zu den Heizkosten: Alleinlebende<br />
erhalten 415 Euro,<br />
Zwei-Personen-Haushalte 450 Euro.<br />
Für jede weitere Person werden<br />
100 Euro gezahlt. Kristin Enge<br />
Wohngeldrechner<br />
Wer einen möglichen Anspruch<br />
auf Wohngeld prüfen möchte,<br />
kann den Wohngeldrechner auf<br />
der Webseite des Bundesministeriums<br />
für Wohnen, Stadtentwicklung<br />
und Bauwesen nutzen.<br />
Am besten „Wohngeldrechner“<br />
in das Suchfeld eingeben:<br />
www.bmwsb.bund.de<br />
Foto: picture alliance/Wolfgang Filser<br />
Zuschläge durch Grundrente<br />
DRV will alle Bescheide bis Ende <strong>2022</strong> versenden<br />
Der Grundrentenzuschlag wurde<br />
zum 1. Januar 2021 eingeführt. Bis<br />
Ende <strong>2022</strong> kann es laut der Auskunft<br />
der Deutschen Rentenversicherung<br />
(DRV) dauern, bis Rentnerinnen<br />
und Rentner ihre Bescheide<br />
dazu erhalten haben.<br />
Der Grundrentenzuschlag ist zu<br />
Anfang 2021 in Kraft getreten. Bis<br />
Ende des Jahres soll bei allen inländischen<br />
Rentnerinnen und<br />
Rentnern der Grundrentenzuschlag<br />
geklärt sein und im positiven<br />
Fall ein Rentenbescheid zugestellt<br />
werden. Bei Rentenempfängerinnen<br />
und -empfängern im<br />
Ausland hängt es von den dortigen<br />
Finanzbehörden ab, da diese für<br />
die Einkommensprüfung verantwortlich<br />
sind. Die Beträge, auf die<br />
ab dem 1. Januar 2021 ein Anspruch<br />
besteht, werden in allen<br />
Fällen nachgezahlt. Die DRV hatte<br />
mit dem Versand der Bescheide<br />
für Neurentnerinnen und -rentner<br />
im Sommer 2021 begonnen, danach<br />
folgten Rentnerinnen und<br />
Rentner, die Sozialleistungen beziehen,<br />
und alle Bestandsrentnerinnen<br />
und -rentner.<br />
Die Grundrente ist ein Zuschlag<br />
auf die Rente für Menschen, die mindestens<br />
33 Jahre an Grundrentenzeiten<br />
vorweisen und ein bestimmtes<br />
Haushaltseinkommen nicht überschreiten.<br />
Die Rentenversicherung<br />
rechnet im Schnitt mit einem Zuschlag<br />
von monatlich 75 Euro.<br />
Bei Fragen rund um die Grundrente<br />
können sich VdK-Mitglieder<br />
an ihre Geschäftsstelle wenden:<br />
Die Mitarbeitenden können bei der<br />
Beratung zu allen Rentenangelegenheiten<br />
unterstützen. Auf der<br />
VdK-Webseite gibt es eine Seite mit<br />
Fragen und Antworten rund um<br />
den Grundrentenzuschlag. juf<br />
Anfang 2021 wurde der Grundrentenzuschlag eingeführt, bis Ende <strong>2022</strong><br />
sollten alle Berechtigten ihre Bescheide erhalten haben.<br />
Alles dreht sich ums Geld<br />
Geldsorgen bestimmen Ängste der Deutschen<br />
Corona, Inflation und Krieg – eine<br />
Krise folgt der nächsten. Was den<br />
Bürgerinnen und Bürgern die größten<br />
Sorgen bereitet, hat die Versicherung<br />
R+V in der von ihr in Auftrag<br />
gegebenen Studie „Die Ängste<br />
der Deutschen“ untersucht.<br />
Auf Platz eins der Studie steht<br />
mit 67 Prozent die Angst vor den<br />
steigenden Lebenshaltungskosten.<br />
Sie zieht sich durch alle Bevölkerungsschichten.<br />
Im Vergleich zur<br />
letzten Befragung ist sie um<br />
17 Prozentpunkte gestiegen.<br />
Auch auf den Plätzen zwei und<br />
drei geht es ums Geld: Dass Wohnen<br />
unbezahlbar wird, fürchten<br />
58 Prozent. Fast genauso viele<br />
Menschen, rund 57 Prozent, macht<br />
es Angst, dass sich die wirtschaftliche<br />
Lage verschlechtert.<br />
Auf Platz vier stehen Steuererhöhungen<br />
und Leistungskürzungen<br />
infolge der Corona-Pandemie.<br />
Darüber machen sich 52 Prozent<br />
der Befragten Sorgen. Im Jahr<br />
2021 lag dieses Thema mit 53 Prozent<br />
noch auf Platz eins. Dass die<br />
Steuerzahlerinnen und -zahler für<br />
die EU-Schuldenkrise aufkommen<br />
müssen, treibt 51 Prozent der<br />
Befragten um (Platz fünf). 49 Prozent<br />
fürchten sich davor, dass<br />
Naturkatastrophen und Wetterextreme<br />
zunehmen (Platz sechs),<br />
47 Prozent vor einem Krieg (Platz<br />
sieben).<br />
Dass sich viele Menschen große<br />
Sorgen wegen der hohen finanziellen<br />
Belastungen machen, weiß<br />
Vieles ist teurer geworden.<br />
auch VdK-Präsidentin Verena Bentele.<br />
„Gerade Menschen mit kleinen<br />
Einkommen und Renten brauchen<br />
in diesen schwierigen Zeiten<br />
mehr Unterstützung“, sagt sie.<br />
Zudem fordert sie, dass die Kosten<br />
der Krise sozial gerecht verteilt<br />
werden. Der VdK schlägt deshalb<br />
eine einmalige Vermögensabgabe<br />
für Personen und Betriebe mit<br />
großem Vermögen vor. Selbst bewohnte<br />
Immobilien würden ausgenommen.<br />
„Die Einnahmen in<br />
Milliardenhöhe könnten für weitere<br />
Hilfen und zur Refinanzierung<br />
der Krise verwendet werden.“<br />
Seit 1992 befragt das R+V-Infocenter<br />
die Deutschen nach ihren<br />
Sorgen. Für die 31. Studie „Die<br />
Ängste der Deutschen“ wurden<br />
2400 persönliche Interviews mit<br />
Männern und Frauen im Alter ab<br />
14 Jahren ausgewertet. ken<br />
Foto: picture alliance/Zoonar/Jiri Hera<br />
Ramona Pop im<br />
VdK-Podcast<br />
Ramona Pop, die neue Vorständin<br />
des Bundesverbands der Verbraucherzentralen,<br />
ist der nächste<br />
Gesprächsgast von VdK-Präsidentin<br />
Verena Bentele in ihrem Podcast<br />
„In guter Gesellschaft“.<br />
Die 45-jährige Politikwissenschaftlerin<br />
ist seit der Übernahme<br />
des Vorsitzes des Bundesverbands<br />
der Verbraucherzentralen im Juli<br />
diesen Jahres die oberste Verbraucherschützerin<br />
in Deutschland.<br />
Im Gespräch mit Verena Bentele<br />
wird es um Fragen rund um die<br />
rasant steigenden Lebenshaltungskosten<br />
und einen besseren Verbraucherschutz<br />
in Krisenzeiten<br />
gehen. In vorherigen Interviews<br />
hatte sich Pop mit Forderungen um<br />
ein besseres „Sicherheitsnetz für<br />
den Winter“ für Verbraucherinnen<br />
und Verbraucher positioniert.<br />
Bevor Ramona Pop den Vorsitz<br />
der Verbraucherzentrale übernommen<br />
hat, war die Politikerin von<br />
Bündnis 90/Die Grünen fünf Jahre<br />
Wirtschaftssenatorin in Berlin.<br />
Den VdK-Podcast „In guter Gesellschaft“<br />
mit Ramona Pop können<br />
Sie ab dem 16. <strong>Dez</strong>ember hören<br />
unter: www.vdk.de/podcast <br />
<br />
juf<br />
4 RHPfalz<br />
Allgemein
So hilft der VdK<br />
Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023<br />
5<br />
Endlich wieder mitreden können<br />
VdK erstreitet für Doris Bader eine Funksignalanlage, mit der sie ihre Hörbehinderung entscheidend ausgleichen kann<br />
Der VdK Nordrhein-Westfalen hat<br />
für Doris Bader, die ein Cochlea-<br />
Implantat hat und ein Hörgerät<br />
tragen muss, eine frequenzmodulierte<br />
Funksignalanlage (FM-Anlage)<br />
vor dem Sozialgericht Düsseldorf<br />
erkämpft. Das Hilfsmittel ermöglicht<br />
ihr, sich wieder an<br />
Gesprächen in größerer Runde zu<br />
beteiligen und eigenständig Termine<br />
bei Behörden und Ärzten<br />
wahrzunehmen. Die Krankenkasse<br />
sträubte sich lange gegen die<br />
Kostenübernahme.<br />
Doris Bader trifft sich gern mit<br />
Freundinnen auf einen Kaffee oder<br />
feiert mit Kindern und Enkelkindern.<br />
Doch wegen einer schweren<br />
Hörbehinderung konnte die<br />
74-Jährige bis vor einiger Zeit Unterhaltungen<br />
oft nicht folgen – insbesondere,<br />
wenn Nebengeräusche<br />
störten oder mehrere Personen<br />
gleichzeitig redeten. „Ich lehnte<br />
mich dann zurück und fühlte mich<br />
ausgeschlossen. Das hat mich heruntergezogen“,<br />
erinnert sich die<br />
Rheinländerin. Bei Arztbesuchen<br />
oder Behördengängen musste sie<br />
jemand begleiten, damit für sie<br />
wichtige Informationen nicht verloren<br />
gingen.<br />
Damit sollte endlich Schluss<br />
sein. Um wieder selbstständiger zu<br />
werden und besser kommunizieren<br />
zu können, beantragte sie bei ihrer<br />
Krankenkasse ein Hilfsmittel, das<br />
ihr Sprachverständnis wesentlich<br />
verbessern sollte.<br />
Keine Störgeräusche<br />
Wer schlecht hört, hat oft auch Schwierigkeiten, Gesprächen mit mehreren<br />
Personen zu folgen.<br />
Foto: picture alliance/Romain Fellens<br />
Die beantragte FM-Anlage ist<br />
drahtlos und besteht aus einem<br />
Sender und einem Empfänger. Das<br />
Sendemikrofon kann beispielsweise<br />
in der Mitte einer Gruppe auf<br />
einem Tisch platziert werden, wo<br />
es die Sprache aus allen Richtungen<br />
aufnimmt. Der Schall wird per<br />
Funk an ein kleines Empfangsgerät<br />
weitergeleitet, das mit Hörgeräten<br />
und Cochlea-Implantaten gekoppelt<br />
werden kann. Hörgerät<br />
und Implantat können aber auch<br />
direkt mit dem Sendemikrofon<br />
verbunden werden. So gelangt die<br />
Sprache direkt in das Ohr, und<br />
störende Nebengeräusche werden<br />
unterdrückt.<br />
Die schwer hörende Person hat<br />
zudem die Möglichkeit auszuwählen,<br />
von wem der Schall übermittelt<br />
werden soll. Doris Bader hatte<br />
das Gerät getestet und war begeistert<br />
von dem Ergebnis.<br />
Ihre Krankenkasse lehnte die<br />
Übernahme der Kosten für die<br />
Anlage in Höhe von 3134 Euro<br />
aber ab. Daran änderte auch ein<br />
fachliches Gutachten mit dem Hinweis,<br />
dass mit der FM-Anlage<br />
Doris Baders Sprachverstehen<br />
trotz Nebengeräuschen von 15 auf<br />
70 Prozent verbessert wird, nichts.<br />
Der VdK widersprach der Ablehnung<br />
und wies darauf hin, dass das<br />
Hilfsmittel notwendig ist, um dem<br />
Mitglied die Teilhabe am Alltag zu<br />
ermöglichen. Eine weitere technische<br />
Optimierung des vorhandenen<br />
Hörgeräts und des Cochlea-<br />
Implantats sei nicht möglich.<br />
Daraufhin schlug die Krankenkasse<br />
die Versorgung mit einem<br />
wesentlich günstigeren, allerdings<br />
auch leistungsschwächeren und<br />
schlechter gebräuchlichem Hilfsmittel<br />
vor, das 549 Euro kosten<br />
sollte. Die von dem VdK-Mitglied<br />
beantragte FM-Anlage würde das<br />
Maß des Notwendigen überschreiten,<br />
informierte die Kasse.<br />
Der VdK reichte Klage beim Sozialgericht<br />
Düsseldorf ein. Da die<br />
Krankenkasse bei ihrer Ablehnung<br />
blieb, gab das Gericht ein weiteres<br />
medizinisches Gutachten in Auftrag<br />
– mit dem Ergebnis, dass der<br />
begutachtende Arzt die Versorgung<br />
mit der FM-Anlage ausdrücklich<br />
für erforderlich hielt.<br />
Kasse sträubt sich<br />
Auch dann noch wehrte sich die<br />
Krankenkasse gegen die Kostenübernahme<br />
„mit Händen und Füßen“,<br />
so VdK-Jurist Ralf H. Speck<br />
von der Rechtsabteilung Düsseldorf,<br />
der den Fall betreute. „Selbst<br />
im Gerichtstermin versuchte deren<br />
Rechtsvertretung noch alles, um<br />
das zu verhindern.“ Schließlich<br />
aber habe man sich auf dringende<br />
Empfehlung des Gerichts dann<br />
doch geeinigt, dass die Kosten für<br />
die FM-Anlage von der Krankenkasse<br />
übernommen werden.<br />
Doris Bader ist dem VdK und<br />
dem Jurist Ralf H. Speck für die<br />
Hilfe sehr dankbar. „In diesem<br />
Jahr freue ich mich besonders auf<br />
Weihnachten“, sagt sie. Sie ist gespannt,<br />
was die Enkelinnen und<br />
Enkel zu erzählen haben.<br />
<br />
Jörg Ciszewski<br />
Pflegeleistungen vor Gericht<br />
Bundessozialgericht beschäftigt sich mit VdK-Klage<br />
Zwischenerfolg für den Sozialverband<br />
VdK: Das Bundessozialgericht<br />
hat die Musterklage, mit dem der<br />
Sozialverband VdK erreichen will,<br />
dass Entlastungsleistungen besser<br />
genutzt werden können, angenommen<br />
und wird hierzu entscheiden.<br />
Auch zwei der Streitverfahren für<br />
die Erhöhung des Pflegegelds haben<br />
die erste Hürde genommen.<br />
Im ersten Fall (Az. B 3 P 3/22)<br />
hat ein Mitglied aus Bayern mit<br />
Unterstützung des VdK geklagt,<br />
das für seine Frau die ihr zustehenden<br />
Entlastungsleistungen von<br />
monatlich 125 Euro abrufen wollte.<br />
Der Mann hatte erfolglos nach<br />
einem anerkannten Anbieter für<br />
haushaltsnahe Dienstleistungen<br />
gesucht. Pflegedienste lehnten ab,<br />
da ihnen der Aufwand zu groß<br />
erschien. Schließlich beauftragte<br />
er im Namen seiner Frau einen<br />
Hausmeisterservice. Die Pflegekasse<br />
weigerte sich jedoch, die<br />
Kosten zu übernehmen.<br />
Für die Juristen der VdK-Rechtsabteilung<br />
ist das Mitglied kein<br />
Einzelfall: Viele Menschen, die nur<br />
kleine Hilfen im Haushalt benötigen,<br />
befinden sich in einer ähnlichen<br />
Situation. Denn Entlastungsleistungen<br />
sind oft nur zu bekommen,<br />
wenn man auch ambulante<br />
Pflegedienstleistungen in Anspruch<br />
nimmt. Nach Ansicht des<br />
VdK sind Menschen mit einem<br />
niedrigen Pflegegrad gegenüber<br />
Pflegebedürftigen mit einem höheren<br />
Unterstützungsbedarf klar<br />
benachteiligt, was dem allgemeinen<br />
Gleichheitssatz widerspricht.<br />
Nachdem der Fall erst beim örtlichen<br />
Sozialgericht und dann<br />
beim Bayerischen Landessozialgericht<br />
abgewiesen worden war, hat<br />
der VdK Deutschland beim Bundessozialgericht<br />
eine Nichtzulassungsbeschwerde<br />
eingereicht. Das<br />
Gericht hat die Revision zugelassen.<br />
Nur etwa jede zwölfte Klage<br />
schafft es über diese Hürde. Einen<br />
Termin für die mündliche Verhandlung<br />
gibt es noch nicht.<br />
Einen Schritt weiter<br />
Auch der Rechtsstreit um die<br />
Aussetzung der geplanten Pflegegeld-Erhöhung<br />
ist einen Schritt<br />
weiter: Zwei Klagen laufen bereits<br />
vor den Sozialgerichten in München<br />
(Az. S 61 P 370/22) und Duisburg<br />
(Az. S 38 P 445/22). Während<br />
für Pflegeheimbewohner ein neuer<br />
Zuschuss geschaffen wurde, wird<br />
das Pflegegeld nicht angepasst.<br />
Hier sehen die VdK- Rechtsexperten<br />
ebenfalls eine Ungleichbehandlung.<br />
Dagegen klagen VdK-Mitglieder<br />
aus dem gesamten Bundesgebiet.<br />
Bis der Sachverhalt vor dem Bundesverfassungsgericht<br />
landet, wird<br />
es allerdings noch eine Weile dauern.<br />
In einem ersten Schritt beantragen<br />
die Kläger eine Überprüfung<br />
der aktuellen Pflegegeldbescheide<br />
und legen Widerspruch ein. Dann<br />
wird die Angelegenheit von einem<br />
Sozialgericht geprüft. Weist dieses<br />
den Fall ab, legen die Kläger Berufung<br />
ein, und der Sachverhalt wird<br />
von den jeweils nächsthöheren<br />
Instanzen geprüft: dem jeweiligen<br />
Landessozialgericht und dem Bundessozialgericht.<br />
Kommt Letzteres<br />
ebenfalls zu keinem stattgebenden<br />
Urteil, ist der Weg frei für die vom<br />
VdK angestrebte Verfassungsbeschwerde<br />
vor dem Bundesverfassungsgericht.<br />
<br />
ali<br />
5 RHPfalz<br />
Allgemein
6 Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023 Pflege<br />
Eklatante Preissteigerungen<br />
Pflegeleistungen werden ebenfalls deutlich teurer<br />
Pflegegeld-Erhöhung verschoben<br />
Konkreter Termin steht noch nicht fest<br />
Immer weniger Menschen können die Pflege in einem Pflegeheim aus eigener Tasche finanzieren.<br />
Zum 1. September wurden die Löhne<br />
in der Altenpflege angehoben.<br />
Wegen der stark steigenden Energie-<br />
und Lebensmittelkosten haben<br />
viele Pflegeheime – mitunter<br />
unberechtigt – zusätzlich ihre<br />
Preise erhöht. Für die Heimbewohnerinnen<br />
und -bewohner bedeutet<br />
das, dass sie mehr denn je bezahlen<br />
müssen.<br />
Bereits seit vielen Jahren steigen<br />
die Kosten für Pflegebedürftige<br />
rasant an. Während die Menschen,<br />
die zu Hause versorgt werden,<br />
zunehmend weniger Leistungen<br />
für ihre monatliche Pflegesachleistung<br />
bekommen, müssen Heimbewohnerinnen<br />
und -bewohner immer<br />
mehr für die stationäre Pflege<br />
zahlen.<br />
Der durchschnittliche Eigenanteil<br />
für einen Pflegeplatz in einer<br />
Einrichtung lag 2017 bei monatlich<br />
1691 Euro. Zum 1. Juli dieses Jahres<br />
mussten Pflegebedürftige bereits<br />
2248 Euro monatlich bezahlen<br />
– das sind 557 Euro mehr als<br />
vor fünf Jahren. In diesem Betrag<br />
sind die aktuellen Preissprünge<br />
durch die Lohnerhöhungen und die<br />
Inflation noch gar nicht mit einberechnet.<br />
Bis zu 64 Prozent mehr<br />
„Meine Mutter hat zwar eine gute<br />
Rente, aber jetzt bleibt nichts<br />
mehr davon übrig“, berichtet VdK-<br />
Mitglied Ramona Weiß* aus dem<br />
bayerischen Deggendorf. Bisher hat<br />
sie für den Pflegeplatz 2700 Euro<br />
bezahlt, seit September sind es<br />
3000 Euro. „Die übrigen 300 Euro<br />
waren ihr Taschengeld, das sie jetzt<br />
nicht mehr hat“, so Weiß. Die Erhöhung<br />
begründet das Heim mit<br />
gestiegenen Personal-, Energiesowie<br />
Lebensmittelkosten.<br />
Auch andere VdK-Mitglieder<br />
melden zum Teil eklatante<br />
Preissteigerungen: In Flensburg<br />
etwa zahlen Pflegebedürftige mit<br />
Pflegegrad 2 heute 64 Prozent<br />
mehr als noch vor zwei Jahren.<br />
Ähnlich im Landkreis Fulda in<br />
Osthessen: Dort stieg der Eigenanteil<br />
um 564 Euro auf 2848 Euro.<br />
Manche Mitglieder aus anderen<br />
Bundesländern geben an, mittlerweile<br />
sogar bis zu 4000 Euro aus<br />
eigener Tasche zu bezahlen.<br />
Pflege macht arm<br />
Der Sozialverband VdK kritisiert<br />
seit Langem, dass die berechtigten<br />
Lohnerhöhungen für das Pflegepersonal<br />
sowie andere Preissteigerungen<br />
an die Pflegebedürftigen<br />
einfach durchgereicht werden. „Die<br />
Politik hat es versäumt, die tarifliche<br />
Bezahlung von Pflegekräften<br />
– die wir natürlich begrüßen – vernünftig<br />
gegenzufinanzieren“, sagt<br />
VdK-Präsidentin Verena Bentele.<br />
Für viele Pflegebedürftige bleibe<br />
nur noch der Gang zur Wohngeldbehörde<br />
oder zum Sozialamt.<br />
„Pflege darf nicht länger arm machen<br />
und muss endlich zur Chefsache<br />
werden“, fordert Bentele.<br />
Zwar gibt es seit Januar <strong>2022</strong> einen<br />
staatlichen Zuschuss zum Eigenanteil<br />
der Pflegeheimkosten,<br />
doch dieser bezieht sich lediglich<br />
auf den pflegebedingten Anteil.<br />
Dieser Zuschuss staffelt sich nach<br />
der Aufenthaltsdauer im Pflegeheim:<br />
im ersten Jahr fünf Prozent,<br />
im zweiten Jahr 25 Prozent, im<br />
dritten Jahr 45 Prozent und danach<br />
70 Prozent. Das heißt: Der Eigenanteil<br />
für die pflegebedingten Kosten<br />
sinkt im ersten Jahr um 40 und ab<br />
dem vierten Jahr um 560 Euro.<br />
Die Gesamtkosten für einen<br />
Pflegeplatz liegen aber weit darüber.<br />
Zu den Pflegekosten gesellen<br />
sich nämlich noch die Kosten für<br />
Unterkunft und Verpflegung, den<br />
Unterhalt der Gebäude (Investitionskosten)<br />
sowie eine Ausbildungspauschale.<br />
Das bringt viele<br />
Pflegebedürftige in finanzielle<br />
Bedrängnis.<br />
„Der Zuschuss zu den pflegebedingten<br />
Kosten bringt gerade bei<br />
kurzer Heimaufenthaltsdauer keine<br />
Entlastung“, kritisiert Bentele.<br />
Der Sozialverband VdK fordert,<br />
dass die Pflegeversicherung sämtliche<br />
pflegebedingten Kosten übernimmt,<br />
und dass die Pflegebedürftigen<br />
von den Investitionskosten<br />
komplett befreit werden – sei es<br />
über die Länder, den Bund oder<br />
über die Pflegeversicherung.<br />
<br />
Annette Liebmann<br />
*Name von der Redaktion geändert<br />
Foto: imago images/photothek<br />
Die Ampel-Koalition hat zwar im<br />
Koalitionsvertrag angekündigt, ab<br />
<strong>2022</strong> regelmäßig das Pflegegeld<br />
zu erhöhen, doch bislang gibt es<br />
dafür keine konkreten Pläne. Leidtragende<br />
sind sowohl die Pflegebedürftigen<br />
als auch deren Angehörige.<br />
Die Nächstenpflege geht<br />
wieder einmal leer aus.<br />
Rund 3,9 Millionen Menschen<br />
werden derzeit zu Hause gepflegt.<br />
Davon nehmen laut VdK-Pflegestudie<br />
85 Prozent das Pflegegeld in<br />
Anspruch. Zuletzt wurden die<br />
Beträge dafür im Jahr 2017 festgesetzt.<br />
Bereits 2021 hätte es, ebenso<br />
wie viele andere Pflegeleistungen,<br />
rückwirkend an die Inflation angepasst<br />
werden sollen. Dafür standen<br />
jährlich 1,8 Milliarden Euro<br />
im Bundeshaushalt bereit. Doch<br />
der damalige Bundesgesundheitsminister<br />
Jens Spahn beschloss, mit<br />
diesem Geld die Finanzierung der<br />
stationären Pflege zu verbessern.<br />
Außerdem wurden die ambulanten<br />
Sachleistungen um fünf Prozent<br />
sowie die Kurzzeitpflege um zehn<br />
Prozent erhöht.<br />
Immer weniger wert<br />
Das Pflegegeld jedoch blieb unverändert.<br />
Die Inflation wurde<br />
nicht berücksichtigt. Das hat zur<br />
Folge, dass die Pflege einer oder<br />
eines Angehörigen immer weniger<br />
wert ist. Ein Beispiel: Bei Pflegegrad<br />
5 beträgt das Pflegegeld 901<br />
Euro. Um den seit 2017 entstandenen<br />
Kaufkraftverlust auszugleichen,<br />
wäre eine Erhöhung um<br />
159,26 Euro auf 1060,26 Euro<br />
notwendig. Bis 2021 lag der Verlust<br />
bei 71,02 Euro, für <strong>2022</strong> wurde mit<br />
einer Inflationsrate von 8,4 Prozent<br />
gerechnet.<br />
Auf Anfrage bestätigt das Bundesgesundheitsministerium,<br />
dass<br />
die Erhöhung des Pflegegelds noch<br />
dauern wird. Als Grund wird angegeben,<br />
dass die konzeptionellen<br />
Überlegungen der Bundesregierung<br />
über die konkrete Umsetzung<br />
noch nicht abgeschlossen seien.<br />
Wann die Erhöhung erfolgen soll,<br />
war nicht zu erfahren.<br />
Angespannte Finanzlage<br />
Dass die Anpassung des Pflegegeldes<br />
2021 ausgesetzt wurde, begründet<br />
das Ministerium mit der<br />
angespannten Finanzlage infolge<br />
der Corona-Pandemie. Es verweist<br />
auf die Pflegestärkungsgesetze<br />
2017, bei denen vor allem die Pflege<br />
zu Hause deutlich unterstützt<br />
und ausgebaut worden sei. Auch<br />
habe man während der Pandemie<br />
eine ganze Reihe von Entlastungen<br />
für pflegende Angehörige geschaffen,<br />
um unbürokratisch und flexibel<br />
auf Versorgungsengpässe reagieren<br />
zu können.<br />
VdK-Präsidentin Verena Bentele<br />
fordert Bundesgesundheitsminister<br />
Karl Lauterbach auf, die Situation<br />
pflegender Angehöriger zu<br />
verbessern: „Seit fünf Jahren warten<br />
Pflegebedürftige und ihre Angehörigen<br />
auf die versprochene<br />
Erhöhung des Pflegegelds. Nicht<br />
zuletzt wegen der hohen Inflationsrate<br />
hat dieses enorm an Kaufkraft<br />
verloren.“<br />
Der Sozialverband VdK unterstützt<br />
Mitglieder, die gegen die<br />
Aussetzung der Pflegegeld-Erhöhung<br />
klagen. Lesen Sie mehr dazu<br />
auf Seite 5. Annette Liebmann<br />
Die Beträge für das Pflegegeld hätten eigentlich 2021 angepasst werden<br />
sollen. Sie wurden aber seit 2017 nicht mehr erhöht. Grafik: Sozialverband VdK<br />
Digitaler Aktionstag für Angehörige<br />
„Nächstenpflege: zu Hause“ am 24. Januar 2023<br />
Der VdK Deutschland veranstaltet<br />
am 24. Januar 2023 den ersten<br />
digitalen Aktionstag mit dem Titel<br />
„Nächstenpflege: zu Hause“.<br />
Diese Online-Veranstaltung<br />
richtet sich an pflegende Angehörige.<br />
Zahlreiche Fachleute bieten<br />
Vorträge rund um die häusliche<br />
Pflege an. Geplante Themen sind<br />
beispielsweise „Junge Pflegende<br />
ohne Unterstützung“, „Umgang<br />
mit Aggression bei Demenz“, „Barrierefreies<br />
Wohnen und Umbauten<br />
– Was kostet es und wer finanziert?“,<br />
„Technikgestütztes Leben<br />
und Pflege – Lebensrettend, alltagserleichternd<br />
oder einfach nur<br />
teures Zubehör?“. Interessierte<br />
können sich die Beiträge in drei<br />
Zeitfenstern am Vormittag, am<br />
Nachmittag oder am Abend (ab 10<br />
Uhr, 13 Uhr oder 19 Uhr) ansehen.<br />
Das Angebot ist kostenlos, eine<br />
weitere Anmeldung ist nicht notwendig.<br />
Alle weiteren Informationen<br />
sind auf der Website www.<br />
vdk-naechstenpflege.de/zuhause<br />
veröffentlicht. Hier findet auch der<br />
Livestream statt. <br />
juf<br />
6 RHPfalz<br />
Allgemein
Gesundheit<br />
Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023<br />
7<br />
Hohe Hürden für eine Psychotherapie<br />
Zu wenig Therapieplätze und Probleme mit der Kostenübernahme<br />
Der Tod einer Schwester oder eines Bruders ist für Kinder sehr belastend. Eine Psychotherapie kann helfen,<br />
einen geeigneten Umgang mit der Trauer zu finden.<br />
Foto: imago images/Addictive Stock<br />
Die Nachfrage nach Psychotherapien<br />
steigt seit Jahren. Gleichzeitig<br />
wird es immer schwieriger, einen<br />
Therapieplatz zu bekommen.<br />
Auch die Finanzierung durch die<br />
Krankenkassen ist problematisch,<br />
denn häufig werden Therapien<br />
nicht genehmigt oder die Kosten<br />
nur teilweise übernommen.<br />
Nach der Krebserkrankung und<br />
dem Tod ihrer Schwester hatte<br />
Lena Baumann* aus Rheinhessen<br />
Angstzustände und depressive<br />
Störungen. Die Eltern machten<br />
sich große Sorgen um die damals<br />
Zehnjährige. Verzweifelt suchten<br />
sie einen Psychotherapieplatz. „Lena<br />
hat sich geweigert, in die Schule<br />
zu gehen, und hatte Angst, sich<br />
bei anderen Menschen mit einer<br />
Krankheit anzustecken“, schildert<br />
ihr Vater Erich Baumann*. Mehrere<br />
Ärzte bescheinigten ihr die<br />
Dringlichkeit der Therapie.<br />
Weil die mehrmonatige, intensive<br />
Suche der Eltern erfolglos war,<br />
begann Lena eine Therapie bei<br />
einer Psychotherapeutin ohne<br />
Kassenzulassung. „Für ein Kind<br />
mit dieser Erkrankung ist eine<br />
Anfahrt von über 30 Kilometern<br />
nicht zumutbar. Außerdem ist es<br />
sehr belastend, in unzähligen Erstgesprächen<br />
bei immer neuen Therapeuten<br />
seine Geschichte immer<br />
wieder zu erzählen“, begründet<br />
Erich Baumann.<br />
Liegen bestimmte Kriterien vor,<br />
kann eine Psychotherapie bei einem<br />
Therapeuten ohne Kassenzulassung<br />
von der Krankenkasse<br />
übernommen werden. Voraussetzung<br />
ist, dass die oder der Versicherte,<br />
in diesem Fall die Eltern,<br />
nachweisen können, sich ausreichend<br />
um einen Therapieplatz mit<br />
Kassenzulassung bemüht zu haben.<br />
Doch die Kasse der Baumanns<br />
lehnte die Kostenübernahme ab.<br />
Der Fall ging vor das Sozialgericht<br />
Mainz. Die Richter wiesen die<br />
Klage ab, weil die Eltern nur eine<br />
von insgesamt fünf erforderlichen<br />
Absagen über eine Terminservicestelle<br />
(TSS) der Kassenärztlichen<br />
Vereinigung nachweisen konnten.<br />
Diese Stellen wurden 2017 neu<br />
eingerichtet, um Versicherten innerhalb<br />
von vier Wochen einen<br />
Termin beim Facharzt oder ein<br />
Erstgespräch für eine Psychotherapie<br />
vermitteln zu können. Die<br />
Juristen des VdK Rheinland-Pfalz<br />
haben Berufung eingelegt.<br />
Fälle wie dieser sind nicht selten.<br />
„Trotz langer Wartezeiten und viel<br />
zu wenigen Therapieplätzen ist es<br />
äußerst schwierig, nachzuweisen,<br />
dass man erfolglos alles Notwendige<br />
getan hat, um eine Therapeutin<br />
oder einen Therapeuten mit Kassenzulassung<br />
zu finden“, sagt Dr.<br />
Felicitas Bergmann von „Kassenwatch“.<br />
Ziel der Internetplattform<br />
der Deutschen Gesellschaft für<br />
Verhaltenstherapie ist es, Missstände<br />
in der Versorgung psychisch<br />
erkrankter Menschen aufzudecken.<br />
Kassen spielen auf Zeit<br />
Dabei hat der Gesetzgeber für<br />
Menschen mit dringendem Behandlungsbedarf<br />
eigens die Möglichkeit<br />
der sogenannten Kostenerstattung<br />
geschaffen: Findet man<br />
zeitnah keine Therapeutin oder<br />
keinen Therapeuten mit Kassenzulassung,<br />
ist es unter bestimmten<br />
Voraussetzungen möglich, bei einer/einem<br />
gleichwertig ausgebildeten<br />
Psychotherapeutin oder -therapeuten<br />
ohne diese Zulassung eine<br />
Therapie zu machen. Die Patienten<br />
bezahlen die Rechnung für die<br />
Therapiestunden zunächst selbst<br />
und lassen sich dann die Kosten<br />
erstatten. Das sollte im Vorfeld mit<br />
der Krankenkasse abgeklärt werden.<br />
Aber: „Die Kassen lassen die<br />
Patientinnen und Patienten oft ein<br />
halbes Jahr warten, bis sie den Antrag<br />
auf Kostenübernahme beantworten“,<br />
so Bergmanns Erfahrung.<br />
Die TSS verfehlen ihren eigentlichen<br />
Zweck: Wer über sie einen<br />
Termin sucht, erhält zwar häufig<br />
recht schnell ein Erstgespräch. Bis<br />
zum Therapiebeginn verstreichen<br />
Vor Antragstellung sollte man Kontakt<br />
mit seiner Kasse aufnehmen<br />
und sich schriftlich beraten lassen,<br />
welche Voraussetzungen für eine<br />
Genehmigung notwendig sind. Kassenwatch<br />
rät, folgende Schritte abzuarbeiten<br />
und zu dokumentieren:<br />
• Alle Kassen haben Listen mit<br />
Therapeutinnen und Therapeuten,<br />
die man abtelefonieren kann.<br />
Absagen sollte man sorgfältig<br />
dokumentieren.<br />
• Findet man keinen zugelassenen<br />
Therapeuten, sollte man zunächst<br />
eine psychotherapeutische Sprechstunde<br />
wahrnehmen und sich das<br />
Formular „PTV 11“ mit Dringlichkeitscode<br />
aushändigen lassen.<br />
• Zusätzlich sollte man sich die<br />
Dringlichkeit einer Therapie in<br />
Das rät Kassenwatch<br />
aber oft mehrere Monate. Grund ist,<br />
dass die meisten Therapeutinnen<br />
und Therapeuten, die eine sogenannte<br />
psychotherapeutische<br />
Sprechstunde anbieten, kaum Kapazitäten<br />
haben, um eine längerfristige<br />
Therapie anbieten zu können.<br />
Ein aktueller Bericht des Wissenschaftlichen<br />
Dienstes des Bundestags<br />
belegt die langen Wartezeiten<br />
in der ambulanten Psychotherapie.<br />
Und schließlich haben manche<br />
Kassen laut Kassenwatch eine Methode<br />
entwickelt, um eine volle<br />
Kostenübernahme zu umgehen: Sie<br />
weisen schriftlich darauf hin, dass<br />
„der einfache Gebührensatz“ nach<br />
der Gebührenordnung für Ärzte,<br />
auf die sich Privatpraxen beziehen,<br />
erstattungsfähig sei. „Das klingt<br />
gut, ist aber eigentlich eine Absage<br />
der vollen Kostenerstattung“, stellt<br />
Bergmann klar. Private Psychotherapeutinnen<br />
und -therapeuten<br />
rechnen üblicherweise den 2,3-fachen<br />
Satz ab. „Die Patientinnen<br />
und Patienten fallen aus allen Wolken,<br />
wenn sie dann auf den hohen<br />
restlichen Kosten sitzenbleiben<br />
sollen“, so Bergmann weiter. „Die<br />
meisten wissen nicht, dass sie gesetzlich<br />
Anspruch auf die volle<br />
Kostenübernahme haben.“<br />
Ihr Fazit: „Die Hürden für die<br />
Genehmigung einer Psychotherapie<br />
in der sogenannten Kostenerstattung<br />
sind hoch. Die meisten<br />
Patientinnen und Patienten geben<br />
auf, weil ihnen das Verfahren zu<br />
kompliziert ist – vor allem, wenn<br />
sie ohnehin psychisch belastet<br />
sind.“ Annette Liebmann<br />
*Namen von der Redaktion geändert<br />
Form einer „Dringlichkeitsbescheinigung“<br />
schriftlich vom Hausarzt<br />
oder Facharzt bestätigen lassen.<br />
• Mit diesen beiden Dokumenten<br />
wendet man sich an die TSS, die<br />
innerhalb von vier Wochen einen<br />
Termin bei einem kassenzugelassenen<br />
Therapeuten vermitteln muss.<br />
• Wer über die TSS mehr als drei<br />
Monate erfolglos versucht hat,<br />
einen Therapieplatz zu finden,<br />
kann sich an einen approbierten<br />
Therapeuten ohne Kassenzulassung<br />
(Privatpraxis) wenden und<br />
sich die Kosten von seiner Kasse<br />
erstatten lassen (Kostenerstattung<br />
gemäß § 13 Absatz 3 SGB V).<br />
Weitere nützliche Infos gibt es<br />
unter https://kassenwatch.de/hin<br />
weise-fuer-patientinnen<br />
Jede Klinik hat eigene Regeln<br />
Nach wie vor gelten strikte Hygienemaßnahmen<br />
Wer jemanden im Krankenhaus besuchen<br />
will, sollte sich zuvor gut informieren.<br />
Denn die Corona-Besuchsregeln<br />
sind nicht in allen Kliniken gleich.<br />
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft<br />
(DKG) gibt Tipps.<br />
Die Zeiten starker Besuchsbeschränkungen<br />
oder gar -verbote<br />
sind weitgehend vorbei. Doch jedes<br />
Haus hat seine eigenen Vorgaben:<br />
Wie viele Besucher dürfen kommen?<br />
Wie lange können sie bleiben?<br />
Sind Kinder erlaubt? „Informieren<br />
Sie sich über die Regelungen,<br />
über die Zeiten von Visite und<br />
Nachbehandlungen schon im Vorfeld“,<br />
empfiehlt die DKG. Die meisten<br />
Krankenhäuser haben eine<br />
Webseite, auf der die Besuchsregeln<br />
einsehbar sind. Auskunft können<br />
aber auch die Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter auf der Station geben.<br />
Nach wie vor gelten in Kliniken<br />
und Krankenhäusern strikte Hygienemaßnahmen.<br />
Das Tragen einer<br />
Mund-Nasen-Bedeckung im<br />
gesamten Gebäude ist Pflicht. Seit<br />
1. Oktober <strong>2022</strong> müssen Besucherinnen<br />
und Besucher zudem einen<br />
aktuellen negativen Corona- Test<br />
vorweisen. Hinzu kommen individuelle<br />
Regelungen, die jedes Krankenhaus<br />
selbst treffen kann.<br />
• Besuchsdauer: Sie liegt meist<br />
zwischen 30 und 60 Minuten. Wirkt<br />
die oder der Kranke erschöpft,<br />
sollte der Besuch kürzer ausfallen.<br />
• Handy aus: Das Handy ist im<br />
Krankenhaus tabu – auch, weil es<br />
signalisiert: „Ich habe Wichtigeres<br />
zu tun, als meine Aufmerksamkeit<br />
ganz auf dich zu richten.“<br />
• Gesprächsthemen: Kranke wünschen<br />
sich häufig, über ihr Leiden zu<br />
reden. Vor allem zu Beginn des<br />
Besuchs sollte man aufmerksam<br />
zuhören und Fragen stellen. Negative<br />
Themen oder eigene Leidensgeschichten<br />
sollten vermieden<br />
werden. Besser ist es, sich bereits im<br />
Ein aktueller Corona-Test ist Pflicht.<br />
Patientinnen und Patienten benötigen<br />
besonderen Schutz. Je<br />
nach Grunderkrankung besteht oft<br />
die Gefahr, dass weitere Infektionen<br />
hinzukommen, die schwer<br />
verlaufen können. „Verzichten Sie<br />
auf den Besuch, wenn Sie ansteckend<br />
erkrankt sind, beispielsweise<br />
bei einer Erkältung“, rät die<br />
DKG.<br />
Ratsam ist es, vor dem Betreten<br />
und beim Verlassen des Krankenzimmers<br />
die Hände zu desinfizieren<br />
und Abstand zur Patientin<br />
oder zum Patienten zu halten. Wer<br />
niesen oder husten muss, sollte die<br />
Armbeuge vorhalten, um eventuelle<br />
Keime nicht zu verbreiten.<br />
Beim Schnäuzen sollte das Taschentuch<br />
gleich danach im Müll<br />
entsorgt werden. <br />
ali<br />
Wie verhalte ich mich im Krankenhaus richtig?<br />
Vorfeld heitere Ereignisse zu überlegen,<br />
über die man sprechen kann.<br />
• Mitbringsel: Am besten eignen<br />
sich Geschenke, die die Langeweile<br />
vertreiben oder zur Genesung<br />
beitragen, etwa ein spannendes<br />
Buch, Rätsel, Zeitschriften,<br />
aber auch Obst oder Süßigkeiten.<br />
• Blumen: Auf einigen Stationen,<br />
wie beispielsweise der Onkologie,<br />
sind Schnittblumen nicht gern gesehen.<br />
Ist die oder der Kranke nur<br />
kurze Zeit in der Klinik, ist ein anderes<br />
Geschenk besser geeignet.<br />
• Keine Topfpflanzen: Blumenerde<br />
kann eine Infektionsquelle für kranke<br />
und geschwächte Menschen sein.<br />
Foto: imago images/Westend61<br />
7 RHPfalz<br />
Allgemein
8 Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023 Gesundheit<br />
Mit Hydrotherapie Schmerzen lindern<br />
Gelenk- und Muskelbeschwerden können mit warmem, kaltem oder abwechselnd heiß-kaltem Wasser behandelt werden<br />
Der Bamberger Orthopäde Dr.<br />
Wolfgang Willauschus ist Mitglied<br />
im Berufsverband für Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie (BVOU). Im Interview<br />
mit der VdK-ZEITUNG erklärt<br />
der Sportmediziner, bei welchen<br />
Beschwerden eher warme<br />
Wasseranwendungen angeraten<br />
sind, und wann Kälte sinnvoll ist.<br />
Auf welche Tradition geht die Therapie<br />
mit Wasser zurück?<br />
Ganz gleich ob innerlich oder äußerlich,<br />
heiß oder kalt, als Dampf,<br />
Eis oder in flüssiger Form – die<br />
Behandlung mit Wasser, die<br />
Hydro therapie, gibt es schon seit<br />
der Antike: Bereits die Griechen<br />
glaubten, dass im Wasser eine besondere<br />
Heilkraft liegt. Die Römer<br />
bauten öffentliche Bäder, die sich<br />
zu Erholungs- und Gesellschaftszentren<br />
der Städte entwickelten –<br />
Vorläufer der heutigen Kurorte. Im<br />
19. Jahrhundert setzten vor allem<br />
Vincenz Prießnitz und Sebastian<br />
Kneipp Akzente in der Weiterentwicklung<br />
der Hydrotherapie.<br />
Welche Wirkung hat die Behandlung<br />
mit Kalt- und Warmwasser?<br />
Der Hydrotherapie werden verschiedene<br />
Wirkungen zugesprochen:<br />
Sie soll Gelenk- und Muskelbeschwerden<br />
lindern, den<br />
Kreislauf und das Immunsystem<br />
stärken, dadurch zu milderen<br />
Krankheitsverläufen beitragen<br />
und Infekten vorbeugen. Zudem<br />
kann sie die Durchblutung anregen<br />
und den Blutdruck senken, die<br />
Die therapeutische Anwendung von Wasser kann verschiedene Beschwerden<br />
lindern. <br />
Foto: picture alliance/Zoonar/Robert Kneschke<br />
Muskulatur entspannen und Stress<br />
abbauen.<br />
In welchen medizinischen und therapeutischen<br />
Fachrichtungen wird<br />
auf die Heilkraft von Wasser gesetzt?<br />
In der Orthopädie und Physiotherapie<br />
ist die Hydrotherapie anerkannt<br />
und gängig, insbesondere<br />
zur Linderung von Gelenk- und<br />
Muskelschmerzen. Die Therapeutinnen<br />
und Therapeuten setzen<br />
Wasser in verschiedenen Temperaturen<br />
und Formen ein, je nach<br />
Krankheitsbild mit kaltem, warmem,<br />
wechselwarmem, heißem<br />
Wasser oder mit Wasserdampf.<br />
Wann hilft kaltes Wasser, wann<br />
sollte es warm sein?<br />
Bei der Entscheidung für Wärme<br />
oder Kälte hilft eine einfache<br />
Faust regel: Kühlen bei akuten Verletzungen<br />
oder Entzündungen,<br />
Wärmen bei verspannten Muskeln<br />
und steifen Gelenken sowie chronischen<br />
Leiden.<br />
Bei akuten Schmerzen, wie bei<br />
Verletzungen von Bändern, Muskeln<br />
oder Wundschmerzen nach<br />
Operationen, hilft meist Kälte.<br />
Dies gilt auch für entzündlich-rheumatische<br />
Erkrankungen.<br />
Kälte wirkt betäubend und dämpft<br />
den Entzündungsprozess, indem<br />
sie den Stoffwechsel im Gelenkbereich<br />
verlangsamt.<br />
Bei chronischen, also dauerhaft<br />
auftretenden Beschwerden ist hingegen<br />
Wärme sinnvoll. Diese wirkt<br />
sich eher auf das umliegende Gewebe<br />
aus und entspannt die Muskulatur.<br />
Zusätzlich wird die<br />
Durchblutung gefördert.<br />
Was sollte keinesfalls passieren?<br />
Auf keinen Fall sollte Wärme bei<br />
einem akut entzündeten oder geschwollenen<br />
Gelenk zur Anwendung<br />
kommen. Die Wärme kurbelt<br />
nämlich den Entzündungsprozess<br />
der Gelenkerkrankung zusätzlich<br />
an und kann auch die Gelenkschmerzen<br />
verschlimmern.<br />
Darüber hinaus gilt: Bei akuten<br />
und chronischen Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen, Krampfadern,<br />
Hautentzündungen mit offenen<br />
Wunden und grippalen Infekten<br />
sollte auf die Hydrotherapie verzichtet<br />
werden, bis die Beschwerden<br />
abgeklungen sind.<br />
Welche Anwendungen gibt es?<br />
Ich nenne hier nur einige Beispiele.<br />
Etwa das Wassertreten. Dabei<br />
durchwaten die Patientinnen und<br />
Patienten ein Becken mit etwa<br />
kniehohem, kaltem Wasser. Ebenso<br />
bekannt sind Kneippsche Güsse:<br />
Mit geringem Druck zielt der<br />
kalte Wasserstrahl auf Arme, Beine,<br />
Rücken, Gesicht oder den ganzen<br />
Körper der stehenden Person.<br />
Bei den Druckstrahl- oder Blitzgüssen<br />
richtet die behandelnde<br />
Therapeutin oder der Therapeut<br />
den kalten, warmen oder abwechselnd<br />
heiß-kalten Wasserstrahl mit<br />
mittlerem oder starkem Druck auf<br />
den Körper der Patientin oder des<br />
Patienten.<br />
Was ist das Besondere an Thermalwasser?<br />
Thermalwasser aus der Tiefe enthält<br />
viele Mineralstoffe wie Magnesium,<br />
Kalzium, Schwefel, Jod<br />
oder Kohlendioxid. Wenn die<br />
Konzentration hoch genug ist, ist<br />
dieses angereicherte Heilwasser<br />
gesundheitsfördernd. Durch den<br />
besonderen Reiz des Thermalwassers<br />
kommt es an der Körperoberfläche<br />
auch zu chemischen und<br />
physikalischen Reaktionen. Hinzu<br />
kommt, dass sich durch den hydrostatischen<br />
Druck im Wasser die<br />
Funktion der Venen, die Gewebeentwässerung<br />
und der Stoffwechsel<br />
verbessern kann.<br />
Thermalbäder hellen außerdem die<br />
Stimmung auf. Die Senkung des<br />
Stresshormons Cortisol durch ein<br />
warmes Bad von 25 Minuten ist<br />
wissenschaftlich nachgewiesen.<br />
Interview: Elisabeth Antritter<br />
Kein Brief, wenn der<br />
Beitrag erhöht wird<br />
Bislang mussten die gesetzlichen<br />
Krankenkassen ihre Versicherten<br />
über Beitragserhöhungen schriftlich<br />
informieren. Diese Informationspflicht<br />
wird nun bis Ende Juni<br />
2023 ausgesetzt.<br />
Der Bundestag hat einer unzureichenden<br />
Finanzierung für die gesetzlichen<br />
Krankenkassen zugestimmt,<br />
sodass sie den Zusatzbeitrag<br />
im nächsten Jahr von<br />
durchschnittlich 1,3 auf 1,6 Prozent<br />
erhöhen müssen. Der Brief, der<br />
gesetzlich Versicherte wie bislang<br />
üblich über Beitragserhöhungen<br />
informiert, wird jedoch ausbleiben.<br />
Damit sollen Versandkosten in<br />
Höhe von rund 100 Millionen Euro<br />
eingespart werden. Der Sozialverband<br />
VdK lehnt die Aussetzung<br />
der Informationspflicht ab. Er<br />
spricht sich zudem gegen die Erhöhung<br />
des Beitragssatzes aus, weil<br />
noch viele Maßnahmen für eine<br />
dauerhaft stabile Finanzierung der<br />
Krankenkassen ausstehen.<br />
Das Sonderkündigungsrecht, das<br />
bei Beitragserhöhungen gilt, bleibt<br />
aber bestehen. Gesetzlich Versicherte<br />
sollten genau prüfen, wie<br />
sich ihr Beitrag entwickelt und ihn<br />
mit anderen Kassen vergleichen.<br />
Ein Blick auf die Webseite oder in<br />
das Mitgliedermagazin der Kasse<br />
hilft: Dort müssen die Erhöhungen<br />
angekündigt werden. Versicherte<br />
können dann bis zum Ende des<br />
Monats, in dem der neue Zusatzbeitrag<br />
gilt, von ihrem Sonderkündigungsrecht<br />
Gebrauch machen<br />
und die Kasse wechseln. ken<br />
Mollig warm oder fröstelig kalt?<br />
Bei steigenden Energiepreisen sparen viele Menschen beim Heizen – doch ist dies zu empfehlen?<br />
Es gibt gute Gründe, in der kalten<br />
Jahreszeit die Heizung anzustellen.<br />
Medizinerinnen und Mediziner<br />
raten zu angemessenen Temperaturen<br />
in den eigenen vier Wänden.<br />
Die Körpertemperatur liegt bei<br />
etwa 37 Grad Celsius. Individuell<br />
kann sie leicht abweichen, das ist<br />
normal. Sie wird im Gehirn ständig<br />
überprüft und angepasst.<br />
Wird es kalt, ziehen sich die Gefäße<br />
zusammen und wir frieren –<br />
mit Gänsehaut, Zittern und Zähneklappern,<br />
kalten Händen und<br />
Füßen. Dies soll die Temperatur im<br />
Körperinneren konstant halten:<br />
Bei einer Gänsehaut stellen sich<br />
die Härchen auf, und es bildet sich<br />
ein isolierendes Luftpolster auf der<br />
Haut. Durch das Zittern erzeugen<br />
die Muskeln Wärme. In die Hände<br />
und Füße wird weniger Blut gepumpt,<br />
um stattdessen die Organe<br />
in der Körpermitte zu versorgen<br />
und warm zu halten.<br />
Schutzreaktion<br />
„Frieren ist eine Schutzreaktion<br />
des Körpers. Wenn der Körper<br />
dauerhaft in dieser Schutzreaktion<br />
verharren muss, kann das dazu<br />
führen, dass wir anfälliger für<br />
Krankheiten werden“, sagt Vincent<br />
Jörres, Pressesprecher des<br />
Deutschen Hausärzteverbands.<br />
Das Immunsystem wird geschwächt.<br />
Niedrige Temperaturen<br />
sorgen zudem dafür, dass die<br />
Schleimhäute weniger durchblutet<br />
Wegen der hohen Preise versuchen viele Menschen, Energie zu sparen.<br />
Sie drehen die Heizung kaum auf.<br />
Foto: imago/Wolfgang Maria Weber<br />
werden. Viren und Bakterien können<br />
leichter in den Körper eindringen<br />
und beispielsweise die typischen<br />
Erkältungskrankheiten wie<br />
Husten, Schnupfen oder Heiserkeit<br />
auslösen. Kälte gilt auch als Stressfaktor,<br />
der nicht nur auf die Stimmung<br />
schlägt, sondern zu Verspannungen<br />
führen kann, wenn<br />
man unbewusst die Schultern<br />
hochzieht und verkrampft.<br />
Deshalb sollte die Wohnung<br />
nicht so stark auskühlen, dass wir<br />
ständig frieren. Im Wohnzimmer<br />
gilt eine Temperatur von 20 Grad<br />
als angemessen. Aus medizinischer<br />
Sicht sollte sie „nicht dauerhaft<br />
unter 18 oder 19 Grad liegen“, so<br />
Jörres.<br />
Allerdings ist es individuell recht<br />
unterschiedlich, ab wann wir frieren.<br />
Dabei spielen das Alter, das<br />
Geschlecht, die Statur und der<br />
Stoffwechsel eine Rolle. Dies führt<br />
dazu, dass die einen schon zur<br />
Strickjacke greifen, während sich<br />
andere noch in kurzen Hosen<br />
wohlfühlen.<br />
„Grundsätzlich sollte niemand<br />
dauerhaft frieren. Kinder und<br />
Hochbetagte, die in aller Regel<br />
wenig Fettgewebe unter der Haut<br />
haben, sind besonders anfällig“,<br />
sagt Jörres. Ihnen machen niedrige<br />
Temperaturen stärker zu schaffen.<br />
Ältere Menschen verfügen zudem<br />
über weniger Muskelmasse und<br />
bewegen sich nicht mehr so aktiv,<br />
was sich auch negativ auf die<br />
Durchblutung auswirkt.<br />
Wer schnell friert, kann erst einmal<br />
zum flauschigen Pullover oder<br />
zu einer Decke greifen, bevor die<br />
Heizung hochgeregelt wird. Eine<br />
warme Suppe oder ein heißer Tee<br />
tragen ebenso dazu bei, es sich bei<br />
einer Temperatur von 20 Grad behaglich<br />
zu machen.<br />
Der Körper ist in der Lage, sich<br />
an niedrige Temperaturen zu gewöhnen.<br />
Dies können all jene, die<br />
leicht frieren, etwa mit Kneipp-<br />
Anwendungen oder Wechselduschen<br />
fördern – allerdings nur,<br />
wenn sie gesund sind. Es empfiehlt<br />
sich, langsam mit den Maßnahmen<br />
zu beginnen. Bewegung draußen<br />
an der frischen Luft ist für alle<br />
Menschen geeignet. Sie wirkt sich<br />
positiv auf das Immunsystem und<br />
den Kreislauf aus.<br />
Schimmelbildung<br />
Das Umweltbundesamt (UBA)<br />
rät ebenso davon ab, ganz aufs<br />
Heizen zu verzichten. Kühlen die<br />
Räume zu stark aus, kann sich bei<br />
erhöhter Luftfeuchtigkeit Schimmel<br />
bilden. Dessen Sporen beziehungsweise<br />
Stoffwechselprodukte<br />
können Atemwegsbeschwerden<br />
oder allergische Reaktionen hervorrufen.<br />
Das UBA empfiehlt deshalb maximal<br />
20 Grad im Wohnbereich,<br />
18 Grad in der Küche und 17 Grad<br />
im Schlafzimmer. Nachts sowie<br />
tagsüber, wenn man einige Stunden<br />
außer Haus ist, sei es sinnvoll,<br />
die Raumtemperatur um wenige<br />
Grad abzusenken, bei längerer<br />
Abwesenheit sogar bis auf 15 Grad.<br />
So lässt sich bewusst mit der Wärme<br />
haushalten. Kristin Enge<br />
8 RHPfalz<br />
Allgemein
Gesundheit<br />
Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023<br />
9<br />
Brillenfrei im Alter?<br />
Zur Korrektur der Alterssichtigkeit stehen verschiedene Methoden zur Verfügung<br />
Etwa ab Mitte vierzig bekommen<br />
Menschen meist Schwierigkeiten,<br />
Ziffern, Buchstaben und Wörter zu<br />
erkennen, beispielsweise in Büchern<br />
oder in Kurznachrichten auf<br />
dem Handy. Lese- oder Gleitsichtbrillen<br />
können diese Alterssichtigkeit<br />
korrigieren, herausnehmbare<br />
Kontaktlinsen ebenfalls. Aber es<br />
gibt noch andere Möglichkeiten<br />
wie Lasereingriffe oder implantierte<br />
Kunstlinsen.<br />
„Viele Menschen haben den<br />
Wunsch, brillen- und kontaktlinsenfrei<br />
zu sein“, sagte Professorin<br />
Maya Müller beim Kongress der<br />
Deutschen Ophthalmolo gischen<br />
Gesellschaft (DOG) Ende September<br />
in Berlin. Dies gelte auch für<br />
den Fall, dass zwischen dem 60.<br />
und 75. Lebensjahr eine Linsentrübung<br />
durch den grauen Star<br />
einsetzt und ein operativer Linsentausch<br />
notwendig wird, so die<br />
Ärztliche Direktorin des Instituts<br />
für Refraktive und Ophthalmo-<br />
Chirurgie in Zürich (Schweiz).<br />
„Viele Seniorinnen und Senioren<br />
wollen heute reisen und mit dem<br />
Handy unterwegs sein. Sehhilfen<br />
stören da häufig.“ Allerdings könne<br />
nicht jeder Person der Wunsch<br />
nach Brillenfreiheit erfüllt werden.<br />
„Welche Ziele realistisch sind und<br />
welche Vor- oder Nachteile sich<br />
ergeben, muss in einer ausführlichen<br />
Beratung geklärt werden“,<br />
betonte die Expertin.<br />
Vier gängige Varianten<br />
Grundsätzlich stünden verschiedene<br />
Methoden zur Korrektur der<br />
Alterssichtigkeit zur Wahl. Ein<br />
vergleichsweise kostengünstiger<br />
Eingriff ist die Monovision. Bei<br />
der Operation wird ein Auge auf<br />
Kurzsichtigkeit eingestellt, sodass<br />
man lesen kann. Das andere Auge<br />
sieht in der Ferne scharf. „Unser<br />
Gehirn wählt automatisch das jeweils<br />
passende Bild aus“, erläuterte<br />
Müller. „Allerdings sollte vor<br />
einem Eingriff unbedingt mit<br />
Kontaktlinsen getestet werden, ob<br />
die Patientinnen und Patienten<br />
damit klarkommen.“ Das sind<br />
nach Schätzung der Professorin<br />
etwa 60 Prozent.<br />
Eine weitere Variante stellen<br />
trifokale Multifokallinsen dar.<br />
Diese Art der Kunstlinse ersetzt<br />
nach einem ambulanten Eingriff<br />
dauerhaft die körpereigene Linse<br />
und kann Fehlsichtigkeiten auf<br />
Kontaktlinsen und auch Brillen können Alterssichtigkeit korrigieren. Andere<br />
alternative Möglichkeiten eignen sich nicht für alle Betroffenen.<br />
allen drei Sehdistanzen – nah,<br />
mittel und fern – korrigieren. „Dafür<br />
müssen aber gute Ausgangsbedingungen<br />
vorliegen“, sagte<br />
Müller. Sollten nicht korrigierbare<br />
Unregelmäßigkeiten der Hornhaut<br />
oder Netzhauterkrankungen an<br />
der Stelle des schärfsten Sehens<br />
bestehen, sei es besser, die Kunstlinsen<br />
nicht einzusetzen.<br />
Foto: picture alliance/Zoonar/David Herraez Calzada<br />
Von der dritten Methode, einer<br />
alleinigen Laserbehandlung der<br />
Hornhaut, dem „Presby Laser“,<br />
riet die Expertin ab. „Der Eingriff<br />
ist nicht rückgängig zu machen,<br />
und die Möglichkeit einer späteren<br />
Implantation von multi fokalen<br />
Linsen zur Therapie des grauen<br />
Stars ist auch nicht mehr gegeben“,<br />
gab sie zu bedenken. Auch<br />
von Variante vier, dem Sehtraining,<br />
halte sie nicht viel. Über die<br />
Übungen zur Verbesserung der<br />
Nahsicht gebe es keine verlässlichen<br />
Studien.<br />
Hoffnungstropfen<br />
Hoffnungen ruhen derweil auf<br />
Augentropfen, die in den USA vor<br />
Kurzem gegen Alterssichtigkeit<br />
zugelassen worden sind. „Dabei<br />
handelt es sich um ein verdünntes<br />
Glaukom-Medikament, das die<br />
Pupille verengt und so die Nahsicht<br />
verbessert“, teilte Müller mit. Die<br />
Wirkung solle mindestens sechs<br />
Stunden anhalten. Als Nebenwirkung<br />
könnten Kopfschmerzen<br />
auftreten, Autofahren im Dunkeln<br />
sei untersagt. In Deutschland sind<br />
die Tropfen allerdings noch nicht<br />
zugelassen. Mirko Besch<br />
Symptome wie bei einer Demenz<br />
Altershirndruck ist bei rechtzeitiger Diagnose gut zu behandeln<br />
Persönliche Entscheidung<br />
Für und Wider einer Organspende abwägen<br />
Das Gedächtnis lässt nach, die<br />
Schritte werden unsicher, und auch<br />
mit dem Toilettengang kann es<br />
Probleme geben. Diese Beschwerden<br />
erinnern oft an Demenz, Alzheimer<br />
oder Parkinson. Doch es<br />
können auch die Symptome eines<br />
Altershirndrucks sein. Dieser lässt<br />
sich gut behandeln.<br />
Plötzlich begann Franz Müller*,<br />
unsicher zu laufen. Er musste häufiger<br />
auf die Toilette, als er es gewohnt<br />
war. Auf seine Tochter<br />
machte der 75-Jährige einen unkonzentrierten<br />
Eindruck. Sie<br />
dachte an eine Demenz. Er selbst<br />
schob die Probleme beim Gehen<br />
auf seine Bandscheiben.<br />
Aber sein Orthopäde konnte sich<br />
den unsicheren Gang damit nicht<br />
erklären und überwies ihn an einen<br />
Fachkollegen. Dieser riet dem<br />
VdK-Mitglied zu einer Magnetresonanztomografie<br />
(MRT). Ein<br />
Neurologe schaute sich die Aufnahmen<br />
an und sah Veränderungen<br />
der Hirnkammern, die für einen<br />
Altershirndruck sprachen.<br />
Im Gehirn wird täglich Hirnnervenwasser<br />
gebildet, das abgeleitet<br />
werden muss. Im Alter sind die<br />
Blutgefäße weniger elastisch und<br />
bewältigen diesen Abtransport<br />
nicht mehr gut. Die Flüssigkeit<br />
sammelt sich an, was in bildgebenden<br />
Verfahren sichtbar wird.<br />
Damit einher geht ein erhöhter<br />
Pulsdruck im Gehirn, der Beschwerden<br />
verursacht. Diese beginnen<br />
meist schleichend und<br />
werden von Betroffenen, aber auch<br />
von Ärztinnen und Ärzten oft als<br />
Alters erscheinungen eingeordnet.<br />
Doch für Expertinnen und Experten<br />
ist ein breiter Gang mit Trippelschritten<br />
und nach außen gesetzten<br />
Fußspitzen ein klares Indiz. Daneben<br />
können auch Gedächtnisstörungen<br />
beziehungsweise eine<br />
Harn inkontinenz auftreten.<br />
Die Erkrankung, die auch Normaldruckhydrozephalus<br />
genannt<br />
wird, kommt in Deutschland häufig<br />
vor: Rund 60 000 Menschen<br />
leiden daran. Die Patientinnen und<br />
Patienten sind in der Regel älter als<br />
65 Jahre.<br />
Das Gehirn reagiert empfindlich auf Veränderungen: Zu viel Hirnnervenwasser<br />
verursacht Beschwerden. Foto: picture alliance/Zoonar/Alexander Limbach<br />
Für eine abschließende Diagnose<br />
ist nach einem auffälligen<br />
MRT-Befund ein sogenannter Liquorablasstest<br />
nötig. Dem musste<br />
sich auch Müller unterziehen.<br />
Dabei wurde Hirnnervenwasser<br />
aus dem Wirbelkanal abgeleitet<br />
und beobachtet, ob sich die Beschwerden<br />
verbessern. Schnell<br />
konnte Müller wesentlich sicherer<br />
gehen, und auch der plötzliche<br />
Harndrang ging zurück.<br />
Operativer Eingriff<br />
Zur Behandlung ist eine Operation<br />
notwendig. Dabei werden die<br />
inneren Hirnkammern über einen<br />
dünnen Plastikschlauch – ein sogenanntes<br />
Shunt-System – mit dem<br />
Bauchraum verbunden. Die überschüssige<br />
Flüssigkeit wird dorthin<br />
geleitet und kann vom Körper abgebaut<br />
werden. Erfolgen Diagnose<br />
und Behandlung rechtzeitig, sind<br />
die Aussichten gut, dass die Beschwerden<br />
zurückgehen.<br />
Müller hat die Operation inzwischen<br />
gut überstanden. Allerdings<br />
hatte er noch Wochen später mit<br />
Kopfschmerzen und Druck auf den<br />
Ohren zu kämpfen. Er musste Medikamente<br />
nehmen. Auch das<br />
Ventil, das die Menge der abgeleiteten<br />
Flüssigkeit im Shunt-System<br />
regelt, musste mehrmals nachjustiert<br />
werden.<br />
Von dem Eingriff zeugt heute ein<br />
kleines Ventil, das hinter seinem<br />
Ohr unter der Haut verborgen ist.<br />
Er spürt es kaum. Es sei wichtig,<br />
sich vorab gut mit den Abläufen<br />
und Folgen der Operation auseinanderzusetzen,<br />
sagt er. Dann<br />
wäre er weniger ungeduldig gewesen<br />
und hätte sich auf die Nachwirkungen<br />
der Operation besser<br />
einstellen können. Kristin Enge<br />
*Name von der Redaktion geändert<br />
Wer sich mit dem Thema Organspende<br />
befasst, weiß, wie schwierig<br />
eine Entscheidung sein kann. Die<br />
Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung (BZgA) betreibt ein Infotelefon<br />
und hat eine neue Broschüre<br />
herausgegeben, um bei dieser<br />
Frage zu unterstützen.<br />
Für das Kreuz auf dem Organspendeausweis<br />
ist es wichtig, die<br />
eigenen Bedürfnisse gut zu kennen.<br />
Die neue Broschüre „Entscheidungshilfe<br />
Organ- und Gewebespende“<br />
informiert gut verständlich<br />
zum Thema. Sie kann kostenfrei<br />
bestellt werden unter: Bundeszentrale<br />
für gesundheitliche Aufklärung<br />
(BZgA), 50819 Köln.<br />
Wer persönlich mit jemandem<br />
über seine Bedenken sprechen<br />
möchte, kann dies unter der<br />
kostenfreien Rufnummer 0800<br />
9 04 04 00 tun. Das Infotelefon der<br />
BZgA ist montags bis freitags von<br />
9 bis 18 Uhr besetzt. ken<br />
9 RHPfalz<br />
Allgemein
10 Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023 Generationen<br />
Schlüssel zur Demenz<br />
Biografiearbeit hilft, Erinnerungen zu wecken<br />
Sicherer mit vier Rädern<br />
Der richtige Umgang mit einem Rollator sollte geübt werden<br />
Foto: picture alliance/Bernd Wüstneck<br />
Wer einen demenzkranken Menschen<br />
begleitet, kann sich gemeinsam<br />
mit ihm auf eine spannende<br />
Entdeckungsreise in dessen bewegende<br />
Lebensgeschichte begeben.<br />
„Biografische Schlüssel“<br />
helfen, einen Zugang zu Erinnerungen<br />
zu bekommen.<br />
Ursula Möller-Stransky ist Mitglied<br />
im Verein Solidar in Bremerhaven,<br />
der auf die Betreuung von<br />
Menschen mit Demenz ausgerichtet<br />
ist. Aber auch das Umfeld wird<br />
einbezogen. So läuft seit Oktober<br />
ein Projekt, bei dem Angehörige<br />
beraten werden. Dass der Bedarf<br />
groß ist, wundert die gelernte Fachkraft<br />
für Gerontopsychiatrie nicht:<br />
„Demenz ist ein Tabuthema. Meist<br />
kommt man damit erst in Berührung,<br />
wenn man selbst betroffen<br />
ist. Deshalb sind Aufklärung und<br />
Unterstützung so wichtig.“<br />
Die Ehrenamtliche ist Expertin<br />
auf dem Gebiet der Demenz. Als sie<br />
noch berufstätig war, hat sie im<br />
„Haus im Park“, einer Pflegeeinrichtung<br />
für Menschen mit Demenz,<br />
gearbeitet. Dort hat sie die<br />
Erfahrung gemacht, dass Familienmitglieder<br />
oft verunsichert sind.<br />
Vor allem bei Angehörigen, die dem<br />
Demenzkranken sehr nahestehen,<br />
beobachtet sie Enttäuschung und<br />
Unverständnis. „Ehefrau und Kinder<br />
können oft nicht damit umgehen,<br />
wenn der Ehemann beziehungsweise<br />
der Vater sich ganz<br />
anders verhält als früher.“<br />
Demenz verstehen<br />
Demenzkranke leben auf, wenn<br />
man ihre Erinnerungen wachruft.<br />
Fundstücke, wie hier ein Fußball-<br />
Fankalender aus DDR-Zeiten, können<br />
als Schlüssel dienen.<br />
Ursula Möller-Stransky und das<br />
Team des Vereins Solidar helfen<br />
den Familienmitgliedern in einer<br />
solchen Situation, die Krankheit<br />
und den Menschen mit Demenz<br />
besser zu verstehen: „Die Erkrankung<br />
beeinträchtigt kognitiv. Aber<br />
sie schmälert nicht die Lebensleistung.<br />
Der Mensch bleibt die<br />
Person, die sie schon immer war“,<br />
betont sie.<br />
Ein wichtiger Baustein ihres<br />
Engagements für Demenzkranke<br />
ist die Biografiearbeit. Diese ermöglicht<br />
den Angehörigen, einen<br />
Zugang zum Familienmitglied mit<br />
Demenz zu gewinnen.<br />
Während das Wissensgedächtnis<br />
durch die Demenz beeinträchtigt<br />
ist, funktioniert das Langzeitgedächtnis<br />
meist gut. So bleiben<br />
Gefühle und Sinneseindrücke erhalten<br />
und können den demenziell<br />
erkrankten Menschen aktivieren<br />
und motivieren. „Individuelle<br />
Schlüssel in die Vergangenheit rufen<br />
Erinnerungen wach“, weiß die<br />
Demenz- Expertin. Sie nennt ein<br />
einfaches Beispiel: Eine demenzkranke<br />
Frau ist mit ihrer Familie<br />
jedes Jahr in den Süden gereist.<br />
Zwar kann sie sich nicht mehr an<br />
das konkrete Urlaubsland und das<br />
Datum erinnern, aber die wohltuende<br />
Wärme und besonders schöne<br />
Urlaubs erlebnisse sind noch präsent<br />
und erfreuen sie. Die Familie<br />
kann gemeinsam mit ihr Urlaubsfotos<br />
anschauen und ein mediterranes<br />
Gericht, das sie besonders<br />
mag, für sie kochen.<br />
Musik ist Königsweg<br />
Weitere „biografische Schlüssel“<br />
können Personen, Tiere, Gegenstände,<br />
Märchen, Berufe oder<br />
Hobbys betreffen. Auch Humor<br />
hilft. Besonders begeistert ist Ursula<br />
Möller- Stransky von der Magie<br />
der Musik: „Musik ist der Königsweg<br />
zur Demenz und ein<br />
Super- Schlüssel“, sagt sie.<br />
Biografiearbeit sei nicht wie ein<br />
Puzzle, bei dem jedes Teil stimmen<br />
muss, denn es kommt nicht auf<br />
Details an. Überhaupt gibt es kein<br />
Richtig und Falsch. „Wichtig ist,<br />
auf Gefühle des demenzkranken<br />
Menschen einzugehen und ihn<br />
aufzufangen“, sagt Ursula Möller-<br />
Stransky . Ob ein Schlüssel passt,<br />
kann das Umfeld oft an der Mimik<br />
und Gestik seines Angehörigen<br />
ablesen.<br />
Die Fachfrau betont außerdem,<br />
dass man Menschen mit Demenz<br />
nicht in Watte packen muss. „Wir<br />
wollen ja, dass die Betroffenen am<br />
Alltag teilhaben – und dazu gehören<br />
auch negative Gefühle.“ So war<br />
eine Angehörige besorgt, wie der<br />
Demenzkranke wohl auf einen<br />
Trauerfall in der Familie reagiert.<br />
„Mein Ratschlag: Teilen Sie es ihm<br />
mit und veranstalten Sie eine Trauerstunde<br />
mit Musik.“ Diese Lösung<br />
half allen Beteiligten.<br />
<br />
Elisabeth Antritter<br />
Elke Biesenthal (Mitte) trainiert unter der Anleitung von Physiotherapeutin Franziska Lingott (rechts) und Ergotherapeutin<br />
Astrid Wendel das Laufen mit dem Rollator.<br />
Foto: Jörg Ciszewski<br />
Der Rollator kann eine große Unterstützung<br />
sein, um nach einer Operation<br />
oder im fortgeschrittenen<br />
Alter die Mobilität zurückzugewinnen.<br />
Die richtige Nutzung können<br />
Patientinnen und Patienten während<br />
einer Physiotherapie üben. Die<br />
Deutsche Verkehrswacht organisiert<br />
bundesweit Schulungen.<br />
„Ich will, ich will, ich will“, sagt<br />
Elke Biesenthal, ballt die Fäuste<br />
und lächelt Physiotherapeutin<br />
Franziska Lingott an. Die 79-Jährige<br />
motiviert sich so für das Rollatorentraining.<br />
„Am Morgen habe<br />
ich wieder Schmerzen im Rücken<br />
gehabt und dachte, das wird heute<br />
nichts“, erzählt die Seniorin.<br />
„Doch ich will wieder rausgehen<br />
können und weiß, dass ich dafür<br />
etwas tun muss.“ Lingott nickt<br />
ihrer Patientin aufmunternd zu.<br />
Nach einem Sturz wurde Biesenthal<br />
an der Lendenwirbelsäule<br />
operiert. Das Gehen fällt ihr noch<br />
sehr schwer. Seit gut zwei Wochen<br />
kommt die Seniorin in die geriatrische<br />
Tagesklinik in das Vivantes<br />
Auguste-Viktoria-Klinikum in<br />
Berlin-Schöneberg und erhält dort<br />
Ergo- und Physiotherapie.<br />
Richtig eingestellt?<br />
Franziska Lingott hat für das<br />
Training einige Übungen zusammengestellt:<br />
Bremsen, Wenden,<br />
Manövrieren sowie das Hinsetzen<br />
und Aufstehen mit dem Rollator<br />
stehen auf dem Programm.<br />
Doch zunächst überprüft Lingott,<br />
ob das Gerät richtig eingestellt<br />
ist. Dafür steht Elke Biesenthal<br />
aufrecht hinter dem Rollator<br />
und lässt die Arme seitlich hängen.<br />
Die Griffe sind auf Höhe der<br />
Handgelenke. Dann umschließen<br />
ihre Hände die Griffe. „Richtig ist<br />
es, wenn die Arme beim Greifen<br />
leicht gebeugt sind“, sagt Lingott.<br />
Die Patientin löst die Bremse<br />
und macht die ersten Schritte auf<br />
dem Platz neben der Klinik, dabei<br />
schiebt sie den Rollator leicht nach<br />
vorn gebeugt. Franziska Lingott<br />
macht sie darauf aufmerksam, dass<br />
ihre Füße beim Laufen zwischen<br />
den beiden hinteren Rädern bleiben<br />
müssen. „Dann haben Sie die<br />
richtige Körperhaltung und gewinnen<br />
dadurch mehr Sicherheit und<br />
Stabilität im Rumpf“, sagt sie.<br />
Großer Bedarf<br />
Die Zahl der Menschen, die einen<br />
Rollator nutzen, nimmt in einer<br />
alternden Gesellschaft stetig<br />
zu. Nach Angaben der Veranstalter<br />
des Deutschen Rollatortags gab es<br />
schon vor zehn Jahren rund zwei<br />
Millionen Rollatoren in Deutschland,<br />
pro Jahr kommen rund<br />
500 000 hinzu. Wie viele heute<br />
tatsächlich im Umlauf sind, ist<br />
schwer zu sagen. Verlässliche Zahlen<br />
gibt es nicht, auch weil Geräte<br />
mittlerweile privat weitergegeben<br />
oder im Handel gekauft werden.<br />
Eine stetig steigende Nachfrage<br />
bestätigt auch Kordula Bünnenberg,<br />
die seit mehr als 20 Jahren in<br />
einem Berliner Sanitätshaus arbeitet.<br />
Am stärksten nachgefragt<br />
werden die Standardmodelle, die<br />
die gesetzliche Krankenkasse<br />
komplett bezahlt. Sie sind schwerer,<br />
oft größer und weniger praktisch<br />
als die Modelle, die zuzahlungspflichtig<br />
sind. Ab einer Zuzahlung<br />
von mindestens rund 200<br />
Euro bekommt man beweglichere<br />
Rollatoren, die sich oft leichter<br />
zusammenfalten lassen und über<br />
eine Ankipphilfe und einen Rückengurt<br />
verfügen.<br />
Elke Biesenthal hat sich für das<br />
Standardmodell entschieden. Als<br />
sie versucht, auf dem Klinikgelände<br />
eine kleine Stufe zu überwinden,<br />
kommt sie nicht recht voran,<br />
der schwere Rollator lässt sich<br />
nicht kippen. Lingott zeigt ihr einen<br />
Trick und setzt ihren Fuß quer<br />
hinter das Rad, um beim Ankippen<br />
ein Gegengewicht zu schaffen. Es<br />
ließe sich auch die Bremse feststellen<br />
oder der Rollator leicht anheben,<br />
um das Hindernis zu überwinden.<br />
Die Seniorin wiederholt<br />
das Ankippen mehrmals, bis es ihr<br />
gelingt, die Hürde zu nehmen.<br />
Die Entscheidung, welcher Rollator<br />
der richtige ist, ist sehr individuell.<br />
Soll er ausschließlich zu<br />
Hause genutzt werden oder nach<br />
einem Unfall kurzfristig helfen, die<br />
Mobilität zurückzugewinnen? Soll<br />
er älteren Menschen als täglicher<br />
Begleiter bei allen Aktivitäten dienen?<br />
Ergotherapeutin Astrid Wendel<br />
stellt den Patientinnen und<br />
Patienten im Auguste-Viktoria-<br />
Klinikum die Rollatoren vor. Dabei<br />
muss sie zuweilen auch Überzeugungsarbeit<br />
leisten. „Patienten,<br />
die schon einmal gestürzt sind,<br />
haben manchmal Hemmungen,<br />
einen Rollator zu benutzen“, erzählt<br />
sie. Andere würden sich<br />
schämen. „Ich habe mich mit einer<br />
Patientin einmal auf eine Parkbank<br />
gesetzt und mit ihr gezählt,<br />
wie viele Menschen mit einem<br />
Rollator vorbeikamen. Das ist heute<br />
ein ganz normales Bild.“<br />
Noch nicht sicher<br />
Elke Biesenthal braucht erst einmal<br />
eine Pause vom Training. Sie<br />
drückt die Bremsen am Griff hinunter,<br />
dreht sich langsam und<br />
nimmt auf dem Sitz des Rollators<br />
Platz. Sie hat nach ihrer Operation<br />
zunächst zehn Einheiten Physiotherapie<br />
verschrieben bekommen,<br />
dann noch einmal fünf weitere.<br />
„Die Patientin kann entscheiden,<br />
wie viel Zeit wir in der Physiotherapie<br />
für das Rollatorentraining<br />
verwenden“, erklärt Lingott. Biesenthal<br />
braucht noch etwas Zeit.<br />
Deshalb hofft sie, dass sie noch<br />
eine weitere Verordnung für die<br />
Therapie erhält. Jörg Ciszewski<br />
Rollatorentraining<br />
Die Deutsche Verkehrswacht bietet<br />
in vielen Städten und Kreisen<br />
Rollatorentrainings an. Diese<br />
Schulungen richten sich an alle,<br />
die auf einen Rollator angewiesen<br />
sind, und an Menschen, die<br />
Schwierigkeiten beim Gehen<br />
haben und einen Rollator einmal<br />
ausprobieren möchten. Wo Rollatorentrainings<br />
stattfinden, erfahren<br />
Sie bei der Deutschen Verkehrswacht,<br />
E-Mail: Karin.Muel<br />
ler@verkehrswacht.de. Weitere<br />
Informationen gibt es auf der<br />
Webseite der Deutschen Verkehrswacht<br />
unter www.deut<br />
sche-verkehrswacht.de<br />
10 RHPfalz<br />
Allgemein
Inklusion<br />
Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023<br />
11<br />
Lachen, weinen und ganz viel Freundschaft<br />
Die VdK-Mitglieder Lina Zeides und Arianna Corsentino berichten auf Instagram über ihr Leben mit Multipler Sklerose<br />
Mit 18 und 21 erfuhren Arianna Corsentino<br />
und Lina Zeides, dass sie<br />
an Multipler Sklerose (MS) erkrankt<br />
sind. Zuerst war das ein Schock.<br />
Doch dann begannen die beiden,<br />
auf Instagram über ihr Leben mit<br />
MS zu berichten. So kamen sie zum<br />
VdK, wurden enge Freundinnen<br />
und machen als Influencerinnen<br />
vielen Menschen Mut.<br />
Das Leben von Lina Zeides und<br />
Arianna Corsentino, beide 25 Jahre<br />
alt, hat viele, zum Teil fast unglaubliche<br />
Gemeinsamkeiten, und<br />
das lange, bevor sie sich kannten.<br />
Eine hängt mit dem großen Einschnitt<br />
in ihrer beiden Leben zusammen.<br />
Arianna Corsentino war gerade<br />
18, hatte ihr Abendkleid an und<br />
wollte zur Geburtstagsparty ihrer<br />
Mutter. Doch plötzlich wurde ihr<br />
schwindlig, und es ging ihr „richtig<br />
schlecht“. Statt zur Party kam sie<br />
in die Klinik. Nach mehreren Untersuchungen<br />
stand fest: Sie hat<br />
Multiple Sklerose.<br />
Etwa drei Jahre später erging es<br />
Lina Zeides ähnlich. „Mein Sichtfeld<br />
wurde auf einmal immer kleiner“,<br />
erzählt die gebürtige Niederbayerin.<br />
„Ich konnte nicht mehr<br />
normal sehen, hatte Gleichgewichtsstörungen.“<br />
Sie lief nur noch<br />
in Schlangenlinien, und kam ins<br />
Krankenhaus. Verdacht: Gehirntumor.<br />
Sie kam in die Röhre für<br />
CT- und MRT-Untersuchungen.<br />
Am Geburtstag ihrer Mutter, die<br />
an ihrem Krankenbett saß, bekam<br />
Lina Zeides die gleiche Diagnose<br />
wie Arianna Corsentino: MS.<br />
Hilfe in Social Media<br />
Das Leben der beiden Frauen<br />
war auf den Kopf gestellt. Sie<br />
mussten sich ausschließlich um<br />
ihre Gesundheit kümmern, wieder<br />
auf die Beine kommen. „Ich war<br />
total überfordert“, erzählt Lina<br />
Zeides. In ihrer Verzweiflung erzählte<br />
sie auf Instagram über ihr<br />
Leiden und traf virtuell viele Menschen,<br />
denen es ähnlich ging, darunter<br />
vor allem junge Frauen.<br />
„Meistens wird MS in unserem<br />
Alter diagnostiziert“, sagt Lina<br />
Zeides, und sieben von zehn Betroffenen<br />
sind Frauen. Weltweit<br />
wird die Zahl aller MS-Erkrankten<br />
auf 2,8 Millionen geschätzt. In<br />
Deutschland sollen es mehr als<br />
250 000 sein.<br />
Auf Social Media bekam Lina<br />
Zeides von mehreren Personen den<br />
Tipp, beim Sozialverband VdK<br />
einzutreten. Das tat sie, ging zur<br />
Geschäftsstelle in Dachau bei<br />
München und wurde so gut beraten,<br />
dass sie inzwischen selbst<br />
immer wieder den Rat gibt, sich an<br />
den VdK zu wenden.<br />
Arianna Corsentino war zu diesem<br />
Zeitpunkt schon länger auf<br />
Instagram. Auch sie erfuhr dort<br />
vom VdK und wurde Mitglied. Sie<br />
wandte sich an die Geschäftsstelle<br />
in Frankfurt am Main. Die Beratung<br />
half ihr sehr, und sie überzeugte<br />
andere ebenfalls vom VdK.<br />
Beide entschieden sich aufgrund<br />
der positiven Erfahrungen in den<br />
sozialen Netzwerken, ihren Alltag<br />
mit der MS-Erkrankung öffentlich<br />
zu teilen.<br />
„lina.mein.leben.mit.ms“ und<br />
„arianna_crs“ heißen ihre beiden<br />
Instagram-Accounts. Sie zeigen<br />
viele, meist tiefe Einblicke in ihren<br />
Alltag mit einer chronischen Erkrankung.<br />
Bei ihnen tritt MS in<br />
Schüben auf. Für Wochen sind die<br />
jungen Frauen außer Gefecht, haben<br />
massive Einschränkungen und<br />
Schmerzen, werden in der Klinik<br />
mit starken Cortison-Dosen behandelt<br />
– mit allen Nebenwirkungen.<br />
Arianna litt einmal so stark<br />
unter Halluzinationen, dass die<br />
Behandlung gestoppt wurde.<br />
Daher melden sie sich manchmal<br />
tage- oder wochenlang nicht auf<br />
Instagram, und falls doch, fließen<br />
schon einmal Tränen vor der Kamera,<br />
wenn sie ein neues Video<br />
aufnehmen. Viele ihrer Follower<br />
Lina Zeides (Zweite von links) und Arianna Corsentino (Zweite von rechts)<br />
haben schon einige Fernsehauftritte gehabt. Für die BR-Sendung „Bezzel<br />
& Schwarz – Die Grenzgänger“ trafen sie sich mit Sebastian Bezzel (links)<br />
und Simon Schwarz.<br />
Foto: BR/strandgutmedia GmbH<br />
geben ihnen Zuspruch, bauen sie<br />
auf oder danken ihnen für ihre<br />
Offenheit. Dass sie von manchen<br />
auch angegriffen werden, lässt sie<br />
nicht kalt. Aber die positiven Seiten<br />
von Social Media überwiegen<br />
für die beiden ganz eindeutig. Sie<br />
sind dankbar, dass sie vielen anderen<br />
damit helfen, und nicht zuletzt<br />
haben sich die beiden durch Instagram<br />
überhaupt kennengelernt.<br />
Als Lina Zeides wieder mal im<br />
Krankenhaus lag, hat sich Arianna<br />
Corsentino gemeldet. Sie kamen<br />
ins Gespräch, lernten sich immer<br />
besser kennen, und bei Ariannas<br />
nächster Geburtstagsfeier tauchte<br />
Lina überraschend auf. Bald verband<br />
sie eine enge Freundschaft.<br />
Sie behielten zwar beide ihren<br />
eigenen Account. Doch sie machten<br />
immer mehr zusammen auf<br />
Instagram. Medien wurden auf sie<br />
aufmerksam. Für einen ZDF-Beitrag<br />
zum Welt-MS-Tag am 30. Mai<br />
2021 stand Lina Zeides noch allein<br />
vor der Kamera, weitere Dreharbeiten,<br />
auch für die BR-Fernsehreihe<br />
„Bezzel & Schwarz – Die<br />
Grenzgänger“, machten sie gemeinsam.<br />
Dazu trafen sie in der<br />
oberbayerischen Wahlheimat von<br />
Lina Zeides die bekannten Schauspieler<br />
Sebastian Bezzel und Simon<br />
Schwarz. Die vier sprachen<br />
nicht nur über die MS-Erkrankung<br />
und Instagram, sondern spielten<br />
auch gemeinsam Minigolf.<br />
„Nicht mein Feind“<br />
Solche Erlebnisse hätten sich die<br />
beiden vor und auch unmittelbar<br />
nach der Diagnose nie vorstellen<br />
können. So schlimm für sie die<br />
Tage und Wochen mit Symptomen<br />
sind, so sehr genießen sie die Zeit<br />
dazwischen. Lina Zeides sieht in<br />
ihrer Erkrankung viele positive<br />
Dinge: „Ohne MS hätte ich Arianna<br />
niemals kennengelernt.“ Und<br />
auch viele andere Freundschaften<br />
sind durch den digitalen Austausch<br />
über Multiple Sklerose<br />
entstanden.<br />
Ein Patient hat Lina Zeides einmal<br />
in der Klinik gesagt: „MS ist<br />
nicht mein Feind, sondern mein<br />
Freund, der mich ab und zu besuchen<br />
kommt.“ Daher machen sie<br />
das Beste aus ihrem Leben. Nicht<br />
nur ihren Berufen gehen sie gerne<br />
nach – Lina Zeides als Hotelfachfrau<br />
und ihre Freundin als Erzieherin.<br />
Sie unternehmen auch viel.<br />
„Mein Leben hat sich komplett<br />
verändert“, sagt Arianna Corsentino,<br />
und das auch zum Positiven. Die<br />
leidenschaftliche Hobbysängerin<br />
hätte nie gedacht, dass sie mal auf<br />
einer großen Bühne auftreten und<br />
ein eigenes Lied präsentieren würde.<br />
Nun probiert sie alles aus und<br />
sang beim „Kämpferherzen-Treffen“<br />
vor hunderten Menschen, die meisten<br />
auch mit chronischen Erkrankungen.<br />
Der Jubel des Publikums<br />
war groß. Sebastian Heise<br />
Kinder im Krankenhaus<br />
Verdienstausfall für Eltern gesetzlich verankern<br />
Muss ein jüngeres Kind ins Krankenhaus,<br />
begleiten es meist die<br />
Eltern oder eine andere Person.<br />
Diese Betreuung ist medizinisch<br />
notwendig, denn sie soll den Behandlungserfolg<br />
fördern. Doch<br />
nicht alle Begleitenden bekommen<br />
ihren Verdienstausfall von der gesetzlichen<br />
Krankenkasse erstattet.<br />
VdK-Präsidentin Verena Bentele<br />
hat Bundesgesundheitsminister<br />
Karl Lauterbach daher aufgefordert,<br />
einen gesetzlichen Erstattungsanspruch<br />
zu schaffen.<br />
Zwar gilt seit 1. November <strong>2022</strong><br />
ein neuer Anspruch auf Krankengeld<br />
für Begleitpersonen im Krankenhaus.<br />
Dieser gilt allerdings nur<br />
bei Menschen mit Behinderung,<br />
das heißt bei Empfängerinnen und<br />
Empfängern von Eingliederungshilfe<br />
und vergleichbaren Patientinnen<br />
und Patienten. Alle anderen<br />
Gruppen bleiben außen vor.<br />
Eltern nicht behinderter Kinder<br />
können aus der neuen Regelung<br />
Kinder brauchen im Krankenhaus<br />
eine vertraute Begleitung.<br />
Foto: picture alliance/imageBROKER/Jochen Tack<br />
keinen Erstattungsanspruch für<br />
ihren eigenen Verdienstausfall<br />
ableiten.<br />
Die Krankenkassen haben diese<br />
Gesetzesänderung zum Anlass<br />
genommen, die bisherige Vereinbarung<br />
zum Verdienstausfall weitestgehend<br />
aufzukündigen. Jetzt ist<br />
es noch stärker als bisher eine<br />
Einzelfallentscheidung der Kassen,<br />
ob und wie viel sie erstatten.<br />
Der VdK fordert den Bundesgesundheitsminister<br />
daher auf, eine<br />
für alle Krankenkassen verbindliche<br />
Rechtsgrundlage im Sozialgesetzbuch<br />
V zu schaffen. „Die Eltern<br />
haben es nicht in der Hand,<br />
wie oft und wie lange ihre Kinder<br />
krank sind. Die Begleitung darf<br />
deshalb nicht am Geld scheitern“,<br />
so VdK-Präsidentin Verena Bentele.<br />
Das Kinderkrankengeld allein<br />
reicht nicht. Es ist schnell ausgeschöpft,<br />
wenn Kinder länger und<br />
wiederholt ins Krankenhaus müssen.<br />
Zur Sorge um das Kind kommt<br />
dann auch noch die Belastung<br />
durch den Verdienstausfall hinzu.<br />
„Hier dürfen Eltern nicht finanziell<br />
allein gelassen werden“, appelliert<br />
Bentele.<br />
Der VdK empfiehlt Eltern bis zu<br />
einer Neuregelung, auf jeden Fall<br />
bei der Krankenkasse des Kindes<br />
nachzufragen, ob zwischenzeitlich<br />
noch ein Verdienstausfall gezahlt<br />
wird.<br />
Sabine Kohls<br />
11 RHPfalz<br />
Allgemein
12 Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023 VdK-TV<br />
Aktuelle Filme auf VdK-TV<br />
VdK-TV<br />
Die Redaktion des Videoportals<br />
VdK-TV informiert Sie regelmäßig<br />
zu wichtigen sozialen und rechtlichen<br />
Themen. Folgende nebenstehende<br />
neue Filme sind unter<br />
www.vdktv.de ab sofort abrufbar:<br />
VdK-TV AUF SPORT1<br />
Filme von VdK-TV sind auch frei<br />
empfangbar im Fernsehen zu<br />
sehen, und zwar in der Sendung<br />
MIT EINANDER bei Sport1.<br />
In der <strong>Dez</strong>ember- Ausgabe informiert<br />
das Magazin über Krankengeld,<br />
Aktienrente und Pflegebegutachtung.<br />
3. <strong>Dez</strong>. Sendetermin ist der<br />
erste <strong>Dez</strong>ember-Samstag<br />
um 9.30 Uhr.<br />
7. Jan. Sendetermin ist der<br />
erste Januar-Samstag<br />
um 9.30 Uhr.<br />
Wiederholungen am 6. <strong>Dez</strong>ember<br />
und 10. Januar, jeweils um<br />
15.30 Uhr.<br />
Es gibt viele schöne Momente in der häuslichen Pflege. Doch der Alltag ist gerade für pflegende Angehörige,<br />
die noch berufstätig sind, eine große Belastung. <br />
Foto: picture alliance/Westend61/Uwe Umstätter<br />
Pflege und Beruf – ein Spagat<br />
Wenn eine Angehörige oder ein<br />
Angehöriger einen Schlaganfall<br />
erleidet und die Selbstständigkeit<br />
dauerhaft eingeschränkt ist, gilt es,<br />
das Notwendigste zu regeln. Deshalb<br />
hat jede Arbeitnehmerin und<br />
jeder Arbeitnehmer einen Anspruch<br />
auf bis zu zehn arbeitsfreie Tage.<br />
Doch was tun, wenn die Pflege des<br />
nahestehenden Menschen zur langfristigen<br />
Aufgabe wird? Viele Berufstätige<br />
bewältigen tagtäglich den<br />
Spagat zwischen Pflege daheim<br />
und Job. Der Beitrag informiert über<br />
das Pflegezeitgesetz, das den Betroffenen<br />
eine längere Freistellung<br />
von der Arbeit ermöglicht. Eine<br />
Lohnfortzahlung für diesen Zeitraum<br />
gibt es allerdings nicht, weshalb die<br />
pflegenden Angehörigen oft große<br />
finanzielle Sorgen haben. Der Sozialverband<br />
VdK fordert eine Lohnersatzleistung<br />
ähnlich wie das Elterngeld<br />
oder einen eigenen Pflegelohn<br />
für die Zeit, während der ein<br />
Familienmitglied daheim gepflegt<br />
wird.<br />
Pflegebegutachtung<br />
Es ist kein leichter Schritt, die eigene<br />
Pflegebedürftigkeit zu akzeptieren.<br />
Einen Pflegegrad zu haben,<br />
kann jedoch sehr nützlich sein.<br />
Denn dadurch haben Betroffene<br />
Anspruch auf Leistungen der Pflegeversicherung.<br />
Der Beitrag beleuchtet,<br />
wie man einen Pflegegrad<br />
beantragt, worauf dabei zu achten<br />
ist, und wie eine Pflegebegutachtung<br />
abläuft.<br />
Entscheidend bei der Einstufung ist<br />
die Frage: Was kann ein Mensch<br />
noch alleine, wo braucht er hingegen<br />
Hilfe? Das wird sich ein Gutachter<br />
bei einem Hausbesuch genauer<br />
anschauen. So wird überprüft, ob<br />
sich die betreffende Person alleine<br />
in der Wohnung bewegen und<br />
Treppen bewältigen kann, ob sie<br />
ihre Medikamente einnimmt, ohne<br />
dass jemand sie daran erinnern<br />
muss, und ob sie sich selbstständig<br />
waschen und anziehen kann. Je<br />
größer die Beeinträchtigungen im<br />
Alltag sind, desto höher die vergebene<br />
Punktzahl. Insgesamt gibt es<br />
fünf Pflegegrade.<br />
Neue Folge „Rat und Tat“<br />
Immer wieder melden sich Mitglieder<br />
beim VdK, die seit Längerem<br />
krank sind. Der Krankengeldbezug<br />
neigt sich nach eineinhalb Jahren<br />
dem Ende zu. Dann droht ihnen,<br />
„ausgesteuert“ zu werden, was zur<br />
Folge hätte, dass sie kein Krankengeld<br />
mehr bekommen würden und<br />
keine Krankenversicherung mehr<br />
hätten. In dieser Situation greift das<br />
Prinzip des „Nahtlosigkeitsbezugs“.<br />
Was da runter zu verstehen ist, erklärt<br />
VdK-Rechtsexperte Ronny<br />
Hübsch in der aktuellen Folge der<br />
Ratgeberreihe „Rat und Tat“.<br />
Der VdK-Jurist erläutert, warum<br />
man in einem solchen Fall für maximal<br />
eineinhalb Jahre Arbeitslosengeld<br />
bekommt, obwohl man gesundheitlich<br />
nicht in der Lage ist,<br />
wieder im vorherigen Job zu arbeiten.<br />
VdK-TV-Moderator Kai Steinecke<br />
fasst die Fakten im Kurz video<br />
leicht verständlich zusammen.<br />
12 RHPfalz<br />
Allgemein
Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023 13<br />
LANDESVERBAND<br />
Pflegebedürftigkeit<br />
So bietet man Nachbarschaftshilfe<br />
an Seite 14<br />
Steuer-Tipp<br />
Unterhalt für Personen<br />
im Ausland Seite 14<br />
VdK vor Ort<br />
Neues aus den Orts- und<br />
Kreisverbänden Seite I<br />
KOMMENTAR<br />
Mit Freude ins<br />
neue Jahr!<br />
Willi Jäger,<br />
Landesverbandsvorsitzender<br />
Unbeschwert Weihnachten feiern<br />
– das ist zur Herausforderung<br />
geworden angesichts Corona,<br />
dem Ukraine-Krieg, den<br />
Energiekosten, teuren Lebensmitteln<br />
und der anhaltenden<br />
Klimakrise. Die Sorgen sind<br />
groß.<br />
Daher wäre es logisch, keine<br />
Freude zu empfinden. Aber zum<br />
Glück kennt der Mensch mehr<br />
als Logik. Wir spüren, was richtig<br />
ist. Und Freude ist richtig. Wir<br />
dürfen uns freuen, ja, wir müssen<br />
es sogar! Denn Freude erfüllt<br />
das Leben, hilft durch<br />
schwierige Zeiten und gibt Kraft.<br />
Ich wünsche Ihnen – auch im<br />
Namen des geschäftsführenden<br />
Vorstands – ein schönes Weihnachtsfest<br />
im Kreis Ihrer Lieben,<br />
einen guten Rutsch ins neue Jahr<br />
und weiterhin viel Freude in unserer<br />
VdK-Gemeinschaft!<br />
Post-Covid: Wenn Corona nicht weggeht<br />
Werden Spätfolgen unterschätzt? Neue Therapieansätze versprechen bessere Heilung<br />
Die Corona-Herbstwelle baut gerade<br />
ab - währenddessen erholen<br />
sich noch viele Menschen von ihrer<br />
Corona-Erkrankung. Laut Bundesärztekammer<br />
leiden sogar<br />
15 Prozent der Infizierten an Spätfolgen,<br />
also Post-Covid-Syndromen.<br />
Doch Ärztinnen und Therapeuten<br />
haben seit Ausbruch der<br />
Pandemie viel dazugelernt.<br />
Post-Covid: Wohl dem, der Unterstützung hat!<br />
Silvana Heller-Scheunemann<br />
leidet unter den Spätfolgen einer<br />
Corona-Erkrankung und macht<br />
zurzeit eine Therapie in einem<br />
Reha-Zentrum. Nach ihrer Erkrankung<br />
im Februar <strong>2022</strong> bemerkte<br />
sie plötzlich Gedächtnislücken.<br />
„Ich konnte mich nicht mehr<br />
an Wege erinnern“, schildert die<br />
50-Jährige. „Ich konnte nicht richtig<br />
schreiben, teilweise kamen<br />
Buchstaben in Spiegelschrift aufs<br />
Papier. Das war dann schon sehr<br />
beängstigend, auch weil natürlich<br />
der erste Gedanke kam: „Kann ich<br />
meinen Job so machen?“<br />
Eigentlich arbeitet sie als Sachgebietsleiterin,<br />
doch durch die<br />
Erkrankung wurde sie mehrere<br />
Monate arbeitsunfähig. „Ich wusste,<br />
ich kann ja so nicht in die Arbeit.<br />
Sie können nicht als leistungsfähige<br />
Führungskraft arbeiten,<br />
wenn Sie all diese<br />
Kompetenzen nicht haben.“<br />
Auffällig: Immer wieder kommen<br />
Post-Covid-Patienten mit<br />
Abitur oder Hochschulabschluss<br />
in die Kliniken – in anderen Patientengruppen<br />
ist das vergleichsweise<br />
weniger häufig der Fall.<br />
Auch für den ärztlichen Direktor<br />
des Reha-Zentrums ist das überraschend.<br />
Volker Köllner verbindet<br />
seine Arbeit als Arzt mit der Erforschung<br />
der Krankheit. Köllner<br />
sagt: „Dass es tatsächlich so einen<br />
Riesenunterschied beim Bildungsstand<br />
zwischen Patientengruppen<br />
gibt, wie in der Studie zu Post-Covid,<br />
habe ich jetzt seit 30 Jahren<br />
Forschung noch nicht erlebt.“<br />
Köllner berichtet, dass gerade<br />
Menschen mit geistig anspruchsvollen<br />
Jobs stark unter Konzentrationsstörungen<br />
leiden würden.<br />
„Eine Lehrerin kommt beispielsweise<br />
und erzählt uns, dass sie<br />
immer bestimmte Vokabeln vergisst<br />
und an der Tafel steht und ihr<br />
fällt das Wort nicht ein“, sagt der<br />
Arzt. In der kognitiven Testung<br />
seien dann tatsächlich entsprechende<br />
Einschränkungen nachgewiesen<br />
worden – oft in einem<br />
überraschend deutlichen Ausmaß.<br />
Häufig Frauen betroffen<br />
Frauen sind übermäßig von Post-<br />
Covid betroffen. „Das kann einerseits<br />
immunologische Gründe haben“,<br />
sagt Köllner. Der andere<br />
Punkt sei, dass Frauen häufiger in<br />
der Doppelbelastung seien mit<br />
Familie und sich eine Auszeit, die<br />
eigentlich nach der Infektion gut<br />
täte, weniger leicht nehmen könnten<br />
als die Männer.<br />
Ärztinnen und Therapeuten haben<br />
seit Ausbruch der Pandemie<br />
vor über zwei Jahren viel dazugelernt.<br />
Gerade etwa beim Thema<br />
Bewegung gab es lange Unsicherheit.<br />
Schadet es den Patienten am<br />
Ende? Für Doktor Köllner ist die<br />
Bewegungstherapie inzwischen<br />
ein Schlüsselelement bei der Behandlung.<br />
„Die riesige Mehrheit<br />
der Post-Covid-Patienten profitiert<br />
von einem wohldosierten Ausdauertraining<br />
und von Bewegungstherapie“,<br />
sagt der Arzt.<br />
Maßgebend für die richtige Behandlung<br />
von Post-Covid-Patienten<br />
ist die Deutsche Gesellschaft<br />
für Pneumologie und Beatmungsmedizin.<br />
Diese hat eine Empfehlung<br />
herausgegeben, in der sie<br />
dringend zu Bewegungstherapie<br />
rät.<br />
In der Klinik steht täglich Sport<br />
auf dem Programm. In der kleinen<br />
Turnhalle sitzt Silvana Heller-Scheunemann<br />
auf einem Hocker;<br />
im Kreis mit ihr andere Patientinnen.<br />
Gemeinsam machen sie<br />
die Übungen der Trainerin nach.<br />
Den Arm über den Kopf, dann in<br />
die Kniebeuge.<br />
Ausdauertraining<br />
Foto: Unsplash<br />
Wenn sich Doktor Köllner etwas<br />
für die Post-Covid-Betroffenen<br />
wünschen dürfte, wären es einfach<br />
eingerichtete und zu erreichende<br />
Bewegungsangebote. „Damit würden<br />
wir Menschen erreichen, die<br />
bei ihrem Hausarzt sind und die<br />
sagen: „Ich merke, das ist immer<br />
noch so anstrengend und ich mache<br />
mir Gedanken und ich kriege<br />
schlechter Luft“, sagt Köllner. Die<br />
Deutsche Rentenversicherung<br />
Bund spricht sich ebenfalls für<br />
vielschichtige Behandlungen aus.<br />
Ihre Direktorin für Rehabilitation,<br />
Brigitte Gross, unterstreicht die<br />
Bedeutung: „Wenn zum Beispiel<br />
das Herz nach einer Corona-Erkrankung<br />
nur noch eine eingeschränkte<br />
Pumpfunktion hat, setzt<br />
die Rehabilitation mit einem dosierten<br />
Ausdauertraining an, um<br />
etwa das Treppensteigen wieder zu<br />
ermöglichen.“ Unter dem Dach der<br />
Rentenversicherung wurden im<br />
Jahr 2021 rund 10 000 Rehabilitationen<br />
für die Folgen nach Corona<br />
durchgeführt. Durchschnittlich<br />
bleiben die Patientinnen und Patienten<br />
dabei 26 Tage in der Reha.<br />
Aus der Wissenschaft und der<br />
Ärzteschaft wurde zuletzt immer<br />
wieder mehr Augenmerk auf die<br />
späten Folgen einer Corona-Erkrankung<br />
verlangt. Viele halten<br />
das Thema für unterschätzt. Nach<br />
der Zunahme bei Corona-Infektionen<br />
im Herbst und Winter könnten<br />
auch die Post-Covid-Zahlen<br />
wieder steigen. Die Bundesärztekammer<br />
erwartet, dass sich mit der<br />
Dynamik der Pandemie auch die<br />
Erkenntnisse zu Post-Covid verändern<br />
und teils auch immer wieder<br />
überholen.<br />
Positiv sind nach Ansicht des<br />
Arztes Köllner die wachsenden<br />
Erfahrungen in der Bevölkerung<br />
mit Corona insgesamt. Die Menschen<br />
seien „deutlich immunkompetenter“,<br />
sagt Köllner. „Jetzt hatten<br />
wir zweieinhalb Jahre Zeit, uns<br />
mit dem Virus auseinanderzusetzen.“<br />
Gerade aus Sicht des Experten<br />
für Post-Covid gilt aber: Man<br />
dürfe Corona nicht auf die leichte<br />
Schulter nehmen und müsse sehr<br />
wachsam bleiben. Köllner: „Ich<br />
halte es nicht für wahrscheinlich,<br />
aber es kann sein, dass es eben<br />
auch mal eine aggressivere, also im<br />
Sinne von gefährlichere, tödlichere<br />
Variante gibt.“<br />
<br />
Stella Venohr/dpa<br />
Anerkennung der Schwerbehinderung<br />
VdK-Sozialrichtertagung: Referent Hagen Hemmie vom Landessozialgericht erläutert die Entscheidungsprozesse<br />
Anerkennung einer Schwerbehinderung<br />
– worauf kommt es dabei<br />
an? Damit beschäftigten sich<br />
35 ehrenamtliche Richterinnen und<br />
-richter auf der VdK-Sozialrichtertagung<br />
in Trier. Doch bevor es in<br />
die Arbeitsgruppen ging, gab Hagen<br />
Hemmie, Richter am Landessozialgericht,<br />
einen interessanten<br />
Überblick über das Schwerbehindertenrecht.<br />
Außerdem erklärte er,<br />
welche gerichtlichen Entscheidungen<br />
problematisch sind und auf<br />
was Betroffene achten sollten.<br />
Referent Hagen Hemmie ...<br />
... informierte die ehrenamtlichen Sozialrichterinnen und -richter des Sozialverbands VdK. Fotos: Finkenzeller<br />
„Einen Antrag auf Schwerbehinderung<br />
sollte man möglichst noch<br />
vor Jahresende stellen, um steuerliche<br />
Vergünstigungen für das<br />
ganze Jahr zu bekommen“, riet<br />
Hagen Hemmie. „Und wer tatsächlich<br />
einen Feststellungbescheid<br />
kriegt, sollte ihn keinesfalls dem<br />
Arbeitgeber zeigen, auch nicht auf<br />
Nachfrage. Das hat sich regelmäßig<br />
als Nachteil erwiesen.“ Anschließend<br />
erläuterte der erfahrene<br />
Richter, wie ein Widerspruchsverfahren<br />
abläuft. In diesem Zusammenhang<br />
erwähnte er auch die<br />
Arbeit des VdK: „Vor Gericht haben<br />
wir manchmal mit Anwälten<br />
zu tun, die vom Sozialrecht wenig<br />
Ahnung haben. Aber die VdK-Prozessbevollmächtigten<br />
sind im Thema.“<br />
Gleichzeitig warb er um Verständnis,<br />
wenn manch gerichtliches<br />
Urteil als ungerecht empfunden<br />
wird. „Wir als Richter müssen<br />
uns an den Katalog der versorgungsmedizinischen<br />
Grundsätze<br />
und an die Vorgaben des Bundessozialgerichts<br />
halten. Da haben<br />
wir teilweise wenig Spielraum.“<br />
Hürden bei Diabetes<br />
Problematisch sei beispielsweise,<br />
dass die Hürden für die Anerkennung<br />
einer Diabetes Typ 2 als<br />
Schwerbehinderung relativ hoch<br />
seien. So würden zusätzlich zum<br />
Therapieaufwand weitere schwere<br />
Beeinträchtigungen in der Lebensführung<br />
verlangt. „Selbst eine<br />
Reduzierung der Arbeitszeit, eine<br />
Änderung der Arbeitstätigkeit und<br />
Einschränkungen bei Reisen oder<br />
in der Freizeit reichen für eine<br />
Schwerbehinderung allein nicht<br />
aus.“ Genauso schwierig sei es,<br />
Schlafapnoe als Schwerbehinderung<br />
anerkannt zu bekommen.<br />
Dazu müsse nachgewiesen werden,<br />
dass eine Maskenbeatmung<br />
aus medizinischen Gründen unmöglich<br />
sei. Eines kritisiert Hagen<br />
Hemmie allerdings an ärztlichen<br />
Bescheinigungen: „Derzeit scheint<br />
bei einigen Medizinern die Diagnose<br />
einer posttraumatischen Belastungsstörung<br />
‚in‘ zu sein. Das<br />
setzt aber eine außergewöhnliche<br />
Bedrohung von katastrophenartigem<br />
Ausmaß voraus. Ein Auffahrunfall<br />
beispielsweise ist noch kein<br />
kriegsähnliches Ereignis.“ fin<br />
13 RHPfalz<br />
Allgemein
14 Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023<br />
Rheinland-Pfalz<br />
SOZIALRECHTSTIPP<br />
Nachbarschaftshilfe anbieten – Was ist zu tun?<br />
Kostenübernahme durch Pflegeversicherung nur bei landesrechtlicher Anerkennung – Antrag bei ADD<br />
Bezahlte Nachbarschaftshilfe für<br />
Pflegebedürftige – damit möchte<br />
die Pflegeversicherung insbesondere<br />
Angehörige entlasten und<br />
stellt dafür 125 Euro pro Monat zur<br />
Verfügung. Doch nicht jeder Nachbar,<br />
jeder Freund oder jede Bekannte<br />
dürfen jede Leistung anbieten,<br />
sondern müssen sich an<br />
bestimmte Voraussetzungen halten.<br />
Wann die Kosten übernommen<br />
werden, klärt der Sozialrechtstipp.<br />
Hauptziel der Nachbarschaftshilfe<br />
ist, pflegebedürftige Menschen<br />
im Haushalt zu unterstützen.<br />
Dabei darf es sich nur um<br />
„hauswirtschaftliche Dienstleistungen<br />
mit geringem Leistungsumfang“<br />
handeln, die nicht als gewerbliche<br />
Tätigkeit ausgeübt werden,<br />
sondern nur als<br />
nebenberufliche Tätigkeit oder im<br />
Rahmen bürgerschaftlichen Engagements.<br />
Die Nachbarschaftshilfe umfasst<br />
beispielsweise die Reinigung der<br />
Wohnung oder der Kleidung, die<br />
Nahrungsmittelzubereitung sowie<br />
die Erledigung von Einkäufen.<br />
Gelebte Nachbarschaftshilfe: Den Einkauf für die betagte Nachbarin<br />
übernehmen.<br />
Foto: Freepik<br />
Nicht inbegriffen sind Instandhaltung<br />
von Gebäuden, Handwerkerleistungen<br />
oder Gartenarbeiten.<br />
Die Tätigkeit kann auch die Betreuung<br />
der pflegebedürftigen<br />
Person beinhalten, allerdings muss<br />
die Hauswirtschaft im Vordergrund<br />
stehen; körperbezogene<br />
Pflege und medizinische Behandlungspflege<br />
gehören nicht dazu.<br />
Wichtig: Die leistungserbringende<br />
Person und die Pflegebedürftigen<br />
dürfen nicht bis zum zweiten<br />
Grad verwandt oder verschwägert<br />
sein und nicht zusammenwohnen.<br />
Wer Nachbarschaftshilfe anbietet,<br />
darf für höchstens zwei Pflegebedürftige<br />
tätig sein. Der Verdienst<br />
darf nicht höher sein als bei einem<br />
geringfügigen Beschäftigungsverhältnis<br />
(Minijob), also nicht über<br />
520 Euro pro Monat. Hierbei werden<br />
die Aufwandsentschädigungen<br />
für alle Tätigkeiten zusammengezählt.<br />
Die Aufwandsentschädigung<br />
beträgt maximal zehn Euro pro<br />
Stunde inklusive Auslagenersatz.<br />
Um mit der Pflegekasse möglichst<br />
mühelos abzurechnen, ist ein Institutionskennzeichen<br />
(IK) sinnvoll.<br />
Antrag bei der ADD<br />
Wenn man Nachbarschaftshilfe<br />
anbieten möchte, muss man sich<br />
bei der ADD (Aufsichts- und<br />
Dienstleistungsdirektion) registrieren<br />
lassen. Gefordert wird eine<br />
Haftpflicht- und Unfallversicherung,<br />
ein höchstens drei Monate<br />
altes Führungszeugnis oder im<br />
Fall der Betreuung von Minderjährigen<br />
ein erweitertes Führungszeugnis.<br />
Das Führungszeugnis<br />
kann unter Vorlage des Personalausweises<br />
oder Reisepasses bei der<br />
örtlichen Meldebehörde beantragt<br />
werden oder online über das Online-Portal<br />
des Bundesamts für<br />
Justiz.<br />
Eine weitere Voraussetzung ist<br />
ein abgeschlossener Erste-Hilfe-<br />
Kurs; er darf nicht länger als fünf<br />
Jahre zurückliegen und muss spätestens<br />
alle fünf Jahre erneuert<br />
werden.<br />
Den Antrag und alle wichtigen<br />
Hinweise dazu stehen auf den Internetseiten<br />
der ADD unter „Nachbarschaftshilfe“.<br />
Der ausgefüllte<br />
Antrag geht an die ADD Trier,<br />
derzeit zu Händen von Frau Anne<br />
England, Referat 24, Willy-Brandt-<br />
Platz 3, 54290 Trier.<br />
Für Pflegebedürftige gut zu wissen:<br />
Der monatliche Betrag von<br />
125 Euro kann angespart werden,<br />
sodass im Jahr eine Summe von<br />
1500 Euro zur Verfügung steht.<br />
Diese kann bis zum 30. Juni des<br />
Folgejahres abgerechnet werden.<br />
<br />
Ida Schneider<br />
https://add.rlp.de<br />
Unterhalt an Personen im Ausland steuerlich absetzen<br />
Unterhaltsleistungen können als außergewöhnliche Belastungen berücksichtigt werden – Steuerring gibt Tipps<br />
Haben Sie Familienangehörige im<br />
Ausland, an die Sie jeden Monat<br />
Geld überweisen? Diese Unterstützungsleistungen<br />
lassen sich unter<br />
bestimmten Voraussetzungen in<br />
der Steuererklärung absetzen.<br />
Allerdings gelten für die steuerliche<br />
Berücksichtigung von Unterhalt<br />
an Personen im Ausland erhöhte<br />
Anforderungen.<br />
Unterhaltsberechtigung<br />
Ihre Aufwendungen lassen sich<br />
steuerlich absetzen, wenn die unterstützte<br />
Person gegenüber<br />
Ihnen oder<br />
Ihrem Ehe- beziehungsweise<br />
Lebenspartner<br />
gesetzlich<br />
zum Unterhalt berechtigt<br />
ist. Das können der<br />
(geschiedene) Ehepartner<br />
oder Verwandte in<br />
gerader Linie sein.<br />
Nicht absetzbar sind<br />
Unterstützungsleistungen<br />
an:<br />
• Kinder, für die ein<br />
Anspruch auf Freibeträge<br />
oder Kindergeld beziehungsweise<br />
auf vergleichbare Familienbeihilfen<br />
im Ausland besteht.<br />
• den im Ausland lebenden Ehepartner,<br />
mit dem Sie ein Veranlagungswahlrecht<br />
ausüben können.<br />
• Ihren geschiedenen oder dauernd<br />
getrennt lebenden Ehegatten<br />
oder Ehefrau, sofern Sie für die<br />
Unterhaltsleistungen bereits einen<br />
Sonderausgabenabzug beanspruchen.<br />
• Personen, die zwar nach ausländischem,<br />
aber nicht nach inländischem<br />
Recht unterhaltsberechtigt<br />
sind.<br />
Mitwirkungspflichten<br />
Finanzieren Sie einen Verwandten<br />
im Ausland, haben Sie erhöhte<br />
Mitwirkungspflichten zu beachten.<br />
Deshalb müssen Sie unbedingt<br />
belegen können, dass Ihre Zahlungen<br />
tatsächlich beim Unterhaltsempfänger<br />
angekommen sind.<br />
Beispielsweise indem Sie entsprechende<br />
Bescheinigungen oder<br />
Kontoauszüge vorlegen. Eigenerklärungen<br />
oder eidesstattliche<br />
Versicherungen reichen als Nachweis<br />
nicht aus.<br />
Achtung: Belege in ausländischer<br />
Sprache müssen<br />
Sie grundsätzlich<br />
durch einen amtlich<br />
zugelassenen Dolmetscher,<br />
ein Konsulat<br />
oder eine sonstige zuständige<br />
ausländische<br />
Dienststelle übersetzen<br />
lassen.<br />
Ihre Mitwirkungspflichten<br />
haben allerdings<br />
Grenzen. Lassen<br />
sich amtliche Bescheinigungen<br />
aus Krisengebieten<br />
nicht beschaffen,<br />
dürfen Sie sich auf den sogenannten<br />
Beweisnotstand berufen.<br />
Bedürftigkeit der Person<br />
Familie auf Distanz? Zumindest die Unterhaltspflicht gilt auch im Ausland.<br />
Um zu beweisen, dass die unterstützte<br />
Person unterhaltsbedürftig<br />
ist, müssen Sie Folgendes vorlegen:<br />
• Verwandtschaftsverhältnis<br />
• Personalien mit Angaben zum<br />
Familienstand, zur Berufstätigkeit<br />
und einer Aussage darüber, welche<br />
weiteren Personen zum unterstützten<br />
Haushalt gehören. Diese Angaben<br />
sind durch die Heimatbehörde<br />
oder einem von der Heimatbehörde<br />
beauftragten Notar zu<br />
bestätigen.<br />
• Nachweise zum Einkommen<br />
der unterstützten Person wie Steuerbescheide,<br />
Rentenbescheide oder<br />
Verdienstbescheinigungen, und<br />
Angaben darüber, wie der Unterhalt<br />
bisher bestritten wurde und<br />
welche Personen noch zum Unterhalt<br />
beigetragen haben.<br />
Können Sie die Unterhaltsbedürftigkeit<br />
der unterstützten Person<br />
nicht nachweisen oder ist sie<br />
trotz Unterhaltserklärung nicht<br />
glaubhaft, entfällt die steuerliche<br />
Berücksichtigung.<br />
Nachweis der Zahlungen<br />
Besuchen Sie Ihre Familie (Ehepartner<br />
und Kinder) im Ausland,<br />
geht das Finanzamt aus Vereinfachungsgründen<br />
davon aus, dass<br />
Sie je Familienheimfahrt einen<br />
Nettolohn für den Unterhalt mitnehmen.<br />
Das gilt für bis zu vier<br />
nachweislich durchgeführte Heimfahrten<br />
im Jahr. Überweisungen<br />
können Sie grundsätzlich durch<br />
Post- oder Bankbelege nachweisen.<br />
Die unterhaltene Person muss<br />
als Empfänger ausgewiesen sein.<br />
Porto, Spesen oder Bearbeitungsgebühren<br />
zählen nicht zu den abziehbaren<br />
Aufwendungen.<br />
Höchstbetrag<br />
Unterhaltszahlungen können Sie<br />
bis zu einem Höchstbetrag von<br />
9744 Euro im Kalenderjahr steuerlich<br />
berücksichtigen. Unterstützen<br />
Sie eine Person im Ausland, wird<br />
der Betrag nach den wirtschaftlichen<br />
und sozialen Verhältnissen<br />
im jeweiligen Land angepasst.<br />
Eigene Einkünfte und Bezüge<br />
der unterhaltenen Person müssen<br />
Sie abziehen.<br />
Vivien von Boscamp<br />
Info<br />
Foto: Freepik<br />
Als Lohnsteuerhilfeverein übernimmt<br />
der Steuerring die komplette<br />
steuerfachliche Betreuung<br />
seiner Mitglieder. Allein in Rheinland-Pfalz<br />
unterhält er 38 Beratungsstellen.<br />
Für VdK-Mitglieder<br />
entfällt die einmalige Aufnahmegebühr.<br />
Interessierte erhalten<br />
weitere Informationen direkt<br />
beim Steuerring. Auch die VdK-<br />
Kreisverbände geben Auskunft<br />
über die nächstgelegene Steuerring-Beratungsstelle.<br />
Aus gesetzlichen<br />
Gründen darf der Steuerring<br />
ausschließlich im Rahmen<br />
einer Mitgliedschaft (§ 4 Nr. 11<br />
StBerG) beraten.<br />
• 0800 9 78 48 00 (kostenlos)<br />
info@steuerring.de<br />
www.steuerring.de<br />
14 RHPfalz<br />
Allgemein
Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023 I<br />
AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />
Zweibrücken<br />
Kreisverbandstag mit Wahlen und Ehrungen<br />
Mainz<br />
Simmern<br />
Kreisverbandstag wählt Vorstand<br />
Neue und bekannte Gesichter im Vorstandsteam Zweibrücken.<br />
Bereits im Sommer fand in Zweibrücken<br />
der Kreisverbandstag<br />
statt. Als Ehrengäste konnte der<br />
wiedergewählte Kreisverbandsvorsitzende<br />
Thimo Schlär den<br />
SPD-Fraktionsvorsitzenden<br />
Stéphane Moulin, den Landauer<br />
Kreisverbandsvorsitzenden Manfred<br />
Campe, den Kaiserslauterer<br />
Kreisverbandsvorsitzenden Bernd<br />
Hofmann sowie den Landesverbandsvorsitzenden<br />
Willi Jäger<br />
begrüßen.<br />
Bei den anstehenden Vorstandswahlen<br />
wurde Thimo Schlär einstimmig<br />
zum Kreisverbandsvorsitzenden<br />
wiedergewählt. Ehrentraut<br />
Netolitzkjy konnte als stellvertretende<br />
Kreisverbandsvorsitzende<br />
Kreisverbandsvorsitzender Thimo<br />
Schlär (links) ehrte treue Jubilare.<br />
dazugewonnen werden. Sie unterstützt<br />
Thimo Schlär und Rudi<br />
Hüther, der erneut zum stellvertretenden<br />
Vorsitzenden gewählt wurde.<br />
Dem Vorstandsteam gehören<br />
weiterhin an: Kassenverwalterin<br />
Irmgard Sommer, ihre Stellvertreterin<br />
Silke Rocha, Schriftführer<br />
Bernhard Lambing, sein Stellvertreter<br />
Hans Friedrich, Frauenvertreterin<br />
Ute Michel, die Beisitzer<br />
Uwe Bissbort, Heidemarie Böhm,<br />
Klaus Buchmann, Rainer Faust<br />
und Monika Meyer sowie die Revisoren<br />
Willi Rauch und Franz<br />
Otto Leisinger.<br />
Anschließend ehrte Willi Jäger<br />
verdiehnte Ehrenamtliche. Die<br />
Verdienstnadel des Sozialverbands<br />
VdK Rheinland-Pfalz ging an Ute<br />
Michel, das Ehrenzeichen an Irmgard<br />
Sommer, Rudi Hüther und<br />
Willi Rauch. In Abwesenheit verlieh<br />
Willi Jäger Doris Dörner die<br />
höchste Auszeichung, die Goldene<br />
Ehrennadel des Sozialverbands<br />
VdK Deutschland. Viele Jahre engagierte<br />
sich Frau Dörner im Vorstand<br />
des Ortsverbands Rieschweiler<br />
sowie als Kreisverbandskassenverwalterin.<br />
Die Messe Inklusiva in Mainz<br />
stand dieses Jahr unter dem<br />
Motto „Teilhabe für alle!“. Markus<br />
Braun, Mitglied im sozialpolitischen<br />
Ausschuss und Vertreter<br />
der jüngeren Generation, beriet<br />
Interessierte am VdK-Stand.<br />
Burgen-Macken<br />
Im Ortsverband Burgen-Macken,<br />
Kreisverband Sankt Goar, ehrte<br />
der Vorsitzende Gerhard Sturm<br />
(links) den Ortsbürgermeister<br />
von Burgen, Fritz Martin Bär<br />
(rechts), für seine 20-jährige Mitgliedschaft.<br />
Rieschweiler-M.<br />
Das neue Vorstandsteam des Kreisverbands Simmern präsentiert sich.<br />
Beim Kreisverbandstag in Simmern<br />
begrüßte der Kreisverbandsvorsitzende<br />
Ulrich Stilz neben den Delegierten<br />
und den Vorstandsmitgliedern<br />
im festlich geschmückten<br />
Neuen Schloss in Simmern den<br />
Landrat vom Rhein-Hunsrück-Kreis,<br />
Volker Boch, den Verbandsbürgermeister<br />
der Verbandsgemeinde<br />
Simmern-Rheinböllen, Michael<br />
Boos, und den stellvertretenden<br />
Landesverbandsvorsitzenden<br />
Werner Faber aus Trier.<br />
Fazit der Vormittagsveranstaltung:<br />
Jede und jeder kann und<br />
muss etwas tun und gemeinsam<br />
können wir etwas bewirken.<br />
Die Berichterstattung wurde<br />
eröffnet vom Kreisverbandsvorsitzenden<br />
Ulrich Stilz, im Anschluss<br />
hieran erfolgte der Geschäftsbericht,<br />
vorgetragen von der Geschäftsführerin<br />
Seham Shatanawi.<br />
Vom Kreisverbandskassenverwalter<br />
Alfred Müller wurde der Kassenbericht<br />
und vom Revisor Egon<br />
Müller der Revisionsbericht vorgetragen.<br />
Die anstehende Entlastung<br />
des Vorstands wurde ohne Gegenstimme<br />
erteilt.<br />
Satzungsgemäß standen Neuwahlen<br />
an. Als Wahlleiter, bis hin<br />
zur Neuwahl des Vorsitzenden,<br />
fungierte der stellvertretende Landesverbandsvorsitzende<br />
Herr Werner<br />
Faber. Die Wahlen erbrachten<br />
folgendes Ergebnis: Ulrich Stilz<br />
wurde für weitere vier Jahre einstimmig<br />
als Kreisverbandsvorsitzender<br />
bestätigt. Als Stellvertreter<br />
wurden Irene Theiß und Willi<br />
Huth ebenfalls bestätigt.<br />
Die weiteren Vorstandsmitglieder<br />
sind Kassenverwalter Alfred<br />
Müller, sein Stellvertreter Helmut<br />
Jakobi, Schriftführer Dieter Knebel,<br />
seine Stellvertreterin Birgit<br />
Demand, Frauenvertreterin Helga<br />
Graef, ihre Vertreterin Gisela Bast.<br />
Als Beisitzerinnen und Beisitzer<br />
tätig sind Brigitte Eiserloh, Winfried<br />
Christ, Alfred Junker, Günter<br />
Heck, Otto Härter, Kornelia<br />
Starck, Rüdiger Gumm sowie<br />
Manfred Kunz. Nachrücker sind<br />
Michael Hohl, Günter Schumann,<br />
Isolde Buschbaum und Angelika<br />
Kur. Als Revisoren fungieren<br />
Hans-Ulrich Wolf und Willi Kley<br />
sowie ihre Stellvertreter Ottmar<br />
Schmitz und Peter Starck.<br />
Andernach<br />
Brücken-Ohmbach<br />
Der Ortverband Andernach, Kreisverband Mayen, hat seinen langjährigen<br />
Vorsitzenden Bernd Lehnert (Zweiter von rechts) verabschiedet<br />
und zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Lehnert hat sich in seinem Amt<br />
sehr verdient gemacht und war immer für seine Mitglieder da. Bereits<br />
2013 wurde er mit der Landesverdienstnadel in Gold ausgezeichnet.<br />
In Anerkennung und Würdigung<br />
ihrer besonderen Leistungen und<br />
Verdienste als langjährige Vorsitzende<br />
im Kreisverband Zweibrücken<br />
wurde Doris Dörner an<br />
ihrem 70. Geburtstag zur Ehrenvorsitzenden<br />
des Ortsverbands<br />
Rieschweiler-Mühlbach ernannt.<br />
Die Auszeichnung nahmen der<br />
Kreisverbandsvorsitzende Thimo<br />
Schlär, der Ortsverbandsvorsitzende<br />
Heino Schuck sowie die<br />
Vorstandsmitglieder Waltraud<br />
Müller und Sigrid Schuck vor.<br />
Im Rahmen des Oktoberfestes des Ortsverbands Brücken-Ohmbach,<br />
Kreisverband Kusel, wurden langjährige Mitglieder ausgezeichnet. Auf<br />
dem Bild sieht man von links (Mitgliedsjahre in Klammern): Bruno Jung<br />
(30), Klaus Mootz (10), Karl-Heinz Stucky (20), Marlies Petry (30), Arno<br />
Becker (10) und Siegfried Schäfer, der die Ehrungen vorgenommen hat.<br />
Ruschberg<br />
Westerwald<br />
Nach zweijähriger „Corona-Pause“ bot der Ortsverband Ruschberg/Heimbach, Kreisverband Birkenfeld,<br />
wieder eine Tagesfahrt für seine Mitglieder an. Nach dem traditionellen Lyoner-Frühstück ging es zur Domstadt<br />
Köln. In Köln besichtigte man zuerst den Dom. Weiter ging es mit einer amüsanten Stadtführung durch 2000<br />
Jahre Kölner Geschichte. Bis zur Heimfahrt konnte jeder seine eigene Erkundungstour durch die Altstadt<br />
unternehmen. Am Abend legte die Gruppe einen Zwischenstopp in einem Brauhaus in Maria Laach ein. Nach<br />
einem gemeinsamen Abendessen traten alle gestärkt die Heimreise an.<br />
Im Kreisverband Westerwald haben sich Frauenvertreterinnen aus<br />
25 Ortsverbänden zur Kreisfrauenkonferenz in Gemünden getroffen.<br />
Die Frauenvertreterin des Kreisverbands, Uschi Simonis (hinten stehend),<br />
begrüßte dazu auch Elisabeth Benner vom Kreisverbandsvorstand,<br />
die Landesfrauenvertreterin Elke Wagner-Gundacker, den Polizei-Hauptkommissar<br />
Rüdiger Knapp sowie den Kreisverbandsvorsitzenden<br />
Walter Frohneberg. Inhaltlich standen die häusliche<br />
Nächstenpflege sowie alles Wissenswerte rund um Enkeltrick- und<br />
Onlinebetrug auf dem Programm.<br />
15 RHPfalz<br />
Allgemein
II<br />
Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023<br />
Rheinland-Pfalz<br />
AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />
Salmtal<br />
Vorderpfalz<br />
Vorsitzende im Amt bestätigt<br />
Kreisverbandstag in Mayen<br />
Im Ortsverband Salmtal, Kreisverband Wittlich-Daun, wurden der<br />
Vorstand neu gewählt (von links): Beisitzer Hubertus Thiel, Frauenbeauftragte<br />
Birgit Kiesgen, Beisitzer Theo und Monika Geimer, Vorsitzende<br />
Susi Arens, Schriftführerin Ludwina Schäfer, Beisitzer Dirk<br />
Rauen, Kassenverwalterin Ute Berg sowie Beisitzerin Christina Thesen.<br />
Nicht im Bild: Beisitzer Heiko Horn. Zudem wurde Wolfgang Hubert<br />
zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Reinhold Schmitt, Erich Oeffling,<br />
Walter Lehnert und Gisela Lamberty wurden zu Ehrenmitgliedern des<br />
Ortsverbands.<br />
Bad Kreuznach<br />
Im Ortsverband Stadt Bad Kreuznach wurden bei einer Veranstaltung<br />
treue Mitglieder geehrt. Das Foto zeigt die gut gelaunten Jubilare gemeinsam<br />
mit Vorstandsmitgliedern.<br />
Der Kreisverband Vorderpfalz<br />
hat das 13 000 Mitglied in den<br />
Räumen der Geschäftsstelle begrüßt.<br />
Kreisverbandsvorsitzender<br />
Uwe Bentz (links) überreichte<br />
Jürgen Bentz einen Blumenstrauß.<br />
Jürgen Bentz arbeitet bei<br />
Roche in Mannheim und wohnt<br />
in Frankenthal. Das neue Mitglied<br />
ist dem Ortsverband Frankenthal<br />
zugeordnet.<br />
Meudt<br />
Der Ortsverband Meudt, Kreisverband<br />
Westerwald, begrüßte kürzlich<br />
sein 500. Mitglied Peter Pawlik<br />
(Mitte). Damit ist der Ortsverband<br />
einer der großen im Westerwaldkreis.<br />
Vorsitzender Uli Holzbach<br />
(rechts) und sein Stellvertreter<br />
Michael Jösch (links) überreichten<br />
dem Neumitglied ein Präsent.<br />
Neunkhausen<br />
Motiviert und sympathisch: Der neue Vorstand präsentiert sich.<br />
Im Oktober fand im Kreisverband<br />
Mayen der 25. Kreisverbandstag<br />
statt. Die Vorsitzende Marlies<br />
Hoffmann begrüßte die Delegierten,<br />
den Landesverbandsvorsitzenden<br />
Willi Jäger, die Ehrenamtskoordinatorin<br />
Melanie Würtz,<br />
den Berater für barrierefreies<br />
Bauen und Wohnen Richard Martini<br />
sowie die hauptamtlichen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
der Geschäftsstelle.<br />
Da beim Kreisverbandstag wieder<br />
die Wahlen anstanden, übernahm<br />
Willi Jäger die Wahlleitung.<br />
Einstimmig wiedergewählt wurde<br />
die Vorsitzende Marlies Hoffmann.<br />
Als neue Stellvertreter<br />
wurden Axel Engel und Karl-<br />
Heinz Nittenwilm, als neue Kassenverwalterin<br />
Petra Michels gewählt.<br />
Im Amt bestätigt wurde die<br />
Frauenbeauftragte Irene Ohlberger<br />
und die Schriftführerin Christa<br />
Dötsch. Als Beisitzerinnen und<br />
Beisitzer wurden in ihrem Amt<br />
bestätigt Irmgard Kicherer, Ute<br />
Schmidt und Rolf Goretzki. Neu<br />
hinzu kamen als Beisitzer Gerd<br />
Mattesen, Vera Dernbach, Gertrud<br />
Schomber und Matthias Naß,<br />
der auch Internetbeauftragter<br />
wird.<br />
Aus dem Vorstand verabschiedeten<br />
sich Karin Müller, Klaus<br />
Rothbrust, Lutz Wilbrecht, Margot<br />
Bechtold, Petra Müller-Peters,<br />
Inge Becker und Harlinde Busch.<br />
Marlies Hoffmann dankte ihnen<br />
mit einem Präsent für ihren unermüdlichen<br />
Einsatz und ihre Verdienste<br />
zum Wohl der Mitglieder<br />
im VdK.<br />
Gegen Ende des Kreisverbandstags<br />
wurden noch einige Ehrungen<br />
vorgenommen. Leider konnte<br />
aus Altersgründen keiner der<br />
langjährigen Mitglieder vor Ort<br />
geehrt werden. Aber die Landesverdienstnadel<br />
in Gold wurde an<br />
Karin Müller und Maritta Weiler<br />
zur Würdigung ihres besonderen<br />
Engagements verliehen.<br />
Bad Salzig<br />
Pfrimmtal-Bocksrück<br />
Der Ortsverband Bad Salzig, Kreisverband Sankt Goar, feierte sein<br />
75-jähriges Bestehen am Ortsverbandstag. Der neu gewählte Vorstand<br />
präsentiert sich (von links): Schriftführer Hans-Jürgen Eulenborn,<br />
Beisitzer Karl Löffler, Kassenverwalterin Roswitha Mahlberg, stellvertretender<br />
Ortsverbandsvorsitzender Richard Kappus, Frauenvertreterin<br />
Hildegard Graeff, Beisitzer Friedhelm Graß, Beisitzerin Sandra Zimmer,<br />
Beisitzer Rolf Schmidhuber sowie Kreis- und Ortsverbandsvorsitzender<br />
Karl Josef Mahlberg. Nicht auf dem Bild zu sehen sind die Revisoren<br />
Marlies Dillenburger, Willi Kreber und Ferdinand Minning.<br />
Beim Ortsverbandstag des Westerwälder<br />
Ortsverbands Neunkhausen<br />
wurde Friedhelm Schneider<br />
(Mitte) nach 60-jähriger Tätigkeit<br />
als Kassenverwalter und<br />
später als Vorsitzender die Ehrenmitgliedschaft<br />
verliehen. Der<br />
Kreisverbandsvorsitzende Walter<br />
Frohneberg (links) dankte ihm<br />
für sein beispielgebendes Engagement,<br />
schloss dabei auch<br />
seine Frau in seinen Dank ein.<br />
Neuwied<br />
Der neu gewählte Ortsverbandsvorstand Pfrimmtal-Bocksrück, Kreisverband<br />
Donnersberg, hatte zu einem Mitgliedertreffen mit Ehrungen<br />
eingeladen. Im Kreise des Vorstands, der geladenen Mitglieder und<br />
Gäste zeichnete Ute Schlicksupp (links) vom Kreisverband Donnersberg<br />
treue VdKlerinnen und VdKler aus. Das Foto zeigt einige der Jubilare<br />
umrahmt von Vorstandsmitgliedern (Mitgliedsjahre in Klammern):<br />
Petra Friedrich-Jakob (10, Zweite von links), Wolfgang Unger (10, Dritter<br />
von links), Alfons Strowik (10, Mitte) sowie Dietmar Schenner (20,<br />
Dritter von rechts).<br />
Trier-Saarburg<br />
Andernach<br />
„Die häusliche Pflege ist schon lange in einer prekären Lage, aber so<br />
schlimm wie aktuell war es noch nie“ erklärte die VdK-Präsidentin<br />
Verena Bentele zur aktuellen Kampagne #naechstenpflege. Auch der<br />
Kreisverband Trier-Saarburg hat sich daran mit einem Infostand beteiligt.<br />
Das Angebot stieß trotz herbstlicher Witterung auf eine gute Resonanz.<br />
So wurden zahlreiche Interessierte über die Kampagne informiert<br />
und durch die hauptamtlichen Juristinnen und Juristen beraten.<br />
Der Kreisverband Neuwied präsentierte<br />
den VdK beim 23. Selbsthilfegruppentag.<br />
Etliche Bürgerinnen<br />
und Bürger erkundigten sich<br />
über die Angebote des VdK.<br />
Ferner erfuhren die Besucher, wie<br />
schwierig es ist, eine kleine Rampe<br />
mit einem Rollstuhl zu überwinden.<br />
Vor Ort waren neben den<br />
Mitarbeiterinnen Sandra Schmitz<br />
und Andrea Hess auch der Kreisverbandsvorsitzende<br />
Hans Werner<br />
Kaiser sowie die Vorstandsmitglieder<br />
Rüdiger Hof, Andrea<br />
Pizzato und Norbert Faltin.<br />
Im Ortsverband Andernach, Kreisverband Mayen, wurde der Vorstand<br />
neu gewählt. Das Foto zeigt von links: Vorsitzende Edeltrud Zimmermann,<br />
Frauenbeauftragte Petra Mürtz, Kassenverwalterin Marlies<br />
Hoffmann, Beisitzer Karl-Heinz Nittenwilm, Besitzer Karl Zimmer,<br />
stellvertretender Vorsitzender Elmar Schmitt, Schriftführer Matthias<br />
Naß, Beisitzer Friedhelm Stolzenberger und Beisitzer Horst Hoffmann.<br />
16 RHPfalz<br />
Allgemein
Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023 15<br />
AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />
Horhausen-Oberlahr<br />
Simmern<br />
Nach langer coronabedingter Pause unternahm der Ortsverband Horhausen-Oberlahr, Kreisverband Altenkirchen,<br />
einen gemeinschaftlichen Ausflug. Gut gelaunt startete die Gruppe mit dem Bus von Horhausen nach<br />
Maastricht in den Niederlanden. Hier erfolgte unter fachkundiger Leitung eine Stadtrundfahrt mit dem sogenannten<br />
Sonnenzug sowie ein anschließender Stadtrundgang zu den historischen Sehenswürdigkeiten von<br />
Maastricht. Nach einem guten Mittagessen hatte jeder noch Zeit, bis zur Rückfahrt einen Einkaufsbummel<br />
durch die Stadt zu machen. Im Laufe des Spätnachmittags wurde die Heimfahrt gestartet. Nach zweijähriger<br />
Pause freuten sich alle wieder über ein schönes gemeinsames Erlebnis.<br />
Interessierte Frauen des Ortsverbands Simmern besuchten das Heimatmuseum<br />
in Simmern. Dort wird zurzeit die aktuelle Sonderausstellung<br />
„Blinddarm-Grippe-Hausgeburt – Medizinische Versorgung der Hunsrücker<br />
Bevölkerung zwischen 1800 und 1970“ gezeigt. Kompetent und<br />
interessant wurden die Frauen durch die Ausstellung geführt. Erleichtert<br />
darüber, in der heutigen Zeit zu leben, ließen alle bei Kaffee und Kuchen<br />
den Nachmittag mit guten Gesprächen ausklingen.<br />
Burgen-Macken<br />
Leudersdorf<br />
Im Ortsverband Burgen-Macken, Kreisverband Sankt Goar, ludt der Vorsitzende Gerhard Sturm (links) mit<br />
seinem Vorstandsteam zum Familientag ins Dorfgemeinschaftshaus Macken ein. Anwesend waren auch die<br />
Ehrenmitglieder Rudi Gast und Erich Endres sowie die Ortsbürgermeister von Macken und Dommershausen<br />
nebst dem ersten Ortsbeigeordneten aus Burgen. Gemeinsam mit dem Kreisverbandsvorsitzenden Karl Josef<br />
Mahlberg ehrte Gerhard Sturm die anwesenden Jubilare mit Urkunden, Ehrennadel und einem Präsent.<br />
Der Ortsverband Leudersdorf, Kreisverband Wittlich-Daun, hat einen<br />
neuen Vorstand gewählt. Auf dem Bild sieht man von links: Beisitzer<br />
Guido Lücker und Herbert Krämer, Kreisverbandsvorsitzende Marita<br />
Horn, Ortsverbandsvorsitzender Stefan Hoffmann, seine Stellvertreterin<br />
Brigitte Düx, Kassenverwalter Erwin Borsch sowie Schriftführerin<br />
Helga Hoffmann. Nicht im Bild: Frauenbeauftragte Edith Schwab sowie<br />
die Revisoren Hartmut Mauer und Ulrike Leif.<br />
Osann-Monzel<br />
Illerich-Wirfus<br />
Der Vorstand des Ortsverbands Osann-Monzel, Kreisverband Wittlich-Daun, veranstaltete eine Planwagenfahrt<br />
durch die Weinberge entlang der Mosel. An einem Aussichtspunkt machte die Gruppe einen Halt<br />
und genoss eine Geschmacksprobe der frisch vom Stock gepflückten Trauben bei einem tollen Blick ins<br />
Moseltal. Später ließ man den schönen Tag bei einem guten Essen ausklingen.<br />
Beim Herbstfest des Ortsverbands Illerich-Wirfus, Kreisverband Cochem-Zell,<br />
begrüßte der Vorsitzende Karl-Heinz Gilles 90 Mitglieder<br />
und Freunde sowie den Kreisverbandsvorsitzenden Andreas Peifer.<br />
Danach wurden treue Mitglieder für 10- und 20-jährige Treue geehrt.<br />
Hoxel/Hunsrück<br />
Neunkhausen<br />
Die große Jahrestour des Ortsverbands Hoxel/Hunsrück, Kreisverband Bernkastel-Zell, führte an sechs<br />
Tagen nach Thüringen. In einem Hotel direkt am Rennsteig wurde das Quartier bezogen. Mit der lustigen<br />
und kompetenten Reiseleiterin Jutta lernten die Teilnehmenden die geschichtsträchtige und sehenswerte<br />
Landschaft des Thüringer Waldes schätzen. Erfurt, Schmalkalden, Oberhof mit Werra- und Salzatal sowie<br />
dem Saaleland waren unter anderem Ziele der täglichen Touren.<br />
Der Westerwälder Ortsverband Neunkhausen hat einen neuen Vorstand.<br />
Auf dem Bild sieht man von links: Ortsverbandsvorsitzender Guido<br />
Beuter, sein Stellvertreter Andreas Artelt, Frauenvertreterin und Schriftführerin<br />
Bettina Artelt sowie Kassenverwalter Thomas Ippach. Nicht im<br />
Bild: Beisitzer Karl-Heinz Meier.<br />
17 RHPfalz<br />
Allgemein
16<br />
Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023<br />
Rheinland-Pfalz<br />
AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />
Schaumburger Land<br />
Ulmen<br />
Der Ortsverband Schaumburger Land, Kreisverband Rhein-Lahn, hat<br />
an seinem Grillfest treue Mitglieder geehrt. Das Bild zeigt von links<br />
(Mitgliedsjahre in Klammern): Klaus-Dieter Maxeiner (30), Annerose<br />
Vogt (20), Wolfgang Vogt (20), Klaus Eberhardt (20), Ortsverbandsvorsitzende<br />
Elvi Pelz, Walter Scheurer (50) sowie den Kreisverbandsschriftführer<br />
Stefan Wüst.<br />
Bei der Jahreshauptversammlung des Ortsverbands Ulmen, Kreisverband Cochem-Zell, wurde unter der<br />
Leitung des Kreisverbandsvorsitzenden Andreas Peifer (rechts) der Vorstand neu gewählt. Das Bild zeigt<br />
von links: Kassenverwalter Wilfried Lefev, Ortsverbandsvorsitzender Alois Keßeler, stellvertretender Ortsverbandsvorsitzender<br />
Günter Schüller, Schriftführerin Hedi Keßeler, Beisitzerinnen Marion Waldecker und<br />
Gabriele Rech, Revisoren Wilhelm Waldecker und Alfred Heck sowie Andreas Peifer.<br />
Bingen-Sprendlingen-G.<br />
Morlautern-Erlenbach<br />
Gut 40 Mitglieder und Angehörige des Ortsverbands Bingen-Sprendlingen-Gensingen,<br />
Kreisverband Mainz-Bingen, machten sich auf zu<br />
einer Fahrt nach Andernach zum Kaltwasser-Geysir. Nach dem Besuch<br />
des Geysirs ging es zum Abschluss nach Lahnstein zu einer Brauerei.<br />
Der Ortsverband Morlautern-Erlenbach, Kreisverband Kaiserslautern, führte eine gelungene Hauptversammlung<br />
durch. Dabei wurden auch zahlreiche Mitglieder für ihre langjährige Treue mit Urkunden,<br />
Treunadeln und Präsenten geehrt.<br />
Lutzerath-Kennfus<br />
Nastätten<br />
Im Ortsverband Lutzerath-Kennfus, Kreisverband Cochem-Zell, wurden<br />
in herbstlicher Atmosphäre treue Mitglieder geehrt. Die Vorsitzende<br />
Petra Thomas (links) und der Kreisverbandsvorsitzende Andreas Peifer<br />
(Zweiter von rechts) überreichten Urkunden und Anstecknadeln an<br />
Hildegard Letsch (Zweite von links), Lothar Arnoldi (Dritter von links),<br />
Helga Busch (Dritte von rechts) und Gabriele Schabbach (rechts).<br />
Der Tagesausflug des Ortsverbands Nastätten, Kreisverband Rhein-Lahn, führte die Gruppe vormittags vom<br />
ehemaligen Bahnhof Nastätten nach Bendorf/Sayn. Dort besichtigten alle als erstes den Schmetterlingspark<br />
und machten in der Cafeteria ein Erholungspäuschen, bevor sie sich das Schloss Sayn mit seinem neuen<br />
Museum ansahen. Die Sayner Hütte stand als Nächstes auf dem Programm. Sie ist ein beeindruckendes<br />
Industriedenkmal und wurde der Gruppe kompetent erklärt. Der krönende Abschluss fand in einem Bendorfer<br />
Gasthaus statt. Die Gruppe verabschiedete sich von der Wirtin mit einem „TRULLALLA“.<br />
Bleialf<br />
Hoach-Leiwen<br />
Der Ortsverband Bleialf, Kreisverband Bitburg-Prüm, hat unter der<br />
Leitung des Kreisverbandsvorsitzenden Wilhelm Ahlert (links) seinen<br />
Vorstand neu gewählt. Als neuer Ortsverbandsvorsitzender wurde Leo<br />
Hacken gewählt. Seine Stellvertreterin ist Edith Baur. In seinem Amt<br />
bestätigt wurde der Kassenverwalter Helmut Neuerburg. Das Bild zeigt<br />
von links: Wilhelm Ahlert, Willi Hoffmann, Edith Baur, Elisabeth<br />
Krämer, Manfred Laumers, Marion Kausen, Leo Hacken, Hans-Kurt<br />
Schmitz und Helmut Neuerburg. Vorne im Bild: Anne Probst.<br />
Nach langer Corona-Pause führte der Ortsverband Hoach-Leiwen seine Jahreshauptversammlung mit den<br />
Ehrungen langjähriger Mitglieder durch. Ebenso wurde erfolgreich ein neuer Vorstand gewählt. Das Bild<br />
zeigt die Jubilare von links (Mitgliedsjahre in Klammern): Erich Schmitt (20), Edmund Jostock (20), stellvertretende<br />
Kreisverbandsvorsitzende Kain Weltmann, Erich Schneider (20), Paul Kollmann (30) und Günter<br />
Wener (20). Nicht im Bild: Ursula Mohr (20).<br />
18 RHPfalz<br />
Allgemein
Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023 17
18 Zeitung November <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong> / Januar 2023<br />
Reise und Erholung<br />
18 RHPfalz<br />
Allgemein
Reise und Erholung Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar / 2023 19<br />
19 RHPfalz<br />
Allgemein
20 Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar / 2023<br />
Reise und Erholung<br />
Österreich<br />
20 RHPfalz<br />
Allgemein
Verbraucher<br />
Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023<br />
21<br />
Neues Jahr, neue Regelungen<br />
Was sich 2023 für gesetzlich Versicherte sowie für Verbraucherinnen und Verbraucher ändert<br />
Zum 1. Januar 2023 treten zahlreiche<br />
gesetzliche Änderungen in<br />
Kraft. Die VdK-ZEITUNG gibt einen<br />
kurzen Überblick.<br />
Zusatzbeitragssatz<br />
In der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
wird der Pflichtanteil<br />
um 0,3 Punkte auf durchschnittlich<br />
16,2 Prozent des Bruttolohns<br />
angehoben. Dazu wurde die Informationspflicht<br />
der Krankenkassen<br />
ausgesetzt: Sie müssen bis Ende<br />
Juni 2023 die Versicherten nicht<br />
über die erhöhten Beiträge informieren.<br />
Midijobs<br />
Die Verdienstobergrenze für die<br />
sogenannten Midijobs ist angehoben<br />
worden. Bei Verdiensten von<br />
bis zu 2000 Euro monatlich bezahlen<br />
Beschäftigte verminderte<br />
Sozialversicherungsbeiträge. Bisher<br />
betraf diese Regelung Arbeitnehmerinnen<br />
und -nehmer mit<br />
monatlichen Gehältern von bis zu<br />
1600 Euro.<br />
Wohngeld<br />
Mehr Haushalte sollen ab dem<br />
neuen Jahr durch einen staatlichen<br />
Mietzuschuss entlastet werden.<br />
Auf das reformierte Wohngeld sollen<br />
rund zwei Millionen Haushalte<br />
Anspruch erhalten. Berechtigte<br />
Haushalte sollen künftig im<br />
2023 bringt zahlreiche Änderungen für Bürgerinnen und Bürger. Foto: imago/Dirk v. Mallinckrodt<br />
Durchschnitt rund 370 Euro monatlich<br />
bekommen. Weitere Fragen<br />
zum Wohngeld werden auf Seite 4<br />
dieser Ausgabe beantwortet.<br />
Hinzuverdienstgrenzen<br />
Die Hinzuverdienstgrenzen für<br />
Frührentnerinnen und -rentner<br />
entfallen ersatzlos. Für Erwerbsminderungsrentnerinnen<br />
und<br />
-rentner gilt eine Grenze von<br />
17 823,75 Euro im Jahr. Bei einer<br />
Tätigkeit bei gleichzeitigem Bezug<br />
einer vollen oder teilweisen Erwerbsminderungsrente<br />
muss entsprechend<br />
dem Leistungsvermögen<br />
die tägliche Arbeitszeit von drei<br />
oder sechs Stunden eingehalten<br />
werden. Die Hinzuverdienstgrenze<br />
bei einer Hinterbliebenenrente<br />
bleibt bestehen.<br />
Energiepreisbremsen<br />
Ab dem 1. Januar tritt eine<br />
Strompreisbremse in Kraft. Verbraucher<br />
zahlen für Strom maximal<br />
40 Cent pro Kilowattstunde.<br />
Das gilt für ein Grundkontingent<br />
in Höhe von 80 Prozent der Jahresverbrauchsprognose.<br />
Eine Gaspreisbremse<br />
soll zum 1. März<br />
kommen, eine Rückwirkung zum<br />
1. Februar wird angestrebt. Gaskundinnen<br />
und -kunden zahlen<br />
zwölf Cent pro Kilowattstunde.<br />
Hier gilt ein Grundkontingent von<br />
80 Prozent des Vorjahresverbrauchs.<br />
Weitere Fragen zur Stromund<br />
Gaspreisbremse werden auf<br />
www.vdk.de beant wortet.<br />
Kinderkrankengeld<br />
Die Regelungen zum Kinderkrankengeld<br />
und zu den Kinderkrankentagen<br />
wurden für das gesamte<br />
Jahr 2023 verlängert. Gesetzlich<br />
versicherte Eltern können<br />
je Kind für 30 Arbeitstage (Alleinerziehende<br />
für 60 Arbeitstage)<br />
Kinderkrankengeld beantragen.<br />
Das Kinderkrankengeld beträgt<br />
90 Prozent des ausgefallenen Nettogehalts.<br />
Kindergeld<br />
Familien in Deutschland können<br />
sich ab 2023 auf mehr Kindergeld<br />
einstellen. Die staatliche Unterstützung<br />
wird einheitlich auf 250<br />
Euro pro Kind erhöht. Bisher beträgt<br />
das Kindergeld jeweils 219<br />
Euro für das erste und zweite<br />
Kind, für das dritte Kind gab es<br />
bislang 225 Euro, ab dem vierten<br />
Kind 250 Euro.<br />
Bürgergeld<br />
Das sogenannte Bürgergeld soll<br />
ab Januar das Arbeitslosengeld II<br />
(auch als Hartz IV bekannt) ersetzen.<br />
Allerdings lag zu Redaktionsschluss<br />
(Mitte November) noch<br />
keine Einigung zwischen Bund<br />
und Ländern vor.<br />
49-Euro-Ticket<br />
Die Nachfolgelösung für das erfolgreiche<br />
9-Euro-Ticket soll 49<br />
Euro kosten. Das Deutschlandticket<br />
wird wahrscheinlich ab Anfang<br />
Januar erhältlich sein. Es soll<br />
bundesweit für den öffentlichen<br />
Regional- und Nahverkehr gelten.<br />
Das Ticket soll nur digital und im<br />
monatlich kündbaren Abo angeboten<br />
werden. Julia Frediani<br />
Rentenversicherung<br />
zahlt Pauschale aus<br />
Ein großer Erfolg für den Sozialverband<br />
VdK Deutschland: Rentnerinnen<br />
und Rentner erhalten im<br />
<strong>Dez</strong>ember die sogenannte Energiepreispauschale<br />
in Höhe von<br />
300 Euro.<br />
Mit der Entscheidung, diese Pauschale<br />
auch an alle Rentnerinnen<br />
und Rentner zu zahlen, hat die<br />
Bundesregierung eine der Hauptforderungen<br />
des VdK zur Bewältigung<br />
der derzeitigen Energiekrise<br />
erfüllt. Die Pauschale war ursprünglich<br />
Mitte Mai zunächst nur<br />
für Erwerbstätige angekündigt<br />
worden. Daraufhin bereitete der<br />
VdK eine Klage vor, da Rentnerinnen<br />
und Rentner leer ausgegangen<br />
wären. Im September wurde entschieden,<br />
dass die 300 Euro auch<br />
an sie gezahlt werden sollen. Bevölkerungsgruppen<br />
wie pflegende<br />
Angehörige, Personen, die Kranken-<br />
oder Übergangsgeld erhalten,<br />
oder Eltern in Elternzeit (ohne<br />
Elterngeldbezug) bekommen weiterhin<br />
keine Entlastung.<br />
Die Energiepreispauschale wird<br />
in der ersten <strong>Dez</strong>emberhälfte automatisch<br />
auf das Konto überwiesen,<br />
auf das auch die laufende<br />
Rentenzahlung erfolgt. Ein Antrag<br />
ist nicht nötig. Einen Anspruch auf<br />
die Zahlung haben alle Bezieherinnen<br />
und Bezieher von Alters-,<br />
Hinterbliebenen- und Erwerbsminderungsrenten.<br />
Auf der VdK-<br />
Webseite gibt es eine Seite mit den<br />
wichtigsten Fragen und Antworten<br />
rund um die Energiepreispauschale.<br />
<br />
juf<br />
Rentenversicherung baut Online-Services aus<br />
Künftig soll den Versicherten ein sicheres digitales Kundenportal angeboten werden<br />
Die Behörden in Deutschland haben<br />
in puncto Digitalisierung noch<br />
einen enormen Nachholbedarf. Die<br />
Deutsche Rentenversicherung<br />
(DRV) will ihren Service im Internet<br />
deutlich verbessern.<br />
187 Millionen Blatt Papier gehen<br />
jedes Jahr von der Deutschen Rentenversicherung<br />
an die rund<br />
60 Millionen Versicherten im Land.<br />
Dies soll künftig deutlich reduziert<br />
werden, kündigte Dr. Stephan<br />
Fasshauer, Direktor der Deutschen<br />
Rentenversicherung Bund, bei einer<br />
Presseveranstaltung an. Nicht<br />
nur aus Kosten- und Umweltschutzgründen,<br />
sondern auch um<br />
den Service zu verbessern.<br />
Bis 2024 will die Rentenversicherung<br />
für alle Versicherten ein<br />
digitales Kundenportal anbieten.<br />
Wer die herkömmliche Kommunikation<br />
per Post bevorzugt, kann<br />
dies auch weiterhin tun.<br />
Das Online-Portal soll einerseits<br />
einfach zugänglich sein, andererseits<br />
den höchsten Sicherheitsstandards<br />
entsprechen. Darin werden<br />
alle Dokumente wie Renteninformation<br />
und Bescheid, die bisher<br />
per Brief verschickt werden, abrufbar<br />
sein. Auch der genaue Verlauf<br />
der Rentenzeiten und -beiträge soll<br />
dort jederzeit einsehbar sein. Bei<br />
Bedarf können auch Bevollmächtigte,<br />
beispielsweise VdK-Beraterin<br />
oder -Berater, Zugriff auf das Konto<br />
bekommen.<br />
Wer will, kann sich alle neuen<br />
Informationen oder Bescheide in<br />
Zukunft nur noch in das elektronische<br />
Postfach innerhalb des<br />
Kundenportals schicken lassen.<br />
Statt im Ordner sind dann alle<br />
Unterlagen auf dem eigenen Rechner<br />
abrufbar, auch zu Riester-Verträgen.<br />
Schon seit Längerem entwickelt<br />
eine Arbeitsgruppe eine<br />
digitale Rentenübersicht, in der<br />
zukünftig neben der gesetzlichen<br />
auch die betriebliche und private<br />
Altersvorsorge, also auch Lebensversicherungen,<br />
erfasst werden<br />
sollen, sodass die zu erwartenden<br />
Alterseinkünfte online einzusehen<br />
sein werden.<br />
Bereits jetzt bietet die Rentenversicherung<br />
auf ihrer Webseite<br />
www.deutsche-rentenversiche<br />
rung.de einige Dienste an: So können<br />
Beratungstermine digital vereinbart,<br />
Unterlagen angefordert<br />
oder auch eingereicht werden. Die<br />
Versicherten können ihre persönlichen<br />
Daten, wie zum Beispiel die<br />
Adresse, ändern. Schließlich kann<br />
auch der Rentenantrag online eingereicht<br />
werden. Versicherte können<br />
sich auch schon jetzt online<br />
registrieren und so auch ein elektronisches<br />
Postfach einrichten.<br />
Neben den persönlichen Informationen<br />
kann man mithilfe eines<br />
Rentenrechners seine möglichen<br />
Altersbezüge kalkulieren. Dieser<br />
war laut Rentenversicherung im<br />
vergangenen Jahr rund 2,5 Millionen<br />
Mal im Einsatz. Alle weiteren<br />
Die Deutsche Rentenversicherung, hier die Zentrale in Berlin, setzt vermehrt<br />
auf digitale Angebote.<br />
Foto: picture alliance/imageBROKER/Joko<br />
Online-Dienste wurden 2021 mehr<br />
als 1,5 Millionen Mal genutzt.<br />
Besonders wichtig ist laut Fasshauer<br />
die Barrierefreiheit der Webseiten.<br />
Außerdem wies er auf die<br />
Erklärvideos für komplexere Vorgänge<br />
hin. Schließlich betonte er<br />
aber auch, dass der Ausbau des<br />
digitalen Angebots die Beratungen<br />
am Telefon oder vor Ort nicht ersetzen<br />
soll. Vielmehr sollen die<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
dadurch künftig mehr Zeit für persönliche<br />
Gespräche mit den Versicherten<br />
haben.<br />
Portal startet 2023<br />
Das Kundenportal der Deutschen<br />
Rentenversicherung soll im<br />
ersten Halbjahr 2023 an den Start<br />
gehen, allerdings zunächst nur für<br />
einen kleinen Teil der Versicherten.<br />
Dabei möchte man erste Erfahrungen<br />
sammeln und das Angebot<br />
optimieren, sagte Fasshauer.<br />
Ende kommenden Jahres werde<br />
eine deutlich größere Gruppe Zugang<br />
haben, und 2024 sollen alle<br />
gesetzlich Rentenversicherten ein<br />
eigenes Kundenportal einrichten<br />
können.<br />
Fasshauer hofft, dass es bald ein<br />
bundesweites, behördenübergreifendes<br />
Online-Angebot für die<br />
Bürgerinnen und Bürger mit einer<br />
sicheren Authentifizierung geben<br />
wird, zu dem dann auch das digitale<br />
Portal der Deutschen Rentenversicherung<br />
gehört. Doch daran<br />
arbeiten andere. Sebastian Heise<br />
21 RHPfalz<br />
Allgemein
22 Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023 Verbraucher<br />
Hundebesitzer haften für ihr Tier<br />
Haftpflichtversicherung ist sinnvoll, Krankenversicherung kein Muss<br />
Schutz vor Diebstahl und Brand<br />
Bankschließfächer bieten mehr Sicherheit<br />
Der sonst so freundliche Hund<br />
beißt einen Spaziergänger, die<br />
Katze schärft ihre Krallen an der<br />
Haustür, das Kaninchen ist krank:<br />
Haustierbesitzer müssen ihr Tier<br />
nicht gegen alle Schäden und Ereignisse<br />
versichern. Welche Versicherungen<br />
sinnvoll sind und welche<br />
nicht, erklärt die VdK-ZEITUNG.<br />
Nicht für jedes Tier muss eine<br />
Haftpflichtversicherung abgeschlossen<br />
werden. Katzen, Kaninchen<br />
und andere Kleintiere fallen<br />
automatisch unter den Versicherungsschutz,<br />
wenn die Besitzerin<br />
oder der Besitzer eine Haftpflicht<br />
haben. Anders verhält es sich bei<br />
Hunden: Verletzt das Tier einen<br />
Dritten oder verursacht es Sachschäden,<br />
haftet die Halterin oder<br />
der Halter in unbegrenzter Höhe.<br />
Dabei spielt es keine Rolle, ob sie<br />
oder er eine Mitschuld trägt.<br />
Große Unterschiede<br />
Nicht immer lohnt sich eine Krankenversicherung für den vierbeinigen<br />
Liebling. Eine Haftpflichtversicherung für Hunde ist aber empfehlenswert.<br />
Eine gute Haftpflichtversicherung<br />
ist für Hundehalterinnen und<br />
Hundehalter empfehlenswert und<br />
in manchen Bundesländern sogar<br />
Pflicht. Die Versicherungssumme<br />
sollte mindestens fünf Millionen<br />
Euro betragen. Umfang und Kosten<br />
der Versicherungen variieren<br />
sehr stark. Deshalb sollte man sich<br />
vor Abschluss gut informieren und<br />
neben den Preisen auch die Vertragsbedingungen<br />
vergleichen.<br />
Abgesichert sein sollten insbesondere<br />
Mietsachschäden, Schutz<br />
auch bei Verstoß gegen die Halterpflichten,<br />
die Mitversicherung von<br />
Hundehütern, Deckschäden und<br />
Auslandsaufenthalte.<br />
Ist ein Haustier krank, kann es<br />
schnell teuer werden. Dennoch<br />
sollte man genau nachrechnen, ob<br />
sich eine Krankenversicherung für<br />
den Vierbeiner lohnt. Unterschieden<br />
wird in eine OP-Versicherung<br />
und in eine Krankenvollversicherung.<br />
Während erstere nur die<br />
Operationskosten übernimmt,<br />
bezahlt letztere auch die Tierarztkosten,<br />
die Diagnostik, Unterbringung<br />
sowie Medikamente.<br />
Die Höhe der Versicherungsprämie<br />
berechnet sich beispielsweise<br />
bei Hunden aus dem Alter des<br />
Tiers, der Rasse, der Größe und<br />
dem Wohnort. Grundsätzlich werden<br />
nur gesunde Tiere versichert.<br />
Es gilt eine Karenzzeit von drei<br />
Monaten, innerhalb derer medizinische<br />
Behandlungen aus eigener<br />
Tasche bezahlt werden müssen.<br />
Auch Standardbehandlungen, wie<br />
Impfungen oder eine Kastration,<br />
werden nicht übernommen. Meist<br />
gibt es eine Eigenbeteiligung von<br />
etwa 20 Prozent der Kosten.<br />
Hier lohnt ein Preisvergleich.<br />
Dabei helfen kann die örtliche Verbraucherzentrale<br />
oder die Stiftung<br />
Warentest. Annette Liebmann<br />
Foto: imago/Cavan Images<br />
Tür auf, Wertsachen rein, Tür zu,<br />
abschließen, fertig. In einem Bankschließfach<br />
sind wichtige Dokumente<br />
und Gegenstände in der<br />
Regel gut vor Einbruch, Diebstahl<br />
oder Brand geschützt. Was kann<br />
darin gelagert werden, und wie<br />
funktioniert die Anmietung?<br />
Nicht jede Bank bietet Schließfächer<br />
an, manche vermieten sie<br />
nur an eigene Kundinnen und Kunden.<br />
Sind alle Fächer besetzt, kann<br />
man sich auf eine Warteliste setzen<br />
lassen. Wer ein Bankschließfach<br />
nutzen möchte, muss zunächst seine<br />
Identität nachweisen und benötigt<br />
einen Termin bei der betreffenden<br />
Bank. Im Mietvertrag werden<br />
dann Mietdauer, Schrankfachnummer,<br />
der Preis und gegebenenfalls<br />
die Versicherung benannt. Wie viel<br />
Miete ein Schließfach kostet, ist<br />
von Bank zu Bank verschieden und<br />
auch abhängig von dessen Größe.<br />
Die Preise liegen ungefähr zwischen<br />
100 und 300 Euro pro Jahr.<br />
Manche Banken bieten einen<br />
automatischen Versicherungsschutz<br />
bis zu einer bestimmten<br />
Summe. Ist der Inhalt wertvoller,<br />
kann meist eine separate Bankfachinhaltsversicherung<br />
abgeschlossen<br />
werden. Soll Bargeld aufbewahrt<br />
werden, ist zu klären, ob dies mitversichert<br />
ist. Da das Geldinstitut<br />
den Inhalt des Schließfachs nicht<br />
kennt, sollten Mieterinnen und<br />
Mieter unbedingt eine Liste anlegen<br />
und datierte Fotos machen,<br />
um zu dokumentieren, was sich<br />
darin befindet.<br />
In Bankschließfächern aufbewahren<br />
lassen sich beispielsweise<br />
Schmuck, Gold, wertvolle Münzen,<br />
darüber hinaus Geburts- und<br />
Heiratsurkunden, Stammbücher,<br />
Zeugnisse, Testamente, Fotos,<br />
Briefe oder USB-Sticks und Festplatten<br />
mit wichtigen Daten.<br />
„Sinnvoll ist, all das in einem<br />
Schließfach zu lagern, was sich<br />
nicht oder nur schwer ersetzen<br />
lässt und außerdem nicht regelmäßig<br />
oder spontan gebraucht wird“,<br />
erklärt Sylvie Ernoult vom Bundesverband<br />
deutscher Banken.<br />
Verstirbt die Mieterin oder der<br />
Mieter des Schließfachs, können es<br />
die legitimierten Erbinnen und Erben<br />
kündigen und dessen Inhalt an<br />
sich nehmen. Nach Abstimmung<br />
mit der Bank lässt sich der Mietvertrag<br />
oft auch übernehmen. mib<br />
Wichtige Dokumente lassen sich in<br />
einem Schließfach aufbewahren.<br />
Foto: picture alliance/dpa/Daniel Reinhardt<br />
Kanadas flüssiges Gold<br />
Mit Ahornsirup lassen sich Speisen verfeinern<br />
Süß und zähflüssig: Ahornsirup.<br />
Ahornsirup ist wie Honig ein reines<br />
Naturprodukt, das hauptsächlich<br />
in Kanada hergestellt wird. Doch<br />
ist der karamellartig schmeckende<br />
und zuckerhaltige Sirup eigentlich<br />
auch gesund?<br />
Der Rohstoff für den Sirup, der<br />
Ahornsaft, kann immer nur ein<br />
paar Wochen lang im Frühjahr<br />
während des Tauwetters geerntet<br />
werden. Denn zu dieser Zeit verwandelt<br />
sich die in den Bäumen<br />
gespeicherte Stärke in Zucker. Darüber<br />
hinaus müssen die Ahornbäume,<br />
denen der Saft durch Anbohren<br />
ihres Stamms abgezapft<br />
wird, mindestens 40 Jahre alt sein.<br />
Der durchsichtige Ahornsaft wird<br />
anschließend mehrfach eingekocht.<br />
Durch diesen Verdampfungsprozess<br />
verdickt er sich zu einem<br />
Foto: picture alliance/Shotshop/wsf-sh<br />
dunkleren, zähflüssigen Sirup. Etwa<br />
30 bis 50 Liter Saft werden benötigt,<br />
um einen Liter Ahornsirup<br />
herzustellen.<br />
Durch das mehrmalige Erhitzen<br />
geht jedoch ein Großteil der im Saft<br />
enthaltenen Mineralstoffe verloren.<br />
Zwar hat Ahorn sirup auch<br />
gesunde Inhaltsstoffe zu bieten,<br />
wie beispielsweise sekundäre<br />
Pflanzenstoffe, die zellschützend<br />
und entzündungshemmend wirken.<br />
Allerdings besteht er zu etwa<br />
60 Prozent aus den Zuckerarten<br />
Saccharose und Fructose, was für<br />
einen entsprechend hohen Kaloriengehalt<br />
sorgt: In 100 Gramm Sirup<br />
sind etwa 250 bis 300 Kilokalorien<br />
enthalten. Das ist zwar<br />
immer noch ein geringerer Wert als<br />
bei derselben Menge Haushaltszucker<br />
oder Honig, dennoch sollte<br />
man das „flüssige Gold“ besser nur<br />
in Maßen zu sich nehmen.<br />
Apropos Gold: Da Ahornsirup<br />
aufwendig produziert wird, ist er<br />
recht teuer. Allerdings ist Ahornsirup<br />
nicht gleich Ahornsirup.<br />
Selbst bei gleicher Verarbeitung<br />
erhält man oft unterschiedliche<br />
Farb töne. Hier gilt: je heller, desto<br />
feiner und milder, je dunkler, desto<br />
kräftiger. Ahorn sirup wird daher<br />
in Grade eingeteilt: in Europa<br />
von sehr hell (AA) bis sehr dunkel<br />
(D). In Nordamerika gibt es eine<br />
eigene Klassifikation. Dort gehört<br />
Ahorn sirup zum Küchenalltag. Er<br />
verfeinert zum Beispiel Waffeln,<br />
Pancakes, Eiscreme oder andere<br />
Desserts.<br />
mib<br />
Energiesparend kochen<br />
Mit ein paar Tricks den Geldbeutel entlasten<br />
Neu sind Ratschläge zu energiesparendem<br />
Kochen eigentlich<br />
nicht. Doch durch die Energiekrise<br />
hat das Thema für die Menschen<br />
hierzulande wieder an Aktualität<br />
gewonnen. Die VdK-ZEITUNG hat<br />
Ideen zusammengestellt, wie sich<br />
Lebensmittel energiesparend zu<br />
einer warmen Mahlzeit zubereiten<br />
lassen.<br />
Beim Erhitzen von Wasser gibt<br />
es einiges zu beachten, damit die<br />
Energie nicht buchstäblich verdampft.<br />
So gilt grundsätzlich:<br />
Deckel auf den Kochtopf. Ein Topf<br />
sollte nie kleiner sein als die Herdplatte,<br />
besser sogar etwas größer.<br />
Am meisten Energie lässt sich<br />
einsparen, wenn ein Wasserkocher<br />
Deckel auf den Topf! Dadurch lässt<br />
sich Energie einsparen.<br />
Foto: picture alliance/Sueddeutsche Zeitung Photo/Robert Haas<br />
verwendet wird. Wenn sehr hartes<br />
Wasser aus der Leitung kommt,<br />
sollte das Gerät regelmäßig entkalkt<br />
werden. Sonst wird beim<br />
Erhitzen durch die Ablagerungen<br />
mehr Energie verbraucht.<br />
Die meisten Geräte fassen 1,7<br />
Liter. Wer damit Wasser zum Kochen<br />
bringen möchte, überlegt sich<br />
am besten vorher, welche Menge<br />
benötigt wird. Beispiel: Die Kaffeekanne<br />
fasst einen Liter Wasser.<br />
Dann sollte auch nur ein Liter<br />
aufgekocht werden.<br />
Wer Nudeln in einem Kochtopf<br />
garen möchte, dem nützt ein Wasserkocher<br />
ebenfalls: das Gerät<br />
maximal füllen und einschalten.<br />
Wenn das Wasser nach kurzer Zeit<br />
bereits leicht erhitzt ist, einen Teil<br />
davon in den Kochtopf füllen, sodass<br />
er schon mal vorgewärmt ist.<br />
Würde man die kochend heiße<br />
Flüssigkeit in den kalten, leeren<br />
Metalltopf füllen, gäbe es einen<br />
Energieverlust.<br />
Bei Reis reicht es, wenn er einmal<br />
aufgekocht wird. Anschließend<br />
die elektrische Herdplatte<br />
oder Gasflamme ausschalten und<br />
ihn im geschlossenen Topf quellen<br />
lassen. Wird der Reis direkt vor<br />
dem Zubettgehen gegart, kann der<br />
Topf währenddessen auch in ein<br />
Handtuch gewickelt und am Fußende<br />
unter die Bettdecke gelegt<br />
werden.<br />
Wer in der Küche einen Dampfgarer,<br />
einen Schnellkochtopf und<br />
einen Umluftherd nutzt, kann<br />
ebenfalls Energie einsparen. ant<br />
Wieder mehr Stromund<br />
Gassperrungen<br />
Nachdem die Zahl der Strom- und<br />
Gassperrungen 2020 im Vergleich<br />
zum Vorjahr zurückgegangen ist,<br />
wurden 2021 wieder mehr Stromund<br />
Gasanschlüsse gesperrt.<br />
Die Stromsperrungen lagen im<br />
vergangenen Jahr bei rund 235 000<br />
und damit um gut zwei Prozent<br />
höher als im Jahr zuvor. Die Zahl<br />
der Gassperrungen steigerte sich<br />
sogar um rund zwölf Prozent auf<br />
rund 27 000. Wer nach einer ersten<br />
Mahnung und einer Sperrandrohung<br />
nicht bezahlt, dem sperrt der<br />
Energieversorger in der Regel den<br />
Anschluss – frühestens vier Wochen<br />
nach der Androhung. Das<br />
konkrete Datum der Sperrung<br />
muss acht Werktage im Voraus<br />
angekündigt werden. Spätestens<br />
dann sollte der Versorger seinen<br />
Kundinnen und Kunden den Abschluss<br />
einer Abwendungsvereinbarung<br />
anbieten, die eine Ratenzahlungsvereinbarung<br />
und eine<br />
Weiterversorgung auf Vorauszahlungsbasis<br />
beinhaltet.<br />
In der Grundversorgung darf eine<br />
Sperrung erst bei einem Zahlungsverzug<br />
von zwei Monatsabschlägen<br />
und mindestens 100 Euro erfolgen.<br />
Ist kein Monatsabschlag vereinbart,<br />
muss der Verzug mindestens ein<br />
Sechstel des voraussichtlichen Jahresbetrags<br />
ausmachen. Dies gilt<br />
nun auch im Gasbereich, in dem es<br />
bisher keine Untergrenze gab. Besteht<br />
jedoch konkrete Gefahr für<br />
Leib oder Leben der Betroffenen,<br />
ist eine Sperrung unverhältnismäßig<br />
und somit nicht zulässig. mib<br />
22 RHPfalz<br />
Allgemein
Verbraucher<br />
Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023<br />
23<br />
Warmes, Süßes oder einfach mehr Zeit<br />
Geschenkideen des VdK: Womit wir unseren Liebsten zu Weihnachten eine Freude machen<br />
Die Suche nach dem passenden<br />
Weihnachtsgeschenk ist jedes<br />
Jahr eine Herausforderung. Das<br />
Präsent soll besonders, persönlich,<br />
schön und natürlich auch eine<br />
Überraschung sein. Wir haben für<br />
die Leserinnen und Leser unsere<br />
Geschenkideen aufgeschrieben.<br />
Vielleicht lässt sich ja der eine oder<br />
die andere inspirieren.<br />
Zeit, die entlastet<br />
Persönliche Gutscheine verschenke<br />
ich gerne im Freundeskreis<br />
und an Verwandte: So kann<br />
ich mir als Gebende nämlich genau<br />
überlegen, wie ich die andere Person<br />
am besten entlasten kann und<br />
ihr eine schöne Zeit ermögliche.<br />
Gutscheine für die Kinderbetreuung<br />
kommen bei allen Eltern immer<br />
besonders gut an, ältere Menschen<br />
schätzen eher Gutscheine<br />
für eine Stunde vorlesen oder einen<br />
Spaziergang.<br />
Einen weiteren Tipp habe ich<br />
auch noch: ein Weihnachts-Apfelgetränk<br />
als alkoholfreie Glühweinalternative.<br />
Einfach einen halben<br />
Liter naturtrüben Apfelsaft mit<br />
einem Teelöffel Zimt und einem<br />
Beutel Glühweingewürz verfeinern<br />
und erwärmen. Die Zutaten kann<br />
man auch verschenken und dann<br />
gemeinsam genießen.<br />
<br />
Verena Bentele<br />
„Arcadia“<br />
Durch den Tipp einer Freundin<br />
wurde ich auf die US-amerikanische<br />
Schriftstellerin Lauren Groff<br />
(Jahrgang 1980) aufmerksam. Derzeit<br />
bin ich in ihren zweiten Roman<br />
„Arcadia“ versunken (2013<br />
erschienen). Auf dem Umschlag ist<br />
ein knallbunt angemalter VW-Bus<br />
zu sehen, Sinnbild für die Hippie<br />
Bewegung. Die Autorin erzählt<br />
von einer Landkommune in den<br />
1970er-Jahren im Bundesstaat<br />
New York. Die Mitglieder führen<br />
ein aus ihrer Sicht freies Leben. Sie<br />
lehnen den Kapitalismus ab und<br />
versuchen, sich selbst zu versorgen<br />
– unter der Regie ihres charismatischen<br />
Anführers. Als die Gemeinschaft<br />
ein riesiges Grundstück mit<br />
einem völlig heruntergekommenen<br />
ehemaligen Schulhaus zur Verfügung<br />
gestellt bekommt, scheint der<br />
Traum einer festen Bleibe zum<br />
Greifen nahe. Voller Hoffnung<br />
lassen sie sich an diesem Ort, den<br />
sie „Arcadia“ nennen, nieder. Es<br />
folgen Monate voll harter Renovierungsarbeiten.<br />
Die faszinierende<br />
Geschichte wird durch die Augen<br />
von Bit erzählt, der anfangs erst<br />
fünf Jahre alt ist und im Lauf des<br />
Romans erwachsen wird. C.H.<br />
Beck Verlag, ISBN 978-3-406-<br />
65365-0, 18,95 Euro.<br />
<br />
Elisabeth Antritter<br />
Foto: imago/Panthermedia<br />
Wärme verschenken<br />
Blau, grau oder vielleicht doch ein gewagtes<br />
fröhliches Rot? Gestreift, gemustert<br />
oder uni? Wer Socken selbst strickt,<br />
kann aus vielen wunderbaren Farbtönen<br />
und den schönsten Mustern<br />
auswählen. So kann man ein Geschenk<br />
gestalten, das genau zum<br />
Beschenkten passt. Mehr Individualität<br />
geht nicht. Und<br />
etwas Selbstgemachtes<br />
kommt oft gut an.<br />
Deshalb stricke ich<br />
gerne Socken und<br />
verschenke sie an<br />
meinen Vater. Er<br />
liebt die warmen<br />
Kreationen an<br />
seinen Füßen.<br />
Im Winter<br />
trägt er sie<br />
gern als<br />
Hausschuhe. Und wenn ein Paar<br />
der Selbstgestrickten unter dem<br />
Weihnachtsbaum liegt, leuchten<br />
jedes Mal seine Augen.<br />
Was er nicht weiß: Ich tue das<br />
nicht nur für ihn. Wenn ich stricke,<br />
ist das pure Entspannung. Mit der<br />
schönen, warmen Wolle zwischen<br />
den Fingern, den Maschen, die<br />
über die Nadeln gleiten, und dem<br />
Strumpf, der langsam an Form<br />
gewinnt, mache ich mir auch selbst<br />
ein Geschenk.<br />
Einfache Anleitungen zum Sockenstricken<br />
gibt es im Internet<br />
oder in Ratgeberbüchern, die man<br />
in der Bibliothek oder dem Buchhandel<br />
findet. Vielleicht erweist<br />
sich auch die Nachbarin als Sockenspezialistin,<br />
die zeigen kann,<br />
wie es geht. Es lohnt sich. Die<br />
Beschenkten werden es Ihnen<br />
danken.<br />
Kristin Enge<br />
Fruchtiges Frühstück<br />
Für mich gehört eine leckere<br />
Marmelade zu einem guten Frühstück<br />
einfach dazu. In den vergangenen<br />
Jahren sind meine Partnerin<br />
und ich dazu übergangen, den<br />
fruchtigen Brotaufstrich selber zu<br />
machen, weil uns die Produkte aus<br />
dem Supermarktregal oft nicht so<br />
gut geschmeckt haben. Wir probieren<br />
jedes Jahr etwas Neues aus:<br />
Quittenmarmelade, Birne-Vanille<br />
oder in diesem Jahr Zwetschge<br />
Rum. Damit es sich auch lohnt,<br />
kaufen wir die Früchte gleich im<br />
Mehr-Kilo-Pack. Kürzlich haben<br />
wir uns an einem Wochenende ein<br />
bisschen Zeit genommen, Gläser<br />
ausgekocht, fünf Kilo<br />
Zwetschgen gewaschen<br />
und entsteint,<br />
danach zwei<br />
Teile Zwetschgen<br />
und ein Teil Gelierzucker<br />
zusammen<br />
aufkochen lassen und<br />
kurz püriert. Dann einen<br />
guten Schluck<br />
Rum dazu, noch mal<br />
kurz aufkochen lassen<br />
und in die Gläser gefüllt.<br />
Damit war unser<br />
Marmeladen-Vorrat<br />
für das ganz Jahr aufgefüllt.<br />
Davon können<br />
wir für unsere Eltern<br />
noch jeweils ein Glas abknapsen,<br />
das wir ihnen zu Weihnachten<br />
schenken. Wenn wir dann am<br />
Weihnachtsmorgen gemeinsam mit<br />
den Eltern frühstücken, kommt die<br />
Marmelade auf den Tisch. Das ist ein guter<br />
Start in den Tag – und bislang haben wir<br />
uns noch jedes Mal über ein Lob für die<br />
Marmelade freuen dürfen. Jörg Ciszewski<br />
Die Welt in 1000 Teilen<br />
Zugegeben: Ich bin eine Spätberufene<br />
oder besser: eine Wiederentdeckerin.<br />
Seit ich nach<br />
25 Jahren Abstinenz wieder<br />
das erste 1000er-Bild zusammengelegt<br />
habe, bin<br />
ich vom Puzzle-Fieber<br />
gepackt. Es hat fast<br />
etwas Medidatives,<br />
Teil für Teil<br />
in die Hand zu<br />
nehmen und<br />
aneinanderzuklicken.<br />
Und das<br />
Foto: imago/YAY Images<br />
Foto: imago/Shotshop<br />
Schöne ist: Am Schluss kommt<br />
immer etwas Perfektes raus.<br />
Es ist aber auch sehr kommunikativ,<br />
so ein Puzzle gemeinsam zu<br />
legen. Die Talente sind in der Familie<br />
meist gut verteilt: Es gibt<br />
Himmelspezialisten, Wiesentüftlerinnen,<br />
Rahmenleger und Einzelteiljägerinnen.<br />
Wer mag, kann das<br />
Gemeinschaftswerk aufkleben<br />
und an die Wand hängen. Oder<br />
wieder in die Schachtel packen<br />
und mit einem anderen Puzzle-Fan<br />
tauschen. Klassische<br />
Puzzles mit schönen Motiven<br />
gibt es ab zehn Euro zu kau fen.<br />
Tipp: Die Firma<br />
Ravensburger<br />
bietet einen Service<br />
für verlorene<br />
einzelne Puzzleteile<br />
an.<br />
Bettina Schubarth<br />
Erinnerungen<br />
Je älter ich werde,<br />
umso mehr freue ich<br />
mich über nicht-materielle Geschenke<br />
zu Weihnachten. Dass das<br />
Fest mittlerweile für viele eher eine<br />
Konsumschlacht geworden ist,<br />
empfinde ich als befremdlich.<br />
Nicht-materielle Geschenke – das<br />
können selbst gemalte Bilder der<br />
Kinder für die Großeltern oder<br />
Gutscheine für gemeinsame Unternehmungen<br />
und Erfahrungen sein.<br />
Im Rückblick ist<br />
die Zeit, die<br />
man bewusst<br />
gemeinsam<br />
verbringt,<br />
die schönste<br />
Erinnerung<br />
– besonders<br />
mit<br />
Menschen,<br />
die man nicht<br />
so häufig sieht oder die vielleicht<br />
schon gestorben sind. Ich weiß<br />
heute nicht mehr, was mir meine<br />
Lieblingstante zu Weihnachten als<br />
Kind geschenkt hat, aber an gemeinsame<br />
Unternehmungen denke<br />
ich immer gerne zurück – und<br />
wenn es nur ein langer Spaziergang<br />
oder ein schönes Abendessen<br />
miteinander war. Freunden schenke<br />
ich für zukünftige Besuche an<br />
meinem Wohnort beispielsweise<br />
gemeinsame Entdeckungstouren<br />
in der Stadt, manchmal mit, aber<br />
auch ohne Eintrittskarten fürs<br />
Museum oder Kino.<br />
<br />
Julia Frediani<br />
Tolle Schnäppchen<br />
Es muss nicht immer etwas Neues<br />
sein: Auf dem Flohmarkt oder<br />
online auf eBay Kleinanzeigen und<br />
Vinted lassen sich manchmal richtig<br />
tolle Schnäppchen machen. Mit<br />
ein wenig Glück ergattert man ein<br />
fast neues oder sehr gut erhaltenes<br />
Stück. Natürlich sollte sich die<br />
oder der Beschenkte über das Geschenk<br />
freuen und nicht angewidert<br />
die Nase rümpfen. Wenn man<br />
aber genau das findet, was sich die<br />
oder der andere wünscht, oder<br />
was zu ihr oder ihm passt, spielt es<br />
fast keine Rolle, ob man etwas neu<br />
oder schon ein bisschen gebraucht<br />
kauft. Vergangenes Jahr habe ich<br />
meiner Schwester eine nagelneue<br />
Nähmaschine geschenkt – sie<br />
stand bei der Besitzerfamilie ungenutzt<br />
im Keller herum und war<br />
für ein Drittel des Preises zu haben.<br />
Dieses Jahr bekommt mein<br />
Neffe ein Marken-Dreirad, das ich<br />
günstig erworben habe – er nutzt<br />
es sowieso nur maximal ein Jahr,<br />
dann wird er Fahrradfahren lernen.<br />
Annette Liebmann<br />
Reise durch das Leben<br />
Kinder ab einem bestimmten<br />
Alter wünschen sich häufig Computer-<br />
oder Konsolenspiele. Die<br />
sorgen für viel Action und Spaß,<br />
werden aber gemeinhin nicht als<br />
pädagogisch wertvoll erachtet. Die<br />
bei Eltern beliebtere Alternative<br />
sind Brettspiele. Die haben früher<br />
schon für heitere Familienabende<br />
gesorgt und schaffen das auch<br />
heute noch. Wir haben an unseren<br />
Nachwuchs kürzlich die Neuauflage<br />
des Klassikers „Spiel des Lebens“<br />
von Hasbro verschenkt. Das<br />
kam sehr gut an. Die aufregende<br />
Reise durch das Leben gab es bereits<br />
in den 1980er-Jahren. Die<br />
aktualisierte Version hat nichts<br />
von ihrem ursprünglichen Reiz<br />
verloren. Auch wenn die Botschaft<br />
am Spielende fragwürdig ist: Wer<br />
im Ziel das meiste Geld besitzt,<br />
gewinnt. Mirko Besch<br />
Foto: imago/Shotshop<br />
23 RHPfalz<br />
Allgemein
24 Zeitung <strong>Dez</strong>ember <strong>2022</strong>/Januar 2023 Unterhaltung<br />
Knapp 1000 haben zugesehen<br />
Vor 70 Jahren lief erstmals die ARD-„Tagesschau“<br />
Das Logo der ersten „Tagesschau“ vor 70 Jahren.<br />
Foto: NDR<br />
Am 26. <strong>Dez</strong>ember feiert die „Tagesschau“<br />
im Ersten ihren 70. Geburtstag.<br />
Angefangen hat alles mit<br />
kleinem Publikum und ohne Sprecherin<br />
oder Sprecher.<br />
Während die 20-Uhr-Ausgabe<br />
der „Tagesschau“ heutzutage im<br />
Schnitt von neun Millionen Zuschauerinnen<br />
und Zuschauern<br />
verfolgt wird, waren es bei der<br />
Premiere am zweiten Weihnachtstag<br />
1952 nicht einmal 1000. Mehr<br />
Anschlüsse gab es damals nicht.<br />
Zu der Zeit dominierten noch<br />
die Radionachrichten. Bildbeiträge<br />
von Großereignissen gab es nur in<br />
den Kino-Wochenschauen. Vielen<br />
Menschen war das Fernsehen damals<br />
suspekt, wie der NDR selbst<br />
in seiner Chronik schreibt.<br />
Die Planungen für die „Tagesschau“<br />
begannen im Herbst 1951.<br />
Der Nordwestdeutsche Rundfunk<br />
schloss einen Vertrag mit der Neuen<br />
Deutschen Wochenschau, um<br />
aus deren Filmmaterial eine TV-<br />
Sendung zu produzieren. Ab Januar<br />
1952 wurde geübt, im August<br />
bekam die Sendung ihren bekannten<br />
Namen, und am 26. <strong>Dez</strong>ember<br />
um 20 Uhr war Premiere.<br />
Themen waren die Rückkehr von<br />
US-Präsident Eisenhower aus Korea,<br />
das Richtfest für die Fernsehstudios<br />
in Hamburg-Lokstedt, eine<br />
Eisrevue und das Fußballspiel<br />
Deutschland gegen Jugoslawien.<br />
Die Filme wurden einfach nacheinander<br />
gezeigt. Erst ab März 1959<br />
gab es mit Karl-Heinz Köpcke den<br />
ersten Sprecher.<br />
hei<br />
24 RHPfalz<br />
Allgemein